Es ist
schon erschreckend im Jahr 2018 #MeToo mit zu erleben und bestätigt zu bekommen
wie viele Vorurteile es noch gegenüber Frauen gibt.
Schon
vor mehreren Dekaden während meiner Schulzeit hatte ich das erste mal das
Gefühl, diese Diskriminierung wäre nun aber langsam mal überwunden.
Als
Teeni der frühen 1980er fühlte ich sexuell betrachtet eine
Geschlechterklischees überwindende Zeit angebrochen. Man musste nicht unbedingt
den Mädchen massiv hinterher steigen und traf dann auf sich zierende Wesen, die
es galt zu überreden.
Mädchen
saßen bei Partys nicht devot am Rand und warteten bis sie zum Tanzen
aufgefordert wurden.
Meine
erste Freundin hatte ganz eindeutig das Heft des Handelns selbst in die Hand
genommen und war auf mich zugegangen.
Als
schüchterner Junge – und ich behaupte die allermeisten frisch die Pubertät erlebenden
und ihre körperlichen Veränderungen beobachtenden Jungs sind erst mal
schüchtern – fand ich dieses neue weibliche Selbstbewußtsein durchaus angenehm.
Cindy
Laupers „Girls just wanna have fun“ war nicht von ungefähr einer der großen Hits
des Jahres 1983.
Madonnas offen sexfreudiges „Like a virgin Touched for the very first time” folgte gleich
anschließend.
Die
neuen Mädchen, die wußten was sie wollten, waren aus meiner Sicht ein Glücksfall.
Woher
soll man auch genau wissen wie man sein Interesse bekundet und auf eine mögliche
Partnerin zugeht, wenn man es nie zuvor gemacht hat?
Ich
bildete mir wirklich ein, wir wären die Generation, die erstmals
gleichberechtigt aufwächst.
Die
ersten Zweifel stellten sich wenige Jahre nach meinem Abitur ein, als immer
mehr Nachrichten eintrafen, daß die flippigsten und modernsten Mädchen aus
meiner Klasse plötzlich geheiratet hatten, ihre Ausbildung, ihr Studium aufgaben
und Hausfrauen wurden.
SABINE? Sabine macht jetzt einen auf
Hausfrau und lebt vom Geld, das ihr Macker verdient? Und Johanna ist auch
gleich zu Bernd gezogen und schwanger geworden, als der ein Reihenhaus für sie
gemietet hat?
Eigentlich
kann ich es immer noch nicht richtig begreifen wie viele Frauen sich trotz
bester Voraussetzungen für ein Dasein an der Seite eines männlichen Ernährers
entschieden haben.
Warum?
Die waren alle keinen familiären oder religiösen Einschränken unterworfen,
hatten ihr Abi und hätten doch alles werden können?
Erst
jetzt, da ich langsam ins Greisenalter wechsele und mir über so unangenehme
Dinge wie Altersvorsorge Gedanken mache, fällt bei mir der Groschen. Ist es
vielleicht eine Form von Bauernschläue sich gleich an einen Versorger mit
eigenem Haus zu binden? Jahrzehnte bevor ich begriff, daß es durchaus Vorteile
hat finanziell abgesichert zu sein?
Aber das
ist eben mein Schicksal als Mann: Wir verstehen Frauen nicht.
Ich kann
es mir a posteriori nur so erklären, daß auch in den 80ern Frauen noch zu wenig
gefördert wurden, zu schräg angesehen wurden, wenn sie Karriere machen wollten,
ihnen das Selbtsbewußtsein dazu fehlte an sich zu glauben.
Tatsächlich
verdienen in den zehner Jahren des 21. Jahrhunderts Frauen immer noch ein
Fünftel weniger als Männer und in den Top-Jobs als Vorstandsmitglieder oder
Chefärzte sind sie immer noch eine Rarität.
Letzteres
ist besonders erschreckend, da inzwischen mehr Frauen Medizin studieren als
Männer.
Aber was
erwarten wir in einem Land, in dem 26 Millionen Menschen und eine veritable
Parteivorsitzende zahlende Mitglieder einer Organisation sind, die
grundsätzlich keine Frauen in Leitungspositionen lässt?
Es gibt
weltweit etwa 400.000 katholische Priester, an die 5.000 Bischöfe und darunter
keine einzige Frau.
Noch mal
zur Erinnerung: Wir schreiben das Jahr 2018!
Wie ist
es möglich, daß Frauen wie Nahles oder Schavan sich ihr ganzes Leben für eine
Kirche engagieren, die ihnen buchstäblich ex cathedra erklärt „IHR SEID ZU
MINDERWERTIG UM DIE ENTSCHEIDENDEN GEISTLICHEN ÄMTER ZU BEKLEIDEN“?
Die
Politik ist etwas weiter als Wirtschaft und Gesellschaft, aber explizit
weibliche Frauen wie Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern sind dennoch
selten. Die Frauen, die es wie Merkel, May, Clinton oder Lagarde ganz nach oben
geschafft haben, geben sich alle Mühe kein vermeidliches weibliches Manko
erkennen zu lassen. Sie geben sich alle als besonders rational und hartnäckig.
