Donnerstag, 31. Juli 2025

Menschen, die Gattung aus der Hölle.

Gestern hatte ich den Pseudo-Tierfreunden schon ordentlich einen mitgegeben.                                                                                             

Dazu passen auch die Meldungen, die immer wieder zu Ferienbeginn aufpoppen: „Tierheime völlig überfüllt“, weil viele der selbsternannten Tierliebhaber sich selbst viel mehr lieben und im Zweifelsfall Bello oder Mietze am Stadtrand aus dem Auto werfen, weil man lieber ungestört am Ballermann zechen will.

[….] In Hamburg haben die Sommerferien begonnen. Für die Tierheime in der Stadt ist das eine gefürchtete Zeit. Einige sind schon jetzt am Limit, denn es werden wieder wie jedes Jahr viele Tiere ausgesetzt.

Katze, Wellensittich, Hamster: Erst einmal sind sie wie geliebte Familienmitglieder, doch in der Urlaubszeit scheint sich das oft zu ändern. Seit Anfang Juni wurden in Hamburg 192 Tiere ausgesetzt und kamen ins Tierheim Süderstraße. Darunter waren 10 Hunde und 100 Katzen, etliche von ihnen trächtig. Aber auch Kaninchen, Meerschweinchen, Tauben, Hühner, Schildkröten, Ziervögel, Echsen und sogar eine Achatschnecke haben ihren Besitzer oder ihr Besitzerin verloren.

Die Schildkröten wurden im Isebekkanal ausgesetzt. Eine Labradorhündin wurde nachts vor dem Polizeikommissariat am Sievekingdamm angebunden und nicht mehr abgeholt. Ein schneeweißer Kater mit blauen Augen war in Wilhelmsburg in einer Transportbox einfach auf die Straße gestellt worden. [….] In den Sommermonaten werden in Hamburg bis zu 50 ausgesetzte Tiere pro Woche gerettet. Allerdings sind die Tierheime am Limit: Katzen werden in der Süderstraße schon jetzt nicht mehr aufgenommen. [….]

(NDR, 24.07.2025)

Ja, so geht Tierliebe! Das sind genau die Typen, die mich anfauchen, wenn ich sie im Gemüseshop bitte, ihren Hund zu sich zu rufen, der gerade mein Hosenbein vollsabbert und auf die Kartoffeln gepisst hat.

Der SPIEGEL berichtet von einer Exoten-Schwemme in den Tierheimen.

[….] Warum Exoten oft im Tierheim landen

Viele Deutsche halten zu Hause Schlangen, Schildkröten oder auch mal einen Kurzkopfgleitbeutler. Doch ein Blick in Auffangstationen zeigt, wie problematisch die Haltung sein kann.   [….]

(SPON, 29.07.2025)

Es ist so ein Klischee, wenn grantige alte Männer wie ich, nach Verboten schreien. Deswegen will ich nichts sagen. Schließlich bin ich nicht in der CDU. Aber könnte man es nicht ein bißchen mehr kontrollieren, respektive einschränken, respektive verbieten, daß sich jeder Depp zu Hause Skorpione, Vogelspinnen und Giftschlangen hält?

A propos Schlangen; zu denen habe ich ein eigenartiges Verhältnis. Die Lebensweise fasziniert mich, ich gucke dauernd Dokumentationen über Schlangen und konsumiere dazu Wissen jeder Art, aber ich grusele mich sofort, wenn ich Bilder, oder Videos von Menschen und Schlangen sehe. Ich finde, jeder sollte seiner Wege gehen und ich will auch ganz sicher nicht in irgendwelchen Spielfilmen oder Serien künstlich erzeugte Spannungen vorgeführt bekommen, indem jemand auf Giftschlangen trifft. Ganz schlimm sind diese DMAX-Dokus über Schlangenfänger, die dann heftig in die Kamera prahlend, Inlandtaipane und Kobras lässig mit bloßen Händen anfassen, barfuß zwischen ihnen umherstolzieren.
Die Viecher sind nun mal tatsächlich lebensgefährlich. Nicht weil sie böse sind, oder uns fressen wollen. Charakteristischerweise verschlucken Schlangen ihre Beute im Ganzen und erwachsene Menschen sind einfach zu groß dafür. Es sei denn, es handelt sich um eine sehr kleinen Menschen, der auf eine sehr große Anaconda trifft.

