Die „Merz kann es nicht“-Erzählung bekommt jeden Tag neue Kapitel.
Linke, Grüne, Frauen, Sozis, Migranten, Queere, People Of Color konnte der Fritzekanzler bereits sehr erfolgreich und nachhaltig vergraulen.
Ihm ist das nur Recht, weil das Menschengruppen sind, die er auch nicht leiden kann. Wichtiger sind seine mächtigen Fans in den Chefredaktionen, Wirtschaftsverbänden und seine Machtbasis bei der ihm treu ergebenen JU. Die stören sich nicht daran, einem stümpernden Nichtskönner zu Füßen zu liegen.
Noch nicht. Oder doch?
Aber es kracht an allen Ecken und Enden.
[….] Die Junge Union war lange eine Machtbasis von Friedrich Merz. Im Konflikt um das Rentenpaket deutet sich aber eine zunehmende Distanz an. [….] die Junge Union (JU) kommt im baden-württembergischen Rust zu ihrem Deutschland-Tag zusammen - und ist so stark wie selten zuvor auf Konfrontation mit Kanzler und CDU-Parteichef Friedrich Merz aus.
Der Leitantrag für das JU-Treffen liest sich wie eine Abrechnung mit der Bundesregierung, die zögerlich und mutlos sei. Gefordert wird ein "Neuer Generationenvertrag für Deutschland", denn das, was die schwarz-rote Koalition in den Sozialsystemen plane, sei "eine schwere Hypothek" für die Jüngeren.
Vor allem das Rentenpaket der Koalition sorgt seit Wochen für Unmut bei jungen Unionern. Die Pläne führten zu "Mehrkosten in Höhe von über 200 Milliarden Euro bis 2040", kritisiert der Leitantrag. Die Höhe der Rente müsse stattdessen stärker daran angepasst werden, wie viele Beitragszahler es überhaupt gibt. Dass das schwarz-rote Gesetzespaket über 2031 hinaus ein bestimmtes Rentenniveau festschreiben will, ist das größte Ärgernis für die JU. [….]
Beim Funke-Abendblatt, bisher Merz-treu jubilierende CDU-Fanzeitung grämt sich der stellvertretende Chefredakteur neuerdings.
[….] Geschichte wiederholt sich nicht, heißt es. Aber sie reimt sich. Das, was, sich derzeit im politischen Berlin abspielt, erinnert ein wenig an die Dämmerung der Ampel. Der Aufbruchsgeist, den Kanzler Friedrich-Merz, CSU-Chef Markus Söder und die Sozialdemokraten Saskia Esken und Lars Klingbeil im Frühjahr verbreiteten, hat sich längst verflüchtigt.
In Berlin spricht man schon wieder vom Koalitionsbruch
Der sehr gut vernetzte Journalist Paul Ronzheimer spricht schon von der „entscheidenden Phase“, in der es darum geht, ob die Koalition „vorzeitig auseinanderbrechen könnte“. Aus der CDU-Fraktion dröhnen die Worte ihres Chefs Jens Spahn in den Ohren: „Wir gewinnen gemeinsam, oder wir verlieren gemeinsam. Aber wir werden nicht gemeinsam sterben mit denen.“ Sterben? Mit denen? [….]
(Kommentar Matthias Iken, 08.11.2025)
Auch konservative CDU-Fraktionsmitglieder steigen öffentlich ihrem Bundeskanzler auf’s Dach.
[…] CDU-Politiker bei Maischberger: „Bundeskanzler hat einen Fehler gemacht“ [….] Kiesewetter: [….]
„Der Bundeskanzler hat einen Fehler gemacht, sein Versprechen nicht einzuhalten“, sagte der CDU-Politiker. Merz hatte als Oppositionsführer selbst Druck auf seinen Vorgänger Olaf Scholz ausgeübt und Taurus-Lieferungen in Aussicht gestellt, nur um sich als designierter Bundeskanzler dagegen auszusprechen. Mit dieser Fehlkommunikation, so Kiesewetter, habe der Bundeskanzler „viel eingebüßt und auch die Union viel an Glaubwürdigkeit verloren.“ Insbesondere, da es aus seiner Sicht keinen „rechtlichen Grund“ gebe, die Marschflugkörper nicht zu liefern. „Taurus wird bei uns immer als Wundermittel bezeichnet. Das ist eine Waffe, die es auch in anderen Ländern gibt, die Russland jeden Tag einsetzt“, argumentierte er. [….]
(HH Abla, 13.11.2025)
Schwer genervt von ihrem Hoffnungsträger Merz sind die Wirtschaftsverbandsfunktionäre, die immer nur zackige Ankündigungen hören, die aber folgenlos bleiben.
[….] Ein Topberater, auf den Merz seit Jahren hört, der aber nicht namentlich genannt werden will: [….] »Aber diese Salamitaktik, im Koalitionsvertrag Reformen anzukündigen und über die nächsten Jahre zu strecken, macht die Manager verrückt«, sagt der Mann mit dem direkten Zugang zum Kanzleramt. [….]
Tatsächlich war es das Kernversprechen des selbst ernannten Blackrock-Experten: Mutige Reformschritte, die sehr schnell das Wirtschaftswachstum ankurbeln.
