Samstag, 31. Juli 2021

Die Alten reißen uns rein.

Die Wochenendzeitungen philosophieren über den von allen Umfrageinstituten gemessenen Abschwung der CDU/CSU und den in den katastrophalen Bereich abrutschenden persönlichen Werten Armin Laschets.


Genau das war nach der Pannenkaskade Laschets und Baerbock zu erwarten.

Untrügliches Zeichen für den gar nicht mehr so sicheren CDUCSU-Wahlsieg, sind die Tritte Söders unter Laschets Gürtellinie. So lange er annahm, es mit dem mächtigen nächsten Kanzler zu tun zu haben, hielt sich der perfide Bayer zurück; nun streut er wieder Salz in die Wunden des gemeinsamen Kandidaten.

Die politischen Kommentatoren spüren die allgemeine Unzufriedenheit mit Merkels Nachfolgekandidaten und geben ihre höfliche Zurückhaltung auf.

[…..] Vergessen Sie Madonna, Heidi Klum oder Calvin Klein. Ein neuer Trendsetter hat den Thron erklommen – und es ist zur Abwechslung sogar ein Deutscher. Egal, was Armin Laschet (CDU) macht, es trendet: #laschetdenktnach, #laschetkneift, #laschet­lügt, #laschetlacht. Der aktuelle Trend: #laschetschreibtab – der CDU-Kanzlerkandidat hat zugegeben, in seinem Buch keine saubere Quellenarbeit geleistet zu haben. Schaut man, was sich hinter diesen Trends verbirgt, wird klar: Dieser Mann ist als Kanzler untragbar. Laschet ist der König der Negativ-Trends. Seine Stilkritik: verheerend. […..]

(Viola Dengler, 31.07.2021)

Aufgrund seines bekannten Hanges, sich öffentlich um Kopf und Kragen zu reden und in Fernsehstudios zur Lachnummer zu werden, ist es verständlich und richtig, sich von LIVE-Diskussionen zurück zu ziehen.


So kniff er wahltaktisch wohlüberlegt vor einem Auftritt beim jüngeren Pro7-Publikum mit  Scholz und Baerbock.

[…..]  Absage für ProSieben-Wahlkampfshow »Unkonventionell. Direkt. Spontan.« Aber ohne Armin Laschet.

Im Mai hatte sich Armin Laschet noch bei ProSieben befragen lassen. Doch für einen weiteren Auftritt in einer Wahlshow steht der Unions-Kanzlerkandidat laut Sender nicht zur Verfügung. Die Konkurrenz kommt.  [….]

(SPON, 29.07.2021)

Laschet, der nicht nur persönlich leicht abstoßend wirkt, sondern auch über keinerlei politische Konzepte verfügt, kann in so einem Format nur verlieren.

Den Drückeberger-Shitstorm sitzt er aus. Denn dies ist seine einzige ganz große Qualität: Stoisch den Scheiße-Regen über sich ergehen zu lassen.  Die Kritik ist allerdings inzwischen deutlich.

[….] Armin Laschet hat Talkshows für junge Menschen abgesagt. Wenn er sich schon im Wahlkampf nicht für ihre Anliegen interessiert, wird er es als Kanzler noch weniger tun. [….]  Mit jungen Menschen gewinnt man keine Wahlen. [….] Laschet [….] kann es sich also erlauben, eine komplette Generation zu ignorieren. Und das tut er gerade auch: Er sagt eine Talkshows nach der anderen ab, mit der er sie erreichen könnte. [….] Am Donnerstag sagte eine Sprecherin von ProSieben, dass Laschet nicht an der geplanten Bundestagswahlshow mit den drei Kanzlerkandidaten und -kandidatin teilnehmen werde. Das ist nicht das erste Mal: Bereits im Juni wollte er sich nicht auf eine Wahlkampfdebatte mit Rezo und Tilo Jung auf YouTube und Twitch einlassen, den Plattformen, auf denen die Gen Z unterwegs ist. [….] Warum sollte sie sich noch für Politik interessieren, wenn sich die Politik ganz offensichtlich nicht für sie interessiert? Das hat auch das vergangene Jahr gezeigt, denn es wurde kaum Rücksicht auf die Situation von Kindern, Schülerinnen und Schülern oder Studierenden genommen, wirtschaftliche Interessen waren wichtiger. [….]

(Berit Dießelkämper, Die ZEIT, 31.07.2021)

Die Flut der durchaus sehr lustigen Laschet-Memes in den sozialen Medien erweckt den Eindruck, als sei die CDU-Kampagne gegen die Wand gefahren. Der homophobe katholische Kandidat ist eine Witzfigur, die offenbar niemand als Kanzler möchte.





Aber vorsichtig; die veröffentlichte Meinung und die öffentliche Meinung sind immer noch zwei verschiedene Paar Schuhe.

Die große Majorität der Wähler verwendet Twitter nicht, ist nicht Mitglied in politischen Facebook-Gruppen und liest keine Zeitungen. Die Mehrheit ist unpolitisch und konservativ. So erklärt sich auch, weswegen die CDUCSU trotz ihres desaströsen Kandidaten immer noch doppelt so stark wie die SPD mit dem viel beliebteren Kandidaten ist.

Die meisten Menschen wollen ein Weiter-So mit Merkel; sind viel zu faul, darüber nachzudenken, was wirklich geschehen sollte und bleiben daher bei der Merkel-Partei.




Hinzu kommt, daß die lustigen Laschet-Memes ein Jugend-Phänomen sind.

Die U30-Wähler sind weitgehend unpolitisch, interessieren sich mehr für Feiern oder die Olympischen Spiele. Daher wird immer die niedrigste Wahlbeteiligung bei den Jungen gemessen. Offenkundig interessieren sie sich am wenigsten für ihre eigene Zukunft.

Aber selbst wenn sie alle geschlossen erkennen würden, wie wichtig Bildung, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit sind, wenn sie zu 100% Rot, Rot oder Grün wählten, hätte es kaum Einfluss auf das Wahlergebnis.  Die alten Säcke sind viel mehr.

Insofern hat Laschet Recht, die Kritik an seiner Pro7-Absage auszusitzen.

Er holt die Stimmen woanders.

[…] Selten war die Bevölkerung derart gespalten zwischen älteren und jüngeren Wählern wie in diesem Jahr. [….] Achtundfünfzig Tage vor der Bundestagswahl wächst die Nervosität, vor allem bei der Union, dass die bislang stabile Lage von CDU und CSU in den Umfragen im letzten Moment doch noch gefährdet werden könnte. Nach Flut, Armin Laschets Grinsen im unpassenden Moment und dem kurzen und heftigen Schlagabtausch über Vorteile für Geimpfte und die Testpflicht für Urlaubsheimkehrer fehlt der Union das positive Thema, mit dem sie die Wahlkampagne der letzten Wochen vorantreiben könnte. [….] Freilich ist es auch für lediglich 22 Prozent aller Wahlberechtigten wichtig, wer Kanzler oder Kanzlerin wird. 69 Prozent geben der nächsten Regierungskonstellation mehr Bedeutung als den Kandidaten.  Das kann den Spitzenkandidaten Laschet und Baerbock nur recht sein, die in der Imagebefragung katastrophale Werte erzielen. [….]


Auf die Frage nach der Eignung als Kanzlerkandidat oder -kandidatin erzielt Armin Laschet bei den über 60-Jährigen die besten Werte (41 Prozent), [….]  Bei 60,4 Millionen Wahlberechtigten ist die Verteilung der Stimmmacht indes eindeutig: Nur 14,4 Prozent der Wählerinnen und Wähler sind jünger als 30. Die Stimmen kommen diesmal vom anderen Ende der Altersskala: 19,6 Prozent sind zwischen 50 und 59, 16,9 Prozent zwischen 60 und 70, und beeindruckende 21,3 Prozent der Wählerinnen und Wähler sind über 70 Jahre alt. Macht zusammen 57,8 Prozent oder 34,8 Millionen potenzielle Stimmen. Nimmt man die seit Jahrzehnten messbare hohe Wahlbeteiligung der älteren Wahlgänge und das abnehmende Wahlinteressen der Jungen zur Grundlage, dann ist der Generationenkonflikt perfekt, der sich zugunsten der Union auswirken könnte. [….]

