Donnerstag, 5. Juli 2012

Shitstorm. 2. Teil.




Das ist eine etwas verdruxte Diskussion über die Penisbeschneiderei, bei der ÖFFENTLICHE und VERÖFFENTLICHTE Meinung ziemlich stark auseinander driften.
Nach meinem Eindruck halten sich die C-Parteien, sowie FDP und SPD auffällig zurück das Urteil des LG Köln zu bewerten.
Es kommt nicht gut an beim Volk sich pro Beschneidungsfreiheit zu äußern.

Eine deutliche Mehrheit der Deutschen (56 Prozent) sagte in einer Emnid-Umfrage für FOCUS, das Urteil sei richtig. 35 Prozent halten es für nicht richtig, 10 Prozent bildeten sich dazu bislang keine Meinung. Unter allen Parteianhängern finden sich die meisten Befürworter des Urteils bei Wählern der Union mit 69 Prozent, gefolgt von Unterstützern der Linkspartei mit 68 Prozent. Anhänger der SPD bewerten den Richterspruch zu 53 Prozent als richtig.
(Focus 30.06.12)




In allen Parteien antwortet eine deutliche Mehrheit mit „Ja“. Das meiste Verständnis für Juden und Muslime bringen mit jeweils 40% „Nein“-Stimmen die Anhänger von SPD und Grünen auf.

 Neben Volker Beck von den Grünen hat sich auch die Parteivorsitzende Roth deutlich auf die Seite der Beschneidung-im-Babyalter-Befürworter geschlagen.
 Sie äußerte sich am 28.06.12 auf ihrer Facebook-Seite.

Das Urteil des Landgerichts Köln zum Beschneidungsverbot bei Jungen ist einseitig und realitätsfremd. Denn es wirkt ausgrenzend gegenüber der langen kulturellen und religiösen Tradition jüdischen und muslimischen Lebens. Bei Beschneidungen von Jungen geht es um eine Debatte im Spannungsfeld zwischen Religionsfreiheit, Selbstbestimmungsrecht, kulturellen Riten, medizinischer Indizierung und elterlicher Sorge.
(Claudia Roth)

Wie ihr Kollege Beck erntete auch sie einen Shitstorm.
 95% der Kommentare widersprachen ihr deutlich.

Wie ihr Kollege Beck tauchte auch sie ab und gab selbst keine Kommentare mehr ab.

Beide haben sich von ihrer Basis entkoppelt und folgen offenbar ausschließlich den religiösen Lobbyisten, die beispielsweise auf Kath.net oder in der gestrigen „Phoenix-Runde“ mit Verve behaupten das Abschneiden eines Penisteils, in dem mehr als 20.000 Nervenzellen verlaufen sei weder schmerzhaft, noch könne man von einer „traumatischen Erfahrung“ sprechen.

Die Entscheidung spiegele möglicherweise eine tiefer liegende Entwicklung in der Gesellschaft wider, sagte der Philosoph Robert Spaemann der «Zeit» (Donnerstag). «Das Hintergrundargument scheint mir zu sein, dass religiöse Erziehung von Kindern überhaupt verschwinden müsse, weil sie die spätere religiöse Selbstbestimmung präjudiziere und beeinträchtige.» Eine solche Auffassung nannte der 85-Jährige «fatal». […]  Spaemann verglich die bei einer Beschneidung verursachte Körperverletzung mit den Folgen einer Masernimpfung. «Angesichts der fundamentalen Bedeutung der Beschneidung für religiöse Gemeinschaften» sei ein Verbot unter Berufung auf die Schwere des Eingriffs nicht zu rechtfertigen. 

Ich staune über die Chuzpe, mit der Religioten aller Couleur den Eingriff zu einer Petitesse degradieren.
Wenn es denn so wäre, spräche das m.E. erst Recht dafür die Beschneidung auf die Zeit nach dem 18. Geburtstag zu verschieben.

Tatsächlich sieht es allerdings offenbar anders aus. 
Psychologen, Kinderärzte und Urologen berichten Fakten, von denen sich Überzeugte wie Roth und Beck aber nicht verwirren lassen.

