Die Fernsehsender widerholten es genüsslich, ließen Factchecker erklären, wie dreist Trump die Fakten verbog. Man lachte sich ins Fäustchen bei der Vorstellung, wie peinlich Trump seine Sprüche sein müssten, wie blamabel es für diejenigen wäre, die ihn eben noch unterstützt hatten, nun wieder von ihm abzurücken.
Offener Rassismus, physische Behinderungen nachäffen, permanent seine Frau mit Pornodarstellerin betrügen, Wahlkampfunterstützung aus Russland bekommen, damit prahlen Frauen in den Schritt zu greifen: Im Jahr 2015 galt jedes einzelne dieser Vorkommnisse, noch als ausreichender Grund, seine politische Ambition zu beerdigen und sich in Schimpf und Schande zurück zu ziehen.
Selbst seine Anhänger dachten das. Es war ja amüsant mit Trump, aber nun müsse er sich zurück ziehen und so werde man doch Ted Cruz wählen.
Allein, niemand hatte das Fehlen jeglichen Schamgefühls einkalkuliert. Der grell orange geschminkte Schwachkopf findet sich selbst grundsätzlich so fabelhaft, daß ihn keine auch noch so blamable Eselei erschüttern kann.
Der Man trat nicht zurück, sondern schockierte unvermindert weiter mit der öffentliche Enthüllung seiner charakterlichen und intellektuellen Unzulänglichkeit. Nach dem ersten Schock über diese ungeheuerliche Dreistheit, das unverschämte Selbstlob, das maßlose Übertreiben, die völlig unverhohlene Verachtung von Schwächeren und Minderheiten, hatte er seine Fans fester an seiner Seite, denn je. Denn der Mann traute sich was!
Indem der Trump-Fan von 2015 von einem ganz durchschnittlichen konservativen Wähler, den Schritt in das verbotene Terrain der Unmoral und Lüge gemacht hatte, erbrachte er das Opfer, um ein Kultmitglied zu werden.
Sich in den Sog der Bösartigkeit und politischen Unkorrektheit zu begeben, sich in den Strudel des Hassbotschaften fallen zu lassen, hatte etwas ungeheuer befreiendes. Endlich musste man nicht mehr bei verschlossenen Türen und hinter vorgehaltener Hand sagen, daß man „die Neger hasst“. Endlich musste man nicht mehr verklausuliert über die Ablehnung von Migranten sprechen, sondern konnte sich mit der AR15 im Arm zur Grenze begeben und seinen Hass herausschreien. Endlich keine Fesseln der politischen Korrektheit mehr, die einem Start-Halbsätze, wie „ich habe ja nichts gegen Schwule, ABER…“ aufzwang. Endlich fiel die lästige Mühe weg, sich Belege und Erklärungen für seine toxischen Verschwörungen auszudenken. Endlich ungefiltert seine schwarze Seele in die Öffentlichkeit ergießen. Endlich war es egal, was die anderen denken. Endlich keine Minderwertigkeitsgefühle gegenüber den Menschen, die einen Schulabschluss hatten oder Rechtschreibung beherrschten.
Urplötzlich war man in die Präsidentielle Elite aufgestiegen. Endlich war die kleine Blase der Debilen und Stinkenden, der Doofen, der Fastfoodfresser, die noch nie ein Buch gelesen hatten, kein Makel mehr, sondern Mainstream. Mehrheit und Maßstab.
Wir wissen, wie es im Januar 2017 kam. Trump wurde als Präsident vereidigt, übertraft seine eigene Peinlichkeit jeden neuen Tag neu. Damit schweißte er seine Fans, die all ihren Anstand, ihre Ehre ihre Reputation für ihren Messias geopfert hatten, immer fester an sich.
So schlimm, so bekannt.
Erstaunlich ist aber die Stagnation der Trumpgegner, die auch 2024 die gleichen Fehler von 2015 zelebrieren. Immer noch DEBUNKEN sie, halten die Kameras auf das orange Elend, „covern“ stündlich seine neusten Eruptionen des Hasses, zerren seine Lügen und Rechtschreibfehler ins Licht.
Dabei war schon 2016 die Erkenntnis, daß das nicht funktioniert und keinen einzigen Wähler davon abhält, für die senile furzenden kriminelle Pest zu stimmen. Neun Jahre, über 30.000 akribisch dokumentierte Trump-Lügen, eine Flut von Anklagen und Prozessen und Impeachments, ohne daß ein GOPer von ihm abrückt.
Immer noch verdammen Top-Journalisten, wie die CNN-Ikone Jake Tapper, Trumps tägliche Ausfälle als „un-american“, „unprecedented“ und „anti-constitutional“.
Immer noch unterliegt Tapper dem grandiosen Irrtum, den 75 Millionen Trump-Wählern bedeute die Verfassung, die Demokratie, das Vaterland irgendetwas.
Dabei ist das offenkundig seit neun Jahren nicht der Fall.
GOPer wettern gegen den Staat, gegen die Polizei, gegen das FBI und preisen Putin.
In Deutschland die gleiche Doofheit. Im zehnten Jahr der AfD laden alle Talkmaster die Faschisten in ihre Sendungen und scheitern daran, die Brauen zu entlarven. Dabei hat das noch nie geklappt.
Der Urnenpöbel kreuzt die AfD nicht trotz der völkischen antisemitischen antidemokratischen hochverräterischen Aussagen an, sondern gerade deswegen.
Es ist völlig egal, daß die AfD von China und Russland bezahlt wird, um Deutschland zu schaden.
Der deutsche Urnenpöbel ist moralisch so komplett verkommen, daß er Putin-Fans, Hitler-Fans, Demokratiehasser, Staatsfeinde und Kriminelle wählt.
Da machen Hochverräter und China-Spione wirklich nichts aus. Das glatzköpfige Pack wählt nicht wegen des neuesten Krah-Skandals plötzlich Olaf Scholz.
Die lieben Putin.
Gute Nacht, Deutschland.
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