Giftschlangen beißen Menschen nur zur Verteidigung. Wenn man auf sie drauf tritt, in ihren Lebensraum eindringt, sie bedroht. Bei afrikanischen oder indischen Kleinfarmern sind viele Schlangenarten gern gesehen, da sie Ratten und Mäuse dezimieren, die den Bauern die Weizenkörner wegfressen. Vipern und Kobras im Reisfeld sind aber ein ernstes Problem.

Die sich viel zu drastisch vermehrenden Menschen, nehmen den Schlangen den Platz weg.

[…] Vergiftungen durch Schlangenbisse sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine „neglected disease“, zu Deutsch eine „vernachlässigte Krankheit“. Jährlich werden 2,7 Millionen Menschen von Giftschlangen gebissen, 140.000 von ihnen sterben. Schuld daran ist ein weltweiter Mangel an Gegengiften. Auf dem 25. Forum „Reisen und Gesundheit“ des Centrums für Reisemedizin (CRM) sprachen Experten über die Gründe und Auswirkungen dieser Probleme.  [….]

(taz, 08.03.2024)

Die Zahlen sind sehr vage, da die Opfer hauptsächlich in den ärmsten Gegenden der Welt leben und kaum Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Hilfsorganisationen sprechen von mehr als 5,5 Millionen Schlangenbissen jährlich.

Die meisten Schlangenbisse werden vermutlich gar nicht statistisch erfasst.

[…] Snakebite envenoming is a potentially life-threatening disease caused by toxins in the bite of a venomous snake. Envenoming can also be caused by having venom sprayed into the eyes by certain species of snakes that have the ability to spit venom as a defence measure.

Inadequate past efforts to control snakebite envenoming has produced fragmented, inaccurate epidemiological data. Many victims do not attend health centres or hospitals and instead rely on traditional treatments. However, available data show 4.5–5.4 million people get bitten by snakes annually. Of this, 1.8–2.7 million develop clinical illness and 81 000 to 138 000 die from complications.

High-risk groups include rural agricultural workers, herders, fishermen, hunters, working children, people living in poorly constructed houses and those with limited access to education and healthcare. Morbidity and mortality occur most frequently among young people and children suffer higher case fatality. Furthermore, women experience increased barriers to accessing medical care in some cultures and pregnant women are extremely vulnerable.

An ongoing crisis restricting access to safe, effective antivenom treatment in many regions, and particularly sub-Saharan Africa, is one factor that contributes to the predisposition for seeking help through traditional medicine.  [….]

(WHO)

An Schlangengift zu sterben, hat eine ähnliche ethische Komponente, wie an HIV zu sterben: Es ist ziemlich unnütz, da es medikamentös zu verhindern ist.

AIDS-Medikamente gibt es, da sich die Herstellung lohnt. Auch in reichen Ländern infizieren sich Menschen, die sich die teuren Medikamente leisten können.

Nach dem Ende von USAID werden aber wieder Millionen HIV-Infizierte in Afrika sterben, die zu arm sind.

Bei Gegengiften nach Schlangenbissen, liegt der Fall etwas anderes, weil die in den reichen Industriestaaten kaum vorkommen und sich die Pharmafirmen daher gar nicht erst darum bemühen, entsprechende Medikamente herzustellen.

[…] Dietrich Mebs ärgert der Mangel an Gegengiften, „es gab ja früher welche“, sagt der Toxikologe. Die Hersteller hätten aber nicht genug an den Mitteln verdient und nach und nach die Produktion eingestellt. Mebs beschäftigt sich seit 1965 mit Schlangenbissen. In Südafrika würden noch Gegengifte hergestellt. Dort sei die Produktion jedoch privatisiert, die Medikamente seien deshalb meist zu teuer für die Menschen in der Subsahara-Region: „Die sind sehr übel dran“, sagt Mebs.