Das Kölner Landgericht hat die Beschneidung logisch als das definiert, was sie nun einmal ist: Körperverletzung, nur dann rechtlich unbedenklich, wenn sie von einem mündigen Individuum in freier Entscheidung gewollt wird.
[…]   Beschnittene Männer berichten in Psychotherapien darüber, dass sie unter dem Gefühl leiden, es sei ihnen ohne ihr Einverständnis etwas weggenommen worden. In der Tat hat die Vorhaut wichtige erotische Funktionen: Sie erleichtert die Penetration und erhält die sexuelle Erregbarkeit.
[…] Die Entfernung der Vorhaut von Säuglingen ist buchstäblich einschneidender als die von Erwachsenen oder älteren Kindern. Da Vorhaut und Eichel bei fast allen Neugeborenen noch fest verwachsen sind, ähnlich wie Fingernägel mit dem Nagelbett, müssen diese beiden Strukturen zunächst einmal auseinandergerissen werden. Danach wird - je nach Methode - die Vorhaut längs abgeklemmt und eingeschnitten, mit einem Beschneidungsinstrument rundum für mehrere Minuten gequetscht und schließlich mit einem Skalpell amputiert.
Die gesamte Operation dauert bis zu zwanzig Minuten. Obwohl in medizinischen Studien bewiesen wurde, dass die Neugeborenen extreme Schmerzen erleiden, ist eine adäquate Betäubung auch heute noch eher die Ausnahme als die Regel. Ethisch besonders bedenklich wird RIC [Routine infant circumcision] zudem dadurch, dass es sich um einen medizinisch unnötigen, kosmetischen Eingriff an einem nicht zustimmungsfähigen Patienten handelt.
Kein nachdenklicher und einfühlender Mensch wird es billigen, dass Säuglingen ein Teil ihres Körpers weggeschnitten wird und sie später womöglich in ihren sexuellen Funktionen beeinträchtigt leben müssen. Dass manche dieser Opfer die Beschneidung als sexuelle Bereicherung und hygienische Notwendigkeit propagieren, steht für die Identifikation mit dem Angreifer, die sich bei vielen Traumatisierten beobachten lässt. Sie führt auch zu der merkwürdigen Zähigkeit, mit der Kulturen und Religionen an qualvollen Ritualen festhalten. Ein Lehrbeispiel ist die grausame Genitalverstümmelung, mit der afrikanische Mütter ihre Töchter zu "richtigen" Frauen zu machen behaupten.


Gestern erhielt ich nur einen kommentarlosen Link von ihm:

Tammox:

    Im WDR (diesseits von eden, 1.7.) hieß es, dass in Deutschland nur jeder 5. Jude beschnitten sei. Es ist auch unstrittig, dass man durch eine jüdische Mutter zum Juden wird, nicht erst durch die Beschneidung.

Volker Beck:


Als ob es darum ginge!

(Das Prinzip der praktischen Konkordanz ist ein Fachbegriff des deutschen Verfassungsrechts. Der Begriff wurde von Konrad Hesse geprägt und in der verfassungsrechtlichen Diskussion etabliert. Es handelt sich dabei um eine Methode der Lösung von Normenkollisionen.)

Stattdessen setzte Beck sein von mir schon zitiertes Eingangsstatement unverändert auf seine persönliche homepage.

Auch dort argumentiert der menschenrechtspolitische Sprecher (sic!) seiner Fraktion nun mit dem Alten Testament.
Das Urteil des LG Köln will er weiterhin ganz selbstverständlich dahingehend abändern, daß die religiöse Beschneidung erlaubt wird.

Die Gründung der jüdischen Religion, der Bund Gottes mit Abraham und dem Volk Israels wird in der Genesis, dem 1. Buch Mose, wie folgt geschlossen:

"Und Gott sprach zu Abraham: So halte nun meinen Bund, du und dein Same nach dir, bei ihren Nachkommen.  Das ist aber mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinem Samen nach dir: Alles, was männlich ist unter euch, soll beschnitten werden.  Ihr sollt aber die Vorhaut an eurem Fleisch beschneiden. Das soll ein Zeichen sein des Bundes zwischen mir und euch. Ein jegliches Knäblein, wenn's acht Tage alt ist, sollt ihr beschneiden bei euren Nachkommen."

Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen zitiert hier 1 Mose 17,9-12.

Ich hätte es gern gesehen, wenn er das Zitat etwas ausführlicher gebracht hätte und die nachfolgenden Sätze nicht „abgeschnitten“ hätte.

17:12 Ein jegliches Knäblein, wenn's acht Tage alt ist, sollt ihr beschneiden bei euren Nachkommen.  17:13 Beschnitten werden soll alles Gesinde, das dir daheim geboren oder erkauft ist. Und also soll mein Bund an eurem Fleisch sein zum ewigen Bund.     17:14 Und wo ein Mannsbild nicht wird beschnitten an der Vorhaut seines Fleisches, des Seele soll ausgerottet werden aus seinem Volk, darum daß es meinen Bund unterlassen hat.
(Erstes Buch Mose)

Möchte der Obergrüne die Einhaltung der Anweisungen Gottes ebenfalls in deutsches Recht überführen?
 Ich würde dann zu denjenigen gehören, die ausgerottet werden müßten. 
Ich bin zwar kein Jurist, aber die Maßnahme erscheint mir etwas drastisch, Herr Beck!

Hintergrund für die grün-religiotischen Abwege scheint ein multikulturelles Anschmiegen an Judentum und Islam zu sein. 
Das Kinderwohl darf in der Abwägung der Ökoparteigrößen dabei vernachlässigt werden.

Es sind vier Millionen Wählerstimmen, die die in Umfragen schwächelnden Grünen im Blick haben.

Die Grünen haben eine rechtliche Gleichstellung des Islam mit Christentum und Judentum verlangt. Dies sei „eine wichtige Voraussetzung für eine gelungene Integrationspolitik“, erklärten Grünen-Fraktionschefin Renate Künast und der Parlamentarische Geschäftsführer Volker Beck am Donnerstag in Berlin.

Kinder und Säuglinge haben bekanntlich kein Wahlrecht und sind offenbar dadurch zur irrelevanten Interessengruppe erklärt worden.

Die vier Millionen in Deutschland lebenden Menschen muslimischer Herkunft stellen fünf Prozent der Bevölkerung dar. Sie und ihre Religion sind selbstverständlich Teil dieses Landes, der Kultur und Gesellschaft.
 Muslimas und Muslime möchten gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben in Deutschland teilhaben und sich aktiv einbringen: im karitativen und seelsorgerischen Bereich, in den Medien und in den Schulen. Daher unterstützen wir das Anliegen der Muslimas und Muslime, Religionsgemeinschaft(en) im Sinne und nach den Regeln des Grundgesetzes zu bilden.

10 Kommentare:

  1. ich habe dem nichts hinzuzufügen...so ist es...

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  2. Was mich auch sehr verärgert ist diese "Abtauchpolitik". Beck wirft mal eben irgend einen populistischen Quark in die Runde und verweigert sich anschliessend einer sachlichen und differenzierten Auseinandersetzung mit dem Thema.

    Das Leiden der Jungen ist ihm egal, er will es wohl gar nicht wissen. Sorry, aber da empfinde ich nur noch tiefe Verachtung. Soll er doch zur Christlichen Mitte wechseln oder als zweiter Paulus in der Welt herumreisen um die Heiden zu bekehren.

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  3. Rätselhaft bleibt aber immer noch, wieso ihm offensichtlich egal ist, wie sehr er damit seine politischen Freunde vor den Kopf stößt.

    Keine Ahnung zu haben, ist das eine. Aber dann auch noch derart unfreundlich um sich zu hauen?

    Wieso macht er das???

    Intelligent ist das nicht.

    Keine schöne Vorstellung, daß das ein Spitzenpolitiker ist.

