Mittwoch, 17. Oktober 2012

Klimatisches.




Am 27.03.2011 verlor Schwarzgelb die Regierungsmacht in Baden Württemberg, obwohl man da noch gar nicht ahnte wie unterirdisch und verfassungsfeindlich MP Mappus in Wahrheit „regiert“ hatte.
Die CDU-BW, die einst als große Vorbild-Landespartei galt, versank in einem Sumpf.
 Heute assoziiert man die Schwaben-Union mit halbseidenen Typen wie Schavan, Mappus, Oettinger und dem Mann, der so spektakulär das Parlament belog; Wolfgang Schäuble. 
Seinen Schwiegersohn Thomas Strobel, der zum neuen Landeschef aufstieg, kennt man in der Bundespolitik gar nicht.
 „Merkels Blässlinge“ wird diese CDU-Generation genannt.

Im Schatten dieser Chaotencombo fühlt sie die BW-FDP noch recht wohl. 
Mit immerhin 5,3% hatte es Fipsis Südwestableger immerhin überhaupt wieder in den Landtag geschafft und nur 50% der Stimmen von 2006 verloren; damals errang die FDP in ihrer Hochburg noch 10,7 %.
Bei der ebenfalls am 27.03.2011 abgehaltenen Landtagswahl in Rheinland-Pfalz schaffte de Mövenpickpartei gar nicht erst den Sprung über die 5%-Hürde.

In Baden Württemberg hat sich der Trend noch gefestigt. MP Kretschmann ist beliebt, die Grünen würden heute noch stärker werden, die CDU schwächer und die FDP flöge selbstverständlich aus dem Landtag.
Wohl oder übel müssen die marginalisierten Konservativen also hoffen, daß die Grünrote Landesregierung weiterhin gut funktioniert. 
Neuwahlen sind höchst unwillkommen.

Es herrscht Agonie und Ratlosigkeit bei den Schwarzgelben, obwohl durchaus noch Politik stattfindet. 
Angesichts der ungeheuerlichen Bauschlampereien wird es vielleicht doch nichts mit dem per Volksabstimmung abgesegneten Weiterbau des Stuttgarter Bahnhofs und dann war da noch eine Bürgermeisterwahl in der Landeshauptstadt.


Grünen-Politiker Kuhn nach erstem Wahlgang vorne.
Bei der Stuttgarter OB-Wahl ist im ersten Wahlgang am Sonntag (7.10.) kein neuer Rathauschef gewählt worden. Nach Auszählung aller 433 Wahlbezirke lag Fritz Kuhn (Grüne) mit 36,5 Prozent der Stimmen knapp vor seinem schärfsten Konkurrenten, dem parteilosen Sebastian Turner (34,5 Prozent). Der zweite Wahlgang findet am 21. Oktober statt.


Es wäre also eigentlich an der Zeit sich irgendwie politisch zu Wort zu melden, wenn man Politiker in Stuttgart ist.

Michael Marquardt, Stellvertretender Kreisvorsitzender der Stuttgarter FDP, Kandidat der FDP für die Landtagswahl 2011 im Wahlkreis Stuttgart IV und Vorsitzender der Stadtgruppe Neckar-Vororte der Stuttgarter FDP, macht Politik mit seiner eigenen Web-Site.

 Der aktuellste Eintrag lautet:


Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Freundinnen und Freunde,
liebe Wählerinnen und Wähler, liebe Nichtwählerinnen und Nichtwähler,
liebe Helferinnen und Helfer,
ich darf mich sehr herzliche für die Unterstützung im Landtagswahlkampf 2011 bedanken!
Besonders möchte ich mich für die zahlreichen Mails, Schreiben und Anrufe bedanken, die mich zum WEITERMACHEN aufgefordert haben, diesem Wunsch komme ich gerne nach!
[…] Ich werde meine Homepage in ein paar Wochen überarbeiten und neu aufbauen – ich halte Sie / euch über mein weiteres politisches Engagement auf dem laufenden!
Herzliche Grüße
Ihr / Euer
Michael Marquardt


Wirklich brandaktuell. Fleißig ist anders, Herr Marquardt.

Aber, oh Wunder, zur OB-Wahl in der Landeshauptstadt meldete sich Marquardt per Facebook zu Wort. Komisch, den undankbaren Wählern gefällt das trotzdem nicht.


