Zum Weltbild der Rechtsradikalen gehört es nicht nur
Andersdenkende zu bekämpfen, sondern auch Andersglaubende, Andersfühlende,
Andersaussehende, Andersliebende.
Sie frönen einem sehr primitiven, nivellierenden Weltbild,
in dem jeder genauso sein soll wie sie, in dem kein Platz ist für Extravaganz
und Unruhe.
Daher lieben Rechtsextreme Uniformen, Uniformität, Einheitsfrisuren
und fürchten sich vor Diversität. Wer sich nicht total anpasst, ist ihnen verdächtig.
Multikultur ist ihnen ein Graus, sie streben nach dem
Einheitsmensch, dessen Parameter von einer allmächtigen Führung bestimmt
werden.
Die Kombination aus Obrigkeitskult und der Lust an
Homogenität führt dazu, daß in allen faschistischen Staaten schon die Jugend vereinheitlicht
wird, Adoleszente in paramilitärische Strukturen gepresst und Widerborstige
hart sanktioniert werden. Sie wünschen sich den Schablonen-Menschen, der immer
blond, gesund, national gesinnt, heterosexuell und christlich ist.
Der feuchte Traum eines Rechtsextremen manifestiert sich in
Leni Riefenstahls Parteitagsfilmen, in denen endlose akkurate Reihen von
Menschen, denen jegliche Individualität ausgetrieben wurde, einem Führer
frönen.
Ein typisches Kennzeichen rechtsradikaler Gesinnung ist die
Lust am melden, anschwärzen, denunzieren. Sie wünschen sich eine Institution
wie die Gestapo und versuchen aus Ermangelung Derselben das Internet als
Onlinepranger zu nutzen.
Daher ist es nur folgerichtig, daß die AfD in allen
Landesverbänden Meldeportale einrichtete, mit denen sie Schüler zur
Denunziation all dessen auffordert, das nicht in ihr primitives Weltbild passt.
[….] Die AfD hat bundesweit Aufregung und Kritik mit ihrem
"Informationsportal Neutrale Schulen Hamburg" hervorgerufen. Die
rechtspopulistische Partei wirft Lehrerinnen und Lehrern unter anderem vor, das
staatliche Neutralitätsgebot im Umgang mit der AfD zu verletzen. Das
"Angebot" der AfD: Eltern und Schüler können über die
"mutmaßlichen Verstöße" über ein Kontaktformular an die AfD
berichten. Dafür startete die AfD in mehreren deutschen Städten
Online-Meldeportale. [….]
Der Berliner Urinduscher Bergerbegeistert
sich selbstverständlich auch für das Denunzieren und berichtet als
selbsternannter Führer der „freien Medien“ entzückt von den Erfolgen der
Meldemuschis seiner Partei.
[….] Internetportal „Neutrale Schule“: Erste Erfolge im Einsatz gegen
linksextreme Propaganda an Schulen
Der Hinweis eines Schülers auf dem Internetportal „Neutrale Schule“
sowie eine kleine Anfrage der AfD-Bürgerschaftsfraktion haben dazu geführt,
dass die Hamburger Schulaufsicht eine Ortsbegehung an der Ida-Ehre-Schule im
Stadtteil Eimsbüttel durchführen musste.
Aushänge und Werbeaufkleber der gewaltbereiten und vom
Verfassungsschutz beobachteten Gruppierung „Antifa Altona Ost“ mussten
daraufhin entfernt werden. Diese Vorgänge zeigen:
An Hamburger Schulen konnten offenbar linksextremistische Gruppierungen
ihr verfassungsfeindliches Gedankengut ungehindert verbreiten. Und: Es war
allerhöchste Zeit, dass hier ein Meldeportal eingeführt wurde.
Der Hamburger Bundestagsabgeordnete und Erste Parlamentarische
Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion, Baumann äußerte sich zufrieden mit
den ersten Erfolgen. [….]
Die faschistoiden Pipi-Epigonen im Kommentarbereich bekamen
ob dieser Meldung sofort vermehrten Speichelfluss.
Ein toller Erfolg für die Rechten, die sich nun selbst
ausgiebig beglückwünschen.
Einziger kleiner Schönheitsfehler: An der Geschichte ist
rein gar nichts dran.
Der inkriminierte Aufkleber war Teil des Gemeinschaftskundeunterrichts
einer 12. Klasse, in dem auf einer als „Meinungswand" gestalteten Fläche
Dutzende Aufkleber, wie z.B. „Bier für mich, Tequila für Haiti" oder „I am
not a nugget" oder „Viva la Bernie" und auch der Antifa-Sticker prangte,
um Parteienprofile zu erstellen. Es sollte diskutiert werden welche künstlerischen
Zugänge zum politischen Handeln existieren.
