Dienstag, 29. Januar 2013

Der Christ des Tages - Teil LXXIII


Ach die armen Katholen! Als sie noch das Glaubensmonopol hatten, war es irgendwie einfacher. Das Produkt mußte gar nicht attraktiv sein. Wenn man der einzige Anbieter ist und Verweigerer einen Kopf kürzer machen kann, wird man seine Botschaft schon los.

Wie das ist, wenn die Katholische Kirche die alleinige Macht hat, wissen wir ja; im englisch-sprachigen Raum nennt man es „The Dark Ages“. 
Damit ist je nach Auslegung das ganze Mittelalter gemeint.
 Also Folter, Wissenschaftsunterdrückung, Hexenverfolgung, Willkür, Sklaverei, Genozide, Kreuzzüge, Leibeigenschaft, Seuchen, Hungersnöte, Reliquienkult, Ablasshandel, Orgien im Petersdom, Kriege und unfassbare Brutalität überall.
Man könnte also meinen, die Katholiken hätten ihre Chance gehabt.

Unglücklicherweise wird man so eine ideologische Krake, die sich 15 Jahrhunderte festgesaugt hat, Unmengen Macht und Reichtum hortete, nicht so leicht wieder los.
Die Aufklärung ist immer noch im Gang - alle Menschenrechte mußten mühsam und unter großen Verlusten der Kirche abgetrotzt werden.

Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Rechtsstaat, Frauenemanzipation, Folterverbot, Abschaffung der Sklaverei, Abschaffung der Todesstrafe, Freiheit der Kunst, Abschaffung der Prügelstrafe, Tierrechte, Ächtung von Antisemitismus, Schwulenrechte, Abschaffung des Verbots gemischtrassiger Ehen, Abschaffung des Verbots gemischtkonfessioneller Ehen, Verbot von Vergewaltigungen in der Ehe, etc pp - all das mußte gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft werden.

Die Kirchen waren dagegen und verschwendeten damit sinnlos über Dekaden ihre Kraft.
Matthäus 10,37: Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert.

Jeremia 17,5: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und hält Fleisch für seinen Arm und weicht mit seinem Herzen vom Herrn.

1Mose 17,1: Ich bin der allmächtige Gott; wandle vor mir und sei fromm.
Wer es also ernst meint mit der Menschenwürde, der sollte dringend die Finger von der Bibel lassen – alle modernen Menschenrechte wurden GEGEN den erbitterten Widerstand der Kirche und gegen die Bibel erkämpft.
Die reizenden Christen stemmten sich immer am längsten gegen die Abschaffung der Sklaverei, gegen die Leibeigenschaft, gegen das Frauenwahlrecht. Etc.
Ein Jünger steht nicht über seinem Meister und ein Sklave nicht über seinem Herrn.
(Jesus, MT 10,24)

Die Sklaverei ist ein Gottesgeschenk.
(Kirchenlehrer Ambrosius) 
    
 Aktuell erleben wir die Dark-Ages-geprägte Einstellung der Kirchen am deutlichsten bei ihrer Hetze gegen Schwule und Lesben.
Ob Österreich, ob Italien oder Russland - stets sind die Christen an vorderster Front des Menschenhasses.

Die Aufklärung verläuft aber etwas schneller als vor 100 oder 200 Jahren, weil die Christen den Informationsfluß nicht mehr kontrollieren können.
Ihnen spielt zwar immer noch die geistige Apathie der Kirchenmitglieder in die Hände, aber man KANN sich über die Bigotterie und Brutalität der Kirche informieren.

An der PR-Front läuft es gerade ziemlich schlecht für beiden Großkirchen in Deutschland. Kindesmisshandlungen, Raffgier, miese Behandlung ihrer Angestellten, der Rauswurf Professor Pfeiffers, Abweisung von Hilfsbedürftigen und natürlich die Homophobie der Röckchenträger kommen nicht mehr so gut an.

Die Kirche entwickelt sich immer mehr zum Verkünder schlechter Nachrichten.

Sie steht für ewig-gestrige Verbote, Vorurteile und weltfremdes „Du darfst nicht!“

PID, Kondom oder Homoehe - für offiziöse Christen ist das alles bähbäh.

Sie sind diejenigen, die mit erhobenen Zeigefingern in den Talkshows sitzen und sich zum Affen machen.

Der Christ des Tages Nr. 73 ist da eine löbliche Ausnahme. 
Er verkündet nur Positives. Die gute Botschaft! Seht, ich bringe Euch frohe Kunde.

