Donnerstag, 4. Dezember 2025

Fritze hebt die Grube tiefer aus.

Niemand kann mir vorwerfen, jemals irgendwelche Sympathien für Friedrich Merz gehabt zu haben oder seinen CDUCSU-Cronies in der Regierung irgendetwas Gutes zugetraut zu haben.

Ich verachte den Mann seit 30 Jahren, traue ihm alles Schlechte zu und warne dementsprechend eindringlich davor, ihn und die CDU zu wählen.

Aber in seiner Kanzlerschaft verändert sich mein Bild von ihm doch noch einmal. Hielt ich ihn früher eher für charakterlich verdorben, bösartig und borniert, komme ich jetzt immer mehr zu dem Schluss, daß es ihm schlicht an Intelligenz für das Amt fehlt.

Es macht selbst mich fassungslos, wie dämlich sich der Fritzekanzler anstellt. Kein Tag vergeht, an dem er nicht erneut in Fettnäpfe springt und sich selbstverschuldet mehr in die Bredouille bringt.

Nehmen wir nur die Walter Lübcke-Statue in Berlin, die seit Tagen enorme Aufmerksamkeit auf sich zieht und von bewegten Berlinern mit Blumen überhäuft wird.

Jeder auch nur halbwegs informierte Mensch der öffentlichen und politischen Sphäre, kennt die Streisand-Effekt und weiß, was man NICHT tut, wenn man unangenehme öffentliche Aufmerksamkeit verhindern möchte.

Wenn Linnemann nicht komplett verstrahlt und erkenntnisresistent wäre, hätte er sich ein paar Mitarbeiter genommen, wäre aus der CDU-Parteizentrale die paar Meter zu der Statue gegenüber gegangen und hätte offiziell im Namen der CDU den ersten großen Blumenstrauß würdig hingelegt. Das hätte der Kampagne den Schwung genommen und die CDU könnte Sympathiepunkte sammeln.

Die CDU hätte Walter Lübcke längst ein Denkmal setzen sollen.

Ruprecht Polenz 

Aber die CDU macht natürlich genau das Falsche und gießt schmollend ordentlich Öl ins Feuer. Selbst nach drei Tagen fällt beim Fritzekanzler immer noch nicht der Groschen.

Ich fühle mich ernsthaft intellektuell verunglimpft von der Dummheit der CDU-Chefs.

[…] Der Kanzler attackiert live das offiziell genehmigte Lübcke-Memorial – Merz nennt es „vollkommen geschmacklos“. +++ Ist ja auch blöd, wenn der Parteifreund von einem AfD-Anhänger erschossen wird und du im Bundestag schon mit der Partei stimmst.  Aber in seiner Drohung liegt ein absoluter SKANDAL: Der Bundeskanzler droht hier in aller Öffentlichkeit der Bezirksbürgermeisterin von Berlin: „Wir werden das mit der Senatsverwaltung weiter beobachten und die richtigen Schlussfolgerungen daraus ziehen.“ [….]

(ZPS, 04.12.2025)

Merz‘ mangelnde intellektuelle Reife macht es ihm unmöglich, wie ein Erwachsener, wie ein reflektierter Mann, wie ein Bundeskanzler zu reagieren. Er muss einfach die Grube tiefer ausheben, in die er durch seinen strunzdummen AfD-Imitationskurs bereits getrudelt ist.

[….] Wer noch eine letzte Hoffnung hatte, dass die CDU zu Vernunft & Anstand kommt, wird spätestens seit gestern eines Besseren belehrt. Kaum ist das bronzene #Denkmal Walter Lübckes vor dem Sitz der CDU in Berlin enthüllt — schon reagiert die Partei nicht mit Dankbarkeit fürs Erinnern (das hätte nämlich auch eine Reaktion sein können), sondern mit blanker Empörung und wütender Abwehr. Die Aktion des Zentrum für politische Schönheit (ZPS), die Lübcke posthum als „letzten Helden der #CDU“ ehren will und zugleich vor einem drohenden Schulterschluss mit Rechtsextremen warnt, scheint die Union in ihrer Komfortzone zu treffen — und sie rastet aus. 

Die Parteilinie, scharf: Die CDU verwehrt sich „gegen die unaufrichtige Instrumentalisierung von Walter #Lübcke durch linke Aktivisten“, wie eine Sprecherin erklärt. Der regierende Bürgermeister aus der Partei, Kai Wegner, findet deutliche Worte: Die Aktion sei „widerlich“, eine „#Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten“. Wer Lübcke auf diese Weise verwende, zeige Respektlosigkeit - gegenüber einem Menschen, der für die #Demokratie eingetreten sei und dafür sein Leben ließ.  

Doch anstatt die Chance zu nutzen - und mit der Statue ein ernst gemeintes Zeichen gegen #Rechtsextremismus und eine öffentliche Mahnung zur Selbstverpflichtung abzuleiten - reagiert die CDU reflexhaft defensiv. Kein Dank, kein ehrliches Gespräch über Verantwortung, kein Signal der Öffnung: Stattdessen eine Empörung, als sei diese #Kunstaktion das eigentliche Sakrileg - nicht der Mord an Lübcke, nicht der schleichende Rechtsruck in Teilen der Gesellschaft.

