Samstag, 23. November 2019

Die No-Showdown-Partei.


Ja, die arme, arme CDU-Vorsitzende.
Sie musste sich nach nur einem Jahr im Amt so sehr vor der vor fast 20 Jahren ausgemusterten Konkurrenz fürchten, daß sie dramatisch die Machtfrage stellen musste, um nicht gleich wieder in die Wüste gejagt zu werden.

Die Andrea Nahles der CDU ist zwar taktisch maximal ungeschickt, verfügt über kein rhetorisches Talent, spricht schlechter Englisch als eine schwäbische Drittklässlerin, verfügt über den Humor eines Klo-Feudels und hat den politischen Durchblick eines Grottenolms, aber immerhin ist sie in der Lage die Schwächen der innerparteilichen Gegner zu analysieren.

Daher schätzte sie ihren Hauptkritiker, Liebling der Parteirechten und Kuban-Wichsphantasie Friedrich Merz richtig ein:
Der Mann reißt gern aus sicherer Distanz seine Klappe auf, ist hochempfänglich für Schmeicheleien, strebt dahin, wo er sicher weiß bejubelt zu werden, scheut aber das Risiko und nässt sich zuverlässig ein, wenn sich ihm eine Frau entgegenstellt.

Auf dem Leipziger CDU-Bundesparteitag musste Kramp-Karrenbauer gestern kämpfen, sprach volle anderthalb Stunden – und das war nicht nur für sie selbst eine Qual – aber als es darauf ankam, trat sie Merz dahin, wo es ihm richtig weh tut.
Solle er doch „hier und jetzt und heute“ gegen sie antreten und die Führungsfrage klären.
Ein exzellenter Schachzug der homophoben Saarländerin. Denn nun war ihr einerseits erstmals ehrlicher Applaus sicher – selbst die sie hassenden Delegierten bewunderten ihren Mut – aber andererseits, ging sie in Wahrheit gar kein Risiko ein. Sie hatte nämlich Friedrich Merz analysiert und wußte; der ist kein Lafontaine von 1995, der mit einer fulminanten Rede den drögen amtierenden Parteichef Scharping wegfegte. Merz hatte dementsprechend auch sofort die Hosen voll, duckte sich ganz tief und wand sich wie ein winselnder Welpe von dannen.

[….] In den entscheidenden Momenten – und auf die kommt es bekanntlich an – machte Annegret Kramp-Karrenbauer stets alles richtig. Das war auf dem Parteitag vor einem Jahr in Hamburg so, als sie mit einer furiosen Rede überzeugte. Und das war auch gestern so, als die Saarländerin die Machtfrage stellte, die Krone symbolisch auf den leeren Thron legte – wissend, dass da keiner war, der das Format hatte, zuzugreifen. [….] Die Partei hatte sie gestern hinter sich, auch weil ihr prominentester Gegenspieler Friedrich Merz mal wieder als Bettvorleger landete, nachdem er zuvor mit Fundamentalkritik als Tiger gestartet war. Allmählich weiß es jeder in der CDU: Er hatte seine historischen Chancen. Er nutzte sie nie. [….]
(Harald Stutte, Mopo, 23.11.2019)

JU-Chef Kuban ist jetzt sehr traurig.
Zu allem Übel hatte seine Mutterpartei auch noch den Plan den Kanzlerkandidaten per Urwahl zu bestimmen weggefegt und damit die einzig realistische Chance den zaudernden Scheinriesen Friedrich doch noch zum Kanzler zu machen. Es flossen viele Tränen in den Reihen der pyknischen JU-Männerrunde.

Die sich ohne Merkel weiter selbstverzwergende CDU steuert damit auf einen Kanzlerkandidaten Söder zu.

[….] Eine Überlebende, ein Verlierer - und ein großer Gewinner.
Kramp-Karrenbauer kann Leipzig ohne Niederlage verlassen, Merz muss klein beigeben - der lachende Dritte im Wettbewerb der beiden Christdemokraten ist CSU-Chef Söder. [….]

Eine gute Nachricht für GR2.

Eine gute Nachricht auch für Angela Merkel, die dereinst nicht nur eine in einer langen Kette von Unions-Kanzlern sein wird, sondern von Historikern eine singuläre outstanding Position zugesprochen bekommen wird.
Auch ihre Rolle als Parteivorsitzende wird umso mehr verklärt und idealisiert werden, je mehr die Nachfolgerinnen debakulieren und es nicht mehr schaffen die Macht zu garantieren.

[….] In der Krise erfasst die Union eine kuriose Nostalgie - die Partei müsse wieder für Marktwirtschaft stehen wie einst 2003 in Leipzig. Eine schräge Gedankenirrung.
[….] Dabei ist näher betrachtet nicht ganz klar, was an 2003 zum realpolitischen Erfolgsbeispiel taugt. Möglich sogar, dass das, was die Union damals als Wirtschaftsprofil feierte, heute noch weniger ziehen würde als damals ohnehin schon. [….]

Freitag, 22. November 2019

Realistische Kosten

Sich auf Jens Spahn zu verlassen hat wenig Sinn. Der Mann ist ein umtriebiger PR-Minister in eigener Sache, der viel ankündigt und damit seine konservativen Fans begeistert.

