Samstag, 4. Mai 2013

Politik ist kein Ponyhof.



Das ist irgendwie mal wieder ein bißchen unfair.
 Angesichts der bayerischen Verhältnisse denkt sich jetzt der Stammtisch „die“ Politiker hätten alle ein lockeres Leben mit vielen Privilegien und stopften sich noch zusätzlich bei jeder Gelegenheit die Taschen voll.
Möglich, daß es unter den besonderen Bedingungen Bayerns etwas gemütlicher zugeht. Schließlich gibt es dort eine Einheitspartei, so daß man nur in die CSU eintreten muß, wenn man ein Amt möchte.

Ich gehöre zu den wenigen Menschen, die sich für HÖHERE Politikerbezahlung einsetzen. Jedenfalls die Regierungspolitiker und vergleichbare Spitzenpositionen (Fraktionsvorsitzende, etc) sollten deutlich besser verdienen, damit sie unabhängiger sind und Ämter attraktiver werden.
Natürlich sollte man auf der anderen Seite die üppigen Pensionsansprüche drastisch zusammenstreichen und die Hälfte Abgeordneten nach Hause schicken.
 Wie lächerlich ist das denn, daß Deutschland mit 80 Millionen Einwohnern an die 770 Volksvertreter im neuen Bundestag haben wird, während das 320 Millionen-Volk der USA mit 535 Abgeordneten auskommt?
Natürlich ist die Arbeitsleistung der Politiker generell unterschiedlich. 
Da gibt es bekannte EU-Abgeordnete wie die FDP-Vorzeigefrau Koch-Mehrin, die jahrelang zu keinen Ausschusssitzungen erscheint, oder den CSU-Bundestagsabgeordneten Gauweiler, der bei kaum einer Abstimmung anwesend ist, weil ihn sein Erstjob als Anwalt so fordert.

Nach allem was ich über die Wahlkreisarbeit hiesiger Politiker weiß, dürften diese Faulpelze eher die Ausnahme sein.
Die Majorität der Politiker will etwas bewegen und tut sich deswegen die Strapazen an. 
Denn ist ja offensichtlich: Merkel, Steinbrück oder Westerwelle könnten „in der Wirtschaft“ ein Vielfaches verdienen – und das bei einem wesentlich geringeren Zeitaufwand.

Spitzenpolitik ist stressig, weil sie nicht nur arbeitsintensiv, sondern auch völlig unberechenbar ist. 
Der Ausnahmezustand ist Normalität. Ständig wird man in andere Fahrwasser geworfen.
So ist es nur natürlich, daß Politikerehen nicht halten. 
Politik als Beruf ist kaum vereinbar mit Familie. Außerdem kommt „man“ viel mehr als die meisten anderen in Versuchung, weil man sehr viel mehr Menschen trifft und die meisten davon ein besonderes Interesse an einem zumindest vorgeben.
Viele zerbrechen auch an dem Stress, werden herzkrank wie Helmut Schmidt, Horst Seehofer, oder Peter Struck.
Es wundert mich überhaupt nicht, daß so viele Piraten, die naiv ins Politikerleben sprangen nach kurzer Zeit wegen der Arbeitsbelastung zurücktraten.
Dutzendfach konnte man in ihren Twitter-Nachrichten lesen, daß sie kaum noch Zeit für ihre Hobbys hätten und daher nicht mehr weitermachen könnten.
So ist das.
Da hat der Nichtpirat was zu lachen.

 Aber in anderen Fällen gehen Politikerkarrieren sehr viel dramatischer zu Ende. Einer der spektakulärsten Politikerselbstmorde, war das Ende in der Badewanne von Uwe Barschel.

Im Oktober 1987 wird der CDU-Ministerpräsident von Schleswig-Holstein tot aufgefunden.
Während die einen überzeugt sind, Barschel sei von Waffenschiebern, Mossad-Agenten oder anderen Unbekannten ermordet worden, und dafür immer neue angebliche "Beweise" vorlegen, sind andere überzeugt, dass der CDU-Mann kurz nach seinem Rücktritt als Ministerpräsident  – in die Enge getrieben durch die Affäre im Kieler Landtag – Selbstmord beging.
Um der Wahrheit näherzukommen, muss man sich die Tage und Wochen vor der Todesnacht zum 11. Oktober noch einmal vor Augen führen:
Der sehr konservative CDU-Politiker ist 43 Jahre alt. Seit fünf Jahren regiert er im nördlichsten Bundesland. Am Samstag vor der Landtagswahl wird bekannt, über was für einen unglaublichen, nie dagewesenen Skandal der Spiegel am Montag, den 14. September 1987, in seiner Titelgeschichte berichten wird: Barschel habe mit Hilfe seines Medienreferenten Reiner Pfeiffer eine Verleumdungsintrige gegen seinen SPD-Herausforderer Björn Engholm gestartet, um ihn von der Macht fernzuhalten.

1992 sah der Bundestagsabgeordnete Gerhard Riege seinen letzten Ausweg im Suizid.

