Mittwoch, 27. Mai 2020

Wann platzt ihm der Kopf?

Wenn sich linke, liberale, seriöse Medien über Trump echauffieren, wenn Bürgerrechtler wieder einmal wütend auf einen von weißen Polizisten totgeschlagenen Schwarzen reagieren, wenn im deep blue state New York Tausende an Corona sterben, ist das dem US-Präsidenten herzlich egal.
Diese Personen würden ihn ohnehin nicht wählen, nützen ihm also nichts und sind in Trumps primitiv-manichäischer Weltsicht also wertlos.

Er hat niemals auch nur so getan, als ob ihn das Wohl aller Amerikaner interessiert.
Trump ist die Inkarnation des Spaltpilzes. Er hasst mindestens 50% seiner Untertanen wie die Pest. Immerhin in diesem einen Punkt lügt der 19.000-fache Lügner ausnahmsweise nicht, sondern lässt seinen blanken Hass auf Frauen, auf Nichtweiße, auf Arme, auf Einwanderer, auf Intellektuelle, auf Liberale, auf Künstler, auf Anständige, auf Demokraten, auf Medien, auf Schriftsteller freien Lauf. Der Mann setzt sich nicht heimlich nach Dienstschluss im Kreise seiner Mitverschwörer die weiße KKK-Kapuze auf, sondern posaunt sein vulgär-faschistisches Weltbild jeden Tag dutzendfach, manchmal hundertfach an seine 80 Millionen Twitter-Follower heraus, bis selbst dem extrem langmütigen Twitter-Chef Jack Dorsey die Ohren schlackerten, weil er befürchtete die exrtemen Lügen seines prominentesten Kunden könnten das Image und den Wert seiner Plattform gefährden. 


[……] Trumps Abhängigkeit vom Applaus und der Angst in seiner 80-Millionen-Follower-Blase, sein süchtiges Kommunikationsgebaren, sein Paralleluniversum mit dem blauen Vögelchen - all das musste den Gang des Trumpischen gehen und verbrennen im sengenden Irrsinn des Mannes an der Spitze der USA.
[……] Da ist eine schiefe Ebene entstanden, deren Gefälle nun der Fall Trump zeigt: Zu mächtig ist der Mann, als dass man seinen Missbrauch des Mediums nicht nur anprangern, sondern auch schlicht löschen könnte. Free speech - das ist eben auch die Freiheit, einen Moderator als Mörder bezeichnen zu können oder fröhlich Lügen zur Briefwahl zu verbreiten. Freilich traut sich Twitter durchaus, weniger gewichtige Kunden gar zu sperren - und tappt nun in eine Glaubwürdigkeitsfalle, in der ein Kommunikationsunternehmen eigentlich nicht überleben kann. […..]

Wenn Trump hingegen einfach nur zur Gewalt anstiftet, gegen Minderheiten hetzt und bösartigste Verleumdungen, haltlose Mordanschuldigungen in die Welt setzt, lässt Twitter ihn gern gewähren.


[……] Am Dienstag erst weigerte sich Twitter, sagenhaft geschmacklose Trump-Tweets zu löschen. Darin verdächtigt der Präsident den bekannten Moderator der MSNBC-Sendung "Morning Joe", eine frühere Mitarbeiterin ermordet zu haben. Natürlich ohne jeden Beleg. Der Witwer der verstorbenen Frau hatte Twitter-Chef Jack Dorsey eindringlich gebeten, die für ihn schwer erträglichen Tweets aus dem Netz zu nehmen. Trump habe sich etwas genommen, "das ihm nicht gehört - die Erinnerung an meine tote Frau", schreibt er. Trump versuche, den Tod seiner Frau in einen "politischen Vorteil zu pervertieren".
Twitter reagierte mit einem Statement. Es tue dem Unternehmen sehr leid, wenn diese "Aussagen und die Aufmerksamkeit, die sie auf sich ziehen, der Familie Schmerzen bereiten". Mehr aber auch nicht. Die Tweets bleiben weiter abrufbar. […..]

Als klassischer Soziopath ist er dabei nicht nur unfähig Empathie zu empfinden, sondern sogar unfähig Mitgefühl zu simulieren, wenn Dutzende, Hunderte, Tausende, Myriaden, oder 100.000e Amerikaner durch Hurricanes, Mass-shootings, Corona, PTBS-Suizide oder Opioide sterben.

Es interessiert ihn einfach nicht.

