Samstag, 7. Oktober 2017

Gerechte Strafe Teil II



Den größten Politikerverdruss der letzten Jahre bereitete mir zweifellos die Bundestagsentscheidung zum Verbot der Sterbehilfe 2015. Angetrieben von der Sozialdemokratin Kerstin Griese, die ich für ihre Borniertheit und Brutalität gegenüber Menschen in Not zutiefst verachte, setzte sich das Parlament über den Willen der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung hinweg, um ihrem sadistischen Menschenbild zu frönen.

Hass ist ein starkes Wort, aber wenn ich in der Dokumentation „Frau S. will sterben“ sehe, wie Kerstin Griese auch zwei Jahre später noch stolz auf ihr Gesetz zur systematischen Qual von Menschen ist, wünsche ich den Befürwortern dieses Aktes soziopathischen Bevormundung ein eigenes Lebensende mit jahrelanger….


Der Gesundheitsminister und seine frommen Parlamentskollegen sind eine Schande für ihren Berufsstand.

(…..) Gröhe ist ein Musterexemplar des anmaßenden Sadismus‘.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, die organisierte Beihilfe zur Selbsttötung schwer kranker Menschen unter Strafe zu stellen. "Ich sehe die große Gefahr, dass die organisierte Sterbehilfe als Behandlungsvariante neben andere tritt", sagte er am Montagabend bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Hannover. Ein entsprechendes Gesetzesverfahren soll nach Angaben der CDU-nahen Stiftung nach der Sommerpause beginnen. Ein erster Anlauf war in der vergangenen Wahlperiode gescheitert, weil sich die schwarz-gelbe Koalition nicht einigen konnte.
In Deutschland sind die aktive Sterbehilfe und Töten auf Verlangen verboten, die Beihilfe zur Selbsttötung ist aber bisher straffrei.
[…..]  Der Minister lehnte auch den Vorschlag ab, die Beihilfe zur Selbsttötung in streng umgrenzten Fällen in ärztliche Hände zu legen. Auf diese Weise würden Grundsätze des Lebensschutzes aufgeweicht. […]

Selten erlebt man so penetrantes Ignorieren des alltäglichen menschlichen Leids.
Gröhe illustriert mustergütig seine eigene Heuchelei, seine Unwissenheit, seine Gewissenlosigkeit, seine Anmaßung, seine schlicht unmenschliche Bosheit.
Jeder Christ kann sein Leiden, seine bestialischen Schmerzen, sein Ersticken, seine Unselbstständigkeit, seine Lähmungen, seine Perikardergüsse, seine Magensonden, seine Tracheotomien, seine Intubationen, seine Katheter, seine verschleimenden Lungen, seine Inkontinenz, seine Dekompensation, sein Organversagen, seine Hämodialyse, seine Klistiere, seinen künstlichen Darmausgang, seine Desorientierung, seine Panikattacken, seine Ängste, Phobien und Depressionen, seine Verzweiflung, seine Paresen, seine Dekubiti, seine Ekzeme, seinen Pruritus, seine Exsikkose, seine Infusionen, seine Transfusionen, seine OPs, seine Beatmungsmaschinen und die Verzweiflung der Angehörigen so lange genießen wie er will.

Wenn jemand anders das nicht möchte und mit seinem EIGENEN Leben selbstbestimmt umgehen will, geht das den Christen nichts an.

Griese, Nahles und Co handeln nicht in dieser moralisch zutiefst verwerflichen Art, weil sie schlechte Menschen sind, sondern weil sie als Paradebeispiel für Religiotie an geistigen Inselverarmungen leiden.
Es sind durch die Kirche erschaffene Inselverarmungen, die eigentlich anständige Menschen dazu bringen anderen nicht nur vorzuschreiben unter langjährigen Qualen zu sterben, sondern auch über Verhütung, Abtreibung, Liebe, Partnerschaft, medizinische Versorgung (PID, Gentech-Medikamente, Stammzellentherapie), Kinderwunsch anderer zu bestimmen.


Jedes Mitglied der Kirche darf dann keine Schwangerschaftsunterbrechungen durchführen, darf nicht masturbieren, darf nicht in homosexuellen Partnerschaften leben, darf keine Patientenverfügungen aufsetzen, darf keinesfalls die PID nutzen und muß auch auf durch Gentechnik gewonnene Medikamente gegen Parkinson, Krebs und MS verzichten. Und jedes Kirchenmitglied soll natürlich mit allen Mitteln unter Aufbietung aller erdenklichen Qualen so lange wie nur irgend möglich am Leben gehalten werden. Jedem Mitglied der Kirche ist es streng verboten jedwede Form des Suizids in Betracht zu ziehen.


