Mittwoch, 28. März 2012

Die Zukunft



Absurde Waffengesetze und radikale Richtersprüche („three times and you are out!“) führen dazu, daß in Amerika immer mehr Menschen hinter Gittern sitzen. 
Derzeit sind es schon 2,5 Millionen Amerikaner. Die Knäste sind dabei derart überfüllt, brutal und von abstrusen Rache-Vorstellungen geleitet, daß keinerlei Anstrengungen für die Resozialisierung gemacht werden. 
Als Folge gibt es in Amerika auch die größte Rückfallquote. 

Schlecht ist das aber nicht, da Gefängnisse zunehmend privat geführt werden, Arbeitsplätze schaffen und Gewinne abwerfen.
 In den USA bemühen sich Gemeinden darum einen großen Knast zu bekommen.
Statistiker haben ausgerechnet, daß schon in 50 Jahren die eine Hälfte der Amerikaner im Gefängnis sitzen wird und die andere im Strafvollzug arbeiten könnte. 
Man steuert sehenden Auges in diese Zukunft. 
Staatsanwälte, Richter und Sheriffs werden direkt gewählt. Eine Methode, die man in dem Land besser nicht anwenden sollte. Denn nur die radikalsten und kompromisslosesten Typen werden auf solche Posten gewählt. 
Liberalere Ideen haben keine Chance. So wird der Kreislauf nie durchbrochen.


In Deutschland haben wir eine ähnliche Entwicklung bei der Gesundheitsindustrie. 
Wir entwickeln und rapide zu einer Gesellschaft aus Maladen und Pflegenden. 
Immer mehr alte Wracks müssen von immer mehr Medizinern umsorgt werden.
Anders als bei den Gefängnissen in den USA, ist die Patienten-und-Pfleger-Zukunft für hiesige Politiker eine Horrorvorstellung.
 Es ist nämlich eine teure Zukunft, die anders als mit den eher euphemistischen ESM-Vokabeln (Rettung, Pakt, Schirm, ..) mit dramatischen Vokabeln beschrieben wird: Kostenlawine, Kostenexplosion, klaffende Finanzlöcher, Pflegekatastrophe.

Hundertschaften von Gesundheitspolitikern hocken in den Parlamenten und versuchen in einer sisiphos’schen Aktion an allen Ecken und Enden ein bißchen was abzuknappsen.
 Ein paar Tage weniger Reha, keine Original-Tabletten mehr, sondern Generika, Praxisgebühr, etc.

Ich frage mich allerdings, ob es generell wünschenswert ist die Kosten im Gesundheitssystem ständig zu deckeln.

Was spricht eigentlich dagegen einen gigantischen medizinischen Komplex zu etablieren? Ist das nicht besser, als zum Beispiel Auto-Industrie?
Es ist doch ein Wirtschaftszweig mit Zukunft. Hier werden jede Menge Arbeitsplätze generiert und zwar praktischerweise in allen Qualifikationsstufen.
 Forscher, Spezialisten, Wissenschaftler, Dienstleister, Verwalter, Journalisten, Juristen, Physiotherapeuten, Sozialarbeiter, Krankenschwestern, Altenpfleger,..

Wir erleben es jetzt schon in den großen Klinikzentren Deutschlands, daß sie echte Umsatzmaschinen sind.
 Das riesige Hamburger Universitätskrankenhaus Eppendorf, UKE, ist speziell auf reiche Ausländer eingestellt, die auf dem Klinikgelände Luxus-Zimmer buchen können.
Steinreiche Russen und Araber lassen sich am laufenden Band einfliegen, buchen für ihre vielköpfigen Entouragen Unterkünfte und lassen sich medizinisch pimpen.
Auch Scheichs bekommen Krebs, Hüftverschleiß und Herzklappendefekte. 
Das UKE ist vor zwei Jahren in einen gigantischen Neubaukomplex umgezogen und schreibt schwarze Zahlen.

Ist das nicht ein zukunftsträchtiges Modell? 
Deutschland als Hightech-Medizinstandort, wo sich die Steinreichen der Welt ihre Wehwehchen kurieren lassen und durch die so sprudelnden Einnahmen halten wir die medizinische Grundversorgung auch für die hier lebenden Armen bezahlbar.

Man müßte nur die Geldströme etwas umleiten, so daß nicht immer nur die Beitragszahler immer mehr bezahlen, Pfleger, Reinigungskräfte und Stationsärzte immer weniger verdienen, während in Pharmaindustrie, bei Funktionären, Chefärzten und vor allem Medizinzulieferern gewaltig abkassiert wird.

Etwas sehr kontraproduktiv ist es ausgerechnet den Posten des Gesundheitsministers - also den zentralen Lobbyistenknoten - mit einem Vertreter der Lobbyorganisation FDP zu besetzen.
Da wird der Bock zum Gärtner.