[……] Die Zahl der Corona-Toten in den USA wird in dieser Woche die Marke von 100 000 überschreiten. Dass Donald Trump lieber golfen geht, statt ihrer zu gedenken, zeigt, wo seine wahren Prioritäten liegen.
[……] Es gibt einige grobkörnige Aufnahmen, die Trump dabei zeigen, wie er in einem Golfcart über den Platz düst, wie er, natürlich ohne Maske, ein paar Bälle schlägt und ganz selbstverständlich den gebotenen Mindestabstand zu seinen Mitspielern nicht einhält. Deutlicher konnte er kaum ausdrücken, dass ihn das Leid der Nation nicht berührt. [……]

Einheit und Zusammenhalt sind jedoch das Gegenteil von dem, was Trump will. Er ist der Präsident der Spaltung. Wer nicht zu hundert Prozent auf seiner Seite steht, ist gegen ihn und wird bekämpft. [……]
Wenn er am Samstag und am Sonntag nicht golfte, setzte er Tweets ab, die selbst für seine Verhältnisse erschütternd waren. Trump machte sich über das Gewicht und die Zähne von demokratischen Politikerinnen lustig, er verbreitete den Tweet eines Fans, der Hillary Clinton als Prostituierte bezeichnete, er insinuierte, ohne Grundlage, dass ein TV-Moderator vor knapp 20 Jahren eine Mitarbeiterin ermordet haben könnte, und er log, dass die Corona-Zahlen im ganzen Land rückläufig seien. Das alles, wohlgemerkt, an diesem besonderen Wochenende vor dem Memorial Day. Es wirkte, man muss das so deutlich sagen, komplett durchgedreht. […..]

Bizarrerweise ist Trump neben dieser extremen Dickhäutigkeit, die es ihm unmöglich macht das Leid anderer zu begreifen, gleichzeitig umso dünnhäutiger, wenn es um sein Selbstwertgefühl, sein Geld, seine Wahlchancen, sein Ansehen geht.
In einer grotesken Bestätigungssucht fühlt er sich immer viel zu wenig gelobt und rastet vor der gesamten Weltöffentlichkeit fast täglich so dermaßen aus, daß vom Timbuktu bis Kathmandu jedem Kind klar ist, wie dringend IQ45 in eine Gummizelle gesperrt werden muss.


Beständig sucht er New Lows und verhält sich so offensichtlich geistesgestört, daß man immer wieder denkt „nun müssen aber doch endlich mal ein paar GOP-Wähler einsehen, daß man daß orange Rumpelstilzchen nicht wieder wählen darf.

Nach einer FOX-Umfrage denken bereits acht Prozent der Republikaner daran lieber Joe Biden zu wählen.


Trump is not amused und fällt wie Godzilla auf Speed über FOX, Twitter und die Demokraten her.



Was ihn so nervös macht, ist offensichtlich. Über 100.000 Tote und der Shutdown verhageln ihm so sehr die Bilanz, daß sogar vereinzelte, der üblich tief in Trumps Mastdarm hausenden Fox-Moderatoren davon abraten Chlorox zu trinken oder Hydroxychloroquin zu lutschen.



Das ist ernst, denn hier hören seine Wähler zu.

Der triebgesteuerte Präsident verfügt bekanntlich aber über keinerlei Schamgefühl oder Impulskontrolle. Sicher wird die weitüberwiegende Mehrheit der rückgratlosen Republikaner dennoch zu ihm halten.

Aber wenn sich nur 7, 8, 9 oder 10 % von ihm abwenden, wird es eng mit der Wiederwahl.


Dienstag, 26. Mai 2020

Appell an die Ratio


Das war schon im Januar, als ich mit einem Freund sprach, den ich aus der Schule kenne und der damals schon intensiv seine Hypochondrie pflegte.

Er scannte jede freie Minute die Medien nach neuen Erkenntnissen über diesen Virusausbruch in Wuhan, fing an sich Vorräte zusammen zu preppern und hatte seinen in anderen Städten lebenden Eltern bereits Pulsoxymeter, Desinfektionsmittel und Masken per Post geschickt.

