Samstag, 27. Juni 2020

Ein Zeichen der Hoffnung


Es ist nicht schlau angesichts einer bevorstehenden Operation Erfahrungsberichte zu googeln, weil dort ein verzerrtes Bild gezeigt wird.
Wer so eine Operation komplikationslos erlebte, fühlt sich nicht veranlasst das im Netz auszubreiten. Wenn jedoch etwas schief geht, will man das warnend mitteilen. So entsteht der Eindruck es ginge immer alles schief.

Bei den deutschen Corona-Hygiene-Demos ist es ähnlich.
Eine riesengroße Mehrheit versteht wie und warum eine Pandemie bekämpft wird und akzeptiert daher die Maskenpflicht. Diese Leute fallen aber nicht auf, weil sie nicht lärmend auf die Straße gehen.
Die echten Schwachköpfe wie Attila Hildmann, Xavier Naidoo und Til Schweiger sind viel präsenter und werden extrem überproportional von den Medien multipliziert.

Die Trumpschen Anti-maskers bestechen mit ihrem Abgrund an Stupidität ebenfalls so sehr, daß ihre Aussagen weltweit zum Renner werden.


Aber selbst in den USA ist das nicht repräsentativ. Die meisten Amerikaner tragen mit Überzeugung Masken.

Der christliche Glaube ist ebenfalls ein weitgehend irrationaler Unsinn, der in der deutschen Medienwelt extrem überrepräsentiert ist. Der insbesondere auch in den Parlamenten so dramatisch überrepräsentiert ist, daß die grundgesetzwidrige Kirchenfinanzierung auch im 101. Jahr  nach ihrer geforderten Abschaffung weiter besteht. Bischöfe bekommen beliebig viele Zeitungsspalten freigeräumt, sind in jeder Talkshow willkommen, werden devot und servil als „Exzellenz“ angesprochen. Bischöfe sitzen wie selbstverständlich in Rundfunkräten und Ethikkommissionen.
Zuwächse um eine Person in den katholischen Gremien werden mit großem Brimborium in den Medien ventiliert.

[….] CDU-Politiker Amthor in Berliner Katholikenrat berufen
[….] Ein halbes Jahr nach seiner Taufe kommt der CDU-Politiker Philipp Amthor in ein katholisches Spitzengremium. Wie der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin am Mittwoch bestätigte, nahm er den 27-jährigen Bundestagsabgeordneten in die Reihe seiner "hinzugewählten Einzelpersönlichkeiten" auf. Der Diözesanrat ist die höchste Laienvertretung von mehr als 400.000 Katholiken des Erzbistums in Berlin, Brandenburg und Vorpommern. Das Gremium mit rund 100 Vertretern der Gemeinden und Verbände nimmt zu politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Fragen Stellung. [….]

Ob sich die Hauptstadt-RKK so einen Gefallen tut einen derart deutschnationalen, Lobby-affinen, bestechlichen, homophoben Hobby-Tierkiller ins Nest zu setzen, bezweifele ich stark.
Der eine prominente Kirchenzuwachs steht nämlich in einem krassen Missverhältnis zu 540.000 Austritten und 260.000 mehr Sterbefällen als Taufen.

[…..] Der Mitgliederschwund in der evangelischen und katholischen Kirche beschleunigt sich. Mehr als 800.000 Mitglieder verloren die beiden großen christlichen Kirchen im vergangenen Jahr. Das zeigen die Mitgliederstatistiken der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für 2019, die am Freitag veröffentlicht wurden. 2018 war es in der Summe ein Verlust von 704.000 Mitgliedern. […..] Auf Basis der gemeldeten vorläufigen Zahlen aus den 20 evangelischen Landeskirchen traten etwa 270.000 Menschen aus der Kirche aus. […..] Noch mehr Menschen traten 2019 aus der katholischen Kirche aus: Mehr als 272.700 annullierten ihre Mitgliedschaft - ein Anstieg von 26,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Austrittsrate stieg auf über 1,2 Prozent. So hoch war sie noch nie, sagte der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack dem Evangelischen Pressedienst (epd). […..]