Gesetze würden natürlich weiterhin für ALLE Deutschen gelten - lediglich die angesprochenen gesetzlichen Einschränkungen der Freiheit, die ausschließlich religiös begründet sind, würden in ihrem Geltungsbereich auf die Kirchenmitglieder beschränkt.

Immerhin gibt es heute schon solche Zonen eingeschränkten Rechts, wenn es um die Arbeitnehmerrechte der kirchlichen Angestellten geht.
Ein Chirurg in einem katholischen Krankenhaus kann gefeuert werden, wenn er sich scheiden läßt und mit einer anderen Frau zusammen lebt.
Als Kirchenmitglied hat er also eingeschränkte Rechte.
Diese Einschränkung sollte konsequent ausgeweitet werden auf Verhütung, Homoehe, PID und Co.

Christen und Atheisten kämen sich nicht mehr in die Quere und vor allem wäre endlich der Gesetzgeber aus der Schusslinie!

Wenn ein Atheist gegen passive Sterbehilfe oder Stammzellenforschung ist, könnte er in eine Kirche eintreten.
Umgekehrt könnte eine christliche Schwangere, die sich das Recht zur Abtreibung nehmen will, aus der Kirche austreten.

Die Rechte wären individualisiert, Kirchen und Parteien und Politik müßten keine Stellvertreterkriege mehr führen.

Die augenblickliche Situation ist hingegen höchst unbefriedigend.

Religioten werden von ihrer menschenschädlichen Ideologie dazu getrieben auch über Nicht-Religioten zu bestimmen, während ich als Atheist keineswegs in die Schlaf- und Krankenzimmer der Religioten regieren würde.

[….] Atheisten verhalten sich gegenüber Christen viel fairer, als es Christen gegenüber Menschen ohne eine Religionszugehörigkeit tun. Doch die Gründe für dieses Verhalten  sind ungewöhnlich. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern der Ohio University. [….]


(….) Die gesamte Bundesregierung ist christlich; es gibt keinen einzigen konfessionsfreien Minister, evangelische Kirchentage gleichen einem Grünen-Kongress, die ultrafromme SPD-Christin Kerstin Griese setzt ihren religiotischen Kurs in der Frage der Patientenverfügungen und Sterbehilfe im ersten Wahlgang gegen die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung durch und die ultrafromme damalige Generalsekretärin Andrea Nahles verbietet zusammen mit dem gläubigen Parteichef Gabriel die Einrichtung eines laizistischen Arbeitskreises in der SPD.
Unglaublich! 1998 schworen der atheistische Bundeskanzler und sein ebenfalls atheistischer Vizekanzler demonstrativ mit weiteren sechs Ministern nicht die Formel „so wahr mir Gott helfe“ bei ihrer Vereidigung.
Wenige Jahre später, im September 2013 verbieten Nahles und Gabriel, daß in der SPD überhaupt über sowas wie Konfessionsfreiheit und Atheismus nachgedacht werden darf.
Offensichtlich haben schwere Religioten wie Thierse und Nahles, die mal eher die Ausnahme bei den Sozialdemokraten waren, inzwischen die Partei gekapert und tun alles dafür, um die Säkularen zu verdrängen.
Die bedeutenden sozialdemokratischen Intellektuellen Ingrid Matthäus-Maier (Rechtsexpertin, Finanzexpertin, langjährige stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion) und Rolf Schwanitz (sieben Jahre Staatsminister im Bundeskanzleramt) wurden also von der eher schlichten Denkerin Nahles (keinerlei Expertentum) ausgebremst.
(….)

Die Kirche kann und soll in ihrer Kirche tun, was sie möchte.
Von Übel ist aber die kontinuierliche Einflussnahme der Kirchen auf den Staat, der christlichen Politiker auf ihr Abstimmungsverhalten und die finanzielle Ausbeutung des Staates durch christliche Organisationen.

Da aber die Destruktivität dem Christentum immanent ist, weil es sich als „alleinseligmachend“ versteht und aus der Wahnvorstellung ihr Gott sei der einzige den Auftrag zur Missionierung ableitet, wird man es schwerlich erreichen, daß die Christen ihre Kraken-artigen Arme vom Staat lassen.

Wer mit dem Anspruch „extra ecclisiam nulla salus“ (Papst Benedikt XVI) durch die Welt geht, also allen Nicht-Katholiken pauschal Verachtung ausspricht, wird man den Einfluss der Katholiban auf den Staat nur dadurch reduzieren, daß die Kirchen selbst stark geschwächt werden.