    LGT

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  4. Gutes Posting:


    http://schwulundsatirisch.blogspot.de/2012/07/der-schwule-volker-beck-wechselt-von.html

    LGT

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  5. Ich stelle mir mal folgende fiktive Situation in der Zukunft vor:

    Die Grünen haben erfolgreich mit anderen Parteien zusammen ein Gesetz durchgebracht, das die Beschneidung von minderjährigen Jungen aus religiösen Motiven grundsätzlich erlaubt.

    Ein 11-jähriger muslimischer Junge will sich dem Ritual jedoch nicht unterziehen. In seiner Verzweifelung haut er von zuhause ab. Er wird auf der Straße von der Polizei aufgegriffen und wieder in die Fürsorge seiner Eltern überführt. Daheim angekommen steht bereits das komplette Instrumentarium für den Eingriff bereit. Alternativ dazu möge man sich vorstellen dass der Junge in das nächste Kreiskrankenhaus eingeliefert wird, wo er bis zur Operation am nächsten Tag fixiert wird. Alles ganz legal, die Eltern handeln im Rahmen ihrer Religionsfreiheit und im Rahmen der nun neu geregelten elterlichen Fürsorge, der Arzt besitzt aufgrund der neu geschaffenen Gesetzeslage auch volle Legitimation. Im Zweifelsfall wird eben eine leichte Phimose diagnostiziert.

    Auch wenn es eine rein fiktive Vorstellung ist, mir wird bei dem Gedanke kotzübel

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  6. DAS ist allerdings ein Szenario, das einem den Magen umdreht.

    Allerdings stehen ja wohl die Weichen in die Richtung.
    Inzwischen hat sich auch Cem Özedemir für ein Beschneidungsgesetz ausgesprochen.

    ""Wer die rituelle Beschneidung von Jungen per Gerichtsurteil unter Strafe stellt, treibt zwei große Weltreligionen, das Judentum und den Islam, de facto in die Illegalität. Es geht bei diesem Urteil um die berechtigte Abwägung von Rechtsgütern, die Schlussfolgerung ist aus meiner Sicht jedoch realitätsfern und lebensfremd."
    (CÖ 07.07.12)

    http://www.presseportal.de/pm/65487/2282659/neue-westfaelische-bielefeld-gruenen-chef-oezdemir-beschneidungs-verbot-treibt-zwei-weltreligionen


    Damit sind beide Grüne Parteichefs dafür. Und die CSU zieht auch schon nach.

    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1805097/

    Die Religionslobbyisten werfen ihre schwersten Geschütze an und die großen Zeitungen drucken das ab.

    http://www.welt.de/debatte/kommentare/article107806980/Hitler-wuerde-sich-ueber-Beschneidungsverbot-freuen.html

    Sogar die FR druckt diesen Fundi-Schwachsinn:

    http://www.fr-online.de/meinung/gastbeitrag-zur-beschneidungs-debatte-zwischen-kulturmarke-und-saekularisierung,1472602,16536300.html

    Es ist also extrem wichtig jetzt auch Gegendruck zu machen und sich überall klar gegen Zwangsbeschneidung von kleinen Jungs auszusprechen. Mails an Abgeordnete, Leserbriefe, etc...

    LGT

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  7. Wenn auch noch so ekelerregend, ist das Ganze doch jetzt absolut aufschlussreich. Eine Irrealitaets-Keule der besonderen Art.
    Die unverzueglich Bein&Knochenharte Verteidigung einer koerperlich/organischen Opfergabe, gefordert von ein und demselben Gott 3-,ansonsten, un'einiger'er 'Konfessionen.
    Flaechendeckend auf Religioes/Politisch/Sozialer/Integration/Medizinisch/ & sonstiger Ebene.

    nur zu deinem Beispiel das Oezi: "Die Beschneidung von Jungen sei sowohl im Islam als auch im Judentum unumstritten. Man könne nicht einfach ignorieren, dass schon Milliarden von Jungen ohne negative Folgen beschnitten wurden, so der Grünen-Politiker."
    Danke fuer die mega-beschissene Info, ... Cem ...