Marx, Müller, Mixa, Käßmann, Bedford-Strohm, Ratzi und Franzi sind also myriadenfach prominenter als Carsten Frerck, Michael Schmidt-Solomon und Philipp Möller.
Vertreter der Atheisten oder Konfessionslosen findet man so gut wie nie in der veröffentlichten Meinung.

Dennoch sieht die Entwicklung der Kirchenmitgliedschaften viel positiver aus als diese extreme öffentliche Unter-Repräsentation befürchten ließe.
Viel mehr Menschen schießen sich den Argumenten von uns Atheisten an, als umgekehrt.

Das ist wenig überraschend. Denn die Bibel steckt voller brutaler Hassbotschaften, die Kirchengeschichte ist eine einzige Kette krimineller Untaten und heutige Kirchenvertreter kleben heuchelnd an der Bibel und schützen Kinderficker. Wer schwört heute noch auf ein Buch, das Sklaverei und Antisemitismus propagiert.

Freitag, 26. Juni 2020

Die Schamlose


Julia Klöckner, die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz steckt so tief im Mastdarm der Agrarlobby, daß man ihr Ministerium umbenennen müsste in „Ministerium für Fehlernährung, Verbraucherschädigung und Bauernlobby“.
Offenbar verfügt sich auch darüber hinaus über eine große Portion Sadismus. Anders ist ihr unermüdlicher Einsatz für die Tierquälerei nicht zu erklären: Kükenschreddern, Ferkelkastration ohne Betäubung, Schweine im Kastenstand – all diese epochalen Großperversionen gibt es Dank Frau Klöckner noch.


In ihrem Bemühen der Gesundheit der Deutschen zu schaden, blockiert sie natürlich auch die seit Jahren geforderte Lebensmittelampel., die dafür sorgen könnte, daß wenigstens die sehr interessierten Konsumenten auch erfahren was sie da eigentlich essen.

[…..] Julia Klöckner blockiert Lebensmittel-Ampel
[…..] In der Diskussion um eine verständliche Nährwertkennzeichnung auf Lebensmitteln hat die Verbraucherorganisation foodwatch Julia Klöckner verbraucherpolitisches Versagen vorgeworfen. […..] „Frau Klöckner betreibt Verbraucherschutz-Verhinderungspolitik. Nestlé will freiwillig die Nutri-Score-Ampel auf seine Produkte drucken – darf das in Deutschland aber nicht, solange Julia Klöckner nicht die rechtliche Grundlage dafür schafft. Es ist einfach unfassbar, dass Frau Klöckner Unternehmen Steine in den Weg legt, wenn diese verbraucherfreundlich handeln wollen“, erklärte Luise Molling von foodwatch. „Der Nutri-Score ist nachweislich ein verbraucherfreundliches und von unabhängigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern entwickeltes Modell. Während etwa in Frankreich Verbraucherinnen und Verbraucher im Supermarkt längst die Lebensmittelampel auf vielen Produkten finden, müssen in Deutschland selbst Unternehmen, die freiwillig vorangehen wollen, rechtliche Schwierigkeiten fürchten.“ [….]

Die Schande des Kabinetts ist eigentlich nur noch mit satirischen Mitteln zu beschreiben.

(…..) Da ist die Agrarindustrie der Monokulturen und des maximalen Pestizideinsatzes wieder in Ordnung. Schluss mit diesem Unsinn, daß Verbraucher über Inhalte und Nährstoffe ihres Essens informiert werden könnten.
Lebensmittelampeln? Nicht mit Klöckner.
Tierwohl ist für Klöckner ein Fremdwort.


[….] In Zukunft habe ein 110 Kg schweres Schwein gerade mal 0,90 m² Platz statt  0,75 m², kritisierte Künast. Klöckners Tierwohllabel schaffe kein Tierwohl, sondern sei "ein Absatzprogramm für einige Fleischerzeuger", so Künast. Da das Label freiwillig sei, würden die meisten Schweine "auch weiterhin arme Schweine bleiben." [….]

Heute schießt die Agrarlobbyministerin allerdings den Vogel ab, indem sie nach den Tönnies- und Wiesenhof-Megaskandalen ungeniert mal wieder einen Showgipfel mit den Verursachern der Krise abhält.