Ich erklärte ihm, wieder einmal, er sei ja wohl völlig durchgedreht und ob er eigentlich wisse wie viele alte Menschen in Deutschland jedes Jahr an Grippe oder durch Sommerhitze stürben.
„Jetzt redest Du genauso wie Trump!“ entgegnete er mir und ich wurde ernsthaft wütend.
Das lasse ich mir wirklich nicht gern sagen.
Nach dem Telefonat googelte ich nach verlässlichen Zahlen zu den Grippetodesfällen. „25.000“ hatte ich behauptet, da mir die Zahl gelegentlich schon begegnet war. Dazu wollte ich noch ein paar Links per Whatsapp hinterher schleudern.
Blöderweise gibt es diese konkrete Zahl aber gar nicht; dabei handelt es sich lediglich um eine Hochrechnung.

[….] Zudem wurden in der ungewöhnlich schweren Grippesaison 2017/18 tatsächlich „nur“ 1674 Todesfälle an Grippe im Labor bestätigt. Da in Jahren, in denen die Grippe stark wütet, mehr Menschen sterben als sonst („Übersterblichkeit“) und Influenza oft nicht als Todesursache angegeben wird, stellt das RKI jedoch Hochrechnungen an, wie hoch die tatsächliche Zahl der Opfer sein könnte. So kommen die 25 000 Todesfälle für 2017/18 zustande. In der elfwöchigen Grippesaison 2019/20, die beendet ist, liegt die Zahl der Todesopfer bei 509. [….]

Ein paar Wochen später gab es ein großes Rauschen in der Hamburger Boulevardpresse, weil auch ein Hamburger an Covid19 erkrankt war.
Als ich die Story checkte, stellte ich fest, daß es sich um einen älteren Herren handelte, der zwar aus Hamburg stammte, sich aber auf einer längeren Reise in Italien befand.
Typisch yellow press, dachte ich. Die Schlagzeilen klangen so, als ob die Krankheit schon in der Stadt wäre, dabei war immer noch alles ziemlich weit weg, südlich der Alpen.
Persönlich musste man ja noch nicht beunruhigt sein.
In dem Pflegeheim, das ich regelmäßig besuche, hingen auf einmal Hygieneratschläge im Fahrstuhl. Ich fand immer noch, das ginge mich nicht wirklich was an; ich bin es schon lange aus Krankenhäusern gewöhnt mich hygienisch zu verhalten und fasse nirgendwo Türklinken oder Fahrstuhlknöpfe mit nackten Fingern an.
Dann aber waren auf einmal auch in der Hamburger Uni-Klinik UKE zwei Corona-Infizierte isoliert worden und nach meinem Gefühl waren auch kurz danach die Läden geschlossen, alle öffentlichen Veranstaltungen gestrichen.
Die Stimmung war von „betrifft uns nicht“ binnen kürzester Zeit in totale Hysterie gekippt.
Der Klopapierwahn brach los. Zum Glück neige ich gar nicht zur Hysterie, bin aber als Single, der schon mal ein Bein gebrochen hat auch nicht so doof meinen Haushalt völlig ohne Reserven zu führen. Ich musste noch nie im Leben bei den Nachbarn klingeln, um nach einem Ei oder einer Tasse Zucker fragen.

Das einzige, das ich tat, war einige ältere Nachbarn zu kontaktieren und ihnen Hilfe anzubieten.
Ich selbst blieb erst mal zu Hause und ließ mir nach Bedarf Lebensmittel liefern.
Im Zeitungskiosk oder bei meinem Gemüsemann stellte ich fest, daß alle Kunden fast ausnahmslos besonders diszipliniert waren. Alle trugen Masken und wenn man sich auf der Straße begegnete hielt jeder penibel Abstand.
Man sah es den anderen an, daß man für eine potentiell tödliche Gefahr gehalten wurde.

Vor circa zwei Wochen fiel mir das erste mal in einem REWE-Supermarkt auf, daß zwar eine gute Hälfte der Kunden immer noch genauso diszipliniert alle Regeln einhielt, aber inzwischen auch eine große Minderheit geradezu demonstrativ dagegen verstieß.
Es wurde wieder gedrängelt, in Gruppen zusammengestanden und an der Alster bildeten sich bei wärmerem Wetter sofort wieder dicke Pulks junger Menschen, die zusammen aßen, Bier tranken und jedem Corona-Besorgten ihren Mittelfinger entgegen streckten.
Armin Laschet hielt man für unverantwortlich, etwas blöde. Vergaloppiert im Kampf um den CDU-Vorsitz.
Aber plötzlich geht es wieder ganz schnell.
Kretschmann, Kretschmer, Ramelow preschen vor; in den Zeitungen wird drastisch Stimmung gegen vorsichtige Politiker gemacht, die noch nicht bedingungslos Kitas und Schulen öffnen.