    Dazu noch was extremst erbrechendes aus Cems Lager: "Und es gibt wenig Zweifel daran, dass sowohl Juden als auch Muslime weiterhin die Beschneidung durchführen werden. Jenen Eingriff als Körperverletzung zu diffamieren erscheint wirklich absurd. Wenn ein Kind fachmännisch als Baby beschnitten wird, verheilt die Wunde in wenigen Stunden und die “Verletzung“ ist erheblich geringer, als z.B. bei der Folter einer jahrelangen Spange im Mund. Letztere gilt der Ästhetik und Gesundheit und wird daher nicht als “Folter“ oder irreversible Körperverletzung empfunden. Wenn Eltern z.B. einem Kind, das extrem abstehende Ohren hat, diese frühzeitig operativ “begradigen“ lassen oder eine zu krumme Nase – natürlich aus medizinischen Gründen – “korrigiert“ wird, dann gilt das nie als Körperverletzung. Die Tatsache, dass die Beschneidung des Mannes hinsichtlich Hygiene, Krebsvorsorge gegen bestimmte Krebsarten der Frau, die mit einem unbeschnitten Mann verheiratet ist (Thema Smegma) und auch bei ehelicher Vergnügungen sehr positive Auswirkungen auf sowohl den beschnittenen Ehemann als auch auf die mit solch einem Ehemann verheiratet Ehefrau haben, soll hier gar nicht weiter erörtert werden. Denn jene Argumente sind bekannt. ..............." http://www.muslim-markt-forum.de/t158f2-Die-Beschneidung-des-juedisch-christlichen-Erbes-in-Deutschland-wie-in-Syrien.html
    Auch absolut alles andere in diesem Beitrag ist total verkackt!!!

    Und dann schwadroniert man von Adam bis Hitler, .... um ausschliesslich ein von GOTT??? verfluchtes Organ weiterhin opfern zu duerfen.
    Und, ach wie schoen, stehen zugleich die Abrahamiten Kreuz&Quer fuer ihr verschissen 'heidnisches OpferRitual beisammen & Gerade.

    Und in Bezug auf Hitler stelle ich mir, wiedermal bestaetigt die Frage, ob denn die Menschheit ohne die endlos moeglichen Vergleiche zu Adolf ueberhaupt ueberlebensfaehig waere. Auch ich bin der Versuchung dieses Vergleichs hi&da erlegen.
    Und jetzt wuerde sich Hitler über das Beschneidungsverbot freuen. Natuerlich wuerde er. Das hatte er irgendwie ganz verpasst, aber das holen wir ja jetzt nach!

    Wie gehabt werden alle Register gezogen um die maennlich genitale Verstuemmelung beizubehalten.
    Und eigentlich sollte man froh drum sein, dass Gott nicht noch mehr solcher Beschissenheiten auf Lager hatte, (hatte er ja) welchen wir weiterhin Folge leisten .... muessen??

    Gruss
    Jake

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  8. Der Druck wird immer größer auf die „säkularen Richter“. Ganz so, als ob sie eine neues Recht geschaffen hätten.
    Das haben sie aber nicht, sondern lediglich das deutsche Grundgesetz angewendet.
    Man erlebt im dt. TV auch jede Menge Juristen und Verfassungsexperten, die überhaupt nicht mehr juristisch argumentieren und sich gar nicht erst dazu herablassen die Urteilsbegründung des LG Köln zu lesen.
    Nein, die kommen gleich mit der ganz großen Keule, daß nämlich die Richter „an so einem kleinen Landgericht“ gar nicht in der Lage wären so ein Urteil zu fällen, weil sie gar nicht begreifen worum es geht. Und dann wird ordentlich aus der Bibel zitiert. Da steht es nämlich anders als im deutschen Grundgesetz.
    Daß hier aber das Grundgesetz oberste Instanz ist und nicht das Alte Testament, wird ausgeklammert.
    Und wenn die Argumente fehlen, wird eben lang und breit ausgeführt wie scheiße und „aggressiv“ die bösen Atheisten sind:

    http://www.tagesspiegel.de/meinung/essay-die-nicht-religioesen-werden-aggressiver/6851948.html

