Montag, 11. August 2025

Hamburg, Jung, Rechts

Er ist die Saskia Ludwig von Hamburg, der Rechtsausleger des Nordens: Christoph Ploß! Der AfD-affine Merzianer stürmte auf der braunen Spur nach oben; Bundestag mit 32, Landeschef mit 35. Die größten Wahlerfolge fielen in die Zeit 2020 bis 2023, als er Vorsitzender der CDU Hamburg war: Bundestagswahl 2021: Ganze 15,4% für die CDU in Hamburg und natürlich der spektakuläre Tiefpunkt zur Bürgerschaftswahl 2020, als die CDU satte 11,2 Prozent abräumte. Zum Vergleich: CDU-Ergebnis in Hamburg bei der Bürgerschaftswahl 2004: 47,2% und 2008: 42,6%.

Durchaus beeindruckend, wie die Ploß-CDU durch ihr permanentes Umarmen der AfD, von der absoluten Mehrheit in Rekordzeit nahe der Einstelligkeit rauschte.

Und so wurde er, wenig überraschend, bereits im zarten Alter von 38 Jahren vom Hof gejagt. Auch als einfacher CDU-Bundestagsabgeordneter bleibt Ploß aber hartnäckig erkenntnisresistent, bespielt den faschistoiden Rand, hetzt gegen Minderheiten und ist Stammgast bei rechtsextremen Verschwörungstheoretikern auf NIUS. Zum Dank für seinen Kampf gegen die Laschets und Merkelianer, ernannte Merz den mittlerweile 40-Jährigen, zum Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft und Tourismus.

Vermutlich weiß er selbst nicht, was sich hinter diesem Titel verbirgt und widmet sich weiter rechtsradikalen Verschwörungen.

[….] Der Politikwissenschaftler Markus Linden sagte kürzlich im Gespräch mit „t-online“, „Nius“ sei ein „rechtspopulistisches Agitationsformat mit journalistischem Anstrich“. Im Deutschlandfunk erklärte Linden, er stelle eine „gewisse Radikalisierung“ fest; Julian Reichelts Sendung „Achtung, Reichelt!“ sei „ein Krawall-Format“. Wenn sich Politiker von „Nius“ interviewen ließen, würden sie das Programm „normalisieren“ und damit auch Akteure, die bei „Nius“ auftreten würden. Linden nennt zum Beispiel Eva Vlaardingerbroek, eine rechtsradikale Influencerin aus den Niederlanden, die als Kolumnistin für „Nius“ schreibt und häufiger in Reichelts Sendung zu Gast ist. [….]  „Nius“ biete „rechter Hetze eine Bühne“, schreibt die „taz“; vom „krawalligen Internetportal“ spricht „t-online.de“; der Journalist Jan Fleischhauer attestierte „Nius“, „zu hysterisch“ zu sein und sagte ein geplantes TV-Format bei „Nius“ wieder ab.

Auch wir haben bei Übermedien schon über einzelne Auswüchse von Reichelts Magazin berichtet: Etwa, als „Nius“ ohne jeden Beleg behauptete, die Bundesregierung habe geheime Unterlagen an den „Kontraste“-Redaktionsleiter durchgestochen. Oder als „Nius“ Ressentiments gegenüber Geflüchteten schürte, die sich in Deutschland die Zähne hätten machen lassen. Ein weiteres aktuelles Beispiel ist die Unterstellung, die Grünen würden in ihrer Parteizentrale eine eigene Polizei aufbauen, um – ganz wie im „Dritten Reich“ – gegen politische Gegner vorzugehen.

Es sind vorwiegend Abgeordnete von CDU und CSU, die „Nius“ Statements geben oder in Talkformaten auftreten, etwa „Schuler! Fragen, was ist“ mit Ralf Schuler, dem ehemaligen Leiter der „Bild“-Parlamentsredaktion. Er hatte unter anderem CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann zu Gast, NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), Julia Klöckner (CDU), Gitta Connemann (CDU) oder Frank Schäffler (FDP). Auch der Vorsitzende der Werteunion, Hans-Georg Maaßen, war da. [….] Der Politikwissenschaftler Linden ist nicht der einzige, der Politiker dafür kritisiert, dass sie bei „Nius“ in Erscheinung treten. Der Journalist und „Spiegel“-Kolumnist Christian Stöcker, Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, twitterte kürzlich, er habe „kein Verständnis“ dafür, dass Politiker der Union „diesem rechtsradikalen Desinformationsportal“ weiterhin Interviews gäben.