Nach einem halben Jahr im Amt, stellt sich der Fritzekanzler aber als der ökonomisch Ahnungslose da, der er ist. Die geliehenen 500 Milliarden, die seine JU-Fans einst zurückzahlen müssen, werden nicht etwa sinnig in die Zukunft investiert, sondern kontraproduktiv für klimaschädliche Lobbygeschenke verplempert: Gastrosteuer, Pendlerpauschale, Mütterrente, Agrardieselzuschuss, Flugbenzin-Subvention. So wird das natürlich nie was, mit dem Aufschwung.
[….] Von der Wirtschaftswende, die Merz im Wahlkampf versprochen hatte, ist jedenfalls nichts zu spüren. Die Stimmung ist mies, die Konjunktur ebenso. Die Wirtschaft ist seit dem Jahr 2019 um gerade mal 0,3 Prozent gewachsen, die USA kommen in dem gleichen Zeitraum auf rund 12 Prozent. China: knapp 27 Prozent. In der deutschen Industrie sind binnen zwölf Monaten fast 160.000 Arbeitsplätze verschwunden. Die privaten Investitionen fielen im vergangenen Jahr, sie lagen sogar unter dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer ermittelte per Umfrage, dass nur 15 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in den kommenden zwölf Monaten erwarten, ein Viertel rechnet mit einer Verschlechterung. Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer tiefen Krise. Trotz Merz. Mit Merz. [….]
Dabei sind die richtig schweren Brocken immer noch gar nicht angepackt worden und 2026 kommen fünf Landtagswahlen, von denen mindestens MeckPomm und Sachsen-Anhalt eine Vollkatastrophe für CDU und SPD werden.
Die Umfragen werden für die Bundesparteien der Merz-Kleiko so desaströs, daß die CDU angesichts ihres dann knapp 71-Jährigen Urnengifts im Kanzleramt in den Hühnerhaufenmodus übergehen wird.
Anders als die SPD-Abgeordneten, sind die C-Parlamentarier nicht über Jahrzehnte darin geübt, durch Wahl-Nackenschläge stoisch-stetig in Richtung Bedeutungslosigkeit zu schrumpfen. Sie werden sich fürchterlich aufregen, wie paralysierte Kaninchen auf die AfD-Rekordzahlen glotzen und sich beim Gedanken an die Bundestagswahl 2029 so heftig einscheißen, daß Kurzschlussreaktionen durchaus möglich, oder gar wahrscheinlich sind.
Dafür spricht insbesondere das illoyale Verhalten des Maximal-Ehrgeizlings Jens Spahn, der eher gestern als heute selbst Kanzler werden will.
Er schießt immer wieder quer, um Merz zu schwächen. Für ihn ist der Fritzekanzler nur ein Intermezzo auf dem Weg zur erwünschten CDUCSU-AfD-Regierung. Die Kleiko dient Spahn nur als Alibi-Veranstaltung, um in seiner eigenen Partei einmal sagen zu können, man habe es wirklich mit der SPD versucht, aber mit der wären keine Reformen möglich, wie man an der stagnierenden Wirtschaft sehe.
Daß er Merz ins Messer laufen lassen will und ihn deutlich vor 2029 beerben will, scheint mir inzwischen offensichtlich. Er wird sich auf einen ausgedachten Notstand berufen, unerfüllbare Bedingungen an die SPD stellen und seinen Parteifreunden immer wieder erörtern, wie leicht man mit der AfD all die xenophoben und asozialen CDU-Lieblingsprojekte umsetzen könne. Spahn wird perfide auf das Schicksal der US-Demokraten verweisen, die 2023 und 2024 viel zu lange am senilen und unbeliebten Opa Biden festgehalten hätten und dafür bei den Wahlen brutal abgestraft wurden. Den Fehler dürfe die CDU nicht wiederholen und sollte auf eine frische Kraft, ihn, die junge Generation, Spahn, setzen, damit er noch die Chance bekäme sich zu beweisen und mit Amtsbonus in den Wahlkampf gehen könne.
Der Weg wäre offiziell eine Minderheitsregierung, die aber in Wahrheit eine CDUCSU-Herrschaft unter AfD-Tolerierung wäre.
Ein Selbstläufer wird es aber nicht. Die CDU ist zwar auf vielen politischen Feldern nahezu deckungsgleich mit der AfD. Aber die Ukraine/Russland-Politik wird ein unüberwindbares Problem.
Zudem wird die AfD mit Blick auf die Umfragen, in denen sie stärkste Partei bei Neuwahlen würde, wenig Lust verspüren, als relativ machtloser Spahn-Mehrheitsbeschaffer zu dienen.
Schließlich bleibt noch das Großproblem Spahn:
Spahns gewaltiger Ehrgeiz und sein geradezu fanatischer Machtwille sind unstrittig. Ihn drängt es noch mehr als Gerd Schröder ins Kanzleramt.
Aber er schleppt zwei schwere Handicaps mit sich rum:
1.) Er ist ein miserabler Sachpolitiker, der als Minister eine beeindruckende Serie von Pleiten, Pech und Pannen hinlegte.
2.) Er ist Spahn und den mag niemand.






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