Wer
wählt eigentlich was und warum?
Nach
meiner persönlichen Überzeugung ist das leicht zu beantworten:
Je dümmer, desto
rechts.
Im
echten Leben ist es einen Tick komplizierter.
Das
geht schon mit der Frage „was ist eigentlich rechts?“ los.
Auch SPD und Linke
haben an ihrer Basis einen rechten Bodensatz, der „Griechen raus aus
der EU!“-Parolen unterstützt und begeistert Sarrazin zujubelt, wenn er von den
minderbemittelten, aber umso gebärfreudigeren „Kopftuchmädchen“ spricht.
Zweifellos ganz rechts, sogar reaktionär ist Papst Benedikt XVI - und dem haben
sie im Bundestag fast alle zugejubelt. Der Mann, der behauptet Kondome
verschlimmerten das AIDS-Problem, Schwule wären ungeordnete Sünder und
Protestanten gar keine Kirche wird von den eher linken SPD-Politikern Thierse
und Nahles adoriert und beworben.
Völlig unklar auch, wo man im rechts-links-Schema die Bewerberin um die Grüne Spitzenkandidatur Kathrin
Göring-Kirchentag einordnen soll.
Sie trampelt genüsslich auf
Arbeitnehmerrechten herum, indem sie die arbeitsrechtlichen Kirchenprivilegien
beibehalten will.
Außerdem kämpft sie zusammen mit vielen anderen Grünen für
ultrakonservative Freiheitsrechts-feindliche Anliegen, wie das Verbot der
Sterbehilfe oder der verbindlichen Patientenverfügung.
Bei Homorechten und Patientenverfügung ist man als Linker in der wirtschaftlich scharf rechten FDP besser aufgehoben.
Der
Urnenpöbel ist davon auch schon ganz verwirrt und wählt gerne gegen seine
Interessen.
Während der Schröder-Kanzlerzeit bekam die CDU die meisten Stimmen
von Arbeitslosen und den Ungebildetsten.
Die
Grünen-Anhänger zogen in die Speckgürtel der Städte, machten Karriere und
stellten die Wählergruppe mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen.
FDP-Wirtschaftsminister
hatten von 1982 bis 1998 die Steuersätze auf absolute Rekordwerte hochgesetzt - Eingangssteuersatz 25,9% und Spitzensteuersatz
56% - realisiert von Schwarzgelb.
Das würde sich heute noch nicht mal die Linke
zu fordern trauen.
Anschließend sorgte Rot-Grün für eine ebenfalls noch nie
dagewesene SteuerSENKUNG (Eingangssatz 15%, Spitzensteuersatz 42%).
Die Wähler
empfanden es als „viel zu hohe Abgaben“ und setzten bei nächster Gelegenheit
eben jene FDP, die von 1969 bis 1998 ununterbrochen SteuerERHÖHUNGEN
durchgepaukt hatte, als Steuersenkungspartei ins Bundeskabinett.
Das
alles erinnert an den Hamburger Uraltwitz:
Kommt ein Mann zum Bezirksamt Altona und sagt: „Ich möchte bitte meinen Namen ändern!“
Sagt der Beamte: „Das ist nicht so leicht und wieso überhaupt. Wie heißen sie denn?“
„Karl Arsch!“„Oh, das verstehe ich aber, daß sie DEN Namen ändern möchte. Wie wollen sie denn stattdessen heißen?“„GUSTAV Arsch!“
Trotz
offensichtlicher Fehlentwicklungen und miserabler Politik sieht derzeit vieles
danach aus, als ob uns Angie Merkel wie einst der ewige Kanzler Kohl noch ein
paar Legislaturperioden länger heimsuchen wird.
Deutsche sind nahezu unfähig einen echten Regierungswechsel
zu wählen.
Angela
Merkel wurde vor 22 Jahren erstmals als Ministerin Mitglied der
Bundesregierung.
Jürgen
Trittin wurde vor 28 Jahren in den Niedersächsischen Landtag gewählt und dort
vor 22 Jahren Minister.
Wolfgang
Schäuble, den Merkel eben als Neuerung auf die Position des Euro-Gruppensprechers
hieven wollte, amtierte schon 1984 (sechs Jahre vor der deutschen Vereinigung!)
als Bundesminister und wurde 1972, also vor 40 Jahren, in den Bundestag
gewählt.
Er hockt
dort also schon zehn Legislaturperioden.
Auch Rainer
Brüderle, der mächtige FDP-Fraktionsvorsitzende ist ein Politdinosaurier. Schon
vor einem Vierteljahrhundert, 1987, wurde er Wirtschaftsminister in Mainz.
Da ist es
wenig verwunderlich, daß es in den nachfolgenden Generationen pressiert.
Die Omen und Open der
Parteien scheinen noch ewig weitermachen zu wollen.
Daß
eine Regierung durch völlig neue Parteien ersetzt wurde (und nicht bloß ein
Koalitionspartner wechselte) geschah in den 17 Bundestagswahlen seit 1949
gerade EINMAL!