[….] Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) trifft sich heute mit Branchenvertretern zu einem "Fleischgipfel". Neben Arbeitnehmervertretern nehmen Vertreter der Land- und Ernährungswirtschaft, der Schlachtereien, des Lebensmittelhandels und der Verbraucher an dem Treffen bei Klöckner teil. [….] Das Treffen sorgt bereits im Vorfeld für harsche Kritik: Der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Grünen sprachen von einer bloßen "Show-Veranstaltung". Anja Piel aus dem DGB-Vorstand monierte, dass erst "auf Nachhaken" und "in letzter Minute" Vertreter der Beschäftigten eingeladen worden seien: Offenbar solle eine nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten der Fleischbranche nicht im Vordergrund stehen, sagte Piel der "Neuen Osnabrücker Zeitung" ("NOZ").
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter forderte ein "grundlegendes Umsteuern in der gesamten Kette". Hofreiter warf Klöckner vor, sie lade zu einem "bloßen Show-Event" ein. Von überparteilichen, gesamtgesellschaftlichen Lösungen sei die Ministerin "meilenweit" entfernt, sie habe den Ernst der Lage "nicht begriffen". […..]

Bei der gegenwärtigen Aufregung um den Schlacht-Corona-Sumpf so zu tun, als erfordere es nun einen Gipfel, um zu besprechen was beim CDU-Großspender Tönnies schief lief, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten.
Das fällt in die Kategorie „Wählerveraschung mit Auslachen und Vogel zeigen“.

Wir brauchen ganz sicher keine weiteren Informationen, keine Gespräche, keine Gipfel, keine Pressetermine mehr.
Seit Jahrzehnten werden die Fleischskandale dieser Republik öffentlich diskutiert, in großen Artikelserien angeprangert und mit drastischen Filmaufnahmen in den großen Magazinsendungen der Bundesrepublik ausgebreitet.
Wir wissen was bei den Großmästern vor sich geht und kennen sie Kehrseite des massenhaften Billigfleisches.
Das grandiose NDR-Medienmagazin ZAPP hat machte sich diese Woche die Mühe die ausführlichen TV- und Zeitungsreportagen über die Fleischmafia nur der letzten zehn Jahre zusammenzustellen.

[….] Werkverträge, miese Hygiene, enge Unterkünfte - lange vor Corona und Tönnies haben Journalisten über unhaltbare Zustände in der Fleischbranche berichtet. Konsequenzen: Fehlanzeige. […..]

In all diesen zehn Jahren hielt der Deutschen liebsten Parteien, die CDU und CSU, die jetzt wieder ob der Begeisterung des Urnenpöbels mit gewaltigem Abstand stärkste Partei sind, in Form ihrer Landwirtschaftsminister
Horst Seehofer 2005-2008,
Ilse Aigner 2008-2013,
Hans-Peter Friedrich 2013-2014,
Christian Schmidt 2014-2018 und
schützende Hand über die Tönniesse dieser Republik.

Ein Blick auf die Umfragen zeigt es deutlich:
Die Werte der CDU gehen durch die Decke; der Urnenpöbel findet die Union offenbar ganz großartig und will keine Sozialpolitik.



Seit zehn Jahren wird kontinuierlich über diese Massentierquälerei und Menschenquälerei berichtet. Seit den Tagen der bei der Agrarlobby so verhassten Renate Künast (Grüne Bundesminister für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft von 2001-2005) werden alle Wünsche der Fleischmäster erfüllt.

Donnerstag, 25. Juni 2020

Unbelehrbar


Vorgestern erhielt ich eine drastische Verwarnung von Mark Zuckerberg. Ich hatte mich der „Hassrede“ schuldig gemacht, indem ich einen Artikel mit dem Kommentar „Die spinnen, die Amis“ verlinkte.
Das könne zur längeren Strafen und Löschung meines Accounts führen so über Amerikaner zu sprechen.