Der zur Erzdiözese Wien gehörende Pfarrer Leitner, 50, ist fromm und fröhlich. 
Pfarrer Mag. Martin Leitner ist seit 1. September 2001 in den Pfarren Wimpassing und Dunkelstein-Blindendorf tätig. Er ist Jahrgang 1963, von seiner ersten Ausbildung her Nachrichtentechniker (Technische Universität Wien) und wurde nach Absolvierung des Theologiestudiums an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Heiligenkreuz am 29. Juni 1998 zum Priester geweiht. Seine Kaplansjahre verbrachte er in Wien, St. Brigitta und Mödling, St. Othmar. Neben seiner pfarrlichen Tätigkeit ist er Spiritual im Überdiözesanen Priesterseminar Leopoldinum in Heiligenkreuz.
Der Christ des Tages LXXIII, ehemaliger Bundeskurat der Gruppe „Katholische Pfadfinderschaft Europas“ und Webmaster der Pfadfinderwebsite beindruckte mit einem kämpferischen Blogposting, „Von der Lust, katholisch zu sein… „, das mich so positiv durchdrang, daß ich auf der Stelle in die RKK eintreten möchte.
Ja zu Gott! Ja zu Jesus! Ja zu Maria! Ja zur Katholischen Kirche! Ja zum Papst!
Ganz im Vertrauen: Ich bin hier Optimist! Schauen Sie, seit rund 2000 Jahren gibt es sie – die katholische Kirche - , meistens ein wenig gegen den Zeitgeist. Ihre Grundwahrheiten sind ihre Stärke!
[…] Die katholische Kirche gibt uns eine Richtschnur, die ein Leben lebenswert macht und erhält. Ihre Grundsätze sind erprobt. Sie stammen aus dem Leben. […] Freuen wir uns, dass wir dieser standhaften Kirche angehören dürfen, die ihre Fahne nicht in jeden Wind hält, sondern sich der Wahrheit verpflichtet weiß. […] Ob "Kirchenvolksbegehren", "Wir sind Kirche", "Pfarrer-Initiative", "Aufruf zum Ungehorsam" "Nein-Sager" - es ist und bleibt der "Kanon des Widerspruchs" von dem "ein gewisser Kardinal Ratzinger" bereits im Jahr 1989 gesprochen hat (als wir es noch nicht zu träumen wagten, dass die Kirche ihn als begnadeten Papst Benedikt XVI. geschenkt bekommt!): Auflösung des Zölibats, Frauenpriestertum, Aufhebung der kirchlichen Ehe Moral, Aufhebung der Sexualmoral in Bezug auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften.
Immer dasselbe - immer ein bisschen anders verpackt. Aber letztlich immer verbunden mit einem Nein zur römisch-katholischen Kirche in ihrer konkreten Verfasstheit, mit einem Nein und zum Hl. Vater, dem Stellvertreter Christi auf Erden. Anstatt - gerade in Zeiten, die so gerne als "Krise" gesehen werden - ein freudiges JA zu Gott und zu SEINER Kirche zu sprechen.
[…] JA zu einer klaren Bereitschaft der Hingabe! […] JA zur priesterlichen - ehelosen - Lebensform! […] JA zur Lehre der Kirche, die immer klar - bis hin zum Dekret Ordinatio sacerdotalis - bezeugt hat, dass die Weihe zum Priester für Frauen nicht möglich ist. […] JA zur kirchlichen Ehe Moral. JA zu einer neuen Begleitung der Ehepaare, dass ihr Versprechen haltbar und tragfähig ist. JA zum Ideal der christlichen Familie, […] JA zur kirchlichen Sexualmoral. JA auch zu so unmodern gewordenen Begriffen wie Keuschheit und Enthaltsamkeit. JA zu den klaren Aussagen des Weltkatechismus, der in Bezug auf homosexuell veranlagte Menschen von der Berufung zur Keuschheit spricht. […] JA zu einem demütigen Blick auf den Herrn, ja zum Mut, den Herrn auch zu fragen, wo der Weg des Einzelnen hinführt.
Setzen wir den Nein-Sagern ein klares JA zum Glauben, JA zu Gott und SEINER Kirche entgegen.
(Mag. Martin Leitner, Pfarrer und Spiritual, 29. Januar 2013

Montag, 28. Januar 2013

Schattenminister.



Sinnigerweise stellt Steinbrück nun peu à peu so eine Art Schattenkabinett auf.
Dabei geht es um Arbeitsteilung, so daß sofort klar ist welcher Sozi auf welche Themen antwortet. Dabei kommt es nicht unbedingt auf größte Kompetenz an, sondern auf Proporz und maximale Wählermobilisierung. 
Steinmeier und Schwesig gelten beispielsweise als a priori gesetzt. Ersterer, weil er seit der Nierensache so beliebt ist und letztere, weil sie Multiquotistin (Frau, jung, Ost,..) ist.

Schattenminister sind also prä-elektionäre Steinbrück-Epigonen, die rein virtuell agieren. 
Sie können vor Kameras auftreten, Partei-Propaganda betreiben, haben aber keinen Einfluß, weil sie  keinerlei Befugnisse haben.
Bizarrerweise verwendet die real existierende Bundesmerkel auch im Jahr Dreineinhalb nach Vereidigung ihres Kabinetts Schattenminister.
Die fünf FDP-Pfeifen, aber auch Schavan, von der Leyen, Aigner und Schröder sind aus reinen Proporz-Überlegungen auf ihren Posten, treten in Talkshows auf, haben keinerlei Einfluß.
Zwar hätten sie die Befugnisse, aber sie sind einfach zu unfähig, um irgendetwas sinnvolles durchzusetzen. 
Selbst bei den völlig sinnLOSEN Vorhaben verzettelt und vertüdeln sie sich.