[…..] AfD-Petze wird zum Bumerang: Schüler solidarisieren sich mit
Ida-Ehre-Schule.
Das nennt man wohl ein klassisches Eigentor. Die AfD hatte einen
vermeintlichen Erfolg mit ihrem Petz-Portal erzielt und von Antifa-Stickern in
der Ida-Ehre-Schule (Hoheluft-Ost) erfahren. Über die zugehörige Senatsanfrage
der Partei berichteten die Medien. Jetzt der Bumerang: Schüler des Gymnasium
Allee (Altona) solidarisieren sich mit der Ida-Ehre-Schule. Und deren
Schulleitung stellt klar: die Sticker waren ganz normaler Teil des
Politik-Unterrichts.
„Wir, die Schüler*innen des Gymnasium Alllee, solidarisieren uns mit
den von der AfD diffamierten Schüler*innen und Lehrer*innen der
Ida-Ehre-Schule“, heißt es im Statement der Altonaer Schüler. Dazu gibt es ein
Foto, das eine offenbar recht große Zahl von Schülern zeigt. In der Hand
Antifa-Sticker, die ja der Stein des Anstoßes waren, im Vordergrund ein großes
Banner mit der Aufschrift „Antifa Area überall“. Sich gegen Rassismus und
soziale Missstände auszusprechen sei eben kein Linksextremismus, sondern
selbstverständlich, heißt es in dem Statement weiter..
Auch die Leitung der Ida-Ehre-Schule hat sich mit einer Stellungnahme
positioniert. […..] Worauf die
Schulleitung allerdings mit Stolz verweist, ist die politische,
antifaschistische Tradition der Schule. Schwester und Mutter der jüdischen
Schauspielerin Ida Ehre waren im KZ gestorben. [….]
Wieder einmal erweist sich Hamburg, wo die AfD bei Umfragen unter
5% liegt als schwieriges Pflaster für die Hobby-Nazis. Sie erreichten, wieder
einmal, das Gegenteil: Nun solidarisieren sich andere Schulen mit der
Ida-Ehre-Schule (IES), demonstrieren gegen die AfD und stellen klar, daß
Antifaschismus nicht etwa linksextrem, sondern allgemeingültig ist.
—
Linksfraktion Hamburg (@LinksfraktionHH) 19.
März 2019
[….]Hamburgs
DGB-Gewerkschaften erklären sich solidarisch mit Schüler*innen, Lehrer*innen
und Schulleitung der Ida Ehre Schule und schließen sich einer Stellungnahme der
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) an.
Hamburgs DGB-Vorsitzende Katja Karger: „Nicht Antifaschismus ist das
Problem, sondern Faschismus. In Anbetracht der deutschen Geschichte ist es
unfassbar, dass Menschen mit einer antifaschistischen Haltung sich in dem
Ausmaß rechtfertigen müssen, weil eine rechtspopulistische Partei Druck
aufbaut. Als Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter reihen wir uns ein bei den
vielen, die sich jetzt hinter die Akteure an der Ida Ehre Schule stellen. Eine
antifaschistische Haltung gehört zu unserer DNA, die wir tagtäglich in den
Betrieben und auf der Straße leben. Alle Beteiligten Institutionen, die die
Diskussion um die Ida Ehre Schule losgetreten haben, sollten sich kritisch
hinterfragen. Antifaschismus in eine linksextremistische Krawallecke zu stellen
ist genau das, was die AfD will. Dabei darf man ihr nicht helfen. Das
Meldeportal der Partei lehnen wir nach wie vor ab, denn wir wollen keine Stadt
der Denunzianten.“ [….]
Sogar das konservative Hamburger Abendblatt senkt verwundert
die Daumen über die AfD-Dümmlichkeit. Und leider auch das Versagen der
Schulbehörde, die tatsächlich eingeschritten war, um den Aufkleber zu
entfernen.
Nun sind die Eltern empört.
[….]Die
Schulbehörde mache sich „in einem ersten Reflex auf die Initiative der AfD auf
die Suche nach den Antifaschist*innen“, heißt es in einer am Donnerstag
verbreiteten Erklärung von Eltern der IES. „Wir hätten uns gewünscht, dass
eine Behörde dieses Thema eher zum Anlass nimmt, Schüler*innen und
Lehrer*innen zu schützen und sich klar gegen Denunziation von rechts positioniert.
