Mittwoch, 22. September 2021

Armin Laschet macht sich mitschuldig

Natürlich ist Hans-Georg Maaßen ein Antisemit und Verschwörungstheoretiker.

Armin Laschet toleriert diesen Antisemitismus in seiner Partei.

Die faschistische Ost-AfD ruft zur Wahl Maaßens auf, der durch Laschets offensichtliche Rückendeckung genug Selbstbewußtsein generiert, um offen zusammen mit dem Neonazi Tommy Frenck aufzutreten. Der NPD-Aktivist und Hitler-Bewunderer Frenck gibt eine offizielle Wahlempfehlung für Maaßen ab.

[…..] Maassen trifft sich mit einer Neo-Nazi Grösse zum Wahlkampf und die kritische Presse fliegt raus. Armin Laschet hat Angst, Maassen zu kritisieren, weil er die Stimmen des rechten Rands will. Dieser Opportunismus ist beschämend und definitiv nicht christlich. […..]

(Karl Lauterbach 15.09.2021)

All das ist wahrlich ausreichend Grund für Demokraten, nicht die CDU zu wählen. Laschet macht es aber noch viel schlimmer.

An dieser Stelle ein kleiner Rückblick auf die vor 20 Jahren von RotGrün eingeführte eingetragene Lebenspartnerschaft, die sogenannte „Homo-Ehe“. Armin Laschet, Angela Merkel, die CSU waren entsetzt und bedienten kräftig homophobe Stimmungen. Sie reichen Klage beim Bundesverfassungsgericht gegen die Homo-Rechte ein.

[…..] Der erbittertste kommt von der katholischen Kirche und im Bundestag von CDU und CSU. Das zeigt die Plenardebatte am 10. November 2000 deutlich.  Als „verfassungswidrigen Angriff auf Ehe und Familie“ geißelt die Union den rot-grünen Gesetzentwurf. Der CSU-Abgeordnete Norbert Geis argumentiert darüber hinaus, es gebe gar keinen Grund für das Gesetz denn „eine wirkliche rechtliche Diskriminierung“ homosexueller Paare „besteht nicht“. Der CDU-Abgeordnete Martin Hohmann, der ein paar Jahre später wegen seiner rechtsradikalen Ansichten aus der Fraktion und der Partei ausgeschlossen wird und heute für die AfD wieder im Bundestag sitzt, beruft sich in seiner Rede auf die Religion. Er behauptet, „dass in den Offenbarungsschriften aller drei großen monotheistischen Weltreligionen ein klares Unwerturteil über Homosexualität ausgesprochen wird“. [….] Es wird am 10. November 2000 durch den Bundestag beschlossen, mit den Stimmen von SPD und Grünen, gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP. Das Gesetz tritt am 1. August 2001 in Kraft. Die unionsgeführten Länder Bayern, Sachsen und Thüringen klagen dagegen vor dem Bundesverfassungsgericht. CDU und CSU erleben eine krachende Niederlage. Ihre jahrelange Behauptung, der im Grundgesetz gebotene Schutz von Ehe und Familie stehe der Lebenspartnerschaft entgegen, weil dieser Schutz ein „Abstandgebot“ zu anderen Rechtsinstituten bedeute, wird als schlicht falsch verworfen. Karlsruhe weist am 17. Juli 2002 die Klage der Union zurück – in allen Punkten. […..]

(Lars Haferkamp, vorwaerts, 01.08.2021)

Mit dieser Regelung waren gleichgeschlechtliche Paare noch lange nicht gleichgestellt. Bis zur „Ehe für alle“ war es noch ein langer Weg und es verging kaum eine Woche, in der nicht Unions-Abgeordnete oder Kirchisten in Talkshows gegen die „Homoehe“ wetterten.

Kurioserweise war es vor etwa zehn Jahren ausgerechnet David Berger, der heute nicht nur Antisemit, Verschwörungstheoretiker und Covidiot ist, sondern der auch leidenschaftlich homophob gegen die „Ehe für alle“ wettert, der damals die durchaus richtige Frage stellte, wieso eigentlich in öffentlich-rechtlichen Talkshows Homophobie als „Meinung“ geduldet werde, während Antisemitismus im allgemeinen Konsens eben nicht geduldet werde.

Man solle die homophoben Ansichten der usual Talkshow-Suspects Birgit Kelle, Erika Steinbach, Norbert Geis, Stoiber und sämtlicher Bischöfe anhören und im Geiste das Wort „Homosexuelle“ durch „Juden“ oder „Schwarze“ ersetzen. Würde man es auch noch als „Meinung“ akzeptieren, wenn Juden weniger Rechte als Nicht-Juden bekommen sollten? Wäre es eine akzeptable Meinung im Anne-Will-Studio, wenn ein Bischof gegen gleiche Rechte für Dunkelhäutige argumentierte?

In den nächsten zehn Jahren entwickelte sich leider aber nicht die Homophobie zu einem ähnlichen Tabu wie Antisemitismus, sondern das Gegenteil trat ein. Wie wir in der Sachsen-anhaltinischen CDU-Fraktion, in der Thüringer CDU und auch bei David Berger sehen, wird stattdessen eher der Antisemitismus enttabuisiert. Der Zentralrat der Juden in Deutschland“ musste sich heftig gegen Annäherungen der CDU an die antisemitische AfD wehren. Weder konnte die CDU-Bundesvorsitzende Kramp-Karrenbauer den Antisemitismus-akzeptierenden Kurs von Teilen der CDU stoppen, noch will das offensichtlich der heutige Parteivorsitzende Laschet.

Antisemitismus ist aber genauso wenig wie Covidiotie eine Meinung, sondern falsch und gefährlich.

Die Meinungsfreiheit kann nur existieren, wenn man gleichzeitig gewisse Einschränkungen der Meinungsfreiheiten im Konsens akzeptiert. Dazu gehört, daß es natürlich nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt ist, zu Mord oder Gewalt aufzurufen.  Man darf eben nicht etwas laut sagen, das andere Menschen gefährdet.   Genau das passiert aber, wenn AfD und Teile der CDU/CSU kontinuierlich gegen Flüchtlinge agitieren. Primitive Xenophobe fühlen sich ermutigt; es passieren mehr Übergriffe, Anfeindungen und Brandanschläge. Es sterben Menschen. Kein rechtsradikaler Attentäter kommt von ganz allein auf die Idee Schwule, Schwarze oder Juden zu töten. Er wurde immer vorher von rechtsradikalen „Meinungen“ aufgehetzt und enthemmt.

Das gleiche Muster spielt sich bei der radikalen Querdenker-Szene ab. David Berger, Attila Hildmann und Co wettern tagtäglich voller Hass gegen Maskenpflicht, Corona-Impfungen und Kontakteinschränkungen.

Wer diese „Meinungen“ gehäuft konsumiert, wird gewalttätig, verübt in Sachsen Anschläge auf Impfzentren.

[….] Nach dem Brandanschlag auf das Corona-Impfzentrum in Treuen im Vogtland hat sich Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) entsetzt gezeigt. „Der Angriff auf das Impfzentrum ist abscheulich“, sagte Köpping am Mittwoch in Dresden. „Ich verurteile ihn ausdrücklich.“ In der Nacht zu Mittwoch hatten Unbekannte einen Brandanschlag auf das Impfzentrum in Treuen verübt und dabei Molotowcocktails geworfen. „Wer immer den Brandanschlag verübt hat, muss zur Verantwortung gezogen werden“, verlangte die Sozialministerin. „Andere Menschen und Gebäude anzugreifen, um die Impfkampagne insgesamt zu stören, ist nach meiner Auffassung ein krimineller Akt und gehört hart bestraft.“ Köpping stufte den Anschlag als „neue Eskalationsstufe“ ein, nachdem „schon mehrfach verbale Angriffe auf mobile Impfteams festgestellt“ worden seien. „Gerade in diesen Tagen erleben wir verstärkt Störversuche bei Impfaktionen der mobilen Teams“, schilderte Köpping. „Das ist völlig inakzeptabel.“ […..]

