Freitag, 13. Juli 2012

Erbärmlich, erbärmlich, erbärmlich!



Das Gute an der Penisvorhaut ist die öffentliche Debatte um selbige.
Seit langer Zeit haben mich Stellungnahmen zu einem Thema nicht mehr so überrascht. Üblicherweise kann man sehr gut vorher erahnen woher der Wind weht. 
Parteipolitische Meinungen sind absolut vorhersagbar.

Mich erstaunt der Mut des Landgerichts Köln dieses zwar juristisch offensichtlich ziemlich eindeutige, aber dennoch sehr Shitstorm-affine Urteil überhaupt zu sprechen. 

Mich erstaunt, daß ausgerechnet die angeblich den Bürgerrechten verpflichteten Grünen sich am deutlichsten und schnellsten aus der Deckung wagten. 
Klipp und klar sprechen sich Özdemir, Künast, Roth und Beck gegen das Kindeswohl aus. Eindeutig verlangen sie, daß Eltern straflos Körperverletzung an ihren Söhnen begehen dürfen.

Worum geht es dabei?

Unbeschnittene und Frauen sollten sich diese beiden Bilder genau ansehen.



Wikipedia

Um zu verstehen was da eigentlich abgeschnitten wird, verweise ich auf einen Vortrag von Prof. Ken McGrath aus Auckland.

Die zweite wichtige Funktion [der Vorhaut] ist ihre sensorische Funktion. Diese wurde im Laufe der letzten 15 Jahre sehr deutlich,—[seitdem] John Taylor und sein Team ihre Befunde [1996] veröffentlichten. Sie gelangten zu dieser Erkenntnis, obwohl Leute nicht darüber nachdachten, was sie eigentlich fühlten, sofern sie intakt waren – Ich für meinen Teil tat das nicht. Ich hab mich nicht hingesetzt und damit begonnen zu analysieren, was ich fühle. Aber das Mikroskop verrät uns, dass die Vorhaut eine bedeutende sensorische Funktion erfüllt. Ich denke, nein, ich bin der Überzeugung—dass die [Vorhaut] die höchste Konzentration an Nervenendungen des gesamten männlichen Körpers aufweist.
Folglich kann [die Vorhaut] nicht ignoriert werden; [Die Vorhaut] kann nicht einfach als ein einfaches Stück haut beschrieben werden.

Die Beschneidung entfernt rund 50% der Penishaut – unglücklicherweise gerade den wichtigsten Teil der Haut, das funktionale Ende, nicht den Anfang, wo es nichts ausmacht. [Die Beschneidung] entfernt mehr als 50% der sensorischen Nervenenden des Penis, weil sich diese im gefurchten Band und dem Frenularen Delta konzentrieren, die durch die Beschneidung automatisch zerstört werden. Es ist wahrscheinlich eher davon auszugehen, dass an die 75% bis 80% des sensorischen Gewebes [durch die Beschneidung] verloren gehen.
*Als Wachstumskegel bezeichnet man spezialisierte Vorderende eines Axons (lange Ausläufer einer Nervenzelle), mit dessen Hilfe dieses den Weg in sein Zielgebiet sucht
Die funktionale Folge [der Beschneidung] ist, dass der sensorische Input in das Rückenmark und bis in das Zentralnervensystem in großen Umfang reduziert wird:
Folglich hat der Mann nicht mehr allzu viel Gefühl, und viele beschnittene Männer wissen auch nicht wo ihr Orgasmus eigentlich ist– sie haben nicht ausreichend starke Empfindungen vor dem Orgasmus, um erkennen zu können, wie der Anstieg der Empfindungen voranschreitet, und viele dieser Männer werden von ihrem Orgasmus überrascht, mehr oder weniger.
[Normalerweise], werden die Schmerz- und Temperaturreize, –die sehr simplen und schützenden und eher unangenehmen Gefühle, die von der Eichel kommen, wenn sie sich in Ruhe befindet, durch die Stimulation der Vorhaut ausgeschaltet dank der inhibitorischer Interneurone im Rückenmark. In anderen Worten: Wenn erst eine ausreichend starke Kaskade von Reizen von der Vorhaut in das Rückenmark fließt, werden inhibitorische [hemmende] Interneorone aktiviert, welche den Reizinput von der Eichel ausschalten und begrenzen, sodass die Männer nichts mehr in ihrer Eichel fühlen, weil sie solche [Schmerzempfindungen beim Geschlechtsverkehr] auch nicht spüren wollen. Was geschieht dann beim beschnittenen Mann? Wenn der Orgasmus beginnt, und der verbleibende sensorische Input aus der [restlichen] Vorhaut nachlässt, reicht dieser natürlich nicht aus, und es gibt nicht mehr genug [Input aus der Vorhaut] um die Inhibition [die Hemmung] der Eichel aufrechtzuerhalten. [In Folge] will der Mann die sofortige Beendigung der Bewegung; [er] zieht sich entweder [aus seiner Partnerin] zurück oder, wenn [sein Penis] immer noch eingeführt ist, [erklärt er]: „Um Himmels willen,aufhören! Beweg dich nicht. Ich kann es nicht mehr aushalten!“
Dies ist ein sehr häufiges Phänomen bei beschnittenen Männern und es muss für ihre Partner niederschmetternd sein, plötzlich das unterbrechen zu müssen, was eigentlich der vergnüglichste Moment sein sollte.
(Ken McGrath, Professor für Pathologie an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Auckland University of Technology und Mitglied des New Zealand Institute of Medical Laboratory Scientist)

