Samstag, 6. April 2013

Dinge, die die Welt nicht braucht.



Dieses sind allesamt Karrieremänner.

Kardinal Meisner, Kardinal Höffner, Kardinal Wetter, Joseph Ratzinger, Walter Wallmann, Gerhard Stoltenberg, Alexander von Stahl, Günther Oettinger, Kurt Georg Kiesinger, Joseph Goebbels, Hermann Göring, Joseph Mengele, Peter Harry Carstensen, Kurt Faltlhauser, Ernst Nolte, Hermann Höcherl, Philipp Jenninger, Max Streibl, Ernst Kaltenbrunner, Alfred Dregger, Rainer Barzel, Bernhard Vogel, Horst Mahler, Heinrich Lübke, Erzbischof Dyba, Bischof Hengsbach, Bischof Hudal, Bischof Huber, Guido Westerwelle, Markus Söder, Jürgen Rüttgers, Heinz-Christian Strache, Hartmuth Mehdorn, Kurt Waldheim, Franz-Josef Strauß, Jörg Haider, Hanns Seidel, Eckart von Klaeden, Kai Diekmann, Freidrich Merz, Sepp Blatter, Klaus Kinkel, Klaus Esser, Kardinal Frings, Kardinal v. Faulhaber, Eberhard Diepgen, Herbert Hupka, Peter Ramsauer, Georg Freiherr von Waldenfels, Günther Beckstein, Christoph Ahlhaus, Rupert Scholz, Hans Globke, Thomas Goppel, Alphons Goppel, Edmund Stoiber, Kurt Rebmann, Thomas Klestil, Heinrich Lummer, Klaus-Rüdiger Landowsky, Ronald Barnabas Schill und Wolfgang Schäuble.
Außer der offensichtlichen, daß sie alle Arschlöcher sind, haben diese Rechten, Nazis und Geistlichen zwei Gemeinsamkeiten.
Sie sind nicht in der SPD und sie sind Burschenschaftler.
Der SPD-Parteirat legte 2006 erneut fest, eine Mitgliedschaft in einer Burschenschaft der Burschenschaftlichen Gemeinschaft sei nicht mit einer Mitgliedschaft in der SPD vereinbar. 

Ich erinnere mich ganz genau, als ich noch als Schüler abends in einer Kneipe einen Typen traf, der kurz vor mir Abi gemacht hatte und äußerst nervös wirkte, weil er am nächsten Tag zu einer Mensur erscheinen müsse.
Damals hörte ich das Wort „Mensur“ zum ersten mal und dachte sofort, daß ich noch nie im Leben etwas Bekloppteres gehört hätte! 
Sich als Mutprobe einen Säbelhieb verpassen zu lassen und dann würde auch noch erwartet irgendeinen Dreck in die Wunde zu reiben, damit die Narbe in der Fresse möglichst sichtbar bliebe.

Und heute regt man sich über Tattoos auf.

Das nächste mal hörte ich als ich schon selbst studierte von einer Burschenschaft ganz bei mir in der Nähe, als eine Freundin zu einem Tag der offenen Tür eingeladen wurde.
„Bist Du doof? Du willst devot „auf’s Haus“ gehen, weil die heute einmal eine Ausnahme machen und Frauen reinlassen?“
Sie wollte aber.
Der Tag war aber nicht sehr gelungen. Obwohl diese Verbindungstypen Geld wie Heu haben und mit einer Prachtvilla an einem Alsterarm beeindruckten.
Direkt am Wasser wurde ein Buffet für die Gäste aufgestellt und auf einem Nebentischchen lag ein Haufen Wasserpistolen. Offenbar sollte eine Wasserpistolenschlacht veranstaltet werden, mutmaßte meine Freundin und fürchtete um ihre Garderobe.
Das sollte allerdings ihre geringste Sorge bleiben.
Wie sich herausstellte waren die Wasserpistolen nicht bloß mit Wasser gefüllt, sondern mit einer konzentrierten PRIL-Lösung.
Der Spaß der Burschenschaftler bestand darin, die zu der Jahreszeit frisch geschlüpften Entenküken aufzuspüren und sie so mit dem Spülmittel zu beschießen, daß sich das Gefieder, bzw der Flaum entfettete und sie anschließend jämmerlich in der Alster ertranken.

