Machte sich jemand die
Arbeit die bisherigen 2131 Artikel, die ich in diesem Blog geschrieben habe,
noch einmal zu lesen, ließen sich die häufigsten Themen unter den Stichworten „weswegen
man aus der Kirche austreten soll“ und „weswegen man nicht FDP oder Union
wählen darf“ subsummieren.
Ein Effekt ist gleichwohl
nicht messbar.
Die CDU steht bestens da und jeder liebt Papst Franziskus.
Wieder. Bzw immer noch.
Der wunderbare Journalist Gerhard Hofman hat dieses Phänomen nun in seinem neuen Buch „Die Verschwörung der Journaille zu Berlin“ bewundernswert analysiert.
Hier wird akribisch und in Tagebuchform nachvollzogen wie vom Mai 2005 beginnend die VERÖFFENTLICHTE MEINUNG systematisch Angela Merkel den Weg ebnete. Ob dieser nahezu 100% igen Medienunterstützung und Umfragewerten, die zunächst locker nach einer absoluten CDU-Mehrheit aussahen, ist es schon verblüffend, daß Merkel es noch fertig brachte so sehr zu stümpern, daß die CDU beinahe hinter die SPD zurück gefallen wäre.
Im Wahljahr 2013 ist es
Peer Steinbrück, der systematisch runtergeschrieben wird.
Jede Petitesse wird
ihm als Totalversagen ausgelegt.
Die unverhältnismäßige
Gewichtung nimmt groteske Formen an.
Während die Kanzlerin innen-, europa- und
weltpolitisch ein Desaster nach dem nächsten anrichtet ohne daß irgendjemand
das mit ihrer Eignung als Kanzlerin in Zusammenhang bringt, sucht man geradezu
manisch nach Belegen für Steinbrücks Unvermögen.
Beispiel:
Der in der Tat miserable SPD-Wahlkampfslogan „das WIR entscheidet“ wird dem Kandidaten persönlich und nicht etwa der Wahlkampfleiterin und Generalsekretärin Nahles angekreidet.
Der in der Tat miserable SPD-Wahlkampfslogan „das WIR entscheidet“ wird dem Kandidaten persönlich und nicht etwa der Wahlkampfleiterin und Generalsekretärin Nahles angekreidet.
Das Offensichtliche, daß man sich nicht vorher
informiert hatte, ob der Spruch schon verwendet wird, wirft der Moderator des
ARD-Morgenmagazins Steinbrück vor.
Dieser reagiert leicht entnervt mit drei
Worten „Hätte, hätte, Fahrradkette!" Sofort setzt wieder ein
Minishitstorm an, der sich beispielsweise auf Facebook so anhört.
Naja, aber diese Überheblichkeit und Selbstgefälligkeit wieder, auf eine offensichtliche Panne mit einem solch blöden Primanerspruch zu reagieren und die Schuld auf Mitarbeiter abzuwälzen. Macht man nicht, Steinbrück ist charakterlich einfach ungeeignet für das Amt des Bundeskanzlers.(Facebook-User PM 12.04.13)
Absurd und TOTAL übertrieben,
aus EINEM Spruch in so einer sinnlosen Morgensendung die Eignung für das
Bundeskanzleramt abzuleiten.
Ist etwa Merkel geeignet, die während der
ernsthaften und angestrengten Bemühungen der Rotgrünen Bundesregierung einen
Großkrieg zu verhindern nach Washington reiste, ihrer eigenen Regierung in den
Rücken fiel und dann George W. Bush versicherte unter ihrer Führung würde
Deutschland an der Seite der USA im Irak mitkämpfen?????
DAS sind Aktionen, aus denen man
NICHTEIGNUNG ablesen kann.
Man will aber Steinbrück gar
nicht zuhören, sondern nur Stichworte aufschnappen, um ihn zu bepöbeln.
Steinbrück ist nicht
der Politiker, der wie Merkel am Fließband vollkommen inhaltsleere Floskeln
abgibt, obwohl nur zu offensichtlich ist, daß genau diese rhetorisch-logische
Kommunikationsverweigerung beim Wähler enorm geschätzt wird.
Steinbrück aber ist ein
Nicht-Floskeler, der Menschen mit einem IQ über Zimmertemperatur anspricht und
sie fordert.