Stöckers Kritik richtete sich konkret an Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der „Nius“ immer wieder Statements gibt – und auf diese Weise Schlagzeilen liefert, die perfekt in das Agitationsmuster von „Nius“ passen. Mitte Februar überschrieb „Nius“ einen Artikel mit einem exklusiven Kretschmer-Zitat:

    „‚Diese Bundesregierung zerstört Demokratie‘: Kretschmer-Klartext zum Ampel-Angriff auf die Meinungsfreiheit“

 [….] Christoph Ploß, der frühere Vorsitzende der Hamburger CDU und heutige Bundestagsabgeordnete tritt häufig bei „Nius“ in Erscheinung, er gibt Statements für Artikel und war mehrfach im Talkformat „Stimmt!“ zu Gast.

Kürzlich etwa sprach er dort über „Entgleisungen“ von Jan Böhmermann und dass er finde, das ZDF müssen den Satiriker „rausschmeißen“. [….] Auf die Frage, inwiefern er „Nius“ für ein seriöses Medienangebot halte und wie er zu der Kritik stehe, Politiker würden „Nius“ durch Auftritte „normalisieren“, schreibt Ploß:

    „Als Bundestagsabgeordneter sehe ich es nicht als meine Rolle, die Seriosität einzelner Medienangebote öffentlich zu bewerten. Ich bin sehr froh, in einem Land zu leben, in dem die Presse frei ist und in dem Leser und Zuschauer selbst entscheiden können, aus welchen Medien sie sich informieren wollen.“ [….]

(Boris Rosenkranz, 01.04.2024)

Just erklärte Ploß bei Markus Lanz stolz, er hätte Brosius-Gersdorf nicht gewählt und lobte seine CDU dafür, beim bestehenden Abtreibungsrecht sehr kompromissbereit gewesen zu sein, indem man dem Selbstbestimmungsrecht der Frauen weit entgegen kam. Man habe damit „Brücken zu anderen Positionen, dem Selbstbestimmungsrecht“ einer Frau, gebaut. (Wäre es nur nach ihm gegangen, hätte man den penislosen Dummchen, nicht so viel überflüssige Rechte eingeräumt.)

Als linksgrünversiffter Hamburger freue ich mich natürlich über Ploß. Er ist so etwas wie Agent Woelki für die Atheisten, ein Garant für schlechte CDU-Wahlergebnisse. Also sehr erfreulich.

Wieso aber begreift die CDU nicht, wie stark ihr diese scharf rechten Positionierungen im liberalen Hamburg schaden?

Das lässt sich mit dem braunen JU-Sumpf erklären. Die Jung-CDUler stammen alle aus dem faschistoiden Burschenschaftler-Milieu und sind der politischen Realität weitgehend entkoppelt.

Insbesondere der Nachwuchs der Hamburger CDU gilt als stramm rechts, geradezu völkisch.  Die Nachbarschaft der CDU-Zentrale am feinen Leinpfad und dem faschistoiden „Germanenhaus“ in der Sierichstraße 23, welches seit mindestens 2017 auch als Treffpunkt der Identitären Bewegung IB dient, versteht sich nicht nur als räumliche, sondern auch als ideologische Nachbarschaft.  Die schlagende Germania-Burschenschaft wurde 2014 vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft.

Mit der JU gibt es Gemeinsamkeiten.

(…..) Immer wieder kommt es zu Verquickungen, Verbrüderungen und Überschneidungen zwischen JU und ausländerfeindlichen Hetzern.

Daß die Hamburger Grünen sich von 2008 bis 2010 ins Bett mit der Hamburger CDU legten, habe ich seinerzeit immer wieder scharf kritisiert.

Leider hat sich die einstige Öko-Partei in diesem Bundesland immer noch nicht von den CDU-affinen Führungsfiguren getrennt und erscheint immer noch unwählbar.

Eben jene GAL koaliert auch freundlich mit der CDU, deren bräunliche Jugend-Truppe sich Gestalten wie den JU-Kreischef Alexander Weiss leistet.
Gegen den 22-jährigen Jungpolitiker wurde wegen ausländerfeindlicher Äußerungen ermittelt. "Niggerschlampe" soll der Jurastudent eine südländisch aussehende Kommilitonin beschimpft haben und sie dann mit Bierdeckeln beworfen haben. Zudem, so die Vorwürfe, soll Weiß "Nicht-Arier" als "eine Schande für das Juristentum" bezeichnet haben.
Neuester Vorfall:
Die JU Hamburg lud den ultrarechten Felix Menzel zu einem Seminar im "Ludwig Erhard Haus", bei dem er unter dem Motto "Mit gleichen Waffen zurückschlagen" die "Konservativ-Subversive Aktion" (KSA) Agitationstechniken des braunen Mobs erklärte.
Der politisch Kacke-farbene Menzel ist ist Mitbegründer der revanchistischen "Pennale Burschenschaft Theodor Körner", Leitspruch: "Deutsch und frei! Kühn und treu".
Die JU sog den braun-national miefenden Handlungsleitfaden gierig auf und setzte die neuen Rüpel-Methoden bereits in destruktiver Weise gegen eine Veranstaltung der Initiative „Eine Schule für alle“ ein.

