Mittwoch, 20. Januar 2016

Rücknahme des Lobes für die Hamburger AfD



Doch ich stehe schon noch dazu, daß sich der Vorsitzende der Hamburger AfD-Bürgerschaftsfraktion Jörn Kruse unter den gegebenen Umständen vorbildlich verhält:

Er setzt sich nach Kalifornien ab und läßt sich einfach so bezahlen – ohne an der Hamburger Politik teilzunehmen.

Die Sache hat allerdings einen Haken.
Leider gibt es in der AfD-Fraktion sieben weitere Mitglieder, die noch nicht einen Ozean und einen  Kontinent Abstand zu Hamburg gewonnen haben.

Die MOPO stellt die acht Abgeordneten, die gleich ihre Außenseiter-Rolle zu spüren bekamen, und ihre teils steilen Thesen vor.
1. Bernd Baumann (57), Kaufmann aus Altona, äußerte im Wahlkampf seine Angst darüber, dass afrikanische Einwohner Ebola nach Deutschland einschleppen könnten. [….]
5. Alexander Wolf (47), Rechtsanwalt aus Barmbek, ist ein Alter Herr der rechtsextremen Burschenschaft Danubia aus München und der Meinung, dass Deutschland kein Einwanderungsland ist.
6. Dirk Nockemann (56), Jurist aus Bergedorf, ist Ex-Innensenator der Schill-Partei, sein Steckenpferd ist weiterhin die innere Sicherheit, seine Ausrichtung: rechter Hardliner.
7. Dr. Ludwig Flocken (53), Arzt aus Bergedorf, sorgte im Wahlkampf für Furore, weil er im Januar in Schwerin auf einer Demonstration des Pegida-Ablergers „MVgida“ eine Rede hielt, in der er die Gegendemonstranten mit der SA verglich. [….]

Ein besonderes Schätzchen ist die Nummer 7, der Bergedorfer Orthopäde Dr. Flocken.

Der fünffache Vater wird von seiner braunen Crew wie folgt vorgestellt:

Er will eine Steuerung der Einwanderung nach den Interessen der Bürger und integrationswillige Einwanderer, nicht deren Helferinnenindustrie und integrationsunwillige Zuwanderer. Er will Mut machen, sich gegen politisch „korrekte“ Indoktrination zu wehren.
    Postanschrift: Chrysanderstr. 35, 21029 Hamburg
    Telefon: (0157) 53458292
    E-Mail: ludwig.flocken@afd-hamburg.de
(AfD-Fraktion Hamburg)

Dr. Flocken ist so rechts, daß neben ihm nur noch die Wand kommt.
So unterzeichnete er im März 2015 die sogenannte „Erfurter Resolution“, auch bekannt als der braune Fluegel innerhalb der AfD, in der Rassist Björn Höcke sich mit seinen völkischen Thesen von Henkel-Lucke-Gruppe absetzen wollte.

Zuvor hatte der Bundesvize Hans-Olaf Henkel das Papier als "spinnerte völkische Ansichten" bezeichnet.  Flocken, Orthopäde aus Bergedorf, stört diese Kritik nicht. Er führt: "Wenn ich konservative, libertäre, islamkritische oder kriegskritische Positionen vertrete, bei Pegida mitspaziere oder rede, dann fühlen sich Politik und Medien provoziert." Auch in der AfD müsste das nicht jedem gefallen, sagt er. "Es gehört aber zur AfD dazu."
[….]  Es ist nicht das erste Mal, dass Flocken an diesem Image kratzt: Am 26. Januar beschimpfte er bei dem Pegida-Ableger in Schwerin die Gegendemonstranten: "In Diktaturen werden Kritiker der Regierung von der Polizei niedergeknüppelt. Bei uns brauchen die Eliten euch als Fußvolk, um die Menschen zusammenzuschlagen und einzuschüchtern." Und bezeichnete die Pegida-Gegner als "die neue SA".

Im Januar 2016 dreht sich Flockens Welt natürlich um die Silvester-Vorfälle.
Eine Steilvorlage für den Arzt, gegen den die Ärztekammer bereits ein Verfahren angestrengt hatte.

Fakten und konstruktive Politik interessieren die AfDler naturgemäß wenig.

„Eine umzingelte blonde Frau, hilflos eingekreist von einer Horde junger Männer, die sie bedrängen und betatschen; ein Video, weltweit im Internet geteilt, als Beweis für die Brutalität der Kölner Silvesternacht. Mit einem erheblichen Haken: Die Bilder sind weder aus der Silvesternacht, noch stammen sie aus Köln. Das Video wurde schon vor über drei Jahren in Ägypten aufgenommen. Guten Abend und willkommen bei Monitor. Kaum wurden die sexuellen Übergriffe auf Frauen in der Kölner Silvesternacht bekannt, lief sie an: Die Propagandawelle von Rechtsaußen. Mit falschen Bildern, falschen Zahlen und maßlosen Übertreibungen. Als wäre es nicht schlimm genug, was den zumeist jungen Frauen in Köln angetan wurde. Als ginge es jetzt nicht vor allem darum, die Täter zu ermitteln und hart zu bestrafen. Jochen Taßler und Nikolaus Steiner versuchen es mal mit Fakten statt Nebelkerzen.“


Dr. Flocken erprobt sich hingegen gleich daran Flüchtlinge pauschal verantwortlich zu machen.