Die ZDF-Politsatiresendung „Neues aus der Anstalt“ wies dankenswerterweise daraufhin, wieso so viele dringend anstehenden Probleme nicht gelöst werden:
Die Kanzlerin hatte sie nämlich zur Chefsache, bzw Cheffinnensache erklärt.
Und so viel ist sicher: Wenn sich Merkel persönlich einem Anliegen verschreibt, geht es im Chaos unter:
„Stuttgart 21, Energiewende, Opelrettung, Klimaschutz, Umwelt, Gebäudedämmung, Milchpreise, IT-Sicherheit, Bildungsgipfel, Afghanistan, gescheiterter Klimagipfel Kopenhagen, Olympiabewerbung München, Demographiewandel, Integration, HartzIV-Reform, bundeseinheitlicher Nichtraucherschutz, Köhler, Wulff, Freilassung Julia Timoschenko,…“
Hinter der medienaffinen Schröders und Schavans, fällt ein Minister kaum auf, dem aber durchaus Aufmerksamkeit gebührt. 

Peter Ramsauer. Konservativer Hardcore-Hetero-Katholiken-Familienvater mit vier Töchtern.
Der CSU-Spitzenkandidat ist insofern relevant, weil er als Bau- und Verkehrsminister einen der größten Etats überhaupt verwaltet.
 Er ist der Mann mit dem Geld und kann viele, viele Baufirmen und Landespolitiker glücklich machen.

UND er hat perfekt das Merkel-Motto „was ich anpacke, geht schief“ adaptiert.
Was er anfasst, geht in den meisten Fällen schief: Peter Ramsauer (CSU), Minister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, ist der „Bruder Leichtfuß“ der Bundesregierung.
(HH Mopo 28.01.13) 
Erst Ramsauers „Krisenmanagement“ stürzte den Berliner BER so richtig ins Chaos.
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) kommt durch interne Protokolle aus seinem eigenen Ressort in der Affäre um den Berliner Hauptstadtflughafen unter Druck. So kritisiert die von Ramsauer selbst eingesetzte Sonderkommission "BER" das Krisenmanagement des Bundesverkehrsministeriums beim Flughafen. […] Aus den Protokollen geht weiter hervor, dass Ramsauers Sonderkommission spätestens ab Sommer 2012 weniger darauf hinarbeitete, den maroden Flughafen zu retten, sondern vor allem belastendes Material für eine Ablösung von Flughafenchef Rainer Schwarz sammelte. "Die Soko kommt zu dem Schluss, dass der Aufsichtsrat über die tatsächlichen Vorgänge falsch bzw. nicht umfassend informiert worden ist", heißt es über die Rolle von Schwarz im Protokoll der Soko-Sitzung vom 12. Oktober.

Anton Hofreiter, der Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Bundestages, kritisiert Ramsauers Krisenmanagement mit harschen Worten. "Aus einer Baustelle mit Terminproblemen wurde eine Bauruine", sagt der Grünen-Politiker.
Auch Ramsauers Lieblingsprojekt, die Reform der Flensburger Punkte-Datei, fuhr er zielstrebig gegen die Wand. Der Bundesrat stimmt nicht zu. Nicht weil dort SPD’ler das sagen haben, sondern weil der Gesetzentwurf grottig schlecht ist. Experten schütteln den Kopf über den dilettierenden Minister.

Die geplante Reform des Flensburger Punktekatalogs ist bei Verkehrsexperten glatt durchgefallen. Dem Gesetzentwurf der Bundesregierung könne nicht zugestimmt werden, beschloss am Freitag der zuständige Arbeitskreis auf dem 51. Verkehrsgerichtstag in Goslar. Verkehrsgerichtstags-Präsident Kay Nehm bezeichnete den Gesetzentwurf aus dem Haus von Peter Ramsauer (CSU) als enttäuschend. Hauptkritik: mangelnde Transparenz. So sei unklar, ab wann welche Punkte zählen oder wieder gelöscht werden sollen. Zudem fehle die Möglichkeit zum Punkteabbau, um einen Führerscheinentzug abzuwenden.
Es ist eigentlich keine einzige politische Aktion des Bayern bekannt, die nicht im Chaos geendet wäre.
 „Stuttgart 21“


Das gegen den Widerstand der Bevölkerung durchgesetzte Bahnhofsprojekt wird immer teurer. Zuletzt war von Mehrkosten in Höhe von zwei Milliarden Euro die Rede – die am Steuerzahler hängen bleiben. Ramsauer und sein Ministerium haben die Fehlplanung maßgeblich zu verantworten und sind auch im Aufsichtsrat der Bahn – dem Bauträger – vertreten.



Jade-Weser-Port



Zwar hat der einzige deutsche Tiefwasserhafen, der Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven, kürzlich eröffnet. Die Container rollen. Allerdings ist das Hinterland des Hafens kaum erschlossen. Die Bahnanbindung kommt wohl erst im Jahr 2019. Ein Versäumnis des Verkehrsministeriums.



Pkw-Maut



Ob man eine Maut für Pkw für sinnvoll hält oder nicht – Ramsauer hat wiederholt dafür gekämpft. Und ist immer wieder von der Kanzlerin zurückgepfiffen worden.



Gigaliner



Ramsauer will gegen massiven Widerstand im großen Stil sogenannte Gigaliner auf die Straße bringen – 25-Meter-Lkw, die Kritiker für umweltschädlich und gefährlich halten. In der Testphase beteiligten sich nur wenige Bundesländer und kaum Speditionen.



Elektroautos



Ramsauer hat das Ziel ausgegeben, bis 2020 eine Million Elektroautos in Deutschland fahren zu lassen. Bisher werden aber nur 6.000 im Jahr verkauft. Ramsauer tut wenig, um die Forschung, die Entwicklung oder den Absatz solcher Autos zu fördern.