    Da kann auch gerne gelogen werden bis es quietscht:

    http://www.feuerwaechter.org/2012/07/hitlers-freuden/


    ICH finde die ganze Diskussion jedenfalls äußerst interessant. Man sieht ja an den hysterischen Reaktionen der Religioten, daß ihnen offensichtlich der Arsch auf Grundeis geht. Die haben einfach Angst, daß sie sich in Zukunft immer weniger herausnehmen können sich über das Gesetz zu stellen.
    Noch vor zwei Jahren hat Kardinal Lehmann auf die Frage gesagt weswegen er als Vorsitzender der Bischofskonferenz die Kinderfickerpriester nicht an die Staatsanwaltschaften gemeldet hätte, geantwortet, daß die ja auch oft voreingenommen wären und er deswegen davon abgesehen hätte.
    DASS er verdammt noch mal dazu verpflichtet ist sowas anzuzeigen, kam ihm gar nicht in den Sinn. Da war noch das alte denken, daß Religionen über dem Gesetz stehen. DAS haben sie jetzt in dem Fall aber lernen müssen: Zukünftig haben sie sowas der Staatsanwaltschaft zu melden, sonst gibt’s Ärger.
    Und so werden die Vorhautfetischisten auch noch lernen, daß sie nicht kleinen Kindern einfach daran rumschneiden können.
    Außerdem interessant zu sehen wie es um das moralische Rückgrat der Grünen bestellt ist.

    http://1.bp.blogspot.com/-XFRdJKYJfL8/T_sqPJVngvI/AAAAAAAAB_g/wFkws-i9wYM/s400/0527+Beschneidung+f%C3%BCr+Dummies.jpg

    Ich hatte ja teilweise durchaus Sympathien für die Grünen. Das ist jetzt aber mal deutlich abgeflaut. Gut zu wissen.
    Hoffen wir mal, daß „unsere Seite“ nicht so schnell verstummt:


    http://hpd.de/node/13709


    LGT

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  9. Ich bin lediglich ein kleiner knapp 50-jähriger Elektroingenieur. Wertkonservativ, Eigenheim und war bis Freitag der evangelischen Kirche angehörig.

    Weder politisch aktiv noch irgendwie radikal im Denken.

    Für manche mag es überzogen erscheinen, sich an einem "Fetzen Haut" aufzuregen. Aber hier geht es nicht nur um Beschneidung, das ist ein Paradebeispiel wie Politik finktioniert bzw. nicht funktioniert. Dieses kleine Stücklein Haut steht symbolisch für unser Grundverständnis von körperlicher Unversehrtheit und Integrität.

    In medizinischen und juristischen Fachkreisen und Blogs wird dieses Thema zum glück heiß und heftig aber gottseidank eher sachlich diskutiert.

    Von daher hoffe und vertraue ich immer noch auf das Regulativ unserer judikativen Gewalt.

    Die politischen Vertreter wollen mit Absicht das Thema nicht zu heiß kochen. Man hofft daß die vielen Kommentatoren spätestens in drei Wochen Ruhe geben und das Thema aus dem öffentlichen Interesse rutscht. Aber an jedem Stammtisch wird gerade diskutiert, am Arbeitsplatz, im Verein. Dabei muss die arme Vorhaut für so manche schwelenden Integrationskonflikte herhalten.

    Glaubt mir, die heftigsten Diskussionen stehen da aber noch aus. Die Regierung mag ein noch so fein formuliertes Gesetz beschliessen, aber damit wird lediglich die Büchse der Pandorra endgültig geöffnet. Dann folgen unzählige Abgrenzungs- und Auslegungsprobleme. Wer darf was, warum, weshalb, woraus, wieviel?

    Die Bundesregierung legt sich da grundrechtlich gerade ein Ei das an Brisanz den europäischen Rettungsschirm in den Schatten stellt

    Wenn da Karlsruhe einen Riegel vorschiebt, dann ist auf der Straße erst mal der Teufel los.

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  10. @ Schwabe - zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum Kirchenaustritt!

    Es scheint ja so zu sein, als ob sich fast alle Parteien dem Druck der religiösen fügen wollen und mal eben ein Gesetz beschließen möchten.