In einer Schriftlichen Anfrage zu den „rassistischen Ausschreitungen in der Silvesternacht“ verunglimpft der AfD-Abgeordnete Ludwig Flocken Flüchtlinge und offenbart ein Weltbild und einen Sprachgebrauch, der für einen Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten einmalig sein dürfte – und an Volksverhetzung grenzt.
„Angehörige verschiedener nach Deutschland eingedrungener Ethnien erniedrigten Menschen unserer westlichen Kultur“, lautet die Täter- und Tatbeschreibung des Orthopäden Dr. Flocken. Und weiter, zur Motivation der bislang nicht ermittelten Täter: „Sie begrapschten westliche Frauen und Mädchen physisch-sexuell, penetrierten sie, beleidigten sie obszön-rassistisch und raubten einige beiläufig aus, um sie direkt zu erniedrigen.“ Sie hätten damit den Begleitern der Frauen und anderen anwesenden Männern, insbesondere den Polizisten, gezeigt: „Ihr seid zu machtlos, um ‚eure Frauen‘ vor uns, den überlegenen Muslimen, zu schützen!“
In seiner wirrer Welt sind die sexualisierten Übergriffe zugleich „Ausdruck der islamischen Verachtung für den Westen“ und eine „Erniedrigung Europas“. Im Gegensatz zu ihm ignorierten „unsere Medien“ den „rassistischen Aspekt der Vorfälle“. […]

Allerliebst.
Helmut Schmidt hatte leider – wie so oft – völlig Recht damit, die Deutschen als ein „gefährdetes Volk“ zu bezeichnen.
Für die drei Landtagswahlen im März werden der inzwischen noch deutlich weiter nach rechts gerutschten AfD überall zweistellige Ergebnisse prognostiziert.

Margaret Thatchers und François Mitterrands Bedenken von 1989/1990, ob man den Deutschen wirklich erlauben solle sich zu vereinigen, sind ganz offensichtlich nicht so abwegig, wie es manchen damals erschien.

2 Kommentare:

  1. "Allerliebst.
    Helmut Schmidt hatte leider – wie so oft – völlig Recht damit, die Deutschen als ein „gefährdetes Volk“ zu bezeichnen."

    Diesbezueglich hat ein Bloggerkumpel kuerzlich die Eindruecke eines Friedrich zu diesem „gefährdeten Volk“ zitiert, welche wesentlich definierter, als auch, vor allem im nachhinein, da vor rund 220 Jahren verauessert, betrachtet, durchaus zutreffend sind.

    "So kam ich unter die Deutschen. Ich forderte nicht viel und war gefasst, noch weniger zu finden. [...]

    Barbaren von Alters her, durch Fleiß und Wissenschaft und selbst durch Religion barbarischer geworden, tiefunfähig jedes göttlichen Gefühls, verdorben bis ins Mark [...], in jedem Grad der Übertreibung und der Ärmlichkeit beleidigend für jede gutgeartete Seele, dumpf und harmonielos, wie die Scherben eines weggeworfenen Gefäßes [...].

    Deine Deutschen aber bleiben gerne beim Notwendigsten, und darum ist bei ihnen auch so viel Stümperarbeit und so wenig Freies, Ächterfreuliches. Doch das wäre zu verschmerzen, müssten solche Menschen nur nicht fühllos sein für alles schöne Leben, ruhte nur nicht überall der Fluch der gottverlassnen Unnatur auf solchem Volke. [...]

    Die Tugenden der Deutschen aber sind ein glänzend Übel und nichts weiter; denn Notwerk sind sie nur, aus feiger Angst, mit Sklavenmühe, dem wüsten Herzen abgedrungen, und lassen trostlos jede reine Seele, die von Schönem gern sich nährt, ach! die, verwöhnt vom heiligen Zusammenklang in edleren Naturen, den Misslaut nicht erträgt, der schreiend ist in all der toten Ordnung dieser Menschen.

    Ich sage dir: es ist nichts Heiliges, was nicht entheiligt, nicht zum ärmlichen Behelf herabgewürdigt ist bei diesem Volk, und was selbst unter Wilden göttlichrein sich meist erhält, das treiben diese allberechnenden Barbaren, wie man so ein Handwerk treibt, und können es nicht anders, denn wo einmal ein menschlich Wesen abgerichtet ist, da dient es seinem Zweck, da sucht es seinen Nutzen [...]. [...]

    Ich wollte nun aus Deutschland wieder fort. Ich suchte unter diesem Volke nichts mehr, ich war genug gekränkt, von unerbittlichen Beleidigungen, wollte nicht, dass meine Seele vollends unter solchen Menschen sich verblute."

    Nimm dir ein Beispiel Tammox ....

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  2. Ohne Witz - neulich hatte ich durch Zufall so einen fetten Hochglanz-Katalog von ENGEL UND VÖLKERS in der Hand.
    Klar, alle Wohnungen und Häuser, die mir darin gefallen, sind weit außerhalb meiner Preisrange.

    Aber dann habe ich ein paar echt tolle massive fette Holzhäuser in Montana gesehen. (OK, auch in Georgia, aber das ist mir da zu warm und zu südstaatlich).

    Frage: Was soll ich in Montana?
    Gegenfrage: Was soll ich sonst irgendwo?
    Immerhin bin ich durch meine Staatsbürgerschaft ja frei in die USA zu ziehen und billig ist es da allemal.
    Ich würde mich da dann komplett verbarrikadieren und mich wie in Endzeitfilmen mit Massen von Lebensmitteln und Generatoren ausstatten, so daß ich nur noch einmal im Jahr das Haus verlassen muß.
    Nachbarn hätte ich da sowieso nicht und den Rest mache ich über Internet.

    Vielleicht ist Montana ein guter Platz, um auszuharren, bis ich in die ewigen Jagdgründe eingehe.
    Da sollte es noch einigermaßen ruhig bleiben.

    Wenn US-Präsident Ted Cruz einen atomaren Weltkrieg lostritt, ist es eh egal, wo man sitzt.


    LGT

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