Mich erstaunt weiterhin, wie ein normalerweise bewundernswerter SZ-Co-Chefredakteur, der gemeinhin als „Edelfeder“ bezeichnet wird und vor seiner journalistischen Laufbahn als Oberstaatsanwalt und Richter gearbeitet hat, folgende Sätze schreiben kann:

Es ist verständlich, wenn Geistliche der beiden Religionen protestieren, wenn sie sich, ihren Glauben und ihre Riten verhöhnt fühlen. Das Urteil ordnet Beschneidungen ein in eine Kategorie, zu der auch Prügel gehören. Das beschnittene Kind wird dem verprügelten gleichgestellt. Prügel sind Herabwürdigung, sie machen das Kind zum Objekt des Zorns des Prüglers. Beschneidung ist Würdigung: Sie macht das Kind zum Subjekt des Glaubens, bedeutet den Eintritt in die Gemeinschaft. [….]
Das Strafrecht muss sich hier bescheiden und schweigen - auch wenn scheinbar die Tatbestandsmerkmale passen. Das Kölner Urteil war vorlaut. Der laute Protest ist berechtigt.
(SZ Heribert Prantl, 13.07.12)

Auch Du, mein Sohn Heribert?

Dabei scheint doch juristisch recht klar zu sein, wie das unfreiwillige Herumschneiden an einem Körperteil eines Wehrlosen zu bewerten ist.