Das ist umso nötiger, da seit letzter Woche die Hardcore-Katholikin und Papst-Bewunderin Andrea Nahles Chefin der SPD-Bundestagsfraktion ist.

Die gerechte Strafe für die Bevormundung des Staates durch Kirchisten wie Griese und Nahles muss daher ein radikaler Mitgliederschwund der Kirchen sein.

Zum Glück sind wir auf gutem Wege.

[…..] Ein lauter Knall – und der einst so stolze Kirchturm kracht unter Getöse in sich zusammen. Was das Dynamit der Sprengmeister noch stehen lässt, walzen die Bagger platt. Nach wenigen Tagen bleibt nichts als eine große freie Fläche übrig – dort, wo über Jahrzehnte oder länger die religiöse Heimat vieler Menschen stand. Der Verlust der eigenen Kirche ist für Gläubige ein Horrorszenario. Doch sind Kirchenabrisse wegen Priestermangels, Gläubigenmangels und letztlich Geldmangels in Deutschland seit Jahren Realität. […..] Seit der Jahrtausendwende wurden in Deutschland über 500 katholische Kirchengebäude als Gottesdienstorte aufgegeben. Das ergibt sich aus einer Umfrage, die katholisch.de mit allen deutschen Diözesen durchgeführt hat; zwei Bistümer konnten dabei keine konkreten Angaben machen. Zum Teil verblieben die Gotteshäuser in kirchlicher Hand und wurden einer neuen Nutzung zugeführt, andere wurden verkauft. Ein dritter Teil schließlich wurde abgerissen – nach Angaben der Diözesen rund 140 Gebäude seit dem Jahr 2000. […..]
 "Aber wir stehen in dieser Entwicklung auch erst am Anfang", betont der Bonner Liturgiewissenschaftler Albert Gerhards. "Wenn sich kein Umdenken einstellt, ist für die kommenden Jahre ein starker Anstieg von Abrissen absehbar." […..] Die Diözesen im Einzelnen:

Aachen: 40 Kirchen aufgegeben, 9 Abrisse (alle wegen Braunkohletagebaus, 4 Ersatzbauten)

Augsburg: 0 Kirchen aufgegeben, 0 Abrisse

Bamberg: 3 Kirchen aufgegeben, 1 Abriss

Berlin: 20 Kirchen/Kapellen aufgegeben, 2 Abrisse

Dresden-Meißen: 2 Kirchen aufgegeben, 0 Abrisse

Eichstätt: 1 Kirche aufgegeben, 0 Abrisse

Erfurt: 11 Kirchen/Kapellen aufgegeben, 1 Abriss

Essen: 105 Kirchen aufgegeben, 31 Abrisse

Freiburg: 1 Kirche aufgegeben, 0 Abrisse

Fulda: 15 Kirchen aufgegeben, 1 Abriss

Görlitz: k.A.

Hamburg: 29 Kirchen aufgegeben, 6 Abrisse

Hildesheim: 56 Kirchen aufgegeben, 13 Abrisse

Köln: 28 Kirchen aufgegeben, 7 Abrisse

Limburg: 43 Kirchen aufgegeben, 8 Abrisse

Magdeburg: k.A.

Mainz: 0 Kirchen aufgegeben, 0 Abrisse

München und Freising: 2 Abrisse (beide durch Neubauten ersetzt)

Münster: 55 Kirchen aufgegeben, 24 Abrisse

Osnabrück: 14 Kirchen aufgegeben, 8 Abrisse

Paderborn: 23 Kirchen aufgegeben, 8 Abrisse

Passau: 4 Kirchen aufgegeben, 0 Abrisse

Regensburg: 2 Kirchen aufgegeben, 0 Abrisse

Rottenburg-Stuttgart: 8 Kirchen aufgegeben, 2 Abrisse

Speyer: 21 Kirchen aufgegeben, 4 Abrisse

Trier: 30 Kirchen aufgegeben, 5 Abrisse

Würzburg: 4 Kirchen aufgegeben, 3 Abrisse

Freitag, 6. Oktober 2017

Quellenangabe



Manche dubiosen Verschwörungstheoretiker-Plattformen klingen genauso unseriös wie sie sind.
„Netzfrauen“, „Info Wars“, „Russia Today“, „Philosophia Perennis“ oder „Politically Incorrect“ sollten jeden sofort abschrecken, selbst wenn man noch gar nicht weiß, wer dahinter steckt.