(Stefan Kornelius, SZ, 30.07.2021)

Freitag, 30. Juli 2021

Die Kann-Nix-Republik.

Seit Helmut Schmidts Kanzlerschaft, stehen die deutschen Konservativen auf der Bremse des technischen Fortschritts.

Nach 40 Jahren des Schlafens, sind Merkels Untertanten dementsprechend bei fast allen Zukunftsthemen abgehängt.

In Deutschland gibt es keinen Computerhersteller mehr, niemand kann ein Mobiltelefon bauen und das Internet ist das langsamste Europas.

Konsequent haben konservative Politiker und die technikfeindlichen Grünen über Jahrzehnte den Fortschritt bei IT und Gentechnik blockiert.

Deutschland wird international ausgelacht, verliert kontinuierlich Marktanteile. Neue Patente kommen heute aus den USA und Asien. Tumbe deutsche Autolobbyisten haben immer nur die alten Errungenschaften von vor einem halben Jahrhundert konserviert. Elektromotoren, Chipherstellung, moderne Antriebstechnologien kommen nicht aus deutschen Fabriken; ganz zu schweigen von Künstlichen Intelligenzen, die die schöne neue Welt steuern. Über viele Jahrzehnte war die deutsche Pharma- und Chemieindustrie weltweit führend.

Wenn doch einmal etwas gelingt, wie der Corona-Impfstoff von Biontech, liegt es an den wenigen Einzelkämpfern außerhalb der Universitäten. Um das Serum schnell massenhaft herzustellen, musste Biontech mit dem amerikanischen Riesen Pfizer kooperieren. Deutschland als „Apotheke der Welt“ war einmal. Die wichtigsten Medikamente auf dem deutschen Markt kommen heute alle aus Indien. Zwischen Flensburg und Bodensee ist man noch nicht mal in der Lage Hygieneartikel wie FFP-Masken oder OP-Handschuhe zu fabrizieren.

Die Spitzenforschung in diesen Bereichen ist längst abgewandert, weil die deutschen Schulen und Universitäten von verschnarchten Fachfremden wie Anja Karliczek international den Anschluss verloren haben.

Die CDU vermochte es, die einstige technologische Führung zu verspielen, indem sie einseitig und tumb Technologien des letzten Jahrtausends – AKWs, Verbrenner-PKWs, Massentierhaltung – förderte und alles Fortschrittliche aus Deutschland vertrieb. Nun sind wir Europas Internet-Schlußlicht. Es ist unklar, ob der Rückstand noch aufzuholen ist. Ganz sicher sind aber die asiatischen Länder technisch längst uneinholbar enteilt.

Nach 16 Jahren Merkel und unzähligen Bildungsgipfeln, können deutsche Schulen mit keinen Corona-Hygienekonzepten aufwarten, weil noch nicht einmal die Waschräume funktionieren.

Man arbeitet mit Matrizen, Overheadprojektoren und Erdkundekarten aus den 1960er Jahren. An dieses dubiose #Neuland ist in Schulen gar nicht zu denken. Dafür müsste man schließlich funktionierendes WLAN haben. Da es das nicht gibt, brauchen wir auch keine Computer-Hardware für Schüler. Es passt ins Bild, das international abgegeben wird.

 (…..)  Deutsche haben keinen natürlichen Modegeschmack. Niemals werden sie mit so einer natürlichen Eleganz wie Franzosen, Italiener oder Spanier durch die Straßen gehen.

Popmusik ist ebenfalls sehr schlimm zwischen Bodensee und Flensburg. Auf nationaler Ebene gibt es zwar Superstars, aber die schaffen es fast nie über die Grenzen. Ganz im Gegensatz zu Briten, Skandinaviern und Amerikanern, die kontinuierlich Welt-Talente hervorbringen.

A propos Amerikaner. Die können TV, Serie und Kino. Haben geniale Showrunner, Late-Night-Talker, politische Comedians und Autoren.

All das sucht man vergeblich in Deutschland. International erfolgreiche Dramaserien gibt es nicht, weil hier geglaubt wird, die Serien-Azubis aus den täglichen RTL-Trash-Serien wären Stars und gute Autoren brauche man gar nicht.

Deutsche müssen aber auch nicht alles können. Wozu auch; das wäre ja absurd in der globalisierten Welt, wenn man nicht auf das Knowhow und die Fähigkeiten derer, die es viel besser können, zugriffe.

Es gibt zum Beispiel keinen deutschen Energiekonzern, der in der Lage wäre Off-Shore-Windräder aufzustellen. RWE hat mal vor Jahren testweise zwei Errichterschiffe in Pusan bauen lassen, weigerte sich aber Rat von erfahrenen Ingenieuren anzunehmen und beauftragte einen Reeder mit dem Betrieb, der bisher nur Containerschiffe charterte.

Dilettantismus und Provinzialismus potenzierten sich so wunderbar, daß beide Schiffe nach zwei Jahren Hals über Kopf an eine chinesische Reederei verkauft wurden. Nun macht RWE eben wieder in Braunkohle, rodet den Hambacher Forst. Die modernen Technologien wurden aufgegeben. Hocheffektive Windräder auf hoher See errichten nun Briten und Dänen. Was soll’s? In Deutschland kann auch niemand ein Mobiltelefon herstellen oder ein Groß-Bauprojekt planen. Also lieber gleich das nächste mal in China anrufen, wenn Elbphilharmonie, BER oder Stuttgart21 geplant werden.

Traditionell ausgelacht werden auch die westdeutschen Schlapphüte.   Das sind immer die Deppen, die auffällig irgendwo rumsitzen und darauf hoffen Tipps von richtigen Geheimdiensten zu bekommen.  Bis heute hängt Merkel am Rockzipfel der CIA und NSA, weil die Jungs in Pullach ohnehin nichts mitbekommen und hocheffektiven Diensten wie KGB und Mossad hoffnungslos unterlegen sind.  Ein Treppenwitz der deutschen „Wiedervereinigung“, daß von zwei Spionagediensten, deren Spione das gleiche taten, diejenigen, die richtig gut waren alle in den Knast geschickt wurden – nämlich Micha Wolfs Leute – und die Blödmänner vom BND das Sagen haben. (….)

(Wie der Herr, so sein Gescherr, 18.09.2018)

Natürlich kann so ein Deppenstaat, in dem Fachleute systematisch aus dem Gesundheitsministerium ferngehalten werden, keine Pandemie managen. Wir übermitteln Infektionsdaten von den Gesundheitsämtern per Fax an das RKI, aber auch nur Montag bis Freitag, 09.00 bis 16.00 Uhr.

Deutschland kann noch nicht einmal mehr Militärtechnik.

