Mittwoch, 15. Dezember 2021

Der Dunkelkardinal

Wenn die schlimmsten Covidioten ob der Ampel-Personalentscheidungen richtig laut aufjaulen, kann man versichert sein, daß Bundeskanzler Scholz auf die richtigen Personen setzt. Dieser Fascho-Verschwörungstheoretiker-Indikator funktioniert ebenso gut umgekehrt. Wenn jemand aus dem braunen Parallelweltsumpf hochgelobt wird, weiß man, daß es sich bei demjenigen offensichtlich um besonders üblen Abschaum handelt.

Heute lobpreiste Phimose-Peinlich-Blogger Berger den bayerischen Kardinal Ludwig Müller, den Mann, der schon vor 15 Jahren als einfacher Regensburger Bischof stets Thema dieses Blogs war.

(….)  Mein Lieblings-Religiot ist aber immer noch Regensburgs Bischof Gerhard Ludwig Müller, der durch und durch und in jeder Hinsicht abstoßend ist. 

Er hat eine unangenehme Visage, hasserfüllte Augen, sorgte persönlich dafür, daß Kinderficker-Priestern neue Kindern zum Ficken vorgesetzt wurden und diffamierte und drangsalierte anschließend auch noch die Opfer!  Nicht ohne Grund habe ich dem Abschaum-Bischof als einzigem bisher eine eigene Posting-Reihe gewidmet, in der ich viele seiner widerlichen Aussagen, Taten und Charakterzüge darstellte.

Abschaum I        Abschaum II       Abschaum III

Während andere Katholen-Fürsten ernsthaft ein bißchen beschämt darüber sind, wie viele Kinder in Heimen, Sakristeien, Beichtstühlen und Schlafsälen von Priestern missbraucht wurden, gehört Müller zu der hardcore-Fraktion à la Kreuznet, die von einer „Hoax“ sprechen, von Jagd auf die Kirche. Der Regensburger Oberhirte ist aber nicht nur in seinem Bistum und bei seinen Pfarrern regelrecht verhasst - nein sogar seine Brüder im Amte gruseln sich vor dem polternden Zweimeter-Mann der Bösartigkeit.

Gerhard Ludwig Müller ist in vielerlei Hinsicht in Regensburg vollkommen unübersehbar - nicht nur weil er zwei Meter groß ist.
Er ist der vermutlich autokratischste unter den deutschen Bischöfen, der mit Leidenschaft seine Mitarbeiter desavouiert, die er für nicht absolut folg – und fügsam hält.
Die SZ schrieb jüngst über ihn:
Viele Bischöfe verdrehen regelrecht die Augen, wenn die Rede auf den Amtsbruder aus Regensburg kommt.
Harsch und grob beharrt er stets so unnachgiebig auf seiner Autorität, daß nicht nur fast alle seine Untergebenen entsetzt sind, sondern inzwischen auch nicht gerade als liberal bekannte Gestalten wie Kardinal Wetter öffentlich auf eine Distanzierung bestehen.

(Tammox 2007)

 Stefan Aigner erinnerte letzte Woche noch einmal daran wie außerordentlich schäbig sich Bischof Müller gegenüber den traumatisierten Opfern priesterlicher Gewalt äußert.

[…] „Wir haben keinen umfassenden Missbrauchskomplex, sondern wir haben verteilt über Jahrzehnte Einzelfälle – die schauen jetzt aus wie ein monolithischer Block.“  Es bemerkenswert, dass gerade Müller so etwas sagt. Was sind „Einzelfälle“? Und wie viele „Einzelfälle“ braucht es, um von einem Komplex sprechen zu dürfen? Es wäre schön, diese Frage anhand genauer Fakten diskutieren zu können. Doch just in der Diözese Regensburg ist das nicht möglich. Hier geizt man mit Informationen zu diesen „Einzelfällen“. Beispiellos. Keine Diözese ist so verschwiegen. Nach wie vor gibt es keine konkreten Zahlen zu Tätern und Opfern. Man hört nichts über Entschädigungsanträge oder eventuelle Auszahlungen. Der „Zwischenbericht“, den Müllers Sprecher Clemens Neck (einigen ausgewählten Journalisten) vor etwa einem Jahr vorgestellt hat, ist eine Frechheit. Ein knapp gehaltenes Dokument voller Allgemeinplätze, ohne jede Offenheit. […] Nicht, dass Priester Kinder und Jugendliche vergewaltigt, geprügelt und gedemütigt haben, ist dessen Kern, sondern das bewusste Verschweigen dieser Straftaten. Das Versetzen der Täter. In der Diözese Regensburg wurden allein zwischen dem Jahr 2000 und 2007 drei Fälle öffentlich, in denen die Diözese nicht durch übermäßigen Eifer beim Schutz von Kindern aufgefallen ist. […] Hier wurden mehrfach kriminelle Priester erneut auf Kinder und Jugendliche losgelassen. Auch unter Müllers Verantwortung. […]

 (Regensburg-digital 09.02.2012)

Bischof Müller ist der Bodensatz des deutschen Episkopats - gegen ihn wirken sogar Prügel-Mixa und Homohetzer Overbeck wie freundliche Gesellen. (…..)

(Abschaum Teil IV, 15.02.2012)

Jeder Verein, jede internationale Organisation, die auch nur über rudimentären Anstand verfügt, hätte Müller spätestens vor zehn Jahren aus dem Verkehr gezogen. Nicht so die römisch-katholische Kirche.

Ratzinger erhob Müller, der bis 2012 bloß einer von 4.000 Bischöfen war, zum Kurienerzbischof und machte ihn als Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre zur Nummer Drei aller Geistlichen.

Ich war nicht dabei, als Ratzinger diese Personalentscheidung traf, aber man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um zu mutmaßen, daß es sich dabei um eine Gegenleistung handelte.

Die sadistischen Machenschaften Georg Ratzingers, zufällig Bruder des Papstes, fanden alle im Bistum Regensburg statt. Dort wurde zufällig besonders rabiat die Aufklärung der Übergriffe auf kleine Jungs blockiert und zufällig wurde ausgerechnet dieser Bischof, der über keinerlei kuriale Erfahrungen verfügte, nach ganz oben befördert.

Der Aufstieg endete nicht mit Ratzinger. Nach dessen Rückzug 2013, erhob Bergoglio Müller im feierlichen Konsistorium vom 22. Februar 2014 zum Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie Sant’Agnese in Agone.

2021 stieg Kardinal Müller auf Wunsch des Papstes zum Richter am höchsten Kirchengerichtes, des „Supremo Tribunale“ der Apostolischen Signatur auf.

