Ein denkbares Szenario für den 03.11.2020 scheint mir zu
sein, daß Donald Trump aufgrund des erneut extrem schwachen demokratischen
Kandidaten, des die Republikaner extrem bevorzugenden US-Wahlsystems,
Voter-suppression, schwacher Wahlbeteiligung der U30-Generation und Manipulationen
in seine zweite Amtszeit geht. Mutmaßlich wieder mit einer deutlichen
Stimmenminderheit; er hatte schon 2016 fast drei Millionen Stimmen weniger als
Hillary Clinton.
Man darf die stupide Kampagnenfähigkeit der Republikaner nie
unterschätzen; sie verwenden konsequent und skrupellos „talking points“,
drücken den um political correctness bemühten Demokraten ihre Themen auf und
verfügen über nahezu unbegrenzte Mittel.
Sie schrecken vor keiner noch so perfiden Lüge zurück,
setzen auf brutales „negative campaigning“, appellieren an die finstersten xenophoben,
rassistischen und homophoben Stimmungen.
Sie greifen schonungslos auf das gesamte Arsenal der
verbotenen Waffen zu und lassen sich niemals von Fakten verwirren.
Auf der anderen Seite sind da die legendär schlechten Wahlkämpfer
der Demokraten, die so rücksichtsvoll und auf Ausgleich bedacht sind, daß sie
lieber jeden Vorteil so lange zerreden bevor sie eine Attacke auf die GOP starten.
Statt sich auf den politischen Gegner zu konzentrieren, frönen sie ihrem Drang
sich zu fraktionieren, rätseln unter welchen Bedingungen die Fans des einen weißhaarigen
Endsiebziger-Geronten (Sanders) möglicherweise bereit sein könnten für den
anderen weißhaarigen Endsiebziger-Geronten (Biden) zu stimmen.
Jede auch noch so abstruse Umleitung zum Wahlsieg wird mit
Wonne beschritten, während die Trumpster auf direktem Weg voranmarschieren.
Außerdem ist da noch der Kandidat Biden selbst, dem zwar
niemand abspricht eine ehrliche Haut mit den besten Absichten zu sein, aber er
war immer ein Mann der zweiten Reihe, der sicher nicht die hellste Kerze auf
der Torte ist und sein Haltbarkeitsdatum beträchtlich überschritten hat.
Es mangelt ihm an Schlagfertigkeit und Charisma. Undenkbar,
daß er einem pöbelnden Trump in den TV-Duellen gewachsen ist.
Zudem verfügt Biden über kein Amt, kann sich nicht beweisen
und sitzt zur Passivität verdammt in seinem Keller. Hilflos überlässt er Trump
allein die Bühne; völlig unfähig Themen zu setzen und Sendezeit zu generieren.
Seine einzige Chance sind weitere schwere Eigentore der
Trump-Pence-Administration. Aber wie sich jeden Tag aufs Neue zeigt, ist IQ45
nahezu unverwundbar.
Natürlich hängt alles von der weiteren Corona-Entwicklung
ab; möglicherweise ist in einem halben Jahr schon das halbe Weiße Haus
verstorben oder die US-Ökonomie liegt so am Boden, daß gar keine regulären
Wahlen mehr durchgeführt werden können.
Sollte Trump erneut gewinnen, mache ich mir am meisten Sorgen
um Ruth Bader-Ginsburg. Ob sie weitere vier
Jahre durchhält, ist sehr fraglich.
Sollte Trump aber weitere rechtsradikale korrupte Fanatiker wie Beer Kavanaugh in
das oberste Gericht schicken, wären die USA für Jahrzehnte kein Rechtsstaat
mehr.
Donald Trump selbst könnte ein weiterer Wahlsieg vor einer
Flut von Anklagen bewahren. Mit Hilfe seiner Begnadigungs-Power und des jetzt
schon völlig korrumpierten Justizministeriums würde er sein gesamtes
kriminelles Umfelt vor dem Knast bewahren.
Ob die nächste Amtszeit für den notorisch arbeitsscheuen
Golfer ein Vergnügen wird, darf aber bezweifelt werden.
Die US-Wirtschaft befindet sich in einer katastrophalen
Lage, China wird immer mächtiger und der gesamten Trump-Administration fehlt es
an Allem um das Ruder rumzureißen.
Arbeitsmarktzahlen, Börsendaten, Etatdefizite werden sich
nicht mehr dafür eignen, um damit zu prahlen.
Zudem spricht einiges dafür, daß die Demokraten trotz einer
Niederlage im Kampf um das Präsidentenamt dieses Jahr auch die Senatsmehrheit zurück gewinnen könnten. Mindestens
fünf republikanische Senatoren zittern
nämlich um ihre Wiederwahl und haben in ihren Heimatstaaten mit erheblichem
Gegenwind zu kämpfen.
[….] The
U.S. Senate has 53 Republicans and 47 Democrats (including two independents).
There are 35 seats up in 2020 - including special elections in Arizona and
Georgia - of which 23 are held by the GOP. Democrats will need to gain 3 or 4
seats to take control. [….]
Realistischerweise müssten sie allerdings fünf Senatoren dazu
gewinnen, da der Demokrat Doug Jones vor zwei Jahren in Alabama nur aufgrund
extrem ungewöhnlicher Umstände gewann und vermutlich seinen Sitz in dem
zutiefst roten Staat wieder an einen Republikaner verlieren wird.
Richtig gute Chancen den Senat blauer zu gestalten bestehen
nicht, aber die Demokraten haben nicht völlig irreale Möglichkeiten in Colorado
gegen Cory Gardner, in Arizona gegen Martha McSally, in North Carolina gegen Thom
Tillis und in Maine gegen die mehr als berüchtigte Susan Collins.
Mit viel Glück gibt es auch noch Chancen in Iowa gegen Joni
Ernst und in Montana gegen Steve Daines.
Hätten die Demokraten in beiden Kongresskammern die
Mehrheit, wäre es für Donald-I-don’t-take-responsibility-at-all-Trump ganz
angenehm. Es wäre ein perfekter ewiger Sündenbock da; für alles, das schief
geht, müssten die Demokraten als Schwarzer Peter dienen.
Das wäre auch der perfekte
Vorwand nur noch mit Dekreten zu regieren und Vizepräsident Pence gegen Ivanka
auszutauschen. Damit würde seiner fanatisierten Kult-Anhängerschaft
signalisiert nun endgültig mit den verhassten Washingtoner Profipolitikern und
Parteien gebrochen zu haben.
Andererseits könnte der Senat den Personalwünschen der
Familie Trump empfindlich schaden.
Ein weiterer rassistischer Nazi für den Supreme Court käme
nicht mehr so leicht durch den Senat.
Es bräche eine epische juristische Schlacht zwischen Weißem
Haus und Kongress aus. Die Chancen dabei stünden nicht schlecht für die Trumps,
da bereits in den ersten vier Jahren die Supreme Court-Mehrheit gedreht wurde
und zudem hunderte ultrakonservative Demokraten-hassende Bundesrichter ernannt
wurden.
Die USA würde in dieser Schlacht unweigerlich zum Failed
State, in dem der Trump-Familie als letzte Superpower der alleinige militärische
Oberbefehl bliebe.
Keine schönen Aussichten.
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