Natürlich ist es eine unentschuldbare Schande, wenn in
Deutschland Kinder so hungrig oder so ermüdet zum Schulunterricht erscheinen,
daß sie gar nicht mitmachen können.
Lehrer berichten immer wieder von solchen Fällen, es scheint
also zu stimmen.
Eine andere Frage ist, ob das deutsche Sozialsystem so
löcherig ist, daß blanke finanzielle Not die Eltern dazu zwingt ihre Kinder hungern
zu lassen.
Vermutlich ist eher Unvermögen der Eltern verantwortlich;
was natürlich für die Kinder noch schlimmer ist und die Frage aufwirft wieso
Jugendämter in diesem steinreichen Staat personell immer noch so schlecht
ausgestattet sind, daß sie nicht eingreifen, bevor solche Zustände ausbrechen.
Natürlich denke ich an die Schulerzählung meiner
Elterngeneration, die kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges geboren tatsächlich
hungern musste. Aber selbst als alle staatlichen Strukturen zerstört waren, gab
es für jeden Schüler täglich einen Löffel Lebertran von der Lehrerin, um den
Fett- und Vitamin-Haushalt aufrecht zu erhalten. Mal abgesehen davon, daß das
Zeug so grauenvoll schmeckt, daß meine Mutter noch viele Dekaden später würgen
musste beim Gedanken daran, ist es offenbar möglich mit fast gar keinen
finanziellen Mitteln Kinder staatlich zu ernähren.
Wieso müssen CSU-Werbefiguren wie die unsägliche Uschi Glas
im steinreichen Bayern tatsächlich mit privaten Mittel dafür sorgen, daß durch
ihr Projekt „Brotzeit
für Kinder“ 7.500 bayerische Grundschüler nicht mit
knurrenden Magen in der Schule sitzen?
In Deutschland gibt es aber inzwischen nicht nur solche klar
zu definierenden Missstände, sondern auch gleichzeitig das diametrale Gegenteil
als Problem.
Kinder und Jugendliche, die noch als Studenten von ihren
überfürsorglichen Eltern zur Uni gebracht werden, die bis sie 30 sind zu Hause
wohnen und denen ihre Mütter auch später noch den ganzen Haushalt führen.
Meine Friseurin, die wie alle Handwerksmeister verzweifelt
nach Mitarbeitern sucht, lockte Anfang des Jahres eine neue Kraft aus einem
Kaff nahe Hildesheim nach Hamburg.
Die Hildesheimerin, 22, seit zwei Jahren Friseurgesellin,
war selbstverständlich nicht in der Lage allein eine Wohnung in Hamburg zu
finden. Ihre Chefin musste alle Beziehungen spielen lassen, damit die Hildesheimerin
hier in das gemachte Nest plumpste. Wunderschöne sonnige Wohnung mit neuem Bad
und Küche, großer Balkon und Tiefgarage, die frisch renoviert nur auf ihren
Einzug wartete.
Natürlich konnte sie nicht allein aus Hildesheim herkommen,
weil sie keinen Führerschein hatte und die Bahn nicht nehmen wollte, da sie
sich in Hamburg nichts auskannte. Mami brachte sie mit dem Auto.
In den ersten drei Monaten arbeitete sie insgesamt dreieinhalb
Wochen. Den Rest der Zeit nahm sie sich frei, weil sie unter Heimweh litt und
dieses ganze „Arbeiten“ ihr generell zu anstrengend war. Dann auch noch gleich
viereinhalb Tage die Woche (Friseure sind in Hamburg Sonntag und Montag geschlossen).
Zudem musste sie auch noch mit dem Bus einige Stationen zur
Arbeit fahren, während sie in Hildesheim doch genau über dem Laden gewohnt
hätte.
Unzumutbar das Ganze. Eigenartigerweise war ihre Chefin auch
nicht wirklich zufrieden mit einer Mitarbeiterin, die ca eine Woche pro Monat
arbeitet.
Ihr Vermieter (ein Jahr Kündigungsfrist) ließ sie früher aus
dem Vertrag, war bereit einen Nachfolger zu suchen. Das gestaltete sich aber
schwierig, da Madame bereits wieder zu Hause bei Muttern in Hildesheim chillte
und nicht einsehen wollte, daß sie einem Mietnachfolger auch mal Zugang zu der
Wohnung gewähren müsste, wenn sie schon kulanterweise neun Monate eher aus dem
Vertrag gelassen wurde.
Inzwischen sitzt der Vermieter auf drei Monaten unbezahlten
Strom- und Wasserrechnungen. Die 22-Jährige Hildesheimerin wußte gar nicht, daß
man sich bei Versorgern anmelden muss. Um sowas hätten sich immer ihre Eltern
gekümmert.
In diese Sicht der Dinge passen auch die durch die Presse
wabernden Schweinefleischgeschichten, die von der AfD hochgejazzt auf die
Titelseiten der Zeitungen schwappen.