[…..] Symptomatisch dafür steht die Gorch Fock, das nicht mehr schwimmfähige Marine-Schulschiff, an dessen Sanierung das geballte Knowhow der Verteidigungsministeriums und der Marine scheitert. Es wurde 1958 für 10 Millionen DM gebaut. Seit 2015 wird das Schiff bei der Elsflether Werft in einem Schwimmdock in Bremerhaven saniert. Bisher wurden dafür 135 Millionen Euro verprasst. Wann das Schiff jemals wieder schwimmfähig ist, steht in den Sternen. Im besten Fall funktioniert das Kadettenausbildungsschiff in ein paar Jahren nach einigen weiteren hundert Millionen Euro Kosten wieder und Deutschland kann stolz sein auf seine Marine auf dem technischen Stand von vor 75 Jahren. Man sollte meinen, daß heutzutage von der Bundesmarine andere Fertigkeiten beherrscht werden sollten. Moderne Aufklärung, Drohneneinsatz, Tarnkappentechnik, Mobilität zu Luft. Aber wozu? Die deutschen Marinehubschrauber funktionieren sowieso alle nicht, Drohnen können wir nicht nur nicht herstellen, sondern sind seit zehn Jahren sogar zu doof welche zu kaufen. 500 Millionen hatte Ex-Verteidigungsminister de Maizière bei dem Versuch „Euro Hawk“-Drohen zu beschaffen, versenkt.  Das Projekt wurde eingestellt und immerhin besteht in den folgenden sechs Jahren Konsens darüber, daß man das Desaster nicht erklären kann und die technischen Probleme unlösbar sind.  Das ist eben Deutschland: Vollkommen unfähige und überforderte CDU-Minister und eine Regierungschefin, der das alles vollkommen egal ist. [….]

(Teutonenphlegma, 08.06.2019)

Nun muss Deutschland nicht international führend sein.

Ich fände es ganz sympathisch, wenn das Land, dessen Pass ich möglicherweise in Zukunft tragen werde, aus dem Konzert der Großen ausschert und sich eher mit Österreich oder Portugal misst.

Wünschenswert wäre allerdings, wenn wenigstens die Selbstverwaltung klappen würde.

Unglücklicherweise ist aber auch die Majorität des Urnenpöbels verblödet und neigt dazu, peinliche Pannenpolitiker nach vorn zu wählen.  Fassungslos muss man zusehen, wie zwei von drei Kanzlerkandidaten schon mit dem Wahlkampf hoffnungslos überfordert sind.

Ein 82-Millionen-Volk zu regieren ist mindestens drei Nummer zu groß für Laschet und Baerbock. Es gruselt mich bei der Vorstellung, einer der beiden Trottel sollte einst als Kanzler/inmit Schwergewichten wie Xi oder Putin verhandeln. Das wäre so, als ob man einen Zwergpinscher gegen eine Dogge antreten ließe.

Daher bleibt nur noch Olaf Scholz als einzig wählbare Alternative auf dem Stimmzettel. Die Grüne und der Schwarze  müssen inzwischen von ihren eigenen Parteien versteckt werden, weil sie öffentlich jedes Mal irgendeinen Unsinn von sich geben, so daß sie blamiert dastehen und die jeweilige Partei einen Entschuldigungsmarathon beginnen muss.

[…..] »Ich bin gespannt, was da bei Laschet nach seiner Entschuldigung noch alles kommt«, sagte Klingbeil dem SPIEGEL. Er sieht neuen Zwist zwischen den Unionsparteien: »Markus Söder distanziert sich immer deutlicher von seinem eigenen Kandidaten und hat offensichtlich keine Lust mehr, Verantwortung für Laschets Fehler zu übernehmen.  […..] Während die Grünen und die CDU durch ihre Kampagne stolpern und mittlerweile ihre Kanzlerkandidaten verstecken, überzeugt Olaf Scholz mit seiner Sachlichkeit und Erfahrung im Rennen um das Kanzleramt.«  [….]

(SPON, 30.07.2021)

Was informierte Menschen schon seit zehn Jahren wissen, daß Laschet für sein Buch Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance rechtswidrig sein halbes Ministerium einspannte und dennoch nur ein schlecht zusammenkopiertes Blabla fabrizierte, gelangt nun an die größere Glocke – Baerbock hatte mit ihren zahlreichen Plagiatspeinlichkeiten vorgelegt.

[…..] Die Union und ihr Kanzlerkandidat Armin Laschet stehen zunehmend unter Druck. Knapp zwei Monate vor der Bundestagswahl am 26. September verlieren CDU und CSU laut Umfragen wieder an Zustimmung und auch das Vertrauen in Laschet selbst ist angeschlagen. Doch es kommt noch dicker: Der CDU-Chef muss nun auch noch einräumen, bei einem früheren Buch abgeschrieben zu haben. [….]

(NTV, 30.07.2021)

Annalena Baerbock kann sich unterdessen nicht zurücklehnen, weil sie noch mitten im N-Wort-Shitstorm steht.

Außerdem eifern die Grünen gerade der AFD nach, die durch eigene Doofheit und Unkenntnis der Prinzipien einer freien Wahl, gerade  im Bundesland Bremen von der Teilnahme an der Bundestagswahl ausgeschlossen wurde.

Den debakulierenden Baerbock-Grünen gelang dieses Kunststück gleichzeitig im Saarland.

[….] Grüne im Saarland vorerst von Bundestagswahl ausgeschlossen!  Das Hickhack um die Spitzenkandidatur im Saarland kostet die Landes-Grünen vorerst ihre Zulassung zur Bundestagswahl. Der Wahlausschuss verweist auf einen »schweren Wahlrechtsfehler«.  [….]

(SPON, 30.07.2021)

Es ist offensichtlich; Grüne und CDU; AfD sowieso; sind den simpelsten Anforderungen einer parlamentarischen Demokratie nicht gewachsen. Zu doof, um zur Wahl zugelassen zu werden.

Dazu hoffnungslos überforderte Spitzenkandidaten, die nicht in der Lage sind, inhaltliche Diskussionen zu prägen. Für Deutschlands Zukunft sehe ich schwarz; und zwar dunkelschwarz.

[…..] Carsten Schneider, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, attackierte den CDU-Chef: »Auch Armin Laschet liefert nun erneut Stoff für Debatten über persönliche Verfehlungen«, sagte Schneider dem SPIEGEL.  Zugleich fordere Laschet eine Sachdebatte im Wahlkampf. »Für die Auseinandersetzung über die Zukunftsthemen in Deutschland hat er leider bisher nichts anzubieten«, so Schneider. »Wenn nun über seine Schludrigkeiten in seinem Buch geredet wird, darf er sich nicht wundern.« […..]

(SPON, 30.07.2021)

Wenn die Deutschen auch 2021 der Meinung sind, diese Laschet-CDU zur mit Abstand stärksten Partei zu machen, müssen wir uns nicht über den kontinuierlichen Abstieg der Nation wundern, die noch unter Brandt, Schmidt und Schröder internationale Debatten dominierte, politische Führungsrollen übernahm.

Donnerstag, 29. Juli 2021

Osteuropäische Dunkelkatholiken

In Osteuropa stehen Orthodoxie, bzw. Katholizismus für Homophobie, Antisemitismus, Obrigkeitshörigkeit, antidemokratische Bestrebungen und dunkelsten Konservatismus.

Die Kirchen, die Kardinäle unterstützen sehr klar die autokratischen und korrupten Führer Orbán, Putin und Kaczyński, begeistern sich für den brutalen Kurs gegenüber Flüchtlingen und mittelalterliche homophobe Gesetze.

Ich glaube nach wie vor, daß Wladimir Putin viel zu intelligent ist, um persönlich beim Gedanken an Schwule in Panik zu geraten.   Er regierte viele Jahre ohne irgendwelche LGBTI-kritische Aussagen. So lange er völlig ungefährdet riesige Mehrheiten bekam, hatte er den Abstieg in solche Niederungen gar nicht nötig. Erst als seine Wahlsiege fragiler wurden, schloss er den Pakt mit der Kirche.

Der Deal ist simpel: Putin garantiert die Privilegien der Popen, setzt die von ihnen gewünschten antischwulen Gesetze durch und bekommt dafür von allen Kanzeln Wahlempfehlungen.

So funktioniert es schon 100 Jahre zwischen rechten Autokraten und Kirche; überall auf der Welt. Hitler-Deutschland, Franco-Spanien, Mussolini-Italien, Tiso-Slowakei, später kamen die faschistischen Militärdiktaturen in Südamerika und nun verpartnern sich Franziskus‘ Jungs mit dem Assad-Regime und den finstersten Kräften Osteuropas.

