Mittwoch, 26. November 2025

Priester im sonnigen Spanien

Fast zwei Jahrzehnte nachdem die katholische Kindesmissbrauchs-Skandalwelle durch die USA rollte und neun Jahre nach Canisius, meldete sich die Bischofskonferenz des großen Katholiken-Nation Spanien (35 Millionen Katholiken; zum Vergleich, Deutschland: 19,5 Mio Katholiken) zu Wort.

Bei Ihnen käme sowas glücklicherweise nicht, oder höchstens ganz selten vor.

[…] Die offiziellen Zahlen der Kirche bleiben dagegen vage. Noch 2019 erklärte der damalige Sprecher der Bischofskonferenz, es gebe „keine oder kaum Fälle“.   [….]

(Funke, 24.11.2025)

Wie es damals um die Glaubwürdigkeit der iberischen Männchen im Kleid, der treuesten Unterstützer der faschistischen Franco-Diktatur aussah, konnte jeder wissen. Die RKK bereicherte sich an dem Elend, indem die während der Franco-Diktatur hunderttausende Kinder aus nicht linientreuen Familien regelrecht verkaufte, um sich a) zu bereichern und b) nationalkatholische Faschisten aus ihnen zu machen.  An vorderster Front stets Nonnen.

In Spanien betrieben dem faschistischen Regime treu ergebene Nonnen im 20. Jahrhundert sogar massenhaften Kindesraub und Menschenhandel. Sie sollen bis zu 300.000 Babies verkauft haben. 

Im Oktober 2007 sprach der deutsche Papst Ratzinger – in seiner Jugend selbst Hitlerjunge gewesen - 489 spanische Geistliche, die an der Seite des faschistischen Franco kämpften selig - die größte Massenseligsprechung der Geschichte.

Die massenhafte Vergewaltigung von Kleinkindern war 2019 längst einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Unter anderem hatte sich der spanische Superstar Pedro Almodóvar ausführlich dem Thema gewidmet.

[….] Pedro Almodóvar sprach schon 2004 davon: Der sexuelle Missbrauch des Schuljungen Ignacio durch einen katholischen Priester war eines der zentralen Themen seines Films „Schlechte Erziehung“. [….] Als Almodóvar den Film vorstellte, in dem er eigene Erfahrungen mit der katholischen Erziehung verarbeitete, schenkte dem Thema kaum jemand in Spanien große Beachtung. In einem traditionell katholischen Land, in dem das Franco-Regime den sogenannten Nationalkatholizismus mit Gewalt durchsetzte und der Kirche eine Sonderstellung bei der Erziehung zusprach, kamen solche Dinge eben vor. [….]  Lange Zeit passierte nichts, doch in diesen Tagen hat die Politik dem Druck der Öffentlichkeit nachgegeben. Sie hat angekündigt, den sexuellen Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen zu untersuchen.

Die katholische Bischofskonferenz aber schweigt bis heute. [….] Im Herbst 2018 nahm El País“ die Arbeit auf. Die damals neu berufene Chefredakteurin, Soledad Gallego Díaz, entschied, dass die größte Tageszeitung Spaniens den sexuellen Missbrauch auch in ihrem Land untersuchen sollte. In vielen anderen katholisch geprägten Ländern seien zahlreiche Fälle bekannt geworden, so die Journalistin, aber nicht in Spanien. Sie bildete ein Rechercheteam, dem Redakteur Iñigo Domínguez angehört. 

„Die Kirche war zu keiner Zusammenarbeit bereit. Sie wollte zu den ihr bekannten Fällen nichts sagen. Von den Gerichten wussten wir von 34 nachgewiesenen Fällen aus den letzten Jahrzehnten. Das ist eine lächerliche Zahl. Ich schrieb über diese 34 Fälle mit einer Infografie über jeden einzelnen davon.“ [….] „Ich habe hier diesen Bericht eines Opfers, das diesen oder jenen Priester beschuldigt.‘ Und von der anderen Seite kam immer nur: „Nein, davon wissen wir nichts.“ – „Und, werdet Ihr den Fall untersuchen?“ – „Nein.“ [….]