Ich komme eben von der Kundgebung mit unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel und unserem OB-Kandidaten Sebastian Turner auf dem Marktplatz zurück. Ich bin so wütend und enttäuscht - Stuttgart hat sich mal wieder von seiner hässlichsten Seite gezeigt. Nur Trillerpfeifen, alte gefrustete Weiber mit ungepflegten Haaren und Trillerpfeifen, ungepflegte, nach alten Schweiß stinkende, rumbrüllende Männer ohne jeden Anstand. Du wirst beleidigt wenn Du applaudiert, angebrüllt, weggedrängt,..... Ich schäme mich so für dieses Bild, das Stuttgart einmal mehr abgegeben hat!


Innerhalb von vier Tagen handelte sich der FDP-Mann fast 1.200 Kommentare ein und Begeisterung ist anders.


Michael Marquardt […] war am 12. Oktober bei einem öffentlichen Auftritt von Angela Merkel in Stuttgart anwesend. Den Termin dürfte die Kanzlerin noch lange in Erinnerung behalten: Stuttgart-21-Gegner, aber offenbar auch Gegner ihrer Euro-Politik überzogen die Freiluft-Veranstaltung mit einem Konzert aus Pfeifengetriller und Buhrufen. Merkel hielt ihre Rede mit versteinertem Gesicht.
Marquardt, der stellvertretende Stuttgarter FDP-Chef, war empört. Er ging nach Hause - und formulierte seine Wut in einem undiplomatischen Eintrag auf seiner Facebook-Seite. […]
Der Shitstorm wirkt so aggressiv wie der Konflikt, der die Stuttgarter auf der Straße spaltet. Einer schreibt von "Neoliberalen Kapitalfaschisten", ein anderer will FDP-Wähler erschießen. Marquardt erzählt Süddeutsche.de von Drohanrufen, manche wollen seinem Hund etwas antun.
[…] Löschen wolle er seinen Beitrag nicht, weil der sonst an anderer Stelle im Netz auftauche. Außerdem stehe er zu seiner Kritik an dem Radau, der der Kanzlerin entgegenschlug. "Ich kippe nicht um."


Ein paar Eindrücke:
 

  Erich Johann Schrick Michael Marquardt: ...Nur Trillerpfeifen, alte gefrustete Weiber mit ungepflegten Haaren und Trillerpfeifen, ungepflegte, nach alten Schweiß stinkende, rumbrüllende Männer ohne jeden Anstand...
so ähnlich wird auch über Schwarze in Südafrika geredet, nach dem Motto erst die Leute in diese Armut stürzen durch volle ABzocke, schlechte Bildung, durch Lügenmedien zusätzlich die Leute verdummen und sich dann über diese Leute aufregen das sie sauer sind und so verwahrlost daherkommen
Manfred Sames Jeder ist seines Glückes Schmid Herr Schrick:
Diese Menschen wollen doch überhaupt nicht arbeiten und ich Arsch zahl auch noch jeden Monat meine Steuer schon 43 Jahre ein, nur damit die an jeder Ecke ihre Schnapsflasche an den Hals halten und in der anderen Hand ihre Kippe!
Für ein paar Cent sind die aber bereit jeden auf der Welt auszupfeifen!
 
