Ich fand es sehr spannend und kam natürlich dazu. Nachdem wir schnell rausfanden, auf einer Wellenlinie zu liegen, gab der gute Mann eine kurios-makabere Beerdigungsgeschichte nach der nächsten zum Besten. Meine Mutter war begeistert; wir hatten einen wirklich grandiosen, lehrreichen und urkomischen Nachmittag. Bei der Gelegenheit plante ich auch meine Beerdigung durch und schloss einen Vertrag ab. Seither trage ich eine Visitenkarte mit einer Notfallnummer im Portemonnaie mit mir herum. Sollte ich plötzlich überfahren werden oder mir ein Ziegel auf den Kopf fallen, muss die Polizei nur die Nummer anrufen und dann rattert alles automatisch los, ohne daß sich irgendjemand kümmern muss oder Entscheidungen zu treffen hat.
Ich fand das immer sehr beruhigend.
Etwas später gab meine Mutter mir Geschenk; sie hatte eine silberne Anstecknadel fertigen lassen, die eine dreistellige Nummer zeigt. Die Ziffern sind der Friedhofs-Code für meinen Urnenplatz. Die Nadel trage ich bis heute gern an meinem Revers.
Ein Vierteljahrhundert später sind alle final verscharrt. Mit mir wird mein Familienname aussterben, was mich als Antinatalist mit einer gewissen Genugtuung erfüllt. Zudem ist mein Nachname sehr selten und existiert meines Wissens nur einmal in Deutschland. Wenn ich den Löffel abgebe, wird der Name aus der Geschichte getilgt. Gut so, denn wenn es eins im Überfluss gibt, dann sind es Menschen.
Mein Beerdigungsvertrag ist selbstverständlich immer noch gültig, aber nachdem alle meine Verwandten weggestorben waren, musste ich zum Notar gehen, um Patientenverfügung, Pflegeanweisungen, Organspende, Generalvollmacht und ein Testament aufsetzen lassen. Das sollte sowieso dringend jeder machen, weil es für die Angehörigen im Sterbefall eine Zumutung ist, sehr schnell diese Dinge entscheiden zu müssen. Immerhin dürfen Kinder oder Ehepartner dann entscheiden.
Wenn man aber keine Verwandten mehr hat, ist es noch viel wichtiger, diese „letzten Dinge“ rechtlich sicher zu regeln.
Problematisch ist alles, was zwischen Krankheit und Tod anfällt, weil es so viele Möglichkeiten gibt, in denen man physisch, geistig oder finanziell nicht mehr selbst entscheiden kann. Nach Schlaganfall, Demenz, Alzheimer, Parkinson, Locked-In-Syndrom, MS kann es noch sehr lange dauern, bis man endgültig abgereist ist. Da heißt es Vorsorge treffen!
Nach dem Tod bleiben neben der Beerdigung in der Regel zwei Probleme: Einerseits der Hausrat, zu dem so viele persönliche Dinge gehören. In meinem Fall sogar besonders viele, da ich als letzter verbliebener Verwandter auch jede Menge Fotos, Briefe, Aufzeichnungen, Bilder meiner Eltern/Tanten/Großeltern etc verwahre. Dazu kommen haufenweise Bücher und „mein Haushalt“ – von Küchenutensilien über Klamotten bis zu technischen Geräten.
Aus Erfahrung weiß ich immerhin: All das Zeug ist, im Gegensatz zu dem was uns Trödel-Sendungen suggerieren, nahezu wertlos. Niemand will gebrauchte Sachen haben. Annahmestellen für Möbel oder Anziehsachen, „die noch gut sind“, haben in Hamburg fast alle aufgegeben, weil sie in einer Flut von Sachen untergingen. Wir sind eine Überflussgesellschaft, in der jeder alles hat. Keiner will gebrauchtes Geschirr oder einen Toaster, mit dem schon jemand anders jahrelang toastete.