Als Eltern unterstützen wir unsere Kinder und die Lehrer*innen in ihrem
Engagement gegen Faschismus und fordern eine klare Positionierung der
Schulbehörde.“
Auch einige Medien betrachteten „die Denunziationsplattform der AfD nun
als normale Bezugsquelle von Informationen“, so die Kritik. Dabei erinnere
dieses an „Denunziationsstrategien in der NS-Zeit“, so die Elternerklärung, für
die derzeit weitere Unterschriften gesammelt werden. „Schon vor 1933 legten die
Nazis Listen an, auf deren Grundlage nach der Machtübernahme Tausende
verhaftet und ermordet wurden.“
[…..] „Kunstunterricht als offenes Experiment ermutigt Schüler, durch
mitunter ungewöhnliche Impulse eigenes einzubringen und Neues zu entwickeln“,
sagte Birte Abel-Danlowski, Mutter einer IES-Schülerin und selbst
Kunstpädagogin und Autorin, dem Abendblatt. „Solche Prozesse arbeiten mit
widersprüchlichen Erfahrungen und Wahrnehmungen jenseits von Standards. Sie
setzen darauf, das kritische Denken der Schüler über selbstständiges Entdecken,
nicht über Belehrung, zu fördern und eigene kreative Lösungen anzustoßen. Damit
leistet der Kunstunterricht einen wesentlichen Beitrag zur
Demokratie-Erziehung.“ […..]
Unnötig zu erwähnen, daß der Urinduscher selbst natürlich
auch die einfachsten Formen journalistischen Anstands ignoriert, auf seinem
Pipi-Blog nichts richtigstellt und weiterhin seine Lügen auftischt.
Es gab drei Hauptargumentationsliegen für die Brexiteers. Mit
einer Stimme für „Leave“ würde viel mehr Geld in England bleiben, man bekäme
Souveränität zurück und die verhassten Ausländer flögen raus.
In allen Fällen ist
das Gegenteil der Fall.
Statt ein paar Hundert Millionen Pfund monatlich mehr für
GB, werden die Insulaner erst mal 50 Milliarden an Brüssel abstottern müssen.
Die außenpolitische Souveränität ist außerhalb der EU sogar
drastisch gesunken, wie das völlige Versagen Londons beim Abschluss von
alternativen Handelsverträgen zeigt: Die Briten sind allein einfach zu schwach,
um ihre Wünsche bei Verträgen mit den Riesen China, USA, Japan durchzusetzen.
Bleibt die Ausländerfrage.
Durch die xenophobe Stimmung in England und die unklaren Rechtslage
der EU-Arbeitsmigranten im Königreich, haben Hunderttausende tatsächlich das
Land verlassen.
Aber:
[….] Boris Johnson, einer ihrer Köpfe und
ein möglicher künftiger konservativer Ministerpräsident, geißelte 2016 das
"unmoralische, teure und unkontrollierte System" der
EU-Freizügigkeit.
[….] Hunderttausende EU-Bürger, zumal
Polen und Rumänen, haben seit dem Referendum vor knapp drei Jahren die
britischen Inseln verlassen.
[….] Ende 2018 arbeiteten 2,3 Millionen Europäer in Großbritannien, 61.000
weniger als ein Jahr zuvor.
Allerdings bedeutet das nicht, dass die Gesamtzahl der Zuwanderer
gesunken ist. Im Gegenteil: Der Nettozuzug liegt nach wie vor bei knapp 300.000
Personen jährlich, dreimal so hoch wie von May versprochen. Allerdings kommen
jetzt mehr Immigranten von außerhalb der EU, Inder und Chinesen insbesondere.
Deren Zahl ist seit dem Brexit stark angestiegen.
Ein seltsames Resultat, zurückhaltend formuliert. Brexit-Wähler, die
angesichts der großen Zahl von EU-Zuwanderern zuvor von Überfremdungsängsten
getrieben wurden, sind nun mit einer neuen Realität konfrontiert: einer
Immigration in gleicher Größenordnung, allerdings aus ferneren Ländern. [….]
Wie in Deutschland, Benelux und Skandinavien herrscht auch
in GB bei den niedrig bezahlen Jobs, sowie bei allen Jobs im Bereich Pflege und Agrar längst Vollbeschäftigung.
London ist dringend auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen.
Wieder so ein Beispiel dafür wie der Urnenpöbel durch seine
eigene Doofheit an der Wahlurne genau das Gegenteil dessen erreicht, was er
wollte.
Wähler wählen in vielen großen Demokratien eklatant gegen
ihre Interessen.
Der verarmte White Trash Amerikas hält den Republikanern die
Treue, die Ärmsten und Dümmsten Deutschlands wählen die neoliberale AfD und die
Hauptempfänger von EU-Strukturhilfen stimmten für „Leave“.
Auch der xenophobe Deutsche und konservative EU-Politiker sorgen
mit ihrer Agrarpolitik und ihrem Kaufverhalten nicht für weniger Flüchtlinge,
sondern für mehr.
