Mittwoch, 27. März 2013

Immer wieder die eine Erkenntnis.


Religion ist schlecht.
Das ist es, was ich denke. Überraschung.

In den letzten Wochen habe ich wieder einmal intensiver Berichte studiert, in denen beschrieben wird wie grausam und sadistisch Nonnen und Pater in christlichen Kinderheimen gegen wehrlose Schutzbefohlene vorgingen.
Die Brutalität, die allein in Deutschland gegen rund 800.000 Kinder an den Tag gelegt wurde, macht misanthropisch.
 Die philosophische Frage nach der Schlechtigkeit des Menschen, woher sie kommt und ob sie in jedem steckt, ist ein weites Feld.
Mit Sicherheit kann man aber sagen, daß ein erschreckend hoher Prozentsatz der Menschen unter bestimmten Bedingungen zu extremer Grausamkeit und Gefühllosigkeit fähig ist.
Über die Nazizeit lernten wir beispielsweise erst in den letzten 20 Jahren, daß die Teilnahme an besonders grauenvollen Taten wie Erschießungen und anderen Hinrichtungen keineswegs verpflichtend war. Das über Jahrzehnte als Rechtfertigung gemurmelte "Man hatte ja keine Wahl..." ist als Schutzbehauptung enttarnt.
Überall sind Fälle dokumentiert, in denen einzelne Soldaten sich weigerten bei Erschießungskommandos mitzumachen, ohne daß es für sie Konsequenzen hatte.
Christopher Brownings Analyse über das Hamburger Reserve-Polizeibataillon 101 zeigt die widerliche Wirklichkeit, die der Forscher schon im Titel ausdrückt: „Ganz normaler Männer.“
Das waren keine besonderen Bestien, die da wie am Fließband polnische Juden killten, sondern ganz durchschnittliche Typen. 
Man konnte sich auch weigern mitzumachen, aber das wollte kaum einer.
(Meine Ausgabe: Christopher R. Browning:  „Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die „Endlösung“ in Polen.“ Rororo Taschenbuch 1996).

Mit der Religion ist es ähnlich. 
Durch die vermeidliche Autorisierung einer „höheren Macht“ mit Superior-Moral versehen, werden einfache Frauen im Nonnen-Habit zu Bestien.

Sie prügeln, misshandeln und foltern Kinder, weil das Gottes Wille ist.
 „Gottes Wille“ wie sie ihn verstehen.

 Wer seine Kinder liebt, der züchtigt sie.
Das Pew Research Center hatte 2009 eine Umfrage veröffentlicht, nach der religiöse Menschen Folter akzeptabler finden, als Atheisten.
Die Angaben wurden mit ihren religiösen Einstellungen und Gewohnheiten verglichen. Am folterfreudigsten schnitten dabei die evangelikalen Protestanten ab, mit 62 % Folterzustimmung. Bei Bürgern ohne Kirchenzugehörigkeit sank dieser Anteil auf 40 Prozent. Regelmäßige Kirchgängen fanden Folter zu 54 % akzeptable, Kirchenmuffel dagegen nur zu 42 %.
(11k2.wordpress.com)
Ebenso sind Christen eher bereit ihre Kinder zu schlagen - ganz wie es die Bibel vorschreibt.
„Rute und Zucht geben Weisheit; aber ein sich selbst überlassener Knabe
macht seiner Mutter Schande“
(Sprüche 29,15).

Entziehe dem Knaben nicht die Züchtigung; wenn du ihn mit der Rute schlägst,
wird er nicht sterben. Du schlägst ihn mit der Rute,
und du errettest seine Seele von dem Scheol.“
(Sprüche 23,13-14)

Eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) aus dem Jahr 2010 kam zu dem wenig überraschenden Ergebnis, daß Prügel umso verbreiteter sind, je religiöser die Eltern sind.
Je religiöser die Eltern seien, sagt KFN-Direktor Christian Pfeiffer, desto weniger habe es sie gekümmert, dass jegliche körperliche Züchtigung von Kindern seit 2000 in Deutschland verboten ist.
(SPIEGEL 16.10.2010)
Mit Religion im Gepäck ist man zu deutlich mehr Brutalität fähig als ohne.

Auch den Nationalsozialismus kann man gewissermaßen als Religion ansehen, quasi als „Co-Religion“ des Christentums, die den eleminatorischen Antisemitismus der Kirchen begeistert aufnimmt.

Weinberg hat diese Erkenntnis in passende Worte gegossen.
"Religion ist eine Beleidigung der Menschenwürde. Mit oder ohne sie würden gute Menschen Gutes tun und böse Menschen Böses. Aber damit gute Menschen Böses tun, dafür bedarf es der Religion."
(Steven Weinberg)
Dieses Prinzip erleben wir auch in der Politik.