(Tammox 15.10.2008)

Dieser Felix Menzel, pseudointellektueller Rechts-Aktivist, gründete vor einer knappen Woche in Dresden ein sogenanntes „Bildungszentrum“ und ist auch in der Burschenschaftlerszene fest verankert.

Deren Jugendorganisation versammelte sich heute ganz in meiner Nähe.

Denn an diesem Samstag findet hier das bundesweite Jahrestreffen völkischer Schülerburschenschaften statt. Der Allgemeine Pennäler Ring (APR), ein Dachverband von 13 derartiger Verbindungen, hat geladen. Weil es der APR in Hamburg an eigenen Räumlichkeiten mangelt, stellt die Germania Hamburg - eine studentische Burschenschaft - ihr großzügiges Haus zur Verfügung.

(Spon 06.07.13)  (……..)

(Keine Berührungsängste, 06.07.2013)

Ein anderer bräunlicher Hamburger Jung-CDUler ist Nikolaus Haufler.

(……) Haufler (* 1984 in Tscheljabinsk, Ural, Nachfahre Krim-Deutscher) sitzt in der Hamburger Bürgerschaft und hat wie so viele Hamburger CDU’ler der jüngsten Generation einen starken Hang ins Bräunliche.
Ich erinnere an seinen hanseatischen Kollegen und ehemaligen JU-Kreischef Alexander Weiss.
Gegen den damals 22-jährigen Jungpolitiker wurde wegen ausländerfeindlicher Äußerungen ermittelt. "Niggerschlampe" soll der Jurastudent eine südländisch aussehende Kommilitonin beschimpft haben und sie dann mit Bierdeckeln beworfen haben. Zudem, so die Vorwürfe, soll Weiß "Nicht-Arier" als "eine Schande für das Juristentum" bezeichnet haben.
Für den aktiven CDU-Funktionär kann es gar nicht braun genug sein. Im Internetportal "StudiVZ" ist der Jungpolitiker unter anderem Mitglied in den Gruppen "Gegen Inländerfeindlichkeit durch Ausländer" und "Nach Frankreich fahr ich nur auf Ketten" - eine Anspielung auf den Einmarsch der Nazis im Zweiten Weltkrieg.
Nikolaus Haufler gibt auf seinem Facebook-Profil spannende Interessengebiete an.

Junge Union Bremen, CDU/CSU-Bundestagsfraktion, CDU, Kristina Schröder, CSU, Junge Union Thüringen, Wolfgang Schäuble, Bild, RCDS - Hochschulgruppe der HU Berlin, Junge Union Magdeburg, Junge Union Südwestfalen, Hermann Gröhe, Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg, CDU Altona / Elbvororte, CDU Kreisverband Hamburg-Mitte, CDU Lurup - Osdorfer Born, CDU Hamburg, Thalia Theater, Junge Union Bezirksverband Elbe-Weser, Konrad-Adenauer-Stiftung, Christoph Ahlhaus, Junge Union Eimsbüttel/Hoheluft-West, CDU Nordrhein-Westfalen, CDU Winterhude, Junge Union Greifswald, Peter Ramsauer, Karl-Theodor zu Guttenberg, Ludwig Erhard, Helmut Kohl, Angela Merkel, Junge Union Rheinland-Pfalz, Junge Union Hessen, Junge Union Bayern, Junge Union Schleswig-Holstein, Schüler Union Hamburg, Junge Union Hamburg, Junge Union Baden-Württemberg, Junge Union Mecklenburg-Vorpommern, Junge Union Sachsen & Niederschlesien, Junge Union NRW, Junge Union Eimsbüttel, Junge Union Altona/Elbvororte, Junge Union Deutschlands.
(facebook.com/haufler)

Das nenne ich mal ein breit gefächertes Spektrum des Denkens eines 26-Jährigen!

Das neue Hamburger Wahlrecht, mit dem bei der Bürgerschaftswahl am 20.02.2011 reichlich Stimmen kumuliert werden konnten, verhalf dem Jung-CDU’ler mit Faible fürs Rechtsextreme ins Parlament.