Spaß à la Studentenverbindung.

(Meine Freundin machte sich dort reichlich unbeliebt, als sie nach einem Pöbelanfall, der nur auf Gelächter verstieß, kurzerhand die Pril-Pistolen klaute und damit abhaute.)

Das sind Geschichten, die sich in mein Hirn einbrennen.
 Jedes Mal, wenn ich an dem Verbindungshaus vorbei fahre, habe ich den Drang das Steuer rumzureißen und den Schuppen zu rammen.
Wenn man die Mitglieder alle in einen Sack steckt und ordentlich mit einem Knüppel draufhaut, trifft es jedenfalls nie einen Falschen.

Während ich die Burschenschaftler vor 25 Jahren als unangenehm rechtslastige Sadisten ohne Hirn einschätzte, muß ich inzwischen deutliche Überschneidung mit dem Rechtsextremismus hinzufügen.
Typen in schlagenden Verbindungen halte ich für gefährlicher als die Hautköpfe, die in der NDP mitmachen. Letztere sind ohnehin Abschaum und werden kaum Karrieren in der „richtigen Welt“ machen. Erstere hingegen fressen irgendwann Kreide, nutzen ihre unfassbar starken Vitamin-B-Vorräte und steigen in Spitzenpositionen auf. 
Von dort aus üben sie tatsächliche Macht aus.
 Es gibt offenbar kaum Unions-Ministerpräsidenten, die nicht aus einem solchen Milieu stammen.
Das läßt für die Zukunft einiges befürchten, denn die rechten Säufer mit dem Hang zur Gewalt werden immer rechter.
Die Deutsche Burschenschaft ist nach ihrem Bruderkampf noch weiter nach rechts gerückt. [Es] könnte sich eine gefährliche Allianz von Rechtsextremen formieren.

Es begann mit dem Entsetzen einiger Burschenschafter über die rassistischen Forderungen ihrer Verbandsbrüder in den sogenannten Ariernachweis-Anträgen. Es endete an diesem Wochenende nach fast zwei Jahren, zumindest vorläufig: Die Spaltung der Deutschen Burschenschaft (DB) ist besiegelt. In den kommenden Wochen werden die wenigen verbliebenen national-liberalen Bünde den gleichen Weg wählen wie bereits viele Burschenschaften vor ihnen - raus aus dem Dachverband, der nun vollends unter die Kontrolle völkisch-großdeutscher Phantasten gekommen ist.

[…] Nur noch ein bis zwei Prozent der Studierenden sind überhaupt noch korporiert.

[…] Dennoch gibt es gute Gründe, die verfassungsfeindlichen Tendenzen in ihr nicht als bierselige Verirrungen skurril kostümierter Männer abzutun. Das zeigen allein folgende drei Aspekte:

Erstens existiert eine unheilvolle gegenseitige Attraktivität völkischer Bünde und rechtsextremer Aktivisten: Viele Burschenschaften haben ein immenses Nachwuchsproblem; ihre Alten Herren sind über jeden Studenten froh, der sich ihnen überhaupt noch anschließen will. […]

Zweitens entspringt der Eindruck von Burschenschaften als einer skurillen Splittergruppe einer sehr bundesdeutschen Perspektive. In Österreich spielen die strammrechten Brüder eine weitaus bedeutendere Rolle - vor allem in der rechtspopulistischen FPÖ. Dem ORF zufolge sind 16 der 34 FPÖ-Abgeordneten Burschenschafter, unter ihnen der umstrittene Martin Graf, Mitglied im Präsidium des Parlaments. […]
In Hamburg gibt es die „PB! Chattia“, die tiefbraun zu verorten ist.
Bereits seit den 90er-Jahren beobachtet der Hamburger Verfassungsschutz einzelne Burschenschaften. Vor allem aus der "Pennalen Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg" (PB! Chattia) werden immer wieder Auftritte von Nazi-Rednern bekannt. Die Verbindung sieht sich als "Gemeinschaft patriotisch gesinnter Deutscher", die Begriffe wie Ehre, Kameradschaft, Volk und Heimat in Ehre halten wolle.
Die Chattia ist offenbar bereits mit einem Bein im Untergrund.
Über die „Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg“ ist auch in der antifaschistischen Öffentlichkeit wenig bekannt. Sie arbeitet streng konspirativ, ihre Mitglieder tragen Tarnnamen wie Sargnagel, nennen sich nach Militärs wie Wallenstein oder Tirpitz oder auch nach dem Plastiksprengstoff Semtex. Sie „sind stolz eine tatkräftige, verschworene Gemeinschaft von Freunden zu sein.“ Die Konspirativität hat berechtigte Gründe, denn in ihren Reihen finden sich gehäuft überzeugte Neonazis. In den letzten beiden Jahren gerieten allerdings gleich zwei ihrer Alten Herren in die Schlagzeilen: Martin Stoffers, weil er für die CDU-Hochschulgruppe an der Uni Hamburg kandidierte und in deren Vorstand saß, sowie Jochen Schmutzler, der als Lehrer an einer katholischen Schule arbeitete. Stoffers musste zurücktreten und Schmutzler wurde von seinem Arbeitgeber gekündigt.