Ein typischer schwarzgelber Minister also, der zu den demoskopischen Rekordwerten der Union beiträgt.

Der Urnenpöbel liebt sowas.

Sonntag, 27. Januar 2013

Strategie-Problem



Merkels echte Stärke ist ihr Phlegma. 
Das muß man Ironie-frei anerkennen. Man kann die Kanzlerin lange piesacken, ohne daß sie in Erregungszustände gerät.
Sie ist diesbezüglich das diametrale Gegenteil Westerwelles, für den es nur „beleidigen oder beleidigt sein“ gibt.
Auch bei schweren persönlichen Affronts, auf die Guido mit wüsten Warn-Attacken oder Gezeter reagieren würde, winkt Angie nur gelangweilt ab.
Man erinnere sich an das teilweise extrem unflätige Benehmen Berlusconis, der sich über ihre Figur lustig machte, oder die wartende Regierungschefin nicht begrüßte und demonstrativ erst mal telefonierte. 
Auf einen diplomatischen Eklat, den andere nur zu gern geliefert hätten, arbeitete auch Achmadinedschad hin, als er der Kanzlermaschine auf dem Weg nach Asien die Überflugrechte verweigerte und Merkel eine stundenlange Verspätung aufzwang.
Vielleicht ist es nur die Veranlagung der Uckermärkerin. Vielleicht ist es Klugheit, die sie in solchen Situationen stoisch bleiben läßt. Es ist aber ihr Vorteil.

Merkel nutzt diese Fähigkeit aber nicht nur auf dem diplomatischen Parkett, sondern auch in der politischen Taktik.
Das erbärmliche Verhalten des britischen Premiers Cameron, der andere EU-Regierungen zur Weißglut treibt, ignoriert sie. 
Im direkten Zusammentreffen in Davos, weicht sie ihm einfach aus.

Auch das macht ihr das Leben viel leichter. So kann sie auch krachende Wahlniederlagen-Kaskaden achselzuckend hinnehmen. Daß sie wie David McAllister die Fassung verlöre oder gar in Tränen ausbräche, ist ausgeschlossen.

Wenn man die Taktik der allgemeinen Nichterregbarkeit zur langfristigen Strategie erhebt, kann man sogar Bundestagswahlen gewinnen.
Die Rede ist von Merkels viel gepriesener „asymmetrischen Demobilisierung.“ 
Sie bleibt stets unverbindlich und schwammig, vermeidet peinlich genau jede Festlegung und klaut sich ungeniert die Themen der anderen Parteien zusammen.
Man langweilt den Urnenpöbel ins Koma, bis die apathischen Oppositionsanhänger erst gar nicht zur Wahl gehen. 
Ideal eignet sich für diese Merkel-Strategie natürlich ein charismafreier Juniorpartner wie Steinmeier von 2009, der es nie fertigbrachte dem schlafenden Volk zu erklären, was er eigentlich anders machen würde. So holte sich Merkel ganz ohne Programmatik eine satte schwarzgelbe Mehrheit, um dann das zu tun, was sie versprochen hatte: Nämlich nichts.
Als Programmpartei war die CDU bislang nicht aufgefallen. Die Wehrpflicht fiel im Rahmen der Etatberatungen, die Energiewende war das Ergebnis einer Naturkatastrophe in Japan, das Betreuungsgeld Ergebnis eines Koalitionsdeals.
(DIE ZEIT, 24.01.13, s.4)
Thematisch unbestimmt soll es auch nach dem Machtverlust in Hannover weitergehen. 
Von einer »weicheren Ansprache« ist am Tag nach der Niederlage im Konrad-Adenauer-Haus viel die Rede. Die Verunsicherung ist groß: Man könne doch auch wie die Grünen mal »was mit Tieren« machen, soll ein Vorstandsmitglied vorgeschlagen haben. Den anderen die Themen klauen, damit deren Wählerschaft gefrustet zu Hause bleibt, das war Merkels Erfolgsrezept in den vergangenen Jahren. Doch nun sind womöglich die Grenzen dieser »asymmetrische Demobilisierung « genannten Strategie erreicht: In der CDU-Zentrale fürchtet man, dass jeder weitere Schritt nach links in der eigenen Partei auf Widerstand stößt.
 (DIE ZEIT, 24.01.13, s.4)
In der Tat gibt es ein Problem mit Merkels unpolitischer Politik.
Nach und nach schlafen nicht nur die grottenschlecht angesprochenen SPD- und Grünen-Wähler ein, sondern auch die Unions-Fans werden von Wahlmüdigkeit übermannt.
CDU-Ministerpräsidenten großer wichtiger Länder wie NRW und Niedersachsen hatten Merkels Methode plagiiert. Sie zogen grinsend und nichtssagend durchs Land, versuchten alle Schweinereien heimlich auszutüfteln und sonnten sich in ihren hohen Sympathiewerten, die sie als rückgratlose Wählerwunsch-Projektionsfläche erarbeitet hatte.
Dummerweise waren Rüttgers und McAllister am Ende ihre Ämter los.
 Genauso erging es (auch unterschiedlichen Gründen) auch der CDU in Hamburg, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg.
Wenn kein Wunder geschieht wird auch Kochs U-Boot Bouffier im September 2013 seine Landtagswahl verlieren. In Umfragen liegt Rot/Grün rund 15 Prozentpunkte vor Schwarz/Gelb.
Damit bliebe nur noch Sachsen CDU-gelb regiert - und Bayern CSU-gelb. Also gerade mal zwei von 16 Bundesländern.
Merkel mutiert also zur Dame ohne Unterleib.
Sollte das Bundestagswahlergebnis im Herbst eine Große Koalition erzwingen, wird Merkel das sicher gerne tun, weil sie von der FDP ohnehin die Nase gestrichen voll hat.
Aber Schwarzgelb bliebe eben auch machttaktisch reizlos, da Vermittlungsausschuss und Bundesrat jedes Gesetzesvorhaben stoppen können.
Dies wäre aber auch ein Problem in einer Merkel-geführten CDU-SPD-Koalition. 
Es ist nicht anzunehmen, daß sich die SPD mit dem Bundesratspfund in der Hand noch mal so billig-willig verkaufen würde, wie 2005.
Außerdem regiert die SPD nur in Hamburg allein. Alle anderen Bundesratsstimmen wären durch Grüne und Linke Koalitionspartner neutralisiert.
Und kommt es überhaupt zu dem großen CDU-Vorsprung bei der Bundestagswahl, der jetzt von einigen Instituten mit bis zu 20 Prozentpunkten gemessen wird?
Verlassen sollte sich Merkel nicht darauf. 
Das lehrt McAllister, das lehrt aber auch ihre persönliche Erfahrung.
Grandiose demoskopische Zahlen sechs Monate vor einer Bundestagswahl durch Ziel zu bringen ist Merkels Stärke nicht.
Das Angstdatum der CDU ist der Juni 2005. Damals stürzte die CDU in wenigen Monaten aus der Höhe der Umfragen in die Beinahe-Niederlage ab. 2009 schaffte sie Schwarz-Gelb – wieder mit einem Ergebnis, das weit hinter den Erwartungen zurückblieb.
(DIE ZEIT, 24.01.13, s.4)
Tatsächlich; im Winter 2008/2009 lag die CDU in den Umfragen nur etwas schlechter, aber ähnlich wie jetzt bei rund 40%. Im September erreichte Merkel dann 33,8%