[……] Warum viele Christen hinter Orban stehen  [……] „Ungarn ist ein demokratischer Staat. Manchmal ist er sogar demokratischer als Länder, die unsere Regierung scharf kritisieren“, sagt der ungarische Pfarrer György Gregersen-Labossa im Gespräch mit PRO. [……] Gregersen-Labossa ist einer derer, die Viktor Orban entschieden verteidigen [……] Was Labossa über die Pressefreiheit in Ungarn zu sagen hat, steht im starken Widerspruch zu den Einschätzungen internationaler Beobachter[……] Labossa betont, dass Religion und christliche Werte für viele Ungarn eine Bedeutung hätten. Circa 70 Prozent der Bevölkerung gehörten der römisch-katholischen Kirche an. [……] Nicht verstehen kann der Theologe die Debatte über Regenbogenfahnen während der Fußball-Europameisterschaft. [……]

(Johannes Blöcher-Weil, PRO, 28. Juli 2021)

Natürlich sind Franzis Fürsten weltweit als perfide Apologeten wider des Humanismus unterwegs. In ganz Afrika, aber auch zum Beispiel in den USA verbreiten sie puren Menschenhass.

[……] Der texanische Bischof Joseph Edward Strickland hat den Regenbogen auf Twitter zu einem gegen Gott gerichtetes Zeichen erklärt. Wörtlich schrieb der 62-Jährige: "Der Regenbogen wurde als Zeichen des sündhaften Pride und als Zeichen der Rebellion gegen Gottes Gebote vereinnahmt, statt ein Zeichen der Hoffnung zu sein", so Strickland. "Lasst uns für die Welt und die Kirche beten, damit die menschgemachten Götzen unserer Zeit von der Welt und der Kirche abgelehnt werden und wir wieder demütig vor dem allmächtigen Gott knien." […..]

(Queer.de 21.07.2021)

Aber nur in Osteuropa funktioniert die Symbiose zwischen den antihumanistischen Episkopaten und den antidemokratischen Herrschenden so perfekt.

Der real existierende Katholizismus wurde inzwischen erfolgreich auf eine neue Eskalationsstufe der Perfidie gehoben: Bischöfe und Priester missbrauchen Myriaden kleine Jungs, fallen als sexuelle Raubtiere über Kinder her und verwenden gleichzeitig die besonders niederträchtige und falsche Gleichsetzung von Homosexualität und „Pädophilie“, um noch mehr Homophobie zu fördern.

So erfreut sich der polnische Theologieprofessor und Priester Dariusz Oko (Homosexuelle sind "Kolonie von Parasiten") großer Beliebtheit in der deutschen erzkatholischen Szene.

[…..] Oko kramt den alten Gassenhauer "Schwule = Kinderschänder" hervor.   In dem Text werden schwule Männer außerdem pauschal als Menschen diffamiert, die eher Kinder sexuell missbrauchten als Heterosexuelle. So behauptet der Autor, "dass etwa 20 Prozent der Homosexuellen eine ephebophile oder päderastische Vorliebe haben, was eine ihrer typischen Störungen ist" – eine Quelle für diese Behauptung wird nicht genannt.    "Theologisches" ist ein seit 1970 erscheinendes Magazin von katholischen Dogmatikern mit Sitz in Köln, das zwischen 2003 und 2010 von David Berger herausgeben worden war. Der Theologe fiel in Ungnade, als er sich als schwul outete (queer.de berichtete). Später wurde er Chefredakteur des schwulen Magazins "Männer". Inzwischen verkehrt Berger aber fast ausschließlich in Rechtsaußen-Zirkeln – er war etwa 2018 und 2019 Kuratoriumsmitglied der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung. Daneben bietet er in seinem Blog sogar Neofaschisten eine Plattform, um gegen LGBTI-Rechte zu polemisieren (queer.de berichtete).  […..]

(DK, 03.03.2021)

Die deutschen Katholiban von David Berger über Gabriele Kuby, Laschets Opus Dei, die Piusbrüder bis hin zu Beverfoerdes „Demo für alle“ sind einerseits begeistert von den Homohass-Heiligen aus dem Osten, andererseits umso frustrierter, daß sie mit ähnlich schrillen Tönen in der deutschen Bevölkerung keinen Anklang finden; ja sogar teilweise aus der Amtskirche Ablehnung erfahren.

Mit seinen letzten Hetz-Artikel in der früheren David-Berger-Zeitschrift trieb es der polnische Priester allerdings zu weit.

[……] Eine deutsche Gerichtsentscheidung löst im katholischen Polen große Aufregung aus: Das Kölner Amtsgericht hat gegen den polnischen Theologieprofessor und Priester Dariusz Oko einen Strafbefehl wegen Volksverhetzung erlassen. Grund ist ein Artikel Okos in der deutschsprachigen Zeitschrift Theologisches, in dem er homosexuelle Priester unter anderem als "Plage" und bezeichnet. Wörtlich heißt es im Artikel: "Eine solche Homomafia verhält sich wie jede Mafia wie ein rücksichtsloser Parasit, wie ein Krebsgeschwür, das sogar bereit ist, seinen Wirt zu töten, die letzten Ressourcen und Vorräte aus ihm herauszusaugen, um seine bequeme Existenz zu sichern", so schreibt Oko über homosexuelle Priester. Der Artikel trägt die Überschrift "Über die Notwendigkeit, homosexuelle Cliquen in der Kirche zu begrenzen". Diese Aussagen seien geeignet, den öffentlichen Frieden zu stören und gegen einen Teil der Bevölkerung zum Hass anzustacheln, entschied das Kölner Amtsgericht in dieser Woche und erließ eine Geldstrafe gegen Dariusz Oko über 4800 Euro. Auch gegen Chefredakteur Johannes Stöhr, der in Köln lebt, wurde Strafbefehl verhängt. Laut einer Gerichtssprecherin haben Stöhr und Oko jeweils Einspruch dagegen eingelegt. [……]  Oko äußerte sich im polnischen Fernsehen: Er habe einen wissenschaftlichen Artikel geschrieben und "bekannte Fakten über Homosexuelle in Soutane und ihre Gewohnheiten" gesammelt.  Oko ist in Polen kein Unbekannter: Der 61-Jährige ist Leiter des Lehrstuhls für Kognitive Philosophie der Päpstlichen Universität "Johannes Paul II." in Krakau und häufig Gast in polnischen Talkshows. Er ist Autor eines Buchs mit dem Titel "Lavendel-Mafia" über angebliche schwule Netzwerke innerhalb der katholischen Kirche. [……]

(SZ, 29.07.2021)

Wie weit entfernt die osteuropäischen Katholiban von Demokratie, Anstand und Realität stehen, zeigt sich in Okos Reaktionen, der sich aufgrund der Geldstrafe für seine menschenfeindliche Hetze, mit den sechs Millionen von NS-Deutschland  ermordeten Juden und den 50.000 von den Nazis verurteilten Schwulen vergleicht.

[…..] "Die Deutschen stecken mich ins Gefängnis? Meine Großeltern retteten Juden, obwohl die Deutschen es verboten hatten. Ich bin ähnlich entschlossen, die Kirche vor Homo-Cliquen zu retten."  [….]

(Professor Oko)

Allein dafür sollte seine Geldstrafe verdoppelt werden.

Der Pakt der homohassenden Katholiken Osteuropas mit den antidemokratischen Regierungen funktioniert. Die extremistische PiS-Regierung springt dem homohassenden Hetzer sofort bei.