 Ich habe mich sehr amüsiert, das von einem Mann zu erfahren, der sich so vehement für Trump einsetzt und sich weigert seine rassistischen Lügen zu sanktionieren.
Damit war schließlich unfreiwillig meine These „die spinnen, die Amis“ bewiesen worden.
Wie immer bei Facebook werden weder Ironie noch Zitate (Asterix!) erkannt.
Abgesehen davon versteht es sich von selbst, daß Kritik an den Russen, weil Putin irgendwas Unmoralisches tut oder Kritik an den Amis, weil sie so einen Typen gewählt haben, logischerweise nicht jeden einzelnen Russen/Amerikaner meint.
Ein Land mit 330 Millionen Einwohnern ist so selbstverständlich heterogen, daß keine pauschale Schmähung jedes einzelne Individuum meinen kann.

Aber es soll ja nicht so aussehen, als ob ich mich nur auf mein eigenes Volk, die Amis, einschieße.

Die Deutschen, beispielsweise, spinnen auch.
Nach zwei Monaten im Corona-Panikmodus, als jedes Klopapierregal leergekauft wurde und man glaubte den Covid19-Verlauf günstig beeinflussen zu können, indem man Zentnerweise Nudeln im Keller lagert, kippte auf einmal alles in die große Sorglosigkeit um.
War ja irgendwie nicht so schlimm. Nun kann man wieder öffentlich rudelbumsen wie gewohnt.

Hatten wir nicht noch im April überlegt alle unsere Lehren aus der Pandemie zu ziehen, nachhaltiger zu leben, bewußter einzukaufen und die die Zwangspause dazu zu nutzen ernsthaft die ganz großen Probleme wie Klima, Artensterben und Umweltverschmutzung anzugehen?

Aber das war wohl wieder mal nichts. Den Lockdown-Schock haben die Deutschen nicht nur überwunden, sondern auch verdrängt.
Es wird weiter wie verrückt Billigfleisch von Tönnies und Wiesenhof gekauft, gegrillt, als gäbe es kein Morgen und die Billigflieger füllen sich sobald es geht.
Drei Monate ohne Malle? Nicht mit den Deutschen.

(….)  Der absolute ökologische Irrsinn sind Kreuzfahrten. All die 400 m langen, 70 m hohen Giganten für 6.000 Passagiere und 4.000 brutal ausgebeutete Arbeitssklaven unter Deck.

[….] Der Nabu rechnet vor (PDF), dass ein Kreuzfahrtschiff pro Tag so viel CO2 ausstösst wie fast 84.000 Autos, so viel Stickoxide wie etwa 421.00 Autos, so viel Feinstaub wie etwa über 1 Million Autos und so viel Schwefeldioxid wie gut 376 Millionen Autos.
Die Deutsche Lungenstiftung warnte daher schon vor Jahren: „Lungenkranke, die sich auf eine Kreuzfahrt begeben, sollten sich vor den Abgasen des Schiffes in Acht nehmen.“ [….]
Kreuzfahrtschiffe fahren mehrheitlich mit Schweröl und verbrauchen davon täglich im Schnitt 150 Tonnen. Schweröl ist stark umwelt- und gesundheitsschädlich und deswegen an Land verboten, denn das giftige Abfallprodukt der Petrochemie enthält 3.500 mal mehr Schwefel als auf Europas Straßen für PKW erlaubt wären. […..]

Weltweit gibt es etwa 6.500 Passagierschiffe. Davon sind 500 Kreuzfahrriesen.
500 mal 150 Tonnen = 75.000 Tonnen Schwerölverbrauch pro Tag.
Das entspricht 27.375.000 Tonnen im Jahr.
27 Millionen Tonnen giftiges Schweröl werden jährlich für betrunkene, reiche Kreuzfahrtouristen in die Luft geblasen?
Schluss mit dem Irrsinn. Kein Bailout für Kreuzfahrtreedereien. Alle 500 Schiffe für immer stilllegen. (…..)

Kreuzfahren sind generell sinnlos.


Wer kann den Kreuzfahrten so sehr lieben, daß er riskiert wegen eines Seuchenausbruchs über viele Monate auf einem Totenschiff eingesperrt werden zu können, weil kein Hafen so eine gigantische Viren-Petrischale an Land gehen lässt?
Social distancing geht nicht, wenn man sich zu Tausenden auf einem Schiff drängelt, ohne sich aus dem Weg gehen zu können.