(Ärztezeitung, 15.09.2021)

Es ist wie beim Antisemitismus; „Querdenker“ sind keine harmlosen Menschen mit einer anderen Meinung, die es zu tolerieren gilt. Man muss sie bekämpfen. Nicht versuchen, sie zu verstehen.

[……] Das sanftmütige Verständnis für sie dominiert nun schon viel zu lange. Man hat es hier nicht mit "Sorgen der Menschen zu tun", sondern zum Teil mit organisierter Militanz. Es ist nicht zu akzeptieren, dass Wissenschaftler und Politikerinnen mittlerweile Polizeischutz gegen diese Szene brauchen. Gegenüber der Entschlossenheit von etlichen "Querdenkern" herrscht ein gefährlicher Mix aus Ignoranz und Toleranz, der Wahnvorstellungen in dieser Bewegung nur inspiriert. Besonders erschütternd sind Abgeordnete, die, wie Sahra Wagenknecht, Hubert Aiwanger und Alice Weidel, im Nebel des Ungefähren wandeln, als sei es unklar, ob die Krankheit ihrer Bekämpfung vorzuziehen ist.  Selbst nach diesem Tötungsdelikt bleibt es bei blassen Stellungnahmen aus der Ferne. In Fällen von migrantischer Kriminalität, von islamistischem Terrorismus oder linksextremer Gewalt markiert Innenminister Horst Seehofer gerne den harten Kämpfer, den Abschieber und moralischen Mahner. Doch im Kampf gegen diese rechte, radikale und gewaltbereite Bewegung ist nichts von ihm zu sehen oder zu hören.  [….]

(Nils Minkmar, 21.09.2021)

Daß der Unions-Superminister Seehofer seit vier Jahren de facto schwänzt, sich um nichts kümmert, sollte ebenfalls genug Grund sein, nicht Armin Laschet zu wählen.

[…..] Nun beklagt Seehofer, keines dieser vom Kabinett beschlossenen Vorhaben sei später, im Bundestag, durchgekommen. Das stimmt. Er sollte aber dazusagen, dass es seine eigenen Leute waren, die den Kampf gegen Extremismus aufhielten. Mal führten CDU und CSU die Ehre der Schützenvereine gegen ein neues Waffenrecht ins Feld, mal bekämpften sie Initiativen gegen rechts als Hort von linken Spinnern. Seehofer hat da nicht dreingeschlagen, ließ die Dinge laufen. Dafür sollte er nicht nur andere verantwortlich machen. Wer Fraktionssitzungen regelmäßig schwänzt, braucht sich nicht zu wundern, wenn die eigenen Abgeordneten nicht mehr steuerbar sind. Und wer so hartnäckig eine Studie über Rassismus in der Polizei ablehnt wie er, sollte nicht so tun, als sei er ein Vorkämpfer gegen rechte Gesinnungen. Der Innenminister hat das Problem viel zu spät erkannt. Den Preis zahlt heute das ganze Land.  [……]

(Constanze von Bullion, 22.09.2021)

Was passiert, wenn Armin Laschet und CDU mit einem der militantesten Covidioten in einem Werbespot auftreten?  Was passiert, wenn ein 49-Jähriger deutscher Sportschütze namens Mario N. im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein, auf Twitter die „Meinungen“ von militanten Covidioten konsumiert?  Wenn er die Twitterhetze des CDU-Rechtsextremisten Hans-Georg Maaßen, Julian-BILD-Reichelt, Erika Steinbach, AchGut, Vera Lengsfeld, Birgit Kelle, Boris Breitschuster, Epoch Times, Joachim Steinhoefel , Bernd Höcke und Tichys Einblick liest?
Er tötet einen 20-Jährigen Unschuldigen, der ihn bittet eine Maske aufzusetzen.

  […..] Nach einer tödlichen Attacke auf einen Tankstellen-Kassierer gehen die Ermittlungen gegen den 49 Jahre alten Tatverdächtigen weiter. Der Mann ist nach Angaben von Oberstaatsanwalt Kai Fuhrmann bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten. […..] Nach den bisherigen Ermittlungen hatte der 49-Jährige am Samstagabend den Verkaufsraum der Tankstelle ohne Maske betreten und zwei Sechserpack Bier auf den Tresen an der Kasse gestellt. […..]  Der Kassierer, ein Student, der als Aushilfe an der Tankstelle jobbte, habe den Mann erneut auf die Einhaltung der Maskenpflicht hingewiesen: Daraufhin zog der Täter die Waffe und erschoss den 20-Jährigen. Der Verdächtige habe dem Opfer "gezielt von vorne in den Kopf" geschossen, sagte Fuhrmann. Das Opfer sei sofort tot gewesen. […..]

(SZ, 21.09.2021)

Das passiert nicht im luftleeren Raum, sondern wenn der CSU-Innenminister nicht gegen Internethetze vorgeht, der CDU-Chef, Maaßen als CDU-Bundestagskandidat duldet und auch noch mit Querdenkern wirbt.

[….] Die Union schreit Linksrutsch, dabei warnen Expert*innen und Sicherheitsbehörden schon seit Monaten vor einer Radikalisierung der Querdenker*innen. Nun ist es passiert: Ein Mann wurde getötet. [….]

(Campact, 21.09.2021)

Armin Laschet hat dreifach Blut an den Händen.
Erstens weil er HS Maaßen duldet, zweitens weil seine Partei den Kampf gegen Querdenker und Verschwörungstheoretiker blockiert und drittens, weil er auch noch dem Covidioten-Hetzer Thomas Brauner in einem offiziellen CDU-Wahlspot ein Forum bietet.

[…..] Die Laschet-CDU hat einen neuen Wahlwerbespot mit Querdenker-Szenen veröffentlicht. In diesem Spot lobt sich Laschet dafür, dass er auch mit denen redet, "die eine kritische Haltung haben".  Bebildert wird dies mit einer Szene von einer Kundgebung Laschets. Auf dieser stürmte der prominente Querdenker Thomas Brauner die Bühne. Laschet deeskalierte die Situation durch einen kurzen Dialog. Das war in der Situation souverän. ABER: Jetzt wirbt Laschet mit dieser Szene und mit diesem Thomas Brauner im Video und rühmt sich dafür, den Dialog mit Menschen mit "kritischer Haltung" zu führen. Zu diesem Dialog hatte er auch schon alle anderen Parteien im Bundestag aufgerufen.

Mit wem schlägt Laschet den Dialog vor?  Der Mann im Video ist Thomas Brauner. Der ist nicht einfach ein Bürger mit kritischer Haltung, sondern eine Führungsfigur der Querdenker-Szene. Er rief auf einer Querdenken-Kundgebung offen dazu auf, die Masken abzunehmen und damit die polizeilichen Auflagen zu verletzen. […..] Brauner trat in Grimma bei einer Veranstaltung auf, die mit Bannern der rechtsextremen Gruppierung "Freies Sachsen" beflaggt war. Auf der Veranstaltung wurde Wahlwerbung für die rechtsextreme Partei "Dritter Weg" verteilt. […..] Den rechtsextremen "Volkslehrer" lud Brauner zum Abendessen nach einer Demo ein. […..]