[…..] In Polen hat der Strafbefehl für ein großes Medienecho gesorgt. Vertreter*innen der polnischen Organisation Ordo Iuris, die international mit anderen LGBTI-feindlichen Organisationen wie der deutschen "Demo für alle" zusammenarbeitet, werden dabei ausführlich zitiert. [……] In einer "Petition an das Amtsgericht Köln und die Bundeskanzlerin Angela Merkel" heißt es, dass es sich bei dem Artikel Okos um eine akademisches Werk handle. Darin weise der Priester lediglich auf Auswirkungen der "Homolobby" in kirchlichen Strukturen hin, "darunter pädophile Straftaten, die von Hierarchien mit homosexuellen Neigungen begangen wurden". […..] Auch aus der rechtpopulistischen polnischen Regierung gibt es Unterstützung für Oko. Justizstaatssekretär Marcin Romanowski erklärte etwa: "Das Gericht missachtet die akademische Freiheit und zieht Täter den Opfern vor." [….]

(Queer.de, 27.07.2021)

Bezeichnend und entlarvend ist die Wahl der Co-Adressatin der „Petition“: Angela Merkel.

Offenbar ist in Polen vergessen worden, daß es im Rest Europas noch Demokratien mit Gewaltenteilung gibt, in denen die Regierung als Exekutive grundsätzlich keinen Einfluss auf die Judikative (Gerichtsurteile) nehmen darf.

Kirche und Regierung in Polen gehen ganz selbstverständlich davon aus, daß die deutsche Bundeskanzlerin wie in der PiS-Bananenrepublik Gerichtsentscheidungen nach ihrem Gutdünken bestellen könnte.

An dieser Stelle wünsche ich Herrn Oko, daß die nächsthöhere Instanz bei der Revision des Urteils statt einer Geldstrafe, fünf Jahre Haft verlangt.

Mittwoch, 28. Juli 2021

Nazi-Toleranz.

Die Kohl- und Merkel-CDU war zumindest noch beschämt und pikiert, wenn der Zentralrat der Juden in Deutschland Antisemitismus anprangerte.

Die CDU-Bundestagsabgeordneten Philipp Jenninger oder Martin Hohmann verloren nach antisemitisch zu verstehenden Äußerungen ihr Amt, bzw die Parteimitgliedschaft. Der faschistoide Hohmann sitzt seit 2017 daher für die AfD im Bundestag. Immerhin gab die CDU also einen Sitz ab, weil sie keine offensichtlichen Rechtsradikalen unter sich haben wollte.

Diese Nazi-Intoleranz ist aber offenbar kein CDU-Parteikonsens mehr. Annegret Kramp-Karrenbauer scheiterte daran, ihre ostdeutschen Landtagsabgeordneten von der extremistischen Höcke-AfD zu lösen. Ihr Nachfolger Laschet versucht es gar nicht erst, akzeptiert Verschwörungstheoretiker und Antisemiten in seiner Partei. Besorgte bis entsetzte Warnungen des Zentralrates der Juden, ignoriert der erzkatholische Opus-Dei-Freund.

(…..)  Natürlich ist es absolut nicht tabuisiert, israelische Politik oder Politiker zu kritisieren.   Antisemitismus sollte aber ein TABU sein. Inmitten all der von Populisten gezündeten Fake-Tabu-Nebelkerzen, fällt es aber zunehmend schwer sauber zu trennen.  Natürlich bedient der CDU-Bundestagskandidat Hans-Georg Maaßen immer wieder bewußt antisemitische Klischees.   Das ist in den letzten Wochen so gründlich von seriösen Recherche-Teams und Medien wie dem SPIEGEL nachgewiesen worden, daß ich das Fass nicht erneut aufmache.

Maaßen ist Antisemit.

Von einem antisemitischen Kandidaten sollte sich die CDU als größte Regierungspartei verabschieden.   Aber auch die Laschet-CDU versagt in dieser Hinsicht, genau wie auch schon die AKK-CDU zum Entsetzen des Zentralrates der Juden mit Antisemitismus flirtete, ohne diese zu verdammen.

Armin Laschet persönlich verteidigt sogar den antisemitischen Rechtsaußen Maaßen. Er will keinen Antisemitismus wahrgenommen haben.  Und das in einer Krisensituation, in der antisemitische Übergriffe zunehmen. (….)

(Laschet-CDU auf Antisemitismus-Kurs, 18.05.2021)

Die selbst für AfD-Verhältnisse besonders völkische und extremistische Thüringer Landesgruppe unter ihrem „Führer Höcke“ erscheint der ebenfalls recht rechtsextremen „Werte-Union“ als passender Koalitionspartner.

Es gab nicht eine einzige Nein-Stimme aus der gesamten CDU-Landtagsfraktion in Thüringen, als sich der Faschist Höcke zum Ministerpräsidenten wählen lassen wollte.

Die CDU kennt keine Moral mehr; Teile plädieren offen für einen Pakt mit Nazis.

Jede Partei leidet an echten Spinnern in ihren eigenen Reihen.

Entscheidend ist aber, daß die Thüringer im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen und der Bundesvorsitzende keinen Anlass sieht, gegen die antisemitischen Umtriebe Stellung zu beziehen.

Wieder ist der Zentralrat der Juden in Deutschland schockiert von der CDU-Faschisten-Toleranz, wendet sich empört gegen den Millionen-Segen für die AfD-Stiftung, in dessen Vorstand auch der rechtsextreme Hetzer David Berger saß. Aber Erzkatholik Laschet sind die Ängste der Juden völlig egal.

[…..] Der Zentralrat der Juden hat die Forderung mehrerer Thüringer CDU-Politiker kritisiert, in Anbetracht der schwierigen Landtagswahlergebnisse offen auch für Gespräche mit der AfD zu sein. "Die Thüringer CDU-Kommunalpolitiker, die gesprächsoffen für die AfD sein wollen, handeln verantwortungslos. Denn sie tragen dazu bei, die AfD weiter salonfähig zu machen", sagte Zentralrat-Präsident Josef Schuster dem Berliner "Tagesspiegel". [….]

(SZ/dpa, 05.11.2019)

[…..] Steuergelder für rechte Stiftung? Der Zentralrat der Juden in Deutschland und weitere Organisationen warnen vor staatlicher Finanzierung der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung. […..] Der Stiftung würden mutmaßlich Beträge in zweistelliger Millionenhöhe zustehen, sollte die AfD bei der Wahl im September erneut in den Bundestag einziehen. […..] Die Desiderius-Erasmus-Stiftung sei "eine rassistische, antisemitische und völkische Organisation", sagte Doron Kiesel, Wissenschaftlicher Direktor des Zentralrats der Juden. Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann mahnte, "es ist schlichtweg absurd, wenn der demokratische Rechtsstaat diejenigen unterstützt, die ihn abschaffen wollen". Luisa Neubauer von Fridays for Future warf der AfD vor, sie schüre "Hass und Hetze". Dass die Agenda der Partei "über eine Stiftung auch an die Universitäten getragen werden soll, ist unerträglich".  […..]

(Tagesspiegel, 29.06.2021)

Unerfreulicher als die Nazi-Toleranz innerhalb der CDU, sind aber die zunehmenden Überschneidungen, die es zwischen Grünen und Völkischen gibt.

1.

Da ist der notorische grüne Rassist Boris Palmer, der seiner Partei auf der Nase tanzt.

2.

Da sind die Verbindungen der Grünen Esoterik/Homöopathie-Freunde mit den Impfgegner/Querdenkern.

3.

Da ist Daniel Günther, der CDU-Lieblingsministerpräsident der Grünen, die mit ihm in Kiel koalieren. Günther ist ebenso wie Laschet erzkatholisch und forderte im Schleswig-Holsteinischen Wahlkampf einen Schweinefleisch-Pflichttag in Schulkantinen – ein Affront gegen Muslime, aber eben genauso auch ein antisemitischer Klassiker, denn nichts ist so wenig koscher wie Schwein. Kein Jude darf Schwein essen. Dieser Antisemitismus war aber kein Problem für die koalitionswilligen Grünen.