Ausgerechnet.  Denn Müllers notorischer Hang zu antisemitischen NS-Vergleichen  - pädophile Priester, die kleine Kinder missbrauchen, erinnern ihn an die im Holocaust unschuldig ermordeten Juden – zeigt, was er sicher nicht hat: Urteilsvermögen!

„Supremo Tribunale“-Richter Müller lässt auch insofern tief blicken, weil er dafür bekannt ist, mit der Wahrheit auf Kriegsfuß zu stehen.

So behauptete er 2010 in der italienischen Tageszeitung La Stampa, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger gehöre der Humanistischen Union an, diese sei eine Art Freimaurervereinigung, die Pädophilie normal finde und straffrei stellen wolle. Die Humanistische Union erreichte daraufhin beim Landgericht Berlin eine einstweilige Verfügung, die Müller verbot weiter so zu lügen.

Die Begeisterung der verschwörungstheoretischen Covidioten-Szene zog Müller schon im Mai 2010 auf sich, als er den Aluhut-Aufruf „Veritas liberabit vos!“ des Bergoglio-Erzfeindes Carlo Maria Viganò unterschrieb. Ein so abstruser Rundumschlag, daß er sogar von der Deutschen Bischofskonferenz DBK als  „Konglomerat an Verschwörungsmythen und Pseudowissenschaft“ verurteilt wurde.

Müller driftete immer mehr in abscheuliche antisemitische Verschwörungstheorien ab.

[…..] Kardinal Ludwig Gerhard Müller, seines Zeichens ehemaliger Bischof von Regensburg und konservativer Hardliner, meldet sich mit einem Interview aus dem Winterschlaf. Doch von christlicher Nächstenliebe und Adventsstimmung ist bei seinen Ansagen wenig zu spüren: Statt froher Kunde verbreitet der Kleriker Verschwörungserzählungen, NS-Vergleiche und antisemitische Narrative und Chiffren. Wie die in verschwörungsgläubigen Kreisen beliebte Erzählung vom “Großen Austausch” und die bewusste Nennung des amerikanisch-jüdischen Investors George Soros in diesem Kontext. 

Im Interview nimmt er bewusst Bezug auf die beliebte Verschwörungserzählung vom “Großen Austausch”: Eine antisemitische Verschwörungserzählung von der "jüdischen Weltherrschaft", die das Narrativ verbreitet, eine "christlich-weiße” Bevölkerung solle durch die gesteuerte Einwanderung von nicht-weißen oder muslimischen Menschen ausgetauscht und so vernichtet werden. Dahinter soll eine (jüdische) Finanz-Elite stecken, die häufig durch die Chiffre George Soros personifiziert wird. Auch Bill Gates als angeblicher Treiber der Pandemie darf dabei natürlich nicht fehlen. Gleichzeitig verharmlost er durch seine Vergleiche von Corona-Maßnahmen mit nationalsozialistischer "Gleichschaltung" die NS-Zeit.

Das ist nicht nur geschmacklos, sondern auch brandgefährlich: Denn solche Aussagen sind Wasser auf die Mühlen von Verschwörungsgläubigen, führen im Zweifelsfall zur Verbreitung von Verschwörungserzählungen und damit zu mehr Radikalisierung, Impfgegnerschaft und Menschenhass. Dies zeigt sich auch im Beifall, den der ehemalige Bischof gerade aus rechtsesotherischen Kreisen erfuhr. [….]

(Amadeu Antonio Stiftung, 14.12.2021)

[….]  Anfang Dezember machte er in einem Interview zur Corona-Krise durch Verschwörungstheorien auf sich aufmerksam und überschritt damit die Grenze dessen, was nach vorherrschendem Konsens öffentlich gesagt werden darf. Der einstige Wächter über den Glauben der Kirche wurde damit seinerseits gewissermaßen zum Häretiker. Und der Chor der Stimmen, die fordern, der Papst solle Müller zum Schweigen bringen, schwillt seither an. [….]

(BR, 15.12.2021)

Berger ist natürlich begeistert, da sich Müller nicht nur gegen die Anti-Covid-Maßnahmen stellt und Verschwörungstheorien verbreitet, sondern ihm auch die Möglichkeit gibt seinem Hass auf die Juden (Soros und Kahane) zu frönen.

[…] Great reset: Kardinal Müller greift Bill Gates und George Soros frontal an. […] Eine Ideologie-Elite will ihre Vorstellungen gesetzlich kodifizieren, sagt der weltweit bekannte Fachmann für Theologie Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Die amerikanischen Supermilliardäre würden nach der Corona-Krise versuchen über ihre Stiftungen und den Great Reset, ihr dürftiges Menschenbild und ihre ökonomisch beschränkte Weltanschauung der ganzen Welt überzustülpen. In den letzten Wochen habe ich hier bei PP immer wieder darüber berichtet, dass derzeit in der Catholica, besonders bei den praktizierenden katholischen Laien, eine Widerstandsbewegung gegen die Corona-Diktatur aufbricht. Mit dem Rosenkranz in der Hand und gleichzeitig mit patenten Influencern aus der traditionell katholischen Szene kämpfen sie Seit an Seit mit den hunderttausenden an Menschen, die derzeit mit dem Ruf nach „Freiheit“ in ganz Europa auf die Straßen gehen. Dabei entsteht durch den Corona-Wahn, dem auch Papst Franziskus verfallen ist, ein falsches Bild von den katholischen Hirten. […] Kardinal Gerhard Müller […]  wendet sich in seinem aktuellen Interview mit dem St. Bonifatius Institut gegen Black-Lives-Matter Eiferer, und LBGT-Fanatiker. Die Säuberung der Weltliteratur im Sinne einer politische Korrektheit ist für Müller „einfach nur Barbarei, geistiger Vandalismus, die Nachahmung der totalitären Regime des 20. Jahrhunderts im Stil von Orwells Alpträumen.“ […]

(David Berger, PP, 15.12.2021)

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Die braune Pest ist glücklich.

Dienstag, 14. Dezember 2021

Wir haben keine Chance

Unsere Erkenntnisse über die Gefährlichkeit der Omikron-Variante sind noch sehr dünn. Wir stützen uns auf Daten aus Südafrika, die aber nur bedingt mit den Verhältnissen in Deutschland vergleichbar sind. Die Gesamt-Bevölkerung und die Omikron-Patienten sind 13.000 km weiter südlich viel jünger. Langzeitfolgen können ohnehin nicht beobachtet werden, weil die Daten erst 14 Tage nach dem ersten Auftauchen der neuen Variante erhoben wurden. Außerdem gibt es dort erheblich mehr Beta- und Delta-Genesene, weil die Impfquote so extrem niedrig ist.