Christian Pott Hr Marquardt, diese "ungewaschenen, stinkenden" Menschen sind sg. Bürger, die Sie bezahlen und in deren Sinne Sie zu handeln haben! Sie sind kein Volksvertreter, sondern ein Systemprofiteur übelster Provinienz!
Elui Mandy Der Sänger Gunter Gabriel hat es richtig gesagt, wie es sich verhält: "Ihr seid unsere Angestellten und mehr nicht!"
Hans-Peter Blank Furchtbar!!! Das stinkende ungewaschene Volk hatte eine eigene Meinung....wäre doch mal an der Zeit diese schlecht frisierten Frauen samt stinkenden Männern in der Tagesschau zu zeigen---oder? So geht es nicht mehr weiter, dass Volk passt nicht mehr zu den Politikern. Am besten die Politiker suchen sich ein neues Volk.
Peter Buchholtz ich hab noch nen vorschlag. falls herr turner gewinnt (haha) können sie sich ja für eine city maut für alte gefrustete Weiber mit ungepflegten Haaren und Trillerpfeifen, ungepflegte, nach alten Schweiß stinkende, rumbrüllende Männer einsetzen. und für mehr deutschunterricht für alternde, gefrustete politiker.
Ref Schielf Ich finde solche "Entgleisungen" wahrheitsgemäßen Aussagen von so genannten Volksvertretern (Volkszertretern) sehr gut, da erkennt sogar der naivste Bürger (Bürgen) was diese von Feinde bezahlten Politikdarsteller für ein wahres "ich" haben! Ich hoffe dass das noch sehr oft vorkommt, dann dauert's nicht mehr lange bis ihr alle zum Teufel gejagt werdet und dieser Tag rückt unaufhörlich näher und das macht mich mehr als glücklich! 
Carsten Klüter Unfassbare Aussage! So geht man als gewählter Politiker mit seinem Stimmvieh um? Naja, ich denke das Problem FDP werden wir eh bald los sein. Jetzt muss nur noch der schäbige Rest dieses Lügenpacks entsorgt werden. Aber das wird vielleicht hoffentlich auch irgendwann bald geschehen, wenn mal alle aufwachen würden und sich nicht von solchen verlogenen Dummschwätzern einlullen lassen würden. Abwählen und in die Wüste schicken dieses LÜGENPACK!!!!!!!!!!
Christina Liebert Da hat sich mal ein "Leistungsträger der Gesellschaft" geäußert und klargemacht, was er von denen hält, die ihm zu seinem "Arbeits"platz verholfen haben und die ihm ein fürstliches Gehalt (dessen Höhe man sich vorsichtshalber selber festlegt und regelmäßig nach oben "anpasst") dafür zu zahlen gezwungen sind, dass er sie beschimpfen darf. Pfui Teufel!!! Dieses Mal waren es nur Trillerpfeifen...
Edith Friedl He, du Schnösel, geht's noch tiefer?!?
Sag mal, was bildest DU dir eigentlich ein? Und worauf?
Glaubst, weil du einen lächerlichen 08/15~Anzug trägst, bist du besser als die "gefrusteten und ungepflegten Weiber"?
Ich würde das Maul nicht so aufreißen und etwas leiser treten, denn sonst könnt es sein, dass dir diese 'Weiber' mal ordentlich an deine Eier gehn. Dann allerdings ist Angstschweiß angesagt beim hübschen FDP~Bubi...
Anke Hübler echt mal sowas arrogantes..der Normalo kann nicht wie die Made im Speck leben sondern muß jeden Monat rechnen und is froh wenn er nich in die Miesen rutscht,also wirklich die Glaubwürdigkeit von Ihnen und den anderen Politikern wird nicht umsonst angezweifelt und mit Protesten kund gegeben!!!!!!!!!!!!!!
Arne Rosteck Wer ist dieser Vollpfosten Michael Marquardt eigentlich?????? ....
Ederle Volker Wenn ich das lese dann bin ich sehr beruhigt das so ne Aussage von jmd kommt dessen Partei gerade dabei ist von der Bildfläche zu verschwinden. Die 5% wird die FDP zum Glück bald nur noch von unten sehen.In einer Demokratie ist es doch erlaubt seinen Unmut über eine Kanzlerin herauszulassen. Ich war nicht dort aber im Geiste hab ich mit gepfiffen..
Thomas Rt Warum reagiert der Hosenscheißer nicht auf die Kommentare seines "Beitrages"? Große Klappe und nichts dahinter. Der kackt sich wohl grad in die Hosen vor Angst.
Oliver Dettmer Politiker gehören ALLESAMT entsorgt...Sondermüll halt....
Ref Schielf Wenn ich aus Stuttgart kommen würde, würde ich diesem Subjekt doch mal einen Besuch abstatten, da hätte er beizeiten nen Bremsstreifen in der Hose, diese Flitzpiepe! Die Leute aus Stuttgart könnten ja mal nen gescheiten Flashmob vor seinem Büro machen, dass wäre mal ne geile Aktion!
Fibbo Obbif Als Mitglied einer Partei, die auf der Intensivstation liegt, sollten Sie lieber nicht so dicke Töne spucken. Vielleicht brauchen Sie diese "anstandslosen", "frustrierten" und "stinkenden" Wähler nochmal. Ich jedenfalls kann nur den Hut ziehen vor diesen Stuttgartern, die noch am ehesten das Recht haben, Merkel auszupfeifen. Da ist Rückgrat, mein Herr! Das was der FDP schon länger abhanden gekommen ist.
 Bobinbrooks Parish Ich fasse es nicht. Lieber Herr Marquardt, zur Erinnerung: dieser ungewaschene Haufen, Herr Marquardt, ist Ihr Souverän! Ihr Arbeitgeber. Ihr Boss. Und wenn Ihr Boss Sie ausbuht, dann sollten Sie den Hut nehmen. Bevor Ihr Boss Sie an die nächste Laterne hängt weil er das ungewaschene schlechtrasierte Maul voll hat von schmarotzenden selbsternannten Eliten. Ich meine das ernst. Gehen Sie in sich und machen Sie sich klar, dass Sie ein Volksvertreter sind. Von des Wählers Gnaden, bezahlt vom ungewaschenen stinkenden Steuergeld jenes "Plebs", dessen Meinungsäusserungen Sie meinen widerwärtig und lästig finden zu müssen.
Kai R Peaceyard FDP...braucht kein Mensch. Und dann noch so ein Kommentar. Weiss man wenigstens, wen man nicht wählt....
Borken Sprit Sehr aufschlußreich, dieses Posting von Herrn Marquardt. Screenshot gemacht, ausgedruckt und für die nächste Wahl übers Bett gehängt. Nur um mich jeden Morgen daran zu erinnern, wo ich mein Kreuzchen NICHT mache.
Aber keine Sorge, Herr Marquard... einige Zitate ihrer Freundin Angie (und anderen) hängen da auch schon... 
Lr Espana Schon in jungen Jahren nichts gearbeitet, lebt diese Kreatur Tag für Tag als Sozialschmarotzer auf unsere Kosten. Hey Marquardt, stell Dich auf den Marktplatz und wiederhole doch noch einmal laut und deutlich, was Du hier im "stillen Kämmerlein" so schwafelst. Danach hätte sich das Thema mit Dir Sozialschmarotzer wohl erledigt!
 Mark Herges Marquart (mir widerstrebt es sie beim vollen Namen zu nennen, weil mir vor Menschen wie Ihnen jeglicher Respekt fehlt) Sie sind ein asoziales Arschloch! Das meine ich nicht als Schimpfwort, sondern als vergleichende Darstellung mittels eines Körperorganes. Wenn sie die Bedeutung von asozial nicht kennen, wiki weiß da mehr. Vielleicht finden Sie ihr Geschmiere dort wieder definiert. Sie wissen schon, dass solche Worte ihren Tribut verlangen? Und den werden Sie auch zahlen müssen! Garantiert!! Sie stinken!!! Zumindest ideologisch...
Walter Hinrich Und ich schäme mich, dass es in Deutschland solche Politiker gibt!
Prenzl Zwerg zum Glück sind sie und ihre 1 prozent Partei bald Geschichte denn die anderen 3 Prozent würden sie nur aus wahltaktisch gründen wählen das lässt doch hoffen grüsse aus Berlin 
Silvia Mara Kahl Dieser Mann ist ja nur peinlich.