[….] Für den selbstverliebten Gesundheitsminister aus dem Münsterland ist es keineswegs ausreichend das politisch umzusetzen, was er richtig findet, sondern er will Regierungschef und Parteichef werden, er will Macht und Bewunderung. Er will zusammen mit seinen stramm rechten Kumpanen Lindner und Dobrindt wie ein Rollkommando durch den bundesrepublikanischen Betrieb gehen.
Spahn konkretisiert seine Zukunftspläne bereits als 38-Jähriger sehr stark. Er wanzt sich an Neo-Konservative und Neo-Nationale der ganzen Welt heran.
Demonstrativ umwirbt er Sebastian Kurz und Richard Grenell, bemüht sich stets der Rechteste unter den gerade noch Mainstreamigen zu sein. Kein anderer Bundesminister fand lobende Worte für Trump; Spahn schon.

[…..] Immer die eigene Außenwirkung im Blick
[…..] Spahn ist 38 Jahre alt, mit 15 trat er in die Junge Union ein, seit seinem 22. Lebensjahr ist er im Bundestag. Spahn saß in nahezu jeder Talkshow der Republik, er gab unzählige Interviews. Er provozierte gern mit konservativen Thesen. Spahn erfand den Begriff "burkaphob", wollte Flüchtlingen die Sozialleistungen kürzen, beschwerte sich über englischsprachige Kellner und oft auch über den Kurs der Kanzlerin. Als Angela Merkel ihn im Februar als Gesundheitsminister in ihr Kabinett holte, begriffen das viele Beobachter als Zugeständnis an ihre Kritiker. Doch nach zwei Monaten im Amt wirkt Spahn so, als sei ihm sein altes Image manchmal nicht mehr ganz recht.
[…..] Jens Spahn ist versessen auf seine Außenwirkung. Aufmerksam verfolgt er die Presseberichte über sich selbst. Er merkt sich genau, wie einzelne Journalisten zu ihm und seinen Themen stehen. Seinen früheren Pressesprecher, der ihn als Abgeordneten begleitete, setzte er an die Spitze des neuen Leitungsstabs seines Ministeriums. Einen weiteren Sprecher holte er sich von der Bild-Zeitung. Einen intimen Kenner des kleinen Mannes, sozusagen.
[…..] So viel Mühe sich Jens Spahn auch mit seiner Selbstdarstellung macht, so kompliziert ist es für ihn im Moment, sich nicht selbst ein Bein zu stellen. […..]

Die ersten Teile seiner Karrierestrategie konnte Herr Spahn schon mustergültig abarbeiten.

Sich einen Namen unter Rechtskonservativen machen.
Den unbedingten Willen zur Macht demonstrieren.
Furchtlos erscheinen.
Keinen Tag vergehen lassen, ohne sich mindestens einmal effektiv in die Medien geschoben zu haben. Es gibt keine schlechte Presse.
Omnipräsenz, um so bekannt zu werden, daß die politische Zukunft nicht ohne ihn gedacht werden kann.

[….] "Bekannt bin ich jetzt, beliebt muss ich noch werden"[…..] Dass an diesem Vormittag die halbe Hauptstadtpresse über die aktuellen Karrierepläne des Jens Spahn rätselt, liegt an einer Biografie, die der Chefredakteur der Rheinischen Post, Michael Bröcker, geschrieben hat und mit ihm gemeinsam vorstellt.
Auf dem Einband loben der CSU-Altvordere Edmund Stoiber und Österreichs Kanzler Sebastian Kurz den jungen Konservativen, und Bröcker orakelt, dass Spahn "die Bundesrepublik maßgeblich prägen wird".
[…..] Als Gesundheitsminister sei er nun einmal der einzige Sozialpolitiker der CDU, sagt Spahn. "Bekannt bin ich jetzt, beliebt muss ich noch werden", zitiert ihn Bröcker. Politiker mit Herz, das sei Jens Spahns nächstes Karriereziel. [….]

Jetzt kommt in der Tat der schwierige Teil. Die konservativen Zeitungen rufen Spahn brav zum neuen Kanzler aus. Das hat schon mal geklappt.
[…..]
Seine xenophoben und islamophoben Attacken, seine nationalistischen Wallungen, seine Nähe zu Rechtsextremen in aller Welt dürften kein großes Problem beim Werben um Wählerstimmen sein.
Spahns verächtliche Betrachtung von Geringverdienern, einfachen Menschen, Angestellten, Arbeitern, seine fortwährenden herablassenden Bemerkungen gegenüber finanziell klammen Menschen wirken da schon störender.

Pflegekrise? Macht doch nichts. Soll man doch ein paar Kräfte aus dem Ausland holen und außerdem können die faulen Säcke in den Pflegeheimen ja auch mal etwas mehr arbeiten.

[….] "Wenn von einer Million Pflegekräften 100.000 nur drei, vier Stunden mehr pro Woche arbeiten würden, wäre schon viel gewonnen", sagte der CDU-Politiker der "Augsburger Allgemeinen". [….]