Ein sehr schlechtes Zeichen ist es, wenn diese der Realität völlig Entrückten nur von Ihresgleichen zehren.
Der rechtsradikal-klerikal-islamophobe Hassblogger David Berger verbreitet beispielsweise über seine PP-Plattform weiterhin die Lüge, daß Las-Vegas-Attentäter Stephen Paddock ein Fall von „Allahu-Akbar-Terror“ wäre und im Auftrag des IS gehandelt habe.
Der Urinduscher belegt das dreifach seriös, indem er sich

1.) Auf den ehrlichste Präsidenten der Welt, nämlich Trump,
2.) Dessen angeblichen Ex-Berater James Brower, den außer Berger keiner kennt und
3.)  Einen Tweet von Alex Jones‘ „Infowars“-Mitarbeiter Paul Joseph Watson

bezieht.

Die lächerliche Auflistung bekommt das endgültige Trottelzertifikat aber auch durch die Verwendung der klassischen Pegioten-Trigger-Begriffe wie „Nannymedien“ und „Allahu-Akbar-Terror“ in Kombination mit Rechtschreibfehlern „IS-Propaganvideo“.

[….] „Die Krampfhaftigkeit, mit der Sicherheitsbehörden und Nannymedien jeden Zusammenhang des LasVegas-Massenmörders mit der Isis zurückwiesen, die Aggressivität, mit der deutsche Journalisten auf die bloße Bekanntmachung der IS-Stellungnahme zu Las Vegas reagierten, war bereits höchst auffällig.
Nun kommen sie in besondere Bedrängnis. James Brower, einer von Donald Trumps bekanntesten „Campaign Officials“ hat in mehreren Tweets der vergangenen Nacht behauptet, dass Paddock kurz vor dem Massaker ein Video aufgenommen hat, in dem er sich zum „Islamischen Staat“ bekennt.
Zu den Informationen aus Sicherheitskreisen ließ er wissen: „Ich habe erfahren, dass das Video grundsätzlich von einem Netzwerk spricht, man wollte mir nicht direkt sagen, ob es ISIS war, aber sie gaben kleine Hinweise darauf, dass es IS war“, sagte Brower zu dem Portal „Infowars„. [….]

Das sind die einfachen Fälle.
Das sind offensichtlich keine glaubhaften „Informationen“.

Schwieriger ist es bei Unsinns-Verbreitern wie „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“.
Der Name klingt zunächst einmal seriös. Dennoch ist „DWN“ eine Verschwörungstheoretiker-Plattform.

Grundsätzlich seriös wirken Magazine der großen Verlage, die über alle Kanäle verbreitet werden.
Der Focus aus dem Hause Burda kommt als gedrucktes Heft mit einer Auflage von 440.000 Exemplaren, Focus TV auf SAT1 und natürlich Focus-online.

Auch Sozialdemokraten, Linke und Grüne verbreiten guten Gewissens Focus-News über die sozialen Medien.
Aber Achtung, der Herausgeber und Gründungschefredakteur Helmut Markwort geht für seine rechtskonservative Weltsicht weit über die Fakten hinaus, verbreitete immer wieder Falschmeldungen. Schon vor 22 Jahren wurde er dafür von Roger Willemsen böse auseinandergenommen.
Besser geworden ist es nicht; so verbreitete Markwort in seiner eigenen Talkshow im Mai 2016 Gabriel werde in wenigen Tagen zurücktreten, damit Olaf Scholz neuer SPD-Vorsitzender werden könne, er wisse das aus sicherer Quelle.
Blanker Unsinn, wie wir heute wissen.
Der Focus recherchiert nicht sauber. Focus-Online geht noch einen Schritt weiter und verbreitet nicht nur unseriöse Artikel, sondern verbindet das mit einer dezidiert ausländerfeindlichen Grundstimmung.
Im Herbst 2015 steigerte Focus Online seine Präsenz in auf Facebook und Twitter so sehr, daß sogar BILD-Online überholt wurde, indem fast nur noch flüchtlingskritische Berichte verbreitet wurden.

Rechte klassische Medien kann und soll man aber auch konsumieren, wenn man weiß welche Absicht dahinter steckt.

Das größte Problem stellen Quellen dar, die als unabhängig, wissenschaftlich und sehr seriös daherkommen.

Sehr lange wurden die Analysen der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) als Stimme der Vernunft von allen Medien verbreitet.
INSM-Propaganda trug maßgeblich zur Kanzlerschaft Merkels bei, indem Anfang der 2000er Jahre systematisch von SPIEGEL bis FAZ auf RotGrün geschossen wurde.
Damals war noch nicht allgemein bekannt, daß die INSM eine vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall finanzierte schwarz-gelbe Lobbyvereinigung ist, die sich von Michel Glos, Edmund Stoiber, Lothar Späth, Wolfgang Clement, Paul Kirchhoff, Martin Kannegießer, Arnulf Baring, Roland Berger und Co vertreten ließ/läßt.