Da wagen es ein oder zwei private Kitas Schweinefleisch von
der Speisekarte zu nehmen und sofort droht der Untergang Deutschland. Neoptismus-Günther ist damit sogar
Ministerpräsident in Kiel geworden. Im Wahlkampf hatte seine Partei rechtspopulistisch für Schweinefleischpflicht in Kantinen
plädiert.
(Ein interessanter Move für eine Christenpartei, die damit
an islamophobe Gefühle appelliert, aber gleichzeitig auch antisemitisch
agiert.)
[….] Deutsches
Kind, das eine Woche kein Schweinefleisch gegessen hat, spricht plötzlich
arabisch
Duisburg (dpo) - Sind das die ersten Folgen falsch verstandener
Toleranz? Nachdem es durch ein tragisches Versehen eine Woche lang kein
Schweinefleisch gegessen hatte, sprach ein vierjähriges deutsches Mädchen aus
Duisburg heute plötzlich arabisch. Die Eltern des Kindes waren
fälschlicherweise davon ausgegangen, dass es in der Kita regelmäßig mit
Schweinefleisch versorgt wird.
"Uns ist schon seit Tagen aufgefallen, dass ihr Deutsch immer
schlechter wird, wussten aber nicht, woran es liegt", erzählt die Mutter
der kleinen Mia (4), während sie sicherheitshalber eine Bifi isst.
"Normalerweise bekommt sie bei uns ja auch regelmäßig Schweinefleisch,
aber in den letzten sieben, acht Tagen war sie immer so satt vom
Kita-Mittagessen und wir waren viel unterwegs."
Heute Morgen dann der Schock. Nach dem Aufstehen sagte das Kind
plötzlich " ما الذي يحدث؟
لماذا
أتحدث
فجأة
بشكل
مختلف؟"
Für Ernährungswissenschaftler Horst Dreffler ist das kein Wunder:
"Schweinefleisch ist tief im deutschen Genom verwurzelt. Führt man dem
Organismus nicht regelmäßig ausreichende Mengen Schweinefleisch zu, verliert er
sein Deutschsein." [….] Auf ihre Tochter will sie künftig besonders
achtgeben: "So ein Risiko gehe ich nicht noch einmal ein", erklärt
sie. "Ab sofort gibt es zum Frühstück immer Schweinemedaillons statt
Cornflakes." [….]
Abgesehen vom völligen Irrsinn der AfD sind diese abstrusen
Überlegungen zur Fütterung von Kleinkindern auch willkommener Anlass, um an
meine eigene Schulzeit zu denken.
Fundstück auf Facebook von heute |
Cafeteria, Oberstufenmensa, Aufenthaltsräume, Computerräume, Kantine.
Es wirkt auf mich eher wie das Programm eines Kurbades.
Vor 40 Jahren in der Prä-Pillenknick-Ära, gab es so viele Klassen, daß nie Räume frei waren. Wir mussten bei jedem Wetter in den Pausen und Freistunden draußen stehen, wo man sich im Winter zitternd an seiner Zigarette festhielt. Als Oberstufenschüler hatte ich teilweise bis zu 15 Freistunden die Woche, weil wir Älteren unsere Kurse um die Jüngeren herumlegen mussten. Immer Nullte Stunde, dann zwischendurch einige Stunden verteilt und wieder 7., 8. und 9. Stunde.
Selbstverständlich gab es GAR NICHTS ZU ESSEN!
Gelegentlich haben einige Mütter organisiert, daß die Unterstufenschüler "Schulmilch" in der Pausenhalle holen konnte. Einen Becher Milch für die Jüngsten.
Alle anderen mussten, wenn sie denn Hunger hatten und nichts von zu Hause mitgebracht hatten, heimlich und verbotenerweise zu dem nächsten BOLLE-Supermarkt (ca 800 m weg) laufen. Die große Tüte Chips für 90 Pfennig. Gern legten wir für eine Flasche FABER-Sekt zusammen (3,99 DM); aber so viel Geld hatte man nicht immer und soff zur Not auch den fiesen Rosé-Verschnitt aus dem Brick für 1,99 DM.
Das war aber nicht ganz ungefährlich, weil die Lehrer kontrollierten, ob man das Schulgelände verließ. Durch das Schultor konnte man daher nicht, sondern musste abenteuerliche Schleichwege durch die Gebüsche nehmen und über Zäune klettern. Das konnte heftig Ärger geben.
Als Oberstufenschüler durfte man während der Freistunden weg. Wir fuhren mit dem Bus 15 Minuten zum nächsten Einkaufszentrum okkupierten das schäbige in dunkelbraunem Cord-Stoff gestaltete Kaufhof-Café. Leider herrschte Verzehrpflicht. Man musste aber etwas kaufen, sonst flog man raus. Das Billigste war Automatencafé für DM 1,10,-
Daran hielt man sich dann zwei, drei Stunden fest.
"Pausenbrot" war natürlich "uncool". Nur die größten Schuldeppen brachten sich was von zu Hause mit. Ein Mädchen hatte stets eine Tupperdose dabei, aus der sie geschälte Wurzeln und halbe frische Paprikas fischte. Der Gedanke an „gesundes Essen" ar aber noch nicht populär, also lachten wir sie als „Bauernmädel“ aus, hielten und an Chips und Billigfusel fest.