Der Tag war für den Jenaer PDS-Bundestagsabgeordneten Professor Gerhard Riege, 61, gar nicht gut gelaufen. [Schämt euch Spiegelredakteure für den Tonfall! - T.]
[…]  Am Mittag des folgenden Tages verließ Riege seine Jenaer Wohnung im Dornbluthweg. Stunden später fand ihn ein Bekannter im Garten seines Geunitzer Wochenendhauses, wenige Kilometer außerhalb der Stadt. Gerhard Riege hatte sich erhängt.   In einem Abschiedsbrief begründete Riege seinen Selbstmord mit der "Angst vor der Öffentlichkeit, wie sie von Medien geschaffen wird", gegen die er sich "nicht wehren" könne, und vor dem "Haß", der ihm "im Bundestag entgegenschlägt", wo er schon letztes Jahr von Koalitionsabgeordneten niedergeschrien worden war [...]. Der Freitod des stillen PDS-Hinterbänklers, von Politikern aller Lager mit routinierter Betroffenheit kommentiert, schürte neue Emotionen. Im ohnehin hitzig geführten Streit über den rechten Umgang mit der Stasi-Altlast wurde Rieges Schicksal umgehend, Pietät hin, Pietät her, für politische Zwecke instrumentalisiert.

Petra Kelly und Gert Bastian, die Ikonen und Gründer der Grünen, erschossen sich im Oktober 1992.

Am 19. Oktober 1992 war das prominente Politikerpaar tot in seiner Bonner Wohnung aufgefunden worden. Hartmut Otto, der Leiter der Mordkommission, erklärte auf einer Pressekonferenz am Tag danach, Bastian habe Kelly erschossen und dann Selbstmord begangen. Ging Petra Kelly freiwillig mit ihrem Lebensgefährten in den Tod?
"Es ist ein absoluter Nahschuss, ein so genannter aufgesetzter Schuss gewesen und da gibt's einfach nur die Möglichkeit: entweder lag ein Einverständnis vor oder es ist eben im Schlaf geschehen.

Im Jahr 2000 wurde der Stress für den CDU-Geschäftsführer Hüllen zu viel.

Am 20. Januar 2000 wurde auf dem Höhepunkte der CDU-Spendenaffäre Wolfgang Hüllen (49), Leiter des Bundestagsbüros der CDU/CSU- Fraktion für Haushalt und Finanzen, erhängt in seiner Wohnung in Berlin-Steglitz aufgefunden. Die Justiz geht von Selbstmord aus. In einem Abschiedsbrief Hüllens soll es Indizien für Untreue zu Lasten der Fraktionskasse gegeben haben, die aber nichts mit Spendenaffäre als solcher zu tun habe.

Ein Jahr später erschoss sich ebenfalls in Berlin Heinz Kuhrig.

Der ehemalige DDR-Landwirtschaftsminister Heinz Kuhrig ist tot. Die Polizei bestätigte am Samstag einen entsprechenden Bericht des «Tagesspiegel». Die Zeitung hatte berichtet, der 72-Jährige habe sich mit einem Kopfschuss aus einem Gewehr das Leben genommen.  Am Donnerstag fand Kuhrigs Frau ihn im Badezimmer des Hauses im Köpenicker Ortsteil Müggelheim.

Im Jahr 2003 brachte sich der ehemalige Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland und FDP-Vizevorsitzende Möllemann um.

Den Verletzungen nach war Möllemann bei seinem Fallschirmsprung bis zum Aufschlag bei Bewusstsein und absichtlich in der stabilen Freifaller-Position der Fallschirmspringer, bestätigte die Staatsanwaltschaft in Essen. Ein Fremdverschulden hatten die Gerichtsmediziner bereits ausgeschlossen. Hinweise auf technisches Versagen fanden sich ebenfalls nicht.

Im Jahr 2004 tötete sich Andreas Matthae, der Geschäftsführer der Berliner SPD – im Alter von 35 Jahren.

Berliner SPD trauert um Andreas Matthae. Zum Tode von Andreas Matthae erklärt der Landes- und Fraktionsvorsitzende der Berliner SPD, Michael Müller: "Wir haben mit großer Bestürzung erfahren, dass Andreas Matthae aus dem Leben geschieden ist. Die Berliner SPD verliert mit ihm einen sehr engagierten und sehr talentierten jungen Menschen.  Er hat für unsere Partei über Jahre hinweg in vielen  Funktionen sehr verantwortungsbewusst gearbeitet. Wir sind sehr traurig und in Gedanken bei seiner Familie."  

Vor zwei Jahren verübte der niedersächsische Landtagsabgeordnete Briese Selbstmord.

Der Grünen-Politiker Ralf Briese hat sich offenbar das Leben genommen. […] Der verstorbene niedersächsische Landtagsabgeordnete Ralf Briese wird am Montag in Oldenburg mit einer Trauerfeier verabschiedet. […] Nach dem bisherigen Erkenntnisstand der Polizei hat sich der 40-Jährige, der unter schweren Depressionen litt, am vergangenen Sonntag das Leben genommen. Sein Umfeld zweifelt daran nicht. "Es ist fürchterlich und zutiefst traurig, dass Ralf diese Entscheidung getroffen hat", sagt Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel.