[….] Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) ist eine marktliberale Lobby-Organisation, die von den Unternehmerverbänden der Metall- und Elektroindustrie (Gesamtmetall) finanziert wird. Sie will u.a. erreichen, dass der Arbeitsmarkt und das Bildungswesen stärker an den Bedürfnissen von Unternehmen ausgerichtet werden.
Das operative Geschäft wird von der INSM GmbH betrieben, deren Alleingesellschafter das Institut der deutschen Wirtschaft ist. Die INSM verfügt 2017 über einen Jahresetat von sieben Millionen Euro, die von Gesamtmetall zur Verfügung gestellt werden. [….]

Noch weniger kritisch wird bis heute die FDP-Lobbyorganisation „Bund der Steuerzahler“ (BdSt) gesehen.

Stellt der Verein ein neues „Schwarzbuch der Steuerverschwendung“ vor, verbreiten fast alle Medien diese Informationen, als handele es sich um streng wissenschaftliche Erkenntnisse.

[….] Der Bund der Steuerzahler Deutschland e.V. ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Berlin, welcher als Lobbyakteur in der Verbändeliste des Deutschen Bundestages registriert ist und als Vereinszweck Steuersenkungen, den Abbau von Bürokratie und Staatsverschuldung sowie eine sparsame Verwendung von Steuergeldern angibt.
Der Bund der Steuerzahler Deutschland e.V. wurde 1949 u.a. von dem Finanzwissenschaftler Karl Bräuer gegründet. Der Gründung des Vereins auf Bundesebene war die Gründung von Landesverbänden in den drei westlichen Besatzungszonen vorausgegangen. Die Lobbytätigkeit des BdSt ist auf eine Beeinflussung der Fiskal- und Wirtschaftspolitik im Sinne des Neoliberalismus gerichtet. Heute ist der BdSt eine der größten Steuerlobbyorganisationen der Welt. [….]

Bevor man sich also alljährlich über die schlimmen Steuerverschwendungen rotgrüner Politiker empört, sollte man die Fälle genau prüfen und sich bewußt sein, mit welcher Absicht das „Schwarzbuch“ erstellt wird.

Besonders hohe Wellen schlägt heute die BdSt-Kritik am Hamburger „Goldhaus“ auf der Veddel.
Dabei handelt es sich um ein meiner Meinung nach großartiges Projekt, das für vergleichsweise sehr wenig Geld enorme Aufmerksamkeit auf einen multikulturellen, sehr armen, aber auch bei seinen Bewohnern beliebten Hamburger Stadtteil lenkt.
Zudem handelt es sich um Kunst.
Der Staat soll und muss Kultur fördern. Was genau Kunst ist und wieviel sie kosten darf ist grundsätzlich nicht zu definieren. Das ist ja gerade das Wesen der Kunst, daß sie „überflüssig“ ist und uns auf nicht materielle Weise erquickt.

Zum Glück habe ich immer noch mein MoPo-Abo. Gelegentlich kommt es vor, daß die kleine, unwichtige Regionalzeitung mal einen richtig guten Kommentar schreibt, den ich gern auch bei den großen überregionalen Medien lesen würde.
Heute wird dort die eigentliche Tätigkeit des BdSt beschrieben: Sich wichtigmachen und populistisch Politikerbashing betreiben

[….] Na klar, wird wieder auf dem goldenen Haus rumgehackt. So, als wäre der BdSt berufen zu entscheiden, was Kunst ist, was nicht.
  Der BdSt hat keinen öffentlichen Auftrag.   Er verfolgt nicht einmal die Interessen der Mehrheit der Steuerzahler. Im Gegenteil.   Im Grunde  ist er eine „Tarnorganisation, die knallharte neoliberale Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit im Interesse von mittelständischen Unternehmen und besser Verdienenden betreibt“, so der Publizist Wolfgang Lieb.
 Der BdSt spielt gerne den Saubermann. Und reagiert empfindlich, wird er an seine Vergangenheit erinnert. Etwa daran, was für dubiose Geschäfte er einst mit der Hamburg-Mannheimer (später Ergo) machte. Die komplette Mitgliederwerbung des BdSt wurde jahrzehntelang von getarnten Versicherungsvertretern durchgeführt. Als Gegenleistung durften Ergo-Leute BdSt-Mitglieder in Versicherungsfragen „beraten“… Ja, da ging’ s um richtig viel Kohle. Doch davon steht nix im Schwarzbuch. [….]