Es ist wieder gekippt, meine ich. Disziplin lässt sich in einer social-media-Welt mit all den Kens, Atilas, Tils und Xavers offenbar nur einige Wochen durchhalten.
Schlagartig adaptieren alle die Boris Palmer-Ethik, die einen darwinistisch-hedonistischen Umgang mit der Pandemie propagiert: Lass Oma und Opa doch krepieren. Die sind doch eh schon so alt. Deren Ansteckungsrisiko ein bißchen zu senken ist keine Rechtfertigung sich den Spaß verderben zu lassen.
Vatertag, Pfingsten, all die schönen Feiertage. Nun ist mal Schluß mit Corona, jetzt wird wieder auf Haptik umgestellt.


In den red states wie Alabama lässt sich diese Schamlosigkeit mustergültig beobachten.


Gibt es Viren überhaupt? Man kann sie doch gar nicht sehen!
Appell an die Ratio? Welche Ratio?

Montag, 25. Mai 2020

GIER

Sport interessiert mich fast gar nicht und den Proleten-Massensport Fußball, der eine weltweit bestechliche Funktionärs-Elite hervorgebracht hat, die sich in Hinterzimmern Milliarden Dollar zuschieben und gegen neunstellige Summen Meisterschaften in Scharia-Staaten bei 40°C Durchschnittstemperatur stattfinden lassen, schon mal gar nicht.

(…..)[….] Ich finde Fußball doof. Nein, ich finde Fußball grässlich – und ungemein langweilig. Ein Reigen alter Männer steht am Rand und schreit herum, viele mehr oder weniger junge Männer rennen auf einer Wiese herum, erst alle nach links, dann Ballverlust, dann wieder nach rechts, Ballverlust, wieder nach links. [….] Dieses Spiel ist unästhetisch und ordinär. Schon der Klang, wenn der Ball getreten wird, macht mich übellaunig. Es ist ein zutiefst ordinäres Geräusch, es klingt so ähnlich wie die Schläge von Bud Spencer in den alten Prügelfilmen mit Terence Hill. Die Spieler haben keine Manieren, tun sich absichtlich weh, sind nicht nur furchtbar verschwitzt, sondern oft auch noch sehr verdreckt und vom Regen pitschenass und rotzen dauernd auf die Wiese. Manchmal sogar ins Nackenhaar eines Gegners. Das ist so unappetitlich.
Viele Spieler sehen haarsträubend lächerlich aus, obwohl sie sich unwiderstehlich finden. Bei Bayern München gibt es einen, der hat sich sein glänzendes Hemdchen wie ein Ganzkörperkondom auf den Leib schneidern lassen, dazu tippelt er mit kleinen, wichtigen Schrittchen über den Platz, was so hühnerartig aussieht, dass man sich das Lachen verkneifen muss. Der Mann ist ein Star. Für mich ist er eine Witzfigur.
Vollends peinlich wird es, wenn versucht wird, diesem primitiven Sport eine politische oder philosophische Überhöhung zu geben. Dieser Theweleitismus ist noch schlimmer als die plumpe Fußballleidenschaft, die nach schalem Bier riechend, am Wochenende grölend die Bahnabteile füllt. Das ist wenigstens authentisch und stimmig. [….]

Für diese wahren Worte werde ich dem CICERO-Chef ewig dankbar sein.
Er hat so Recht; als Nicht-Fußballer gewinnt man so viel schöne Lebenszeit und erspart sich all die Frustration und schlechte Laune.

Ähnlich wie bei der Kirche möchte ich Fußball gar nicht verbieten. Wer das privat unbedingt betreiben möchte, soll das tun können.
Ich kann nur nicht einsehen, daß die konfessionsfreien Steuerzahler die Kirche zu großem Teil mitfinanzieren, Bischofsgehälter und Kirchenrestaurierungen bezahlen, obwohl die Kirchen selbst unermesslich reich sind.
Beim Fußball ist es genauso. Die Bundesligaspieler sind allesamt Millionäre, Trainer verdienen viele Millionen und der Bayern-Chef verspekulierte sogar hunderte Millionen. Er hat es ja. Und seine FC-Bayern-Fans lieben ihn wie eh und je. (…..)


In Hamburg gibt es zwei Bundesligavereine. Natürlich habe ich noch nie ein Spiel gesehen. Aber man bekommt dennoch einiges mit, da Fußball immer und überall Thema ist.