Damit noch nicht genug der Demütigung.
Inzwischen unterstellte der Gesundheitsminister den Pflegern und Krankenschwestern gar, sie übten überhaupt keinen richtigen Beruf aus.
Das wären eher mindere Hiwi-Tätigkeiten, die auch in der Familie erledigt werden könnten. [….]

Sachpolitik simuliert er aber nur; die meisten seiner Ideen und Vorhaben werden ohnehin nie umgesetzt. Die betroffenen Bürger haben also rein gar nichts davon. Aber das ist auch unnötig, da Spahns Ministeramt ohnehin nur der Befriedigung seiner Eitelkeit dient, ihm Bekanntheit verschaffen und so für höhere Aufgaben empfehlen soll.

Seine in der rechten Presse gefeierten Bemühungen für die 3,4 Millionen Pflegebedürftigen nutzt den Betroffenen also rein gar nichts.

Zahlen vom statistischen Bundesamt für Ende 2017
Kranke Menschen sind dem Gesundheitsminister, der erfrischend ehrlich sagt, er habe auch keine Lust seine eigenen Eltern zu pflegen, vollkommen egal.

(….) Und eins muss man sagen, Spahn schafft was weg (Merkel): Ein gutes Jahr nach seiner Ankündigung bundesweit 13.000 zusätzliche Pfleger einzustellen (gebraucht werden mindestens 50.000 Zusätzliche), hat er bundesweit schon fast 300 Neueinstellungen geschafft! Yippie, wenn das in dem Tempo weitergeht, sind die 13.000 Stellen in etwa 43 Jahren, also 2062 besetzt. Die 50.000 benötigten Kräfte wären dann im Jahr 2186 einsatzbereit. (….)

Versorgt werden müssen die 3,4 Millionen Menschen aber. Denn zwei Dinge sind sicher:
1. Wir müssen alle sterben, 2. Das wird verdammt teuer.
Millionär Spahn ist es wurscht. Wenn zu wenig Pfleger da sind, sollen die doch länger arbeiten, findet der CDU-Rechtsaußen.

Einen Kranken und/oder dementen Menschen zu pflegen ist verdammt hart.
1.764.904 werden zu Hause allein durch Angehörige versorgt, bei weiteren 829.959 Personen wird zusätzlich ein ambulanter Pflegedienst in Anspruch genommen, 818.289 Bedürftige werden vollstationär verpflegt.
(Zahlen aus dem aktuellen Katapult-Magazin)


 Die Dilemmata sind vorprogrammiert.
Ab einem bestimmten Zeitpunkt, ist die medizinische Versorgung zu komplex um sie selbst zu machen. Bei schwerer Demenz, die es erfordert den Betroffenen nicht nur 24 Stunden kontinuierlich zu beobachten, sondern womöglich auch kontinuierlich eingreifen zu müssen, weil er sich oder andere gefährdet, aggressiv und verängstigt wird, ist es nicht ohne professionelle Hilfe möglich.
Der erste Gedanke in so einem Fall ist „ich brauche eine Polin“.
Tatsächlich werden über eine halbe Million Deutsche von „Care-Migrantinnen“ verpflegt. Sie stammen zu 46% aus Polen, 11% aus der Slowakei, 10 % aus Rumänien. Ungarn, Bulgarien, Litauen machen je gut 6% aus.

Katapult Okt-Dez 2019
70% der Kräfte werden durch die ca 300 deutschen Entsendeagenturen direkt nach Deutschland geholt, der Rest organisiert sich privat. Hinzu kommt eine gewaltige Dunkelziffer.
Eine dieser 24-Stundenkräfte, liebevoll „Pani“ genannt (Polnisch für „Frau“, aber auch Haushaltshilfe) kostet den Auftraggeber brutto im Durchschnitt 1.796,-.
Sie sind versichert, zahlen Sozialabgaben und die deutsche Agentur.
Wieviel eine Pani also tatsächlich netto verdient, schwankt.
Gehen wir mal von 1.500 Euro aus, um eine runde Zahl zu haben.
Die Pani soll 24/7 einen vollen Monat einsatzbereit sein.
Die Berechnung des Stundenlohns ist einfach: 1.500/(24x31) = ZWEI EURO Stundenlohn.
Es ist also offensichtlich, wieso weniger als ein Prozent der in der 24-Stundenpflege arbeitenden Menschen Deutsche sind.
Wir nutzen das Elend in osteuropäischen Ländern aus.
Dabei gilt für die einst in der Branche dominierenden Polinnen inzwischen, daß sie ihren Wert kennen. Sprechen sie gut Deutsch und verfügen über besondere Qualifikationen im Bereich Altenpflege oder sind womöglich als Krankenschwester ausgebildet, können sie auch deutlich mehr als 1.700,- brutto verlangen.
Deswegen weichen die Entsendeagenturen verstärkt auf Rumänien, Moldawien und Weißrussland aus.