Einer, der es durch das neue Wahlrecht auch von ganz hinten nach ganz vorn geschafft hat, ist Nikolaus Haufler, der auf dem eigentlich bedeutungslosen Listenplatz 50 für die CDU antrat. Der 1984 in Tscheljabinsk geborene Wirtschaftsinformatiker lebt seit 1995 in Hamburg. Im Wahlkampf hat er in erster Linie auf Wähler aus seiner alten Heimat gesetzt. Seine Plakate ließ er in kyrillischer Schrift drucken. Auch auf seiner Internetseite kommt der Besucher zunächst auf die russische Variante. Die Aufmachung verrät, dass er sich gezielt an Russlanddeutsche wendet. Der Plan ging auf: Rund 4300 Personenstimmen wurden für ihn abgegeben. Das ist das siebtbeste Ergebnis unter den CDU-Kandidaten. Im Wahlkreis Süderelbe holte der CDU-Mann vom Kreisverband Mitte 1,3 Prozent der Stimmen. In Bergedorf stimmten für ihn mehr CDU-Wähler als für Frank Schira. In beiden Wahlkreisen gibt es einen besonders großen Anteil von Russlanddeutschen. Haufler ist in der CDU nicht unumstritten. 2008 sorgte er für Schlagzeilen, weil er damals in seiner Eigenschaft als Chef der Jungen Union (JU) Mitte den Mitbegründer der vom Verfassungsschutz wegen rechtsextremer Bestrebungen beobachteten "Pennalen Burschenschaft Theodor Körner", Felix Menzel, als Referenten eingeladen hatte. 2009 gab es Kritik, weil kurz vor der Wahl zum JU-Chef 60 Freunde aus dem russischstämmigen Freundeskreis Hauflers in die Jugendorganisation der CDU eintraten.
(Die Welt 23.02.2011)

Haufler weiß also wie man die demokratisch-plebiszitären Hebel einsetzt und plant soeben seinen neuesten Streich.
Vor zwei Monaten hatte der SPD-Senat Hamburgs ein Alkoholverbot in den Bussen und Bahnen des ÖPNVs durchgedrückt.
Eine wie ich meine letztendlich sinnvolle Maßnahme, die aber auf der politischen Agenda weit hinten angesiedelt ist.
Der Jungrechte sieht nun in einer Saufen-wieder-erlauben-Volksinitiative ein probates Mittel die SPD zu ärgern.

(Auf Mäuler schauen, 09.11.11)

Aus dieser Schublade kroch nicht nur Ploß empor, sondern auch der gegenwärtige Hamburger JU-Vizechef Maxim Loboda. Der 25-Jährige sitzt für die CDU im Bezirksparlament Eimsbüttel und machte vor einigen Jahren Schlagzeilen als Betthupferl der 63-Jährigen hypersexuellen Krawallschachtel Claudia Obert.

Unglücklicherweise wurde Libido-Loboda mittlerweile nicht nur seine liebestolle Gerontin, sondern auch Führerschein und Parteiämter los.

[….]  Der Hamburger Vizechef der Jungen Union, Maxim Loboda, ist mit Alkohol am Steuer erwischt worden und soll Polizistinnen verletzt haben. Der 25-Jährige soll jetzt alle Parteiämter abgegeben haben, wie das " Hamburger Abendblatt" berichtete. Demnach wurde der CDU-Politiker in der vergangenen Woche im Stadtteil Rotherbaum kontrolliert, weil er auffällig gefahren war. Laut Polizei lehnte er einen Atemalkoholtest ab, versuchte zu flüchten und schlug mit den Armen um sich. Dabei wurden zwei Beamtinnen leicht verletzt. [….]

(NDR, 11.08.2025)

Total hacke den Mittelweg entlang flexen und dann bei einer Kontrolle die Polizistinnen niederzuboxen, passt perfekt ins Hamburger JU-Bild.

Ein Mann der schlagenden Argumente aus dem Sumpf der schlagenden Verbindungen. Da rollt ihm Julian Reichelt sicher gern den Roten Teppich aus. Aber wieso ist die Bezirks-CDU im linken Eimsbüttel so spießig?

[….] Nach dem Rücktritt des CDU-Politikers Maxim Loboda infolge einer Trunkenheitsfahrt und Ermittlungen wegen möglicher Angriffe auf Polizistinnen hat sich nun auch die CDU-Bezirksfraktion Eimsbüttel öffentlich geäußert. Der Fraktionsvorsitzende Ruediger Kuhn zeigte sich im Gespräch mit t-online "schockiert und betroffen" über die Berichte.

"Angriffe oder Bedrohungen gegen die Polizei oder andere Repräsentanten des Staates sind nicht hinnehmbar und überschreiten Prinzipien, für die die CDU steht", heißt es in der Stellungnahme. [….]

(T-online.de, 08.08.2025)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Feedback an Tammox