Donnerstag, 5. Oktober 2017

Mitleid



Manchmal geht ja ordentlich was schief im Leben eines Politikers. Natürlich ist auch nicht alles planbar.
Man denke an den armen François Hollande, der oft Pech mit dem Wetter hatte, triefnass gefilmt wurde.
Je mehr seine Umfragewerte sanken, desto mehr Spaß hatten die Journalisten daran ihn wie einen begossenen Pudel abzulichten.

[….] Kein französischer Staatschef wurde so oft im Regen fotografiert wie François Hollande. Von seinem Amtsantritt im Mai 2012 bleibt das Bild eines frisch gewählten Präsidenten, der im offenen Wagen über die Champs-Elysées fährt – im nassen Anzug und mit beschlagener Brille. Solche Szenen haben sich inzwischen unzählige Male wiederholt, das Fotoalbum der Legislaturperiode ist voll mit Regenbildern. Im Pariser Politbetrieb amüsiert man sich schon lange darüber, und auch Hollande versucht, es mit Humor zu nehmen. [….]

Der Mann konnte einem leidtun, weil die Regenbilder eine perfide Methode waren ihn immer mehr der Lächerlichkeit preiszugeben.
Andererseits war er französischer Präsident und damit Inhaber eines sehr mächtigen Amtes, das er einfach nicht zu nutzen wußte. Er konnte seine Politik nicht durchsetzen und blieb auf völlig unerklärliche Weise blass und ratlos.
Bei einem erfolgreichen Präsidenten hätte die schreibende Zunft schnell die Lust verloren ihn immer wieder klatschnass zu zeigen.

Zuletzt schien Mrs. May geradezu vom Pech verfolgt. Ihre Minister debakulieren bei jeder Gelegenheit, für ihre Brexit-Vorstellungen wird sie in Europa ausgelacht und nun sägt auch noch ihre eigene Partei an ihrem Stuhl. Beim Parteitag wollte sie sich mit einer großen Rede stärken, aber dann ging alles schief.

[….] Die Rede der britischen Premierministerin May auf dem Tory-Parteitag verlief katastrophal. [….]
Ein Komiker hat die Rede der britischen Regierungschefin Theresa May beim Parteitag der Konservativen in Manchester unterbrochen. Der Mann überreichte May während ihrer Ansprache am Mittwoch ein P45-Formular, das in Großbritannien üblicherweise bei einer Entlassung ausgehändigt wird. Er wurde von Sicherheitsleuten aus dem Saal geführt.
May, die während der Rede immer wieder mit einer trockenen Kehle zu kämpfen hatte und der mitunter die Stimme versagte, ignorierte den Zwischenfall weitgehend. [….] Die kurze Unterbrechung war nicht der einzige kuriose Vorfall bei den Tories während Mays Rede. Hinter der Premierministerin bildeten Buchstaben an der Wand den Slogan der Partei "Building a country that works for everyone" (deutsch: "Ein Land aufbauen, das für jeden funktioniert"). Kurz vor dem Ende von Mays Rede fielen mehrere dieser Buchstaben zu Boden. [….]

Man möchte die arme Frau bemitleiden.
Allerdings ist sie keine unschuldige vom Pech Verfolgte, sondern die vermutlich schlechteste Premierministerin aller Zeiten.
Sie fügt ihrem Land schweren Schaden zu, belügt ihr Volk, verhält sich unsolidarisch und verantwortungslos gegenüber dem Rest Europas und ist zudem auch noch von persönlicher Machtgier zerfressen. Ihre Entscheidung den Brexit-Prozess über Monate zu blockieren, weil sie ohne Not Neuwahlen ansetze, war sicherlich ein Meisterwerk der Morialogie. Ihre Partei verfügte über eine absolute Mehrheit, die May in völliger Verkennung der Realität durch die vorgezogenen Wahlen verspielte, so daß sie nun in einer Koalition mit Ultrarechten regieren muss.

Mitleid empfinde ich langsam auch mit Martin Schulz.
Der Pech-Magnet versemmelte erst vier Wahlen in Folge und nun schießen sich die alten Parteigrößen Franz Müntefering, Gerd Schröder und Klaus von Dohnanyi auf ihn ein.

In den sozialen Netzwerken steht die SPD-Basis noch zu ihrem Vorsitzenden; Nörgler (wie ich) werden weggebissen.

Natürlich verstehe ich die Frustration und den Trotz der Parteimitglieder. Man glaubt (zu Recht), daß Merkel und Lindner den Sieg nicht verdient haben, weil sie keine Inhalte transportierten.
Da freute man sich an Schulz in der Elefantenrunde, als er der geschockten Kanzlerin entgegenwarf, daß sie zukünftig nur noch Widerstand aus der SPD erwarten können. Von uns gibt es nicht noch mal die fehlenden Stimmen zur Kanzlermehrheit. Ätschi.
Je mehr das Ergebnis der Bundestagswahl aber sackt, desto klarer werden die enormen Versäumnisse des SPD-Chefs.
Der Wahlkampf war unprofessionell, thematisch arm und Schulz war nicht willens oder nicht fähig die Diskussion zu bestimmen.