Die „Modellierer“ sehen aber jetzt schon anhand der englischen Daten, daß sich Omikron sogar noch deutlich rasanter durchsetzt, als die pessimistischsten Annahmen.

[…..] Omikron erobert Europa schneller als befürchtet.

Die Gesundheitsbehörden warnen: In wenigen Tagen wird Omikron in Dänemark und Norwegen zur dominanten Variante. Selbst bei milden Verläufen droht den Kliniken der Kollaps – wenn nicht entschlossen gehandelt wird. [….] Mittlerweile werde jedes positive Testergebnis in Dänemark auf Omikron geprüft. Deshalb liefern die dänischen Daten ein recht umfassendes Bild zur Ausbreitung. Ein wenig erfreuliches Bild.  Derzeit verdoppele sich die Fallzahl der Omikron-Ansteckungen dort jeden zweiten Tag. So steht es im Bericht des Statens Serum Institut, des zentralen Labors und Zentrums des dänischen Gesundheitsdienstes für die Prävention von Infektionskrankheiten, von Sonntag. Eine Verdopplung alle zwei Tage bedeutet rechnerisch: Innerhalb einer Woche verachtfachen sich die Fälle. Nach zwei Wochen wird die Zahl um das 64-fache gewachsen sein. Nach drei Wochen um das 512-fache. [….]

(Viola Kiel, SPON, 14.12.2021)

Extrem problematisch ist das suizidale Verhalten der Seuchenfreunde insbesondere in Süd- und Ostdeutschland.

Was nützen Abstandsregeln, Impfungen, regelmäßiges Tests und Maskenpflicht, wenn all das nur auf dem Papier gilt und in der Praxis umgangen wird?

Eine sächsische Lehrerin berichtet dem SPIEGEL über ihren Alltag:

[…]  Trotzdem verhalten sich einige, als wären sie unverwundbar. Sie tragen die Maske trotz ständiger Ermahnung demonstrativ unter der Nase oder sogar unter dem Kinn – wenn sie denn überhaupt eine tragen. In jeder Klasse sitzen zwei oder drei Jugendliche, die ›aus medizinischen Gründen‹ keine Maske tragen dürfen. So steht es in den Attesten, die sie uns Lehrkräften präsentieren. Diese Zettel stammen alle von denselben Ärzten. Hier auf dem Land spricht es sich schnell herum, wer so etwas ausstellt. […] Dreimal pro Woche müssen sich die Jungen und Mädchen in der Schule testen. Aber ob sich wirklich jeder das Stäbchen in die Nase steckt, kann ich bei 25 Schülerinnen und Schülern nicht kontrollieren. [….]

(Miriam Olbrisch, 10.12.2021, DER SPIEGEL 50/2021 s.48)

Eine ganze Fälscher-Industrie hat sich um die Impfzertifikate entwickelt.

Das führt unter anderem auch zu den „Geimpften“ mit schweren Impfdurchbrüchen auf den Intensivstationen. Sie legen Fake-Impfpässe vor; keiner weiß, ob sie wirklich geimpft sind.

[….] Von wegen geimpft!

Es ist so einfach, Impfpässe zu fälschen, dass selbst die Betrüger staunen. Bis vor kurzem war es nicht mal klar verboten. Das Geschäft floriert, die Politik reagiert empörend langsam, und in den Apotheken sollen sie es richten. Eine Recherche. [….]

(SZ, 13.12.2021)

Auch die 2G, 2G+ und 3G-Regeln können dort nichts ausrichten, wo systematisch betrogen wird. Inzwischen gibt es im Internet eine vollständige Parallelwelt Ungeimpfter, die sich gegenseitig Friseure, Restaurants, Tanzclubs, Ärzte und Apotheken vermitteln, die vorsätzlich betrügen und somit die Hospitalisierungsquote und Todesrate in die Höhe treiben.

[….] Der Plan, die Impfzauderer durch Druck und einen beschwerlichen Alltag zur Spritze zu bringen, ist jedoch nicht aufgegangen. Die Reihen der Impfverweigerer scheinen fester geschlossen denn je. Sie haben Netzwerke gesponnen, in denen sie sich selbst vergewissern, sich gegenseitig schützen und stützen.   Das Jobportal Impffrei.work ist nur eines von vielen in einer Parallelwelt, die die Spaltung der Gesellschaft vollzogen hat: Es gibt Impffrei.kaufen und Impffrei.love (»Lieber Händchen halten als Abstand halten«). Rund 28.000 Mitglieder hat die Telegram-Seite »EoI« (Einkaufen ohne Impfung), auf der Händler aus allen Winkeln der Republik ihre Produkte anbieten und es mit den Coronaregeln offenbar nicht so eng sehen. Darunter finden sich Biohöfe, Naturläden, Imkereien und Weingüter. Auf dem Telegram-Messengerdienst gibt es zudem Gruppen wie »Studenten stehen auf«. Diese kundschaften aus, in welchen Lokalen man sich treffen kann, ohne geimpft, genesen oder getestet zu sein. Im Kölner Ausgehviertel Eigelstein wurden sie Ende Oktober fündig. »Wichtig«, schreibt die Organisatorin an die anderen Gruppenmitglieder, »wenn ihr das Lokal betretet und nach 3G gefragt werdet, sagt ihr laut JA – und damit ist das Thema geklärt!« Als nachgefragt wird, ob das »Ja« ein Codewort sei, schreibt eine Teilnehmerin: »Es ist die Strategie des Ladens mit den 3G umzugehen.«  [….]

(DER SPIEGEL 50/2021, 10.12.2021)

Das sind die schlechten Nachrichten.

Auf der Haben-Seite stehen aber ein Gesundheitsminister „vom Fach“ und Menschen wie Özlem Türeci und Uğur Şahin, die beiden wissenschaftlichen BioNTech-Superhirne, die mit voller Aufmerksamkeit und all ihren inzwischen enormen Ressourcen die neuen Viren unter die Lupe nehmen.

Karl Lauterbach kann aber auch nicht Kraft seines Willens die sagenhaften Versäumnisse seines irrlichternden Vorgängers ungeschehen machen.

Innerhalb von zwei Jahren vermochte es Spahn nicht, eine halbwegs funktionierende Vakzin-Lieferungs-Logistik zu etablieren. Mit Faulheit und irrsinnigen Ausschließeritis-Ankündigungen setzte der CDU-Mann und neue stellvertretende CDUCSU-Fraktionsvorsitzende Deutschland dem Spott der Welt aus.