Hochsubventioniertes EU-Gemüse oder EU-Hühnerteile werden so
billig nach Afrika exportiert, daß die Farmer dort massenhaft pleitegehen und
sich aus blanker Not gen Norden aufmachen, um schließlich in den gigantischen
Billigplantagen Andalusiens, Kalabriens und Siziliens bei der Produktion des
EU-Gemüses zu helfen, das ihnen selbst die Existenzgrundlage entzieht.
Schuld sind das konservative Wahlverhalten der Deutschen bei
EU-Wahlen und die ekelerregende Billigheimer-Mentalität der Germanen, die über
80 ihrer Lebensmittel bei Discountern und Mega-Ketten absurd billig erwerben.
Die vier ganz großen Player – Aldi, Schwarzgruppe, REWE und
EDEKA – haben dadurch eine so gewaltige Marktmacht generiert, daß sie alle
Mindestlohnstandards unterlaufen. Die Produzenten unseres Supermarktgemüses
holen sich Billig-Pflücker vom afrikanischen Arbeitsstrich.
Angesichts der US-Republikaner von 2019, die sich eisern um
Trump scharen und keinerlei Anstalten machen seine ungeheuren Lügen, seinen
Sadismus, Hass und Rassismus zu stoppen, verblüffen die prominenten Ex-GOPer,
die in schärfster Rhetorik ihre ehemalige Partei verdammen, nicht.
Max Boot, Steve Schmidt, George F. Will, Gordon Humphrey, Joe Scarborough und Peter
Wehner sind Beispiele.
Wer auch nur einen Funken Anstand in sich hat, muss die
Partei verlassen.
Mit Ana Navarro gibt es aber zumindest noch ein prominentes
Parteimitglied, das öffentlich aus allen verbalen Rohren gegen Trump schießt
und dabei alle Register zieht.
Natürlich wird ihr immer mal wieder die Frage gestellt, wann
sie eigentlich aus der GOP austritt. Sie pflegt dann zu antworten, sie wäre
schon Republikanerin gewesen, als Trump noch Demokrat war, sie wäre schon
Republikanerin gewesen, als Trump noch ein Independent war und nun wäre sie
Republikanerin, während
Trump behaupte Republikaner zu sein.
Es ist sehr ehrenvoll zu seinen Überzeugungen zu stehen und zu
versuchen in seinem eigenen Verein aufzuräumen. Einfach abhauen und sich so
elegant reinzuwaschen, ist sicherlich die billigere Lösung. Austreten, abhauen,
den Rücken kehren ist zudem die ineffektivste Methode, weil man von außen auf
die innerparteilichen Entscheidungsprozesse keinen Einfluss mehr nehmen kann –
und schließlich kann man die Regierung nur als Parteimitglied direkt
beeinflussen.
That said, muss man sich allerdings fragen wann der point of no return erreicht ist.
Die US-Republikaner
verließen schon Anfang der 1990 mit Newt Gingrich und Kenneth Starr den
Bereich, der noch als „sane“ gilt und wurden zu einer rein destruktiven
Hypocrite-Partei.
Es ging nur noch darum den Demokraten zu schaden und gerne
wurde das Wohl des Landes als Geisel genommen, mutwillig versucht in eine
Wirtschaftskrise zu steuern, um die Wahlchancen der Demokraten zu schmälern.
Anschließend kam es mit GWB-Cheneys Kriegsverbrechen zu
einer zweiten Eskalationsstufe des Parteiwahnsinns und es wurde noch schwerer ein
moralischer Republikaner zu sein. Die dritte Eskalationsstufe erfolgte mit dem
Amtsantritt Obamas, als die Teebeutler die letzten zurechnungsfähigen
GOP-Kandidaten aus den Vorwahlen kippten und auf offen rassistischen Kurs
gingen.
Mit Eskalationsstufe Vier, dem Amtsantritt Trumps war die
republikanische Partei allerspätestens ein hoffnungsloser Fall, symbolisiert durch
das öffentliche Sterben des siechen John McCain, der als letzter Held der
anständigen GOPer galt.
Dabei war er nur im Vergleich zu Trump erträglich, aber für
moralisch und humanistisch verwurzelte Menschen immer noch ein
knochenkonservativer Kriegstreiber.
Die GOP ist verloren für alle Menschen mit einem
dreistelligen IQ, die nicht bösartige Psychopathen sind.
Ana Navarro könnte es also auch lassen.
Und ich? Wann verlasse ich die SPD?
Gerade erhielt ich zu meinem silbernen Partei-Jubiläum ein
Glückwunsch-Schreiben meiner Hamburger Parteichefin.