4.

Da ist Hessen. Im Juni 2021 stellten sich die Hessen-Grünen demonstrativ gegen die Opfer des NSU-Terrors.

(….) Aber statt sich auf die Seite der Opfer des rechtsextremen Terrorismus zu stellen, schützen die Grünen lieber die angebräunte Hessen-CDU („Jüdische Vermächtnisse“), die als Verfassungsschutzaufseher womöglich schlecht aussehen könne.

[…..] Nach taz-Informationen hat der Petitionsausschuss des hessischen Landtags am Mittwoch die Forderung nach Offenlegung der geheimen hessischen NSU-Akten mit der Mehrheit von CDU und Grünen zurückgewiesen. Offiziell gab es für diese Entscheidung weder eine Bestätigung, noch wollten die Landtagsparteien dazu Stellung nehmen. Hinter der Forderung, die Akten freizugeben steht die Petition Change.org/NSU-Akten. […..] Damit ist die Petition Change.org/NSU-Akten, die bereits von mehr als 120.000 BürgerInnen unterschrieben wurde, im ersten Anlauf gescheitert. Enttäuscht zeigte sich Miki Lazar, einer der Initiatoren der Kampagne. Die Argumentation von CDU und Grünen, der Persönlichkeitsschutz für V-Leute und Beamte erfordere die Geheimhaltung der Akten, nennt Lazar „scheinheilig.“ [….]

(taz, 12.05.2021)

Schande, Schande, Schande über die Grünen!

Hier handelt kein einzelner Spinner wie Boris Palmer, sondern ein ganzer Landesverband und die Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock findet nichts dabei!

Die Grünen verdienen keine einzige Stimme mehr, nachdem sie den Naziopfern nachträglich noch einmal in Messer in den Rücken gerammt haben. (…..)
(Grüne schützen Nazis, 03.06.2021)

5.

Da ist Baden Württemberg. Die konservativen Kretschmann-Grünen, die trotz anderer Mehrheiten lieber mit der CDU koalieren, ermöglichten den Aufstieg eines völkischen AfD-Manns in den Landesverfassungsgerichtshof. Die Grünen wollten anders als die SPD partout nicht gegen die Nazis stimmen.

[….] Die Grüne Jugend Baden-Württemberg hat die Wahl des AfD-Kandidaten scharf kritisiert - und dabei auch die eigene Landtagsfraktion angegriffen. "Keine Enthaltung bei Faschisten! Die Abstimmung im Landtag zur Wahl eines AfD-Kandidaten in den BW Verfassungsgerichtshof hätte so nicht ablaufen dürfen", teilten die Sprecher des Landesverbands Sarah Heim und Aya Krkoutli, am Freitag mit. "Wir verurteilen die Entscheidung, sich bei Mitgliedern der AfD zu enthalten und erwarten eine konsequente und aufrichtige Haltung gegen Rechts." Man dürfe sich niemals an die Präsenz der verfassungsfeindlichen AfD in Gremien gewöhnen. […..]

(SWR, 23.07.2021)

6.

Da ist noch einmal das Grüne Skandal-Bundesland Hessen, in dem die Behörden rechtsextremen Attentätern die persönlichen Daten ihrer Anschlagsopfer lieferten, ohne daß die Grünen finden, es wäre an der Zeit, die Koalition mit der braunschwarzen Hessen-CDU („jüdische Vermächtnisse“) zu verlassen.

[…..] Man fragt sich manchmal, was eigentlich noch alles schiefgehen kann beim Umgang mit Opfern rechter Gewalt. Dass sie oft alleingelassen werden mit ihrer Angst - lange bekannt. Dass sie abgetan werden als überbesorgt oder hysterisch - deutscher Alltag. Aber dass der Staat den rechtsradikalen Verfolgern ihre Ziele quasi auf dem Silbertablett darbietet - das hat eine neue Qualität.  Es geht um die Frankfurter Anwältin Seda Başay-Yıldız, die seit drei Jahren von Rechtsradikalen bedroht wird. Sie kündigten ihr an, ihre kleine Tochter zu "schlachten" und sie zu töten. Bei den Ermittlungen wurde bekannt, dass Frankfurter Polizisten die Adresse der Anwältin widerrechtlich herausgegeben hatten. Die Bedrohte musste umziehen, ihr Kind in eine neue Kita gehen. Danach dachte man eigentlich, schlimmer könnte sich der hessische Sicherheitsapparat nicht mehr diskreditieren. Heute weiß man: Doch, er kann es.

Ein Hinweis auf die streng geheime neue Wohnadresse von Başay-Yıldız ist vom Vorsitzenden des hessischen Untersuchungsausschusses zum Mordfall Walter Lübcke an alle Mitglieder weitergeleitet worden - auch an die der AfD. Dazu auch noch die Adresse des Kindergartens, in den ihre Tochter geht. Damit haben ein paar Dutzend Menschen Zugang zu höchst vertraulichen Daten. Und gerade einzelne Mitarbeiter von AfD-Abgeordneten in den Länderparlamenten sind in der Vergangenheit immer wieder durch Kontakte in die rechtsextremistische Szene aufgefallen.

Im Mai war in Berlin ein Mann festgenommen worden, der Başay-Yıldız und ihre Familie unter dem Namen NSU 2.0 bedroht hatte. Bereits damals fiel auf, dass die hessische Polizei geradezu triumphierend erklärte, der Verdächtige sei kein Hesse und auch kein Polizist. Es hörte sich an wie: Dann ist ja alles gut. Dass gleichzeitig noch Ermittlungsverfahren liefen gegen die Polizisten, die die Adresse herausgegeben hatten, war dann offenbar nicht mehr so relevant. Die Beamten waren mit übelsten rechtsradikalen Chats aufgefallen.

Die neuerliche Preisgabe geheimer Adressdaten als Panne zu bezeichnen, wäre untertrieben. Ganz offensichtlich nehmen die hessischen Verantwortlichen die weitere Bedrohung der Anwältin als Kollateralschaden in Kauf. […..]

(SZ, 28.07.2021)

Dienstag, 27. Juli 2021

Armin Laschet hat es geschafft.

Endlich wird der Mann ohne Eigenschaften, der öffentlich so oft als rheinische Trottellumme da steht, sich in Interviews um Kopf und Kragen redet und immer wieder mit politischer Ahnungslosigkeit frappiert; mit einem Signature Move verbunden.

Inzwischen gibt es etwas, womit ihn jeder sofort identifiziert. So wie Merkels Raute, Seehofers Grusel-Lache Trumps oranges Gesicht oder Schmidts Zigaretten.

Laschet ist der große deutsche Rumeierer.

In den sozialen Netzwerken erfreut sich der „Lasch-o-mat“ große Beliebtheit, mit dem man geschwurbelte Laschet-typische Zitate erstellen kann.



[…..] Kann Laschets Schlafwagen-Strategie funktionieren?

Den Kandidaten nach vorne und bei den Inhalten möglichst vage bleiben: Diese Strategie haben viele Parteien im Wahlkampf schon immer genutzt. CDU-Kanzlerkandidat Armin Lachet scheint das auf die Spitze treiben zu wollen. Selbst CSU-Chef Markus Söder warnt inzwischen davor, eine „Reise im Schlafwagen Richtung Kanzleramt“ könnte schiefgehen.  Unangenehmen Festlegungen geht Armin Laschet im Wahlkampf lieber aus dem Weg: So darf der bekannteste Rechtsausleger der CDU, Hans-Georg Maaßen, weithin unbehelligt mit dem braunen Rand flirten. Ein Machtwort oder die Androhung von Konsequenzen durch Laschet? Fehlanzeige.  Auch beim Thema Steuern wissen die Wähler nicht so recht, woran sie sind. […..]