Aber die Deutschen sind unbelehrbar.

[….]  Kreuzfahrten hoch im Kurs Umfrage ergibt: Deutsche wollen unbedingt wieder auf See[….]  Trotz der derzeit schwierigen Lage auf dem Kreuzfahrtmarkt blicken deutsche Schiffsreisende positiv in die Zukunft. Dies geht aus einer Umfrage mit über 6000 Teilnehmern des Reiseportals Kreuzfahrtberater.de hervor. 90 Prozent der Befragten wollen nach der Corona-Krise wieder in See stechen. 58 Prozent erwägen, bereits in den kommenden Monaten wieder eine Kreuzfahrt zu buchen. [….]  Auf die Frage, wie wahrscheinlich es sei, nach der Corona-Krise eine Kreuzfahrt zu buchen, antworteten 39,84 Prozent der Befragten mit „Auf jeden Fall wahrscheinlich“. Während 32,73 Prozent die Frage mit „Sehr wahrscheinlich“ beantworteten, sprachen sich immerhin noch 17,92 Prozent der Befragten für „Eher wahrscheinlich“ aus. Insgesamt gaben 5.601 von 6.190 Befragten an, nach der Krise wieder Urlaub auf See machen zu wollen. Das entspricht etwa 90 Prozent.
„Dass fast 100 Prozent der Befragten bereits jetzt planen, nach der Krise wieder einen Kreuzfahrturlaub zu buchen, lässt uns positiv in die Zukunft blicken”, erklärt Frank Riecke, Geschäftsführer des Online-Reisebüros Kreuzfahrtberater.de. [….]  [….]  [….] 

Mittwoch, 24. Juni 2020

Underperformer


So schwer kann das ja wohl nicht sein‘ dachte sich die homophobe erzkatholische Saarländerin, als sie am 07.12.2018 Merkels Nachfolgerin als CDU-Bundesvorsitzende wurde.
Die größte Hürde war es die noch konservativeren Mitbewerber Span und Merz aus dem gigantischen Landesverband NRW mit deren enormer Hausmacht loszuwerden.
Den eigentlichen Job als Parteichefin hatte Merkel schließlich bereits 13 Jahren neben ihrem Fulltime-Beruf Bundeskanzlerin erledigen können, während AKK sich Vollzeit hineinzustürzen plante. Die Partei hatte doch immer nach strammer Führung gegiert und unter Merkels Desinteresse und langer Leine gelitten.
Ideale Bedingungen also, um sich als neue Kraft zu profilieren, die ihre ganze Aufmerksamkeit der CDU-Zukunft widmet, sich nicht mit einem anderen Job verzettelt und auch nicht in die Kabinettsdisziplin eingebunden ist.