Noch schlimmer sah es 2005 aus. Bis zum Juli 2005 wurde der CDU sogar eine absolute Mehrheit prognostiziert. 49% hatte beispielsweise Forsa im gesamten Juni immer wieder ermittelt. Am 18.09.2005, dem Bundestagswahlsonntag dann der Schock: Gerade mal 35,2 % schaffte Merkel und wurde in die große Koalition gezwungen.

Was nützt also ein deutlicher demoskopischer Vorsprung?

Es wäre Zeit für Merkel ihre Stillhaltemethode zu ändern.
Merkel ist persönlich beliebt und steht einem Haufen Dilettanten gegenüber, die sich wie FDP, Piraten oder Sozis am liebsten selbst zerlegen.
Deswegen liebt man aber noch nicht die CDU.
Nicht die Waffenexport-, Plagiatoren-  und Homoverdammer-CDU, auch nicht die weichgespülte Mindestlohn- und Atomausstiegs-CDU.
Welche CDU der Wähler überhaupt mögen könnte, weiß niemand. 
Von der Parteichefin sind dazu auch keine Antworten zu erwarten.
Diese Antworten brauchte es 2009 zu Zeiten der komfortablen konservativen Mehrheiten im Bundesrat auch nicht unbedingt.
 Überall waren CDU-Ministerpräsidenten, die den Laden schon irgendwie im Gespräch hielten.
2013 sieht es womöglich anders aus.
Nun wird bald der ganze Norden rot regiert. Es wäre ihr nächster Fehler, wenn die CDU sich darüber hinwegtäuschen wollte, dass es für die Malaise Gründe gibt, die im Norden genauso zu spüren sind wie in Düsseldorf.   Sie sind ein Spiegel der CDU-Probleme in fast allen Ländern. Dort bringt der beruhigende Pragmatismus der Kanzlerin zwar Sympathie, aber zieht bei Landtagswahlen nicht genug. Dort wiegt es schwer, wenn die Wähler nicht wissen, wofür diese CDU steht. Ihre Spitze hat die Partei in den letzten Jahren entkernt, vieles über Bord geworfen, was wichtig war, von der Atomkraft bis zur Wehrpflicht. Sie hat viel über ihre Schwäche in den Großstädten nachgedacht, aber sich kaum erneuert. Und wo sie moderne Politik versucht, konterkariert sie das selbst: In Niedersachsen hat McAllisters Regierung viel für den Ausbau von Kita-Plätzen getan. Aber was hilft das, wenn die CDU als Partei des Betreuungsgeldes erscheint. Ständig wirken Christdemokraten in den Ländern wie Gejagte, die - auch bei der Energiewende - vollziehen, was oben entschieden wurde. Halb überzeugt, somit nicht überzeugend. So stehen sie nur noch für politisches Verwalten.

[…] Die Leere macht sie unattraktiv für Leute, die mehr wollen als eine Karriere. Die CDU ist personell ausgebrannt, das merkt sie als Erstes in der Breite. Wo mittelfristig keine Regierungsmacht zu verteilen ist, reicht die Kraft nur zum Kampf um Pöstchen. Nur wer das erträgt, bleibt.
(Jens Schneider, Süddeutsche Zeitung, 25. Januar 2013)

Samstag, 26. Januar 2013

Praktische Nächstenliebe -Teil III


"An ihren Taten sollt ihr sie erkennen."
 - sprichwörtlich nach der Bibel 
(Matthäus 7,20: Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.)