„Sie hatten es leicht. Wenn sie einen Jungen missbrauchen wollten, sagten sie ihm: ‚Hey, Du kommst schon lange nicht mehr zur Beichte.‘ Und sie nahmen ihn dann in eine Ecke des Arbeitszimmers. Aber es wurde nicht viel davon gesprochen. Wem hätte man es erzählen sollen? Wir waren Waisenkinder. Ich hätte meiner Großmutter schreiben können. Aber die Briefe wurden ja gelesen, bevor sie rausgeschickt wurden.“

Später habe er fast niemandem davon erzählt. „Ich habe mich da wirklich geschämt.  Man konnte erzählen, dass man verprügelt worden ist. Aber dass sie dich angefasst haben?“ [….] [….] Bislang sind die spanischen Bischöfe solchen Forderungen [nach Prävention und Aufklärung] aus den eigenen kirchlichen Reihen nicht nachgekommen. Und auch die Bitte der Tageszeitung El País um Aufklärung habe die katholische Bischofskonferenz bislang ignoriert. [….] Für die Staatsanwaltschaften handelt es sich um längst verjährte Taten – und die Politik, so El Pais-Redakteur Domínguez, habe den Konflikt in der Vergangenheit immer gescheut:

„Die Kirche will keine Untersuchungskommission, auch keine, die die Bischöfe selbst bestimmen wie in Deutschland oder Frankreich. Den Staat interessiert das auch nicht. Denn, würde diese Regierung eine unabhängige Untersuchung vornehmen, würde von einer Kampagne gesprochen, die sich gegen die Kirche richtet. Aber irgendwas wird geschehen und das Thema wird auf die Agenda kommen. Wir untersuchen das Thema nun schon seit drei Jahren. In drei Jahren sind aus den 34 Fällen, die damals bekannt wurden, weit mehr als zehn Mal so viele geworden.“ [….]

(Deutschlandfunk, 10.02.2022)

Die Spanischen Bischöfe sind bis heute nicht bereit, maßgeblich zur Aufklärung ihres Kindersexsumpfes beizutragen. Das bleibt Staat und Presse überlassen.

[…] Ende April veröffentlichte die Spanische Bischofskonferenz ihre Zahlen zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch ihre Amtsinhaber in den letzten 20 Jahren. 220 Fälle sollen es gewesen sein. Während die Kirchenvertreter ihre Schuld durch Wegschauen einräumen und im selben Atemzug aber auch die Zahlen zu relativieren suchen, kommen andere Quellen zu weit höheren Zahlen Betroffener ans Licht.

Über 40 Minuten dauerte die Pressekonferenz am 23. April bereits, bevor Luis Argüello García, Generalsekretär der Spanischen Bischofskonferenz, eine Frage zum Stand des Missbrauchsskandals gestellt bekam und beantwortete. Zunächst erklärte er, dass es in Spanien insgesamt 220.000 Missbrauchsanzeigen seit 2001 gegeben habe und dass die Kirche die Verjährungsfrist für Meldungen verlängert habe; dass außerdem in den zwei Dekaden 31.000 Priester ihren Dienst versahen und 220 Fälle bei der Congregación para la Doctrina de la Fe (Kongregation für die Glaubenslehre) eröffnet worden seien. 144 Fälle sollen Diözesen betreffen, davon befänden sich noch 43 in der Untersuchung. Weitere 76 stünden im Zusammenhang mit Orden, hier sollen noch 26 Fälle offen sein. […]

(hpd, 18.05.2021)

Nur mit äußerst zögerlicher Salamitaktik wird etwas zugegeben.

[….] Die Aufarbeitung sexueller Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche ist in vielen Ländern inzwischen ein Ereignis von nationaler Tragweite sowie ein wichtiger Fixpunkt für die Kirche geworden, um Vertrauen zurückzugewinnen. Bereits 2018 wurde in Deutschland die sogenannte MHG-Studie veröffentlicht, die Fälle von sexuellem Missbrauch in der Kirche zwischen 1946 und 2014 statistisch erfassen sollte. Weit mehr als 37.000 Fälle wurden seinerzeit registriert. Im Oktober legte in Frankreich die Ciase ihren Bericht vor, der – trotz aller Kritik an der Methodik – auf ein noch düstereres Ergebnis kommt.

In Spanien hingegen sprach sich die Kirche bislang immer gegen eine allgemeine und statistische Untersuchung aus. Stattdessen solle jeder Fall weiterhin einzeln geprüft werden.   […]

(Katholisch, 21.12.2021)

2019 waren es fast keine Täter, 2021 sprach die Kirche von 220 Fällen und 2023 waren sie bei 728 Tätern….

[…]  Katholische Kirche in Spanien spricht von mehr als 700 Tätern

Die katholische Kirche Spaniens hat einen Bericht zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger seit 1945 vorgelegt. Kritik kommt von der Zeitung »El País«: Die Zahlen seien unvollständig.