Die einzige Lösung ist ein professioneller Entrümpler. Und die sind teuer. Deutlich teurer, als das was sie noch zu Geld machen können. Es sei denn, jemand besitzt ausgesprochene Wertsachen, wie eine Rolex-Sammlung oder einen Sack Krügerrands. Aber wer das besitzt, braucht auch keinen Entrümpler.
Unglücklicherweise bin ich auch noch ein Sammler. Eine Charaktereigenschaft, die ich gar nicht mag; aber das ist offensichtlich genetisch bedingt. Ich sammele Dinge, wie Postkarten, CDs, Bücher, Bilder, weil ich gern die Auswahl habe. Besonders schlimm ist es mit Papierwaren (Briefpapier, Blocks, Kuverts) und Haushaltswäsche. Den Irrsinn pflegten schon meine verstorbenen Ahnen, so daß ich eigentlich in einen Geschirrtuch-Handel einsteigen könnte.
Über die Dekaden wachsen einem diese Dinge ans Herz; ich mag sie nicht weggeben, obwohl ich weiß, daß ich keine zwei Regalmeter Ansichtskarten verschicken werde. Rein emotional wüßte ich gern, daß jemand nach meinem Tod den ganzen Kram so schätzt wie ich und weiter alles hegt und pflegt.
Rational weiß ich aber, daß das nicht der Fall sein wird, daß der ganze Tand wertlos ist und sehr wahrscheinlich blitzartig auf der Müllkippe oder in einer Verbrennungsanlage landen wird. Auch das habe ich organisiert.
Das zweite Problem ist das eigentliche „Vermögen.“
Wenn mein Körper verbrannt, die Wohnung aufgelöst ist, der Testamentsvollstrecker seine Arbeit getan hat, wird mutmaßlich Geld übrig bleiben, das ich vererbe. In Ermangelung von Kindern, musste ich mir selbst Erben aussuchen. Für diesen Fall hat der liebe Gott die Gemeinnützigkeit erfunden. Ich habe mein Testament mit Vermächtnissen beschwert, um einige Vereine/Stiftungen finanziell zu bedenken.
Die Details breite ich nicht im Internet aus; kann aber ein paar Hinweise geben.
Nicht bedacht sind die Kirchen. Überraschung.
Nicht bedacht sind Parteien, obwohl es immerhin anderthalb Parteien gibt, denen ich jeden Erfolg gönne. Aber ich habe nicht den Eindruck, als ob deutsche Regierungsparteien so darben müssen, daß sie dringend auf Erbschaften angewiesen sind.
Förderungswürdig sind meines Erachtens, einerseits Organisationen, die für die Trennung von Staat und Kirche einsetzen und andererseits Vereine, die sich Fauna und Flora verschreiben. Dabei geht es in erster Linie darum, dem Raubbau an der Natur entgegen zu treten, indem beispielsweise Wälder aufgekauft werden, um sie vor der Abholzung zu bewahren und damit möglichst vielen Tier- und Pflanzenarten den Lebensraum zu bewahren.
Als Quasi-Küstenbewohner hänge ich insbesondere an den Meeresbewohnern. Ich habe noch nie etwas gegessen, das im Wasser lebt. Eins meiner ersten Kinderbücher, das meine Oma mir immer „vorlas“, handelte von den verschiedenen Walarten. Auch das blieb hängen. Ein weiterer Focus liegt auf der Vogelwelt; erst an dritter Stelle kommen die Landtiere.
Beim Tierschutz plädiere ich sehr stark für eine rationale Betrachtungsweise. Ich schwinge mit der „Extinction Rebellion“, weil ich es für maximal unmoralisch halte, jeden Tag durch die humanoide Lebensraumgier und die aberwitzige Vermehrung des Homo Demens, andere Spezies auszurotten.
Dabei sind nicht jede Pflanze und jedes Tier positiv, denn gerade die Ackerbau-Monokulturen und die geradezu aberwitzige Massentierhaltung fressen Ressourcen auf und entziehen komplexen Biotopen den Raum.
