Wenn ich durch Hamburg fahre, fallen mir natürlich die Autos mit dem UA-Kennzeichen auf.
Ende 1989, also plötzlich so viele Autos mit DDR-Kennzeichen im Hamburger Verkehr auftauchten, war es insofern anders, als es sich ausschließlich um kleine stinkende Schrottautos handelte, die hier gar nicht zugelassen worden wären.
Die Ukrainischen Wagen 2022 sind, ganz im Gegenteil, fast alles Oberklasse-Limousinen. (Meine rein subjektive und statistisch nicht belegte Ansicht.)
Kein Wunder, denn die Hochgebildeten und damit meist auch Gut-Verdiener, sind mobiler und flexibler als ein Fabrikarbeiter oder eine Bäuerin in der Ostukraine.
Die Lage auf dem Hamburger Miet-Markt, ist wie überall in Westdeutschland, katastrophal.
Es ist zwar ein Erfolg des seit 2011 regierenden SPD-Senats, den vorher unter Schwarz-Grün völlig eingestellten Wohnungsbau, kräftig anzukurbeln und damit Münchner Verhältnisse verhindert zu haben, aber durch die derzeit 40.000 zusätzlichen wohnungssuchenden Menschen aus der Ukraine, verschärft sich die Wohnungsnachfrage selbstverständlich enorm.
Anders als Merz, Sachsen, Ploß oder AfD, meckern weder die Hamburger Regierung, noch die Hamburger Wirtschaft über den Flüchtlingsansturm aus dem Osten.
Im Gegenteil. Ja, die wenigsten Ukrainer können deutsch und sie müssen sich erst umständlich an unsere steinzeitliche Verwaltung in Papierform gewöhnen, da Gehaltsabrechnungen oder das Meldewesen in der Ukraine längst vollständig digitalisiert sind, aber es handelt sich tragischerweise eben auch um einen für die Ukraine extrem schädlichen Braindrain. Ihre gut und teuer ausgebildeten Menschen sind nun wert mal weg. Unglück für die Ukraine, Glück für Deutschland.
Nach Angaben des Jobcenters in Hamburg wollen 26% der nach Hamburg geflüchteten Ukrainer für immer hier bleiben; weitere 11% für mindestens einige Jahre.
Die Stadt empfängt sie mit offenen Armen. Hamburg und Kiew schufen einen „Solidaritätspakt“. Wie ist der Zufall will, ist der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko ein ehemaliger Hamburger, der zusammen mit seinem Bruder Wladimir von den Fischköppen längst als „einer von uns“ angesehen wird.
Hamburg erkannte sogar die Affinität der Ukrainer zu nicht steinzeitlicher Technik und stellte alle Informationen auf Ukrainisch online.
Jobcenter-Chef Dirk Heyden freut sich über die Migranten.
[….] Das Hamburger Jobcenter hat seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im vergangenen Februar rund 20.000 von dort geflüchtete Menschen betreut. Am Freitag hat das Jobcenter dazu eine Zwischenbilanz gezogen.
Rund 14.500 der ukrainischen Geflüchteten sind nach Angaben des Jobcenters im erwerbsfähigen Alter - können also arbeiten. Fast alle Erwachsenen seien gut ausgebildet und hätten auch schon in ihrem Heimatland gearbeitet. Das wolle man ihnen auch hier ermöglichen.
Deshalb gebe es für bestimmte Berufsgruppen einen besonderen Service, sagte der Chef des Jobcenters Hamburg, Dirk Heyden: "Alle Ärzte, Pflegekräfte, Pädagogen, Ingenieure und IT-Systeminformatiker werden speziell im Hamburg Welcome-Center betreut, damit dieser Prozess schneller geht." Davon werde zum Beispiel das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) profitieren, aber auch viele Betriebe - da ist sich das Jobcenter sicher. [….]
Ja, mit den Wohnungen und der Unterbringung so vieler zusätzlicher Menschen wird es schwierig, aber anders als in Ostdeutschland helfen alle gern. Ich konnte mir vorgestern, während meiner Einbürgerung beim Amt für Migration selbst ein Bild machen: Vor dem Gebäude wehen „Refugees Welcome“-Fahnen, genau nebenan in eine Sammelstelle für Hilfsgüter und im Haus ist alles auf kyrillisch beschrieben und ausgeschildert.
Die eher konservativen Arbeitgeber gratulieren dem rot-grünen Senat. Ein großes Glück, jetzt nicht von völkischen Rechten der CDU regiert zu werden.
[….] Lob für die Arbeit von Heyden und seinem Team kam auch aus der Wirtschaft. „Wir sind mit der Arbeit unseres Jobcenters sehr zufrieden – das war eine Spitzenleistung“, sagte Michael Thomas Fröhlich, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbandes UV Nord. Auch er wies auf die Arbeitskräfteknappheit in vielen Sektoren hin: „Die Chancen, in den ersten Arbeitsmarkt zu gelangen, waren selten so gut, wie jetzt zu Beginn des Jahres 2023.“ [….]
(Hamburger Abendblatt, 14.01.2023)
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