Bäume zu umarmen ist die despektierliche Metapher für „Ökos“
schlechthin.
Natürlich wird Markus Söder auch so gezeichnet, wenn seine
neue grüne Ausrichtung lächerlich gemacht werden soll.
Um Straßenbäume entbrennen regelmäßig kommunale Kleinkriege.
Wohnungsbesitzer im Erdgeschoss hassen die Bäume, weil sie
ihnen das Licht nehmen. Schließlich sind „helle, sonnendurchflutete“ Wohnungen
viel wertvoller als Dunkle.
Autofahrer in Parkplatznot sind die natürlichen Verbündeten
der Dunkel-Wohnung-Bewohner. Auch sie mögen keine Bäume, weil ihre Stämme den
kostbaren Parkplatz wegnehmen, Linden-Blattläuse ihren klebrigen Kot (Honigtau)
auf die Windschutzscheiben schmieren, Kastanien Hauben und Dächer verbeulen.
Auf der anderen Seite stehen Baumfreunde, die jeden
umgefallenen Riesen beweinen und in wüste Fluchtiraden verfallen, wenn das
Bezirksamt hohle, morsche Stämme fällen lässt.
Kaum einer ist Baum-neutral.
Die erste gemeinsame Wohnung meiner Eltern in New York
befand sich in einer endlosen Straße in Brooklyn. Die Häuser sahen alle völlig
gleich aus, aber genau vor ihrem Eingang stand der einzige Straßenbaum,
Im Prä-Navi-Zeitalter ein genialer Orientierungsvorteil.
Und dann kam meine Mutter eines Tages von der Arbeit, der
Baum war weg. Sie rannte entsetzt zum Hausmeister und fragte was da passiert
war. Der kehrte gerade die letzten Späne und Blätter weg und sagte nur „making
too many leaves“.
Damals sah man Straßenbäume in Amerika nur unter dem Aspekt
der Zusatzarbeit, die durch das Laubharken entstand.
Ein „Insider“, der sich noch 60 Jahre in meiner Familie
hielt. Immer, wenn irgendein Gewächs einging, oder ein Baum gefällt wurde, sagt
jemand „making too many leaves“?
[…..] Im Auftrag von uns Kindern von Plant-for-the-Planet haben sich
Wissenschaftler aus Yale und 23 weiteren Universitäten mit dieser Frage
befasst. Im September 2015 haben sie eine endgültige Antwort auf diese Frage
veröffentlicht – 3.000 Milliarden Bäume zählt die Erde! Dies scheint auf den
ersten Blick eine enorm große Zahl, doch die Wissenschaftler haben ebenfalls
herausgefunden, dass wir Menschen bereits 46%, also fast die Hälfte, aller
Bäume, die es einmal gab, zerstört haben. Die Studie zeigt weiter, dass wir
immer noch rund 15 Milliarden Bäume pro
Jahr durch Abholzung verlieren.
Wir Kinder von Plant-for-the-Planet haben uns das Ziel gesetzt bis zum
Jahr 2020, gemeinsam mit Unternehmen, Staaten und Organisationen, weltweit
1.000 Milliarden Bäume zu pflanzen. Unsere Freunde, die Wissenschaftler, haben
uns gezeigt, dass es einmal rund 6.000 Milliarden Bäume auf der Welt gab. Davon
sind leider nur noch rund 3.000 Milliarden übrig. Demnach haben wir genug Platz
für 1.000 Milliarden neue Bäume und zwar ohne in Konkurrenz zur Landwirtschaft
und Siedlungsbau zu treten und ohne in Wüsten pflanzen zu müssen. [….]
In den 1980ern hatte das Wort „Waldsterben“ Konjunktur, aber
es war ein rein grünes Thema.
Sehr verwundert nahm man die wenigen Fälle zur Kenntnis,
wenn sich ein „seriöser“, also nichtgrüner Förster/Forstwirt/Biologe den
Forderungen anschloss und ebenfalls Maßnahmen gegen „sauren Regen“ und
chemische Entsorgung durch Fabrikschornsteine verlangte.