Die CDU wirbt also im Endspurt des Wahlkampfes mit einer Figur mit öffentlich bekannter Nähe zur rechtsextremen Szene. Die CDU und Laschet rufen dazu auf, mit diesen Leuten in den Dialog zu gehen.

Dieser Aufruf weist in die absolut falsche Richtung. Laschet sind aus Angst vor dem Machtverlust offenbar alle Mittel recht geworden. [….]

(Erik Flügge, 21.09.2021)

Selbstverständlich sind Linke, SPD und Grüne entsetzt von Laschets erneuter Tuchfühlung zu Rechtsextremen. SHAME ON YOU, CDU!

[…..] Linke und SPD fordern Aus für CDU-Wahlwerbespot mit »Querdenker«-Szene. In einem Werbevideo lobt sich die CDU dafür, mit »Querdenkern« zu reden. Doch auch wegen des Anschlags in Idar-Oberstein gibt es heftige Kritik. Linke und SPD plädieren nun dafür, den Spot zurückzuziehen. […..]

(SPON, 22.09.2021)

[…..]  Zur Tat von Idar-Oberstein und Versäumnissen der Bundesregierung im Kampf gegen rechtsextreme Vernetzung und digitalem Hass erklären Konstantin von Notz, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender, Irene Mihalic, Sprecherin für Innenpolitik und Renate Künast, stellvertretendes Mitglied im Rechtsausschuss: […..] Seit langem weisen wir auf die zunehmende Radikalisierung und Vernetzung der „Querdenken“-Szene mit Rechtsextremisten, Antisemiten, Reichsbürgern und rechten Hooliganstrukturen hin. Die Bundesregierung hat es über Jahre verschlafen, unter Einbeziehung des großen Know-Hows der Zivilgesellschaft konsequent und ganzheitlich Strukturen zu analysieren und gegen sie vorzugehen.

In Kleinen Anfragen, Anträgen und Anhörungen haben wir immer wieder auf die Problematik hingewiesen. Entgegen eindringlicher Bitten aus der Zivilgsellschaft und unserer konkreten Vorschläge hat die Bundesregierung die Reform des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (NetzDG) wieder und wieder verschoben und sich stattdessen auf überbordende Überwachungsbefugnisse von Sicherheitsbehörden konzentriert, die schließlich vom Bundesverfassungsgericht kassiert wurden.

Als die Reform des NetzDG endlich kam, haben wir in einem Antrag gefordert, die Erweiterung des Gesetzes auf bisher unregulierte Messenger-Dienste wie Telegram oder Online-Gaming-Plattformen zu prüfen. Denn die haben sich schon seit Jahren zum Sammelbecken von Hass und Hetze entwickelt und seit Beginn der Corona-Krise dafür gesorgt, dass Menschen sich immer weiter radikalisieren.

Die Bundesregierung hat alle guten Vorschläge abgelehnt. […..]

(PM, die Grünen, 22.09.2021


 

Dienstag, 21. September 2021

Parallelreligion

Eins steht nach dem peinlichen NATO-Abzug aus Kabul schon mal fest.

Diejenigen, die dachten, man könnte diesmal vielleicht irgendwie mit den Taliban zusammenarbeiten, sie wären milder geworden, könnten 20 Jahren Frauenrechte nicht zurückdrehen und bräuchten außerdem so dringend Geld aus dem Westen, daß sie sich kompromissbereit zeigen müßten, haben sich gründlich geirrt.

Mädchen wurden bereits wieder aus den Schulen genommen, das Frauenministerium geschlossen und die Burka, das frühere Symbolbild der Taliban, wird allenfalls durch den saudi-arabischen Niqab ausgewechselt. Schwarz, statt schmutzig-hellblau, Augenschlitz statt Augengitter.

Schuld ist natürlich nicht der Islam – Millionen islamische Frauen sind völlig gleichberechtigt.  Alle Religionen – auch der Buddhismus – können scheußlichen Terror über die Gläubigen bringen.

Konservative deutsche Politiker mögen die Türkei nicht.  Vor allem wegen der Türken.  Die sind so rückständig. Frauen dürfen da nicht in der ersten Reihe der Politik mitmachen. In Deutschland wurde hingegen FRAU Merkel Kanzlerin.

(Das war im Jahr 2005 - also nur 17 Jahre nachdem im islamischen Staat Pakistan Benazir Bhutto Regierungschefin wurde und 12 Jahre nachdem in der islamischen Türkei Tansu Çiller Ministerpräsidentin wurde.)

(Wenn es mal etwas länger dauert, 14.07.2015)

Über Jahrhunderte war der Islam fortschrittlicher und toleranter als das grausame Christentum.

Es ist absurd, wie im Westen alle Muslime in Haftung für „den Islam“ genommen werden.

(….)    Aiman A. Mazyek, der Ober-Muslim-Funktionär in Deutschland, beklagt wie nicht anders zu erwarten, das falsche Licht, in das der „friedliche Islam“ gerückt werde und hat noch nicht mal völlig Unrecht.  Tatsächlich ist der Islam das Stiefkind der weltweiten PR.

Als Baruch Goldstein 29 muslimische Palästinenser tötete und 150 verletzte, sagte niemand, das läge am Judentum.

Als Timothy McVeigh in Oklahoma City rumbombte und 168 Menschen starben, sagte keiner, das Christentum sei schuld.

Für Islamisten werden hingegen gerne alle Muslime in Haftung genommen und das gnadenlos. (….)

(Jetzt kochen die Süppchen, 08.01.2015)

In Myanmar gehen Buddhisten extrem gewalttätig gegen muslimische Minderheiten vor – ohne daß darunter das positive Image des Buddhismus leidet.

Die Taliban sind genauso wenig wie Tansu Çiller der Islam, sondern stellen eine kulturelle Ausprägung des Islams dar, der ähnlich wie der Wahabismus bei unseren engen Verbündeten und Waffenbrüdern in Saudi Arabien, von einer tiefen Frauenfeindlichkeit geprägt ist.

Nach meiner Ansicht, sind Menschen generell schlecht. Sie neigen zu Grausamkeit und Unterdrückung der Schwachen. So hielten es alle Religionen und Urvölker mit Missgebildeten, Behinderten, Kranken, Schwachen, Kindern. So halten wir es heute noch mit Tieren.  Diese fundamental unsympathischen Züge des Homo Sapiens können entweder von Religionen aufgegriffen, gelenkt und benutzt werden, indem man Andersgläubige, Fremde, Frauen, Schwule, Atheisten hassen lässt, um die eigene Gemeinschaft zu stärken.  Oder sie können durch Zivilisation, Aufklärung und Humanismus abtrainiert werden.  Religionen, die alle eine „Wir sind besser als die“-Perspektive einnehmen, leben aber davon, andere Menschen als minderwertig anzusehen.                

Diesen Signature Move werden die Taliban natürlich ebenso wenig aufgeben, wie Ratzinger oder Bergoglio Frauen unter den Kardinälen akzeptieren. In allen Fällen werden Frauen als fundamental minderwertig angesehen.