Nicht immer ist es möglich eine Pani einzusetzen. Vielfach hapert es an den räumlichen Gegebenheiten; schließlich muss die Wohnung des zu Pflegenden über ein Gästezimmer und möglichst ein zusätzliches Bad verfügen.
In anderen Fällen ist es der Pflegebedürftige selbst, der sich beispielsweise aufgrund der beginnenden Demenz weigert eine fremde Person in seiner engsten Umgebung aufzunehmen. Schließlich kann man niemand eine Pani aufzwingen; es wäre auch unzumutbar für sie (ihn) in einer Wohnung zu arbeiten und zu leben, wenn sie (er) dort abgelehnt wird.

Wer sich gesetzestreu verhalten will, wendet sich an einen professionellen Hilfsdienst wie „Hamburg Care“. Eine vorbildliche Firma, die ich nur empfehlen kann. Dort kauft man gewissermaßen Zeit und bekommt eine geduldige Fachkraft in die Wohnung geschickt, die nicht ständig auf die Uhr sieht, weil sie in 20 Minuten beim nächsten Patienten sein muss, sondern sich zwei oder vier Stunden nur für eine Person reserviert hat, ohne daß ein bestimmtes Pensum erledigt werden muß.
Mit diesen Damen und Herren kann man klönen, sich etwas vorlesen lassen, sich im Haushalt helfen lassen oder auch spazieren gehen.
Kostet pro Stunde 32 Euro zuzüglich Wegpauschale, Investitionskosten, Ausbildungsumlage und Mehrwertsteuer.
Das sind bei einer 24/7-Betreuung etwa 17.000 Euro im Monat.
Bucht man hingegen lediglich am Wochenende vier Stunden und verzichtet auf einen ausgebildete Kraft, kommt man schon mit 1.636,46 Euro weg.


 Vier Stunden jeden Tag kosten 5.500,-

Hinzu kommen Verbrauchmaterialien wie Desinfektionsmittel. Besonders teuer sind die vielfach notwendigen Hilfen bei Inkontinenz. Es gibt aber auch viele einmalige Anschaffungen, wie Haltegriffe, Dusch-Sitze, Rollatoren, Rollstühle, Gehhilfen, Greifhilfen, physiotherapeutische Hilfsmittel.

Einen Senioren mit Alzheimer, der womöglich den Herd anstellt oder das Badewannenwasser laufen lässt, kann man aber nicht nur vier von 24 Stunden betreuen lassen.
Es muss ein herkömmlicher ambulanter Dienst wie zum Beispiel die Bodelschwingh-Damen der Diakonie engagiert werden.
Die rufen üblicherweise einen Stundenlohn zwischen 46 und 50 Euro auf, rechnen im Zehn-Minutentakt ab. Ich habe das in einem früheren Beitrag dargestellt.
Das macht bei einer 45 Minuten morgens Waschen und ankleiden, 45 Minuten mittags Mahlzeit zu bereiten, 20 Minuten für die hauswirtschaftliche Versorgung, sowie der abendlichen Medikamentengabe nebst Zusatzkosten wie Ausbildungsumlage etc ebenfalls rund 5.500,- im Monat aus.
In dem Fall ist der Patient aber nach wie vor nachts allein und hat niemand, der ihn zum Arzt bringt, oder einkauft.
Weitere Dienste wie ein Hausnotruf sind zwingend nötig, wenn es keine Vollzeit pflegenden Angehörigen gibt.

Das sind also bei durchaus lückenhafter Pflege etwa € 11.500,- im Monat.

Vergleicht man diese Summe mit den Leistungen der Pflegeversicherung, wird klar, wieso viele Angehörige notgedrungen zu Ausbeutern moldawischer Pflegemigrantinnen werden:

Bei Pflegegrad 1 gibt es eine monatliche Kostenerstattung von bis zu 125 Euro pro Monat für Betreuungs- und Entlastungsleistungen.
Die weiteren Abstufungen:
2: Pflegegeld bei häuslicher Pflege von 316 Euro pro Monat
3: Pflegegeld bei häuslicher Pflege: 545 Euro pro Monat
4: Pflegegeld bei häuslicher Pflege: 728 Euro pro Monat
5: Pflegegeld bei häuslicher Pflege: 901 Euro pro Monat

Auch bei schwachen Mathematikkenntnissen sollte klar sein: 11.500 minus 901 haut nicht hin!

Gehen wir also davon aus, daß schon wegen der abstrusen Kosten eine vollstationäre Unterbringung notwendig wird.

Gerne würde man in eins dieser Luxusaltendomizile gehen, von denen einige Prominente (Tiller/Giller, Hans-Jochen Vogel) erzählen.

In Hamburg haben wir beispielsweise das berühmte Augustinum mit Elbblick.

[….] Am Rand des Hamburger Hafengebietes befindet sich in einem umgebauten historischen Kühlhaus und in exklusiver Lage direkt am Elbufer die Augustinum Seniorenresidenz Hamburg. Dieses architektonische Meisterwerk mit dem Restaurant in der Glaskuppel bietet alle Voraussetzungen für ein stilvolles und komfortables Leben im Alter und ist gleichzeitig ein sicherer Hafen, wenn Sie später einmal auf Hilfe angewiesen sein sollten. [….]

Eine feine Sache, denn dort gibt es geräumige Apartments.


 Der Grundpreis beträgt lediglich 4.578,98 €.

Noch schöner die Elbschlossresidenz.