Heute besteht kein Zweifel mehr an der gewaltigen Bedeutung
von Wald und Bäumen. Sie sind raus aus der romantischen Ecke für ökologische
Aktivisten oder expressionistische Maler.
Jedes Kind weiß um die unverzichtbare Rolle der Bäume für
das Weltklima, weil in ihren Blätter mit der Photosynthese die einzige
chemische Möglichkeit steckt das Klimagas CO2 ungefährlich als
Zucker und Cellulose zu speichern.
Es tut nicht nur in der Seele weh, wenn Jair Bolsonaro in Trumpscher
Manie die letzten brasilianischen Urwälder abholzen lässt,
weil es sich um das artenreichste Biotop überhaupt handelt und damit laufend
Tier- und Pflanzenarten ausgerottet werden, die noch nicht mal entdeckt wurden.
Nein, die Urwälder sind die Lungen der Erde, unverzichtbar
für das Weltklima.
Sie sind nachwachsende Rohstoffe und Nahrungsquelle.
Bäume sind aber auch Lebensräume für unzählige Tiefarten in
Europa und Deutschland. Auf ihnen existieren ganze Ökosysteme.
Sie produzieren Sauerstoff und fangen Kohlendioxid ab.
Aber darüber hinaus filtern sie auch die Luft und spielen
eine gewaltige Rolle für das städtische Mikroklima. Durch das fehlende Baumgrün
sind deutsche Innenstädte immer einige Grad heißer als die Umgebung.
So kommt es auch zu stärkeren Winden und Austrocknung.
Baumwurzeln sind aber auch das beste Mittel gegen Erosion
und verhindern die Versteppung.
Bäume sind es wert umarmt zu werden, zumal sie außer den
genannten vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten auch noch bildschön sind.
Die gewaltigen Aufforstungsanstrengungen in Afrika und
Indien sind zu begrüßen und es ist umso erbärmlicher, daß die reichen Länder des
Westens es nicht schaffen in ähnlichem Maße Bäume zu pflanzen und ihre Metropolen
zu begrünen, obwohl das durchaus gefordert wird.
[….] Äthiopien bricht Weltrekord im Bäumepflanzen
Äthiopien will seine Wälder aufforsten und hat eine riesige
Mitmachaktion gestartet. Am Montag meldete die Regierung einen Weltrekord -
noch nie wurden so schnell so viele Setzlinge gepflanzt.
Vier Milliarden neue Bäume möchte Äthiopien zwischen Mai und Oktober
2019 pflanzen und dafür die Regenzeit in der sonst sehr trockenen Region
nutzen. Ein erstes wichtiges Etappenziel ist nun geschafft: Allein am Montag
hat die Bevölkerung des Landes offiziellen Schätzungen zufolge innerhalb von
zwölf Stunden fast 354 Millionen neue Setzlinge in den Boden gebracht.
Die Aktion ist Teil der "green legacy"-Initiative von
Ministerpräsident Abiy Ahmed. Er möchte jeden der gut 100 Millionen Einwohner
dazu ermutigen, in diesem Jahr 40 Bäume zu pflanzen. [….]
[….] Mit einer groß angelegten Kampagne hat die Regierung des indischen
Bundesstaats Uttar Pradesh ein Zeichen gegen die Veränderung des Klimas
gesetzt. Mehr als eine Million Menschen, darunter Schüler, Abgeordnete und
Beamte, hätten Setzlinge an Straßen, Eisenbahngleisen und in Wäldern gepflanzt,
sagte der Forstbeamte Bivhas Ranjan. Das Ziel der Aktion, 220 Millionen neue
Bäume, sei nach einigen Stunden erreicht worden. Die Setzlinge wurden unter
anderem in 60.000 Dörfern und an 83.000 Stellen in Waldgebieten in die Erde
gebracht. [….]