Was [die Kölner Richter]  verurteilen, ist allein die empathielose Bagatellisierung dessen, was man wehrlosen Kindern mit der Beschneidung antut, und die darin liegende Missachtung des Grundrechts auf körperliche Unversehrtheit. […]  Manche Juden und Muslime nehmen durchaus am Leben ihrer Gemeinde teil, scheuen aber die Vorhautamputation und wollen sie der späteren Entscheidung ihres Sohnes überlassen. Der Geistliche wird die religiöse Betreuung des Kindes gewiss nicht verweigern. […]  Die Richter und die Verteidiger des Kölner Urteils haben nichts dagegen, dass ein »Initiationsritus« die religiöse Erziehung einleitet. Eine symbolische Beschneidung, etwa durch Berührung der Vorhaut mit einem Messer, würden sie genauso gutheißen wie das Übergießen mit Wasser bei der Kindstaufe. […]  Was die Religionsfreiheit betrifft, so stellt der Artikel 140 des Grundgesetzes klar, dass »Rechte und Pflichten ... durch die Ausübung der Religionsfreiheit weder bedingt noch beschränkt« werden. Das bedeutet: Die Ausübung unserer Religion erlaubt uns auch nicht den kleinsten Eingriff in fremde Rechte und entbindet uns von keiner Rechtspflicht. Darum begeht das Delikt der unterlassenen Hilfeleistung, wer fromm seinen Rosenkranz weiterbetet, obwohl ein Unglücksfall seine Hilfe erforderlich macht. […]  Den »beispiellosen Angriff auf die Identität religiöser Familien«, den Spaemann behauptet, hätte das Landgericht allenfalls dann unternommen, wenn es mit seinem Urteil der Freiheit der Eltern, ihr Kind beschneiden zu lassen, gegen Gesetz und Recht Grenzen gezogen hätte. […]  Wenn alle Religionen gemeinsam sich gegen den Richterspruch wenden, kommt bei mir der Verdacht auf, sie verteidigten ihren eigenen Machtbereich. […]   »Die Entfernung der Vorhaut«, so zum Beispiel Matthias Franz, Facharzt für psychosomatische Medizin an der Universität Düsseldorf, »stellt ein Trauma dar und kann zu erheblichen körperlichen, sexuellen oder psychischen Komplikationen und Leidenszuständen bis ins Erwachsenenalter führen.«  Nichts gegen die Beschneidung! Nur verlangen Vernunft und geltendes Recht, dass man sie auf medizinisch notwendige Fälle beschränkt und den Betroffenen selbst entscheiden lässt, sobald er dies eigenverantwortlich kann. Jeder hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit. So sagt es das Grundgesetz, verbindlich für uns alle, die wir in Deutschland  leben – unabhängig von Religion und Weltanschauung.
(Rolf Dietrich Herzberg, emeritierter Professor für Strafrecht an der Ruhr-Universität Bochum. Die ZEIT, 12.07.12)

Was mich weiterhin erstaunte, war die neue Definition des Judentums.
 Es ist bekanntlich gar nicht einfach zu definieren, wer ein Jude ist.
 Gemeinhin wird „jüdisch“ als religionsanzeigendes Adjektiv benutzt. So wie „christlich“ oder „muslimisch“.

Eigenartigerweise gibt es aber „ungläubige Juden“.
 Ich erinnere an Marcel Reich-Ranicki, der immer mal wieder betont hat, daß er mit Gott absolut nichts anfangen könne. Spätestens seit seinen Erfahrungen in der Nazizeit ist er 100%iger Atheist.
 Er versteht sich aber dennoch „zweifellos als Jude.“
Atheistische Christen gibt es hingegen nicht. 

Die allgemein akzeptierte Definition eines Juden ist das Vorhandensein einer jüdischen Mutter.
Nun erfahre ich plötzlich, daß das Vorhaut-Abschneiden überhaupt das allerwichtigste Merkmal des Judentums sein soll.
 Ich frage mich was die Myriaden orthodoxen Juden in den Jeschiwas eigentlich den ganzen Tag mit dem Oberkörper wippend und Thora und Talmud-schwenkend zu diskutieren haben!

Jude sein ist vorhautlos zu sein und nichts anderes.

Bis auf die 80% der Juden in Deutschland, welche nicht beschnitten sind.

Die Beschneidung ist kein Brauch. Sie ist Kern der jüdischen Identität – unentbehrliches Fundament des Glaubens.

Michael Fürst, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hannover, bekundete im Sender Phoenix bockig, daß sich seine Gemeindemitglieder „keinesfalls“ an das Beschneidungsverbot halten würden und wies darauf hin, daß die unbeschnittenen erwachsenen Juden sich auch beschneiden lassen müßten.

Das ist Logik, die begeistert:

Juden, die gar keine Juden sind - schließlich ist man nur Jude, wenn man den Bund mit Jahwe erfüllt und sich am 8. Tag des Lebens beschneiden läßt  - sollen laut Fürst das tun, was er gleichzeitig vehement als unmöglich definiert - nämlich die nachträgliche Beschneidung im Erwachsenenalter . Dann werden sie durch eine nicht mögliche Initiation zu dem was sie schon sind - nämlich Juden.

 Schließlich erstaunte mich, daß Rabbiner und Vertreter der Jüdischen Gemeinden derart überziehen, daß sie mit Auswanderung drohen und den ultimativen Holocaustvergleich auspacken.