[….] Die Elbschloss Residenz liegt inmitten von Parkanlagen in einem der schönsten Wohnviertel Hamburgs. Das Areal der ehemaligen Elbschloss-Brauerei wurde im Jahr 2001 mit acht freistehenden Villen bebaut. Auf die einzelnen Villen verteilen sich 188 hochwertige Appartements. Alle Villen sind barrierefrei durch Passagen und Parkwege verbunden. [….]


 Der Nettogrundpreis ab 4.200 Euro wirkt geradezu geschenkt.

Kleiner Nachteil: Es werden in beiden Häusern nur Menschen mit Pflegestufe Null angenommen. Wer auch nur den kleinsten Pflegeaufwand mitbringt, wird gar nicht erst reingelassen.

Wer tatsächlich schon pflegebedürftig ist, kann aber etwas abseits in die spezielle Demenzeinrichtung der Elbschlossresidenz in Klein Flottbek einziehen.

Ich hatte das Glück mich dort einen vollen Tag umzusehen und kann das Konzept nur loben. Niemand wird eingesperrt, fixiert oder mit Medikamenten ruhig gestellt.
Großartig. Das ist der Ort, wo man seine Mutter oder Vater unterbringen möchte, wenn sie schon gaga sind.

Kosten eines 45qm-Anderthalbzimmerapartment inklusive Pflege: Schlappe 11.000,- im Monat.

In einer ganz anderen Hamburger Einrichtung werden auch Menschen mit beginnender Demenz in eigenen Apartments aufgenommen.
49 qm, zwei Zimmerchen.

Grundpreis 6.000,- Euro.


 Hinzu kommen etwa 1000 Euro im Monat für Physio- und Ergotherapie, sowie die schon genannten 1.600 für die Betreuung am Wochenende durch HH Care, denn diese Einrichtung bietet eben nicht rund um die Uhr Aufsicht.
Mit Versicherungen und weiteren Verpflegungen wie Friseur und Pediküre, kommt man also mit gerade mal 9.000,- netto aus.

Die armen Blödmänner, die sich das nicht leisten können, müssen dann eben in Mehrbettzimmer staatlicher Pflegeheime.
Mit Dekubitus, Unterernährung, Fixierung im Bett und vielen anderen Foltermaßnahmen aufgrund der Personalknappheit.

Dafür ist es dann aber auch echt billig; den mickrigen Eigenanteil, den man noch zuzahlen muss, hat jeder locker übrig.


Aber Jens Spahn ist inzwischen schon richtig beliebt.

Donnerstag, 21. November 2019

Markenkerne


Natürlich können und müssen sich Parteien etwas verbiegen können.
Manchmal machen sie das auch etwas sehr stark, so daß man sich wundert wie die Wähler das akzeptieren können.
Man denke nur an die Hamburger Grünen, die sich mit der Post-Schill-CDU paarten, brutale Abschiebungen, Brechmitteleinsatz mit Todesfolge akzeptierten, die größte CO2-Dreckschleuder Moorburg genehmigten und sogar ohne Not den Vollhöfner Wald abholzen lassen wollten.

Und wie hat es eigentlich ausgerechnet das ehemalige NSdAP-Mitglied Strauß, der stramm rechte Kommunistenfresser geschafft mit einem Milliardenkredit zum Retter der SED-Diktatur zu werden, ohne Wählereinbußen zu erleiden?

Immerhin, die CDU führte unter Merkel die Abschaffung der Wehrpflicht und den Ausstieg aus der Atomenergie durch.

Es gibt aber Grenzen. Unverrückbare politische Überzeugungen, die eine Partei unter keinen auch noch so abstrusen Umständen verraten würde.

Niemals würde die FDP für die Abschaffung der privaten Krankenversicherungen plädieren;
niemals könnte die SPD akzeptieren höhere Bildung auf reiche Kinder in Privatschulen zu beschränken;
niemals gäbe es ein Ja der Links-Partei zur Steuerbefreiung für Superreiche à la Trump und garantiert
niemals würde die AfD alle Flüchtlinge mit offenen Armen empfangen.

Die radikalste Kehrtwendung überhaupt durchlebte allerdings in den letzten drei Jahren die GOP. Die Partei des gegenwärtigen US-Präsidenten warf schon mehrere ihrer einst unverrückbaren Alleinstellungsmerkmale in den Orkus, um nach einer spektakulären Wende in die diametral entgegengesetzte Richtung zu rasen.
Extremes Lügen und Heucheln waren immer republikanischer Markenkern – so wie bei allen anderen rechtsextremen anti-intellektuellen Strömungen weltweit.

Für die amerikanische Grand Old Party gab es aber auch die ultrawichtigen Grundüberzeugungen der frömmelnden Prüderie, des Hasses auf Russland (und/oder den Kommunismus) und das Selbstverständnis als „Deficit Hawks“.
Man hatte unter allen Umständen fiscally conservative zu sein! Keine Staatsausgaben, das Defizit muss verkleinert werden, keine neuen Schulden.
Beim kleinsten Anzeichen von ehelicher Untreue galt man als untragbar. „Adultery“, schon das Wort war so schlimm, daß man es nicht aussprechen mochte.