Nach Angaben der katholischen Kirche Spaniens haben 728 Mitglieder von 1945 bis 2022 in kirchlichen Institutionen mindestens 927 Minderjährige sexuell missbraucht. »Heute ist kein Tag der Selbstzufriedenheit. Wir gehen davon aus, dass Mitglieder dieser Kirche anderen Mitgliedern in all ihrer Verletzlichkeit und Unschuld Schaden zugefügt haben«, sagte der Generalsekretär der Spanischen Bischofskonferenz, César García Magán, am Donnerstag bei der Vorstellung des kirchlichen Berichts »Um Licht zu bringen«. [….]

(SPON, 02.06.2023)

Zu realistischen Zahlen bekennt sich die spanische katholische Kirche bis heute nicht ansatzweise.

[….] „El País“ ist seit Jahren in Spanien die treibende Kraft hinter den Ermittlungen über Missbrauch in der katholischen Kirche, gegen die sich die Bischofskonferenz und zahlreiche Orden lange gesperrt hatten. Mit dem jüngsten Fall zählt die Zeitung auf 1568 mutmaßliche Täter und 2954 Opfer.

61 spanische Bischöfe, Erzbischöfe oder Kardinäle werden beschuldigt, Pädophilie in ihren Diözesen vertuscht oder gedeckt zu haben. Auf dieser Liste steht auch der Bischof von Cádiz. Vor 15 Jahren soll er demnach Missbrauchsvorwürfe gegen zwei Priester entgegen gesetzlicher Vorgaben nicht an die Behörden gemeldet haben. […]

(FAZ, 10.11.2025)

Inzwischen musste Bob sogar einen spanischen Kinderf**ker-Kirchenfürsten fallenlassen.

[…] „Nachts kam er ins Zimmer und missbrauchte mich. Er legte sich zu mir ins Bett, streichelte und küsste mich.“ Mit diesen Worten schildert ein heute erwachsener Spanier die Übergriffe, die er als Jugendlicher durch einen Geistlichen erlebt haben soll, der später Bischof im andalusischen Cádiz wurde.

Die Aussage des Mannes steht im Zentrum eines Missbrauchsskandals, der die katholische Kirche Spaniens und auch den Vatikan erschüttert – und nun erstmals in der Geschichte des Landes zur Absetzung eines amtierenden Bischofs wegen Missbrauchsvorwürfen geführt hat.

Der Vatikan teilte knapp mit, Papst Leo XIV. habe eine Rücktrittserklärung des 76-jährigen Bischofs Rafael Zornoza angenommen. Nach offizieller Lesart handelt es sich also um einen Amtsverzicht. Doch in Kirchenkreisen wird der Schritt als Absetzung gewertet.

Die Entscheidung erfolgte wenige Tage, nachdem öffentlich bekannt wurde, dass im Vatikan schon seit Längerem eine kirchenrechtliche Untersuchung gegen Zornoza läuft – wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs in den 1990er-Jahren, als Zornoza Priester in Getafe bei Madrid war. Zudem soll er als Bischof Missbrauchsfälle durch andere Geistliche gedeckt haben.

In der Anzeige, die das mutmaßliche Opfer in diesem Sommer an die zuständige Vatikanbehörde sandte, ist von jahrelangen Übergriffen die Rede. Der Missbrauch habe begonnen, als er 14 Jahre alt gewesen sei. Zunächst seien die Übergriffe in der Kirchengemeinde und in Ferienlagern geschehen. Später, als der junge Mann ins Priesterseminar – eine Ausbildungsstätte für angehende Geistliche – eintrat, sei Zornoza regelmäßig in seinem Zimmer erschienen. Zusätzlich habe Zornoza – so steht es in der schriftlichen Anzeige – Beichtgespräche benutzt, um Schuldgefühle zu verstärken. Der Missbrauch im Zusammenhang mit der Beichte gilt im Kirchenrecht als besonders schweres Vergehen. [….] Ein Bericht des vom Parlament eingesetzten Bürgerbeauftragten zeigte 2023 erstmals das mögliche Ausmaß der Missbrauchsfälle: In einer repräsentativen Befragung des Ombudsmannes gaben 1,13 Prozent der Spanierinnen und Spanier an, in ihrer Kindheit sexualisierte Gewalt im Umfeld der katholischen Kirche erlebt zu haben. Weil die Kirche bis heute keine verlässliche Gesamtstatistik vorlegt, musste der Bürgerbeauftragte auf diese landesweite Umfragestudie zurückgreifen.

Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung ergibt sich daraus eine Zahl von mehreren Hunderttausend mutmaßlich Betroffenen. Die Bischofskonferenz beauftragte daraufhin selbst eine externe Untersuchung, veröffentlichte deren Ergebnisse jedoch später nur teilweise. Danach sind 1383 Missbrauchsfälle mit 2056 Opfern festgestellt worden – doch dies sei nur die Spitze des Eisbergs, hieß es. [….]

(Funke, 24.11.2025)

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