Sie alle legen durchaus Wert darauf, daß ihre Konkurrenten erfahren mit wie
wenig Schlaf sie auskommen, wie lange sie am Stück verhandeln können und wie
wenige Pinkelpausen sie dabei brauchen. Und sie tragen auch alle eine Art
Uniform.
Als
Merkel 2017 (sic!) von der lesbischen Wissenschaftlerin Miriam Meckel gefragt
wurde, ob sie Feministin wäre, geriet sie arg ins Schwimmen.
[…..]
Nun ja, es gebe da „Gemeinsamkeiten aber
auch Unterschiede“ antwortete Merkel dann gedehnt. Weiter: „Ich möchte mich ja
auch nicht mit einem Titel schmücken, den ich gar nicht habe.“ Denn: Es gebe
Frauen, die hätten „richtig gekämpft, so wie Alice Schwarzer“. Und da will Merkel
sich nicht „einfach draufsetzen und sagen: Ich bin auch eine Feministin“. […..]
Das ist
das Problem: Mächtige Frauen nutzen nicht die Chance andere Frauen zu fördern,
weil sie nicht in die Feministinnenschublade rutschen möchten.
Dabei
geht es nicht darum Menschen zu fördern, die so sind wie man selbst, sondern
gezielt diejenigen zu ermuntern, die bisher benachteiligt wurden.
Was
sonst könnte Aufgabe der Politik sein?
Andere
Regierungschefs sind da deutlich weiter. Justin Trudeau schrieb schon in seiner
Jugend feministische Songs und bekennt sich stolz dazu Frauen und Schwule zu
fördern.
[….] Boys need to be raised to be feminists as
much as girls because “our sons have the power and the responsibility to change
our culture of sexism”, Justin Trudeau, Canada’s prime minister, wrote in an
essay published on Wednesday.
Teaching boys to be feminists gives them a sense of justice and empathy
and helps them “escape the pressure to be a particular kind of masculine” that
is damaging to men and those around them, Trudeau writes. “I want them to be
comfortable being themselves, and being feminists – who stand up for what’s
right, and who can look themselves in the eye with pride.” [….]
Recht hat er, der Kanadier!
Noch
benachteiligter als Frauen sind in unserer Gesellschaft beispielsweise Dunkelhäutige
und Schwule.
Insofern
finde ich es nicht nur akzeptabel, sondern geradezu notwendig, daß ein Schwuler
in einer Chefposition möglichst viele andere Schwule fördert.
Ole von
Beust zum Beispiel hat das getan, als er erst Hamburgs CDU-Chef und dann auch
Bürgermeister wurde.
Er
setzte seinen schwulen Freund Roger Kusch als Justizsenator ein und als dieser 2006
gefeuert werden musste, ernannte von Beust konsequent wieder einen offen
Schwulen zum neuen Justizsenator: Carsten Lüdemann
Das
setzte Zeichen, auch der Hamburger CDU-Spitzenkandidat von 2015, Dietrich Wersich,
ist schwul.
Der seit
2015 amtierende neue Landesvorsitzende der Hamburger CDU, Roland Heintze, ist
ebenfalls schwul.
Man muss
nur aufpassen, daß „schwul“, „Frau“ oder „dunkelhäutig“ nicht zum alleinigen
Einstellungskriterium werden.
Man
erweist der guten Sache einen Bärendienst, wenn man nur wegen des Geschlechts
oder der sexuellen Orientierung Deppen befördert.
Dietrich
Wersich führte die CDU zielsicher zum schlechtesten Wahlergebnis aller Zeiten:
15,9%!
Roger
Kusch war von Anfang an eine Katastrophe, der in seiner Behörde schnell den
Spitznamen lächelnden Guillotine erwarb, weil er gnadenlos alle fähigen
Mitarbeiter entließ.
„Wiederholt kam es zu
schweren Konflikten mit der Hamburger Richterschaft und der Staatsanwaltschaft.
Im Sommer 2002 besuchte Kusch das Wüstengefängnis von Sheriff Joe Arpaio im
US-amerikanischen Staat Arizona und bezeichnete diese besonders harte Form des
Strafvollzugs als „Stilblüte“. Zu seinen justizpolitisch umstrittensten
Entscheidungen gehörte die Schließung der Sozialtherapeutischen Anstalt
Altengamme und der Übergangsanstalt Moritz-Liepmann-Haus.“
(Wikipedia)
Kusch
trieb es so wild, daß ihn sein Freund und Vermieter Ole von Beust 2006
rauswerfen musste. Daraufhin trat Kusch beleidigt aus der CDU aus, gründete
eine stramm rechte AfD-Vorläuferpartei „HeimatHamburg“ und zog mit
rechtsradikalen Parolen durch die Talkshows.
Viel
schlimmer noch sein Verein Dr. Roger
Kusch Sterbehilfe e. V., mit dem er der Angelegenheit einen Bärendienst
erwies, weil er zu offensichtlich Profit erzielen wollte.
