Freitag, 18. August 2017

Reise nach Jerusalem



Wieder einer weniger heute.
Diesmal trifft es nun doch endlich Steve Bannon, den mächtigsten der drei Nazis unter Trumps Beratern.
Miller und Gorka sind noch an Bord, aber was heißt das schon in Trumps Personalkarussell?

Unter Amerikas Politanalysten breitet sich Ratlosigkeit aus.
Schon so oft hatten sie zusammengesessen und waren sich einig mit der Diagnose „Jetzt hat er aber wirklich überzogen; jetzt verstößt ihn die Partei!“
Schon bevor er Präsident wurde, gab es diese Momente – die Prahlerei Pussies zu begrabschen, sich über Behinderte öffentlich lustig machen, die extremen Lügen. Immer wieder war man an dem Punkt, an dem man sich einfach nicht mehr vorstellen konnte, daß Trump weitermacht, daß irgendeiner ihn wählen würde, daß die stolze republikanische Partei so einen auf den Schild hebt.

Nach dem 20.01.2017 wurde alles aber noch schlimmer. Trump leistet sich beinahe täglich abstruseste Ungeheuerlichkeiten. Es gibt eine Schablone dafür. Man kann so ein Verhalten nicht politisch-empirisch bewerten, weil es keine Präzedenzfälle gibt. Alles was Trump tut, ist im negativsten Sinne „unheard of“.

 Rassismus ist in den USA so heikel wie kaum irgendwo sonst, weil Amerika eine sehr diverse Einwanderernation ist, eine lange Sklavenhaltergeschichte hat und ob der Millionen versklavten Schwarzen sogar einen Bürgerkrieg anzettelte, bei dem 600.000 Menschen gekillt wurden.
Rassismus ist also für US-Politiker auf der nationalen Ebene eigentlich völlig tabu.
Bill Clinton war einst vor seiner Präsidentschaft aus Versehen einige Stunden in einem Golf-Club, der keine schwarzen Mitglieder zuließ.
 Das war 1992 und führte zu einem Großskandal, den er mit seinem berühmten „Bill Clinton's Sister Souljah Moment“ überstand. Er trat vor die Presse, bat aus tiefer Überzeugung um Entschuldigung, hielt ein vehementes Plädoyer wider des Rassismus und bekannte sich zur „Rainbow-coalition“.
In den folgenden 25 Jahren wurde das Thema noch viel sensibler. 2017 ist Rassismus ein NoGo und es fragt sich, ob man sich mit einem „Sister Souljah-Auftritt“ überhaupt noch von einem Kontakt mit einem Rassisten erholen könnte.
Eigentlich.
Uneigentlich ist da ein Herr Trump, der sich die Alt-Right-Stars direkt ins Oval Office holt und seit Jahrzehnten rassistisch redet.
Nach 25-Jähriger destruktiver Vorarbeit der GOPer, die seit Newt Gingrichs Total-Obstruktion nur noch Hass gegen die Demokraten verbreiten und dadurch ein radikal anti-liberales ultrarechtes Mediennetzwerk zu etablieren halfen, gelten keine Regeln des Anstandes mehr für republikanische Wähler.
Der ehemalige Republican National Committee communications director Doug Heye, der sich nun von GOP-Newsletter streichen ließ, welches er selbst einst eingeführt hatte, erzählt von seinen “Yes, but – Erlebnissen” in den roten Staaten. Wenn er mit der Republikanischen Basis spricht und die unverzeihlichen Trump-Skandale und Lügen anspricht, antworten sie immer mit einem „ja, aber…“ Hillarys Emails waren ja auch schlimm.
Offenbar haben sich die rechten Wähler so sehr in ihrem Hass auf alles Liberale eingerichtet, daß sie keine moralische Grenze mehr kennen.
Trump ist ein chronisch erfolgloser Lügner, Vergewaltiger und Nazi? Na und, macht doch nichts, dafür hat er aber auch die Dems aus dem Weißen Haus gejagt.


Trump ist vogelfrei.
Mehr und mehr wird sein Geisteszustand diskutiert. Der Mann ist offensichtlich unzurechnungsfähig und psychisch krank. Aber selbst das macht nichts.