[….] "Eine Wundertüte ist das, ein Buch mit sieben Siegeln" - wenn Tobias Mollemeyer über die Impfstofflieferungen der vergangenen Wochen spricht, versucht er gar nicht erst seinen Frust zurückzuhalten. Nur zwei Wochen ist es her, dass der Hausarzt im bayerischen Untermeitingen 170 Impftermine absagen musste, weil zu wenig Wirkstoff geliefert wurde. 14 Stunden verbrachten seine Sprechstundenhelferinnen deshalb am Telefon. "In der Zeit hätten wir mehr als das Doppelte zusätzlich impfen können", sagt Mollemeyer. [….] Diese Unsicherheit, die schwere Planbarkeit erlebten in den zurückliegenden Wochen auch andere Ärzte und Impfzentren: Mancherorts gab es so viele Impfdosen, dass man schon am folgenden Tag einen Termin bekam, sogar mit dem Wunschimpfstoff. Andernorts warteten Menschen stundenlang in der Kälte, um am Ende doch ohne Impfung nach Hause geschickt zu werden. [….]

(SZ, 14.12.2021)

Nach 12 Jahren unter FDP- und CDU-Herrschaft ist das Bundesgesundheitsministerium offenbar kaum noch arbeitsfähig.  Olaf Scholz holte, um das Chaos in den Griff zu bekommen, den Logistik-General Carsten Breuer an Bord. Das Spahn-Ministerium selbst ist unterqualifiziert.

Dafür steht exemplarisch die STIKO, an deren schnarchigen Empfehlungen sämtliche Impfungen in Deutschland hängen.

[….] In geradezu kongenialer Ergänzung der Regierungsschwäche scheint die Stiko, die Ständige Impfkommission, zu agieren, die stets drei Monate zu spät auf erkennbar halbherzige Weise Entscheidungen trifft. Weshalb viel zu viele Schulkinder bis heute nicht geimpft sind, obwohl sie es sein könnten. Was wiederum die extremen Inzidenzen unter sehr jungen Menschen erklärt, powered by Stiko. Die Jungen stecken dann meist unwissentlich Ältere an, die eben viel zu selten geimpft sind. [….]

(Sascha Lobo, 10.11.2021)

Unglaublich, aber wahr, nach zwei Jahren Pandemie besteht die hoffnungslos überforderte STIKO, die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut, immer noch aus lediglich 18 Menschen, die nebenberuflich Empfehlungen abgegeben und noch nicht einmal bezahlt werden. Jens Spahn fiel nie ein, dieses extrem wichtige Gremium finanziell angemessener auszustatten.

Karl Lauterbach holt das nun nach. Zaubern kann er aber nicht und so droht Deutschland ein katastrophaler Vakzin-Engpass.

[….] Der Corona-Impfkampagne drohen offenbar massive Schwierigkeiten: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat seine Kolleginnen und Kollegen aus den Bundesländern über einen gravierenden Impfstoffmangel im kommenden Jahr informiert. »Die Situation ist ausgesprochen schwierig. Ich habe ja meinen Vorgänger immer gelobt. Aber wir haben einen erheblichen Impfstoffmangel im kommenden Jahr. Das ist Ergebnis unserer Inventur«, sagte Lauterbach nach SPIEGEL-Informationen während der Videokonferenz der Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder. »Für das gesamte erste Quartal ist viel zu wenig Impfstoff gekauft worden. Die Mengen reichen nicht, um die Booster-Impfkampagne zu fahren«, sagte Lauterbach weiter. »In dem wichtigen Monat der Boosterkampagne fehlt der Impfstoff. Und die Situation ist im Februar und März nicht besser.« [….] Die Teilnehmenden zeigten sich nach SPIEGEL-Informationen erschrocken über die Ankündigung Lauterbachs. Die Neuigkeiten passten nicht zu Impfpflichtdebatte, hieß es – und zu der großen Sorge vor der Virusvariante Omikron. [….]

(SPON, 14.12.2021)

Montag, 13. Dezember 2021

In verschiedenen Sphären.

Gerade legte „meta“ meinen Instagram-Account still.

Das ist im Grunde irrelevant, weil es sich dabei nur um ein kleines privates Profil mit 200 Abonnenten handelt. Stein des Anstoßes war eine Anti-Trump-Karikatur aus dem April 2020, die der Zuckerbergsche Algorithmus schon knapp zwei Jahre später entdeckte und mir daher die Verbreitung von gesundheitlichen Fehlinformationen attestierte.



Dazu gibt es eigentlich nur zwei Anmerkungen.

Erstens sollte ich längst wissen, daß Ironie in Social Media grundsätzlich nicht verstanden wird. Die Algorithmen sind zu doof, um erkennen, daß ich damit natürlich nicht zu einem Desinfektionsmittel-Einlauf gegen Corona raten wollte, sondern mich, ganz im Gegenteil, über diese Falschaussage des damaligen US-Präsidenten empörte.

Zweitens sollte ich längst wissen, daß es sich bei Twitter, Facebook und Co natürlich um private Firmen handelt. Wer da freiwillig mitmacht, akzeptiert deren Nutzungsbedingungen. Wer die Nippel-Verbotspolitik im Zuckerberg-Reich ablehnt, ist schließlich nicht gezwungen dort einen Account anzulegen.

Es ist gewissermaßen wie beim schwedischen Surströmming, dem durch Milchsäuregärung vergammelten Dosenfisch, der geradezu bestialisch faulig stinkt: Unfassbar ekelhaft, aber statt sich darüber zu beschweren, kann man es auch einfach lassen, sich das Zeug zu kaufen, die Dose zu öffnen und das auch noch zu essen.

Die Löschung meines Accounts passiert mir nicht das erste mal, da ich ein Kritiker der Konservativen und der Kirchen bin. Ich habe selbst Schuld, wenn ich mich dennoch bei den privaten Medienkonzernen anmelde. Ärgerlich ist es aber dennoch, weil ich mich mit denen vergleiche, die eben nicht gelöscht werden.

Der rechtspopulistische Verschwörungstheoretiker und Extrem-Covidiot Niklas Lotz, alias „NeverforgetNiki“ versammelt 85.000 Facebook-Abonnenten, 303.000 auf seinem Youtube-Kanal, 62.000 auf Telegram und 53.000 Twitter-Follower hinter sich und verbreitet damit täglich xenophobe und Anti-Impf-Hetze, die eindeutig nicht ironisch gemeint ist, an ein Millionenpublikum.