Die daraus resultierenden Männerbiotope sollen angeblich die Frauen (vor den Männern) beschützen, schützen aber in Wahrheit eher die Männer. Sie können sich einerseits gefahrlos an den weitgehend rechtlosen Frauen vergehen. Andererseits werden verunsicherte, schwule oder dumme Männer natürlich vor der weiblichen Konkurrenz geschützt, können doppelt so viele Posten unter sich verteilen.

In diese Richtung argumentiert auch Prof. Dr. Uta Ranke-Heinemann im Gespräch mit dem „weißen Pferd“.

Redaktion:
Welches sind Ihrer Meinung nach die Wurzeln des sexuellen Missbrauchs an Kindern durch Priester?
Ranke-Heinemann:
Durch die Begünstigung der homosexuell Veranlagten verwechselt mancher junge Mann - in aller Unschuld - seine homosexuelle Veranlagung mit göttlicher Berufung. In keinem Beruf ist der Anteil der Homosexuellen so hoch wie im katholischen Klerus - und da wiederum: je höher in der Hierarchie, desto größer der Prozentsatz. 60 % des Vatikans sind homosexuell.
Redaktion:
Wieso werden die Homosexuellen begünstigt?
Ranke-Heinemann:
Das oberste Gebot der Priestererziehung lautet, besonders seit der Mönch Luther eine Nonne geheiratet und eine riesige Priesterheiratswelle ausgelöst hatte: »Kein Skandal mit Frauen.« Je höher man in der Kirchenhierarchie steigt, desto mehr wird man handverlesen. Da werden nur Leute genommen, bei denen man in diesem Punkt sicher ist. Bischöfe müssen eigens schwören: keine Frauenpriester, keine Priesterfrauen, keine Verhütung. Daran sieht man übrigens, zu welchem Zölibats-Credo das Christentum zusammengeschrumpft ist ...
Redaktion:
Warum will die Kirche den Zölibat nicht aufgeben?
Ranke-Heinemann:
Die Homosexuellen im Vatikan würden mit Abschaffung des Zölibats ihr ideales Biotop verlieren, darum halten sie mit Zähnen und Klauen an ihm fest. Wenn nämlich jetzt plötzlich die First Lady des Papstes den Kardinälen die Schau stehlen würde, dann käme dieses frauenlose, monosexuelle Terrarium durcheinander. Bisher ist es doch so: Alle Hirten sind Männer, alle Frauen sind Schafe. Dieses klare Oben und Unten wäre gefährdet.

Ratzi bei der Arbeit

Iman, Met-Gala 2021
Natürlich ermöglicht die Abwesenheit von Frauen aus den Zirkeln der Macht, sich die sonst angeblich so typisch weiblichen Vorzüge anzueignen.

Während bei Talibans, Vatinkanisten und Saudis die Frauen schlicht und einheitlich verschleiert sind, können die Männchen sich wie Paradiesvögel aufbrezeln, bunte, kostbare Gewänder tragen. Dadurch verschwulen sie auf natürliche Weise, weil sie sich gegenseitig mit ihren optischen Reizen triggern und Frauen ohnehin nicht greifbar sind.

Homohasser Erzbischof Haas

Wer auf der Kinsey-Skala nicht eine eindeutige Null ist, sondern zwischen 1 und 6 changiert, wird unter den Umständen seine Triebe unter Männern befriedigen.

So wie sich seit vielen Jahrhunderten Kardinäle in ihrer klinischen frauenfreien Umgebung mit Schminke, Schmuck, Parfüm und prächtigen Kleidern aufdonnern, beginnen nach der Wiedererlangung der Macht in Afghanistan auch die Taliban mit ihrer Reise in Richtung Drag-Race. Ohne Augen-Make-Up geht der Taliban nicht aus dem Haus.

[….] Viele Taliban haben Bart und tragen die traditionellen Shalwar-Kameez-Gewänder, sie posieren mit Waffen auf Pickups oder an Straßenecken. Wer den Kämpfern auf den Fotos etwas genauer ins Antlitz schaut, entdeckt vermutlich aber noch ein weiteres Merkmal, das viele von ihnen gemeinsam haben: den dunklen Lidstrich.  [….]  »Tragen die Taliban Schminke um die Augen?« Er verfolge das Drama in Afghanistan, und dabei sei ihm aufgefallen, dass einige »dieser Typen aussehen wie Kapitän Jack Sparrow«. Der Vergleich zu dem von Schauspieler Johnny Depp verkörperten Filmpiraten fällt tatsächlich öfter, wenn es um das Aussehen von Taliban-Kämpfern geht. In sozialen Netzwerken etwa. [….]

(SPON, 21.09.2021)


 

Es gibt sogar schon YouTube-Schmink-Tutorials von traditionellen muslimischen Männern für Männer.


Beim IS läuft es ähnlich. Natürlich ermorden sie offen schwule Männer. Aber hinter verschlossenen Türen stürzen sich die Lustgreise wie Kardinäle auf junge Messdiener.

[….] Subhi Nahas, a gay Syrian who escaped the country fearing for his life, and who in a history-making speech addressed the United Nations last year about LGBT persecution in Syria, told The Daily Beast that there were possible cultural reasons behind the murder of one young man and the reprieve of his older sexual partner, described as the teen’s “rapist” in some reports.  “A tradition in which adult males engaged in sexual pleasure with pre-pubescent boys--ghelman--including hermaphroditic boys, has existed before the creation of Islam," Nahas said. "Because these encounters didn't result in pregnancies, they became more commonplace after Islam had taken root." The descriptions of the 15-year-old’s relationship with the commander are contradictory: It has been variously described as a “sexual relation” and “rape.” How consensual or coercive the relationship was is unclear, as is the nature of the relationship between the older and younger man. [….] “They don’t call this relationship or [these] men ‘gay,’” said Nahas. “If a man has sex with another man, the two parties are the receptive one and the ‘inserter.’ If you’re the receptive party, you’re doomed. You’re seen as sodomized, someone has done this to you, you’re the abomination. If you’re the inserter, you are in control, you’re functional, you can reproduce.”  Nahas said the case was also puzzling: He had heard that while ISIS was sparing effeminate gay men “for the pleasure of older men,” the “masculine” men suspected of being gay were being killed. [….] “We have seen this type of hypocrisy in other so-called religious groups such as the Taliban. The horror is added to by the sense the 15-year-old was essentially raped and then murdered for his having been raped.”  [….]

(Daily Beast, 12.07.2017)


 

Montag, 20. September 2021

Regierung der Frommen

Der in Tübingen geborene  erzkatholische Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie I an der Universität München Prof. Dr. Armin Nassehi, ist ein Star seiner Branche. Seit über 20-Jahren wird der eloquente 61-Jährige mit Ehrungen überhäuft. Er gewann den IDIZEM-Dialogpreis in der Kategorie „Akademiker“ (2012), wurde von der Deutschen Gesellschaft für Soziologie für seine herausragenden Leistungen geehrt, bekam den Schader-Preis zugesprochen, war Fellow der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Nassehi ist Mitglied der „Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina“, des Bayerischen Ethikrates, des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft, des Expertenrates "Corona" der nordrhein-westfälischen Landesregierung und des Senats der Deutschen Nationalstiftung. Als Katholiban machte er sich aber insbesondere bei den deutschen Bischöfen beliebt. Daher wurde er Mitglied im Stiftungsrat der Katholischen Universität Eichstätt, sowie vom Hildesheimer Bischof Trelle zum Mitglied des Vorstands der Stiftung Forschungsinstitut für Philosophie Hannover ernannt.