    Siehe dazu auch:

    http://tammox2.blogspot.de/2012/07/erbarmlich-erbarmlich-erbarmlich.html

    Ich glaube aber auch, daß das ein Schnellschuss ist. Merkel und Co wollen das Thema „beerdigen“ und hoffen, daß schnell Ruhe an der Front ist. Gerade die Konservativen haben viel zu verlieren, wenn sie sich auf Dauer gegen den Druck der Bischöfe positionieren WÜRDEN.

    Allerdings scheinen mir die Bundestagsspitzen das Thema nicht richtig durchdacht zu haben, wenn sie meinen, das sei so einfach zu erledigen. Die Gegenargumente zu ihrer Position sind gewichtig und juristisch schwerlich vom Tisch zu wischen.

    Dazu habe ich von einem Juristen folgende Einschätzung eingeholt:

    „Da scheint rechtstheoretisch auch einiges drin zu sein, sehr wahrscheinlich werden diejenigen, die jetzt lauthals nach einem Gesetz rufen, es gar nicht so einfach haben, die Straffreiheit für rituelle Beschneidungen rechtssicher festzuschreiben, und zwar so, daß sich diese Sonderbehandlung für Juden und Muslime nahtlos in das deutsche Strafrecht einfügt. Ich bin mal gespannt, wie sie das hinkriegen wollen. Frau Leutheusser-Schnarrenberger rudert ja auch schon zurück und prüft, was da alles für Änderungen im geltenden Recht eingefügt werden müßten:
    http://www.fr-online.de/politik/beschneidung-neuregelung-der-beschneidung-per-gesetz-wird-schwierig,1472596,16636852.html
    Ich fände es auch gar nicht schlecht, wenn tatsächlich in nächster Zeit das Bundesverfassungsgericht entscheiden würde, sei es über ein Normenkontrollverfahren wegen eines Gesetzes oder über eine Verfassungsbeschwerde eines Arztes, der sich nach dem Landgericht Köln nicht mehr auf einen unvermeidbaren Verbotsirrtum wird zurückziehen können und möglicherweise der Körperverletzung für schuldig befunden wird.
    Bis dahin geht noch einige Zeit ins Land und bekanntermaßen streitet die eher für die Vernunft. Mal sehen, ob der eine oder andere Politiker bis dahin sich nicht doch noch eines Besseren besinnt, wie dies jetzt z.B. bei der L.-S. der Fall ist und offenbar in Ansätzen auch bei der Schröder, die zumindest erkannt hat, was sich die Regierung damit aufsackt, wenn sie jetzt ein Beschneidungsgesetz durchdrückt – wie soll man das allein auf Jungs beschränken? Nicht redaktionell, das geht ja ganz einfach, sondern rechtstheoretisch?
    Hier werden endlich die Argumente zu diskutieren sein, auf die wir ja seit Tagen hinweisen, nämlich daß die Vorhaut eben nicht nur ein nutzloses Läppchen ist, sondern durchaus Funktionen hat. Daß die angeblichen urologischen Vorteile Mumpitz sind. Dann werden auch endlich die Männer zu Wort kommen, bei denen sich bei der Beschneidung erhebliche Komplikationen ergeben haben und solche, die später Schwierigkeiten beim Sex haben. Und solche, die sich zu Recht darüber aufregen, daß ihnen im Kindesalter ein Teil des Körpers schlicht weggeschnitten worden ist, ohne daß sie sich wehren konnten. Und es wird darüber diskutiert werden müssen, inwieweit es denn überhaupt der Wahrheit entspricht, daß die Beschneidung zweifellos zum Judentum bzw. zum Islam gehört. Da werden religiöse Rechtsgutachten angefertigt werden, wo rauskommen wird, daß das gar nicht so zwingend ist, wie die Interessengruppen immer behaupten. Sowas kenne ich schon von Parallelproblemen wie dem Schächten von Tieren, da wird haarscharf im Detail nachgefragt werden. Ich sehe dem Verfahren beim Verfassungsgericht eigentlich eher mit gesteigertem Interesse entgegen als mit Furcht, das wird bestimmt lustig“


    LGT

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