Peer Steinbrück ist ein Vortragsredner. Das ist kein billiger Scherz unter Anspielung auf seine früheren Nebenverdienste. Es beschreibt vielmehr Steinbrücks grundsätzliche Art, politische Reden zu halten. Er entwickelt längere Gedankengänge, die sich für Satzapplaus eigentlich wenig eignen. Er leitet in zwei, drei Absätzen her, was er mitteilen will. Und er erwartet, dass ihm seine Zuhörer in zweierlei Hinsicht folgen: Sie sollen zuhören und mitdenken und sie sollen als Folge dieses Prozesses zu denselben Schlüssen kommen wie er.
Der Vortragsredner Steinbrück möchte, dass seine Zuhörer der Logik seiner Gedanken folgen. Wenn er im Gang eines solchen Referats, das keineswegs inhärent langweilig sein muss, die Stimme hebt, dann geschieht dies unter zwei verschiedenen Umständen. Entweder, und das liegt ihm sehr nahe, will er mit der Lautstärke das Fazit einer Gedankenkette unterstreichen: Weil dies und das so und so ist, bedeutet das dies und das. Auf solche logischen Ketten ist er stolz. Für die durchschnittlichen Zuhörer ist das nicht ganz einfach. Es erfordert Konzentration, Aufmerksamkeit, Nachdenkwillen.
Heute, während des
Parteitags in Augsburg, hat Steinbrück wieder bewiesen, daß er deutlich mehr
Kompetenz und Seriosität mitbringt, als es einer Merkel oder einem Rösler je
möglich wäre.
Die politischen
Kommentatoren, die etwas seriöser arbeiten und sich nicht nur von ihren
Vorurteilen leiten lassen, erkennen das an.
Er kann es noch. […] Mit einer angriffslustigen Rede versucht Peer Steinbrück, der taumelnden SPD ihr Selbstbewusstsein zurückzugeben […] Es ist ein angriffslustiger Auftritt des Kandidaten. Intensiv arbeitet er sich an der Bilanz der Bundesregierung ab. Mit Blick auf den wachsenden Spalt zwischen Arm und Reich rüffelt er "Herrn Vizekanzler Rösler" für dessen Satz, Deutschland sei das "coolste Land der Welt". Er wirft Angela Merkel vor, den Fortschritt zu verschlafen. "Abwahl lautet die Parole!", ruft er. […] Anhand fiktiver, individueller Beispiele versucht er zu belegen, warum viele Wähler etwas davon hätten, für die SPD zu stimmen. Dem Angestellten einer Drogeriekette "nennen wir ihn Frank" - würde ein Mindestlohn rund 400 Euro mehr pro Monat bringen, rechnet Steinbrück vor. Der Student Martin spare mit einer Mietbremse 960 Euro im Jahr. Steinbrück holt ein Stück Leben in den Saal, was zuletzt ja auch nicht immer vorgekommen ist auf SPD-Parteitagen. Ich bin noch da, wir sind noch da - das ist das Signal seiner Rede. Die Genossen danken es ihm mit acht Minuten Applaus. "Peer, habe ich Dich eigentlich schon jemals gelobt?", fragt die Parteilinke Hilde Mattheis, mit der Steinbrück wenig gemein hat, in der anschließenden Aussprache. Der Kandidat schüttelt den Kopf. "Nö?", fragt Mattheis. "Dann mache ich das jetzt mal. Das war eine wunderbare Rede. Ich danke Dir."
Bei vielen Wählern sind
die Steinbrück-Antipathien derart ausgeprägt, daß sie ihm auch seine
offensichtlichen Stärken als Schwächen auslegen.
Sabbeln kann der Beinfreiheitskämpfer. Der sabbelt sich und andere besoffen. Schon Mutter Ilse meinte: "Du musst später mal was machen, wo du sabbeln kannst." Für einen Ausschreier auf dem Hamburger Fischmarkt wär Steinbrück die Idealbesetzung.(Facebook-User PM 14.04.13)
Ob man diese so hochgradig
verbohrten Politkonsumenten ins Lager der SPD-Wähler ziehen kann, obwohl sie
doch eigentlich „Linke“ sind, ist mehr als fraglich.