Der Würselener Seeheimer tut mir inzwischen auch schon Leid, weil sich erwartungsgemäß langsam auch die Journaille gegen ihn wendet.

 [….] Der Rückhalt in der Partei für den als Kanzlerkandidaten krachend gescheiterten Vorsitzenden bröckelt. Schon vergangene Woche mehrten sich die Zweifel, ob Schulz der Richtige für die versprochene Erneuerung der Partei ist – oder ob er nicht besser beim Parteitag im Dezember den Weg freimacht.
Jetzt nimmt das interne Gemurre zu, weil Schulz ungeahnt peinliche Einblicke in seinen Wahlkampf erlaubt hat: Eine "Spiegel"-Reportage belegt, dass Schulz schon seit Juli die Bundestagswahl verloren gegeben hatte und von großen Selbstzweifeln geplagt war. Der Text ist ein Dokument der Hoffnungslosigkeit, aber auch eines bizarren Wahlkampf-Theaters, mit dem der Kandidat die eigenen Anhänger täuschte.
[….] Immer wieder äußert Schulz Wut und Selbstzweifel, weil die Umfragewerte für die SPD weiterhin sinken. Wenige Tage nach dem TV-Duell Anfang September sagt er im kleinen Kreis: "Ich muss jeden Tag erklären, dass ich Kanzler werden will, und jeder weiß: Der wird niemals Kanzler. Die Leute finden mich peinlich. Die lachen doch über mich." Nicht nur auf den Marktplätzen erzählte Schulz etwas anderes, auch bei SPD-Funktionären nährte er Illusionen. [….] Insgesamt liegt jetzt ein schonungsloses Protokoll von monatelanger Ratlosigkeit, Unprofessionalität und Wehleidigkeit vor. Schulz mag nun menschlicher erscheinen, aber er hat rapide an Autorität verloren. [….]

Die Selbstzweifel und Sensibilität machen ihn sympathisch.
Aber können wir uns einen Parteichef leisten, der einem Leid tut, weil er nach all der Wahlkampfschufterei nun auch noch um sein höchstes Parteiamt kämpfen muß?
Kann ein Aufbruch gelingen mit einem Chef, der generell mit Begriffen wie „Niederlage“, „Absturz“ und „freier Fall“ konnotiert wird?
Es ist nicht falsch, wenn Schulz nach seiner Mega-Niederlage Gabriel und Nahles eine Mitschuld zuweist, weil diese in den letzten Jahren zu viel versäumt hätten.
Aber es wirkt schon sehr verzweifelt, wenn der Kandidat und Parteichef es nun nötig hat mit dem Finger auf andere zu zeigen.
Schulz, der arme kleine Mann, der ein Opfer der Umstände wurde und jammerig auf Tu quoque und weiter so setzt?
Mitleid ist eine sehr wichtige menschliche Eigenschaft. Die dafür notwendigen Spiegelneuronen ermöglichen erst friedliches Zusammenleben.
Aber in der Politik sind leider breite Rücken gefragt. Ein bemitleidenswerter Parteichef wird wohl nie als kanzlertauglich gelten.

Mittwoch, 4. Oktober 2017

Blonder Dreikampf.




Von den drei rechten blonden Clowns mit bizarrem Kopfputz ist einer in der medialen Versenkung verschwunden.
Geert Wilders, holländischer Hobby-Goebbels, kommt mit seiner Haarpracht inzwischen Trump recht nahe.
 Nach seinen eher schwachen 13,0% bei den Parlamentswahlen am 15. März 2017, dominiert er aber die Politik weniger als er hoffte. Für die schwierige Regierungsbildung wird er nicht gefragt.

 Der König der blonden Blöden ist eindeutig Donald Trump, der täglich ein solches Feuerwerk des Wahnsinns abbrennt, daß es niemand mehr möglich ist seine Bösartigkeit und Idiotie verbal zu beschreiben.
Zuletzt sickerte durch, daß Außenminister Tillerson ihn als „Idiot“ bezeichnete, bevor er um seinen Job fürchtend Trump wieder einmal umschmeichelte, daß die Schleimspur noch aus dem Weltraum zu sehen ist.
Unterdessen fiel Trump in Puerto Rico ein, erkannte als erster Mensch der Welt, daß es sich dabei um eine Insel handelt und trug der erstaunten Öffentlichkeit vor, diese sei auch noch von Wasser umgeben. Potzblitz.
Natürlich nutzte er seinen Besuch, um die Hurrikan-Opfer bösartig zu diffamieren und mit einer Bemerkung die Finanzmärke einbrechen zu lassen.