Auf der Kommunalebene geht es genauso tödlich zu.

Mit großer Bestürzung haben Freunde auf die Todesnachricht reagiert. Wilfried Arsan, frisch gewählter OB von Traunstein, hat sich erhängt. Die Hintergründe sind völlig unklar.
Es geschah rund vier Wochen vor Wilfried Arsans Amtsantritt. „Wir trauern um einen engagierten Kommunalpolitiker, aber auch um einen stets hilfsbereiten und freundlichen Menschen", sagte der Traunsteiner Landrat Hermann Steinmaßl zur AZ. Niemand hat eine Erklärung für den tragischen Selbstmord. „Wenn ein Zusammenhang mit der hohen Belastung im Beruf eines Kommunalpolitikers besteht, fragt man sich, ob das Ganze solch tragische Folgen wert ist“, betonte Hermann Steinmaßl erschüttert.
Wilfried Arsan hat sich am Montagabend an einem Heizungsrohr im Keller seines Hauses erhängt.
(Abendzeitung 09.04.08)
Heinz Wölfl, der Landrat von Regen, hat sich offenbar selbst getötet. Davon geht die Staatsanwaltschaft aus, die die Ermittlungen zum Unfalltod des 58-Jährigen abgeschlossen hat. Zu einem möglichen Motiv gibt es erste Spekulationen.
Der Landrat von Regen, Heinz Wölfl, hat sich wohl das Leben genommen. Das teilte die Staatsanwaltschaft Deggendorf mit. Der CSU-Politiker war in der vergangenen Woche mit seinem Auto von der Straße abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Er erlag noch an der Unfallstelle seinen Verletzungen.
(SZ 22.08.11)
Der Dresdner FDP-Politiker und Unternehmer Eberhard Rink hat sich am vergangenen Wochenende das Leben genommen. Er wurde am Samstag leblos in seinem Haus aufgefunden.
Dresdner FDP-Politiker zeigten sich über die Nachricht geschockt. "Wir sind tief geschockt und in großer Trauer.", sagte der Vorsitzende der Dresdner FDP Johannes Lohmeyer. "Wir sind tief erschüttert und trauern um einen guten Freund und Weggefährten", ergänzt Holger Zastrow, FDP-Bundesvize.

Auch die Partner der Spitzenpolitiker werden in Mitleidenschaft genommen.
Helmut Kohls Frau nahm sich 2001 das Leben.

Hannelore Kohl war fast 42 Jahre lang mit dem ehemaligen Kanzler Helmut Kohl (CDU) verheiratet. Stets gut gelaunt, gepflegt und stark geschminkt, die Haare immer gleich, teuer, aber bieder gekleidet trat sie neben ihm in der Öffentlichkeit auf. In Wirklichkeit war sie kreuzunglücklich, schwer krank und in den letzten Monaten ihres Lebens sehr einsam. Am 5. Juli 2001 wurde sie tot in ihrem Bungalow in Oggersheim bei Ludwigshafen gefunden. Es war Selbstmord, herbeigeführt durch eine Überdosis Tabletten, die sie einnahm, als ihr Mann sich in Berlin aufhielt.
(News.de 30.06.11)

In dieser Woche tötete sich der Ehemann von Guido Westerwelles Staatsministerin und früheren FDP-Bundesvizevorsitzenden Pieper.

Lutz Pieper ist tot. Der Ehemann der Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Cornelia Pieper, hat sich nach MZ-Informationen das Leben genommen. Die 54-Jährige fand ihn am Dienstagmorgen in ihrem Haus in Lieskau bei Halle. Lutz Pieper wurde 55 Jahre alt.
Das Innenministerium von Sachsen-Anhalt bestätigte den Tod, äußerte sich aber nicht zu den Hintergründen. Zuvor hatte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) die Landesregierung informiert. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Halle, Heike Geyer, erklärte auf Anfrage, dass die Behörde ein Verfahren zur Ermittlung der Todesursache eingeleitet habe und der Leichnam deshalb obduziert werde. Zur Todesursache schwieg sie. Nach MZ-Informationen wird Fremdverschulden ausgeschlossen. Cornelia und Lutz Pieper haben einen Sohn.

Ebenfalls diese Woche beging der Grüne Adi Sprinkart Selbstmord.

Der Allgäuer Grünen-Landtagsabgeordnete Adi Sprinkart hat sich das Leben genommen. Die Gründe sind unklar, ein Zusammenhang zur Amigo-Affäre in Bayern besteht aber offenbar nicht.
Fraktionschefin Margarete Bause bestätigte am Freitag eine Meldung der Münchner „Abendzeitung“. Der Agrarpolitiker und Landwirt wurde demnach tot auf seinem Hof in Niedersonthofen gefunden. Er saß seit 1997 für die Grünen im Landtag.
Nach Angaben des Blattes hatte der Politiker erst am Montag seinen 60. Geburtstag gefeiert.
(Focus 03.05.13)

Ja, es gibt unendlich viel an Politikern zu kritisieren. 

Aber, daß sie alle Faulpelze sind, denen alles egal ist, stimmt nicht.

Die Jungs haben durchaus Stress.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Feedback an Tammox