Der eine Verein ist ärmer, kleiner, linker, alternativer, hatte gar mit der Kiez-Ikone Corny Littmann einen grünen und schwulen Präsidenten; ist also sympathischer.
Der andere Verein ist reicher, erfolgreicher, rechter und hat offenbar deswegen mehr Fans, weil die meisten Fußballfans eine große Affinität zu Geld, Macht und käuflichen Erfolg haben.
Er nennt sich, nannte sich „Dino“. Das sollte darauf hinweisen, daß der Verein als einziger in ganz Deutschland von Anfang an in der Ersten Bundesliga spielte und nie abstieg.
Bis dann vor zwei Jahren das Elend so groß wurde, daß er doch abstieg.
Seine Fans halten das für einen bedauerlichen und ungerechten Betriebsunfall, der zum sofortigen Wiederaufstieg führen müsste.
Ich kenne glühende Fans, die natürlich die blauweißschwarze Raute auf ihr Auto geklebt, haben entsprechende Fähnchen vom Balkon hängen lassen und jeden Sonntag auf’s Neue fest von einem Sieg ausgehen.
Wenn ich ihren Schilderungen glauben darf, spielt dieser Hamburger Verein auch wirklich recht gut, geht in Führung, sieht über lange Strecken wie der sichere Sieger aus. Aber er hält nur 85 Minuten durch, weiß offenbar nicht, wie lange so ein Spiel geht. Irgendwann glauben sie, es wäre vorbei, beschäftigen sich mit Eierschaukeln und Nasebohren und werden in den letzten drei Minuten doch noch besiegt.
„Das erzählst du mir doch jede Woche. Aber ich muss das nicht wissen; wieso wissen deine Fußballer denn nicht wie lange so ein Spiel geht?“ frage ich dann, sehe wie mein Gegenüber eine grüne Gesichtsfarbe annimmt, wüste Schimpfkanonaden ausstößt und irgendwas von „unfähige Manager“ pöbelt.
Und die Trainer, die alle paar Monate ausgetauscht werden, aber dennoch für viele weitere Jahre ihr Millionengehalt kassieren, sind auch Schuld.
Woher kommt denn dieser Dukatenscheißer frage ich dann? Müßte einem bei Erfolglosigkeit nicht irgendwann das Geld ausgehen?
Nein, das ist in Hamburg nicht so wegen Kühne.
Über die Spieltaktik, das Management, die Trainer entscheiden nämlich offenbar nicht irgendwelche Fußballfachleute, sondern Klaus Michael Kühne, 82, Mehrheitsaktionär des internationalen Logistikdienstleisters Kühne + Nagel, dessen Solidarität mit dem deutschen Staat nur von der Wand bis zur Tapete geht.
Er lebt steuersparend in der Schweiz und zeigt dem Finanzminister seit Dekaden nur den Mittelfinger.
Es lohnt sich; Kühne ist einer der zehn reichsten Deutschen, wird von Forbes mit 13 Milliarden Dollar Privatvermögen angegeben.
Er scheißt als Großaktionär der HSV Fußball AG den Verein so mit Geld zu, daß er entscheiden kann wie er will.

Es gibt noch etwas Eigenartiges in Hamburg, der Stadt, in der so viele Milliardäre leben wie nirgends sonst in Deutschland.
Gleich drei Milliardär-Geronten spielen nicht „wer hat die größte Yacht?“, wie man es in einer Hafenstadt erwarten könnte, sondern „wer hat das edelste Hotel?“

[…..] Sie sind megareich, nicht mehr die jüngsten, verfügen über ein Riesen-Ego und liefern sich aktuell einen skurrilen Wettstreit: Wer hat in Hamburg das tollste Luxushotel? Die Rede ist von Klaus-Michael Kühne (79, „The Fontenay“), Kurt Dohle (80, „Vier Jahreszeiten“) und Bernard grosse Broermann (72, „Atlantic“). [….]

Broermann, der Krankenhaus-Milliardär ist auf diesem Blog ebenfalls sehr gut bekannt.
Das sind alte Männer aus ganz anderen Branchen, die derartig viel Geld steuerfrei zusammengerafft haben, daß sie sich ihre bizarren Hobbys etwas kosten lassen können. 13 Milliarden sind 13.000 Millionen; dafür kann man schon eine Menge Hotel bauen.

Kühnes „Fontenay“ läuft allerdings nicht wie geplant. Über nahezu unendliche Geldmittel zu verfügen reicht offenbar nicht aus, wenn man die Branche nicht kennt, oder wie zB Donald Trump einfach doof ist und reihenweise mit Spielcasino-Hotels pleitegeht.