Die Chattia wurde 1989 im hessischen Friedberg gegründet und nennt sich nach dem Volksstamm der Chatten. Mitte der 90er Jahre übersiedelte sie nach Hamburg und wurde u.a. von Stoffers und Schmutzler aufgebaut. Schmutzler kandidierte schon 1978 für die NPD und ist der Partei bis heute treu geblieben. Seine Frau Karin, ebenfalls NPD-Mitglied und Lehrerin, arbeitet außerdem für die neofaschistische Jugendorganisation „Heimattreue Deutsche Jugend“. Da die Chatten kein eigenes Burschenhaus haben, treffen sie sich regelmäßig bei den Schmutzlers zum Stammtisch. Für einen Vortrag über seine Teilnahme an der berüchtigten Holocaust-Konferenz im Iran kam z.B. im Februar 2007 extra ein verurteilter Holocaustleugner in das Haus der braunen Pädagogen.

Wer eine längere neofaschistische Vergangenheit hat, sucht sich auch einen entsprechenden Partner. Jochen Schmutzler ist nicht nur ebenfalls Lehrer an einer katholischen Schule in Farmsen, sondern auch schon lange in völkischen Kreisen unterwegs. 1994 war er Sprecher der Schüler-Burschenschaft „Chattia Friedberg zu Hamburg“ und lud damals zu „Heldengedenken“, „Reichsgründungstagen“ und Vorträgen mit bekannten Rechtsextremisten ein. Im Mai 2005 vermeldete die Zeitung „Die Welt“: „Burschenschaft lockt Neonazis an die Universität“ und machte auf die „von den Sicherheitsbehörden als rechtsextrem eingestufte Burschenschaft ,Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg‘“ aufmerksam. „Einzelne Mitglieder der Burschenschaft sind nach Erkenntnissen des Hamburger Verfassungsschutzes selbst in der rechtsradikalen Szene aktiv“, wusste die Welt weiterhin zu berichten. Jochen Schmutzler ist inzwischen verdienter Alter Herr und mit Mütze und Band auf Homepage der Pennalie bei einem altgermanischen „Julfest“ verewigt. In seiner Verbindung begrüßt man sich mit „Heil“, meint, gegen „sittliche Entartung“ und „für Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung streiten zu müssen“, und fühlt sich als „das letzte Aufgebot deutschen Volkstums“. Die propagierte völkische Ideologie wird kombiniert mit einem betont männlichem Habitus: Die braunen Burschen schlagen Säbelmensuren am nackten Oberkörper. Die Chattia hat Kontakte zu ehemaligen Waffen-SS-Mitgliedern, und einige ihrer ehemalige Schüler sind inzwischen bei der Burschenschaft Germania Hamburg aktiv. Zum Keilen, wie man das Werben in burschenschaftlichen

Kreisen nennt, verteilte die Pennalie in der Vergangenheit Flugbätter an Hamburger Schulen. Heute bedient man sich des Internets, um Schüler und Studenten beiderlei Geschlechts zu ködern. Aufmerksamkeit erregte die Chattia im Mai vergangenen Jahres, als sie den Vortrag eines „Weltkriegsveteranen“ und Auschwitzleugners im Stellinger Alten Rathaus als „Pflichttermin“ empfahl: Gekommen war die gesamte Hamburger Neonazi-Prominenz von NPD und Freien Kameradschaften. Zu regelmäßigen „Singestammtischen“ treffen sich die brauen Burschen und Frauen bei den Schmutzlers zu Hause im noblen Poppenbüttel.