Und zwar 1998 unter besonderen Umständen, als Kohl nach 16 Jahren Dauerkanzlerschaft nicht begreifen wollte, daß er endlich mal abtreten müsse und die Opposition a) sehr geschlossen war und b) einen sehr starken Kandidaten hatte.
Und zwar 1998 unter besonderen Umständen, als Kohl nach 16 Jahren Dauerkanzlerschaft nicht begreifen wollte, daß er endlich mal abtreten müsse und die Opposition a) sehr geschlossen war und b) einen sehr starken Kandidaten hatte.
Wäre
1998 eine Lusche à la Steinmeier angetreten und hätte die CDU früher auf einen
Nachfolger Schäuble gesetzt, wäre Schwarzgelb noch lange nicht abgewählt
worden.
Der Urnenpöbel mag eigentlich nur das, was er schon kennt - so
geschehen in 16 Bundestagswahlen.
Wer
sind die Wähler, die was wählen?
Dazu gibt es, mal ganz was Neues, eine aktuelle STUDIE:
Die Erhebung entstand Im Auftrag der Medizinischen Psychologie unter Leitung von Prof. Dr. Elmar Brähler und PD Dr. Oliver Decker. Sie wird am 13. September bei einer Veranstaltung unter dem Titel "Die Parteien und das Wählerherz" erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Im Zeitraum von Mitte Juni bis Mitte Juli 2012 wurden bundesweit rund 2.400 Wahlberechtigte im Alter zwischen 18 und 91 Jahren zu sozial- und medizinpsychologischen Themen befragt. Gängige Überzeugung ist, dass Selbstständige FDP wählen, Juristen die CDU und Angestellte die SPD.
Es
gibt schon vorab veröffentlichte Ergebnisse. Einiges war zu erwarten:
Die CDU
hat die älteste Wählerschaft, die Piraten die Jüngste.
Die, die eine Änderung der Verhältnisse am dringendsten
nötig hätten, die Armen und Arbeitslosen gehen gar nicht zur Wahl.
Schön doof.
Das
betrifft ebenso Migranten der zweiten Generation und Russlanddeutsche - sie
gehenebenfalsl nicht wählen.
Schön doof.
Männer wählen Linke, FDP und ganz rechts.
Frauen wählen Grün oder gar nicht. (CDU und SPD haben ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis)
Haushaltseinkommen: Die reichsten Wähler haben FDP und Grüne, deutlich weniger Einkommen haben die Wähler von SPD und Linken. Die Einkommensunterschicht mit einem Einkommen unter 1.000 Euro monatlich ist verstärkt unter den Nichtwählern oder den Wählern der Piraten anzutreffen […]
Bildungsstand: Wähler mit einem formal hohen Bildungsabschluss trifft man nach wie vor besonders unter den Wählern der FDP und der Grünen an, neuerdings auch unter den Piraten-Wählern. Aber auch in der Gruppe der Unentschlossenen treten sie deutlich hervor.
Arbeitslosigkeit: Kein einziger Arbeitsloser in der aktuellen Studie will FDP wählen. Vielmehr geht ein Drittel der Arbeitslosen überhaupt nicht zur Wahl, 20 Prozent wählen SPD, nur 3,5 Prozent Rechts, aber auch die Grünen wollen nur knapp 6 Prozent wählen.[…] Konfessionen: Über 60% der Linken-Wähler sind konfessionslos, was sich mit der regionalen Verteilung im Osten deckt, wo nach wie vor die meisten Konfessionslosen anzutreffen sind. Auch bei den Rechten dominieren die Konfessionslosen. Katholiken bevorzugen die CDU/CSU und meiden rechtsextreme Parteien, FDP und die Linken. Protestanten präferieren eher die SPD und meiden ebenfalls rechtsextreme Parteien, die Linken und die FDP.[…] Ängstlichkeit und Depressivität: Nichtwähler beschreiben sich auffallend ängstlichst, gleich gefolgt von den Wählern rechtsextremer Parteien. Am wenigsten ängstlich geben sich die FDP-Wähler und die Unentschlossenen, die noch nicht wissen, wen sie wählen sollen und länger abwägen.
Nichtwähler und Rechte-Wähler zeigen eine ausgeprägt depressive Grundstimmung. Am wenigsten depressive Stimmung berichten die Piraten-Wähler.
Kontakt zu Ausländern: Wer in Familie, Nachbarschaft oder Beruf Kontakt zu anderen Nationalitäten hat, wählt weniger extrem Rechts oder Links, sondern vermehrt die Grünen und vor allem die Piraten.
Das
deckt sich mit dem Antisemitismus, der dort am höchsten ist, wo es gar keine
Juden gibt.
Wie
erwartet fällt auch die Aufschlüsselung nach Mediennutzung auf:
FDP- und CDU-Wähler bevorzugen klassische Informationsquellen wie Zeitungen und TV.
FDP- und CDU-Wähler bevorzugen klassische Informationsquellen wie Zeitungen und TV.
Grüne und Piraten haben Smartphones und Internetflatrate.
Sozis sind
Internetmuffel und Rechte informieren sich gar nicht……
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