(MoPo, 27.07.2021)

Keine noch so konkrete Frage, kann er ohne irritierende Floskeln beantworten, so daß stets alles offen und unklar bleibt.

Die dringend notwendige Impfpflicht ist so ein Thema, das den Menschen auf den Nägeln brennt und zu dem es völlig gegensätzliche Meinungen gibt.

Spahn und Lambrecht dagegen, Braun, Lauterbach und Söder dafür; Tschentscher mit sinnvollen konkreten Vorschlägen.

[…..] Tschentscher will Lockdown nur für Ungeimpfte. […..] Wenn es nach Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) geht, gibt es bald ohnehin neben dem Infektionsschutz beste Gründe sich impfen zu lassen. „Der Erste Bürgermeister vertritt die Auffassung, dass Geimpfte von Beschränkungen ausgenommen werden müssen“, teilte Sprecher Schweitzer mit. Diese Position vertrete man bei der Debatte mit Bund und Ländern. [….]

(MoPo, 27.07.2021)

Eine sehr unangenehme Situation für den CDU-Kanzlerkandidaten, denn außer seiner bedingungslosen Unterstützung für kinderfi**ende Katholiken, drückt er sich nie deutlich aus. Also laschetisiert er los.

[…..] Es hätte Mut erfordert, den Menschen zu sagen: Wir wollen keine Impfpflicht und wir werden alles tun, um zu verhindern, dass es dazu kommt. Aber wenn alles eben nicht ausreicht, müssen wir unter Umständen neu nachdenken. Dieser Mut hat der Politik gefehlt. Stattdessen wird rumgeeiert, vor allem in der Union, in der Kanzlerkandidat Armin Laschet, der ja ohnehin zum Rumeiern neigt, am Wochenende ein klägliches Bild abgegeben hat. Zur Forderung von Kanzleramtschef Helge Braun, seinem Parteifreund, dass Geimpfte mehr Freiheiten bekommen müssten als Nichtgeimpfte, hat Laschet auf eine Weise geantwortet, die man als gequältes Jein bezeichnen könnte. Einerseits war er dagegen, anderseits hat er sich ein Hintertürchen offen gelassen. […..] Die Debatte darüber beginnt gerade erst, und sie wird nach dem 26. September so richtig losgehen. Nicht, weil zu diesem Stichtag die Infektionszahlen hochschnellen (das wird schon vorher passieren), sondern weil dann die Bundestagswahl vorbei ist. Selbst Armin Laschet wird sich dann wohl festlegen müssen. […..]

(Peter Fahrenholz, 26.07.2021)

Während die CDU-Umfragewerte erstaunlich stabil sind; es daher immer noch nach einem nächsten Bundeskanzler Armin Laschet aussieht, rauschen seine persönlichen Zustimmungsdaten im Keller.

Zunehmend fragen auch Boulevardjournalisten, ob ein Bundeskanzleranwärter damit durchkommen kann, dem Wahlvolk so rein gar nichts darüber zu sagen, was er mit Deutschland vorhat. Wenn er denn überhaupt irgendeine Vorstellung von dem haben sollte, was ihn als Regierungschef erwartet.

[….] Dieses Geeiere ist eine Zumutung!
Es ist schon bizarr: Beim Thema Impfen vertritt der CDU-Kanzlerkandidat einen Zickzackkurs, der niemandem wehtun soll. In der Klimapolitik steht Armin Laschet ohne Ideen für die Zukunft da. Ob die Union nach der Wahl Steuerentlastungen für die Mitte will – so offen wie ein Scheunentor.
[….]Am liebsten würde er bis zum Wahltag wohl gar nichts Konkretes mehr sagen. Aber das ist eine Zumutung! Denn ein „Weiter so“wird es nach der Wahl nicht geben. Das weiß auch Laschet. Einfach darauf zu vertrauen, dass er es schon irgendwie richtig machen wird, ist eine mehr als gewagte Wette. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, dass der Kanzlerkandidat mit den größten Aussichten endlich deutlich konkreter darin wird, was genau er mit dem Land vorhat. […..]

(Christian Burmeister, MoPo, RND, 27.07.2021)


Auch Annalena Baerbock absolviert keinen Auftritt pannenfrei und ist inzwischen im permanenten Entschuldigungsmodus angekommen ist.


Sie tut kaum etwas anderes, als öffentlich zu widerrufen und zu beteuern sich selbst am meisten über sich zu schämen. Daher wird mehr und mehr auch den SPD-Hassern im Ausschlussverfahren klar, daß man bei der Auswahl „Laschet, Baerbock oder Scholz“ nur auf den Sozialdemokraten hoffen kann. Er ist der einzige Profi des Kandidatentrios; deutlich erfahrener, definitiv fähiger und mit Sicherheit der Intelligenteste von ihnen. Die Grüne und der Schwarze sind schon mit dem Wahlkampf hoffnungslos überfordert. Wie sollen die ein 82-Millionenland regieren?
Ruhig schlafen können wir nur mit Bundeskanzler Olaf Scholz.


Montag, 26. Juli 2021

Medizin ohne Grenzen

Wie Proteinbiosynthese funktioniert, lernt man im Biologieunterricht der gymnasialen Oberstufe. Da kommt sie schon seit Jahrzehnten vor, die Messenger-Ribonucleic Acid, m-RNA, von der jetzt alle im Zusammenhang mit Corona-Impfstoffen reden.

Wer sich als Schüler mit Naturwissenschaften schwer tut, sich daher für Biologie als Abiturprüfungsfach entscheidet, weil Physik, Chemie und Mathe noch abstrakter zu sein scheinen, erlebt oft ein böses Erwachen, wenn die großen Moleküle und der wichtigen Stoffwechselzyklen gelernt werden müssen.

Mathe und Chemie sind viel geeignetere Prüfungsfächer für Faulpelze und Desinteressierte, weil man da weniger auswendig lernen muss, wenn man einmal die wenigen Grundprinzipien verstanden hat.

Letztendlich ist Biologie nichts anderes als Chemie+.

Alles ist Chemie; auch Gefühle, Liebe, Denken, Emotionen. Und natürlich ist alles Pflanzliche, Natürliche oder Homöopathische Chemie. Daher ist es so ungeheuer albern, wenn Esoterik-Freaks „die Chemie“ ablehnen und lieber ihre Globuli lutschen oder Kräutersude trinken.

Was die beiden Mediziner Özlem Türeci und Uğur Şahin bei BionTech treiben, ist so gar nicht künstlich, sondern basiert auf den elementar natürlichen Vorgängen jeder Zelle eines Menschen.

Im Zellkern liegen die Gene, die aus langen chemischen Molekülen, der Deoxyribonucleic Acid/Desoxyribonukleinsäure (DNA/DNS) bestehen. Es gibt nur vier verschiedene Nukleotide, deren Abfolge einen Code ergibt.

Dieser Code, von dem kleine DNA-Abschnitte mit der m-RNA abgelesen werden, wird in den Eiweißfabriken der Zellen, den Ribosomen, verwendet, um aus 20 verschiedenen Aminosäure-Bauteilen eine lange Schnur (Polypeptidkette eines Proteins) zu bilden.

Diese 20 Teile haben unterschiedliche Formen und Größen; ziehen sich gegenseitig unterschiedlich stark an. Je nach dem in welcher Reihenfolge sie zusammengesetzt werden, können sie sich falten, verdrehen, zerknäulen, bis eine gewünschte Form entsteht: Das Eiweiß (Protein), das beispielsweise ein Enzym sein kann.

Für Laien; Enzyme sind jene wunderbaren Gebilde, die nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip genau zu bestimmten Stoffwechselprodukten, also Molekülen passen. So kann man im Körper passgenau verschiedene Moleküle bei Raumtemperatur und ohne Gewalt Chemie betreiben, also Moleküle auseinanderschneiden und anders zusammensetzen.