Politisch interessant ist aber insbesondere Nassehis Mitgliedschaft im „Zentrum Liberale Moderne“ (LibMod), welches von dem Grünen Urgestein Ralf Fücks, Senator a.D. des Landes Bremen, geleitet wird.

Ihm stehen die ehemalige Grüne Par­la­men­ta­ri­sche Staats­se­kre­tä­rin Marieluise Beck, Alex­an­dra Gräfin Lambsdorff (die Witwe des FDP-Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff), die ehemalige FDP-Justizministerin Sabine Leu­theus­ser-Schnar­ren­ber­ger,  der ehemalige US-Botschafter John Kornblum, sowie die CDU- Landesministerin Karin Prien aus Armin Laschets „Expertenteam“ zur Seite.

Das LibMod betrachtet sich als transatlantische Denkfabrik, die antiliberalen und prorussischen Strömungen entgegentritt.

[…..] Der Kreml ist heute das Haupt­quar­tier einer anti­li­be­ra­len Inter­na­tio­nale, deren Netz­werke sich durch ganz Europa ziehen. Die Tren­nung der USA von Europa ist ein Lang­zeit­pro­jekt rus­si­scher Hege­mo­ni­al­po­li­tik, das mit anti­ame­ri­ka­ni­schen Res­sen­ti­ments in den euro­päi­schen Gesell­schaf­ten zusam­men­spielt. [….] Die West­bin­dung der Bun­des­re­pu­blik ist ein Stütz­pfei­ler euro­päi­scher Sicher­heit und Demo­kra­tie. Wer sie durch die Achse Berlin-Moskau erset­zen will, gibt die nor­ma­tive Grund­lage deut­scher Außen­po­li­tik auf.  […..]

(LibMod)

In dieser fromm-konservativen proamerikanischen Nassehi-Welt haben Säkulare, Linke und Sozialdemokraten nichts zu suchen. Die Grünen Chefs setzen auf FDP und CDU, um zukünftig eine bürgerliche Gesellschaft ohne sozialen Klimbim und Pazifismus zu erreichen. Ab ca 2018, als Robert Habeck und Annalena Baerbock Parteivorsitzende der Grünen wurden, konnten Fücks, Beck und Nassehi ihr Projekt Schwarz-Grün mit Rückendeckung des Parteivorstandes vorantreiben.

[…..] Armin Nassehis Vordenkerrolle ergab sich nämlich just zu der Zeit, als Robert Habeck und Annalena Baerbock gemeinsam den Parteivorsitz übernahmen. Als Stichwortgeber im Hintergrund wirkte das „Zentrum Liberale Moderne“ um Ralf Fücks und Marieluise Beck, in dessen Beirat Nassehi sitzt. Vorbereitet wurde hier das lagerübergreifende Projekt einer schwarz-grünen Koalition im Bund, wohl wissend, dass die Mehrheit der Grünen-Mitglieder das nicht wollten. Der grünen Partei war dabei jene Funktion zugedacht, die in den Nachkriegsjahrzehnten die FDP erfüllt hatte: zuverlässig für bürgerliche Mehrheiten zu sorgen.   Nassehi begründet das höchst elegant. An der Seite der Grünen, sagt er, solle sich der ausgezehrte Konservativismus erneuern: „Ich denke, dass die entscheidende strategische Partnerschaft für das Experiment einer Politik der Bündnisse mit unterschiedlichen Logiken am ehesten mit der Union möglich ist, auch weil das das eigentliche Thema eines modernen Konservativismus sein müsste.“ Der kluge Christdemokrat Norbert Lammert, bis 2017 Präsident des Deutschen Bundestages, holte Nassehi daraufhin als Fellow zur Konrad-Adenauer-Stiftung.  Der schwarz-grüne Plan schien zeitweise unausweichlich und wäre wohl auch aufgegangen, hätte es nicht fünf, sechs Wochen vor der Bundestagswahl diesen abrupten Absturz der Unionsparteien (und der Grünen) gegeben. […..]

(Wolfgang Michal, Der Freitag, 37/2021)

Es hätte so schön sein können mit Baerbock-Laschet-Habeck-Söder-Özdemirs schwarzgrüner Traum-Regierung. Da aber beide Kanzlerkandidaten dieser oliv-bürgerlichen Konstellation von Panne zu Panne stolperten, während der SPD-Profi Olaf Scholz zuverlässig wie ein Uhrwerk funktioniert, dürfte Schwarz-Grün keine Mehrheit bekommen.

Für den frommen Nassehi, den frommen Laschet, das Kirchenmitglied Baerbock ist es aber ein Alptraum, von einem Bundeskanzler Scholz geführt zu werden, der die Religioten jetzt schon zur Weißglut bringt, indem er in Aussicht stellt, wie vor ihm Gerhard Schröder, den Amtseid ohne die Gottesformel schwören zu wollen.

Scholz ist intelligent und wie die meisten schlauen Menschen, die als Kind getauft und konfirmiert wurden, trat er als erwachsener Mann aus der Kirche aus.

[…..] Der SPD-Kanzlerkandidat, Bundesfinanzminister Olaf Scholz, würde im Falle eines Wahlsieges seinen Amtseid ohne den Zusatz „So wahr mir Gott helfe“ ablegen. Das sagte er in einem Interview mit „Bild am Sonntag“ (Ausgabe vom 19. September). Er habe diesen Zusatz noch nie bei einem Amtseid gesprochen.   Auf die Frage „Woran glauben Sie?“ antwortete der Politiker: „Dass wir Menschen füreinander verantwortlich sind. Dass wir gegeneinander gerecht sein müssen. Nennen wir es Solidarität oder Nächstenliebe. Diese Werte des Christentums prägen mich sehr.“  Scholz würde im Falle eines Wahlsieges der erste konfessionslose Bundeskanzler in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Er ist evangelisch getauft, aber aus der Kirche ausgetreten.  […..]

(Idea, 19.09.2021)

Den Kirchenfreunden Baerbock und Laschet, Kathrin Göring-Kirchentag und Brinkhaus gefällt das gar nicht.

Baerbock stellt sich angesichts der Umfragen in den letzten Tagen vor der Wahl öffentlich näher an Scholz – wohlwissend, daß im Gegensatz zu den Grünen Parteimitgliedern und Funktionären, viele Grüne Wähler ebenfalls lieber eine SPD-FDP-Grüne Ampel als Jamaika hätten.

Union und Grünen-Führung geben aber ihren Traum von Jamaika noch nicht so schnell auf und so wird heute in den konservativen Blättern Focus und Merkur von einem geheimen schwarz-grünen Deal orakelt.

Auch wenn Olafs Scholz und die SPD am Sonntag deutlich stärkste Kraft werden sollten, möge sich Baerbock für eine Jamaika-Koalition entscheiden und Wahlverlierer Laschet zum Kanzler wählen. Christian Lindner ist ohnehin mit im Boot, schließt eine klassische Ampel nahezu aus, umwirbt Grüne und CDU. Baerbock und Habeck bräuchten aber ein starkes Argument, um die Grüne Basis von Laschet zu überzeugen.

Hier kommt der fromme SPD-Bundespräsident Steinmeier ins Spiel, der sich selbst für eine zweite Amtszeit beworben hat. Die Wahl steht am 13.02.2022 an, wird also eine der ersten großen Entscheidungen der neuen Bundesregierung sein. Ein Bundeskanzler Scholz würde sich selbstverständlich für seinen Parteifreund einsetzen.

Die CDU bietet nun angeblich den Grünen Steinmeiers Kopf als Brautgeschenk, um sie ins Koalitionsbettchen zu locken.