Das ist bemerkenswert - und beschämend. Denn hier stand nicht eine abstrakte Provokation, sondern die Erinnerung an einen Mann, der Opfer tödlicher rechter #Gewalt wurde, weil er für Menschlichkeit und demokratische Werte eintrat. Eine Solidaritätsgeste - plakativ, ja, aber dringend notwendig - wurde reflexhaft bekämpft. Die CDU verweigert damit nicht nur jegliche demütige #Erinnerungskultur, sondern versagt auch kläglich darin, die eigene Rolle bei der Abwehr des wachsenden Rechtsextremismus zu reflektieren.

Wenn die Union tatsächlich glaubwürdig als „#Brandmauer“ gegen Faschismus auftreten wollte, dann wäre das Jetzt der Moment gewesen. Aber stattdessen bleibt sie trotzig, kleinlich und ahistorisch. Und zeigt damit allzu deutlich: Vor dem Konrad-Adenauer-Haus steht das Denkmal genau richtig.  […..]

(Marc Raschke, 03.12.2025)

Es ist DER Merz-Signature-Move; sich um Kopf und Kragen reden, die eigene Situation kontinuierlich zu verschlimmern. Wir kennen das von fast allen Debatten der letzten Monate. Die unsägliche „Stadtbild“-Debatte, die er tagelang anheizte und schließlich seinen Rassismus auf „ihre Töchter“ abwälzen wollte.

Morgen könnte es gewaltig im Bundestag krachen, weil Merz tumb erst in die Falle der Linken tappte, und schließlich in einer kopflosen Kurzschluss-Aktion unnötig die Kanzlermehrheit verlangt, um sich das Leben noch viel schwerer zu machen.

Vielleicht wird morgen um 11.00 Uhr im Bundestag schon das Ende der Fritzekanzlerschaft eingeläutet.

Er hätte das auf dem Deutschlandtag der Jungen Union stoppen können, aber auch dort frönte er seinem Signature-Move:

[…] Markus Söder und Hendrik Wüst waren JU-Landesvorsitzende, Boris Rhein saß im hessischen JU-Landesvorstand, Daniel Günther war fünf Jahre lang JU-Kreisvorsitzender in Rendsburg-Eckernförde. Die vier Ministerpräsidenten wissen, wie man den Nachwuchs umgarnt. Friedrich Merz dagegen, dessen Zeit in der JU schon mehr als 35 Jahre zurückliegt, kann oder will das nicht. Auf dem Deutschlandtag vor drei Wochen jedenfalls hat er fast alles falsch gemacht, was man falsch machen kann.

Winkel hatte die Erwartungen schon am Vorabend in seiner Rede deutlich gemacht. „Friedrich Merz konnte sich immer auf die Junge Union verlassen“, sagte er da mit Blick auf die Rente, „und jetzt, in dieser Frage, verlässt sich die Junge Union Deutschlands auf Friedrich Merz.“ Am nächsten Tag aber ruft Merz den Delegierten beim Thema Rente zu: „Glaubt jemand ernsthaft, dass wir einen Unterbietungswettkampf gewinnen?“ Und auf die Frage, was denn für die Folgekosten von 120 Milliarden Euro spreche, antwortet er: „Gar nichts.“ Und sagt dann trotzdem, dass er „mit gutem Gewissen“ für das Rentenpaket stimmen werde. [….]

(SZ, 03.12.2025)

Einen Tag bevor es ihm nun endgültig an den Kragen geht, nach drei verlorenen Wochen, in denen der Sauerländer Simpel seinen größten Fanclub, die JU, bis zur Weißglut reizte, sucht er nun den nur zu verlierenden Kampf mit dem Zentrum für politische Schönheit.


[….] Die Künstlertruppe „Zentrum für Politische Schönheit“ hat am Dienstag den hessischen CDU-Politiker Walter Lübcke, der sich zeitlebens für Flüchtlinge einsetzte, ungefragt in Stellung gebracht, als Mahnmal gegen seine eigene Partei. Grinsend steht Lübcke jetzt als lebensgroße Bronze-Statue vor der Parteizentrale in Berlin. Die Künstler, die ihn dort hingestellt haben, verstehen das als Vorwurf an die Partei von Friedrich Merz, deren Flüchtlingspolitik heute so harsch ist. [….] Die Empörung über diese Kunstaktion ist groß – aber völlig überzogen. Walter Lübcke ist eine Person der Zeitgeschichte. Er stand für etwas. Er steht auch heute für etwas, das größer ist als eine einzelne Person: nämlich für eine menschliche Haltung, die in der CDU inzwischen tatsächlich ins Hintertreffen geraten ist. Dafür hält ihn das Zentrum für Politische Schönheit in Ehren. Zu Recht. Über den 2019 ermordeten Lübcke und die Positionen, für die einst er ebenso wie Angela Merkel stand, bevor Friedrich Merz diese Positionen als neuer CDU-Chef ruppig abgeräumt hat – über diese Zusammenhänge darf in Deutschland jede und jeder frei seine Meinung äußern. [….]

(Ronen Steinke, 03.12.2025)

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