 Als George W. Bush, potus #43 einst wagte auf seiner Ranch die Füße auf den Tisch zu legen, herrschte ihn seine Mutter Barbara, First Lady des potus #41 an.
Das zieme sich nicht für einen US-Präsidenten.
GWBs Nachfolger, potus #44 ging noch einen Schritt weiter; er betrat den Oval Office eines Tages ohne Krawatte.
Die verklemmten, prüden Republikaner schäumten.

[…..] At least one prominent former Bush official has the following message for President Obama: I don’t care if it’s warm enough to grow orchids in the Oval Office. Put your suit jacket on.
In an interview scheduled to run Wednesday night, Andrew H. Card Jr. told the syndicated news show Inside Edition that “there should be a dress code of respect” in the White House and that he wished Mr. Obama “would wear a suit coat and tie.”
Mr. Card, who was George W. Bush’s first chief of staff, becomes the first member of that famously buttoned-up administration to criticize the more relaxed Obama dress code.
[…..] Mr. Card also said:
“The Oval Office symbolizes…the Constitution, the hopes and dreams, and I’m going to say democracy. And when you have a dress code in the Supreme Court and a dress code on the floor of the Senate, floor of the House, I think it’s appropriate to have an expectation that there will be a dress code that respects the office of the President.” […..]

Aber dann kam 2016 und die frigiden Frömmler wählten einen zutiefst vulgären Proleten, der notorisch untreu ist, Dutzende Pornosternchen und sonstige Frauen der Subwelt begattete, zwei Ehefrauen verließ, von unzähligen Busen wegen sexueller Belästigung und/oder Vergewaltigung verklagt wurde, öffentlich damit prahlte verheirateten Frauen an die „Pussy zu grabschen“, die US-Verfassung verachtet, öffentlich erklärt kommunistische Diktatoren zu lieben, seine ostentative Bewunderung für Putin zelebriert und nebenher in Rekordzeit das US-Haushaltsdefizit um zwei Trillionen Dollar aufblähte.
Dieser 14.000-fache Lügner, der jeden Tag auf’s Neue mit seiner sagenhaften Vulgarität verblüfft.
Während der heutigen Zeugenanhörungen im Kongress bepöbelte der mächtigste Mann der Welt, US-Präsident Donald J. Trump Chairman Adam Schiff und die demokratischen Abgeordneten als „human scum“; dafür wäre „menschlicher Abschaum“ noch eine euphemistische Übersetzung.



Mike Pence, ein Mann so ultrafromm und streng moralisch, daß er mit keiner Frau außer seiner eigenen allein in einem Raum sein kann, stellt sich also voller Bewunderung hinter den Proleten, der lügt wie gedruckt und aus dem Oval Office, dem edelsten und ethisch höchst stehenden Raum der USA Tiraden über Scum ablässt in dritter Ehe mit einer Nacktmodel-Katalogbraut verheiratet ist, vom „grabb em by the pussy“ fabulierte und verächtlich Behinderte nachäfft.

Es gibt aber eine Sache, die Republikanern traditionell noch viel wichtiger ist als alle Vorhergenannten zusammen:
Die Bewunderung und bedingungslose Unterstützung für die US-Army.
Das gilt zwar für alle US-amerikanischen Politiker, aber insbesondere die GOP lässt sich niemals in ihrer Liebe zu den uniformierten Männern und Frauen übertreffen.
Flagge, Uniform, „serving the country“ sind die Apotheose des amerikanischen Konservatismus.

Ich fasse es immer noch nicht, daß Trump vermochte selbst diese eiserne GOPer Regel zu pulverisieren.
Kein Trump hat jemals in der Armee gedient, der Präsident ließ sich während des Vietnamkriegs mehrfach wegen eines Fersensporns von der Wehrpflicht befreien, maßte sich aber dennoch schon als Präsidentschaftskandidat an alles Militärische besser als die Generäle zu verstehen.

[….] President Donald Trump said that he could have made “a good general” in a White House meeting, even as he maintained feuds with several retired generals. [….]

Reihenweise zerschmetterte IQ45 echte Sakrilege.

Er lästerte verächtlich über den Kriegshelden und republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain, den „POW“ (prisoner of War), der jahrelang vom Vietcong gefangen und gefoltert wurde: Er, Trump möge lieber Soldaten, die sich nicht gefangen nehmen ließen.

Er legte sich mit der Goldstar-Familie Kahn an; ein absolutes Tabu bisher. Die Eltern gefallener US-Offiziere erfahren sonst die höchste Achtung und Ehrerbietung.

Er hetzte gegen Oberstleutnant Alexander Semyon Vindman (*1975) Direktor für europäische Angelegenheiten beim National Security Council, der im Irakkrieg durch eine Sprengfalle schwer verwundet und mit dem „Purple Heart“ ausgezeichnet wurde.

Hätte ein demokratischer Politiker auch nur eine dieser antimilitärischen Beleidigungen losgelassen, würde die kollektive GOP ihn lynchen wollen.