Die Konferenz Europäischer Rabbiner hat das Kölner Urteil zur Beschneidung als schwersten Angriff auf jüdisches Leben seit dem Holocaust bezeichnet: „Ein Verbot der Beschneidung stellt die Existenz der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland infrage“, sagte ihr Präsident Pinchas Goldschmidt. „Sollte das Urteil Bestand haben, sehe ich für die Juden in Deutschland keine Zukunft.“   Goldschmidt verwies auf das Schächtverbot der Nationalsozialisten. Es sei ein Zeichen für viele Juden gewesen, „wir müssen weg aus Deutschland“, sagte der Rabbiner.   Ein Beschneidungsverbot wäre angesichts der Bedeutung dieses Brauchs ein viel stärkeres Zeichen.

Eine gewaltige Lobbymaschine wird in Bewegung gesetzt.

Jüdische Organisationen bereiten eine öffentliche Kampagne gegen das Urteil des Kölner Landgerichts vor, mit dem Beschneidungen von Jungen als strafbare Körperverletzung gewertet werden. Das berichtet die FTD. Spender aus Europa, den USA und aus Israel haben bereits Millionen in einen Fonds eingezahlt, der vor allem Lobbyisten und Anwälte finanzieren soll.  Nach Informationen der FTD hat allein der in der Schweiz lebende jüdische Multimillionär Edi Gast 10 Mio. Euro gezahlt, um gegen das Beschneidungsurteil vorzugehen.

Guido kuscht natürlich sofort.

Ihn habe in den vergangenen Tagen "manche ernste Kritik am Kölner Beschneidungsurteil erreicht", sagte Westerwelle der FTD. "Es muss klar bleiben, dass in Deutschland die freie Religionsausübung geschützt ist.
(FTD 12.07.12)

Nicht ganz so erstaunlich finde ich hingegen das jetzt schon erfolgte Allparteien-Einknicken vor den tobenden Religioten mehrerer Konfessionen.

Daß die 100% christliche Regierungskoalition nicht das Rückgrat haben würde das deutsche Recht gegen die Attacken der Alttestamentarischen Kinderquäler zu verteidigen, war zu erwarten. 
Daß sich die zunehmend christlich-fundamentalistische SPD dem anschließt, ist sehr bedauerlich, war aber ebenfalls leider vorhersehbar. 
Von den Grünen war schon die Rede.

Es passt nur zu gut, daß so eine Meldung an einem Freitag, den 13. publiziert wird:

Schwarz-Gelb will rasch dafür sorgen, dass die rituellen Beschneidungen straffrei gestellt werden. Die Bundesregierung will schnell Rechtssicherheit für religiöse Beschneidungen schaffen. "Wir wissen, da ist eine zügige Lösung notwendig, da kann nichts auf die lange Bank geschoben werden", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. "Verantwortungsvoll durchgeführte Beschneidungen müssen in diesem Land straffrei möglich sein." Wie dies geschehen könne, werde derzeit mit den zuständigen Ressorts besprochen.
Seibert und eine Sprecherin des Justizministeriums wollten sich aber nicht festlegen, ob es zu einem klarstellenden Gesetz kommen wird, wie es von SPD und Grünen gefordert wird.

Realität und Satire verschmelzen mal wieder. Ich glaube, es war auf Facebook, wo ich diesen Satz fand.

Auch eine "verantwortungsvoll durchgeführte Körperverletzung" bleibt eine Körperverletzung, welche nun einmal strafbar ist. Für "Sex mit Kindern" gibt es ja auch keine Ausnahme, auch dann nicht, wenn er "verantwortungsvoll" durchgeführt wird.

Das Grundgesetz ist neuerdings also irrelevant in Deutschland. Wichtiger ist jetzt das Alte Testament.

Die Bibel (Genesis 17, 10-14) schreibt Juden vor, ihren Sohn am achten Tag beschneiden zu lassen.

Ich bin gespannt, wann der überzeugte und konvertierte Katholik und Regierungssprecher Seibert weitere Genesis-Geltung garantiert. 

Daß also auch Sklaven beschnitten werden müssen und die Unbeschnittenen ausgerottet gehören.
        