Mit Dreizehntausend Millionen auf der hohen Kante kann man sich ein kränkelndes Prestige-Hotel leisten. Sollte man meinen. Aber man rafft nicht so viel Geld zusammen, wenn man selbst für Verluste gerade steht.
Nein, Kühne, der selbst unsolidarisch in der Schweiz lebt, will nun Solidarität von den deutschen Steuerzahlern. Sie sollen ihm die Verluste ersetzen.

[….]  Staatshilfen für „The Fontenay“ in Hamburg Kühne will vom Steuerzahler gerettet werden
Milliardär und Unternehmer Klaus-Michael Kühne sieht die Corona-Hilfen des Bundes kritisch. Das Geld nimmt er aber trotzdem gerne: Wie der 82-Jährige in einem Interview verrät, sorgt er sich um die steigenden Schulden Deutschlands – und hofft trotzdem darauf, dass der Staat sein Luxushotel „The Fontenay“ in Hamburg rettet.
Im Gespräch mit der „Welt“ verrät der HSV-Mäzen und Hotelier, dass es ihm Sorgen bereite, dass Deutschland zurzeit viele Milliarden Euro an Hilfen ausgibt. „Die Dimensionen schrecken mich schon, wenn Finanzminister Olaf Scholz von einer Bazooka spricht, ohne dies zu substantiieren. Seine Partei, die SPD, ist eher für das Schuldenmachen als für gutes Wirtschaften bekannt. Das macht mir große Sorgen“, sagt Kühne. [….]  Nun hofft der Milliardär, dass er auch die Einbrüche des „Fontenay“ mittels Staatshilfen finanzieren kann. „Das Hotel war bis vor wenigen Tagen noch geschlossen und die Mitarbeiter befanden sich zu 90 Prozent in Kurzarbeit. Ich gehe davon aus, dass es direkte Staatshilfen für die Hotellerie geben wird. Das ist die von der Krise am stärksten gebeutelte Branche“, so der 82-Jährige. [….]  er rechne bereits fest mit Hilfen aus der Bundeskasse. […..]

Die wenigen Deutschen, die sogar noch reicher als Kühne sind, sind sogar noch dreister.

Als BMW-Großaktionäre beharren die Geschwister Susanne Klatten und Stefan Quandt für ein Jahr lang Nichtstun und bloß Besitzen auf einer Dividende von 800 Millionen Euro. In den letzten elf Jahren erhielten sie durch pures Dasitzen ohne Arbeit rund neun Milliarden Euro Dividenden ausgeschüttet.


Wir kennen das ja schon von den Multimillionen-Steuerflüchtlingen, daß sie die ersten sind, die nach Staatshilfen gieren.

Gerade Klatten und Quandt, die als Steuerhinterzieher, wie HSV-Legende Uwe Seeler auf den Bahamas aktiv sind, kommen mit dieser Methode durch, da sie zuverlässige CDU-Großspender sind.
Dadurch können sie anders als in anderen Ländern weiter die Hand aufhalten und vom Staat noch mehr Geld bekommen.

[…..] BMW-Konzernchef Oliver Zipse löste eine Empörungswelle im politischen Berlin aus. Der Autohersteller wird mitten in der Corona-Krise eine Dividende in Höhe von 1,6 Milliarden Euro an die Aktionäre ausschütten. Besonders brisant: Zipse selbst forderte jüngst staatlich finanzierte Kaufanreize für Neuwagen, nannte sie „Innovationsprämie“. Also eine Abwrackprämie 2.0, ähnlich wie nach der Finanzkrise 2009, zur Ankurbelung der Wirtschaft. Währenddessen befinden sich 30.000 der rund 90.000 BMW-Mitarbeiter in Deutschland in Kurzarbeit*. Eine verkehrte Welt?
Oliver Zipse, der für das Geschäftsjahr 2019 einen Gewinn von rund fünf Milliarden Euro verkünden konnte, verwies darauf, dass sein Unternehmen zuverlässig handle - auch in der Dividendenpolitik. …..] Besonders profitieren von der Ausschüttung werden jedoch die Erben der Familie Quandt, die sowieso zu den vermögendsten Deutschen zählen. Stefan Quandt hält 25,8 Prozent der BMW-Anteile und bezieht somit für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende von 425 Millionen Euro. Seine Schwester Susanne Klatten bekommt für ihre 20,9 Prozent 344 Millionen Euro. [….]

