Als ich
in der Grundschule war, schnappte ich eines Tages das Wort „geil“ auf.
Ich
wußte, daß es irgendetwas Schlimmes ist und wollte auch nicht unbedingt
provozieren. Aber irgendwann rutschte es mir zu Hause dann doch raus.
Die
Gesichtsfarbe meiner Mutter verwandelte sich in ein ungesundes grün. Sie war
normalerweise nie streng, aber das Wort
würde ich in Zukunft jedenfalls nicht mehr verwenden.
Das Wort
„fucking“ hörte ich zum ersten mal bewußt als Schimpfwort, als meine US-Cousins
mal zu Besuch waren.
Meine Oma fiel aus allen Wolken. Was war denn das für ein ungesittetes Pack, das da aus New York bei uns eingefallen war?
Meine Oma fiel aus allen Wolken. Was war denn das für ein ungesittetes Pack, das da aus New York bei uns eingefallen war?
Lustigerweise
erging es den Amis ähnlich, als sie bei uns das Wort „Scheiße“ ungeniert
ausgesprochen vernahmen.
So lernte
ich früh, daß es in Deutsch und englisch eine unterschiedliche Schimpf-Kultur
gab.
Während
die Germanen gern anale und fäkale Begriffe benutzten, vermutlich sogar als einziges Volk rein exkrementell schimpfen,
pöbeln Angelsachsen eher koital. Daneben gibt es noch die italienische
Variante, dort schimpft es sich religiös.
Solche
kulturellen Betrachtungen gehen für die Deutschen nicht unbedingt gut aus.
Vielfach
wird die Meinung vertreten, daß der amerikanische Humor selbstironisch ist, der
Britische trocken und schwarz, während sich die
Deutschen Schadenfreude gepachtet haben.
Natürlich
verändert sich die Sprache kontinuierlich.
Seit wir
alle mit dem englisch dominierten Internet leben, mischt sich auch die
Metaphorik immer schneller.
Im 21.
Jahrhundert ist „verfickt“ auch in Deutschland ein fester Bestandteil der
Sprache und die Amerikaner hauen durchaus auch mal „Shit“ raus.
Für
Typen meiner Generation bestehen allerdings zumindest noch gefühlte
Unterschiede. Im amerikanischen Sprachgebrauch ist „cunt“ zwar immer noch sehr
derbe, aber durchaus üblich.
Die
deutsche Entsprechung, von der ich noch nicht mal weiß, ob sie mit „F“ oder „V“
geschrieben wird, habe ich erst vor ca drei Jahren das erste Mal über die
Lippen gebracht und mich sofort geschämt dafür. Ausschreiben kann ich es immer
noch nicht.
Mit ein
bis zwei Dekaden Verspätung kommt die Umgangssprache auch im offiziellen Gebrauch
an.
Das ist
so wie schwule Mode, die mit entsprechender Verspätung von Heteromännern
übernommen wird.
Zu
meiner Schulzeit war es noch extrem schwul, bzw kaum bekannt, daß Jungs
Ohrringe trugen oder sich womöglich Körperbehaarung entfernten.
Inzwischen
findet man kaum noch einen Hetero ohne Metall im Gesicht. Achselhaare gibt es
scheinbar durchaus noch bei amerikanischen Männern, in Deutschland läuft kein
Mann unter 25 noch mit sowas rum.
Aber
zurück zur Sprache: Während die Normalos schon lange „Scheiße“ und „geil“
sagten, konnte Helmut Schmidt vor ca zehn Jahren noch richtig schocken, als er,
der geachtete ehemalige Bundeskanzler, öffentlich im Fernsehen den Weltkrieg „diese
ganze Scheiße“ nannte.
Ich saß
mit aufgerissenen Mund vor der Glotze, als ich ihn das erste Mal dieses Wort
benutzen hörte.
Als
Politiker, zumindest als (ehemaliger) Amtsträger verwendet man eine gewähltere
Sprache.
Mir
scheint, bzw schien diese politische Sprachkorrektheit in den USA besonders
ausgeprägt.
Öffentlich
das „N-Wort“ zu benutzen, geht nicht.
In dem
Punkt sind die Deutschen übrigens gleich.
Als der
bayerische Innenminister Herrmann in der ARD verkündete Roberto Blanco sei doch
immer „ein wunderbarer Neger“ gewesen,
schlackerten den meisten die Ohren.