[……] Laut Focus will die CDU jedoch selbst dann noch einen Kanzler Scholz verhindern. Der laut Bericht konkrete Plan soll eine Jamaika-Koalition mit Grünen und FDP vorsehen. Die Grünen will man mit dem Bundespräsidialamt zufriedenstellen, denn die Partei um Spitzenkandidatin Annalena Baerbock neigt vermeintlich eher zum Bündnis mit den Sozialdemokraten. Als mögliche Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin gilt Katrin Göring-Eckardt. Auch die FDP wäre demnach dazu bereit, die Grünen-Politikerin zu unterstützen. […..]

(Merkur, 20.09.2021)

Die ultrafromme Theologin Göring-Eckardt wäre ein Coup für die Grünen. Erste Frau und erste Grüne im höchsten Amt. Damit könnte Baerbock die eigene Basis überzeugen. Für Laschet wäre es eine Genugtuung, nachdem ihm ausgerechnet Steinmeier so furchtbar schlecht bei der Flutkatastrophe aussehen ließ.

Die FDP könnte sich dafür feiern lassen, die SPD aus dem Kanzleramt gehalten zu haben und bei den Grünen im Vorstand des „Zentrums Liberale Moderne“ würden die Sektkorken knallen.

Wer einen Bundeskanzler Laschet verhindern will, muss also unbedingt SPD wählen und darf nicht riskieren, mit einer Stimme für die Grünen den Aachener Lügner überhaupt erst ins Amt zu befördern.

Sonntag, 19. September 2021

Triell 3

Zum Glück habe ich jede Menge Reich-Ranicki-Quartetts auf VHS aufgezeichnet und meine Videorekorder behalten. Ich vermisse die Sendung so sehr. Die Nachfolger sind nur sehr schwache Abklatsche, die ohne die Persönlichkeit MRR mit seinem gewaltigen Wissen nicht funktionieren.

Karasek und Reich-Ranicki waren beide Sigrid Löffler in herzlicher Abneigung verbunden. Die heute 79-Jährige k.u.k.-Österreicherin wußte sich aber durchaus zu wehren und da die beiden Herren nie an ihrer Qualifikation zweifelten, ergab diese Männer-gegen-Frau-Konstellation einen spannenden zusätzlichen Twist.

Es war also in erster Linie eine Provokation gegen die von Löffler vorgeschlagenen Bücher, wenn MRR verkündete, er möge keine Bücher, in denen sich der Autor hinter einem Kind verstecke. Romane mit kindlichen Ich-Erzählern überließen dem Ungebildetsten die Perspektive und er, MRR, möge lieber intelligent unterhalten werden. Die daraus folgende Diskussion nachzuerzählen, führt zu weit.

Aber mir geht es so mit Wahlkampfsendungen.

Duelle, Trielle, Townhalls, Arenen – für mich ist es immer die denkbar ödeste Perspektive, wenn man die immer noch unentschlossenen „ich weiß nicht so genau“ – „mir gefallen die alle irgendwie nicht“ – „vielleicht wähle ich gar nicht“ –Bürger in Straßenumfragen und Publikum das Wort erteilt. Wozu muss man Anti-Impf-Clowns und Informationsferne, welche die Kandidaten kaum den Parteien zuordnen können, vorführen und mir damit kostbare Lebenszeit rauben?

Natürlich verstehe ich die Parteistrategen: Bei einem hohen, vermutlich über 50%-Briefwahlaufkommen, die alle schon abgestimmt haben und darüber hinaus vielen ebenfalls fest entschlossenen Wahltag-Wählern, kann man wenige Tage vor der Wahl keine qualitativen Verschiebungen erreichen. Als stürzt man sich auf die wenigen tatsächlich noch Schwankenden, deren Stimmen noch zu bekommen sind.

Für 90% der Zuschauer diminuiert dadurch aber das Niveau. Das ist so, als ob im Hauptstudium  Gentech-Immunglobulin-Vorlesung zu sitzen, wenn sich drei Grundschüler ins Auditorium verirrt haben und der Professor seine gesamte Zeit damit verbringt, ihnen in einfachsten Worten zu erklären, was ein Atom ist.

Ich interessiere mich nicht für Kinderfragen an Laschet und habe wenig Geduld dafür, die immer gleichen simplen Kernbotschaften aufgesagt zu bekommen. Deswegen muss ein Triell nicht langweilig sein. Man sollte aber zumindest bei drei Triellen die Themenkomplexe vorgeben, damit sich nicht alles wiederholt und oberflächlich bleibt.

Zwei Stunden ARD/ZDF-Triell zur Außen- und Sicherheitspolitik, 2 Stunden RTL/NTV-Triell zu Klima und Digitalisierung und schließlich noch mal die gleiche Zeit bei Sat1/Pro7/Kabel1 für Sozialpolitik und Finanzen.

Man könnte alles vertiefen und vielleicht etwas anderes herausfinden, das für die Eignung als Kanzler:in wichtig ist. Wie verhält sich ein Kandidat, der argumentativ unter Druck gerät, ist er gedanklich schnell und intelligent genug, sich zu behaupten?

Einer konservativen Show- und Klamauk-Sendergruppe ohne Nachrichtenkompetenz wie Pro7, sollte man aber besser gar kein Kanzler-Triell kurz vor der Wahl anvertrauen. Es geht gleich lächerlich schlecht los: Die Menschen wären alle so unentschlossen und dazu Straßenumfragen, in denen die Dümmsten der Deutschen erklären, sie könnten die Kandidaten nicht unterscheiden, die Programme wäre alle gleich. Ganz offensichtlich sagt das einer, der die Programme nicht gelesen hat und SAT1 sendet das im O-Ton.

(….)  Jeder sozial denkende und politisch interessierte deutsche Wähler ist in der Lage mit Hilfe der Umfragen, die eine vage Aussicht auf das Ergebnis bieten, eine taktische Wahlentscheidung zu treffen. Schlimmstenfalls muss er das geringste Übel wählen. Aber auch das ist angesichts von Kandidaten wie Laschet und Lindner eine sehr leichte Übung.  Was aber nicht geht, ist vier Jahre die Augen zu verschließen, das enorme parteipolitische Spektrum zu ignorieren, die unendlichen Möglichkeiten sich einzubringen außer Acht zu lassen und dann zwei Wochen vor der Bundestagswahl zu jammern, sie hätten lieber andere Kandidaten als Scholz, Laschet und Baerbock.

Dafür ist es wahrlich zu spät und wer sich über Jahre nie selbst in die Politik einbringt, hat sein Recht verwirkt, sich über diejenigen zu beklagen, die es tun. (….)

(Wahlen haben Konsequenzen, 05.09.2021)

Immerhin treibt Linda Zervakis Armin Laschet beim Mindestlohn in die Ecke; es wird eine sehr peinliche Situation für den lügenden CDU-Chef, der 10 Millionen Menschen, die unter dem Mindestlohn verdienen, eine Verbesserung verweigern will. Scholz macht eine sehr gute Figur; zusammen mit Baerbock fordert er 12 Euro Mindestlohn. Laschet rudert eine Viertelstunde hilflos herum, ohne erklären zu können, wieso er das kategorisch ablehnt.

Wie immer, wenn Laschet in die Enge getrieben wird, lügt er dreist, behauptet ‚wenn wir Steuern entlasten, dann bei kleinen und mittleren Einkommen‘. Das diametrale Gegenteil ist der Fall. Die CDU will mit dem Soli-Wegfall für die 10% der Topverdiener, 30 Milliarden Euro an die Superreichen verteilen.