Man sollte meinen, daß ein Konzern, der fünf Milliarden, also fünftausend Millionen übrig hat, um sie aus dem Unternehmen heraus zu ziehen flüssig genug ist, um selbst Kaufanreize für seine Autos zu finanzieren.
Aber wozu hat man denn die CDU/CSU so viele Jahre bestochen?
Andreas Scheuer erfüllt ihnen zu gern jeden Wunsch.

Sonntag, 24. Mai 2020

Immerhin kompetente Beratung


Während der US-Corona-Todescount die 100.000-Marke erreicht, geht der Präsident in Ruhe Golf spielen und wieder einmal regen sich Liberale, Demokraten, Linke auf.


[….] Die "New York Times" hat auf ihrer Titelseite 1000 Namen von Amerikanern veröffentlicht, die an Covid-19 gestorben sind. Gedeutet wird die Aktion als Signal an Präsident Donald Trump. […… ]

Angesichts der spektakulären NYT-Aktion, die ihre gesamte Titelseite mit den Namen von Covid19-Toten füllte, werden eifrig Memes gebastelt.



 
Nach dem Verlust von annähernd 40 Millionen Arbeitsplätzen, 1,7 Millionen Corona-Infizierten und der schwersten Rezession seit 100 Jahren, sind einige Amerikaner nicht sehr gut zu sprechen auf den Präsidenten, der durch demonstrative Borniertheit, ostentative Arbeitsscheu, Stunden anhaltendes fanatisches rage-Tweetings und dauernde fröhliche Golftrips auffällt.

Dabei stehen die schlimmsten sozialen Verwerfungen noch bevor, da das ohnehin sehr knappe Arbeitslosengeld oft nur drei Monate gezahlt wird.
 Viele Millionen von Arbeitslosigkeit betroffene Familien überstehen also gerade noch mit Ach und Krach den Mai, werden aber anschließend ins Bodenlose stürzen. Sie werden mittellos und obdachlos werden.
87 Millionen Amerikaner sind durch Trump und die Republikaner entweder gar nicht krankenversichert oder dramatisch unterversichert, so daß sie die Zuzahlungen nicht aufbringen können. Diabetiker bekommen kein Insulin mehr, Krebskranke brechen die Chemotherapie ab und noch mehr chronischen Schmerzpatienten, die sich seit Jahren keine adäquate Therapie für ihr Primärleiden leisten können, bleibt nur noch die Flucht zu Opioiden von der Straße.


In Florida, dem Touristenstaat mit den vielen Freizeitsparks, ist das Elend besonders groß, weil mit Seaworld, Wizarding world of Harry Potter, Epic Universe, Disney und Co die Arbeitsplätze wegfallen.
Millionen ehemalige Angestellte reihen sich nun täglich vor Suppenküchen ein, aber auch Organisationen wie Daily Bread gehen die Lebensmittel aus, weil die Restaurants und Kantinen geschlossen haben und somit die Großspender ausfallen.
Die wöchentliche staatliche Hilfe ist auf maximal 250 Euro pro Familie gedeckelt, endet nach drei Monaten und ist so kompliziert zu beantragen, daß 70% der Arbeitslosen gar nichts bekommen.

Jeff Bezos, Bill Gates und Warren Buffett gehört mehr Geld als den ärmsten 160 Millionen Amerikanern zusammen. Das reichste Prozent der amerikanischen Haushalte verfügt über mehr Vermögen als die unteren 90%.  

Die Trump-Administration verschärft den Trend massiv; 1,5 Billionen Steuersenkungen zu Gunsten der Superreichen drückte die gegenwärtige Regierung durch.

Die Empörung über Trumps teure Golftrips – der Secret Service zahlte bereits eine Millionensumme an die Trump-Firma für Hotelzimmer und Golfcarts, da Trump fast 300 Tage seiner Amtszeit auf seinen Golfanlagen blau machte – ist verständlich, aber unsinnig.

Wie ich schon oft schrieb, sollte jeder, der es gut meint mit den USA froh sein Golf-Trump zu sehen.
Das ist allemal besser, als wenn der minderbemittelte Korruptling im Oval Office weilt und womöglich die Welt in Brand steckt.
Bestenfalls empfiehlt er ihnen nur sich Clorox in die Venen zu jagen und UV-Lampen in den Hintern zu stecken; schlimmstenfalls raubt er sie weiter aus.