Führende Mitglieder von Grünen und Sozialdemokraten, die eigentlich von ihrer Parteilinie her auf der Seite der Arbeiter und sozial Schwachen stehen sollten, werden zu vehementen Befürwortern der Ausbeuteragenda der Arbeitgeber, wenn es um das kirchliche Arbeitsrecht geht.

Die angeblich so linken Frauen Käßmann, Nahles und Göring-Kirchentag verteidigen eisern die Entrechtung der 1,3 Millionen Angestellten von Caritas und Diakonie.

Sie unterstützen tatsächlich eine JUDEN-UNERWÜNSCHT-Einstellungsmaxime, die sie unter allen anderen denkbaren Umständen scharf verurteilen würden.

Aber ihr Religiotismus zwingt sie zu diesem knallhart menschenfeindlichen Denken, wenn es zum höheren Wohle des Gottes, bzw der Kirche geschieht.

Ausgerechnet der Grüne Volker Beck, der gwissermaßen von Haus aus für die Rechte von Minderheiten eintritt, wird beim Thema "Religiöse Beschneidung" zum konservativen Fundamentalisten, der es locker in Kauf nimmt, daß Kinder sterben und alle Gefahren fahrlässig verharmlost, wenn es um das höhere Ziel der Religionsausübung geht. Die UNO-Kinderrechtskonvention ist ihm ganz egal, wenn er dafür den Imanen und Rabbis schmeicheln darf.

Verstörend ist dieser Christen-induzierte Menschenhass, wenn er von einer Grünen Spitzenkandidatin kommt.

Während nun endlich mal die letzten paar Diskriminierungen gegen Homosexuelle fallen sollen und eine breite Mehrheit der Bevölkerung, sowie auch das Bundesverfassungsgericht die verhärmten Antihumanisten vom rechten CDU-Flügel bräunlich-verklemmt aussehen lassen, hadert ausgerechnet Kathrin Göring-Eckardt mit ihrer eigenen Partei. 

Schwule akzeptieren?
  Minderheiten nicht mehr diskriminieren?
Das gefällt der Hardcore-Religiotin gar nicht.
Die Grüne Katrin Göring-Eckardt bleibt unklar beim Thema Homosexualität. Einen Gesetzesentwurf ihrer Partei trug sie wohl nur halbherzig mit. Weil sie sich der Kirche verpflichtet fühlt? [….]

Es geht um einen Gesetzentwurf, den die Grünen-Bundestagsfraktion unlängst zum Thema Homosexualität beschlossen hat. Demnach soll es mit einer Geldbuße von "mindestens 500 Euro" geahndet werden, wenn man Therapien durchführt, "die das Ziel haben, die sexuelle Orientierung bei Minderjährigen zu verändern".

Wie aus der Begründung hervorgeht, richtet sich der Entwurf auch gegen Gruppen im evangelischen Raum, etwa "Wüstenstrom" oder "Offensive Junger Christen". Diesen evangelikalen Initiativen wird vorgeworfen, dass sie versuchen, Homosexuelle durch Therapien von ihren Neigungen abzubringen. [….]

Schwer tat sich aber auch Göring-Eckardt, als sie nun nach dem Widerspruch zwischen dem eindeutigen Gesetzentwurf ihrer Fraktion und der kontroversen Debattenlage in der Kirche gefragt wurde. Göring-Eckardt antwortete wörtlich: "Da muss immer jeder für sich entscheiden, glaube ich. Also ich würde jetzt sagen, natürlich kann man das so oder anders sehen, und würde auch immer akzeptieren, dass Andere eine andere Position haben. Wir haben dazu auch keinen Beschluss gefasst als Grüne. Aber man muss das auch aushalten, dass man das unterschiedlich sieht."
Als prinzipieller Rot-rot-grün-Sympathisant empfehle ich zur Bundestagswahl doch dringend die SPD und nicht die Grünen zu wählen.
 Der SPD-Chefreligiot Thierse fliegt wenigstens raus aus dem Bundestag und ist nicht wie Kathrin Göring-Kirchentag zur Spitzenkandidatin erkoren worden.