Ach ja, es gibt doch keine bessere abendliche Entspannung als einen FB-Shitstorm.

Dienstag, 16. Oktober 2012

Zweiter Versuch.




 I can’t wait the debates“ sagte mir ein Freund in Ohio immer, wenn wir uns gegenseitig die neuesten Schwachsinns-Kommentare Mitt Romneys zuschickten.

Der Ober-GOPer belegt offensichtlich eine Dämlichkeitskategorie mit Sarah Palin.
 Möglicherweise ist er sogar noch bekloppter. Immerhin hatten ihn die Parteigranden um John McCain im Jahr 2008 als möglichen Vizekandidaten gecheckt und sich dann lieber für Palin entschieden.

Ich war immer skeptisch bezüglich der „presidential debates.“
Zu gut erinnere ich mich an die drei Aufeinandertreffen des Intellektuellen und Außenpolitik-Experten John Kerry mit George W. Bush im Jahr 2004. Für jedermann erkennbar war Kerry der kompetentere Kandidat. Selbst die Amerikaner billigten ihm zu intelligenter und begabter als Bush zu sein.
Aber das war gar nicht entscheidend.
 Die Leute mochten Bush und für dessen Lügen interessierte sich niemand. 
Wichtiger waren die Vorbehalte gegen einen Ostküsten-Intellektuellen wie Kerry, der so viele Bücher las und fünf Sprachen sprach. So einen wollten sie nicht.
 Lieber den all-average-guy aus Texas, der nicht aus der intellektuellen Elite stammte.