10 Das ist mein Bund zwischen mir und euch samt deinen Nachkommen, den ihr halten sollt: Alles, was männlich ist unter euch, muss beschnitten werden.
11 Am Fleisch eurer Vorhaut müsst ihr euch beschneiden lassen. Das soll geschehen zum Zeichen des Bundes zwischen mir und euch.
12 Alle männlichen Kinder bei euch müssen, sobald sie acht Tage alt sind, beschnitten werden in jeder eurer Generationen, seien sie im Haus geboren oder um Geld von irgendeinem Fremden erworben, der nicht von dir abstammt.
13 Beschnitten muss sein der in deinem Haus Geborene und der um Geld Erworbene. So soll mein Bund, dessen Zeichen ihr an eurem Fleisch tragt, ein ewiger Bund sein.
14 Ein Unbeschnittener, eine männliche Person, die am Fleisch ihrer Vorhaut nicht beschnitten ist, soll aus ihrem Stammesverband ausgemerzt werden. Er hat meinen Bund gebrochen
 Genisis, 17

10 Kommentare:

  1. Also über die Formulierung mit der verantwortlich durchgeführten Beschneidung an Jungen kann ich mich nicht mehr so aufregen. Als ich gestern Nachrichten gesehen habe sah man den Regierungssprecher vor sich hin seibern die Formulierung die er dabei benutzt hat war "Religiös begründete Beschneidung muss in Deutschland legal bleiben" ich wäre fast an meiner Limo erstickt bei dem Gedanken die Schwarz Gelben könnten diesen Irrsinn in ein Verfassungswiedriges Gesetz giessen. Mit der Regelung hätte man auch Mädchen in Deutschland legal verstümmeln dürfen. Mit der Aktuellen Formulierung darf man das nurnoch bei Jungs, das ist zwar auch noch grausamer bronzezeitlicher Unsinn, aber es hat sich die potenzielle Menschenrechtslage innerhalb von einem Tag schon um 24 Stunden verbessert. Ich fürchte nur, dass egal wie sehr ich die Daumen drücke, sich der Geist der Aufklärung leider nicht in der Selben Geschwindigkeit weiter in der Politik ausbreiten wird.

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  2. nachtrag ich meinte um 50% nicht um 24 Stunden

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  3. Beschneidung von Untertanen in Cargo-Kulten

    Schwache Gemüter schalten den Ton aus; "starke" Politiker, die auf eine rasche Legalisierung drängen,...

    http://www.welt.de/politik/deutschland/article108288113/Politiker-wollen-dass-Beschneidung-straffrei-bleibt.html

    ...sollten den Ton anlassen:

    http://video.google.com/videoplay?docid=8212662920114237112

    Seine Jünger sagten zu ihm: "Nützt die Beschneidung oder nicht?" Er sagte zu ihnen: "Wenn sie nützlich wäre, würde ihr Vater sie aus ihrer Mutter beschnitten zeugen. Aber die wahre Beschneidung im Geiste hat vollen Nutzen gefunden."

    (Nag Hammadi Library / Thomas-Evangelium / Logion 53)

    Solange das Wissen noch nicht zur Verfügung stand, um das Geld an den Menschen anzupassen, musste der Kulturmensch durch eine künstliche Programmierung des kollektiv Unbewussten (geistige Beschneidung von Untertanen) an ein darum bis heute fehlerhaftes Geld angepasst werden. Das war (und ist noch) der einzige Zweck der Religion, die vom Wahnsinn mit Methode zum Wahnsinn ohne Methode (Cargo-Kult um die Heilige Schrift) mutierte und uns – unabhängig von "Glaube" (Cargo-Kult) oder "Unglaube" (Ignoranz) – alle zu Untertanen machte, die ihr eigenes Programm nicht kennen. Die Bewusstwerdung der Programmierung nennt sich "Auferstehung":

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2011/07/die-ruckkehr-ins-paradies.html

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  4. @ Oberclown:

    Aufklärung?
    Das erwartest Du ernsthaft in einer Debatte, in der jeder zweite Satz mit „Seit über 4000 Jahren beschneiden wir….“ anfängt?
    Das ist ja das Bizarre: Verhalten sich die Richter rechtsstaatskonform und wollen ein hilfloses Individuum vor Gewalt schützen, kommen Politiker von links bis rechts angerast und meinen, das ginge ja nun schon mal gar nicht!
    Wir sind wieder direkt ins Mittelalter gebeamt worden.
    @ Stefan Wehmeier:

    Uff, das ist ja mal ein ABARTIGES Video. Ich habe es nicht durchgehalten das ganz zu sehen.
    Besonders grotesk: Es handelt sich ja nicht um ein PR-Video von militanten Abschneidungsgegnern, sondern um neutrale Aufklärung.
    Ich würde das gerne mal Prantl, Schavan, Beck, Westerwelle, Künast, Özedemir und Claudia Roth vorspielen und dann noch mal befragen, wieso sie das so toll finden....
    Aber wie ich die Religioten kenne, sind sie gegen Fakten absolut immun.
    „Verwirr‘ mich nicht mit Tatsachen; meine Meinung steht fest!“

    LGT

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  5. Naja erwarten kann man es nicht wirklich, aber man kann ja hoffen.

    Was ich übrigens besonders bizarr finde im Zusammenhang mit der Beschneidungsnichtdebatte, ich kann mich erinnern, dass vor ein Paar Jahren einmal über das religiös begründete Schächten von Tieren diskutiert. In meiner Erinnerung fand eine Mehrheit der Veröffentlichten Meinung damals das Schächten barbarisch. Ich glaube ich muss mir Sorgen machen, weil ich in einer Gesellschaft lebe, die unnötige Grausamkeit aus Religiösen Gründen gegenüber Tieren schlecht findet, Kleinkindern gegenüber aber nicht.

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  6. @Oberclown.
    Beim Schächten hatten die europäische Rabbinerkonferenz aber auch nicht die ganz ganz große Moralkeule ausgepackt und behauptet das sei der schwerste Schlag gegen die Juden seit Holokaust.
    Die Holokaust-Argumentation haben ja viele benutzt und erklärt Jüdisches Leben werde unmöglich und es finge wieder an wie 1933.
    Da kuschen doch erstaunlich viele.

    Ich hätte eigentlich von einer deutschen Bundeskanzlerin und dem Außenminister erwartet (Schaden von Deutschland abwenden!!!), daß sie mal öffentlich erklären:

    "Hört mal liebe Rabbi-Freunde; damit überzieht ihr aber gewaltig und ich verwahre mich dagegen, daß Landrichter, die im Sinne des Kidnerwohls urteilten mit den Nazis in einen Topf geworfen werden."

    Stattdessen haben sie aber ihre mickrigen oder nicht vorhandenen Schwänze eingezogen und gejammert:

    "Mimimimimi - ihr habt ja Recht und wir schämen und auch ganz doll und machen nun ein gesetz wie ihr es gerne hättet!"

    Bei solchen Politikern muß man isch ja nicht wundern...

    LGT

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  7. Sehr guter Artikel. Es ist schon absurd was für grotesker Affentanz veranstaltet wird nach dem Kölner Urteil, und wie schnell die Regierung aktiv wird wenn ihr die Religionsvertreter ein wenig Fegefeuer unter dem Hintern machen.

    Ich finde es prinzipiell verwerflich Kindern an den Genitalien rumzuschnippeln, dennoch gibt es einige Punkte die mir bei dem Urteil zumindest zu denken geben...

    - Zirkumzision ist uns fremd. Entsprechend neigen wir auch dazu sie grundsätzlich zu verurteilen. Sie wird in vielen Ländern unabhängig von Religion praktiziert. Es gibt auch Gründe die für eine Zirkumzision sprechen, sie wird sogar von der WHO empfohlen. Ich finde die Diskussion über ein Verbot sollte nicht grundsätzlich über die Sinnhaftigkeit von Zirkumzision geführt werden, die Diskussion ist nicht zu gewinnen, dazu gibt es einfach unterschiedliche Meinungen (und übrigens befindet sich die höchste Konzentration an Nervenendungen im Innenohr und nicht am Penis, typisch männlicher Trugschluss).