[….] Donald Trump hat weder Anstand noch Moral. Das war bekannt. Jetzt aber sympathisiert der US-Präsident auch noch mit Neonazis und Rassisten. Ist der Mann noch bei Trost?
[….] Was hat er da eigentlich die ganze Zeit mit den Generälen? Zuerst lamentiert Donald Trump am Donnerstagmorgen auf Twitter darüber, dass jetzt angeblich überall die "wunderschönen" Reiterstandbilder von Robert E. Lee und Thomas "Stonewall" Jackson abgebaut werden, von zwei Kommandeuren, die im Amerikanischen Bürgerkrieg die Armeen der Konföderation geführt haben, also jener Südstaaten, die damals für den Erhalt der Sklaverei kämpften.  Ein paar Stunden später dann plötzlich - General John Pershing. "Schaut euch an, was US-General Pershing mit gefangenen Terroristen gemacht hat. Danach gab es für 35 Jahre keinen radikalen islamischen Terrorismus mehr", schreibt Trump. Was er genau damit meint, sagt der Präsident nicht. Aber weil gerade in Barcelona ein islamistischer Terrorist mit seinem Auto ein Dutzend Menschen totgefahren hat, liegt die Vermutung nahe, dass er die alte Geschichte über Pershing meint, die er auch im Wahlkampf schon erzählt hat.
Die geht, kurz gesagt, so: Als Pershing 1899, kurz nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg, gegen muslimische Rebellen auf den Philippinen kämpfte, trieb er einmal 50 gefangene Aufständische zusammen. Er befahl seinen Männern, 49 von ihnen zu erschießen, und zwar mit Kugeln, die in Schweineblut getaucht worden waren. Den 50. Gefangenen ließ Pershing laufen, damit er seinen muslimischen Glaubensbrüdern erzählen konnte, was passiert, wenn man sich mit den Amerikanern anlegt. Kein Märtyrertod, kein Paradies, sondern Schweineblut und Verdammnis.
 [….] Nur: Die Geschichte mit dem Schweineblut ist frei erfundener Humbug. Historiker sind ihr nachgegangen und haben keinen einzigen Beleg dafür gefunden. Viel eher - aber das ist ein Detail, das für Donald Trump wohl eine Spur zu fein ist - hat sich Pershing damals wohl dadurch hervorgetan, dass er im Spanisch-Amerikanischen Krieg auf Kuba und den Philippinen jede Menge Spanier getötet hat.
Insofern war Donald Trumps Ratschlag, man solle sich im Kampf gegen Terroristen doch den Trick mit dem Schweineblut mal genauer anschauen, ein passender Abschluss der vergangenen Woche. So endete sie, wie sie begonnen hatte: mit einem Präsidenten, der sich weder um historische Wahrheiten schert noch darum, was man allgemein Anstand und moralische Grundsätze nennt. Und der darauf auch noch sagenhaft stolz ist. [….]

Die aktuellste Umdrehung ist nun also Bannon.
Gegangen oder gegangen worden? Wer weiß das schon so genau.

"Bannon ist weg! Als er sah, dass Trump alleine in der Lage ist, die White-Power-Bewegung zu verteidigen, sagte Bannon zu sich selbst: "Mein Job ist getan - Mission erfüllt".
(Michael Moore, Trump-Kritiker und Filmemacher)

"Hey Bannon, shove a tiki torch up ur ass #fired"
(Rosie O'Donnell, Schauspielerin und Moderatorin)

Ob man je erfahren wird, wer im Weißen Irrenhaus wirklich entscheidet, ist fraglich.

Mich fasziniert heute aber eine andere Personalie, weil ich – wieder einmal – dem Irrglauben aufgesessen war, nach Spencer und Scaramucci könne es in der Presseabteilung Trumps nicht mehr weiter bergab gehen, traf mich die Realität mit dem üblichen Faustschlag genau zwischen die Augen.
Neue Kommunikationsdirektorin des mächtigsten Mannes der Welt, der die alleinige und monarchische Gewalt über 7.000 Atomsprengköpfe innehat, wird Hope Hicks. HOPE HICKS.
Kann man sich nicht ausdenken.

Die 28-Jährige Texanerin war früher Fotomodell, verfügt über keinerlei Qualifikation, jobbt seit Jahren für Ivankas Modelinie und wurde nun offensichtlich von Trump auserkoren, weil sie bedingungslos loyal ist und ihn lobpreist und bejubelt, wie es ihm gefällt.

[….] Ende Mai machte sich Hicks bei Journalisten in Washington zur unfreiwilligen Lachnummer, als sie eine Stellungnahme zur Persönlichkeit des Präsidenten abgab: "Präsident Trump hat eine magnetische Persönlichkeit und strahlt positive Energie aus, die ansteckend ist für alle, die ihn umgeben. Er hat eine beispiellose Fähigkeit, mit Menschen zu kommunizieren... Er hat sein ganzes Leben hindurch großartige Beziehungen aufgebaut und behandelt jeden mit Respekt. Er ist brillant und besitzt einen großartigen Sinn für Humor... und eine erstaunliche Fähigkeit, Menschen das Gefühl zu geben, dass sie besonders sind und mehr schaffen können, als sie jemals für möglich gehalten hätten." [….]

Die Profi-Journalisten dachten erst, es handele sich um einen Satire-Artikel von THE ONION.


Gerüchten zu Folge ist Hicks schon seit dem Beginn der Präsidentschaftskampagne sein Fickverhältnis. Möglicherweise schon seit 2012. Ich habe keine Ahnung, ob das stimmt, aber immerhin ist sie nicht Bannon.