Bushs PR-Mann Karl Rove war ein Meisterstück gelungen. Der Treppenwitz der Geschichte ist, daß sich die wahre Vorgeschichte der Kandidaten genau umgekehrt verhielt.
Bush stammt aus der steinreichen Ostküsten-Dynastie, studierte auf einer Elite-Uni und drückte sich vorm Wehrdienst.
Kerry war der aus kleinen Verhältnissen, der sich seine Studiengebühren selbst verdienen mußte und dann wie jeder andere seiner Generation in Vietnam kämpfte.

GWB bekam den richtigen Spin mit und daher zählten die inhaltlichen Aspekte der Rededuelle nicht.



Es kommt bei Debatten darauf an den richtigen Ton zu treffen.
 Fakten sind da eher störend.
Die Linguistin-Professorin Elisabeth Wehling an der University of California, Berkeley, diagnostiziert die Republikaner hätten die Hoheit über die Sprache erlangt. Republikaner setzen auf Werte, Demokraten auf Fakten - und dennoch dominieren die Konservativen den öffentlichen Diskurs.

SZ.de: Frau Wehling, US-Präsident Barack Obama hat das erste TV-Duell gegen Mitt Romney verloren. Was hat er falsch gemacht?

Elisabeth Wehling: Im Gegensatz zu Romney hat Obama seinen Positionen keine moralischen Prämissen vorangestellt. Sein Herausforderer hat viel deutlicher gemacht, welche Vorstellung er von der Gesellschaft hat und dass er etwa Steuern als Last für das Individuum empfindet. Obama ist auf einzelne Programme eingegangen, ohne sie in größere Denkstrukturen einzubinden. Damit hat er die Zuschauer verloren.

SZ: Sie sind Linguistin und haben in Ihrem Little Blue Book die Sprache von Demokraten und Republikanern analysieren. Worin liegen die Unterschiede und wer ist erfolgreicher?

Elisabeth Wehling: Die Konservativen sind geschickter. Verkürzt ließe sich sagen: Republikaner setzen auf Werte, Demokraten auf Fakten. Die Konservativen haben schon vor mehreren Jahrzehnten begonnen, ihr Gedankengut und ihre moralischen Vorstellungen über die richtigen Worte zu transportieren. Sie schaffen es, die passenden Begriffe für wichtige Themen zu entwickeln und dann dafür zu sorgen, dass diese in der Partei und von Sympathisanten genutzt werden.
[…]  Die politische Kommunikation sollte immer an die Moral appellieren, denn politische Gruppen denken wegen ihrer Wertehaltung unterschiedlich über gesellschaftliche Dinge. Ein Politiker muss mit seiner Weltsicht erklären können, wieso bestimmte Fakten ihn zum Handeln zwingen. Die US-Konservativen reden ständig von "tax relief", also von Steuererleichterung. Der Denkrahmen liefert automatisch eine Interpretation von Steuern mit: Sie sind etwas Schädliches, von dem man befreit werden kann. Wenn Romney von tax relief spricht, redet er nicht nur über Fakten wie Steuersätze, sondern transportiert eine moralische Ansicht. Wenn Obama das Wort benutzt, liefert er diese Prämisse der Konservativen mit - egal mit welchen Fakten er gegen diese Weltsicht argumentiert.   […]

SZ: Lässt sich mit der Moral erklären, weshalb Romneys Bemerkung, 47 Prozent der Amerikaner würden sich als Opfer sehen, kaum Änderung in den Umfragen gebracht hat?

Elisabeth Wehling: Als das Video veröffentlicht wurde, hat es auch in den US-Medien einen kurzen Aufschrei der Empörung gegeben. Ich habe es stets für eine Fehleinschätzung gehalten, als Experten sagten, nun hätten die Demokraten den Wahlsieg in der Tasche. In der Politik funktioniert eines besonders gut und das ist Authentizität. Wenn jemand als Volksvertreter antritt und besonders authentisch wirkt, dann kann der Wähler davon ausgehen, dass die Werte, über die er spricht, auch sein Handeln prägen werden. Romney, der als Flip-flopper gilt, hat sich also einen großen Authentizitätsbonus erkauft, denn die Programme, die er vorschlägt, sind nicht weit entfernt von dem, was er hinter verschlossenen Türen gesagt hat.