In den letzten 20 Jahren habe ich bezüglich der amerikanischen Politik eins gelernt: „Schlimmer geht immer“.
Mit GWB, Palin und Cruz war noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.
Aber auch wenn ich mich für einen sehr phantasiebegabten Menschen halte, kann ich mir bisher beim besten Willen nicht vorstellen, daß es einen schlechteren Politiker als Trump auf der Welt geben kann.

Hinter so einer Ikone der Destruktivität gerät auch der dritte Blonde in Vergessenheit, obwohl Boris Johnson im Gegensatz zu Wilders ein sehr wichtiges Regierungsamt innehat und als Außenminister eine der fünf wichtigen UN-Vetomächte vertritt. Täglich arbeitet er daran Großbritannien schwer zu schaden und lächerlich zu machen.


Johnson gibt sich Mühe. Akribisch und fleißig arbeitet er daran bei jedem Auftritt mindestens eine so grobe Peinlichkeit rauszuhauen, daß er es in die weltweiten Schlagzeilen schafft und sich alle normalen Briten mit Herz und Seele für ihre Regierung schämen können.

[….]   Der britische Außenminister hat bei einem Besuch in der einstigen Kolonie Burma beinah einen diplomatischen Eklat provoziert. [….] Als taktvoller Diplomat und Feingeist war Boris Johnson in der Vergangenheit eher selten aufgefallen - aber dieser Fehltritt ist selbst für den britischen Außenminister außergewöhnlich: Bei einem offiziellen Besuch in der ehemaligen Kolonie Burma hat der konservative Politiker das Gedicht des Autors und Kolonialismus-Verfechters Rudyard Kipling (1865 - 1936) zitiert, wie in einem vom britischen Channel 4 veröffentlichten Video zu sehen ist.
Bei dem Auftritt mit lokalen Würdenträgern des südostasiatischen Landes im Januar rezitierte Johnson die ersten Zeilen des Kipling-Gedichts "The Road to Mandalay" deutlich hörbar. Kipling ist vor allem als Autor des "Dschungelbuchs" bekannt - er war jedoch auch vehementer Verfechter des Kolonialismus, was sich in vielen seiner Texte niederschlug.
Johnson sieht sich laut "Guardian" nun dem Vorwurf ausgesetzt, "unglaublich unsensibel" in Burma aufgetreten zu sein. [….] Mark Farmaner, der Direktor der Nichtregierungsorganisation Burma Campaign UK, kritisierte Johnsons Auftritt scharf. "Es macht einen fassungslos, dass er so etwas tut", sagte Farmaner dem "Guardian" zufolge. In Burma trügen noch immer viele Menschen den Briten die Kolonialzeit nach: "Die britische Kolonialzeit wird als Demütigung und Ehrverletzung angesehen." [….]


 [….]  Der britische Außenminister Boris Johnson hat mit einer Bemerkung über libysche Bürgerkriegsopfer für Empörung gesorgt. Auf dem Parteitag der konservativen Tories in Manchester sagte Johnson, Libyen könne zu einem attraktiven Ziel für Touristen und Investoren werden, die Küstenstadt Sirte gar ein neues Dubai. Vorher müssten aber erst "die Leichen weggeräumt werden".
Ansonsten erfülle die Stadt mit ihrem weißen Sandstrand und "wunderschönem Meer" alle Voraussetzungen für ein Touristenparadies, sagte Johnson. [….] Die Schattenaußenministerin der Labour-Partei, Emily Thornberry, kritisierte Johnson. "Dass Boris Johnson diese Toten für einen Witz hält, für eine bloße Unannehmlichkeit, bevor britische Unternehmen die Stadt in einen Badeort verwandeln können, ist unglaublich krass, gefühllos und grausam", sagte Thornberry. Die Außenpolitikexpertin der Liberaldemokraten, Jo Swinson, forderte Premierministerin Theresa May auf, Johnson zu entlassen. Seine "krasse und unsensible Bemerkung" zeige erneut, dass er seiner Aufgabe nicht gewachsen sei. Die Tory-Abgeordnete Heidi Allen empörte sich bei Twitter: "100 Prozent inakzeptabel, egal von wem, nicht zuletzt vom Außenminister. Dafür muss Boris entlassen werden. Meine Partei vertritt er nicht."  [….]