Wie es dann kam, ist bekannt. AKK erfüllte keine der hochtrabenden Erwartungen, würgte die Herbsteuphorie über die offene Vorsitzendenwahl von 2018 vollständig ab, steuerte die CDU demoskopisch weiter nach unten, leistete sich Fehlleistung um Fehlleistungen, musste permanent ihre eigenen Klarstellungen klarstellen, da sie immer anders verstanden wurden, als sie angeblich gemeint waren und stellte sich so schnell als hoffnungslos überfordert heraus, daß sie als letzten Strohhalm ihr Versprechen sich nur der Partei zu widmen brach und im Juli 2019 das mächtige Amt der Verteidigungsministerin übernahm, weil sie ohne Ministerium und Regierungsmacht gar nicht mehr ernst genommen wurde.
Von da an trudelte sie noch steiler bergab, verlor jegliche Autorität, scheiterte schließlich sogar daran einige oppositionelle Provinz-CDUler aus dem Minilandesverband Thüringen zu Raison zu bringen.
Am 10.02.2020 gestand sie ihr Scheitern auf ganzer Linie ein, verkündete entnervt sowohl die Kanzlerkandidatur als auch das inzwischen verhasste Amt der Parteichefin aufzugeben; wohl aber werde sie den Prozess der Machtübergabe, die nach ihren Wünschen im Dezember 2020 erfolgen sollte „moderieren“.
Wie erodiert ihre Reputation war, machten ihr Söder und die Nachfolge-Aspiranten schnell klar.
Ihren Zeitplan könne sie sich abschminken; spätestens im Mai müsse ihr Nachfolger gewählt, ergo AKK in die Wüste geschickt werden. Ihre „Moderation“ sei dabei so überflüssig wie ein Kropf.
Diesmal sprangen gleich vier katholische NRW-Herren aus der Deckung: Merz, Spahn, Röttgen und Laschet.
Aus vier wurden drei, weil Laschet und Spahn sich verpaarten. Aus drei wurden de facto zwei, weil die Kandidatur Röttgens keinerlei Unterstützung fand.
Mert und Laschet hatten das Heft des Handelns fest in der Hand; sie würde es untereinander ausfechten und mit einer klaren Ausgangslage in einen CDU-Sonderwahlparteitag im Spätfrühling gehen.
Wäre doch wohl gelacht, wenn die beiden Alpha-Männchen es nicht besser als die debakulierenden Hobby-Karnevalistin aus Völklingen hinbekämen.
Da war einerseits die Multimillionärs-Heuschrecke Merz, die stets als ihr eigener Lautsprecher unterwegs vor Selbstbewußtsein strotze, von der JU umjubelt einen Umschwung als rechter Messias in Richtung 50er-Jahre CDU vollbringen wollte.
Andererseits Armin Laschet, der nicht nur anders als Merz, der niemals eine Wahl gewonnen und niemals regiert hatte, über das wichtigste Regierungsamt außerhalb der Bundesregierung verfügte.
Als NRW-Ministerpräsident verfügt er über eine enorme Hausmacht und hatte die Wahl gewonnen, an der Konkurrent Röttgen einst gescheitert war.
Das versprach also Spannung. Zwei Macher könnten nun den Loser-Frauen zeigen wie es geht.

Stattdessen kam aber Corona und alle Aspiranten auf den Chefsessel demonstrierten mustergültig ungeeignet zu sein.
Sogar noch schlechter als Kramp-Karrenbauer.

Spahn hatte als Gesundheitsminister über Monate die Pandemiewarnungen aus China ignoriert, war unfähig Hygienematerialien aufzutreiben, scheiterte an seinen Plänen zur frühen Tracking-App und einem Immunitätsausweis.

(…..) Das Bundesgesundheitsministerium wurde am 31. Dezember 2019 durch das internationale Frühwarnsystem ProMED vor dem neuen Virus gewarnt.
Der Pharma-Lobbyist und Yellowpress-Aktivist Spahn begriff überhaupt nicht was das bedeutet und blieb wochenlang inaktiv. Es wurden keine Pläne ausgearbeitet, keine Behörden koordiniert und schon gar nicht dachte der junge Jeck Jens daran das zu besorgen, das man bei allen Seuchen braucht: Schutzkleidung.

[….] Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagt am 23. Januar in den Tagesthemen: "Der Verlauf hier, das Infektionsgeschehen, ist deutlich milder, als wir es bei der Grippe sehen." Ende Januar treten die ersten Fälle in Deutschland auf - die meisten mit einem milden Krankheitsverlauf. Der behandelnde Arzt, Professor Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing, sagt heute im BR-Interview: "Hätten wir ganz schwer symptomatische Patienten gehabt, hätte man die Gefährlichkeit vielleicht anders eingestuft."
 Auch Berliner Regierungsbeamte kommen später zu dieser Einschätzung: Die ersten Infektionen in Deutschland hätten zu einem Trugschluss geführt: Seht, wir können es eindämmen. [….] Knapp zwei Wochen später, am 12. Februar, sagt Jens Spahn im Gesundheitsausschuss, die Gefahr einer Pandemie sei "eine zurzeit irreale Vorstellung". […..] 78 lange Tage
Am 2. März kommt der Gesundheitsausschuss zu einer Sondersitzung zusammen. Es wird auch über die Absage von Großveranstaltungen diskutiert. Gesundheitsminister Spahn macht klar, die Behörden vor Ort sollten entscheiden - "ohne dass man belehrend aus Berlin kommt", heißt es im Protokoll. Bis zu einer Empfehlung des Ministers, Großveranstaltungen abzusagen, vergeht fast eine Woche.