Die Crux bei den „debates“ ist, daß man sie nicht gewinnen kann. 
Man kann sie aber verlieren und dies gilt in besonderer Weise für den Amtsinhaber, der sein ganzes politisches Gewicht in die Waagschale wirft.
Genau das passierte Obama am Tag der deutschen Einheit. Zu lahm, zu zurückhaltend.
Der Mann war sich offenbar zu sicher den Planschkopp Romney nach Belieben dominieren zu können, hatte es nicht nötig sich ausführlich genug vorzubereiten und wollte keinesfalls als Besserwisser oder „angry black man“ dastehen.
Obama leidet an Gefallsucht und möchte von allen geliebt werden. 
Als Präsident auch mal harte Entscheidungen zu treffen, den politischen Gegner auszumanövrieren um der Sache Willen; das liegt ihm eher nicht.
Zugegebenerweise landete der Mega-Lügner Paul Ryan auch diesen einen Treffer in der VP-Debatte als es darum ging, wessen Wirtschaftskonzepte wirkten.
Obama sei doch schließlich 2008 mit einem Einparteien-Kongress Präsident geworden; wieso habe er dann da nichts umgesetzt, wenn er doch angeblich wüßte welche Methoden die Wirtschaft ankurbelten?
Das ist stark simplifiziert, aber nicht falsch.
Linke, die 2007 und 2008 so viel in Obama hinein projiziert hatten, sind alle stinksauer, respektive bitter enttäuscht.
Guantanamo existiert immer noch und er brauchte quälende dreieinhalb Jahre, um die lächerliche DADT-Regelung abzuschaffen.
Zu den bitter Enttäuschten gehört auch der einst mit 24 Jahren zum jüngsten Harvardlehrer ernannte Professor Roberto Mangabeira Unger, 65, der Obamas Lehrer in Rechtsphilosophie war.
» Obama hat nie wirklich gekämpft, das ist unverzeihlich. 
Diese Distanz, die Sehnsucht nach Zustimmung, 
das sind allzu gewöhnliche Charaktereigenschaften«
(Prof Unger)

Im Gespräch mit Martin Klingst von der ZEIT zieht der amerikanisierte Deutsch-Brasilianer so richtig vom Leder.

DIE ZEIT: Professor Unger, Sie sind Vordenker der amerikanischen Linken. Vor rund zwanzig Jahren haben Sie den Jurastudenten Barack Obama unterrichtet und vor vier Jahren emphatisch seine Präsidentschaftskandidatur unterstützt. Jetzt fordern Sie ebenso energisch seine Abwahl. Warum brechen Sie mit Ihrem Schüler?
Roberto Unger: Nicht mit meinem Schüler, sondern mit dem Präsidenten. Ich bin tief enttäuscht. Der Kandidat Obama versprach, ein progressiver Präsident zu werden. Er verhieß eine solidarische Gesellschaft. Noch immer habe ich sein Versprechen einer grundlegenden Transformation Amerikas im Ohr. Aber statt den strukturellen Wandel voranzutreiben, holte er Wirtschaftsberater in seine Regierung, die vorher an der Wall Street gearbeitet haben, Banker und Finanzjongleure von Citigroup und Goldman Sachs, die zwischen 2007 und 2009 die Katastrophe selber mit heraufbeschworen haben. Statt die Krise an der Wurzel zu packen, hat Obama lediglich Pflaster auf die Wunden gelegt und die Schmerzen mit einem milliardenschweren Konjunkturprogramm und mit Lebensmittelgutscheinen zu lindern versucht. Er ist nur ein Pseudo-Progressiver. Ich habe kein Vertrauen, dass seine zweite Amtszeit besser werden würde. Ich glaube, nur eine Niederlage bringt die Demokratische Partei wieder zur Besinnung und Progressive in die Führung.
(Zeit 11.10.12)

Das ist das alte Dilemma. 
Man möchte schon Obama auf die Finger klopfen und ihm zurufen „mit der Performance verdienst Du keine zweite Amtszeit.“
Aber die Freiheit hat man nicht angesichts der Alternative, welche Teebeutlern und Kriegstreibern den Koffer mit den „nuclear codes“ überließe.
Die Folgen könnten aber auch wirtschaftlich und sozial katastrophal sein.
 Ganz abgesehen davon, daß die paar Fortschrittchen bei den Bürgerrechten (DADT zum Beispiel) wieder zurück gedreht würden, die beiden bis 2016 erwartungsgemäß freiwerdenden Richterstellen am Supreme Court durch konservative hardliner ersetzt würden und damit ein völlig anderes Amerika entstünde.

