Sonntag, 6. Oktober 2013

Wie sich die Zeiten ändern – Teil II



Beweisen kann ich es natürlich nicht. Und ein Anhänger von Verschwörungstheorien war ich nie.
Aber nach allem was ich so gelesen habe – insbesondere natürlich Yallops Buch* - halte ich es für außerordentlich wahrscheinlich, daß Papst Albino Luciani von Kurialen ermordet wurde, nachdem er großes Interesse an den Vorgängen in der Vatikanbank zeigte.
Man wollte unbedingt den Deckel auf den mafiösen Geschäften halten.

30 Jahre später; inzwischen wurde das Internet entwickelt und die weltliche Macht der RKK schwand; weiß ohnehin jeder, der es wissen will, welche kriminellen Machenschaften hinter Vatikanmauern getätigt werden.
Papst Bergoglio muß deswegen wohl nicht mit seiner baldigen Ermordung rechnen. Die Katze ist aus dem Sack und man kann das Interesse an den IOR-Geldströmen nicht zurück in die Zahnpastatube stecken.
Nach dem großen Finanzcrash von 2008 kann auch die Bank des Vizegotts nicht mehr so tun, als wären ihre Spekulationen allesamt moralisch und ökonomisch vernünftig.
Die Finanzskandale des Vatikans – inzwischen Gegenstand vieler Bücher - lassen selbst mich erblassen - und ich habe einiges Zutrauen in die kriminelle Energie der Vatikaniskis.
Gianluigi Nuzzis „Die Vatikan AG“ (2010) zeigt Strukturen des organisierten Verbrechens auf, Curzio Malteses „Scheinheilige Geschäfte“ (2009) dokumentiert die Intransparenz der stets am Rande der Legalität operierenden Gottesmänner.

Der Zehenlutscher hat nach einem halben Jahr im Amt nun das getan, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Er läßt seine Finanzjongleure nun nicht mehr bar jedes Anstandes und aller internationalen Gepflogenheiten  geheime Deals mit unseriösen Geldgebern eingehen. Franzi will auf einmal Transparenz.
Potzblitz! Während des achtjährigen Benedikt-Pontifikats stand es noch nie zur Debatte die päpstliche Bank zu seriösen Geschäftspraktiken zu verdonnern.
Erste Details sickern durch und können nur die allernaivsten Religioten überraschen:

Keine drei Monate ist es her, dass Papst Franziskus "Ehrlichkeit und Transparenz" von der Vatikanbank einforderte. Interne Prüfungen fördern nun Details über die Geschäftsmethoden des skandalumwitterten Instituts zutage. Sie zeigen, dass es mit ebenjener Ehrlichkeit bei dem päpstlichen Bankhaus offenbar lange nicht weit her war.
Nach Informationen des SPIEGEL unterhielten mehr als tausend Menschen jahrelang Konten bei dem Institut, obwohl ihnen dies nach den Regeln der Bank nicht erlaubt war. Auf diesen Konten befanden sich bis Sommer 2013 insgesamt mehr als 300 Millionen Euro. Vatikanbank-Insider gehen davon aus, dass es sich dabei "zum allergrößten Teil" um Schwarzgeld handelt.  […]
Als Kontoinhaber bei der Vatikanbank profitierten diese Personen über Jahre von mehreren Besonderheiten im Vatikan: Zum einen gibt es dort keinerlei Steuern, die sie auf ihr Vermögen oder ihre Zinseinkünfte hätten abführen müssen. Zum anderen ist Geldwäsche im Vatikan überhaupt erst seit dem Jahr 2011 verboten. Bis zuletzt gab sich die Vatikanbank zudem äußerst schmallippig, wenn weltliche Strafverfolgungsbehörden um Auskunft baten - ganz im Stil eines Offshore-Paradieses wie den Cayman Islands.
[…] Grund für die Aufräumaktion sind die Skandale, die die Vatikanbank seit Jahren produziert und die dem Ansehen der katholischen Kirche schaden. So sollen Gelder der sizilianischen Mafia gewaschen, der italienische Aktienmarkt manipuliert und illegale Transaktionen in Milliardenhöhe durchgeführt worden sein. Eine zentrale Rolle spielte die Vatikanbank auch 1982 beim Zusammenbruch der Mailänder Banco Ambrosiano, dem bis dahin größten Banken-Crash in der Geschichte Italiens. Deren Präsident Roberto Calvi wurde kurz darauf erhängt unter einer Londoner Brücke gefunden - ermordet, wie sich herausstellte.

