Es gibt Worte, die für mich rein phonetisch so widerlich klingen, daß es mir kalt den Rücken runter läuft, wenn ich sie nur geschrieben sehe.
Ich überlege ernsthaft, ob ich mich deswegen in Psychotherapie begeben sollte - so angeekelt bin ich von gewissen Vokalen.
Die Top Drei der Abartigkeit sind: Stulle, Schlüpfer und schlecken.
Uah. Furchtbar.
Andere Worte scheinen mit ihren Klang-Verwandten durchweg so negative Konnotationen zu bedienen, daß vermutlich nur ekelhafte Dinge so benannt wurden.
Popel, Prostata, Proporz, Puperze, Prüfung, Prellung, Prekariat, Protzner, Prolet, Pups, Pofalla, Propaganda, Pykniker, Präser - alles bähbäh.
Ohrenkrebserregend wirkt insbesondere das Wort „Proporz“ - viel zu viele harte Konsonanten für die „o“s.
Und die Bedeutung, nämlich vor allem die „Proporzdemokratie“ beschreibt auch keinen schönen Zustand.
Eigentlich steckt dahinter zwar ein fairer Gedanke, nämlich das Verteilen der Pöstchen proportional zu den gesellschaftlichen Kräften.
Aber in der Praxis führt das dazu, daß immer wieder Deppen in Parteivorstände und Ministerien vorrücken, die keine Qualifikation haben, aber dafür aus dem richtigen Landesverband kommen, das passende Alter oder Geschlecht haben.
Beispiel:
Als Deutschland einen neuen Verteidigungsminister brauchte, weil Baron von und zu Googleberg über eine Kaskade von Unwahrheiten stolperte, konnte man für den nicht eben unwichtigen Job nur unter einer winzigen Anzahl Bundesbürger nach dem geeigneten Mann suchen.
99,5 schieden schon mal aus, weil sie nicht in der richtigen Partei sind.
Nur ein CSU’ler durfte ran - sonst hätte es den Koalitionsproporz durcheinander gebracht.
In Bayern herrscht aber auch strenger Sub-Proporz zwischen den sieben Bezirken.
Guttenberg ist Franke und da schon die beiden anderen Bundesminister Aigner und Ramsauer Oberbayern sind und der Bayerische Ministerpräsident aus Ingolstadt stammt (ebenfalls Oberbayern), mußte wieder etwas Fränkisches gefunden werden.
Als das nicht gelang, bedurfte es einer Kabinettsrochade, um den Parteienproporz einigermaßen zu wahren.
Am Ende war Herr Friedrich dadurch Bundes-Innenminister, obwohl er nicht wollte und auch über keinerlei Qualifikation verfügt.
Der Proporz erzwang es.
Die Hardthöhe wurde schon einmal ein Proporzopfer, als Frau Merkel den intellektuellen Tiefflieger Franz-Josef Jung zum Kriegsminister erkor.
Auch er brachte keinerlei Eignung mit, belegte dafür aber die Flügel „rechts“ und „Hessen“.
Zwei Komponenten, die unter Frau Merkel notorisch zu schwächeln scheinen.
Später rutschte aus genau dem gleichen Grund auch Kristina Schröder ins Familienministerium hinauf. Ein rechter Hesse (Jung) flog raus und mußte sofort ersetzt werden.
Nun haben wir eine miserable Familienministerin, die unter anderem leidenschaftlich von ihrer Vorgängerin von der Leyen (für CDU-Verhältnisse links, Niedersachsen) gehasst und blockiert wird.
Am besten wurde Schröders Ministerium geführt, als sie im Mutterschutzurlaub war.
Aber auf Politik kommt es auch nicht an.
Wichtig ist, daß sie angebräunte Ansichten hat, Kohl und Koch wie ein Groupie verehrt und aus dem Kanther-Dregger-Landesverband stammt.
Auch in meiner Partei leide ich geradezu körperliche Qualen, ob des Proporz-Wahnes.