Faszinierenderweise kommt Trump aber nicht nur damit durch, sondern schafft es, daß seine ganze Partei im Parlament über hochdekorierte Kriegshelden herfällt und offensiv russische Propaganda betreibt.

Wenn irgendein republikanischer Stratege der GWB-Zeit (2001-2009) mit einer Zeitmaschine ins Jahr 2019 springen könnte, würde ihm jetzt vor Entsetzen über seine Partei sofort der Kopf explodieren.

Fiona Hill, ehemalige Beraterin des Weißen Hauses, Mitarbeiterin des stramm-rechten republikanischen Falken und ehemaligen Nationalen Sicherheitsberaters John Bolton, sah sich heute vor dem Ausschuss gezwungen die Republikaner daran zu erinnern bitte nicht für Russland zu arbeiten.

Nun wäre es lustig Ronald Reagans Gesicht zu sehen, falls er mit einer Zeitmaschine aus dem Jahr 1984 zum Capitol reisen könnte und seiner Partei zuhörte.

[…..] Fiona Hill sagte, es sei eine "Fiktion", dass die Ukraine 2016 sich in den US-Wahlkampf eingemischt habe. Dieses Narrativ hatten unter anderem Trump und seine Unterstützer immer wieder befeuert.
Hill sagte weiter, bei der Theorie von der ukrainischen Wahleinmischung handele es sich um eine von russischen Geheimdiensten ersonnene Verschwörung, die "offenbar auch einige von ihnen in diesem Ausschuss glauben".
Diese "Erfindungen" seien ein Versuch, die politischen Lager in den USA gegeneinander auszuspielen, und zwar von Russland, einer "fremden Macht, die uns wirklich schaden will". Sie weigere sich, Teil des Versuchs zu sein, ein alternatives Narrativ zu legitimieren, wonach die Ukraine - und nicht Russland - die USA 2016 attackiert habe, sagte Hill.
Darum bitte sie, diese politisch motivierten Falschaussagen nicht zu verbreiten, "die so deutlich russischen Interessen dienen", sagte Hill. Die Aussage der US-Geheimdienste hingegen, dass Russland die Wahl beeinflusst habe, sei über jeden Zweifel erhaben. "Der Einfluss der erfolgreichen russischen Kampagne 2016 bleibt heute sichtbar. Unsere Nation wird auseinandergerissen." […..]
(SPON, 21.11.2019)

Die GOPer des Jahres 2019 verachten und verdammen aber die amerikanischen Geheimdienste, bepöbeln die Sicherheitsdienstexperten, plappern lieber die Propaganda aus dem Kreml nach.

Man würde sich dazu gern einen Kommentar des mit einer Zeitmaschine aus dem Jahr 1990 angereisten ehemaligen CIA-Chefs und republikanischen Potus #41 George H. Bush anhören.

Mittwoch, 20. November 2019

Das Anthropozän.


Nach menschlichem Empfinden wechseln geochronologischen Epochen nicht allzu häufig, dabei sind sie schon die zweitkleinste Einheit in der Erdgeschichte.

    Äon  („Ewigkeit“)
        Ära  („Zeitalter“)
            Periode („sich wiederholender Abschnitt“)
                Epoche ( „Haltepunkt“)
                    Alter

Für Laien ist das verdammt kompliziert nach zu vollziehen; daher hier eine einfache Übersichtsgraphik; es gilt 4,6 Milliarden Jahre sinnvoll zu gliedern.


Derzeit befinden wir uns in der Ära des Känozoikums, der Periode des Neogens und am Ende der Epoche des Holozäns.
Es begann mit dem Ende der Eiszeit vor knapp 12.000 Jahren.
Davor setzte etwa 115.000 Jahre vor unserer Zeit das Jungpleistozän der letzten Warmzeit ein Ende und kühlte für 100.000 Jahre alles ab.


Noch nie wurde eine geochronologischen Epoche durch menschlichen Einfluss eingeläutet. Dies ist jetzt aber offensichtlich der Fall.
Seit etwa zwei Jahrhunderten betreibt der Mensch die Produktion von Treibhausgasen, verändert viel mehr als frühere Sedimentationsprozesse die Landschaft, übersäuert die Ozeane, vernichtet rasend schnell die natürliche Vegetation und erreicht durch Lebensraumvernichtung und Monokulturen ein drastisches Artensterben.

Das radikal destruktive Anthropozän hat das Holozän abgelöst und schreitet auf seinem Weg der generellen Vernichtung allen Lebens immer schneller voran.

[…..]  Der Ausdruck Anthropozän (zu altgriechisch νθρωπος ánthropos, deutsch ‚Mensch‘ und καινός ‚neu‘) ist ein Vorschlag zur Benennung einer neuen geochronologischen Epoche: nämlich des Zeitalters, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist.
Der Begriff wurde 2000 vom niederländischen Chemiker und Atmosphärenforscher Paul Crutzen gemeinsam mit Eugene Stoermer ins Spiel gebracht: Die beiden Wissenschaftler wollen damit ausdrücken, dass die Menschheit zu einem geologischen Faktor geworden sei. 2002 präzisierte Crutzen in einem Artikel in der renommierten Fachzeitschrift Nature den Begriff als eine „Geologie der Menschheit“. […..]  2008 fand die stratigraphische Kommission der Geological Society of London, der weltweit ältesten geowissenschaftlichen Vereinigung, überzeugende Argumente für die These, dass das als Holozän bezeichnete zwischeneiszeitliche Zeitalter mit stabilen Klimaverhältnissen an sein Ende gelangt und in einen stratigraphischen Abschnitt eingetreten sei, für den „in den letzten Millionen Jahren keine Entsprechung zu finden sei“. […..] 

