Ratzis Beerdigung heute war natürlich nicht so der Hit, wenn man das mit der letzten Papst-Beerdigung 2005 vergleicht.
Karol Woytila war zwar ebenfalls Kinderfic**erfreund, Frauen- und Homo-Hasser, aber er war dennoch über die katholische Welt hinaus beliebt, weil er nicht nur über mehr Charisma als sein Nachfolger verfügte, sondern weit weniger borniert war. Er lud wöchentlich Menschen aus allen Teilen der Welt ein, um mit ihnen zu essen. Darunter auch Nichtkatholiken. Ich war selbstverständlich nie bei so einem Privat-Essen mit dem Papst dabei, aber nach allen was man hört, soll Woytila dabei offen und sehr interessiert an den anderen gewesen sein; man kam so ins Plaudern, daß man vergas, es mit dem Oberhaupt der Katholischen Kirche zu tun zu haben. Er war nahbar und witzig.
Ratzinger ist all das nicht. Ihn interessieren andere Menschen überhaupt gar nicht. Nicht-Katholiken verachtet er geradezu – Extra Ecclesiam Nulla Salus! Seine kostbare Zeit mit irgendwelche unwichtigen Laien zu verbringen, kam ihm ohnehin nie in den Sinn. Er pflegte seinen Status, seine Prachtgewänder, den Goldschmuck, Hermelin und roten Samt. Kurzum, Ratzinger war, genau wie sein Bruder Georg, einfach ein unangenehmer Charakter.
Natürlich fällt bei so einem die allgemeine Trauer recht schwach aus.
Zwar ist Ratzi der erste Papst, dessen Trauergottesdienst von einem Papst abgehalten wird, aber beliebt war er nicht.
Faeser, Söder, Tschentscher, Scholz, Bas und Steinmeier erschienen heute zur Beisetzung in Rom, aber das war der ehemaligen Staatsbürgerschaft Benedikts geschuldet.
[….] Das Grau lag jedenfalls kalt über dem nur knapp vollen Petersplatz und hüllte die Kuppel der Basilika ein. Es wurde nie warm bei diesem Abschied, so historisch er auch war, so symbolisch beladen. Ein amtierender Papst trägt einen emeritierten Papst zu Grabe, das hat es schließlich noch nie gegeben, in mehr als zweitausend Jahren nicht. Franziskus sollte das aber recht unpersönlich und ohne Pathos tun, fast ein bisschen funktional, streng nach Liturgie. Das Persönlichste war dieser Satz in der Predigt, ganz zum Schluss: "Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst." Mit dem Bräutigam meinte er den Religionsstifter Jesus Christus. Mehr war da nicht. Franziskus nannte Benedikt während der Zeremonie immer den "emeritierten Papst", nicht einfach Papst, damit die Dinge auch im Moment des Todes klar sind. [….] Generös gezählt waren etwa 50 000 Menschen gekommen, es waren viele Priester mit dem Messgewand auf den Armen dabei und Nonnen, Personal der Kirche. Und Sicherheitsleute des italienischen Staats überall, Carabinieri in Paradeuniformen mit Degen, weißen Handschuhen, schwarzen Mäntelchen. Volk? Wenig. Die Römer hatten mit mehr als 100 000 gerechnet, einem vollen Petersplatz und einer vollen Via della Conciliazione. Nicht wie bei Johannes Paul II. 2005 natürlich, der war im Amt gestorben, nach langem Pontifikat - das war etwas anderes, damals kamen auch 200 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt. Für Benedikt waren nur zwei Delegationen offiziell geladen, die deutsche und die italienische, die restlichen Staatsgäste waren privat angereist. [….]
(Oliver Meiler, SZ, 05.01.2023)
50.000 Trauergäste heute zu Ratzis Ehren versus 3,5 Millionen Pilger, die am 8. April 2005 auf dem Petersplatz erschienen.
Civey |
Die kirchliche Lehre beider Toter war genau gleich abstoßend. Aber in den 17 vergangenen Jahren sind die Europäer anständiger und moralischer geworden. Sie sehen nicht mehr so großzügig über die Widerlichkeiten der Kurie, die Raffgier, den Sadismus, den sexuellen Missbrauch, die Homophobie, die Misogynie hinweg.
