Die US-Republikaner des Trumpzeitalters sind ungebildet und so borniert, daß sachliche Diskussionen mit ihnen unmöglich geworden sind.
Die Trump-Fans, die als sogenannte Politik-Experten bei CNN arbeiteten, um die parteiliche Ausgewogenheit des Senders zu gewährleisten, mäanderten zwischen echten Lügen und groteskem Whataboutism. Von den meisten mußte sich CNN trennen. Kayleigh McEnany, Trumps Nazi-Barbie, lügt wenn sie den Mund aufmacht. Rick Santorum gab zutiefst rassistisches Gedankengut von sich und Jason Miller, der fromme erzkonservative Christ, setzte seine Prostituierten unter Drogen, schwängerte sie und zwang sie dann zur Abtreibung.
GOPer flüchten sich in Ermangelung der Intelligenz für echte Politik in primitive Talking Points, die jeder MAGA-hat begreift.
So werden aberwitzige Nebensächlichkeiten, wie die Ablehnung schwuler Hochzeitstorten oder die Möglichkeit für Transmänner ein Herrenklo zu benutzen, zu alles entscheidenden Freiheitsfragen hochgejazzt.
Man darf die stupide Kampagnenfähigkeit der Republikaner nie unterschätzen; sie verwenden„talking points“ konsequent und skrupellos, drücken den um political correctness bemühten Demokraten ihre Themen auf und verfügen über nahezu unbegrenzte Mittel.
Sie schrecken vor keiner noch so perfiden Lüge zurück, setzen auf brutales „negative campaigning“, appellieren an die finstersten xenophoben, rassistischen und homophoben Stimmungen.
Sie greifen schonungslos auf das gesamte Arsenal der verbotenen Waffen zu und lassen sich niemals von Fakten verwirren.
(…..) Generell sind Rechte und Rechtsextreme oft mit Hilfe ihrer Skrupellosigkeit Erfinder besonders mächtiger Talking Points. „Bevölkerungsaustausch“ und „Islamisierung“ erregen Aufmerksamkeit.
Meister dieses Fachs sind natürlich die US-Republikaner, die es vermochten das Wort „tax“ so zu verdammen, daß sich kein Politiker mehr daran traut und das Dummvolk begeistert dafür stimmt die 1% der Superreichen von allen Steuern zu befreien. „Socialism“ ist auch so ein Todschlagtalking-point, mit dem Teebeutler und GOPer es schafften dem Volk einzureden, eine allgemeine Krankenversicherung sei Teufelszeug. Mit ihren Talking Points schaffen sie es sogar gleichzeitig für extrem strenge Regulierungen (Abtreibung, Gaymarriage) und das Gegenteil davon (Waffenrecht, Umweltschutz) zu argumentieren.
Ein Geniestreich ist der Slogan „pro-Life“ in der Debatte um legale Schwangerschaftsunterbrechungen, weil damit immer suggeriert wird, die anderen wären gegen das Leben an sich.
Bill Maher beklagt schon lange, daß seine Demokraten bei Vorwürfen aus dem rechten Spektrum sofort in den Hühnerhaufenmodus verfallen, statt sich mal unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu treffen und sich ihrerseits gute Talking Points auszudenken, die dann von allen demokratischen Politikern verwendet werden. (….)
Die critical race theory, CRT, ist der neue Mega-Talking-Point der Qtrumplicans.
Sie brauchen immer etwas, um sich daran festzuhalten.
Wenn US-amerikanische People Of Color an die extrem unrühmliche Geschichte ihrer Nation erinnern, werden sie ganz garstig und beweisen mit ihrem immer noch virulenten Rassismus, wie richtig und wichtig es ist, über die Bedeutung der White Supremacy aufzuklären.
[….] Die »Critical Race Theory« hat sich zu einer der einflussreichsten Denkschulen der vergangenen Jahrzehnte entwickelt. Sie sollte schwarzen Amerikanern endlich Gleichberechtigung verschaffen – und wurde zu einem Angriff auf die Werte des Westens. […..]
(René Pfister, 18.06.2021, DER SPIEGEL 25/2021)
In keiner US-amerikanischen Schule steht die »Critical Race Theory« auf dem Lehrplan, weil es ein zu komplexes Thema ist und in die Universitäten gehört.
Im Chemieunterricht in der Schule waren chemische Bindungen ein Strich zwischen zwei Atomen, der die Verknüpfung anzeigte. Die Woodward-Hoffmann-Regeln zur Orbitalsymmetrie einer chemischen Bindung existieren seit den 1960er Jahren, aber natürlich lernte ich die erst in der Universität, weil das viel zu schwierig für Schüler ist.
So wie normale Schüler kaum ein Elektronenzustandsdiagram bei sigmatropen Verbindungen deuten können, weiß auch ein GOPer nichts über »Critical Race Theory«. Beides ist zwar richtig, ist aber kein Unterrichtsstoff in Highschools.
Aber was interessieren einen Trumpanzee Fakten?
Daher wird nun ein Kulturkampf an amerikanischen Schulen inszeniert.
[…..] School Boards sind direkte gewählte Gremien, die unabhängig und meist überparteilich die Geschicke der Schulen in einem Schulbezirk steuern. Die Lerninhalte werden zwar von den Bundesstaaten vorgegeben. […..] Für die Sitzung des Loudoun County School Boards am 22. Juni hatten sich 250 Bürgerinnen und Bürger angemeldet. Es wurde gebrüllt, geschrien. "Shame on you! Shame on you!" Schämt euch, schämt euch! Die Menschen hielten Schilder hoch: "Stop Teaching Racism", hört auf, Rassismus zu lehren. Die Sitzung musste abgebrochen werden. Zwei Teilnehmer wurden festgenommen. Videos der Ereignisse wurden im nationalen Fernsehen gezeigt. Es sind die alten Kampfthemen: weiße Vorherrschaft, systemischer und alltäglicher Rassismus, Gleichstellungsfragen. Die Methoden aber sind neu: Nie zuvor sind lokale Gremien wie School Boards derart gezielt und konzertiert angegriffen worden. Atoosa Reaser ist Vize-Vorsitzende des School Boards. Sie steht weit oben auf der Zielliste der rechten Protestbewegung. Sie bekommt Todesdrohungen, Schmähanrufe, sexualisierte Beleidigungen. Im Videoanruf wirkt sie trotzdem entschieden, sich nicht kleinkriegen zu lassen. "Ich will Kindern helfen, sich eine Zukunft aufzubauen. Und hoffe, dass sich letztlich alle darauf einigen können", sagt sie. Auf die Mitglieder von School Boards loszugehen ist eine neue Taktik rechter Strategen, wie des früheren Trump-Beraters Stephen Bannon. […..] Ähnliche Kämpfe toben in Texas, Missouri, Kalifornien, Virginia oder Rhode Island. Der Sender NBC berichtet von landesweit 165 Gruppen, die sich gegen das jeweilige lokale School Board wenden. […..] Für die CRT-Forscherin Kimberlé Crenshaw ist klar, woher diese Art von Widerstand kommt. Die Menschen wollen Lehren verbieten, deren Vertreter sich weigerten, "die Lüge zu verbreiten, dass Amerika seine rassistische Geschichte triumphierend überwunden habe, dass alles hinter uns liege". Ein Blick nach Loudoun County reicht, dass dem nicht so ist. Rassistische Übergriffe gehören hier wie fast überall in den USA zum Alltag. […..] (Thorsten Denkler, SZ, 25.07.2021)
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