Auf dem afrikanischen Kontinent insgesamt hätten chinesische und indische Hersteller den Markt übernommen. Ihre Gegengifte seien billig, aber weniger wirksam, da sie auf asiatische Giftschlangen spezialisiert seien. Der französische Hersteller des Antiserums Fav-Afrique, das gegen alle wichtigen Schlangengifte Subsahara-Afrikas geholfen habe, hätte seine Produktion 2010 eingestellt, sagt Mebs und fordert: Für neue Gegengifte, die sich die Menschen leisten können, brauche es Subventionen.

Ein Bauer im Kongo verdiene beispielsweise umgerechnet 50 US-Dollar im Monat, erklärt der Giftexperte. Wird er von einer Giftschlange gebissen, müsse er Glück haben, in der Nähe einer Zentralapotheke zu leben. Dort müsse er selbst das Gegengift kaufen und es zum Arzt mitbringen. Eine Ampulle Gegengift würde jedoch über 100 US-Dollar kosten. Bei starken Vergiftungen brauche es sechs bis sieben Ampullen. „So spielen sich da fürchterliche Dramen ab“, sagt Mebs.  [….]

(taz, 08.03.2024)

Ein Jahresverdienst für ein lebensrettendes Medikament.

Das ist der von Merz und Trump so gepriesene Kapitalismus: Ultrateure Forschung an Krebs und Herzkrankheiten findet natürlich statt, weil es auch in Deutschland und den USA häufige Todesursachen sind. Privatpatienten zahlen dafür horrende Summen. Aber von afrikanischen Giftschlangen werden nur Habenichtse gebissen und da die eh nicht zahlen können, lohnt es sich auch nicht für unsere christliche westliche Industrie deren Leben zu retten.

[…] Besonders betroffen sind die Ärmsten der Armen in abgelegenen Regionen Afrikas, Asiens und Südamerikas. Dort leben nicht nur die meisten der 50 für Menschen potenziell tödlichen Giftschlangenarten, sondern es mangelt auch an medizinischer Versorgung und Antiseren.

Die WHO reagierte 2017 und erklärte Schlangenbisse zu einer vernachlässigten Tropenkrankheit, verbunden mit dem Versprechen, mehr Mittel für Aufklärung und Gegengift-Entwicklung bereitzustellen. Das ambitionierte Ziel damals: Bis 2030 soll die Zahl der Todesfälle halbiert werden. „Dieses Ziel werden wir verpassen. Auch wenn es einige positive Tendenzen gibt, stehen wir bei der Lösung des Problems immer noch am Anfang“, sagt Tim Lüddecke, Tiergift-Forscher am Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie in Gießen.

Das größte Hindernis sei das Geld. Die finanziellen Mittel zur Erforschung von Schlangengiften sind sehr begrenzt, besonders im Vergleich zu Krankheiten wie Malaria, HIV oder Krebs. Große westliche Pharma-Konzerne haben ihre Produktion längst eingestellt und zeigen bislang wenig Interesse an der Entwicklung neuer Gegengifte. Die Gewinnaussichten in den betroffenen Ländern sind zu gering, und Subventionen gibt es kaum.

An finanziellen Mitteln mangelt es auch an anderer Stelle. „Eine wichtige Maßnahme gegen Schlangenbisse ist Aufklärung und Prävention. Schon einfache Mittel könnten Leben retten“, betont Lüddecke. Viele Menschen werden gebissen, weil sie mit nackten Füßen durchs hohe Gras laufen, mit bloßen Händen auf den Feldern arbeiten oder sogar dort übernachten. Auch eine fehlende Müllentsorgung zieht Ratten an, denen die Schlangen folgen. In den oft zugigen Blechhütten der Betroffenen sind die Vorratskammern ebenfalls ein Anziehungspunkt für Schlangen.  […]

(Taz, 31.07.2025)

Tja, wenn die Gewinnaussichten zu gering sind, kann man halt nichts machen.

Dann müssen eben 100.0.00 Menschen jährlich sinnlos abkratzen. Macht ja nichts. Es verhungern ja auch täglich 20.000 Menschen. Alle 13 Sekunden stirbt ein Kind, das man mit einem Euro retten könnte.

Da ist es schon wichtiger, mit Trumps und Merzens Politik, weiter massiv Milliarden an die reichsten 100 der Welt umzuverteilen.

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