Die Eigenschaften eines Eiweiß-Moleküls, werden von der Reihenfolge ihrer Aminosäuren bestimmt, die wiederum von den simpleren mRNA-Molekülen festgelegt wird.

Das betreiben Chemiestudenten auch im Reagenzglas, aber dabei kann man nicht jedes einzelne Molekül anfassen und zu Recht biegen wie ein Enzym. Also wendet man Gewalt an, erhitzt, gibt Säuren hinzu, setzt Katalysatoren, Druck, Lösungsmittel, Hilfsmoleküle ein.

Das ist die ganze Theorie, die schon seit 60 Jahren bekannt ist, Schulwissen.

Als ich das erste Mal in einem biochemischen Labor die Arbeitsgrundlagen lernte – wie isoliert man DNA, wie reproduziert man sie, zerteilt, sequenziert und analysiert sie – war klar, daß die Praxis natürlich immens viel komplizierter ist und daher dauerte es auch noch 30 Jahre bis  es möglich wurde im industriellen Maßstab, einen maßgeschneiderten mRNA-Code in eine menschliche Zelle zu schicken, damit diese ihre Eiweißfabrik (Ribosom) anschmeißt, um einen erwünschten Antikörper gegen ein Virus herzustellen.

Das praktische Problem war, daß unsere Zellen fremde mRNA erkennen und sofort kaputt machen. Dabei versteckte man sie bei früheren Impfstoffen in toten oder lahmen Viren. Viren sind nämlich Spezialisten dafür, in anderen Zellen einzudringen und dort die Ribosomen dazu zu missbrauchen, etwas herzustellen, das der Zellkern eigentlich gar nicht wollte.

Eleganter und schneller wäre es natürlich, nicht so ein altes totes Virus als Hülle zu benutzen, sondern die mRNA allein in eine Zelle zu bekommen, ohne daß sie sofort attackiert wird.

Dazu fand die US-amerikanische Biochemikerin Katalin Karikó, mittlerweile eine Mitarbeiterin von Özlem Türeci und Uğur Şahin, eine Lösung. Sie fügte einfach etwas Gleitcreme (Lipidhülle) hinzu, damit die mRNA in die Zelle flutscht und dort von einer Schutzschicht umhüllt ist.

Der Sinn der Sache war mit maßgeschneiderten mRNA-Codes die Zellen dazu zu bringen individuelle Moleküle herzustellen, die beispielsweise gegen eine ganz bestimmte Krebsart wirken.
Einen Impfstoff für SarsCoV2 geht mit diesem Prinzip aber auch, wie wir gesehen haben.
Auch als Laie kann man sich gut vorstellen, welche enormen Möglichkeiten es gibt, wenn man seine Zellen dazu bringen kann, individuelle Medikamente zu erschaffen, die gezielt die eigenen Leiden beheben.

Wer sich einen Eindruck verschaffen will, möge die SPIEGEL-Titelgeschichte von vor einem Monat zum Thema lesen – es ist sagenhaft, was in der Medizin in den nächsten 20 Jahren möglich sein wird.

[…..] Neue Hightech-Medizin gegen Krebs, Demenz und Herzinfarkt

Die Wunderwaffen für ein gesundes Leben.  Der Impfstofferfolg von Biontech und Moderna soll erst der Anfang sein – Ärzte und Forscher wollen mit der revolutionären mRNA-Technologie die größten Menschheitsleiden besiegen. […..]

(Jörg Blech und Claus Hecking, 18.06.2021, DER SPIEGEL 25/2021)

Malaria, MS, Krebs, Alzheimer, Arthrose, Schuppenflechte, Parkinson, Diabetes, HIV, koronare Herzkrankheiten – all das könnten spezielle mRNA-Medikamente von BionTech, Moderna und Co besser denn je behandeln, vielfach sogar heilen.

Die Konsequenzen sind noch gar nicht abzusehen; natürlich werden diese jungen Firmen sagenhaft viel Geld verdienen. Aber vermutlich werden andere Pharmariesen und Therapieanbieter noch sehr viel mehr Geld verlieren, wenn ihre unzulänglichen Methoden nicht mehr gebraucht werden.

Daß die Mainzer sich als Nächstes auf Malaria stürzen, ist angesichts der weltweit rund 230 Millionen Infizierten und über 400.000 Todesfällen jedes Jahr nur naheliegend.

[…..] Klinische Studien für 2022 geplant Biontech will Malaria-Impfstoff entwickeln. Gegen Malaria gibt es bisher nur eine beschränkt wirksame Vakzine. Nun will die Mainzer Firma den weltweit ersten mRNA-Impfstoff gegen die Krankheit erzeugen. Es geht um Milliarden. [….]

(SPON, 26.07.2021)

Die Spiegeltitelgeschichte zu den medizinischen Möglichkeiten der mRNA-Technik halte ich für ein gelungenes Stück Populärwissenschaft.

Da wird für jedermann verständlich, also unterhalb der wissenschaftlichen Expertenschwelle, ausgebreitet was uns erwartet; worauf wir hoffen können.

Aber ich musste auch an die weinende Mittneunzigerin denken, die ich vor ca zehn Jahren mal im Warteraum der Uniklinik tröstete.

Sie fand es so schrecklich das viele Leiden zu sehen. Eine ganze Handvoll Medikamente müsse sie jeden Tag einnehmen, alle ihre Freunde wären krank, hätten kaum noch Lebensfreude, wären nur noch mit ihren Gebrechen beschäftigt.

Als Jugendliche oder junge Erwachsene hätte es nie diese endlosen langen Krankheiten mit monatelangen Kuren und dauerhaften Schmerzen gegeben. Sicher, die Menschen wären selbstverständlich auch damals gestorben, aber sie hätten nie so fürchterlich gelitten.

Was wäre das nur für eine fürchterliche Zeit, in der es nur um Krankheiten ginge, die Gesundheitskosten explodierten, Millionen Menschen bettlägerig in Pflegeheimen lägen.

Die Erklärung ist einfach: Vor hundert Jahren starben die Menschen lange bevor sie so krank wurden.  Wer mit 50 Jahren durch einen Herzinfarkt tot umfiel, dem blieb die Lungenentzündung mit 70, die Arthrose mit 75 und der Prostatakrebs mit 80 natürlich erspart.   Wer aber ständig medizinisch gescannt wird, Blutdrucksenker und Mittel gegen Cholesterin einnimmt, verkalkte Gefäße durch Stents und Katheter-Untersuchungen repariert bekommt, überlebt die Herzbeschwerden, die ihn von 100 oder 60 Jahren final erledigt hätten. Es gibt Antibiotika gegen Meningitis und Lungenentzündung und die meisten Krebserkrankungen sind lange kein Todesurteil mehr. Dadurch verschiebt sich unserer natürlicher Todeszeitpunkt immer weiter ins Alter, so daß wir immer mehr Krankheiten bekommen.

Insofern halte ich die enormen medizinischen Fortschritte für Segen und Fluch zugleich.

Natürlich möchte man nicht seine Angehörigen oder Freunde an Krebs sterben sehen und daher würde ich ein individualisiertes Biontech-Krebsmedikament natürlich begrüßen.

Aber wir werden nicht unsterblich. Je mehr Todesursachen mRNA-Technologie aus dem Weg räumt, desto älter werden wir und mit zunehmendem Alter kommen exponentiell immer mehr Leiden auf uns zu. Wenn wir also länger leben, werden wir automatisch auch kränker. Es wird noch sehr viel mehr Pflegepersonal notwendig sein.

Und die Erde ist jetzt schon dramatisch überbevölkert.

Wäre es nicht wünschenswert, lieber nicht so lang und dafür gesund und autark zu leben?