Apropos Singen: Frau Schmutzler leitet auch einen Ostpreußenchor, der gelegentlich in Hamburger Kirchen auftritt. Sie sängen immer alle drei Strophen des Deutschlandliedes, betont die Chorleiterin in diesem Zusammenhang. Ähnlich wie ihr Mann ist die Studienrätin nicht nur von Berufs wegen, sondern auch in ihrer Freizeit um Jugendliche „bemüht“. Frau Schmutzler verantwortet das Postfach der „Leitstelle Nord“ der neonazistischen „Heimattreuen deutschen Jugend“ in Hamburg.
Die LINKE-Bürgerschaftsfraktion in Hamburg befragte 2011 den Senat zu den braunen Burschen-Umtrieben und erfuhr, daß die Chattia als rechtsextremistische eingestuft wurde und in den Verfassungsschutzberichten der letzten Jahre erwähnt wurde.
Dennoch läßt man sie aber offenbar gewähren, wie ein Tumult von heute zeigt.
Was in der großen, weißen Villa stattfindet, lässt sich von außen natürlich nicht sehen. Aber es gibt Regeln für das Ritual hinter verschlossen Türen: Sie schreiben vor, dass sich junge Männer gegenüber treten, das Gesicht mit einem Helm bedeckt, die Oberkörper frei, in den Händen stumpfe Säbel. Damit müssen sie sich gegenseitig attackieren, wenn es sein muss bis aufs Blut.

Die pennale Mensur ist eine Tradition der Schülerburschenschaften, die vor allem in Österreich praktiziert wird. An diesem Samstag allerdings wird sie auch in Deutschland gepflegt: In Hamburg haben sich zwei deutsche Schülerburschenschaften getroffen, um ihre Mitglieder in einer sogenannten Hatz gegeneinander antreten zu lassen, die pennale Burschenschaft Chattia Friedberg und die gymnasiale Burschenschaft Germania. Über Facebook hatten sie ihre "Waffenbrüder" dazu eingeladen.

[…] Besonders heikel ist […] die pennale Mensur, wie sie jetzt in Hamburg stattfinden sollte. Hier gehen nicht Studenten aufeinander los, sondern teilweise minderjährige Schüler. […]  Beide Burschenschaften gehören zum Allgemeinen Pennäler Ring (APR), einem Dachverband, der laut Selbstdarstellung "national-freiheitliche und wehrhafte Pennalkorporationen unter seiner Fahne" vereine. Hier formiert sich der Nachwuchs der Rechtsaußen-Burschenschafter.

[…] Die Stimmung bei den Burschenschaften ist deshalb angespannt, die Presse ein rotes Tuch. Fotografiert werden will kaum einer der Hatz-Teilnehmer in Hamburg. Die meisten verdecken ihr Gesicht, als sie in das Haus der Burschenschaft Germania Königsberg gehen. Zwei von ihnen greifen jedoch zu aggressiveren Methoden.

Ein junger blonder Mann mit Sonnenbrille geht vor den Augen der Polizei auf einen Fotografen los, der vor dem Gebäude wartet. Er versucht, ihm die Kamera aus der Hand zu schlagen, schubst ihn nach hinten gegen einen Baum. Der Fotograf schreit, fällt. Die Polizei schreitet ein. Nach einem kurzen Handgemenge ist alles vorbei.

Doch nur wenige Minuten später kommt es erneut zu einem Übergriff. Dieses Mal fühlt sich ein Herr im Anzug durch die Presse gestört. Auch er wird handgreiflich, verfolgt den Fotografen sogar noch meterweit und versucht, ihn zu Boden zu werfen. Wieder muss die Polizei eingreifen, um den Angriff zu beenden.

Die Polizei sah allerdings keinen Grund, gegen die Veranstaltung in der weißen Villa und das archaische Ritual der Mensur vorzugehen.

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