In Fernsehtalkrunden, von Kanzeln aus oder auf Großevents beschwören professionelle Kirchisten immer ihre soziale Kompetenz, ihre Nächstenliebe.

Daß weltweit jährlich 80.000 Frauen bei illegalen Abtreibungen krepieren müssen, weil Christen ihnen die medizinische Versorgung verweigern, daß Millionen einen elenden AIDS-Tod sterben, weil Katholiken sich gegen Kondome aussprechen oder daß unzählige Männer vom Mob gemeuchelt werden, weil Christen homophobe Stimmungen schüren, erwähnen die organisierten Religioten eher nicht so gern.

Myriadenfaches Leid ist aber nicht nur eine indirekte Folge christlicher antihumanistischer Propaganda, sondern auch konkret geplante Polit-Agenda der Kirchen.

Dabei gilt: Wie der Herr, so das Gescherr!

Während die Kirchenfürsten in den bunten Kleidern von der Kanzel hetzen, wirft das Fußvolk Steine:
In Alexandria kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen durch christliche Demonstranten. Die koptischen Christen warfen mit Steinen und Flaschen auf Polizisten. Die Sicherheitskräfte wehrten sich mit Tränengas und Gummigeschossen.

Bei den traditionellen Protestanten-Märschen in Nordirland ist es am dritten Tag in Folge zu Ausschreitungen gekommen. Katholische Demonstranten warfen am Dienstagabend im Belfaster Viertel Ardoyne Molotow-Cocktails, Steine und Flaschen auf die Sicherheitskräfte, wie die nordirische Polizei am Mittwoch mitteilte. Es seien auch Barrikaden errichtet und in Brand gesetzt worden.

Orthodoxe Christen bewarfen eine Gruppe von Unterstützern der Homosexuellen-Rechte laut Medienberichten vor dem Parlamentsgebäude mit Eiern und Farbe. […] Homosexualität ist in Russland seit 1993 nicht mehr strafbar, wird aber auch wegen der einflussreichen russisch-orthodoxen Kirche weitgehend tabuisiert. Paraden von Homosexuellen werden stets verboten, Aktivisten sind oft das Ziel brutaler Angriffe.

Im nordirischen Belfast ist es in der vierten Nacht in Folge zu Ausschreitungen gekommen.  […] Bereits in den vergangenen Nächten hatte es in Belfast Ausschreitungen mit zum Teil Hunderten Demonstranten gegeben. Laut Polizei wurden 52 Beamte verletzt, zudem gab es 70 Festnahmen. […]

In drei Jahrzehnten gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen London-treuen Protestanten und den nach einem vereinten Irland strebenden Katholiken wurden rund 3.500 Menschen getötet.
(Die ZEIT 07.01.13) 
Berühmt in Irland ist die Holy Cross Grundschule. Diese Schule steht am Ende einer nur von Protestanten bewohnten Straße und die katholischen Kinder müssen, wenn sie zur Schule wollen, durch diese Straße laufen. Der Weg zum Hintereingang der Schule führt durch andere Straßen und erfordert doppelte Zeit.
 „Fenian whores“ – „irische Huren“ wurde den kleinen Mädchen von den Holy Cross Protestierern entgegen gebrüllt. […] Die Protestierer haben den Kindern und ihren Eltern Schimpfworte wie Bastard, Ratte, Hure, Dreck, Scheiße und andere Unflätigkeiten ins Gesicht gebrüllt, sie angespuckt, sie mit Steinen, Flaschen, Golfbällen und mit Beuteln beworfen, die mit Urin und Exkrementen gefüllt waren und all das war möglich, ohne dass die Polizei jemanden festgenommen hat oder diesem Treiben ein Ende bereitet hat.
(info-nordirland 2004)

Freitag, 25. Januar 2013

Praktische Nächstenliebe - Teil II


„Schuldige Dankespflicht gegen Gott und Adolf Hitler treibt uns, uns feierlich und einmütig hinter den Mann zu stellen, der unserem Volk und der Welt gesandt ist, die Macht der Finsternis zu überwinden. Wir rufen darum unsere Gemeinden auf, gleichen Sinnes mit uns sich als ein einig Volk von Brüdern hinter den Führer zu stellen.“
Der evangelische Landesbischof von Thüringen, Wilhelm Reichardt, 25.10.1933

