Sie agiert offen faschistisch und erfährt dafür nicht weniger, sondern mehr Zuspruch.
„Die EU muss sterben, damit Deutschland leben kann“ ließ der Faschist und Parteistar Bernd Höcke seine jubelnden Anhänger auf dem Europaparteitag in Magdeburg wissen.
Bei der letzten Bundestagswahl am 26. September 2021 erhielt die AfD 10,3% der Stimmen. In absoluten Zahlen sind das 4.803.902 Zweitstimmen. Etwas weniger als die 12,6% bei der vorherigen Bundestagswahl am 24. September 2017, als die AfD 5.878.115 Wahlberechtigte dazu brachte, ihr die Zweitstimme zu geben.
Nachdem inzwischen aber die letzten Demokraten aus der Partei gedrängt wurden und genauso offen, wie lautstark Anleihen aus Hitlers „Mein Kampf“ propagiert werden, hat sich die AfD-Wählerschaft mehr als verdoppelt.
Hochgerechnet auf die 20-23%, welche die Faschisten gegenwärtig nach allen Umfragen erhielten, wären also gute zehn Millionen deutsche Wahlberechtigte dazu bereit, ihr Kreuz bei einer offen menschenfeindlichen, faschistischen Partei zu machen. Das ist die Nazi-Größenordnung aus der Weimarer Republik.
Zum Vergleich; bei einer der letzten demokratischen Reichstagswahlen am 06.11.1932, erhielt Hitlers NSdAP insgesamt 11.737.021 Simmen, entsprechend 33,1%. Zwei Monate später war er Reichskanzler, führte Deutschland in den totalen Untergang und hinterließ ein zerstörtes Europa mit 60 Millionen Toten.
Politiker von CDU, CSU, FDP, Grünen, SPD und Linken erkennen zwar die Existenz eines riesigen Problems, verfügen aber offenkundig weder über genügend Netz-Expertise, geschweige denn über eine Strategie, wie man den AfD-Lügen Einhalt gebietet. Der SPIEGEL widmete seine vorletzte Titelgeschichte dem scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg der AfD. Alle anderen Parteien betrübt es sehr, aber das Hamburger Nachrichtenmagazin konnte nicht einen erfolgversprechenden Lösungsansatz ausmachen.
Immer noch plappern sie hilflos von den „Enttäuschten“, die eigentlich gute Menschen wären und nur aus Verärgerung über Wärmepumpen Nazis wählen.
Die Sozialpsychologin Pia Lamberty leitet den Thinktank Center für Monitoring, Analyse und Strategie, kurz CeMAS, und versucht mit einem kleinen Wissenschaftsteam die Verbreitung von Hass, Desinformation und Verschwörungstheorien zu verstehen, zu vermessen und nach Möglichkeit auch zu bekämpfen.
[….] „Eigentlich finde ich es gar nicht das Interessanteste, auf die radikalen Ränder der Gesellschaft zu gucken“, sagt Lamberty. „Wir gucken auf den extremen Raum, weil unserer Erfahrung nach das, was da passiert, oft später, verzögert in der Gesamtgesellschaft ankommt.“ Das Radikale rückt in die Mitte – oder die Mitte wird radikaler, wie man’s nimmt. Deshalb hält Lamberty auch die These, dass die hohen Umfragewerte für die AfD doch sicher nur ein Ausdruck von Protest seien, für groben Unfug. „Die Wahl für solch eine Partei passiert nicht einfach so“, sagt Lamberty. Umfragen und Studien zeigten doch seit Jahren, dass ein großer Teil der Wählerinnen und Wähler der AfD mit deren Inhalten ideologisch übereinstimmt. Mit einer Partei, die sich immer weiter radikalisiert. Auf dem Parteitag konnte man diese Radikalisierung gerade wieder gut beobachten: Ein Bewerber für die EU-Wahl sagte, aus Brüssel komme „Gift“ von „Globalisten“, ein anderer, von Beruf Lokführer, sagte, sein Zug sei mittlerweile ein „rollendes Asylantenheim“, ein dritter sagte: „Deutschland ist ein besetztes Land.“ [….]
Die von mir hochgeschätzte und viel zitierte schottische Schriftstellerin A. L. Kennedy befasst sich intensiv mit rechtsextremen Strömungen wie der Trump-Partei und den unsäglichen Brexiteers bei ihr in Großbritannien.
Angesichts der „DEXIT“-Forderung der AfD, die nicht nur einen Austritt Deutschlands, sondern auch ein Ende der EU wünscht und dafür immer mehr Zuspruch einheimst, warnt uns Kennedy vor diesem rechtsextremen Brexit-ähnlichen Populismus. Sie zeigt auf die soziale, ökonomische, ökologische und demokratische Krise im eigenen Land.
[….] Selbst die erpresserischen Verbündeten unserer Regierung in der Presse schaffen es nicht, eine Politik zu feiern, die ungefiltertes Abwasser in unsere Flüsse und an unsere Strände leitet. Man könnte sagen, dass alle derzeitigen politischen Projekte denselben Effekt haben, dass unsere Führer mit ihren kleinen Geistern, ihren kleinen Seelen gerne auf uns scheißen. Wenn man den Populisten nachgibt, wenn man ihnen erlaubt, die Moral zu verzerren, die Realität zu untergraben und zu tun, als gäbe es zu jedem Argument ein ebenso legitimes Gegenargument, dann bekommt man Scheiße. Wenn man einer hypnotisierten Presse erlaubt, Faschisten Sauerstoff zu geben; wenn man diese Faschisten Macht sammeln lässt an schäbigen Orten, wo sich Spionage, Mafiamentalität und Narzissmus treffen, dann bekommt man Scheiße. Endlos viel Scheiße.
Und Sie kriegen Tod. Die Zahl der unnötigen Toten in Großbritannien ist beschämend. Seit mehr als einem Jahrzehnt haben unsere Politiker effektives Regieren durch performative Grausamkeit ersetzt, deshalb sterben Menschen. Menschen ertrinken in kleinen Booten, verhungern zu Hause, bringen sich um, erliegen unbehandelten Krankheiten, sterben in Gefangenenlagern und Polizeizellen. Wer einen Faschisten wählt, der wählt den Tod. Ihre glänzende Gewissheit, ihre Versprechen, sie sind Scheiße und Tod.
Die extreme Rechte gewinnt an Zugkraft, unterstützt durch Online-Kampagnen, die genau Bescheid wissen über Zielgruppen und emotionale Trigger, aber wir können Widerstand leisten. Es ist unbedingt notwendig, die Wähler über die Grundlagen der psychologischen Manipulation und der Fehlinformation im Internet aufzuklären, während wir uns gleichzeitig selbst aufklären. [….]
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