    - Ich finde das Urteil richtig. Dennoch geht es an der Realität vorbei fürchte ich. Die Menschheit wird nicht plötzlich durch das Urteil zur Vernunft kommen. Zirkumzisionen an Kindern wird es weiterhin geben in Deutschland, da ändert das Gesetz nichts dran. Die Folge wird sein, dass die Beschneidungen in die Illegalität gedrängt werden. Hinterzimmerbeschneidungen durch fragwürdiges Personal unter nicht klinischen Bedingungen. Die Leidenden werden die Kinder sein. Im Falle von Komplikationen werden alle Beteiligten es vermeiden ärztliche Hilfe zu suchen, aus Angst vor rechtlichen Konsequenzen.
    Das ist so ähnlich wie bei einem Verbot von Abtreibungen (In dem Kontext Abtreibung werden übrigens auch gerne Horrorbilder und Videos verbreitet). Das Ergebnis eines solchen Verbots sind schreckliche Verstümmelungen und Tote.

    Wie eine Lösung aussehen könnte kann ich nicht sagen. Ich denke kindliche Zirkumzisionen könnten "geduldet" werden und unter Auflagen stattfinden. Z.b. fände ich ein verpflichtendes vorheriges Aufklärungsgesprach mit den Eltern über die Kindesbeschneidung sehr sinnvoll.

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  8. Nachtrag: Ich fände es aber völlig falsch und verlogen die Zirkumzision unter der Fahne der Religionsfreiheit in Deutschland durch den Gesetzgeber legalisiern zu lassen, so wie das ja offenbar einige vorhaben.

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  9. @ Patrick H.

    Das mit den Nervenenden ist eine Aussage des Neuseeländischen Wissenschaftlers McGrath, den ich zitiert hatte. Ich bin aber natürlich kein Mediziner, oder gar Neurologe und kann es nicht beurteilen.

    http://www.beschneidung-von-jungen.de/home/die-vorhaut/neurologie-der-vorhaut-und-des-penis.html

    Das WHO-Argument hingegen muß ich zurückweisen. Sie empfiehlt die Zirkumzision nicht grundsätzlich und schon gar nicht bei KINDERN. Sie die Repplik des „Feuerwächters“ auf J. Schuster:

    „Genaugenommen sollte man auch mit dem Ohrlochstechen warten, bis das Kind eine entsprechende Einsichtsfähigkeit erreicht hat.

    Im Gegenteil, seit Langem rät die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Afrikanern dazu, ihre Jungen beschneiden zu lassen, weil auf diese Weise die Ansteckungsgefahr bei Aids um 66 Prozent sinke. [Zitat Jacques Schuster - T]

    An dieser Stelle hilft ein Blick in die Empfehlung der WHO:

    Countries should ensure that male circumcision is provided with full adherence to medical ethics and human rights principles, including informed consent, confidentiality, and absence of coercion.

    Die WHO empfiehlt also die männliche Beschneidung nur in Übereinstimmung mit den Menschenrechten, nach ausreichender Information und freiwilliger Zustimmung unter Abwesenheit von Zwang. Die Beschneidung von Säuglingen widerspricht dieser Empfehlung in allen Punkten. Die WHO-Empfehlung bezieht sich auf eine vollkommen andere Altersgruppe. Abgesehen davon, weist die WHO auch daraufhin, daß trotz Beschneidung weiterhin von einem der Partner Kondome als Präventionsmaßnahme verwendet werden müssen, um eine Infektion nach menschlichem Ermessen auszuschließen, was allerdings wiederum den Nutzen der Beschneidung in Frage stellt. Kurz gesagt, die WHO-Empfehlung taugt in keiner Weise um die Genitalverstümmelung von (männlichen) Säuglingen und Kleinkindern zu rechtfertigen, denn die Diskussion dreht sich nicht um medizinsiche Vor- oder Nachteile, sondern um die religiös motivierte Beschneidung, bei der es ausschließlich um die Durchsetzung elterlicher Wahnvorstellungen an nicht einwilligungsfähigen Kindern geht, und genau dies gilt es zu unterbinden.“


    http://www.feuerwaechter.org/2012/07/hitlers-freuden/

    Was die Beschneidung bei Erwachsenen betrifft - da besteht ja keinerlei Dissens. Das möge jeder so tun, wie er lustig ist.
    Es geht nur darum ZU WARTEN.