„Mit dem gesamten deutschen Volke feiert die Evangelische Kirche am 20. April in jubelnder Freude den fünfzigsten Geburtstag unseres Führers. In ihm hat Gott dem deutschen Volke einen wahren Wundermann geschenkt ... In tiefer und dankbarer Ergriffenheit erlebt das deutsche Volk, erlebt in ihm auch die deutsche evangelische Christenheit noch einmal die gewaltige Größe des Geschehens, das die mit Adolf Hitler anbrechende Stunde der Deutschen in sich faßt: Die Aufrüttelung aller völkischen Kräfte zu kampfes- und todesfreudigem Einsatz für Freiheit, Ehre und Macht des Vaterlandes ... Daß die Ausmerzung alles wesensfremden Einflusses auf die geistige, sittliche und künstlerische Kultur unseres Volkes begleitet sei von einer immer tieferen Erschließung der Quellen, aus denen unser Volk geboren und seine Geschichte gespeist ist ... das sei unser Begehren, unser Wille, unser Gelübde zum fünfzigsten Geburtstag des Führers.“
Deutsche Evangelische Kirche, 14.4.1939
Deutschland ist reich.
Nicht daß die Binnenkonjunktur so poppig liefe, die Löhne sind schließlich extrem niedrig und an die acht Millionen Menschen arbeiten in prekären Verhältnissen, verdienen also so wenig, daß sie von dem Gehalt nicht leben können.
Reich sind wir insbesondere wegen unserer Importschwäche. Wir exportieren und exportieren in die EU.
Spanien, Griechenland und Co kaufen unsere Waren auf Pump.
Keiner profitiert in Europa so von Markt und Globalisierung wie Deutschland.
Die Kehrseite ist, daß wir billigstes Zeug - chinesisches Kinderspielzeug, in Bangladesch von Kindern genähte Jeans, Rohstoffe oder auch gleich Muskelkraft importieren.
Allein 2011 strömten 200.000 Osteuropäische Billigarbeiter nach Deutschland.
De facto Sklaven, die für lächerlichen Lohn ohne Sozialleistungen, ohne Arbeitsschutz und medizinische Versorgung die Drecksarbeiten erledigen, für die sich Deutsche zu fein sind.
Für Gartenarbeiten, Putzjobs, einfache Handwerkertätigkeiten und Küchendienst holt sich der gemeine Teutone eben gern einen Roma von Arbeitsstrich. 
Den kann er so richtig schön auspressen und ausnutzen, weil er entrechtet und illegal ist.
Und am Ende des Tages, bekommt er einen Zehner in die Hand und einen Tritt in den Hintern.
Und dann steht der Bulgare wieder auf der Straße. Und hungert und friert.
„Am 30. Januar jährt sich zum erstenmal der historische Tag, an dem Adolf Hitler vom Reichspräsidenten mit der Führung des deutschen Volkes betraut wurde. Dankerfüllt blickt die Nation auf dies Ereignis und auf die damit eingeleitete Wendung des deutschen Schicksals zurück: eine neue Epoche deutscher Geschichte nahm ihren Anfang, und die Taten dieses Jahres haben bestätigt, was damals das Volk erhoffte. Der Dank des Volkes ist auch der Dank der Kirche.“
Das Evangelische Deutschland, 28.1.1934

„Ich kenne nur einen Feind: Wer diesen Staat Adolf Hitlers nicht will. Mit solchen werde ich sehr kurz fertig. Das bin ich nicht nur meiner Kirche schuldig, sondern meinem Staat, meinem Volk und meinem wunderbaren Führer“.
Der evangelische Bischof von Hamburg, Franz Tügel, 5.3.1934, vor der Synode, unmittelbar nach seiner Wahl zum Bischof
Im SPD-regierten Dortmund (580.000 Einwohner) gibt es eine Menge Bulgarischer und Rumänischer Arbeitsstricher.
Bei der Obdachlosenhilfe richtet sich die Stadt Dortmund nach dem Drobinski-Prinzip. 
Zu Recht gilt in Deutschland das Subsidiaritätsprinzip. Wo es geht, überträgt der Staat öffentliche Aufgaben dem Roten Kreuz, der Arbeiterwohlfahrt oder eben den Kirchen. Das sichert im guten Fall Pluralität, und kirchliche Krankenhäuser leisten gute Arbeit. Dass diese Einrichtungen ein eigenes Arbeitsrecht haben und dass katholische Kliniken keine Abtreibungen vornehmen, ist - als Teil der Religionsfreiheit - durch die Verfassung gedeckt. Mutwillig zerstören sollte man dieses System nicht.
(Matthias Drobinski, 23.01.13)
In der Praxis bedeutet es in Dortmund, daß die Obdachlosenhilfe an das Diakonische Werk abgetreten wurde.
Die Stadt bezahlt nur noch, läßt aber die Evangelische Kirche managen.
„Wir stehen mit dem Reichskirchenausschuß hinter dem Führer im Lebenskampf des deutschen Volkes gegen den Bolschewismus ... Wir werden unsere Gemeinden unermüdlich aufrufen zum vollen Einsatz der christlichen Kräfte in diesem Kampf in der Gewißheit, daß damit dem deutschen Volk der wertvollste Dienst geleistet wird.“
Die evangelischen Landesbischöfe, 20.11.1936

„Der Evangelische Bund, der seit Jahrzehnten mit den sudetendeutschen evangelischen Gemeinden Kampf und Sorge geteilt hat, dankt in unbeschreiblicher Freude dem Führer, daß er durch seine unerbittliche Entschlossenheit die Stunde der Freiheit für unsere Volks- und Glaubensbrüder heraufgeführt hat.“
Deutsch-Evangelische Korrespondenz, 5.10.1938