Kennengelernt habe ich den Posterboy der schwulen Nazi-Szene natürlich über David Bergers PP-Blog. Berger liebte  und förderte den Mamas-Liebster-Teenager in Lederjacke von Anfang an so sehr, daß ich bereits spekulierte, bei Lotz handele es sich in Wahrheit um den unehelichen Sohn von David Berger und Michael Kühnen.

[….] In seinen Videos, in denen er starr in die Kamera spricht, wettert Lotz gegen „Massenmigration“ und die Medien, gegen die Grünen, die SPD, die Klimabewegung oder Seenotrettung. Auch die CDU bekommt ab und zu ihr Fett weg. Kritik an der AfD sucht man vergeblich. Auf seinem offiziellen Instagram-Kanal folgt Lotz der AfD, der FPÖ und rechten Youtubern wie Timm Kellner oder Lisa Licentia.   Unsere Recherche zeigt: Niklas Lotz wird von einem Netzwerk aus Bloggern, Youtubern und Autoren unterstützt. Sie gaben ihm eine Plattform – und nicht nur ihm. [….] Die Unterstützer der jungen Influencer haben viel gemeinsam: Sie bewegen sich in der Sphäre der Neuen Rechten, die sich eine eigene Medienöffentlichkeit aufbaut und Nachwuchs heranzieht, um ein junges Publikum zu erreichen. Sie verbreiten Desinformation. Und sie kennen sich. [….] Ein Mann half [….] Niklas Lotz bei [….][seinem] ersten Schritt in die Öffentlichkeit: David Berger, der Betreiber des rechten Blogs Philosophia Perennis. Nachdem „Neverforgetniki“ 2016 ein paar Videos über selbstgeschriebene Gedichte veröffentlicht hatte, entstand auf seinem Kanal eine Lücke bis Anfang 2019. Dann tauchte im Januar 2019 ein Gastbeitrag von ihm bei Philosophia Perennis auf, und nur wenig später veröffentlichte er sein erstes politisches Video. Die Richtung, die Lotz einschlug, war damit im Grunde bereits vorgezeichnet. David Berger gehört zu den Publizisten der Neuen Rechten, die sich in der „Vereinigung der Freien Medien“ zusammengeschlossen haben. Im Mai 2019 wurden sie von der AfD zu einer Konferenz in den Bundestag eingeladen. CORRECTIV hat außerdem schon so einige Beiträge von Philosophia Perennis als Falschmeldungen entlarvt. [….]

(Correctiv, 21.02.2020)

An dieser Stelle würde ich normalerweise ein paar Beispiele für die braunen Aluhut-Ansichten von Niklas Lotz einfügen. Aber seine Hetze gegen Uğur Şahin, Karl Lauterbach, Christian Drosten, Annalena Baerbock oder Claudia Roth ist so perfide, daß ich keinesfalls auch nur mittelbar zur der Verbreitung beitragen will. Aus diesem Grunde unterlasse ich in diesem Beitrag auch alle Links. Wer sich selbst ein Bild machen will, kann ihn leicht finden und möge ihn bitte bei den Betreibern melden.

Möglicherweise kann man Lotz dadurch in der meta-Welt ein paar Probleme bereiten. Bei Youtube und Twitter haben rechte Verschwörer ohnehin noch mehr Narrenfreiheit. Bei Telegram schließlich, gelten gar keine Gesetze mehr, dort sind Fakten geradezu unerwünscht.

[….] Verschwörungstheorien aller Art sind in sozialen Medien ohnehin allgegenwärtig, aber auf Telegram entwickeln sie eine besondere Energie. Weil das Teilen so einfach ist, ergibt sich in vielen Kanälen und Gruppen ein regelrechter Hagelsturm an Verschwörungsinhalten, die zu einem Amalgam der ständig drohenden, kaum mehr überschaubaren Weltuntergänge werden, wie so oft mit antisemitischer Grundierung: Bill Gates vergiftet uns per 5G, verschwiegene Impfschäden samt Massensterben der Geimpften, George Soros und Angela Merkel sperren uns grundlos ein, Corona wahlweise als Fake-Pandemie oder supergefährliche Biowaffe, Rothschild und die Globalisten, die Pharma-Mafia und das absolut Böse, die uralten, weltbeherrschenden Familien, die an der Apokalypse arbeiten, und so weiter. Die anhaltenden Maximalbedrohungen von allen Seiten lösen eine Dauererregung aus, die zur Sucht werden kann, aber vor allem die Funktion hat, sich als Opfer zu fühlen. Die Opferpose ermöglicht Radikalisierten, Gewalt anzuwenden, die sie als Widerstand und Notwehr begreifen. […..]

(Sascha Lobo, 08.12.2021)

Es gibt das Poppersche Toleranz-Paradoxon.

„Weniger bekannt ist das Paradoxon der Toleranz: Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“

(Karl Popper: „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Band 1“ 1945)

Wenn Falsches und Wahres in den Medien gleichwertig betrachtet  werden, kann das nur in die Katastrophe führen.

Anne Will und Sandra Maischberger und Markus Lanz und Frank Plaßberg müssen verstehen, daß man nicht einen Flacherdler und einen Runderdler mit ähnlichen Redezeit-Anteilen in eine Diskussionsrunde setzen kann und damit suggeriert, die Wahrheit läge irgendwo dazwischen. Das ist Schwachsinn. Die Erde ist nicht wie ein Frisbee oder Football geformt. Die Form der Erde ist keine „Meinung“.

Derjenige, der sagt, die Erde ist rund und umkreist die Sonne hat Recht. Derjenige, der sie für flach hält und auch noch den Geozentrismus vertritt hat Unrecht. Simple as that.

Daher muss unsere Gesellschaft eine Methode finden, den Niklas Lotzes der Social Media-Welt ihr Sprachrohr zu entziehen.

Nicht, weil ich gern anderen das Wort verbiete, sondern weil sie rechte Impfgegner-Echokammern bilden, damit das Impfen vieler verhindern und so zu vielen Toten führen.

Da muss die Toleranz ein Ende haben.

Sonntag, 12. Dezember 2021

Der kriminelle Sumpf von Trier

Auf die Gefahr mich zu wiederholen: Ich zahle gern meine Abos für Süddeutsche Zeitung, SPIEGEL und Co. Wer sich kostenfrei durch Blogs und Social Media googelt, bekommt nicht das was (teurer) investigativer Journalismus kann.