Kein Wunder, daß Richard Grenell und Jens Spahn privat so eng befreundet sind.
Vermutlich erinnert Spahns Leugnen und Debakulieren den amerikanischen Botschafter ein sein ganz großes Idol im Weißen Haus. (…..)

Friedrich Merz infizierte sich als einer der ersten Prominenten selbst mit Sars-CoV2, musste seine geliebten Cult-Gatherings in rechten Lobbygruppen und JU-Verbänden absagen, konnte nicht mehr im Applaus baden und verstummte seither vollkommen.
Dem selbsternannten Wirtschaftsfachmann fällt zum weltweiten Wirtschaftsschock nichts ein. Er hat kein Rezept, keine Ideen und scheitert daran Aufmerksamkeit zu generieren. Seinen Anspruch Chef zu werden, leitet er aus dem Antagonismus zu Merkel ab, zu den schlechten CDU-Umfragewerten und dem Gefühl endlich mal einen anderen Regierungschef haben zu wollen.
Zu blöd; all das ist weggebrochen. Die Wähler lieben Merkel wie kaum je zuvor, die CDU steht in Umfragen sensationell gut da und keiner will mehr, daß sie aufhört.
Im Mai hatte es Merz versucht sich wieder einmal als Mann der Superreichen zu profilieren und gegen die Scholzschen Corona-Hilfen für Geringverdiener und Kleinstselbstständige polemisiert.

[….]  Friedrich Merz lehnt Pauschalhilfen ab
[….] Den von Bundesfinanzminister Olaf Scholz ins Spiel gebrachten Familienbonus in Höhe von 300 Euro lehnt Merz ab. „Da fordert der eine 300 Euro, der nächste 600 Euro und dann dauert es wenige Tage, und es kommt einer mit 900 oder 1000 Euro. Dann sind wir vom Helikoptergeld nicht mehr weit entfernt“, sagte Merz. [….] Er schlug vor eher auf die Angebotsseite zu schauen. [….]

Typisch Merz: Unpopulär, hoffnungslos aus der Zeit gefallen und schnell wieder vergessen.

Da fällt noch eher Nobody Norbert Röttgen auf, der als Außenpolitiker gelegentlich gegen Trump austeilt.

Bei drei Ausfällen lief also alles auf Armin Laschet zu, der in NRW zeigen sollte, was er kann.
Leider stellte sich dabei heraus, daß er nicht die hellste Torte auf der Kerze ist und musste sich ausgerechnet von Markus Söder in den Schatten stellen lassen, der zeigte, wie man ein großes Flächenland durch eine Pandemie steuert.

(…..) Kaum zu glauben, aber wahr: In seinem neu entfachten Ehrgeiz im Kampf um den CDU-Vorsitz stellt Armin Laschet nicht nur wirtschaftliche Interessen von die Gesundheit der Menschen, sondern er stellt sich auch noch gemeinsam mit Hardcore-Religiot Ramelow auf die Seite einer Minderheit von unbelehrbaren Katholiban, die Gottesdienste als Hauptbrutstätten der Pandemie wieder einführen wollen. In der MP-Konferenz mit Kanzlerin musste Laschet ausgerechnet von Jesus-Freak Markus S. gebremst werden.

[….] Zu einer Kontroverse zwischen ihm und anderen Teilnehmern kam es beim Thema Religion. Laschet ist Katholik, gemeinsam mit dem thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) plädierte er für eine Öffnung: Unter Beachtung aller Vorschriften solle es doch möglich sein, Gottesdienste zu feiern.
Andere wiesen darauf hin, dass es vor allem die Älteren, also die Gefährdeten seien, die in die Kirche gingen. Im Gottesdienst werde gesungen, was die Gefahr für eine Übertragung per Tröpfchen erhöhe. Laschet war in der Defensive.
Doch den entscheidenden Schlag führte Söder – ausgerechnet Söder, der zwar protestantischer Franke ist, aber dem katholischen Bayern vorsteht: Man habe schließlich selbst dem Papst zugemutet, an Ostern allein die Messe zu feiern, sagte er. Was soll man dagegen noch vorbringen? […..]
(SPIEGEL, 18.04.2020)

Es ist ja schön, daß Ministerpräsident Laschet verantwortungsvoller als Donald Nero ist, der seine fanatisierten Anhänger dazu antreibt gegen die Kontaktverbote zu demonstrieren.
Aber dennoch ist der dringende Ruf nach dem Hochfahren des öffentlichen Lebens in Deutschland, um der Wirtschaft zu helfen, ein lebensgefährlich bis tödliches Spiel.(…..)