Gefrühstückt habe ich nie; das tue ich bis heute nicht.
Es wirkt auf mich eher wie das Programm eines Kurbades.
Vor 40 Jahren in der Prä-Pillenknick-Ära, gab es so viele Klassen, daß nie Räume frei waren. Wir mussten bei jedem Wetter in den Pausen und Freistunden draußen stehen, wo man sich im Winter zitternd an seiner Zigarette festhielt. Als Oberstufenschüler hatte ich teilweise bis zu 15 Freistunden die Woche, weil wir Älteren unsere Kurse um die Jüngeren herumlegen mussten. Immer Nullte Stunde, dann zwischendurch einige Stunden verteilt und wieder 7., 8. und 9. Stunde.
Selbstverständlich gab es GAR NICHTS ZU ESSEN!
Gelegentlich haben einige Mütter organisiert, daß die Unterstufenschüler "Schulmilch" in der Pausenhalle holen konnte. Einen Becher Milch für die Jüngsten.
Alle anderen mussten, wenn sie denn Hunger hatten und nichts von zu Hause mitgebracht hatten, heimlich und verbotenerweise zu dem nächsten BOLLE-Supermarkt (ca 800 m weg) laufen. Die große Tüte Chips für 90 Pfennig. Gern legten wir für eine Flasche FABER-Sekt zusammen (3,99 DM); aber so viel Geld hatte man nicht immer und soff zur Not auch den fiesen Rosé-Verschnitt aus dem Brick für 1,99 DM.
Das war aber nicht ganz ungefährlich, weil die Lehrer kontrollierten, ob man das Schulgelände verließ. Durch das Schultor konnte man daher nicht, sondern musste abenteuerliche Schleichwege durch die Gebüsche nehmen und über Zäune klettern. Das konnte heftig Ärger geben.
Als Oberstufenschüler durfte man während der Freistunden weg. Wir fuhren mit dem Bus 15 Minuten zum nächsten Einkaufszentrum okkupierten das schäbige in dunkelbraunem Cord-Stoff gestaltete Kaufhof-Café. Leider herrschte Verzehrpflicht. Man musste aber etwas kaufen, sonst flog man raus. Das Billigste war Automatencafé für DM 1,10,-
Daran hielt man sich dann zwei, drei Stunden fest.
"Pausenbrot" war natürlich "uncool". Nur die größten Schuldeppen brachten sich was von zu Hause mit. Ein Mädchen hatte stets eine Tupperdose dabei, aus der sie geschälte Wurzeln und halbe frische Paprikas fischte. Der Gedanke an „gesundes Essen" ar aber noch nicht populär, also lachten wir sie als „Bauernmädel“ aus, hielten und an Chips und Billigfusel fest.
Gefrühstückt habe ich nie; das tue ich bis heute nicht.
Als generell unsportlicher Mensch muss ich aber auch dazu
sagen, daß wir in Ermangelung von Computern, Smartphones und ähnlichen technischen
Schnickschnacks, sowie Eltern, die nicht gewillt waren rund um die Uhr
Chauffeur zu spielen, dahingehend verwildert waren, daß wir alle Wege zu Fuß
oder per Fahrrad (ohne Helm!) absolvierten, generell sehr viel Zeit draußen
verbrachten.
Daher war auch die Erfindung von Fitnessstudios noch nicht
nötig. Es brauchte keine Spezialläden, um Muskeln für Bildschirm-affine Blagen zu
generieren.
Ohnehin liefen ja alle ständig draußen rum.
Ich erinnere mich nicht an wirklich dicke Mitschüler.
Ich erinnere mich auch nicht an Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Allerdings waren die Begriffe „Gluten“ oder „Lactoseintoleranz“ ebenfalls noch
nicht erfunden. Wir fraßen alles.
Es gibt keinen Grund Alkohol- und Tabakkonsum für
Jugendliche zu idealisieren. Ich wünschte, ich wäre damals schlau genug gewesen
auf die Idee zu kommen, daß meine Deutschlehrerin tatsächlich Recht haben
könnte, wenn sie stets mit erhobenen Zeigefinger „Sargnägel, das sind alles
Sargnägel“ skandierte, als sie uns rauchen sah.
Aufklärung über gesunde Ernährung ist natürlich richtig.
Aber hyperprotektives Verhalten der Eltern, die ihre Brut
vor absolut jeder Gefahr bewahren wollen und jedes einzelne in Kitas servierte
Nahrungsmittelmolekül persönlich kennenlernen wollen, generieren damit
lebensunfähige Kinder.
Als Antinatalist habe ich leicht reden; ich muss mich ja
nicht um eigene Blagen sorgen, aber ich freunde mich immer mehr mit den alten
konservativen Sprüchen an, daß Kinder eben auch mal in den Dreck fallen müssen.
Nicht immer ist der bequemste Weg der Beste.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Feedback an Tammox