[….] Am 3. Oktober soll jeder Deutsche einen Baum pflanzen
Schleswig-Holstein will zum Tag der Deutschen Einheit eine neue
Tradition ins Leben rufen: Jeder Deutsche soll am 3. Oktober einen Baum
pflanzen – gegen das Waldsterben und den Klimawandel. [….]
(STERN,
13.08.2019)
[….] Wangari Maathai, [….] die erste
weibliche Professorin an der Universität von Nairobi rief 1977 mit ihrer
Umweltschutzorganisation das größte Aufforstungsprojekt in Afrika ins Leben,
seither wurden fast 40 Millionen Bäume gepflanzt.
"Der Baum wurde zum Symbol des demokratischen Kampfes in
Kenia", sagte sie in ihrer Nobelpreisrede. "Die Bürger wurden
mobilisiert, gegen weitverbreiteten Machtmissbrauch, Korruption und
Missmanagement der Umwelt aufzustehen." [….]
80 Millionen oder 220 Millionen Bäume zu pflanzen klingt
sehr großartig.
Es ist aber auch
irreführend, weil es sich so anhört, als ob Millionen Bäume plötzlich aus dem
Nichts zusätzlich auf den Planeten kämen. Die wurde aber natürlich nicht
blitzartig in Replikatoren des Raumschiffs Enterprise repliziert, sondern waren
vorher auch schon auf der Erde. In Baumschulen.
Es sind auch keine Bäume, sondern Setzlinge, die an einem
Ort A ausgegraben und PR-wirksam an einem Punkt B wieder eingegraben wurden.
Unnötig zu erwähnen, daß Deutschlands Regierung keinerlei Handlungsbedarf
verspürt und nicht an Aufforstungen teilnimmt.
Nach 14 Jahren Merkel-Regierung gibt es nun ein träges „Klimakabinett“,
welches unter anderem besetzt mit den Blitzbirnen Seehofer, Scheuer und
Klöckner erst mal ganz unverbindlich und ergebnislos beraten soll.
Nein, das ist keine Meldung des Postillions, sondern
deutsche Politik.
Go Greta!
Politik sollte nicht von Politikern gemacht werden. Die haben einfach andere, falsche, schädliche Interessen und sind daher ungeeignet. Einerseits müssen sie ihren Wahlkampf finanzieren und daher ihr politisches Wirken immer auch darauf ausrichten, Spendengelder zu bekommen. Andererseits wollen sie wiedergewählt werden und müssen daher Selbstdarstellung betreiben. Unbequeme aber nötige Entscheidungen treffen sie daher nicht.
AntwortenLöschenMit Blick auf Österreich, wo die Regierungsgeschäfte nurmehr von geeigneten Nicht-Politikern geführt werden, muss man sagen, dass Politiker für diesen Job gänzlich ungeeignet sind. Die eingesetzten Leute machen ihren Job offenbar so gut, dass nun auch in Italien überlegt wird, es übergangsweise so zu machen. Das könnte ein Modell sein, um unsere Demokratie wieder handlungsfähig zu machen. Die müssen sich nicht um Wahlen kümmern, brauchen nicht zu kandidieren. Ahnung von der Materie haben sie obendrein.
so eine rechtspopulistische Scheiße habe ich ja selten in meinem Leben gelesen. Plumpes pauschales bashing.
LöschenUnd dann auch noch ausgerechnet mit den Beispielen Italien und Österreich, wo es gerade nicht die etablierten Politiker waren, die die Katastrophe verursacht haben, sondern volkspupulistische Bewegungen.
Du zeigst wieder einmal, daß Du nicht nur ideologisch verblendet bist - wie sich ja schon zeigte, als Du trottelig auf die blödesten Populisten Guttenberg und Piraten reinfielst - sondern, daß es Dir an den simpelsten Grundkenntnissen fehlt.