Auch
Lüdemann erwies sich als kompletter Fehlgriff, wie die gesamte
Beust-Personalpolitik.
(…..) Ein neues Strafvollzugsgesetz wurde verabschiedet,
das zwar vermutlich verfassungswidrig ist, aber da gleichen die kleinen
Hamburger (Lüdemann) offenbar den großen CDU’lern in Berlin (Schäuble):
Grundgesetz ist eher irrelevant in CDU-Augen. Justizministerin Zypries
kritisiert es als "Armutszeugnis".
Die CDU-Hamburg hatte ja schon ihre Verfassungsfeindlichkeit mehrfach unter Beweis
gestellt. 1993 mußte die Wahl von 1991 in Hamburg wiederholt werden, weil das
Verfassungsgericht die Kandidatenaufstellung der CDU für so gravierend
verfassungswidrig hielt, daß Neuwahlen angesetzt werden mussten.
Daß gleich ein halbes Dutzend CDU-Bürgerschaftsabgeordnete staatsantwaltlich ermittelt wurde, wundert da
auch nicht mehr. Ich nenne nur mal den Pleitier Andreas Wankum. Zudem liefen
2005 Verfahren gegen die CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Karl-Heinz Warnholz und Bruno Claußen wegen Abgeordnetenbestechung
beziehungsweise falscher Verdächtigung, gegen den CDU-Abgeordneten Jörn Frommann wegen Erschleichung von
Erziehungsgeld und gegen den Ex-Abgeordneten der CDU Volker Okun wegen Wahlbetrugs.
So nun also auch Lüdemann mit seinem Strafvollzug, der auf Rechte von Gefangen
kaum noch Rücksicht nimmt:
Ende September wenden sich Hamburger Richter empört an die Öffentlichkeit, weil
die Justizbehörde Urteile, die Häftlinge erstritten haben, nicht umsetzt.
"Die Justizbehörde ist ihrer gerichtlichen Verpflichtung über Jahre nicht
nachgekommen", so der Landgerichts-Präsident, Kai-Volker Öhlrich. Der
Senator habe davon gewusst. (….)
(…..)
Im April 2005 mußte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Clemens Nieting
schnell aus der Bürgerschaft geworfen werden, nachdem die Staatsanwaltschaft
Ermittlungen wegen des Besitzes und des Verbreitens kinderpornographischen
Materials gegen ihn einleitete. Im Juli 2005 erließ das Amtsgericht Hamburg
einen Strafbefehl wegen des Besitzes und des Verbreitens kinderpornographischer
Schriften, den Nieting akzeptierte.
Reihenweise mussten CDU-Abgeordnete ihre Sessel räumen, weil sie mit dem Gesetz
in Konflikt kamen.
Unvergessen JU-Kreischef Alexander Weiss. Gegen den
22-jährigen Jungpolitiker wurde wegen ausländerfeindlicher Äußerungen
ermittelt. "Niggerschlampe" soll der Jurastudent eine südländisch
aussehende Kommilitonin beschimpft haben und sie dann mit Bierdeckeln beworfen
haben. Zudem, so die Vorwürfe, soll Weiß "Nicht-Arier" als "eine
Schande für das Juristentum" bezeichnet haben. (….)
Glücklicherweise
endete das Chaos, als die CDU 2011 in die Opposition geschickt wurde.
[….]
Ein 27-jähriger Jurist hat
Ex-Justizsenator Carsten Lüdemann (53) angezeigt, ihn „begrapscht“ zu haben.
Der CDU-Politiker bezeichnete gegenüber der MOPO die Vorwürfe als „frei
erfunden“.
Eines ist sicher:
Beide Männer befanden sich am fraglichen Tag gemeinsam in der Sauna. [….] Der 27-jährige Jurist erklärte gegenüber der MOPO, er habe bemerkt, wie
sich Carsten Lüdemann selbst befriedigte, und sei von ihm weggerückt. Dann sei
er eingenickt und erwacht, als Lüdemann ihm in den Schritt griff. Daraufhin
habe er die Sauna verlassen, die Aufsicht gerufen und Lüdemann aufgefordert,
sich zu entschuldigen. Der 27-Jährige: „Das kann doch wohl nicht wahr sein,
dass der dort seinen Schniedel rausholt und sich einen keult.“ Der Jurist
erstattete einige Stunden nach dem Sauna-Besuch Anzeige. Die Staatsanwaltschaft
ermittelt nun wegen des Verdachts der Sexuellen Nötigung (§ 177 StGB).
[….]
Beide Männer erklärten übereinstimmend, sich
nie zuvor begegnet zu sein. Der 27-Jährige sagte, dass ihm erst klar geworden
sei, wen er da angezeigt hatte, als er den Namen an seinem Arbeitsplatz, einer
Anwaltskanzlei, gegoogelt habe. Es steht Aussage gegen Aussage. Der Ausgang des
Ermittlungsverfahrens darf mit Spannung erwartet werden. [….]