Die inoffizielle Führungstroika besteht aus einem mittleren und zwei rechten Männern.
Die Steine sind beide Schröderianer aus NRW und Gabriel ist Netzwerker aus Niedersachsen.
Es fehlen also überdeutlich die Komponenten „Frau“, „Süddeutschland“ und „links“.
Mit allen drei Anforderungen habe ich theoretisch nicht die geringsten Probleme, aber in einer Person vereint, bedeutet das in der Praxis bedauerlicherweise Andrea Nahles.
So wurde Nahles Generalsekretärin.
Sie belegt außer den drei genannten Kriterien allerdings noch zwei weitere; nämlich „strunzdumm“ und „Religiot“.
Interessanterweise verzichtet eine der größten Organisationen des Planeten fast komplett auf Proporz: Die Katholische Kirche, neuerdings auch genannt "KFS."
In ihrer höchsten Führungsebene, den 213 Purpur-farbigen, gibt es keinen unter 55 und keine einzige Frau.
Beim besten Willen also ließe sich nicht behaupten, daß die Kardinäle den weltweiten Katholizismus repräsentierten.
Ratzingers Vorgänger Woytila hatte immerhin zögerlich damit begonnen das europäische Quasi-Monopol aufzubrechen. Er hatte peu à peu die Zahl der Kardinäle aus Afrika, Lateinamerika und Asien vergrößert, den Einfluss der Europäer und vor allem Italiener zurückgedrängt.
Damit ist nun Schluß.
Ratzinger hat eine tiefe Abneigung gegen Dunkelhäutige und fremdelt erkennbar auf anderen Kontinenten.
Kardinäle aus Entwicklungsländern beruft der gegenwärtige Papst praktisch nicht mehr und bläst stattdessen exzessiv die Europafraktion auf.
Bei der Kreierung der 22 neuen Kardinäle vom Wochenende waren allein 16 Europäer!
Obwohl Europa nur noch zehn Prozent der Weltbevölkerung stellt, erhebt Ratzinger 73% Europäer.
Die Botschaft an die bevölkerungsreichsten katholischen Länder Nigeria oder Brasilien ist klar: „Ich halte Euch für irrelevant. Unwürdig für die höchsten Posten!“
Allein sieben Kardinäle stammen aus Mailand, welches ungefähr so groß wie München ist.
Von den 22 neuen Würdenträgern sind zehn an der Kurie in Rom tätig, 16 stammen aus Europa, vier sind älter als 80 Jahre, darunter auch Kardinal Becker. Mit den jüngsten Ernennungen erhöht sich die Zahl der Kardinäle auf 213, so viele wie noch nie. Unter ihnen sind 125 potentielle Papstwähler. In dieser Gruppe hat das Gewicht der Europäer und vor allem Italiener erneut zugenommen - Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. hatte noch darauf geachtet, die Zahl der Kardinäle aus der so genannten Dritten Welt zu erhöhen. 30 der 67 europäischen Kardinäle unter 80 sind nun Italiener. 22 Purpurträger kommen aus Südamerika, 15 aus dem Norden des Kontinents; elf aus Afrika, zehn aus Asien und dem Pazifikraum.
Die 30 italienischen wahlberechtigten Kardinäle bilden den mit Abstand wichtigsten Block und so ist anzunehmen, dass der nächste Papst nach einem Polen und einem Deutschen* wieder ein Italiener sein wird.
Als "papabile" gelten derzeit der Erzbischof von Palermo, Kardinal Paolo Romeo und der Mailänder Kardinal Angelo Scola.
Vor der Wahl Benedikts war Francis Arinze aus Nigeria ein heißer Kandidat.
Aber ein schwarzer Papst?
Da sei Ratzinger vor!
*Ich hielt es ohnehin immer für einen Irrtum Ratzi als DEUTSCHEN zu betrachten. Nach 30 Jahren in der Kurie wird er von den Italienern durchaus als einer der Ihren angesehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Feedback an Tammox