In einem 200 Jahre währenden Kampf gegen die Umwelt, gegen Fauna und Flora, aber auch gegen sich selbst, scheint es Homo Sapiens endlich geschafft zu haben: Die Ausrottung der Zivilisation ist kaum noch aufzuhalten.
Insbesondere die Chemiker spielten eine unrühmliche Rolle.
Nach der Schaffung von chemischen Giftgasen als Waffen im ersten Weltkrieg, Plutonium für das Manhattan-Projekt, Zyklon B im zweiten Weltkrieg, Agent Orange im Vietnamkrieg, folgten Kunststoffe, Pestizide, Herbizide, Fungizide und immer mehr Toxine für den Planeten.

[…..] Nachdem er seinen Wissenschaftsgeist mobilisiert hat, um seine Feinde zu töten, hat der Mensch gelernt jegliches Leben zu töten. […..]

Die Erdzerstörung schreitet immer schneller voran.
Deutschland feiert gerade einen neuen Rekord im Plastikverbrauch pro Kopf, Donald Trump bekämpft alle Klimaschutzmaßnahmen, fördert Fracking, läßt Wälder abholzen, hebt Naturschutzrichtlinien auf setzt ganz auf Carbon-
intensive Industrien. 62 Millionen Amerikanern gefällt das.

Sein brasilianischer Klon Bolsonaro leistet ebenfalls ganze Arbeit. Innerhalb von gerade mal 12 Monaten ließ er Regenwald in der Größe Zyperns roden.
Dabei handelt es sich um den artenreichten Lebensraum der Welt, der auch noch als „Lunge der Erde“ wichtiger denn je für den Kampf gegen Kohlendioxid ist.

[…..] Forscher veröffentlichen erschreckende Zahlen: Seit Beginn des Industriezeitalters wurden über 1.400 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre gepumpt. Die biologische Vielfalt ging rapide zurück, und Prognosen sprechen von 250 Millionen bis eine Milliarde Klimaflüchtlingen - hochgerechnet bis ins Jahr 2050. Bis 2100 werden auf knapp 40 Prozent der Erdoberfläche Bedingungen herrschen, mit denen kein lebender Organismus des blauen Planeten je konfrontiert wurde. [….]

Um die Depression und Verzweiflung zu vervollständigen sehe man sich bitte die hervorragende ARTE-Produktion „DIE ERDZERSTÖRER“ an.
Anschließend ist man garantiert Misanthrop und Antinatalist.

[….] Ich halte diese 99 Minuten dieser Dokumentation für die beste recherchierte inhaltliche Form der für jeden leicht verständlichen Bildungsinitiative für alle Europäer durch Aufklärung, die jemals gezeigt wurde. […..]  99 Minuten die weder ein Feindbild des Kapitalismus kreiert, noch in irgend einer Weise populistische, religiöse, weltanschauliche oder politische Dogmen vertritt.
Sie zeigt uns von einem neutralen Standpunkt, wie wir zum Beispiel auch in den Mitgliedsländern der Europäischen Union wurden und auf welchen Grundlagen wir uns zu den Staaten entwickelt haben die wir heute im Jahr 2019 geworden sind. […..] 

Faszinierenderweise geht die Menschheit dabei nicht einfach nur einen geraden Weg der Zerstörung, sondern schlägt gelegentlich auch sinnvolle, umweltschonende Richtungen ein. Nur um sich möglichst schnell angewidert abzuwenden und weiter kaputt zu machen.

So wurde vor etwa 100 Jahren weltweit der Individualverkehr bekämpft und verdammt. Die gesamte städtische Bevölkerung fuhr Omnibus. Es war ein Zeitalter des ÖPNV.
Dann aber rottete sich ein Syndikat um Ford und Rockefeller zusammen, das in den USA mit kriminellen Methoden systematisch kommunale Omnibusbetreiber aufkaufte und vernichtete. Der einzige Grund war Profitgier – sie wollten mehr Autos und Benzin verkaufen.

Während des zweiten Weltkriegs wurde so viel Treibstoff nach Europa geschickt, daß sich amerikanische Forscher notgedrungen Energieeinsparungen überlegten. Es wurden Solarpanele erfunden. Bis in die 1960er Jahren waren solarbetriebene Wasserkocher und Heizungen in den USA populär.
Bis sich abermals aus Gründen der Raffgier Energiekonzerne zusammenfanden, um diesen für sie gefährlichen Trend zu stoppen. Wer seine Geräte mit Solarzellen betrieb, verbrauchte nämlich keinen Strom.
Es wurde ein voller Erfolg – solarbetriebene Geräte wurden aus amerikanischen Haushalten verbannt, man stieg auf Stromfresser um.