Heute gebe ich eine dringende Kaufempfehlung für die aktuelle SPIEGEL-Ausgabe Nr. 50 vom 11.12.2021 ab.

Eine Fülle wichtiger Artikel mit vielen Hintergrundinformationen, zum Beispiel:

·        Der Weg des Olaf Scholz zum Triumph: Erst verlacht, jetzt Kanzler

·        Lauterbach über die Impfpflicht: »Ins Gefängnis muss niemand«

·        Merkels Büroleiterin Beate Baumann: Die heimliche Macht in Zimmer LE 7.401

·        Pandemie-Protokoll einer Lehrerin in Sachsen: »Die Schüler halten sich für unverwundbar«

·        Schwarzarbeit, Gefälligkeitsatteste, geheime Märkte: Wie sich Impfgegner in ihrer Parallelwelt einrichten

·        Biontech-Gründer Şahin über Omikron-Variante: »Wir sollten schon nach drei Monaten einen Booster anbieten«

·        Wirtschaftsweise Monika Schnitzer über die Ampelpläne: »Wir müssen mehr Leute aus dem Ausland holen«

·        Macron-Vertrauter im Interview: »Was erwarten Sie von Christian Lindner, Herr Canfin?«

·        Russland verlegt massenhaft Streitkräfte nach Westen: Der rätselhafte Weg der 41. Armee

·        Franziskus und die Krisen der katholischen Kirche: »Ich lebe noch, obwohl mich einige lieber tot sähen«

·        Ibiza-Video, Kanzlerrücktritte, Wirtschaftsaffären: Österreich, wie konnte es nur so weit kommen?

·        Modelliererin Priesemann über Weihnachten und Corona: »Wir sind die Überbringer der schlechten Nachrichten«

·        Problematisch trotz Hinweis auf milde Krankheitsverläufe: Das Omikron-Paradoxon

·        Wie frei ist die Wissenschaft?: Schweigen oder Shitstorm

Natürlich stürzte ich mich als erstes auf die große Titelgeschichte über den Kindersex-Sumpf von Trier.

Statt sich vor den Newsticker der Nachrichtenagenturen zu setzen, bildete der SPIEGEL ein investigatives Recherche-Team aus Britta Stuff, Annette Großbongardt, Max Polonyi, Katja Bernardy und Robin Hinsch, die über Monate in Ackermanns Skandal-Diözese unterwegs waren, Tausende Emails schrieben, an unendlich viele Türen klopften und 120 Interviews führten.

Sie deckten so viele Missetaten auf, daß die einzelnen Fälle nur stichwortartig runtergerattert werden konnten.

[….] In einem der Dörfer drückte ein Priester einem Mädchen beim Orgelspiel seinen erigierten Penis in den Rücken, in einem anderen lebt ein Geistlicher, der in einer Grundschule Religion unterrichtete. Er soll eine Zehnjährige an einen Stuhl gefesselt und missbraucht haben. Danach soll er sich mit offener Hose hingekniet und zur Jungfrau Maria gebetet haben.

In einer Gemeinde lebte ein Junge, als erwachsener Mann berichtet er, wie ihn der Pfarrer mit Weidenzweigen gepeitscht und vergewaltigt habe, mit der Begründung, Jesus habe auch leiden müssen. In einer anderen hat ein Priester im Schwimmbad unter der Dusche einen Jungen intim berührt und die Hand des Jungen zu seinem Genital geführt.

In einem Dorf begann ein Priester des Bistums ein Verhältnis mit einem Geflüchteten, dieser zeigte ihn 2016 an. Noch vor seiner Vernehmung nahm sich der Syrer das Leben, indem er vor ein Auto rannte. Einen anderen Pfarrer meldete ein 14-Jähriger bei der Polizei. Er habe ihm am Mainzer Hauptbahnhof 50 Euro für sexuelle Leistungen angeboten.

In einem Städtchen soll ein Betreuer in einem katholischen Internat zu einem Jungen gesagt haben, er wolle mal nachschauen, ob er schon geschlechtsreif sei. Ein paar Kilometer weiter lebt ein Priester, eine Frau sagte aus, was sie mit ihm als Mädchen erfahren habe: »Er weist mich an, ihn am Bauch zu küssen, und hält meine Hand fest und masturbiert mit meiner Hand. Er sagt, er sei ein erfahrener Mann und dass es für mich bestimmt schön wäre, von ihm entjungfert zu werden.« Der Mann sagte später, er könne sich daran nicht erinnern.

In einer Pfarrei zauberte ein Priester bei einer Show vor Schülern Tangas aus einem Hut, in einer anderen arbeitete ein Geistlicher, der seinem Neffen zwischen die Beine griff und sagte: »Da ist doch nichts Schlimmes, wenn man seinem Onkel einen Gefallen tut«, in einer dritten verbrannte ein Priester, als die Polizei vorfuhr, gerade Fotos nackter Messdiener hinterm Haus.

In einer Gemeinde erzählt ein ehemaliger Bergmann: »Ich wollte eigentlich Priester werden, zu Hause habe ich Messen nachgespielt. Ich war ein lieber Bub, etwa zehn Jahre alt. Der Pfarrer drang in mich ein, das geschah in den folgenden Jahren häufiger. Danach sagte er, das sei unser Geheimnis, wenn ich es doch jemand sagen würde, käme ich in die Hölle. Dann gab er mir für meinen Vater Zigaretten mit.«

In einem Städtchen sagt ein Mann, der einst Messdiener war, dass der Priester ihn zu sich gerufen habe. Er habe sein Gewand geöffnet und gesagt: Komm beichten. Der Junge trat an ihn heran, und der Mann schloss den Stoff über ihm. [….]

(SPIEGEL, Nr 50/2021 s.12f)

Aber das ist gar nicht das Hauptthema der Recherche. Es geht vielmehr darum, mit welchen perfiden Methoden es den zuständigen Chefs gelang, nicht nur die Opfer zu drangsalieren, die Aufklärung zu verhindern, sondern auch noch kontinuierlich dafür zu sorgen, den Sextätern in den Soutanen neue Opfer zuzuführen.

Extrem brisant sind die Namen der moralischen Hauptschuldigen:

1.) Der Trierer Bischof Reinhard Marx (2001 bis 2008), dem ausgerechnet einer der perfidesten Kinderfi**er-Schützer Kardinal Degenhardt 1996 die Bischofsweihe spendete.  Später stieg Marx zum Erzbischof von München und Freising, Metropoliten der zugehörigen Kirchenprovinz, Kardinalpriester von San Corbiniano, Präsidenten der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (ComECE), Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Großprior der deutschen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Mitglied des Kardinalrates und Papst-Vertrauten auf.