    Weitere „Argumente“ und Gegenargumente finden sich auf:


    http://www.beschneidung-von-jungen.de/home/erklaerung-zum-koelner-beschneidungsurteil.html

    LGT

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  10. @ Patrick H - zu dem Nachtrag:

    Ich bin nicht nur kein Neurologe, sondern auch kein Jurist.
    ;)
    Aber was den Plan der Regierung betrifft nun schnell ein Beschneidungsgesetz zu machen, so habe ich mir sagen lassen, daß das rechtlich sehr sehr kompliziert wird.
    Da scheinen mir die Bundestagsspitzen das Thema nicht richtig durchdacht zu haben, wenn sie meinen, das sei so einfach zu erledigen. Die Gegenargumente zu ihrer Position sind gewichtig und juristisch schwerlich vom Tisch zu wischen.

    Dazu habe ich von einem Juristen folgende Einschätzung eingeholt:

    „Da scheint rechtstheoretisch auch einiges drin zu sein, sehr wahrscheinlich werden diejenigen, die jetzt lauthals nach einem Gesetz rufen, es gar nicht so einfach haben, die Straffreiheit für rituelle Beschneidungen rechtssicher festzuschreiben, und zwar so, daß sich diese Sonderbehandlung für Juden und Muslime nahtlos in das deutsche Strafrecht einfügt. Ich bin mal gespannt, wie sie das hinkriegen wollen. Frau Leutheusser-Schnarrenberger rudert ja auch schon zurück und prüft, was da alles für Änderungen im geltenden Recht eingefügt werden müßten:
    http://www.fr-online.de/politik/beschneidung-neuregelung-der-beschneidung-per-gesetz-wird-schwierig,1472596,16636852.html
    Ich fände es auch gar nicht schlecht, wenn tatsächlich in nächster Zeit das Bundesverfassungsgericht entscheiden würde, sei es über ein Normenkontrollverfahren wegen eines Gesetzes oder über eine Verfassungsbeschwerde eines Arztes, der sich nach dem Landgericht Köln nicht mehr auf einen unvermeidbaren Verbotsirrtum wird zurückziehen können und möglicherweise der Körperverletzung für schuldig befunden wird.
    Bis dahin geht noch einige Zeit ins Land und bekanntermaßen streitet die eher für die Vernunft. Mal sehen, ob der eine oder andere Politiker bis dahin sich nicht doch noch eines Besseren besinnt, wie dies jetzt z.B. bei der L.-S. der Fall ist und offenbar in Ansätzen auch bei der Schröder, die zumindest erkannt hat, was sich die Regierung damit aufsackt, wenn sie jetzt ein Beschneidungsgesetz durchdrückt – wie soll man das allein auf Jungs beschränken? Nicht redaktionell, das geht ja ganz einfach, sondern rechtstheoretisch?
    Hier werden endlich die Argumente zu diskutieren sein, auf die wir ja seit Tagen hinweisen, nämlich daß die Vorhaut eben nicht nur ein nutzloses Läppchen ist, sondern durchaus Funktionen hat. Daß die angeblichen urologischen Vorteile Mumpitz sind. Dann werden auch endlich die Männer zu Wort kommen, bei denen sich bei der Beschneidung erhebliche Komplikationen ergeben haben und solche, die später Schwierigkeiten beim Sex haben. Und solche, die sich zu Recht darüber aufregen, daß ihnen im Kindesalter ein Teil des Körpers schlicht weggeschnitten worden ist, ohne daß sie sich wehren konnten. Und es wird darüber diskutiert werden müssen, inwieweit es denn überhaupt der Wahrheit entspricht, daß die Beschneidung zweifellos zum Judentum bzw. zum Islam gehört. Da werden religiöse Rechtsgutachten angefertigt werden, wo rauskommen wird, daß das gar nicht so zwingend ist, wie die Interessengruppen immer behaupten. Sowas kenne ich schon von Parallelproblemen wie dem Schächten von Tieren, da wird haarscharf im Detail nachgefragt werden. Ich sehe dem Verfahren beim Verfassungsgericht eigentlich eher mit gesteigertem Interesse entgegen als mit Furcht, das wird bestimmt lustig“

    LGT

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