Daß ich auch ausgerechnet Hamburger sein muss!
Hamburg verfügt über die vermutlich beste Landespartei der
SPD, produziert die mit Abstand besten Wahlergebnisse, stellt mit dem
introvertierten Wissenschaftler Peter Tschentscher einen sehr guten SPD-Bürgermeister,
macht wirklich ausgezeichnete Stadtpolitik (Kriminalität und Arbeitslosigkeit auf
Tiefststand, Flüchtlingsintegration klappt vorbildlich, sozialer Wohnungsbau
boomt) und zudem ist Olaf Scholz‘ Nachfolgerin als Landeschefin, Melanie
Leonhard, die 41-jährige promovierte Historikerin und Sozialsenatorin prima!
[….] Wer nicht kirchlich orientiert ist, hat es schwer in der SPD: Die
„Säkularen Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen“ wollen einen Arbeitskreis
in der Partei gründen – so wie Christen, Muslime und jüdische Genossen jeweils
einen haben. Aber die weltlich Gesinnten dürfen nicht. Mehr noch:
Generalsekretär Lars Klingbeil verbietet ihnen mit Hinweis auf die
Parteijustiziarin, sich als „Sozialdemokraten“ auszugeben. „Das gilt auch für
öffentliche Auftritte, zum Beispiel im Internet“ schreibt Klingbeil in einem Brief
an die Gruppe, welcher der F.A.Z. vorliegt. [….]
Ich kann noch nicht mal sagen angesichts dieser
Ungeheuerlichkeit fassungslos zu sein; schließlich ist mir das schwere
Religiotentum der Parteichefin und mehrerer anderer Parteiprominenter (Thierse,
Griese) lange bekannt.
Nahles ist leider keine Privatreligiotin sondern
zwingt ihre antihumanistischen Überzeugungen auch anderen auf. Das ist leider
typisch für Religiotie; sie beinhaltet Borniertheit, Intoleranz und steht dem Pluralismus
im Weg.
Wer nicht so denkt wie Nahles, darf sich nicht äußern.
Religioten haben Angst vor Argumenten, weil sie ihrer „wir
sind besser als die“-Ideologie frönen, die es grundsätzlich ausschließt, daß auch
andere Recht haben könnten.
Evolutionäre Humanisten wie ich verfolgen genau den
diametral entgegengesetzten Weg, wir argumentieren, diskutieren und sind immer
bereit eine These zu Gunsten einer Besseren aufzugeben. Es gibt immer mal
wieder neue Themenfelder, die Humanisten vor 100 Jahren noch nicht in den Sinn
kamen – Tierrechte, Beschneidungsverbot, Transident-Ehe – die wir aber in
unsere Agenda integrierten.
Möglicherweise gibt es im Jahr 2119 Blogger, die sich
wundern, daß die Humanisten von heute an für sie ganz wichtige Themen noch gar
nicht dachten.
Bei Kirchisten verbietet sich dieser evolutionäre Ansatz;
sie haben schon vor 2.000 Jahren ex cathedra gehört was das einzig Richtige ist
und dürfen daran nicht rütteln, weil ihr heiliges Buch Gottes Wort
transportiert.
Eine ungeheuerliche Demütigung, daß ausgerechnet die
traditionell kirchenfernen Sozialdemokraten, die sich gegen die der Obrigkeit
verpflichteten Pfaffen stellten, nun von einer Hardcore-Religiotin geführt werden.
[…..] Seit Jahren versuchen religionsfreie Menschen in der SPD einen
Arbeitskreis zu gründen, wie der hpd schon mehrfach berichtete. […..] Die "Säkularen Sozis" haben
mehrere hundert Mitglieder, darunter prominente Personen aus der säkularen
Szene wie die ehemaligen Bundestagsabgeordneten Ingrid Matthäus-Maier und Lale
Akgün, die sich für einen aufgeklärten Islam stark macht, sowie der ehemalige
Staatsminister und Staatssekretär Rolf Schwanitz. Das nicht anerkannte Bündnis
setzt sich für die Belange Konfessionsfreier und einen weltanschaulich
neutralen Staat ein.
Andere Weltanschauungen haben Arbeitskreise, die von der Partei
akzeptiert werden: Sowohl Christen, Menschen jüdischen Glaubens und seit 2014
auch Muslime. Der Antrag der Nicht-Religiösen zur Gründung eines Arbeitskreises
wurde hingegen abgelehnt, der damalige Chef der SPD, Sigmar Gabriel, begründete
dies seinerzeit damit, dass die strikte Trennung von Kirche und Staat das
Kernanliegen der Laizisten, nicht aber Mehrheitsposition der SPD sei.