2.) Der seit 2009 amtierende Trierer Bischof Stefan Ackermann, der 2010 zum Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz aufstieg.

3.) Georg Bätzing, ab 1996 Regens des Priesterseminars in Trier, ab 2012 Generalvikar des Bistums Trier, 2016 Franz-Peter Tebartz-van Elst-Nachfolger als 13. Bischof von Limburg und schließlich seit 2020 Nachfolger von Reinhard Kardinal Marx als Chef der deutschen Bischofskonferenz.

Es sind also gewissermaßen die prominentesten deutschen Top-Kleriker überhaupt, die sich die Hände im Missbrauchssumpf von Trier so unfassbar dreckig gemacht haben.

So erklärt sich mutmaßlich auch der von Marx im Juni 2021 angebotene und von Bergoglio prompt verwehrte Rücktritt als Erzbischof von München und Freising. Wahrscheinlich überwältigte ihn die Angst vor weiteren Enthüllungen.

Der ehemalige Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) Christian Pfeiffer hatte schon 2019 im Interview mit dem außerordentlichen frommen Giovanni di Lorenzo einen Einblick gegeben. 2012 übten Marx und Ackermann erheblichen Druck auf Pfeiffer aus, die begonnene Missbrauchsstudie zu Gunsten der kirchlichen Täter zu fälschen, boten sogar 120.000 Euro Schweigegeld an. Als Pfeiffer das ablehnte, feuerten sie ihn.

[….] Ganz andere Gegner sind zwei Vertreter der Kirche, mit der ich mich an jenem Tag endgültig überworfen habe. Heute sind sie Schlüsselfiguren bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche in Deutschland. [….] Bischof Stephan Ackermann, der damals wie heute der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz ist, und von Kardinal Reinhard Marx [….]  Ich sagte dem Bischof Ackermann: "Wir lassen uns nicht kaufen." Und ich machte klar, dass wir nicht über die Gründe für das Scheitern unseres Projektes schweigen würden. [….] Auf einmal verkrampfte Bischof Ackermann – körperlich und von der Sprache her. Er redete mich mit "Professor Pfeiffer" an und erklärte mir, wenn ich mich weigere, den Vertrag zu unterschreiben, und der Zensurvorwurf nach draußen dringe, dann sei ich ein Feind der katholischen Kirche – und das wünsche er niemandem. Er erklärte weiter, dass sie meinen guten Ruf öffentlich massiv attackieren würden und offenlegen müssten, welche Schwierigkeiten es mit dem Institut gegeben habe. Er sagte, dass mir das schaden würde, dass ich es bereuen und einen schweren Fehler begehen würde, wenn ich nicht unterschriebe. [….]

(Prof. Pfeiffer, 16.04.2019)

Zwei Gründe, weswegen neben Bischof Müller, dem späteren Kardinal und Chef der römischen Inquisition, auch Marx und Ackermann so rabiat gegen Aufklärung über den pädophilen Übergriffe bayerischer Priester vorgingen, sind Georg und Joseph R., zwei höchst prominente Bayern, die unbedingt geschützt werden mussten:
Der Ältere war ein jähzorniger Schläger, der 30 Jahre als Chef der Regensburger Domspatzen in Müllers Bistum kleine Jungs verprügelt und den brutalen sexuellen Missbrauch an seinen Schülern nie bemerkt haben will.

Der Jüngere war 1977-1981 Marx‘ Vorgänger als Erzbischof von München und Freising, verhinderte als Präfekt der Glaubenskongregation 1982 bis 2005 systematisch die Aufklärung von sexuellen Missbrauch durch Priestertäter weltweit und wurde schließlich Papst. Als solcher bedankte er sich bei Bischof Müller dafür, seine Familie geschützt zu haben, indem er ihm 2012 seinen alten Job als Präfekt der Glaubenskongregation der Nummer 3 der Weltkirche, gab.

Noch höhere Kreise gibt es unter den 1,3 Milliarden Katholiken nicht. Deswegen handelten Marx, Ackermann, Müller und Bätzing so. Deswegen musste Bergoglio auch so deutlich die zur Debatte stehenden Rücktritte der drei Erzbischöfe Marx, Woelki und Heße verhindern. Denn wenn einer von ihnen wegen der vertuschten Sexskandale fallen sollte, sind die anderen Bischöfe auch nicht mehr zu halten.

Stuff, Großbongardt, Polonyi und Bernardy weisen in ihrer wichtigen Recherche aber nicht nur auf die Kirchenführung. Dieses gewaltige System der sexuellen Missbrauchs und der myriadenfachen seelischen Zerstörung, wäre nicht ohne die Hilfe dreier wichtiger Akteure möglich gewesen:

Erstens, die deutschen Staatsanwaltschaften, die bei kirchlichen Tätern ein Auge zudrücken.

Zweitens „die“ Politik, die bis heute die Kirche, statt ihrer Opfer schützen. Man kann nicht die Aufklärung der Täterorganisation überlassen, sondern es muss wie in Irland, Holland, Australien, Frankreich, USA eine staatliche Untersuchung geben. Es ist ein unfassbares Versagen von Parlament und Regierung, sich nie darum gekümmert zu haben!

Drittens die Gläubigen selbst, die bisweilen rabiat gegen die Opfer der Päderastenpriester vorgehen, sie als „Nestbeschmutzer“ ausgrenzen. Vielfach haben fromme Eltern ihre missbrauchten Söhne sogar verstoßen

[….] Ein Opfer erzählt, es habe noch als Teenager seinen Eltern von den Übergriffen berichtet. Sie hätten nichts unternommen. Ein Mann sagt, er habe seinen Peiniger bei der Polizei angezeigt, der Täter wurde später verurteilt. Im Dorf hieß es allerdings, das Opfer sei ein Lügner und Wichtigtuer, ein »schwuler Hund«. Es wurde so schlimm, dass die Familie umziehen musste.  [….]

(SPIEGEL, Nr. 50/2021 s.12f)

Der Kirchenfisch stinkt eben nicht nur vom Kopfe her, sondern all die frommen zahlenden Schafe machen sich mitschuldig.

Nur durch die Hilfe der 25 Millionen RKK-Mitglieder sind diese hunderttausendfachen Verbrechen an Kindern möglich.