Die Amerikaner in Not können ohnehin keinerlei Hilfe von ihm oder den Republikanern erwarten; weil diese ausschließlich auf ihre Milliardenschweren Topspender hören und die unteren 90% der Bevölkerung nur als auspressbare rechtlose Masse wahrnehmen.

 
Die US-Amerikaner sollten sich lieber auf ihre Kernkompetenz, die Frömmigkeit besinnen.
Trump mag nichts von Politik, Finanzen, Wirtschaft, dem Ausland, von Menschlichkeit, Anstand oder Moral wissen, aber dafür ist er ein Mann der Kirche, der bedingungslos von den evangelikalen Predigern unterstützt wird.
Paula White, die offizielle spirituelle Beraterin Trumps und der US-Regierung, gibt den Ton vor.

(……) Und wie es sich für eine debile Sekte gehört, wird gar nicht mehr versucht mit Argumenten und Ratio den Gegnern entgegen zu treten.
Trumps offizielle spirituelle Beraterin Paula White erklärt nicht nur Trump und den Boden, auf dem er wandelt für heilig….


The White House Is ‘Holy Ground’ Because ‘Where I Stand Is Holy’


…nein, die offizielle Perdigerin des mächtigsten Mannes der Welt weiß auch mit welchen Methoden Demokraten und andere Liberale gegen ihren Messias Trump vorgehen: Mit Hexerei!

[…..] Trump spiritual adviser prays against president's opponents, suggests they operate in "sorcery and witchcraft."
President Donald Trump’s personal spiritual adviser, Paula White, launched the One Voice Prayer Movement on Tuesday, which accused the president’s political opponents of being aligned with evil spirits and using sorcery, […..] The White House officially announced last week that White would spearhead the president’s Faith and Opportunity Initiative. The wealthy televangelist has been a key religious supporter of Trump, and has rallied her Christian base to back the president.
“Lord, we ask you to deliver our president from any snare, any setup of the enemy, according to Ephesians 6:12. Any persons [or] entities that are aligned against the president will be exposed and dealt with and overturned by the superior blood of Jesus,” White said during her prayer in a conference call with other Christian leaders. […..]

Die Strategie könnte funktionieren. (…..)
(Stimmungsdiktatur, 10.11.2019)

Paula White beweist ihre enge persönliche Beziehung zu Gott unter anderem damit „in Zungen zu sprechen“.


Das Gute ist, daß sie bei diesen Predigten so durch und durch vernünftig; so gar nicht verrückt wirkt.
Deswegen kann sie auch internationale Konflikte lösen und komplizierteste Probleme der Geopolitik lösen.

[…..] Mike Pompeo, believe these are the End of Days and Trump will lead us into an apocalyptic war with Islam.
Both Mike Pompeo and Mike Pence who have pushed Trump towards aggressive action towards Iran believe that there is a battle between good and evil that will end with ‘the Rapture’. A key belief of the evangelical Christian extremists is the establishment of a ‘greater Israel’ before the end of days,” according to the British website Church and State.
According to spiritual shyster and Trump advisor Paula White, Trump will have a role in the final battle.
God came to me last night and showed me a vision of Trump riding alongside Jesus on a horse made of gold and jewels,” said White in Charisma, a fundie publication. “This means he will play a critical role in Armageddon as the United States stands alongside Israel in the battle against Islam.”
But even more scary, these kinds of delusional fantasies are widespread on the far- right.
Former televangelist Jim Bakker is also a staunch Trump fan and believes he will save Israel.
“He (Trump) keeps signing things to protect the church, and he’s helped Israel, and recognized Israel. He’s fulfilling (the) Bible, whether you like it or not.” said Bakker on his YouTube show. [….]

Damit nicht genug; Gottes persönliche enge Freundin, sein Sprachrohr und Prophetin White ist darüber hinaus auch noch eine naturwissenschaftliche Expertin, die eindrucksvoll aus der Welt der Apidologie berichtet.


Darüber hinaus tanzt und performt White auch noch besser als Madonna und Fred Astaire zusammen.

The queen Bee com’on
The queen Bee com’on

Stir it up right now
Stir it up right now

Do you think I was ashame?
Do you think I was ashame?
Do you think I was ashame?
Do you think I was ashame?

Stir it up right now
Stir it up right now

Where is my Deborah?
Where is my Deborah?
Where is my Deborah?
Where is my Deborah?
Where is my Deborah?

Stir it up right now
Stir it up right now


Amerika ist wahrlich gesegnet mit so einer kompetenten Führung.