Der Anti-Steinbrück-Reflex
hat sich für viele Linke zu einer Pseudoreligion entwickelt. Es ist ihr fester
GLAUBE, der nicht durch Tatsachen zu erschüttern ist.
Fakten sind immer die
schwächere Waffe, wenn man es mit Ideologen zu tun hat.
Die Hälfte der Amerikaner
glaubt an Creationismus und lehnen die Evolution ab – obwohl es eine
erdrückende Masse von Beweisen dafür gibt, daß die Erde älter als 6000 Jahre
alt ist.
Mit Bildung ist aber religiotischem
Gehirn ebenso wenig beizukommen, wie man einen Politioten durch Fakten
erreicht.
Dennoch werde ich bis zur
Wahl im September 2013 versuchen ein bißchen bessere Stimmung für die SPD zu
machen und in loser Folge Beispiele nennen, die dafür sprechen das Kreuz bei
den Genossen zu machen.
Was soll ich nun mehr beklagen? Die Einfältigkeit der Menschen oder die Tatsache, dass Steinbrück damit nicht umzugehen weiß?
AntwortenLöschenEr müsste doch nur lernen, wie ein normaler Mensch auf Konfrontationen mit Kritikpunkten zu reagieren! Die Menschen wollen jemanden wählen, der das kann. Wenn er auf die peinliche Nebeneinkommen-Debatte etwas problembewußter reagiert hätte und Verständnis gezeigt hätte, hätte das ohne größere Wellen erledigt gewesen sein können. Wenn die erkennen ließe, dass er sich in seine Wähler einfühlen kann, hätte man ihm seine Gier verziehen. Wenn er auf den Sloganklau Führungsqualitäten gezeigt hätte, könnte er damit sogar punkten. Fehler einräumen, Konsequenzen ziehen, nächstes Mal besser machen!
"Ja, das war ein Fehler. Der hätte nicht passieren dürfen. Der zuständige Mitarbeiter wurde versetzt. Wir haben den Auftrag anderweitig vergeben."
Das erwarten die Wähler von einem, der unser Land führen will!
Er steht im Fokus und in der Kritik, weil er genau das nicht kann. Der Pöbler ist ja er. Klar hat er Recht damit, dass die schweizer Banken miese Geschäfte machen. Aber löst er das Problem staatsmännisch, wenn er ihnen das ins Gesicht sagt?
Viel schlimmer ist sein Ego. Was, wenn er nach der Wahl mehr Macht fordert? Das wird er, wenn er gewinnt. Wenn er erst Kanzler ist, kann er auch Ansprüche stellen. Dann kann er den Weg vorgeben. Und jeder weiß, dass ihn niemand davon abhalten kann.
Steinbrück kann sich selbst Geltung verschaffen. Aber wie er Deutschland internationales Ansehen und Achtung verschaffen will, kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Merkel lächelt wenigstens gewinnend.
@ Mr Hyde – Du bist mir einfach zu gutgläubig!!!!
AntwortenLöschen;)
„Er müsste doch nur lernen, wie ein normaler Mensch auf Konfrontationen mit Kritikpunkten zu reagieren! Die Menschen wollen jemanden wählen, der das kann.“
Daß ein Politiker seinen Job „kann“ interessiert die Wähler nun wirklich nicht!
Wieso hätte wohl sonst die FDP 15% bekommen und wieso wäre sonst Merkel 2009 wieder gewählt worden, obwohl sie doch deutlich gezeigt hat, daß sie absolut unfähig ist zu entscheiden!
Und wer kein EGO hat, wird garantiert gar nichts in einer Partei und einer Regierung.
Geh mal in eine Ortsvereinsversammlung. Bei uns Sozen heißt das „Distriktversammlung“. Das ist die UNTERSTE Ebene und schon da kommst Du keinen Schritt weiter, wirst also nicht Kreisdelegierter, wenn Du kein Ego zeigst.
So ist Politik.
Wer glaubt, daß reine Altruisten, die sich selbst nicht wichtig nehmen, in der Bundespolitik Karriere machen, ist naiv.
Im Übrigen behaupte ich, daß Merkels Ego wesentlich ausgeprägter ist! Die tut nun wirklich ALLES, um Kanzlerin zu sein und das sagen in der Partei zu haben.
Sie zeigt es nur nicht sehr ehrlich.
Aber sie lügt ja ohnehin recht gerne.
LGT