Montag, 26. März 2018

Amerikanische Ultra-Extremisten sind jetzt Mainstream


Der ist noch nicht mal so besonders alt, der Santorum.
Am 10.Mai wird er 60 Jahre alt.
Er wurde aber bereits 1990, also vor 28 Jahren, mit Anfang 30 das erste mal für den eigentlich sehr demokratischen Bundesstaat Pennsylvania in den US-Kongress gewählt. Zweimal, 1994 und 2000 gewann er sogar die Wahl zum US-Senator und wurde als radikaler Schwulen- und Frauenhasser sogar international bekannt.

Nach 12 Jahren kamen die Pennsylvanianer im Jahr 2006 erstaunlicherweise doch noch zur Einsicht und verwehrten Santorum mit einer Erdrutsch-Niederlage die zweite Wiederwahl.
Wie alle Fanatiker ließ sich der Geschasste nicht einschüchtern und trat 2012 und 2016 als Präsidentschaftskandidat an.

[….] Nimmt der Wahnsinn bei den Republikanern denn überhaupt kein Ende? Rick Santorum will immer noch Präsident werden und könnte auch bei der wichtigen Vorwahl in Wisconsin Favorit Mitt Romney ärgern. Dabei ist der erzkonservative Hardliner unwählbar. Viele Republikaner haben das mittlerweile gemerkt - die Ego-Maschine Santorum nicht.
[….] Als Beobachter des US-Vorwahlkampfes der Grand Old Party habe ich mich in den vergangenen Wochen auf absurde Art und Weise ziemlich gut unterhalten gefühlt. Ist das die gleiche Art Unterhaltung wie beim Trash-Fernsehen? [….]
Immer wieder habe ich mich aber vor allem bei Rick Santorum auch gefragt: Spinnt der? Nimmt der Wahnsinn in einer - zugegeben - zum Wahnsinn neigenden Partei denn überhaupt kein Ende?
[….] Santorum, der fest daran glaubt, dass sich Gott seine Kandidatur wünscht, hat sich in den vergangenen in den Augen vieler liberaler Amerikaner selbst zur unwählbaren Witzfigur degradiert. [….] Mindestens abschreckend sind Santorums Thesen zur Homosexualität: Aus einem Interview, das er schon im Jahr 2003 der Nachrichtenagentur AP gab, wurde jetzt im Wahlkampf wieder oft zitiert, um seine Ansichten deutlich zu machen: "Nach meiner Kenntnis hat in keiner Gesellschaft jemals die Definition von Ehe auch Homosexualität beinhaltet. Das sage ich nicht, um auf Homosexualität rumzuhacken. Darum geht es nicht, wissen Sie, Männer mit Kindern, Männer mit Hunden, oder was immer es sonst gibt, es ist alles eine Sache." [….]

Nun stand sein kurioser Name endgültig für den bundesweiten Wahnsinn der ultraextremen Christen in Amerika.
(Ja, so war das 2012 – man konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß es noch irrer geht als GOP 2012.)

 Gruselnd hörte man immer mal wieder seine grotesken Ansichten.
So befand er beispielsweise eine vergewaltigte Frau solle sich nicht beschweren, schließlich erhalte sie als Kompensation von Gott das Geschenk eines neuen Lebens.
Rape als Gottesgeschenk anzusehen gelingt problemlos, wenn man ein Hardcore-Religiot wie Senator Santorum ist.

[….] "I believe and I think that the right approach is to accept this horribly created, in the sense of rape, but nevertheless, in a very broken way, a gift of human life, and accept what God is giving to you." [….]

Santorum ist immerhin konsequent in seiner Verachtung für Frauen und Geborene. Alle politische Energie für die Ungeborenen.
Ganz so, als ob es kein dramatisches Überbevölkerungsproblem gäbe und ganz so, als ob nicht bereits 20.000 bereits geborene Kinder jeden Tag verhungern würden.
So sind eben Lebensschützer; völlig fixiert auf den Uterus, für den sie sich allgemein zuständig fühlen und über den keineswegs die Person bestimmen darf, in deren Körper er steckt.
Hysterisch reagieren sie auch jede Hystera und so sehr wie ganze politische Karrieren nur diese im Fokus haben, sind ihnen Kinder extrauterin schlagartig völlig egal.

Wie grotesk falsch einige Synapsen im Santorumhirn verknüpft sind zeigt die Episode mit seinem Sohn Gabriel, der nach nur 20 Wochen Schwangerschaft tot geboren wurde. Rick Santorum und seine Frau Karen Garver Santorum, die mittlerweile sieben lebende Kinder haben, nahmen den unterentwickelten toten Embryo mit nach Hause und zelebrierten mit ihren anderen Kindern (damals vier, sechs, und acht Jahre alt) eine hochgradig morbide Aufbahrung und Abschiedsshow.
Karen ließ sich so sehr von der Babyleiche inspirieren, daß sie sogar ein Buch über die Totgeburt schrieb.
 „Letters to Gabriel: The True Story of Gabriel Michael Santorum.“
Es dürfte einer der eindrucksvollsten Beweise für die völlige moralische Unzurechnungsfähigkeit eines Politikers der Prä-Trump-Ära sein.
Diese morbide Babyleichenshow, die beide durch das Buch medial am Kochen hielten, passten nur zu gut in seine sonstigen religiotischen Positionen.