Aktuell existieren die "Säkularen Sozis" in erster Linie im
Internet. Doch auch das will der Generalsekretär jetzt unterbinden: "Auch
für öffentliche Auftritte, zum Beispiel im Internet" gilt das Verbot, die
Bezeichnung "Sozialdemokraten" zu verwenden. Er verlangt Respekt für
die "Entscheidung, dass der Parteivorstand keinen säkularen Arbeitskreis
einrichten wird und dass Ihr daher den Namen 'SozialdemokratInnen' nicht weiter
verwenden könnt." […..]
Bin ich sowas wie eine Ana Navarro der SPD, der Jahre nach
der Kaperung durch die Religioten die Werte der säkularen, humanitären,
pluralistischen SPD hochhält?
Vor zwei Dekaden sah das noch ganz anders aus – mutig verzichteten
Bundeskanzler, Vizekanzler und mehrere weitere Minister schon beim Amtseid auf
die Gottesformel und zogen sich den blanken Hass der Religioten Deutschlands
zu.
(…..)Das waren noch Zeiten, als im Jahr 1998 das
neue Kabinett vereidigt wurde und neben Bundeskanzler Schröder gleich sieben
weitere Minister auf die Gottesformel „so wahr mir Gott helfe“ verzichteten.
Oskar Lafontaine, Otto Schily,
Walter Riester, Edelgard Bulmahn, Bodo Hombach, Joschka Fischer und Jürgen
Trittin waren die „Skandalpolitiker“, die sich anmaßten ohne Gottes Hilfe
regieren zu können.
Frau Merkel war empört.
Die Gottlosen hätten nun das Ruder übernommen, hieß es, Religion werde
vollends aus dem öffentlichen Raum gedrängt. Schröder begründete das Weglassen
der religiösen Schlussformel mit dem Hinweis, Glaube sei Privatsache. Dies
stieß bei Teilen der Kirchen auf Kritik, die Politik dürfe sich nicht nur an
Sachzwängen ausrichten, sondern müsse sich ihrer Verantwortung vor Gott bewusst
sein, hieß es beispielsweise in einem "Wort zum Sonntag". Der
Erfurter Bischof Joachim Wanke gab zu bedenken, dass mit der fehlenden
Rückbindung an eine transzendente Instanz auch andere "letzte
Überzeugungen" wie etwa die gleiche Würde aller Menschen oder die
Solidarität mit den Schwachen verloren gingen.
Dazu muß man wohl Katholik sein,
um zu erkennen, daß nach 16 Jahren Schwarzgelb nun unter RotGrün die
Solidarität mit den Schwachen verloren ginge.
Als die große Koalition 2005
unter Merkel vereidigt wurde, verzichtete nur noch ein Regierungsmitglied auf
die Gottesformel. Die Justizministerin Brigitte Zypries war die Übeltäterin und
die schlimmsten Befürchtungen wurden wahr! Sie offenbare ihre satanischen
Überzeugungen, indem sie Studien zitierte, nach denen Kinder, die von
homosexuellen Eltern großgezogen wurden sich mindestens genauso gut
entwickelten, wie die in „traditionellen Ehen“ und zog daraus den Schluß auch
gleichgeschlechtlichen Paaren eine gemeinsame Adoption zu erlauben.
Zum Glück konnten die
christlichen CDU-Minister diesen Frevel bis heute verhindern und Deutschlands
Kinder davor schützen massenhaft der Homoperversion anheim zu fallen. (…..)
Das war die Zeit, als ich stolz auf meine SPD war. Mutig,
säkular und fortschrittlich gab sich die SPD-Regierung, das Kanzleramt geführt
von einem der prominentesten Atheisten Deutschlands: Rolf Schwanitz.
Deutlich niedrigere Eingangssteuersätze (15% statt 26%!), Homo-Ehe,
Zwangsarbeiterentschädigung, Ökosteuerreform, Rehabilitierung der
Wehrmachtsdeserteure, Atomausstieg bis hin zu der Möglichkeit, daß
Prostituierte sich krankenversichern lassen können, etc.
Besonders aber hat man Schröder für ewig dankbar zu sein,daß wir eben NICHT mit im Irak stecken, weil nämlich
Schröder und Fischer sich mit aller Macht gegen Bush gestemmt haben und
schließlich den ganzen UN-Sicherheitsrat überzeugten, so daß USA und GB
isoliert waren.
Der sanfte klerikale Umsturz der SPD begann schon vor zehn
Jahren.
Nicht, daß es etwas genutzt hätte.