Die Empörung in der Weltöffentlichkeit findet nicht statt.
 Niemand hatte etwas anderes als Mafia, Schwarzgeld und Korruption erwartet bei der Bank der RRK. Es ist genau wie beim Kinderficken durch katholische Geistliche – jeden Tag neue Fälle, aber da ohnehin niemand etwas anderes von den zölibatären Männlein im Kleid erwartet, werden auch keine Konsequenzen gezogen.

Während es im Islam heute noch  Zakat und Zinsverbot gibt, ist völlig in Vergessenheit geraten, daß die  Katholische Kirche die längste Zeit ihrer Existenz kein Herz für Kredithaie und Wuchergeschäfte hatte.

Im Gegenteil; die Bibel verbietet dies.

35 Wenn dein Bruder verarmt und sich neben dir nicht halten kann, sollst du ihn, auch einen Fremden oder Halbbürger, unterstützen, damit er neben dir leben kann. 36 Nimm von ihm keinen Zins und Wucher! Fürchte deinen Gott und dein Bruder soll neben dir leben können. 37 Du sollst ihm weder dein Geld noch deine Nahrung gegen Zins und Wucher geben.
(Levitikus 25)

20 Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen. 21 Ihr sollt keine Witwe oder Waise ausnützen. 22 Wenn du sie ausnützt und sie zu mir schreit, werde ich auf ihren Klageschrei hören. 23 Mein Zorn wird entbrennen und ich werde euch mit dem Schwert umbringen, sodass eure Frauen zu Witwen und eure Söhne zu Waisen werden. 24 Leihst du einem aus meinem Volk, einem Armen, der neben dir wohnt, Geld, dann sollst du dich gegen ihn nicht wie ein Wucherer benehmen. Ihr sollt von ihm keinen Wucherzins fordern.
(Exodus 22)

20 Du darfst von deinem Bruder keine Zinsen nehmen: weder Zinsen für Geld noch Zinsen für Getreide noch Zinsen für sonst etwas, wofür man Zinsen nimmt. 21 Von einem Ausländer darfst du Zinsen nehmen, von deinem Bruder darfst du keine Zinsen nehmen, damit der Herr, dein Gott, dich segnet in allem, was deine Hände schaffen, in dem Land, in das du hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen
(Deuteronium 23)

Insbesondere ab dem 12. Jahrhundert hat eine Vielzahl unfehlbarer Päpste das Zinsverbot als „unveränderliches kirchliches Gebot“ bestätigt.

Seinen Ausgangspunkt nahm das schon altkirchliche Zinsverbot im Mittelalter mit dem Zweiten Laterankonzil von 1139, dem Decretum Gratiani, einem ausdrücklichen Zinsnahmeverbot durch Papst Innozenz III. von 1215 und dem Konzil von Vienne von 1311. Danach war es verboten, Zinsen auf geliehenes Geld zu verlangen.
[…] Noch 1745 wandte sich Papst Benedikt XIV. in der an die hohe Geistlichkeit Italiens adressierte Enzyklika Vix pervenit entschieden gegen den Zins. In § 3, Absatz I heißt es: Die Sünde, die usura heißt und im Darlehensvertrag ihren eigentlichen Sitz und Ursprung hat, beruht darin, dass jemand aus dem Darlehen selbst für sich mehr zurückverlangt, als der andere von ihm empfangen hat […] Jeder Gewinn, der die geliehene Summe übersteigt, ist deshalb unerlaubt und wucherisch.
(Wiki)

In den nächsten Jahrhunderten fand man allerdings auch im Vatikan heraus wie wunderbar einfach man sich mit Geldverleih eine goldene Nase verdienen kann.
Insbesondere katholische Ritterorden waren extrem kreativ dabei die biblischen und Vatikanischen Regeln zu umgehen.
Im 19. Jahrhundert waren Zinsen dann inzwischen so alltäglich geworden, daß es überhaupt keinem mehr auffiel als Papst Pius VIII. am 18. August 1830 alle vorherigen Zins-Gesetze aufhob.

In der Bibel stehen eben sehr viele zeitbedingte Ansichten, die heute vom Vatikan willkürlich ignoriert werden.
So stört es spätestens seit der Erfindung des Kühlschrankes keinen Papst mehr, daß laut Bibel der Verzehr von Schalentieren und Schweinefleisch eine schwere Sünde ist.