[….]  Ich zitiere hier mal aus dem Handelsblatt, das Armin Laschet gerade zitiert hat: "Die Steuerpläne von Union und FDP würden dagegen die Einkommensungleichheit im Land erhöhen. „Gutverdienende profitieren bei den Plänen von Union und FDP vor allem von der vollständigen Abschaffung des Solidaritätszuschlags“, sagt Ifo-Forscher Maximilian Blömer." [….]

(Christian Stöcker, 19.09.2021)

Immerhin, der Grünen reicht es nun mit Flunker-Armin.

Baerbock ruft: „Können sie mal bei den Fakten bleiben?“

[…..] Oha, das war ein übler Stolperer von Laschet: "Ich hab' nicht verstanden..." - und schon nehmen ihm Baerbock und Scholz den Ball ab.  […..]

(Stefan Kuzmany, 19.09.2021)

Katastrophale Gesprächsführung SAT.1-Moderatorin Claudia von Brauchitsch, die bis 2018 CDU-Mitarbeiterin nah bei Kanzlerin Merkel war und das CDU-TV machte. Sie gibt Laschet erheblich mehr Redezeit und befragt zum Thema „Clan-Kriminalität“ – dem Thema, mit dem sie die CDU gut aussehen lassen will – erst Laschet, dann kurz Baerbock und läßt Scholz gar nicht antworten.

[…..] Ich habe auch gerade an meiner eigenen Wahrnehmung gezweifelt. Baerbock soll sich kürzer fassen, weil Laschet am längsten geredet hat? […..]

(Stefan Kuzmany, 19.09.2021)

 […..]  "Wird Ihnen da jetzt schon warm?" - ernsthaft? Meine Güte. Das ist nun wirklich kein Thema für Witze mehr. […..] Meine Güte. Das kann doch nicht wahr sein. Jetzt stimmen die Uhren, aber die Moderatorin kann sie nicht lesen? […..]

(Christian Stöcker, 19.09.2021)

Scholz ist aber viel zu souverän, um sich aufzuregen, setzt gezielte Treffer, als er beispielsweise Baerbocks allgemeine Klima-Attacke gegen die „Groko“ mit dem Verweis auf Baden-Württemberg kontert. Dem einzigen Bundesland mit einem grünen Regierungschef. Dort wurden wenig Windkraftanlagen gebaut; nebenan, im kleineren, aber rot regierten Rheinland-Pfalz dafür umso mehr.

Laschet redet sich um Kopf und Kragen als er ernsthaft behauptet, das Verbrennungsmotor-Aus bis 2030 bedeute, alle Ingenieure in der Autoindustrie stellten die Arbeit ein. Das ist natürlich hanebüchener Unsinn. Das gleiche Gejammer gab es bei der Verpflichtung zum Katalysator oder dem FCKW-Verbot. So entstanden aber erst die Innovationen. Baerbock erweist sich schlagfertig, erklärt, wie das FCKW-Verbot dazu führte, bessere neue Kühlschränke zu bauen und zu exportieren. Tatsächlich schloss sich auch das Ozon-Loch. Beide Moderatorinnen lassen Laschet aber mit seiner tolldreisten Lüge vom Haken.

[…..] Ab 2030 sollen  in Manchester, Birmingham, Oxford, London, Kopenhagen, Oslo, Mailand, Rom, Amsterdam, Rotterdam, Utrecht, Den Haag und Barcelona keine neuen Verbrenner-PKW mehr fahren dürfen.  Realitätscheck: Island, die Niederlande, Irland, Slowenien, Schweden und Dänemark verbieten Verbrenner ab 2030. Norwegen ab 2025, Großbritannien ab 2035. Diese Debatte über ein "Verbrennerverbot" in Deutschland ist ungefähr so sinnvoll wie die über das angeblich Freiheit unbotmäßig einschränkende Tempolimit.  […..]

(Christian Stöcker, 19.09.2021)

So kurz vor der Wahl bin ich als Sozialdemokrat zufrieden. Dieser lahme Laschet hat sicher keinen Stimmungsumschwung bewirkt.

Die Forsa-Umfrage nach dem Triell erklärt erwartungsgemäß Olaf Scholz zum Sieger.

[…..] Laut Forsa haben 42 Prozent Olaf Scholz vorne gesehen. Armin Laschet kommt auf 27 Prozent, Annalena Baerbock kommt auf 25 Prozent. Damit gewinnt Olaf Scholz auch das dritte TV-Triell. Ein eindeutiges 3:0. […..]

(Der Westen, 19.09.2021)

Auf Sat1 plappern unterdessen weitere ausgesprochene Politlaien darüber, wie ungebildet sie sind und demonstrieren wie ungeeignet sie als Triell-Analysten sind. Sie wissen irgendwie immer noch nicht, wen sie wählen sollen. Bis auf den Focus-Rechtsaußen SPD-Hasser Jan Fleischhauer, dessen Ansichten so überraschend sind, als ob man Donald Trump nach seinen eigenen Fähigkeiten als US-Präsident befragt. Unnütz.

Samstag, 18. September 2021

Die spinnen, die Wahlberechtigten.

In der nicht repräsentativen MoPo-Tagesumfrage von heute erklären 85% der Leser, auf keinen Fall das dritte Triell gucken zu wollen.

Die Einschaltquoten der Wahlsendungen sacken ab und in den sozialen Medien herrscht der allgemeine Tenor, man habe nun wirklich genug vom Wahlkampf.

Stolz erklärt der Urnenpöbel, sich gar nicht mehr mit dem Thema zu beschäftigen.

Wieder einmal sehe ich die Sache radikal anders als die übergroße Mehrheit. Ich finde es großartig.

In 72 Jahren Bundesrepublik wurde bei einer Bundestagswahl nur ein einziges mal eine Bundesregierung vollständig abgewählt. Das war 1998, als CDU, CSU und FDP den Karren so tief in den Sumpf gefahren hatten, daß selbst die konservativen Deutschen nach 16 Jahren nicht noch mal Helmut Kohl wählen wollten. Zudem stand mit Gerhard Schröder und Joschka Fischer eine außerordentlich attraktive Alternative zur Wahl; beide waren begnadete Wahlkämpfer.

Bei allen anderen Bundestagswahlen trauten sich die teutonischen Hasenfüße keinen vollständigen Wechsel zu wählen, holten immer mindestens eine Partei aus der vorherigen Regierungskoalition in die neue Regierung.  Kontinuität ist ein deutscher Fetisch.

Kontinuität muss nicht schlecht sein, wenn man zufällig einen guten Amtsinhaber (Schmidt, Schröder) hat, der sich schon ein paar Jahre bewährt hat.

Wenn es aber schon 14 oder 16 Jahren waren (Adenauer, Kohl, Merkel), die Kanzlerpartei programmatisch vollständig so ausgewrungen ist, daß noch nicht mal der Kanzlerkandidat auf Nachfrage irgendwelche Punkte nennen kann, weswegen man ihn wählen sollte, darf man nicht auf Kontinuität setzen.

Ich habe keine eindeutige Meinung zum Thema Amtszeitbegrenzung.  Sie wäre besonders in autokratischen Staaten wichtig, Belarus oder Iran. In echten Demokratien kann es auch zu Katastrophen führen, wenn ein guter, agiler, junger Präsident wie Bill Clinton durch GWB ersetzt wird. Eine dritte Obama-Amtszeit wäre unter Garantie besser als Trump gewesen.

