Samstag, 10. Juni 2017

Trump-Gier



Die amerikanische Professorin Greta Olson lehrt Anglistik an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und erklärt das Dilemma der amerikanischen Expats.

[….] Ob ich mich schäme, dass Trump seit gut vier Monaten ‚mein‘ Präsident ist? Definitiv. [….] Wir US-Amerikanerinnen und -Amerikaner haben seit Monaten eine Wahl. Entweder sind wir zu News-Junkies mutiert, die jeden Tag mit Entsetzen die neuesten Peinlichkeiten und historischen Fehltritte unseres Präsidenten akribisch verfolgen oder wir ziehen uns in unser Gutmenschentum zurück. Nach vier Monaten von Trumps Amtszeit sind wir politisierter und polarisierter als in meinem Gedächtnis je zuvor. Man fragt sich, ob der Rassist, der in der Straßenbahn in Portland, Oregon, zwei junge muslimische Frauen beschimpfte und zwei ihrer Verteidiger er-stach, nicht von der Hassrhetorik Trumps in seinen Handlungen beflügelt wurde. [….] Mein Schwager zitiert eine Radiosendung, in der der Moderator einen Trump-Unterstützer gefragt habe, ob er keine Angst habe, dass Beweise und Fakten so wenig im gegenwärtigen politischen Diskurs gelten würden. Dieser antwortete: „Bildung ist Indoktrination. Die Menschen werden von sogenannten Fakten in die Irre geführt. Du kannst gebildeten Menschen nicht trauen.“ Wir US-Amerikanerinnen und –Amerikaner leben tatsächlich in zwei zunehmend voneinander getrennten und feindlich aufeinander schauenden Fronten. Es gibt unsere Nachrichten und Fakten und ‚ihre‘ Propaganda. Das gilt für beide Seiten. […..]

Ich kann das nur bestätigen. Zum  Glück sind die meisten meiner Verwandten in Amerika ebenfalls erbitterte Trump-Gegner. Es gibt aber auch Trump-Fans unter ihnen und es ist definitiv unmöglich miteinander zu kommunizieren.
Familientreffen finden entweder gar nicht mehr statt, weil man sich ohnehin entlang der Parteilinien hasst, oder aber es wird strikt „no politics“ verabredet.

Für mich ist „No Politics“ keine Option; ich kann nicht nicht über Trump sprechen. Wie Greta Olson kann ich Trump nicht als normales politisches Thema wahrnehmen, dem ich folge wie französischen Wahlen, sondern ich mutiere zum Trump-Experten, der unaufhörlich neue Ungeheuerlichkeiten aufsaugt.

Vermutlich gab es nie einen US-Präsidenten, der nach wenigen Amtsmonaten von seinen Gegnern so gründlich durchanalysiert war.
Man kennt ihn und seine Familie, man erahnt sein Denken, sieht ihn geradezu vor sich, wie er James Comey beim Candle-light-dinner bedrängt. Man fühlt seine Anwesenheit physisch, hört ihn geradezu schmatzen, wenn er sein Fastfood frisst, hat sein Ächzen im Ohr, wenn er den Golfball abschlägt.

Wenn Trump eines Tages vor Gericht gestellt wird, fühle ich mich durchaus kompetent als psychologischer Gutachter auszusagen.

Ich weiß wie Trump denkt, wie er seine Kinder erzog, wie er ihnen das Trump-supremacy-Denken einimpfte.
Für ihn gibt es keine Übereinkünfte zum Vorteil beider Seiten, sondern immer nur einen Winner und einen Loser. Mit aller Macht versucht er jeden über den Tisch zu ziehen, auch noch den letzten Cent herauszupressen. Die ganze Familie ist von unermesslicher Gier zerfressen, meint über den normalen Regeln von Moral und Anstand zu stehen. Gesetze sind für sie eher so etwas wie Vorschläge, die sich aber trefflich dazu nutzen lassen andere klein zu machen.

Unzählige Geschichten untermauern das dreckige Geschäftsgebaren aller Trumps. Es ist kaum etwas dabei, das nicht unseriös oder zumindest zweifelhaft wäre. Zuletzt geriet wieder Ivankas rabiate Gier in China in den Focus der Öffentlichkeit.

Wenn es jemand wagt genauer hinzusehen, schlagen die Trumps und ihre Handlanger zu.

[…..] Der Vorgang sorgt für diplomatische Spannungen mit den USA - und wird zum weiteren Beispiel für die Interessenkonflikte der Familie Trump.
Drei Männer sitzen in China im Gefängnis. Sie hatten sich in Fabriken in Zentral- und Südchina eines Schuhherstellers eingeschlichen, um dort die Arbeitsbedingungen zu dokumentieren: sechs Tage die Woche, mindestens 12,5 Stunden Akkord jeden Tag. Und das für 2500 Yuan im Monat - umgerechnet also etwa 330 Euro. Die Aktivisten arbeiteten für die Organisation China Labor Watch, die ihren Sitz in New York hat. Im Moment bestehe kein Kontakt zu den Inhaftierten und man wisse auch nichts über die Haftbedingungen, teilt Yee Tian, eine Sprecherin der Aktivistengruppe mit. [….]