Wenn heute ein Priester in Westeuropa genau das predigt, wofür Ratzinger und Woytila standen, bekommt er keinen Applaus von 3,5 Millionen Pilgern, sondern einen wohlverdienten Shitstorm.
Das erlebte des saarländische Pfaff Joachim Wernersbach zu Heiligabend im sächsischen Wittichenau, dem schon legendär rechtsradikalen Kreis Bauzen.
[….] Die Region um Wittichenau gilt als besonders intolerant gegenüber Minderheiten. Der Bautzener Landrat Udo Witschas sorgte etwa erst kurz vor Weihnachten mit einer als rassistisch kritisierten Rede für bundeweite Aufregung. In einer Weihnachtsbotschaft warf er Geflüchteten pauschal eine "Gefährdung des sozialen Friedens" in seinem Landkreis vor. Das führte sogar zu Kritik innerhalb der CDU. Im Kreistag paktierte seine Partei in Ausländerfragen allerdings inzwischen offen mit der AfD. […]
Der 62-Jährige Wernersbach erzählte seinen Aushilfsschäfchen zum „Fest der Liebe“ genau das, was Ratzinger und sein größter Fanboy David Berger auch sagen:
[….] Es gibt so viele seltsame moderne Strömungen, man hört von Gender und Transgender, von Transhumanismus und reproduktiver Gesundheit, von Wokeness und LGBTIQ, von Diversität und Identität, von multiplen Geschlechtern und Geschlechtsumwandlungen. Dazu noch von diesem verheerenden neuen Offenbarungsverständnis des Synodalen Weges. Schon die Begriffe, meine Lieben, sind absolut befremdlich. Sie haben alle eines gemeinsam: Es fehlt ihnen an Schönheit, es fehlt ihnen an Stimmigkeit und es fehlt ihnen an Natürlichkeit. Es fehlt einfach der Wohlklang. Sie sind sperrig und bringen unsere Seele, unser Innerstes einfach nicht zum Schwingen. Sie sind nicht im Einklang, nicht in Harmonie mit der unvorstellbar schönen göttlichen Ordnung. Eine große Dissonanz ist über unser Land hereingebrochen. Doch es gibt Hilfe: Um diese Dissonanz aufzulösen, genau dafür ist Christus in die Welt gekommen. [….]
(Pater Wernersbach, 24.12.2022)
Aber selbst in Sachsen drehen sich die Uhren weiter. Statt sofort zu Forken und Mistgabeln zu greifen, um Schwule und Transen zu jagen, waren einige der Zuhörer gar nicht begeistert. 500 Menschen unterschrieben eine Petition gegen den Gottesmann.
[….] Theresia Kliemank hat die Predigt – ausgerechnet am Fest der Familie – verärgert zurückgelassen: "Ich fand die Worte des Pateres diskutabel und hätte mir gewünscht, dass so kontroverse Äußerungen in einer Runde geäußert werden, wo es Platz für Diskussionen gibt – statt sie an einer Messe in der Christnacht zu äußern", so Kliemank, die daraufhin mit der Wittichenauerin Antonia Lippitsch eine Online-Petition verfasste, um ihrem Ärger Luft zu machen. [….]
Der Homohass-Pfaff selbst sagt nichts. Der zuständige Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt sagt nichts. Wie sollte er auch? Schließlich kommen Antisemitismus, Homophobie und Misogynie direkt aus der Bibel. Auch Papst Franziskus hält Frauen für zu minderwertig, um Priester zu werden. Auch Papst Franziskus verbietet kategorisch die Segnung queerer Menschen.
Aber Wernersbachs Heimatkloster St. Mauritius im saarländischen Tholey knickt bereits ein.
[….] Die Benediktinerabtei stellte klar, dass die Botschaft Gottes für alle – auch für queere Menschen – gelte: "Die von unserem Mitbruder getroffenen Wertungen und fehlendes pastorales Einfühlungsvermögen widersprechen nicht nur der gesellschaftlichen Realität, sondern diskriminieren in vielfacher Hinsicht große Teile der Gesellschaft, etwa im Bild der Frauen, im Verständnis von Familie und auch gegenüber den queeren Mitmenschen sowie der LGBT-Gemeinde." [….]
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