Angela Merkel ließ nicht etwa in den letzten Amtsjahren nach, sondern zeigte von Beginn an nie die Verve und den Einsatz, die Probleme, die sie teilweise immerhin benannte, dann auch anzupacken.

Klimakanzlerin nannte sie sich 2007, ließ dann das Thema sang- und klanglos fallen. Genauso war es beim Thema Beziehungen zu Russland, EU-Reform, Bildungssystem, gemeinsame Sicherheitspolitik, Asylsystem, Türkei und Afghanistan. Sie sprach das alles mal an, sah aber bald große Probleme und Widerstände auf sich zukommen, also ließ sie die Themen wieder fallen, duckte sich weg.

Wäre sie nach zwei Amtsjahren zum Verzicht gezwungen worden, hätten wir möglicherweise 2013 Peer Steinbrück als Kanzler bekommen und der ist keiner, der Konfrontationen ausweicht oder Probleme liegen lässt.

Immerhin, das muss ich Merkel lassen, ist sie nicht ganz so egoman-vertunnelblickt, wie Helmut Kohl, der sich nach 16 Jahren als Bundeskanzler für so großartig hielt, daß er nicht zu ersetzen wäre. Das stellte sich für die SPD als Glück heraus; Schröder hatte 1998 gegen Kohl bessere Chancen als er gegen Schäuble gehabt hätte.

Merkel ist nun nach 72 Jahren Bundesrepublik die erste Kanzlerin, die unbesiegt aus dem Amt geht. Einen Wahlkampf ohne einen kandidierenden Amtsinhaber gab es zuletzt 1949. Das beschert uns einen sehr neuen und spannenden Wahlkampf, der aufgrund des volatileren Wähler-Verhaltens auch noch mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Regierungskoalition ergeben wird, die es ebenfalls in 72 Jahren noch nie gab.

Es gibt weitere Kuriositäten.

Ausgerechnet der legendär geschlossene Kanzlerwahlverein CDU/CSU, dessen Mitglieder obrigkeitshöriger als die aller anderen Parteien sind, hadert mit dem eigenen Kandidaten.

Vorgestern besuchte Armin Laschet das Bundesland Hamburg, in dem die CDU zuletzt 11% erreichte und dessen Landesvorsitzender Ploß nicht nur ein strammer Rechtsaußen ist, sondern der beim Kampf um den Parteivorsitz intensiv für Merz und beim Kampf um die Kanzlerkandidatur intensiv für Söder warb. Ploß kann Laschet nicht ausstehen und umgekehrt scheint es ähnlich zu sein. Der Hamburger CDU ist der eigene Kanzlerkandidat so peinlich, daß er nirgends plakatiert wird.

[…..] Sie könnten jetzt zusammenstehen und nach all dem Ärger noch mal ihre Kräfte mobilisieren. Die Machtkämpfe ruhen lassen und nach vorne schauen auf die Bundestagswahl. Schließlich sind es nur noch wenige Tage bis dahin. Doch was macht die CDU? Übt sich lieber weiter in Selbstzerfleischung. Auf offener Bühne leben die Wahlkampf-Protagonisten ihre Eitelkeiten und Befindlichkeiten aus – subtil vielleicht und doch deutlich erkennbar für den Beobachter. Da behandelt Kanzlerkandidat Armin Laschet Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß schon mal wie Luft – der wiederum schafft es nicht einmal für wenige Minuten, glaubhaft Euphorie für seinen Frontmann vorzugaukeln. Die CDU ist zum Wahlkampfende völlig am Ende, das ist auch beim Laschet-Besuch in Hamburg deutlich geworden. Angela Merkel hinterlässt nach ihren 16 Jahren Kanzlerschaft eine Truppe ohne Kompass und ohne Teamgeist. Die Union ist im Wahlkampf 2021 intern endgültig zum Haifischbecken geworden. Und obwohl es neun Tage vor der Wahl so knapp ist, ahnt man: Das wird nix mehr für Armin Laschet und die Christdemokraten. Denn selbst in den eigenen Reihen haben ihn einige doch längst aufgegeben. Kaum ein Wort zu Christoph Ploß. Keine warme Begrüßung, kein Wort zur Politik des jungen Parteikollegen von der Elbe. Als Armin Laschet um kurz vor elf die Bühne betritt, würdigt er den Hamburger CDU-Chef keines Blickes. Wer sich die Misere der Christdemokraten im Rennen ums Kanzleramt gut eine Woche vor der Wahl noch einmal vor Augen führen will, der kann das an diesem Vormittag hier tun – in einem Hotel am Tierpark Hagenbeck. […..]

(Mopo, 16.09.2021)

Verglichen mit den CDU-Chaoten wirkten die Grünen Anfang des Jahres wie ein Hort des Disziplin, wurden in Umfragen so stark, daß Annalena Baerbock als Kanzlerin gehandelt wurde. Dann aber kam eine für den Zuschauer faszinierende Pannenserie, die alle demoskopischen Zahlen auf dem Kopf stellte. Die Spiegel-Titelgeschichte von heute:

[…..]  So verpatzten die Grünen ihre Chance aufs Kanzleramt:

Die fatalen Fehler der Annalena Baerbock

Platz eins war möglich, dann kam der Absturz. Die Grünen haben mit ihrem schlampigen Wahlkampf den Sieg verspielt – und noch viel mehr. [….]

(DER SPIEGEL 38/2021, 17.09.2021)

Verkehrte Welt, nun ist es ausgerechnet die notorisch zerstrittene SPD, die geschlossen und diszipliniert hinter ihrem Kandidaten steht. Die vermeidlich so linken Kühnert, Esken und Nowabo werfen sich jeden Tag ins Zeug für Olaf Scholz. Es ist ein faszinierender Wahlkampf, der durchaus die Möglichkeit bietet, die CDUCSU in die Opposition zu schieben. Der größte Unsicherheitsfaktor sind die Grünen, die sich auch heute wieder heftig von der Linkspartei absetzen und demonstrativ mit der FDP kuscheln. Daher hoffe ich auf ein möglichst schwaches Grünen- und ein möglichst starkes SPD-Ergebnis. Umso schwerer wird es für Baerbock, den Wählerwillen als ein Votum für Laschet umzuinterpretieren.

Flöge die Union aus der Regierung, wird aber nicht nur spannend, wer die neuen Minister sein werden, sondern auch, wer der neue starke Mann in der CDU wird. Armin Laschet wird bei einem sehr schwachen Ergebnis, welches die CDU das Kanzleramt kostet, sicherlich den Sündenbock spielen müssen und mit Asche auf seinem Haupt in Rente gehen müssen. Schon jetzt wetzen sie in der CDU die Messer. Wer bekommt Brinkhaus‘ Job?

[…..] Denn ohne Kanzleramt und Ministersessel würde auf einen Schlag der Fraktionsvorsitz zum einzigen Posten von Wert. Offiziell ist das Thema tabu. Hinter vorgehaltener Hand nicht. Zwischen erster Prognose am Sonntag und dem Dienstagabend liegen nur 48 Stunden. Wer eine Niederlage für sich nutzen will, plant besser für den Fall der Fälle vor. [….]

(Robert Birnbaum, Tagesspiegel, 15.09.2021)

Und wer wird neuer Parteivorsitzender?

Merz, Röttgen und Spahn wollen gern, dürften aber alle an internen Widerständen scheitern.