(….) Und die nächstgrößere Umweltpest, die unsere Zukunft ruiniert, wird ebenfalls nicht angesprochen: Haustiere. Ein Hund ist so umweltschädlich wie ein KfZ, weil seine Futterproduktion so einen dramatischen Energie- und Wasser-Fußabdruck hinterlässt.
[…] In vielen Artikeln lässt sich nachlesen, wie schädlich die Haltung von Rindern für das Klima ist. Doch welchen ökologischen Fußabdruck hat eigentlich der beste Freund des Menschen? Dieser Frage sind Kim Maya Yavor und Dr. Annekatrin Lehmann nachgegangen. Sie haben unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Finkenbeiner am Fachgebiet Sustainable Engineering der Technischen Universität Berlin die Ökobilanz eines durchschnittlichen Hunds erstellt.
Wieviel CO2 produziert ein Hund?
Demnach stößt ein 15 kg schwerer Hund im Laufe von 13 Lebensjahren etwa 8,2 t CO2 aus. Das entspreche laut Prof. Dr. Finkenbeiner ...
... 13 Hin- und Rückflügen von Berlin nach Barcelona
... oder fast der Menge, die bei der Produktion eines Mercedes C250 emittiert wird.
Darüber hinaus scheidet der Durchschnittshund rund 1 t Kot und knapp 2.000 l Urin aus.
Das alles hat signifikante Folgen für die Umwelt. Dessen Ausmaß überrascht sogar die Forscher. Ihre Ökobilanz ist die erste, die den kompletten Lebensweg eines Hundes umfasst - vom Tierfutter bis hin zu den Ausscheidungen. In ihre Berechnungen haben Yavor, Lehmann und Finkenbeiner alle Stoff- und Energieströme einbezogen, die in einem Produkt stecken und auf die Umwelt wirken:
Ressourcen für das Futter
Ressourcen für die Herstellung des Futters
Ressourcen für die Verpackung des Futters
Ressourcen für den Transport des Futters
Umweltauswirkungen der Exkremente
Produktion der Kotbeutel
Ressourcen für die Straßenreinigung
Hund: Futter und Kot am schädlichsten für die Umwelt
Tierfutter und die Exkremente der Hunde haben den größten ökologischen Fußabdruck. Die Forscher haben verschiedene Indikatoren untersucht, sogenannte Umweltwirkungskategorien; unter anderem den Klimawandel, Ozonabbau, Ozonabbau, Smog, Versauerung von Böden oder die Landnutzung. Bei fast allen Parametern fällt das Hundefutter mit circa 90 Prozent am schwersten ins Gewicht. […]
Aber gerade in der Pandemie fangen die Deutschen an, sich wie wahnsinnig neue Hunde zuzulegen, so daß die Züchter ihre Rüden rund um die Uhr decken lassen und doch nicht den Bedarf erfüllen. (….)
(Erkenntnisse umsetzen, 15.03.2022)
Ich verstehe es natürlich, wenn Menschen ihre Haustiere lieben, aber sich selbst für einen Tierfreund, oder gar Naturschützer zu halten, weil man ein Haustier besitzt, ist aberwitzig.
Eine Erbschaft an den lokalen Tierschutzverein, an das Tierheim oder die kommunale Katzenhilfe halte ich aus der Naturschutzperspektive für extrem kontraproduktiv. Golden Retriever oder Hauskatzen sind nicht vom Aussterben bedroht. Natürlich hat das einzelne Exemplar dasselbe moralische Recht zu leben, wie ein anderes Tier und darf nicht gequält werden – genau wie Schlachtschweine oder Legebatteriehühner auch!
Aber radikale Tierschützer, die einen enormen finanziellen und Arbeitsaufwand an den Tag legen, um einen einzelnen bissigen Kampfhund vorm Einschläfern zu retten, kann ich nicht ernst nehmen.