„Ich bestreite mit keinem Wort dem Staat das Recht, das Judentum als ein gefährliches Element zu bekämpfen. Ich habe von Jugend auf das Urteil von Männern wie Heinrich von Treitschke und Adolf Stöcker über die zersetzende Wirkung des Judentums auf religiösem, sittlichem, literarischem, wirtschaftlichem und politischem Gebiet für zutreffend gehalten.“
Der evangelische Bischof von Würtemberg Theophil Wurm an Reichsjustizminister Gürtner, 6.12.1938
Das ist nicht unbedingt eine gute Idee, wenn es um Ausländer geht und man wird leider wieder daran erinnert, daß die evangelische Kirche schon mal eine Symbiose mit dem Hakenkreuz eingegangen war. 
„Nun, deutsche evangelische Christenheit, nun tritt nicht zögernd, sondern freudig und kraftvoll auf den Plan auch mit deinem ‚Deutschland erwache´!“
Amtsblatt der Braunschweigischen Landeskirche, 5.5.1933

„Nicht allein auf die symbolische Handlung des Verbrennens kommt es an. Eine gründliche Bereinigung des Schrifttums muß erfolgen. Wer wollte diese Arbeit nicht unterstützen, wer wollte dabei nicht selber anpacken?“
Das Evangelische Deutschland, Mai 1933

„Nicht berufen werden darf, wer nichtarischer Abstammung oder wer mit einer Person nichtarischer Abstammung verheiratet ist.“
§ 1 des im Kirchenblatt der Thüringer Landeskirche veröffentlichten „Gesetzes über die Stellung der kirchlichen Amtsträger zur Nation“, 12.9.1933
Isabel Schayani und Essat Mogul (Monitor) begleiteten Ercat, einen Bulgaren, bei vier Grad minus durch die Dortmunder Nacht und dokumentierten die Christliche Nächstenliebe, die er bei den Obdachlosenunterkünften erlebte:
Von den anderen hat er gehört, dass die Diakonie Bulgaren und Rumänen wegscheucht. Das können wir uns nicht vorstellen. Wir begleiten ihn mit versteckter Kamera.
Mann: „Von welche Land sind Sie?“
Ercan: „Bulgarien.“
Mann: „Bulgaren dürfen hier nicht duschen. Aber das wissen die genau. Aber sie kommen immer wieder. Und ich muss immer wieder diesen Zettel hier zeigen. Können sie das lesen? Das ist ihre Sprache. Also nix duschen!“
Reporter: „Nix duschen. Also, Bulgaren und Rumänen dürfen hier nicht duschen. Alle anderen schon?“
Mann: Ja.“

Anne Rabenschlag, Diakonisches Werk Dortmund und Lünen: „Wir sind mit diesem Duschenbereich sehr eng ausgestattet, da wäre ein Bedarf an Nothilfe. Aber dem können wir so voll umfänglich hier im Haus nicht vorhalten.“

Also schickt man die Leute einfach weiter. Zur „Migrationsberatung“. Wir gehen mit Ercan hin. Alleine würde er soweit gar nicht kommen.

Mann: „13.00 Uhr ist hier öffentliche Sprechstunde.“
Reporter: „Und was kann er dann hier erfahren, weil er durfte da jetzt nicht duschen.“
Mann: „Ja, duschen sowieso nicht.“
Reporter: „Wieso nicht, wer darf denn da duschen?“
Mann: „Nur Deutsche, keine Immigranten.“
[…]
Mittlerweile ist es dunkel geworden und das Thermometer auf -4 °C gefallen. Wo soll er bleiben heute Nacht? In Dortmund bietet das Sozialamt eine Notunterkunft für Männer an. Wir gehen hin.

Mann: „Bulgare, Rumäne?“
Ercan: „Bulgar.“
Mann: „Oh, no sleep here. Nur Dortmund, only Germany.“
Reporter: „Warum?“
Mann: „Ist nur für Deutsche, nur für Dortmunder. Nicht für Rumänen oder Bulgaren. Ist leider so.  Dürfen wir nicht machen.“
Das ist dann also das vorbildliche Subsidiaritätsprinzip in Deutschland. Man delegiere soziale Aufgaben an die Kirchen und dann spielen Diskriminierungsschutz und Arbeitsrecht keine Rolle mehr. Noch besser. Das Grundgesetz, Artikel 1, können wir auch vergessen! 
„Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen. Vom deutschen Volk wird zur Sühne für die Ermordung des Gesandschaftsrates vom Rath durch Judenhand die Macht der Juden auf wirtschaftlichem Gebiet im neuen Deutschland endgültig gebrochen und damit der gottesgesegnete Kampf des Führers zur völligen Befreiung unseres Volkes gekrönt. In dieser Stunde muss die Stimme des Mannes gehört werden, der als der Deutschen Prophet im 16. Jahrhundert aus Unkenntnis einst als Freund der Juden begann, der, getrieben von seinem Gewissen, getrieben von den Erfahrungen und der Wirklichkeit, der größte Antisemit seiner Zeit geworden ist, der Warner seines Volkes wider die Juden.“
Der evangelische Landesbischof von Thüringen, Martin Sasse, Vorwort zu seinem Buch“ Martin Luther über die Juden: Weg mit ihnen!“, Freiburg, 1938

„Der Geistliche Vertrauensrat der Deutschen Evangelischen Kirche, erstmalig seit Beginn des Entscheidungskampfes im Osten versammelt, versichert Ihnen, mein Führer, in diesen hinreißend bewegten Stunden aufs neue die unwandelbare Treue und Einsatzbereitschaft der gesamten evangelischen Christenheit des Reiches ... Das deutsche Volk und mit ihm alle seine christlichen Glieder danken ihnen für diese ihre Tat.“
Der Vertrauensrat der Deutschen Evangelischen Kirche, 30.6.1941