Verblüffenderweise vermögen es die Trumps immer noch zu überraschen.
Das geschieht einerseits durch Donald Trumps sagenhafte Ignoranz und Dummheit, die er täglich auf’s Neue demonstrieren muß.
Andererseits macht auch die Trumpsche Schamlosigkeit fassungslos.
Schon öfter sind Politiker ins Licht der Öffentlichkeit gerückt, die sich in der Vergangenheit nicht immer 100% korrekt verhalten haben.
Steht man an der Regierungsspitze, wird natürlich alles durchleuchtet. Da es reicht üblicherweise aus wieder zu stürzen, wenn sich herausstellt, daß man vor 30 Jahren einmal einen Gärtner schwarz bezahlt hat.
Für die Trumps gelten aber diese Regeln nicht nur nicht, sondern sie machen auch keinerlei Anstalten sich zu bessern, seit sie weltweit auf allen Titelseiten stehen.
Völlig ungeniert raffen Trump und seine Kinder Geld an sich, indem sie das Präsidentenamt ausnutzen.
Sie benutzen es als Werbefläche, zwingen Staatsgäste quasi dazu in Trump-Hotels zu logieren, lassen den Steuerzahler die Kosten für Trump-Sicherheitsdienste übernehmen, führen Wirtschaftsdelegationen auf Staatskosten in Trump-Restaurants, verdoppeln die Aufnahmegebühren für Trump-Golf-Resorts. Das Präsidentenamt macht sich jeden Tag, jede Stunde direkt in den Trump-Portemonnaies bezahlt.

Alle Trumps sind offenbar der Realität so weit entrückt, daß sie sich gar nicht bewußt sind auch unter moralischen und juristischen Gesichtspunkten beobachtet zu werden.

Das jüngste Beispiel ist Eric Trump, der den Kritikern seines Vaters just absprach überhaupt Menschen zu sein.

[…..] Eric Trump says critics of his father are "not even people." President Donald Trump's son told Fox News host Sean Hannity on Tuesday that he's "never seen hatred like this" and "morals have flown out the window" when it comes to attacks against his father.
Eric Trump took special aim at the Democratic Party, which he says is "imploding." He calls Democratic National Committee chairman Tom Perez "a total wackjob." Trump says Democrats "have no message of their own" and are trying to obstruct "a great man" in his father and his family. [….]

Währenddessen schaufelte Eric Gelder, die für krebskranke Kinder bestimmt waren in seine eigenen Taschen.
Natürlich erstaunt mich so eine zutiefst verabscheuungswürdige Amoral nicht, aber die Dreistigkeit solche Methoden auch jetzt unter der verschärften Presse-Aufmerksamkeit weiterzuführen, verblüfft schon.

[…..]   Hat die Eric Trump Foundation Spendengelder anders verwendet als versprochen? Ist das Geld gar an Vater Donald geflossen? Der New Yorker Staatsanwalt will die Wohltätigkeitsorganisation nun überprüfen.
Eine Runde Golf spielen und dabei Gutes tun: Das Konzept der Eric Trump Foundation ist simpel und erfolgreich. Alljährlich lädt die Wohltätigkeitsorganisation reiche Investoren, Freunde der Familie und C-Promis zu einem Golfturnier auf dem Trump National Golf Club im US-Bundesstaat New York ein - und sammelt von ihnen dabei Spenden in Millionenhöhe für krebskranke Kinder.
Das Beste: Weil die Stiftung den familieneigenen Golfplatz kostenlos nutzen dürfe, komme das gesamte Geld den Kindern zugute. Sagt jedenfalls Stiftungsgründer Eric Trump, der dritte Sohn des US-Präsidenten. Ganz so scheint es aber nicht zu sein.
Anfang der Woche berichtete das US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" unter Berufung auf Steuerdokumente der Stiftung, Donald Trumps Firma, die Trump Organization, habe sehr wohl Miete für die Nutzung des Golfplatzes bekommen. Zusammen mit anderen Überweisungen an unbekannte Empfänger summieren sich die Zahlungen dem Bericht zufolge auf mehr als 1,2 Millionen Dollar. Und nicht nur das.
Auch an die Donald J. Trump Foundation, gegen die bereits ermittelt wird, soll Eric Trumps Organisation demnach 100.000 Dollar Spendengelder überwiesen haben. Weitere 500.000 Dollar sollen an andere Wohltätigkeitsorganisationen weitergespendet worden sein, von denen laut "Forbes" viele wiederum mit anderen Mitgliedern der Trump-Familie verbunden sind. [….]

Gibt es das pure Böse auf der Welt? Wer weiß das schon. Aber wenn überhaupt, wird man es wohl aus den Trump-Genen herausdestillieren können.

1 Kommentar:

  1. "The bizarre scene that ensued resembled something out of North Korea, as each Cabinet official attempted to outdo one another with nice statements about their boss."

    davor "During a Cabinet meeting at the White House, the president touted the “record-setting pace” of his legislative agenda and claimed “never has there been a president, with few exceptions” who has accomplished more while in office."

    Ein Frontalangriff der Totabkloppten https://www.yahoo.com/news/trump-invites-employees-praise-him-173902550.html

    Gruss
    Jake

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