Die diversen Landes-Vertreter der komplett sinnlosen Kassenärztlichen Vereinigung (eine spezielle Verwaltungsblase, die geschaffen wurde, um unfähigen Medizinern gigantisch gut bezahlte Funktionärspöstchen zuzuschieben) verdienen allesamt mehr als die Bundeskanzlerin. 

Das könnte auch direkt geschehen, indem man die KVen abschafft, aber die sind in unserem System als Dauerschmarotzer dazwischengeschaltet. 
KV-Chefs sind sechsstellig bezahlte Medizin-Parasiten.
Andreas Köhler, der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hat sich eine Gehaltssteigerung um 34,6 Prozent auf 350.000 Euro genehmigt. 
Ein üblicher Zuwachs (auf Kosten der Beitragszahler), wie das Magazin „Kontraste“ ausgrub. Die Pensionsansprüche sind besser als die der Bundesminister und geschassten Ex-Bundespräsidenten.

Er hat es geschafft, sein Lebensabend ist gesichert. Dr. Andreas Köhler, seines Zeichens oberster Standesvertreter der Kassenärzte Deutschlands: Er hat einen Pensionsanspruch von 318.500 Euro - jährlich - das sind 91Prozent seines letzten Jahresgehalts, das vor kurzem erst um ein nettes Sümmchen gestiegen ist – von 260.000 auf 350.000 Euro. 
[…]  
Birgit Bender (Grüne), MdB:
„Die werden ja nicht finanziert von ihrem reichen Onkel aus Amerika, sondern Ärzte verdienen ihr Geld aus den Beiträgen der Versicherten und aus diesem Geld finanzieren sie diese Gehälter. Das heißt, dass diese Gehälter in ihrer Höhe auch verhältnismäßig sein müssen“.
[…]
Zumal auch Köhlers Stellvertreter Dr. Carl-Heinz Müller recht üppig bedacht wurde. Sein Jahresgehalt stieg zuletzt von 260.000 auf 300.000 Euro. Jetzt ist er aus dem Amt geschieden. Mit einem Abschiedsgeschenk. Nach nur fünf Jahren hat er offenbar schon einen Pensionsanspruch von rund 68.000 Euro jährlich.

Das KV-Trio aus Berlin hat sich beispielsweise 183.000 € pro Nase extra als „Übergangsgelder“ zugewiesen, obwohl, sie ihre Jobs behielten.

Hinzu kommen Meldungen aus den letzten Tagen, nach denen Krankenhäuser Milliarden Euro zu viel abgerechnet haben.

Deutschland hat eines der teuersten Gesundheitssysteme der Welt. Kein Wunder, alleine durch falsche Klinikabrechnungen entstehen den Kassen gewaltige Kosten. Nach Schätzungen des Bundesrechnungshofs sind es rund 900 Millionen Euro pro Jahr; nach Schätzungen der Kassen gar 1,5 Milliarden. Das Kostenloch hat einen einfachen Grund: Kliniken werden in Deutschland regelrecht zum Betrug ermutigt. Wer beim Schummeln erwischt wird, muss den Kassen den Fehlbetrag zurückzahlen. Eine Strafe muss das Krankenhaus nicht entrichten, auch nach dem hundertsten Mal nicht.

Sogar der CDU schwant inzwischen, daß dieses System reformiert gehört und möchte den Abzockereien der Betrüger-Kliniken einen Riegel vorschieben.

Aber das geht leider nicht, da eine gewisse Regierungspartei - man ahnt schon welche; das Parteikürzel beginnt mit einem F. und sie erhielt zuletzt im Saarland 1,2 Prozent der Stimmen - ihre schützende Hand über die Raffzähne hält.
Die Krankenkassen überwiesen den gut 2100 Kliniken in Deutschland im vergangenen Jahr mehr als 60 Milliarden Euro. Der Spitzenverband der Krankenkassen glaubt, daß jede zweite überhöht und falsch sei.

„Nach Willen der Union soll sich das ändern. CDU und CSU haben vereinbart, schärfer gegen den Missstand vorzugehen und dazu eine Gesetzesinitiative vorgelegt. Sie verfolgt zwei zentrale Ziele: Die MDK-Prüfer sollen sich die Kliniken stärker vornehmen, in denen sie viele Ungereimtheiten feststellen. Und: Kliniken sollen erstmals eine Strafe zahlen, wenn eine Falschabrechnung auffliegt.
 […] Setzen sich CDU und CSU durch, müssten die Schummel-Kliniken den Kassen als Strafe den 1,5-fachen Differenzbetrag überweisen. [… ] Da dürfte mancher Klinikdirektor ins Nachdenken kommen. [… ]
Der Antrag muss schnell eingebracht werden. Bislang ist der Koalitionspartner FDP aber nicht von der Sache überzeugt.
(Guido Bohsem 25.03.12)

Das ist eben so bei der FDP - zwanghaft sorgt sie dafür, daß die Geldströme immer nach oben zu den Lobbyisten gelenkt werden und werden ganz kiebig, wenn das jemand ändern will.

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