Dabei fühlt sich Santorum wie so viele ultrarechte Hetzer von den bösen Mainstreamlinken verfolgt.

[….] GOP presidential longshot Rick Santorum believes the "gay community" is waging "jihad" against him because of his opposition to same-sex marriage.
Santorum said Friday that gays have targeted him since he became an outspoken critic of the Supreme Court decision that struck down state laws banning sodomy, The Hill newspaper reported.
"So the gay community said: 'He's comparing gay sex to incest and polygamy; how dare he do this,' and they have gone out on a, I would argue, jihad against Rick Santorum since then," Santorum was quoted as saying.
"I said, 'This is a napkin. A napkin is what a napkin is. It isn't a paper towel. It isn't a car.' You can call a napkin a car, but it doesn't make it a car. You can call a paper towel a chair, but it doesn't make it a chair. Marriage is what marriage is." […..]

Er glaubt nicht an Evolution, setzt sich für Kreationismus als Schulfach ein und beschwört immer wieder den Satan.

Der 2012er Präsidentschaftskandidatenkandidat Rick Santorum erkannte kurz zuvor, daß auch die US-Filmindustrie vom Satan persönlich regiert wird.

 Rick Santorum is asking you to do your part to free movie theatres from the Devil’s clutches by purchasing tickets to his upcoming movie, The Christmas Candle. [….]
Santorum, who has previously said that Satan has control over mainline Protestantism and universities, thanked viewers in advance for seeing the movie.
“This is a tough business, this is something that we’re stepping out,” Santorum said, “and the Devil for a long, long time has had this, these screens, for his playground and he isn’t going to give it up easily.”

Er streitet vehement gegen Schwangerschaftsunterbrechungen und Verhütungsmittel.
Schwule und Lesben sind für ihn gefährlich. Homosexualität stellt er in eine Reihe mit Ehebruch, Polygamie, Pädophilie und Zoophilie als „Antithese zur gesunden, traditionellen Familie“.

Man kann die gesamte Palette durchdeklinieren: Santorum plädiert für die Todesstrafe, hält den Klimawandel für eine Erfindung der bösen Linken, will aggressiv gegen den Iran vorgehen, er begeistert sich für Trumps Abwehrmauer an der Grenze zu Mexiko, wütet wieder des Säkularismus in der US-Verfassung und behauptet durch die Benelux-Sterbehilfegesetze würden Menschen gegen ihren Willen umgebracht.
Ich bin mir nicht sicher, ob er sich mit der Kugelform der Erde abgefunden hat.

So einem Mann müsste man als gemeingefährlichen Irren für immer wegsperren.

Aber in Trumpmerica engagierte der seriöse Sender CNN als Analyst.
So sitzt dieser Wahnsinnige tagtäglich im Studio und grinst vor Zufriedenheit.

Kinder wie David Hogg, Emma Gonzalez, Sarah Chadwick, Jaclyn Corin, Ryan Deitsch, Aalayah Eastmond, Sam Fuentes, Cameron Kasky, Delaney Tarr and Alex Wind kann Santorum nicht leiden.


Logischerweise nicht, denn sie sind eindeutig extrauterin und somit minderwertig, dürfen gern getötet werden, ohne daß er ihnen eine Träne nachweint.


Was bilden die Blagen sich eigentlich ein, gegen die schönen Waffen zu demonstrieren, nur weil es in den ersten drei Monaten des Jahres gerade mal zwei Dutzend Schießereien an Schulen gab?
Ein bißchen Schwund ist immer. Bei 17 toten Kindern kann der Katholiban, der 2004 von der katholischen Kirche zum Ritter des Malteserordens erhoben wurde, wirklich kein Mitleid empfinden.
Ist doch schließlich alles Gottes Plan.

[….]  Die Demonstration in Washington war beeindruckend: Rund 800.000 Menschen zogen durch die Straßen der US-Hauptstadt. Sie setzten sich dafür ein, die Waffengesetze ihres Landes zu verschärfen. Anlass war der jüngste Amoklauf an einer Schule in Parkland vor knapp sechs Wochen. Wenig beeindruckt von den Protesten schien nun allerdings Rick Santorum: Der ehemalige republikanische Senator sagte, die Schüler sollten nicht von anderen verlangen, ihre Probleme zu lösen, sie sollten sie selbst angehen.


"Wie wäre es damit", sagte Santorum beim TV-Sender CNN, "wenn Kinder etwas tun und vielleicht Wiederbelebungskurse belegen?" Außerdem schlug er vor, Schüler sollten sich auf Situationen eines Amoklaufs vorbereiten, damit sie für diesen Fall eine Antwort parat hätten. [….]

Überhaupt ist Demonstrieren ganz unamerikanisch befindet der gute Katholik.

Im Amerika des Jahres 2018 sitzt so einer aber eben nicht in Zwangsjacke in einer Gummizelle, sondern bejubelt den König aller Irren im Weißen Haus.

Hogg und Co sollten sich aber nicht zu sicher fühlen.


Ja, jetzt ist die Aufmerksamkeit groß, nun wird gesagt, man vote die NRA-Politiker raus.

Das Problem ist aber, daß gerade diese junge amerikanische Generation erst Rubio und Trump ins Amt brachte, indem sie in weit überwiegender Zahl der Wahl fernblieben und so die GOP enableten.


🐬 (@krassenstein) 25. März 2018