Noch immer wird fleißig die Lüge von der „jüdisch-christlichen Leitkultur“
bemüht, die erst die Werte des Grundgesetzes ermöglicht hätten - obwohl gerade
umgekehrt ein Schuh draus wird - seit 200 Jahren haben sich Aufklärer in
Deutschland gegen den erbitterten Widerstand der christlichen Institutionen für
gleiches Wahlrecht, Frauenrechte, die Ächtung von Kinderarbeit, etc pp
eingesetzt.
Es ist erschreckend zu sehen, daß trotz des stetigen Mitgliederverlustes der
Kirchen ausgerechnet die höchsten Vertreter unseres säkularen Staates ein
klerikales Rollback versuchen.
Als 1998 Joschka Fischer und Gerhard Schröder ihre Amtseide als Kanzler und Vizekanzler
leisteten, geschah das erstmalig ohne die Formel „so wahr mir Gott helfe“.
Ein schönes hohes Amt erklomm auch Wolfgang Thierse, der sogar formal über dem
Bundeskanzler stehend Bundestagspräsident wurde.
Einwände gegen die Amtseide Fischers und Schröders gab es nicht vom neuen
Bundestagspräsidenten, der sie einschwor.
12 Jahre später ist alles anders. Inzwischen ist Thierse genau wie seine
Kollegin Nahles, die ebenfalls 1998 ganz zufrieden war, deutlich in die klerikale Ecke gerutscht und läuft schon verbal Amok, wenn nur darüber
berichtet wird, daß sich einige Genossin in seiner Partei zu einer
laizistischen Gruppe zusammenschließend wollen.
Es wird mir Angst und Bange, wenn ich sehe, wie die obersten Vertreter unseres
Landes, die verdammt noch mal auch für die Mehrheit der Menschen, die nicht der
protestantischen oder der katholischen Kirche angehören, da zu sein haben, sich
als Werkzeuge der Neumissionierung inszenieren. [….]
2019 ist die Wende vollzogen, die Parteispitze der SPD ist
sicher nichts mehr, auf das man stolz wäre. Die Religioten haben übernommen. Statt
bei Schröders bundesweiten 41% liegen wir nun bei 15%. Die Partei- und
Fraktionsvorsitzende ist eine einzige Katastrophe.
(….) Ich muss nicht an dieser
Stelle alle Vorwürfe wiederholen, die ich seit elf Jahren öffentlich über ihr
ausschütte.
Aber wenn sie ihre persönliche
beschränkte Weltsicht auf die Partei überträgt, treibt es viele Menschen von
der SPD weg.
Als
Humanist, der länger Parteimitglied ist als Andrea Nahles, sehe ich mich von
dieser Religiotin aus der Partei gedrängt! Nahles, die im Bundestag einen Pädophilenförderer
bejubelte, dann in die Kamera jubelt Papst Benedikt habe mit seinen Anmerkungen
zum „Naturrecht“ für die Umwelt Partei ergriffen und damit ihre grenzenlose
Ungebildetheit zu erkennen gab (offensichtlich hat sie nicht den geringsten
Schimmer was „Naturrecht“ im katholischen Zusammenhang bedeutet), als
Generalsekretärin den säkularen Arbeitskreis in der SPD verbot (dafür aber
Thilo Sarrazin in der Partei hielt) und schließlich auch noch im Bundestag für
die Genitalverstümmelung an Kleinkindern und gegen das Recht auf einen
selbstbestimmten Tod votierte. (….)
Mit der Frage der Säkularität endet aber die
Ana-Navarro-Parallelität.
Die GOP ist durch und durch verdorben. Es gibt rein gar nichts
mehr, für das man sich als Republikanerin nicht schämen müsste.
Als SPD-Mitglied schäme ich mich zwar für einiges, aber die
Religiotengang hat noch nicht die gesamte Mitgliedschaft durchsetzt. An der Basis
wird der ostentative Katholizismus der Nahles nicht verstanden, nicht goutiert.
Nahles ist noch nicht mal beliebt, wurde nur sehr knapp gewählt,
weil niemand anders den Job wollte.
Es gibt sehr starke Kräfte in der SPD, die gegen Nahles
opponieren.
Sie wird niemals Kanzlerin werden.
Die SPD verfügt über gute Minister, sehr gute Landesminister
und ist in der Groko zumindest in dem Sinne unverzichtbar, daß alle Alternativen
viel schlimmer wären:
Merkel-Minderheitsregierung mit noch mehr
Ministern à la Spahn und Seehofer – toleriert von AfD und FDP?
Koalition mit der Lindner-FDP, also Pharma- und
Industrielobbyisten statt der Sozi-Minister im Kabinett?
Neuwahlen mit Kanzlerkandidatin AKK?