2 Kommentare:

  1. wolfgang brosche28. März 2013 um 15:09

    Bester Tammox,

    ich möchte eine Geschichte erzählen, die nur auf den ersten Blick nichts mit dem Thema "Nonnen/Mönche-Erziehungsheime" zu tun hat:
    Vor einigen Jahren durfte ich als Journalist ein Benediktinerinnenkloster an der Weser besuchen - dazu brauchte ich einen Dispens vom zuständigen Generalvikar! Das durfte selbst die Oberin nicht allein entscheiden!!!
    Ich bekam eine Nonne an die Seite gestellt, die mich und mein Team betreuen sollte; deren anfängliche Zurückhaltung löste sich bald und sie wurde gesprächig. Seit ca. 30 Jahren war sie im Orden - und hatte das Kloster nie verlassen, außer zu Arztbesuchen.
    Als wir nun - da das Kloster sehr schön gelegen ist - um das Gebäude (bzw. die Klostermauern) herumwanderten, um einige Bilder zu machen, gestand diese Nonne, begeistert von der Fernsicht auf den Weserbergen und der Schönheit der Landschaft, daß sie in den ganzen 30 Jahren das alles nicht gesehen hatte.
    Dann besuchten wir die Gärtnerei innerhalb des Klostergeländes, von der die Nonnen zu Teil lebten. Die dort arbeitenden Schwestern trugen natürlich Blaumänner. Doch sie wollten nicht, daß sie so gefilmt würden - die neue Oberin (ür ihre Verhältnisse jung, gerade mal 45) hatte das verboten. Also stürmten die Nonnen in ihre Zellen und zogen ihren Habit an.
    Und eine letzte Episode:
    wir durften auch am Stundengebet teilnehmen. Dabei fiel mir auf, daß sich unter den Nonnen offenbar nur Sopranstimmen befanden. Ich fragte darauf, was man denn mache, wenn eine Schwester eine Altstimme habe und kriegte zu hören: so etwas käme gar nicht vor und wenn doch, dann müßte die jeweilige Nonne eben schweigen beim Gebetsgesang. Es war ganz klar, daß Altstimmen als etwas, sagen wir als, unsittlich angesehen wurden.
    Dies alles sind eigentlich Alltagsepisoden - aber sie zeigen deutlich, wie feinverästelt der Alltag von Nonnen mit Ge- und Verboten, ja mit Unmenschlichkeiten in der eigenen Gemeinschaft vergiftet ist. Aber diese Bigotterien und Herzlosigkeiten werden als Alltag, als normal angesehen.
    So erklrt sich mir auch der seelische Überdruck, der sich in Grausamkeiten untereinander entladen muß - und natürlich in Grausamkeiten gegenüber Schutzbefohlenen. Man - in diesem Falle frau - ist so blind und taub gegenüber den eigenen Verletzungen, ja überhöht sie noch als besonders gottgefällig (denn Leiden und Opfer sind ja verquererweise gottgefällig), daß man am Ende auch blind und tau wird für das Leid der anderen. - Mir lief am Ende des Tages im Kloster mancher kalte Schauer über den Rücken. Klöster/Klosterheime sind Brutstätten des gottgefälligen Sado-Masochismus.

    Und so nimmt es mich nicht wunder, daß die Christen immer wieder vom Mitleid und Mitleiden predigen, von Barmherzigkeit und ähnlichem Unsinn. Wer blind gemacht wurde für das Leiden anderer, wem die Empathie erst einmal aberzogen wurde, der muß natürlich ständig ermahnt werden.
    Daß schon kleine Kinder eine natürliche Empathie besitzen wurde mir besonders deutlich bei der Beerdigung meiner Mutter. Meine damals fünfjährige Nichte löste sich beim Gang hinterm Sarg bis zum Grab von der Hand ihrer Mutter und eilte zu ihrem Opa/meinem Vater, der allein hinter dem Sarg schritt. Sie griff seine Hand und ließ sie bis zum Ende der Beerdigng nicht mehr los. Das mußte ihr niemand sagen, sie fand einfach, ihr Opa sei so allein gewesen, wie sie später erzählte.
    Und da komme mir jetzt kein Christ mehr mit Ermahnungen und Erziehungsmaßnahmen.

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  2. Vielen Dank Wolfgang Borsche für diese Schilderung.

    Im Grunde ist es unfassbar was sich Menschen gegenseitig, aber auch sich selbst für eine Ideologie antun.

    Mich erinnert das ein bißchen an die Qualen, die sich so viele Gläubige (auch anderer Religionen) beim Pilgern antun.
    Ich habe mal in Tschenstochau gesehen, wie überwiegend sehr alte Frauen diese endlosen steinernen Stufen hinauf zur Schwarzen Madonna auf Knien robbten.
    Dazwischen natürlich massenhaft Priester.
    Und nicht einer kommt mal auf die Idee diesen Menschen, die ja offensichtlich enorme Schmerzen leiden, zu sagen, daß sie auch aufrecht hinaufgehen können.
    Pervers.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Cz%C4%99stochowa

    http://www.jasna-gora.de/tschenstochau-wallfahrt.html

    LGT

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