Da kann sich Unger, der selbst unter Präsident Lula da Silva zwei Jahre lang Minister für Strategische Angelegenheiten war noch so sehr über die Laschheit von Obama aufregen.
Die Alternative ist so gruselig, daß man den amtierenden Präsidenten unbedingt einen Sieg wünschen muß.

Unger: […]  Obama aber hat die Macht zu verändern. Außerdem: Ein Progressiver weiß, wann er den Konsens suchen und wann er der Sache wegen spalten muss. Doch Obama hat nie wirklich gekämpft, das ist unverzeihlich. Diese unpersönliche Freundlichkeit, diese Distanz, die Sehnsucht nach Zustimmung – das sind allzu gewöhnliche Charaktereigenschaften von Politikern. Obamas großes Vorbild, Präsident Franklin Delano Roosevelt, der in den dreißiger Jahren während einer noch weit schlimmeren Wirtschaftskatastrophe regierte, stellte die mächtigen Kapitalinteressen an den Pranger und rief seinen Widersachern entgegen: Ich heiße euren Hass willkommen!
(Zeit 11.10.12)

Heute Abend hat der Demokrat seine vorletzte Chance den Mormonen abzuwehren, wenn Candy Crowley (eine der besseren CNN-Moderatorinnen) ihnen auf den Zahn fühlt.

Obama muß gut sein, denn die Republikaner sind bekanntermaßen schwere Lügner und nutzen jeden dreckigen Trick. 
Selbst wenn Obama bei den Wahlen mehr Stimmen erhalten sollte als Romney, muß er damit dennoch nicht unbedingt wiedergewählt werden. 
Wir erinnern uns an 2000, als Al Gore trotz seiner 600.000-Stimmen-Mehrheit GWB unterlag.
Und dann sind da die Wahlmanipulationen.

Will Ohio's H.I.G.-Owned E-Voting Machines Give Romney the White House?
Electronic voting machines owned by Mitt Romney's business buddies and set to count the votes in Cincinnati could decide the 2012 election. [....]
[Kelly] O'Donnell [von NBC] pointed out that no candidate has won the White House without carrying Ohio since John Kennedy did it in 1960.  No Republican has EVER won the White House without Ohio's electoral votes.
As we document in the e-book WILL THE GOP STEAL AMERICA'S 2012 ELECTION  George W. Bush got a second term in 2004 thanks to the manipulation of the electronic vote count by Ohio's then-Secretary of State J. Kenneth Blackwell.  Blackwell served as the co-chair of the state's committee to re-elect Bush/Cheney while simultaneously administering the election. 
The widespread use of electronic voting machines from ES&S, and of Diebold software maintained by Triad, allowed Blackwell to electronically flip a 4% Kerry lead to a 2% Bush victory in the dead of election night.  ES&S, Diebold and Triad were all owned or operated by Republican partisans.  The shift of more than 300,000 votes after 12:20 am election night was a virtual statistical impossibility.  It was engineered by Michael Connell, an IT specialist long affiliated with the Bush Family.  [….]   Hart Intercivic, on whose machines the key votes will be cast in Hamilton County, which includes Cincinnati, was taken over last year by H.I.G. Capital.  Prominent partners and directors on the H.I.G. board hail from Bain Company or Bain Capital, both connected to Mitt Romney.  H.I.G. employees have contributed at least $338,000 to Romney's campaign.  H.I.G. Directors John P. Bolduk and Douglas Berman are major Romney fundraisers, as is former Bain and H.I.G. manager Brian Shortsleeve.

Darüber hinaus lassen es die Republikaner jetzt ordentlich menscheln, indem herzerwärmende Taten Romneys aus seiner Zeit als Mormonischer Bischof verbreitet werden.

Ach ja, und eine gute Graphik, die endlich erklärt, wie Mitt Romney Steuersenkungen für 5 Billionen Dollar finanzieren will, ohne das Staatsdefizit zu erhöhen, gibt es endlich im Netz.

03.00 Uhr HEUTE NACHT geht’s los mit TV-Duell Nr. 2.

CNN.