Viele kirchliche Lehrvorstellungen wurden inzwischen vom Vatikan beerdigt.
Uralte Schwachsinnregelungen, wie Zölibat, neutestamentarischer Antisemitismus und Sklaverei, werden heute noch nicht mal mehr von den Piusbrüdern oder amerikanischen Evangelikalen im Sinne der Bibel akzeptiert.  Mehrere Jahrhunderte nach dem Rest der Welt und 99% aller Wissenschaftler ebenfalls auf Heliozentrismus umzuschwenken ist einfach zu spät.
Zölibat, Weiheverbot für Frauen, todsündige Ehescheidungen und Homohass lebten allerdings zumindest bis zum letzten Papst unvermindert weiter.

Das Zins- und Wucherverbot hat man ganz vergessen. Scheiß auf die Bibel. Was kümmert die Kirchen schon Gottes Wort.
Nun beklagt man Zinsen nicht mehr, sondern besitzt selbst Banken und erhebt Zinsen.
Höhere Moral à la Christentum.
Auch in Deutschland existieren mehrere kircheneigene Banken.
Zum Beispiel die „Pax-Bank“ der Caritas , die „Bank für Kirche und Diakonie“ (KD Bank) und die „Bank für Kirche und Caritas“.

Auch bei der Pax-Bank herrschen keine Skrupel.

Den Frieden trägt die katholische Pax-Bank im Namen - und investierte dennoch in einen Rüstungskonzern.
[…] Das Geldhaus mit Kunden aus Kirchenkreisen hatte gemeinsam mit der kirchlichen Liga-Bank Fondsgelder von insgesamt gut 1,6 Millionen Euro "ethisch zweifelhaft" investiert. Nach SPIEGEL-Informationen legten die beiden Institute fast 578.000 Euro beim Rüstungskonzern BAE Systems an. Rund 159.000 Euro steckten sie in Wertpapiere des US-Pharma-Produzenten Wyeth, der auch Anti-Baby-Pillen herstellt - deren Gebrauch die katholische Kirchen ihren Gläubigen untersagt. Weitere 871.000 Euro waren in Aktien der Tabakkonzerne British American Tobacco (BAT) und Imperial Tobacco Group investiert worden.
(Der SPIEGEL 03.08.09)

Naja, warum auch nicht? Die Gläubigen Schäfchen stören sich nicht an dem bibelwidrigen Agieren ihrer Kirche.

1964 von den Steyler Missionaren gegründet, ist die Steyler Bank die einzige Missionsbank in Deutschland. Neben dem Best-in-class-Prinzip werden mögliche Investments in Unternehmen auch nach dem Öko-Rating des Frankfurt-Hohenheimer Leitfadens geprüft. Zudem gehört die Steyler Bank dem Corporate Responsibility Interface Center, einem Verein für ethisch orientierte Investoren, an. Grundsätzliche Kriterien für die Geldanlage sind Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. […]
Die Steyler Bank bietet Privatkunden ein “Missions®-Girokonto” für 2,50 Euro pro Monat mit MasterCard Kreditkarte (20,00 Euro p.a.), ein “Missions®-Sparbuch”, einen “Missions®-Sparbrief”, “Missions®-Festgeld”, “Missions®-Wachstumssparen”, Afrika- und Indien-Sparbriefe sowie ein Tagesgeldkonto.
[…] Die Bank für Kirche und Caritas mit Sitz in Paderborn ist laut Handelsblatt.com nach der Liga-Bank in Regensburg und der Pax-Bank in Köln eine der größten katholischen Banken in Deutschland. Ihr Geschäftsvolumen lag im Jahr 2009 bei rund drei Milliarden Euro. Der Spiegel hat auch bei der Bank für Kirche und Caritas aufgedeckt, dass über den Investmentsparplan Uniprofirente Gelder in Tabakkonzerne und Rüstungsfirmen investiert wurden und sich im BKC Treuhand Portfolio Alkoholproduzenten wie Carlsberg fanden. Besonders pikant die Stellungsnahme eines BKC-Vertreters dazu:

    Wir können uns mit unseren Vorstellungen von ethischer Geldanlage nicht komplett durchsetzen.

Eigene Geldanlagen sollten also auch bei den kirchlichen Banken genau überprüft werden, denn leider werden die strengen ethischen Kriterien und Versprechungen anscheinend nicht immer eingehalten.