Und ja,
ich bin für diese Tabus.
Dazu
gehört auch, daß ich keine Hitlerwitze reiße und öffentlich keine NS-Vergleiche
anstelle.
In
Amerika bröckeln diese Tabus offenbar.
Zumindest
bei den wahnsinnigen Republikanern, bzw „repukelicans“.
Der Schlagabtausch der
US-Republikaner erreicht neue Tiefen. Es ist unfassbar, wie ungesittet, mit
welcher Härte Marco Rubio und Donald Trump aufeinander losgehen. Kann der
Wahlkampf überhaupt wieder ins Lot kommen?
Am Ende dieses
verrückten, wilden Tages steht Donald Trump auf einer Bühne in Fort Worth in
Texas und weiß, dass er es wieder einmal allen gezeigt hat. Dem Land, der
Partei, sich selbst. Trump fühlt sich unantastbar. Und ungeheuer gut.
Mitt Romney, der
Ex-Präsidentschaftskandidat? "Läuft wie ein Pinguin", ruft Trump
seinen Leuten zu: "Selbst wenn er mir seine Unterstützung anbieten würde,
ich würde sie nicht nehmen." Jubel.
Marco Rubio, sein
ärgster Rivale? "Ein Baby. Ein schrecklicher Typ", ruft Trump. Und
wie Rubio schwitzt! "Ihr solltet ihn mal im Backstage-Bereich sehen. Er
musste sich gestern mit der Kelle das Make-up draufmachen." Lacher.
Trump wedelt mit einer
Plastikflasche, er schwenkt sie einmal nach links, einmal nach rechts, dann
öffnet er sie. "Das ist Rubio!", schreit er seinen Fans zu, gießt die
Hälfte der Flasche auf den Boden, spritzt die andere Hälfte durch die Luft, wirft
die Flasche schließlich einfach hinter sich. Dann schneidet er Grimassen. Das
Publikum kreischt, seine Fans sind außer sich.
Ja, was will man
sagen? Es ist ja auch alles zum Kreischen gerade in diesem Wahlkampf. Die
Geschwindigkeit. Die Szenen. Die Tonlage. Manchmal fragt man sich, was das
alles eigentlich noch mit Politik zu tun hat, aber dann denkt man: Richtig, wir
sind ja in den USA. Da ist eben alles etwas anders als bei unseren Merkels und
Steinmeiers. Ist ein Stück weit normal hier. Oder? "Es ist unglaublich,
gerade jetzt leben zu dürfen", schreibt eine langjährige US-Reporterin,
und dann weiß man, dass das, was aufseiten der Republikaner gerade passiert,
dieser Kampf um die Zukunft des Konservatismus in den USA, auch für Amerikaner
etwas Surreales hat.
[…]
Es überrascht
nicht sehr, daß Trumps proletige und überhebliche Denkstrukturen auch auf seine
gesamte Familie übergegriffen haben.
Sohn
Eric, 32, ein phänotypisch extrem abstoßender Spross bezeichnete Waterboarding als etwas harmloses, das man
in jeder Studentenverbindung erlebe.
Don
Trump, 38, macht derweil in Rassismus.
Don Trump Jr. said he would happily pay for some of his father’s black
critics to leave the United States.
The Republican presidential candidate’s son appeared Monday morning with
his brother, Eric Trump, on “Fox and Friends” to discuss the “Super Tuesday”
primary elections and the concerted attacks on their father by his GOP rivals.
“You know, it’s sad to see,” Eric Trump said of the attacks. “We love
our father. He’s an amazing guy — he would do such an unbelievable job for this
country. He’s an amazing businessman, he’s an amazing negotiator. He’s funding
himself, right?” [….] Fox News
showed video clips of Whoopi Goldberg, Al Sharpton and Raven-Symoné — all of
whom are black — vowing to move to another country if Trump or another
Republican won.
“I’ll buy them their airfare,” Trump Jr. said, laughing. “I’m more than
happy to chip in.”
Gemeinsam
gehen die beiden Brüder der Herzen übrigens als Großwildjäger in Afrika auf die Pirsch und knallen alles ab,
was ihnen vor die Flinte kommt.
Wie wird
das eigentlich, wenn der Serienlügner Trump, der als erster
Bewerber ungeniert vor sich hin flucht US-Präsident wäre?