  (…..) Die Wähler mögen „moderierend“ und wählen sie gerade wegen MMM [Merkels moderierende Methode] immer wieder. Tritt sie von dem Rücktritt 2021 zurück, könnte sie locker auch noch zehn Jahre weiter amtieren.
Während Laschet, AKK, Schulz, Nahles, Merz und Co sich so sehr aufregen, daß sie allesamt beweisen viel zu kleine Füße für die Bundeskanzlerschuhe zu haben, könnte Merkel einfach vor sich hindämmern.
Diese Rolle ist ihr auf den Leib geschrieben. Das sieht man insbesondere seit Annegret Kramp-Karrenbauer im Dezember 2018 CDU-Bundesvorsitzende wurde.
Merkel tauchte bei allen innenpolitischen Fragen endgültig ab. Sie hielt sich aus allem raus, sagte kein Wort mehr zu den Landtagswahlen, gab keine Kommentare zu ihrer Partei ab, war manchmal wochenlang überhaupt nicht mehr zu sehen. Ob sie dabei auf ausgedehnten Afrikareisen war oder in der Uckermark Kartoffelsuppe kochte, merkte das Merkel-Volk gar nicht.
Nach anderthalb Jahren Bundesvorsitz ist AKK inzwischen erledigt, Merkels möglicher Nach-Nachfolger Laschet erledigt sich ebenfalls schon selbst und ausgerechnet ihr langjähriger Erzfeind Seehofer, der spätestens ab 2015 alles unternahm, um Merkel zu schaden, empfiehlt ihr nun eine fünfte Amtszeit anzustreben. (…..)

Während also Laschet in den ersten Pandemiewochen den Ernst der Lage nicht erkannte und mit Wissenslücken auffiel, sprang er im Juni vollständig auf den Lockerungs-Zug auf, wollte sich den Unmut der Corona-Müden zu Nutze machen.

Auch dabei legte er eine spektakuläre Bauchlandung hin, wie spätestens das Tönnies-Desaster zeigte, das zu erneuten Lockdowns führte und von Laschet auch noch mit einem xenophoben Ausfall garniert wurde.

Nun steht Laschet nicht nur als derjenige da, der nach Tönnies-Spenden von 160.000 Euro an die CDU käuflich ist, sondern der auch noch das Leben seiner NRWler zur Disposition stellt, indem er viel zu spät handelt.

[….] Das Zögern vor dem Lockdown von Gütersloh und Warendorf zeigt das exemplarisch. Es ging nicht mehr nur um die Frage, was am vernünftigsten sein würde. Es ging auch darum, ob ein Bruch mit seiner Lockerungsstrategie seinen CDU-Ambitionen schade. Was Laschet auch tut, er ist nicht mehr so frei, wie er sein müsste. Das ist kein guter Zustand für einen, der Kanzler werden möchte. [….]

Erst hatte AKK mit einer spektakulären Underperformance die Erwartungen als Merkel-Nachfolgerungen enttäuscht.

Nun liefern gleich alle vier Aspiranten auf die AKK-Nachfolge eine peinliche Underperformance.

Zu allem Übel für Merz und Co übernimmt Merkel auch noch in der zweiten Jahreshälfte 2020 den EU-Vorsitz und wird international ständig im Rampenlicht stehen. Damit werden die Chancen der vier NRW-Gnome sich als ihre Nachnachfolger zu profilieren weiter absinken.

Gut möglich, daß 2021 auch der Suche nach einem CDU-Kanzlerkandidaten viele in der Partei nur noch einen Namen schreien werden:
Angela Merkel.