Mittwoch, 10. Juni 2015

Die spinnen, die Deutschen!




Diese SPIEGEL-Online-Kolumnisten schreiben schon öfter mal Unsinn. Diez finde ich oft nichtssagend und Fleischhauer ist de facto unlesbar.
Die anderen vier hauen aber alle immer mal ziemlich gute und sinnige Sätze raus.

So spricht mir heute Sascha Lobo aus der Seele, indem er nicht einfach nur „die da oben“ oder „DIE Politiker“ beschimpft, sondern gleich einen Schritt weiter geht, um das Wahlpack anzugreifen, welches genau diese Politiker in die Parlamente schickt.

Man gucke sich nur das peinliche TTIP-Theater heute in Brüssel an! Ungeniert machen die Industrielobbyisten so einen Druck auf die EU, daß höchstwahrscheinlich gegen den Willen der überwältigenden Mehrheit der EU-Bürger bürgerfeindliche Schiedsgerichte und Genfood eingeführt werden.
Ich verstehe durchaus, daß von Attac über Greenpeace und Linkspartei bis zur Kirche Empörung über die TTIP-Freunde herrscht.

Aber warum ist eben diese Bevölkerungsmajoriät auch so doof genau die eine Partei, die FÜR TTIP ist zur mit Abstand stärksten Fraktion in der EU zu machen?
Das wußte man doch spätestens im Wahlkampf 2013 ganz genau:

TTIP: CDU dafür, SPD, Grüne, Linke dagegen
Homoehe: SPD, Grüne, Linke dafür, CDU dagegen
Höhere Vermögenssteuer: SPD, Grüne, Linke dafür, CDU dagegen
Höhere Erbschafsteuer: SPD, Grüne, Linke dafür, CDU dagegen
Doppelte Staatsbürgerschaft: SPD, Grüne, Linke dafür, CDU dagegen
Anti-Ausländer-Maut: CDU dafür, SPD, Grüne, Linke dagegen
Herdprämie: CDU dafür, SPD, Grüne, Linke dagegen

Und wer bekommt um ein Haar die absolute Mehrheit?
Die CDU.

Lobo zeigt dementsprechend nun auch bezüglich der Internetpeinlichkeit dem Urnenpöbel den Mittelfinger:

Die deutsche Digitalpolitik ist eine Katastrophe. Und Sie sind schuld daran. Sie lassen sich alles bieten und wählen weiter die gleiche Partei. Als Bürger haben Sie versagt.
Deutschland ist noch weniger als ein digitales Entwicklungsland, Deutschland ist ein Digitally Failed State. Und Sie tragen die Schuld. Sie, der Durchschnittsbürger. Eigentlich sind die Bürger, die Wählerschaft, das Publikum der Mittelpunkt der Medienlandschaft wie auch der der Demokratie. Leute also, die man nicht beschimpfen sollte. Aber ich halte es für notwendig, dass Sie Ihr fundamentales Versagen durch Nichtstun begreifen.
Es ist einfach, auf die böse Politik zu schimpfen, und das tun Sie ja auch. Aber es handelt sich um substanzloses Gemoser, denn Ihrem Unmut lassen Sie keinerlei Konsequenzen folgen. Sie sagen "Man kann ja nichts tun!", um anschließend nichts zu tun. Sie wählen weiter die gleiche Partei, Sie gehen nicht auf die Straße, Sie engagieren sich nicht. Ihre Beschwerde hat nämlich nicht das Ziel, irgendetwas zu ändern, sondern dient allein als Ventil: Sie sind Wutbürger minus Bürger, und selbst die Wut scheint mir aus Gründen der Seelenhygiene gespielt. Was die digitale Sphäre angeht, lassen Sie wirklich alles mit sich machen:

    Günther Oettinger, Digitalkommissar der Europäischen Kommission, versucht aktiv, die Netzneutralität zu zerstören, auch wenn er selbstredend das Gegenteil behauptet. Oettinger zieht einen hanebüchenen Vergleich, der von amerikanischen Lobbygruppen entwickelt wurde: Echte Netzneutralität münde direkt im Sozialismus. Könnte man Unverschämtheit in Energie umwandeln, ließe sich allein mit dieser Aussage die Ostsee auf den Siedepunkt erhitzen. Aber Sie nehmen sie teilnahmslos hin. [….]

So sind sie, die Wähler: Sie lassen sich nicht nur stoisch alles bieten, sondern begeistern sich sogar besonders für die Parteien, die sie am meisten verarschen.
Nach der Kaskade von Lügen und Fehlern Merkels, klettert die CDU in der aktuellsten Umfrage wieder nach oben und ist der Konkurrenz weit enteilt.



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