Neuwahlen mit Kanzlerkandidat Merz und einer erstarkten AfD
und einer schwarz-braunen Koalition?
Die Ausgabe vom 26.06.2016des frommen
Bayernblattes zitiert eine INSA-Conulare-Umfrage, welche die Parteipräferenzen
nach Konfessionen aufschlüsselt.
Das interessierte mich natürlich
brennend, weil ich bekanntlich seit Jahren die zunehmende Christianisierung von
Grünen und SPD scharf kritisiere.
Als „christlich“ werden in erster
Linie aufgrund ihres Namens und der konservativeren Haltung die „C“-Parteien
CSU und CDU verstanden. Das ist naheliegend, weil sie das „christlich“ auch in
ihrem xenophoben Kampf wider die Menschenrechte vor sich her tragen.
Kann man also heute überhaupt
noch sagen, daß die rechten Parteien die Kirchenfreunde und die linken Parteien
eher die der Aufklärung Verpflichteten sind?
Die gesamte Bundesregierung ist
christlich; es gibt keinen einzigen konfessionsfreien Minister, evangelische
Kirchentage gleichen einem Grünen-Kongress, die ultrafromme SPD-Christin Kerstin Griese
setzt ihren religiotischen Kurs in der Frage der Patientenverfügungen und Sterbehilfe
im ersten Wahlgang gegen die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung durch und
die ultrafromme damalige Generalsekretärin Andrea Nahles verbietet zusammen mit
dem gläubigen Parteichef Gabriel die Einrichtung eines laizistischen
Arbeitskreises in der SPD.
Unglaublich! 1998 schworen der
atheistische Bundeskanzler und sein ebenfalls atheistischer Vizekanzler
demonstrativ mit weiteren sechs Ministern nicht die Formel „so wahr mir Gott
helfe“ bei ihrer Vereidigung.
Offensichtlich haben schwere
Religioten wie Thierse und Nahles, die mal eher die Ausnahme bei den
Sozialdemokraten waren, inzwischen die Partei gekapert und tun alles dafür, um
die Säkularen zu verdrängen.
Die bedeutenden
sozialdemokratischen Intellektuellen Ingrid Matthäus-Maier (Rechtsexpertin,
Finanzexpertin, langjährige stellvertretende Vorsitzende der
SPD-Bundestagsfraktion) und Rolf Schwanitz (sieben Jahre Staatsminister im
Bundeskanzleramt) wurden also von der eher schlichten Denkerin Nahles
(keinerlei Expertentum) ausgebremst.
Wer ist also im Jahr 2016
wirklich eine christliche Partei?
Und was bedeutet das für die Wählerpräferenzen?
Ich kann doch nicht der einzige eher links positionierte Mensch in Deutschland
sein, den die Grieses-Nickels-Kretschmanns-Nahles-Thierses-Göring-Eckardts
eher davon abhalten deren Parteien zu wählen.
Offensichtlich werden meine
Bedenken in der SPD-Parteiführung auch nicht verstanden, sonst würde
irgendjemand schon mal den wie wild gegen Atheisten hetzenden Wolfgang Thierse
wegen parteischädigenden Verhaltens zur Raison gebracht haben.
Unglücklicherweise finde ich
keine Originalquelle für die oben erwähnte INSA-Consulare-Umfrage. Wer hat das
in Auftrag gegeben? Welche Methode wurde verwendet? Wie viele Menschen wurden
befragt?
Zudem ist INSA von den größeren deutschen Instituten sicher das Unseriöseste.
Es gibt aber wenig seriöse Zahlen
zur konfessionellen Anhängerschaft der Wähler.
Gelegentlich wird nachgewiesen,
daß AfD-Fans rassistischer und antisemitischer als anderen Wähler sind – so
eine Überraschung.
Untersucht man solche
rechtsextremen Tendenzen, gibt es ebenso wenig überraschend den Befund der Uni
Leipzig, daß Christen generell ausländerfeindlicher sind.
[….] Von den Befragten gehören 905 der evangelischen und 773 der
katholischen Kirche an. Keine Konfession haben 687 Personen. Die Erhebung
zeigt, dass Katholiken mit Ausnahme der Dimension „Sozialdarwinismus“ in allen
anderen Bereichen häufiger rechtsextreme Positionen vertreten. Personen ohne
Konfessionen stimmten im Vergleich mit den Angehörigen der beiden großen
christlichen Glaubensrichtungen seltener antisemitischen – also
judenfeindlichen – Aussagen zu. Katholiken und Protestanten lagen in dieser
Dimension nahezu Kopf an Kopf. Einzig in der Dimension „Sozialdarwinismus“
waren die Konfessionslosen einen Hauch rechtsextremer eingestellt. [….]