Freitag, 10. Februar 2017

Verblüffend.



Zugegeben, ich bin auch überrascht von dem demoskopischen Durchmarsch der SPD unter Schulz.


Dabei gibt es inhaltlich bisher gar keine Änderungen in den Parteien. Die Probleme sind auch noch dieselben.
Aber offensichtlich war der Frust über immer die gleichen Nasen in Berlin größer als gedacht.
Einfach mal ein anderes Gesicht auf der Bühne und die Meinungsforscher registrieren Verschiebungen in nicht gekanntem Maße.

Schulz wird nicht nur ein ernst zu nehmender Gegner für Merkel; der SPIEGEL sieht sie in seiner morgigen Ausgabe schon ihr Amt verlieren.


Seine Fans im Internet sind schon einen Schritt weiter und rufen den neuen Chef-Sozen zum Gottkanzler aus.


Fast noch verblüffender als die Stimmungsaufhellung bei den Sozis ist aber die gleichzeitige mentale Malaise der C-Parteien.
Sie sind ganz umgänglich gegenüber politischen Mitbewerbern, solange diese im Zwergenstand befindlich keinerlei Gefahr für die C-Herrschaft darstellen.

Eine SPD an der 30%-Marke führt aber auch dazu, daß sich die Konservativen kollektiv einnässen.

Die Hamburger Morgenpost berichtet in der heutigen Ausgabe, daß insbesondere Unionsabgeordnete der Bundesversammlung aus dem Süden bei der Bundespräsidentenwahl demonstrativ Steinmeier die Stimme verweigern wollen – „aus Rache wegen der Euphorie um Martin Schulz“.
Der Frust über das Versagen der eigenen Parteiführung, die bekanntlich daran scheiterte überhaupt einen eigenen Kandidaten aufzustellen, war gerade verflogen, da werden die 539 CDU/CSU-Mitglieder der Bundesversammlung mit einer glücklichen und optimistischen SPD konfrontiert.
Das geht ihnen zu weit. Einer SPD, die ernsthaft wieder um das Kanzleramt mitspielt, gönnen sie nicht das Schwarze unter den Fingernägeln.

Die Nemesis der EU, Bundesfinanzminister Schäuble, ist so geschockt von der Aussicht womöglich seinen Job zu verlieren, daß er in die unterste Vergleichsschublade greift, die derzeit zur Verfügung steht.


Wie groß muß die Not in der CDU-Spitze sein, daß sie derartig in den Panikmodus verfallen?

Sieben Monate vor der Bundestagswahl schießt sich die Union offenbar auf SPD-Kanzlerkandidat Schulz ein. Dieser folge der "postfaktischen Methode" des US-Wahlkampfs, sagte Finanzminister Schäuble - und zog Parallelen zwischen Schulz und Trump.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht Gemeinsamkeiten zwischen SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz und US-Präsident Donald Trump. "Wenn Schulz seine Unterstützer 'Make Europe great again' rufen lässt, dann ist das fast wortwörtlich Trump", sagte Schäuble dem "Spiegel".
Die Art, wie Schulz eine vermeintliche Spaltung der Gesellschaft beschwöre, folge der "postfaktischen Methode" des US-Wahlkampfs. Es würde Schulz gut tun, wenn er "mal ein bisschen nachdenken" würde statt auf "Dampfplauderei" zu setzen, meinte Schäuble. "In einer Zeit, in der weltweit die Versuchung durch den Populismus zugenommen hat, dürfen Politiker nicht so reden wie Herr Schulz." [….]

Politik kann schon lustig sein. Ausgerechnet der gewohnheitsmäßige Lügner Schäuble orakelt über Postfaktizismus anderer Politiker.

Das ist die pure Panik vor Super-Schulz.