Die Mopo berichtete kürzlich tränenrührig von den engagierten Frauen, die sich um die postpandemischen streunenden Hamburger Straßenkatzen bemühen.
[…] 10.000 Streunerkatzen leben auf Hamburgs Straßen, viele krank und halb verhungert. Tierschützer kommen mit der Hilfe kaum noch hinterher. […] Katzenretterin Monika Freytag (52) vom Hamburger Tierschutzverein HTV hofft inständig auf die Katzenschutzverordnung: „Bei uns gehen immer mehr Notrufe ein. Wir kommen mit der Katzenrettung einfach nicht mehr hinterher. Es sind so viele schlimme Katzenschicksale. Die Wege durch die ganze Stadt sind in der Zeit einfach nicht zu schaffen. Ich wünschte, wir hätten einen Hubschrauber.“ Abgemagert und voller Läuse, das Fell verfilzt, die Augen verklebt – der Zustand, in dem verwilderte Katzen und ihre Jungen im Tierheim Süderstraße landen, ist oft zum Heulen. Etwa 10.000 Streuner leben auf Hamburgs Straßen, eine niemals endende Aufgabe für den Tierschutzverein, möglichst viele zu kastrieren.[…] Während sie das sagt, hält die Katzenfreundin ein zwölf Wochen altes Streunerkatzenbaby auf dem Arm – munter, aber viel zu klein für sein Alter. [….]
Liebe Monika Freytag, Sie haben das Herz am rechten Fleck und sind sicher ein guter Mensch. Aber Sie haben einen Knall.
Das was da betrieben wird, ist aberwitzige Ressourcenverschwendung. Kranke, verlauste, unterernährte Streunerkatzen sollten eingeschläfert werden und selbstverständlich müssen Hauskatzen kastriert und gechipt sein. Die Arbeit und das Geld sollte man unbedingt in sinnvollere Naturschutzprojekte stecken.
Der Katzenretterwahn geht inzwischen noch einen Schritt weiter.
Der Deutsche Tierschutzbund höchstselbst ließ fast 50 Straßenhunde und verwahrloste Katzen aus der Ukraine nach einem vierwöchigen Quarantänestopp in Rumänien nach Deutschland holen.
[….] Der Deutsche Tierschutzbund hat 49 Hunde und Katzen aus dem ukrainischen Odessa nach Deutschland gebracht. Es handelt sich um Straßentiere, die auf menschliche Obhut angewiesen sind. 49 Hunde und Katzen sind mit Hilfe des Deutschen Tierschutzbundes vor dem Krieg in der Ukraine gerettet und nach Bayern und Schleswig-Holstein gebracht worden. Die 42 Hunde und sieben Katzen waren zunächst aus dem Zentrum des Tierschutzbundes in Odessa gerettet und die vergangenen vier Wochen im rumänischen Tierheim Smeura zur Quarantäne untergebracht worden, wie der Tierschutzbund am Donnerstag in Bonn mitteilte. Jetzt wurden die Tiere in deutschen Tierheimen unter anderem in Garmisch-Partenkirchen in Bayern und Kappeln in Schleswig-Holstein aufgenommen. Die Katzen wurden nach Brandenburg gebracht. Weitere sieben Katzen warten den Angaben zufolge noch in Rumänien auf die Weiterreise. [….]
Abgesehen davon, daß es sich um eine Tortur für die armen Viecher handelte, kann man weder die Kosten noch den CO2-Verbrauch für den Transport unter Naturschutzaspekten rechtfertigen. Dafür hättet man einen halben Hektar Savanne kaufen und retten können.
Außerdem, und das sage ich als Antinatalist, finde ich es zynisch den Aufwand für Straßenhunde zu betreiben, wenn man stattdessen auch Menschen aus dem Krieg retten könnte.
Das ist jedenfalls auch klar; wenn ich endgültig die Hühner sattele, bekommt der Tierschutzbund ebenfalls nichts.
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