[….] Der Missbrauch in der katholischen Kirche ist, wenn man so will, das perfekte Verbrechen. Auf der einen Seite steht die Kirche mit ihrer Wortgewalt, ihren Sonderrechten und ihrer Übung, sich zu präsentieren und zu äußern. Auf der anderen Seite stehen die Opfer, die oft Kinder waren.  [….]

(SPIEGEL, Nr. 50/2021 s.12f)

Die mächtigen organisierten Christen der Bundespolitik halten mit ihrer bedingungslösen Unterstützung des Missbrauchssystems Kirche, den Pädo-Priestern weiterhin die Tür auf:

Kretschmann, Thierse, Schavan, AKK, Laschet, Merkel, Nahles, Griese, Steinmeier, Göring-Kirchentag, Wüst, Brinkhaus und so viele andere mehr.

Das Entsetzen über den Atheisten Olaf Scholz, der ohne „so wahr mir Gott helfe“ Bundeskanzler wurde, zeigt wie mächtig die dunklen Strukturen sind.

Und selbst, wenn eine künftige Bundesregierung endlich auf die Abertausenden gequälten, verprügelten und sexuell missbrauchten Kinder hören würde, kämen die allermeisten Verbrecher straflos davon. Da man der Kirche stets ihre Paralleljustiz zugestand, in der Opfer keine Rechte haben, sind auch die Täter-Akten im Kirchenbesitz. Akten, die längst manipuliert wurden. Es ist, als würde man der Mafia ihre eigenen Strafakten zur Verwahrung überlassen.

[….] Die Person war jahrelang ein ranghohes Mitglied des Bistums, auch unter Marx und unter Ackermann. Wenn man der Person vorhält, dass sich das Bistum Trier mit der Aufklärung von Missbrauchsfällen auffällig lange Zeit gelassen habe, lacht die Person und sagt: »Vertuscht haben wir.« Vertuschen sei nichts Schlechtes, sagt die Person, vertuschen sei auch gesund, es müsse nicht immer alles rauskommen. Wie man das Vertuschen nachweisen könne?  Die Person sagt, man sei sehr gründlich vorgegangen. Wenn ein Priester gestorben sei, habe man sich die Akte angesehen und das Schlimmste rausgenommen – bevor sie ins Archiv gewandert sei.  Die Person im Wohnzimmer lacht ein bisschen über die eigene Teufelskerlhaftigkeit. [….]

(SPIEGEL, Nr. 50/2021 s.12f)

Man kann nur zukünftige Generationen vor den geistlichen Verbrechern schützen, indem man jetzt aus der Kirche austritt.

Samstag, 11. Dezember 2021

Kampf den Spinnern.

Es verblüfft mich immer wieder, wenn Covidioten Viren für abstrakt halten und nicht an Corona glauben, weil sie es „nicht sehen“ können.

Dabei ist das durch Sars-Cov-2 verursachte Massensterben außerordentlich konkret und damit das Gegenteil von „abstrakt“.  Jeden Tag kann man in Zeitungen, im Internet, im TV, Berichte und Reportagen von vollkommen überarbeiteten, überlasteten Krankenhaus-Mitarbeitern sehen, die das Sterben bunt und drastisch und deutlich zeigen.

Nach anderthalb Jahren Pandemie sind die Menschen so extrem erschöpft, daß viele von ihnen kündigen oder gar berufsunfähig werden. Auch das wird tagein, tagaus dokumentiert.

[….] Pflegeausstieg: Ohne uns!

Betten gibt es genug in deutschen Krankenhäusern. Aber was hilft das, wenn niemand die Patienten darin betreut? Pflegekräfte erzählen, warum sie im Laufe der Pandemie ausgestiegen sind.  [….] Es gab dieses eine Erlebnis, das ich nicht vergessen kann. Da hat es Klick gemacht. Ich hatte Nachtdienst. Da war diese Frau, sie hing an der Dialyse, es war klar, dass sie es nicht schafft. Sie hat gestöhnt. Ich habe den Arzt am Ende angefleht, ihr wenigstens noch stärkere Schmerzmittel zu geben. Ich hatte keine Zeit, ihr beizustehen. Da war mir klar: Auch ohne Corona wird sich das nicht ändern. Das ist ein großes Staatsversagen, ich fühle mich persönlich im Stich gelassen. Dann höre ich Jens Spahn sagen: Es ist zehn nach zwölf. Da denk ich mir: Ja, hättest du vielleicht vorher mal auf die Uhr geschaut! [….]

(Süddeutsche Zeitung, 11.12.2021)

Was könnte konkreter sein als der Tod? In den letzten Tagen starben jeweils über 500 Menschen in Deutschland innerhalb von 24 Stunden an Covid19. Gestern, am 10.11., wurden 510 Menschenleben ausgelöscht. Das sind mehr als 21 Menschen pro Stunde. Alle drei Minuten ein Corona-Toter.

Wie konkret möchten es die Schwurbler auf Sachsens Straßen denn noch haben?

Was für ein Menschenbild steht eigentlich dahinter, wenn jemand sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, etwas gegen das sinnlose Sterben eines Landsmannes, einer Landsfrau alle drei Minuten zu unternehmen.

Nun, da gibt es drei Gruppen.

Einerseits die extrem konservativen Christen, insbesondere Katholiken, auf die zum Beispiel David Berger setzt.

[….] Katholiken in ganz Europa bemerken derzeit zunehmen, dass die Menschenrechte, die Demokratie und der gesellschaftliche Friede durch die Coronamaßnahmen in höchster Gefahr sind. Jeden Tag werden es daher mehr Menschen, die mit dem Rosenkranz in den Händen betend auf die Straßen gehen und so gegen die „neue Normalität“ Widerstand leisten. [….] Alleine gestern Abend gingen zehntausende an Menschen in Österreich, Italien, der Schweiz und selbst in Deutschland auf die Straßen, um dort den Rosenkranz zu beten. [….] Besonders Österreich ragt hier derzeit hervor. „Unser Mitteleuropa“ schreibt: „Während sich die Kirchenfürsten – von Papst Franziskus abwärts – unterwürfig und in vorauseilendem Gehorsam den Corona-Regimen anbiedern und massive Impf-Propaganda sowie Hetze gegen Ungeimpfte betreiben, regt sich im Volk der wahre katholische Widerstand. [….].“ [….] Vor der letzten Corona-Groß-Demonstration in Wien am vergangenen Samstag gab es zudem ein Rosenkranzgebet in der berühmten Karlskirche, dem über 500 Freiheitskämpfer beiwohnten. Am 11. Dezember wollen sich die kämpferischen Katholiken erneut vor der Wiener Großdemo pünktlich um 11:15 in der Karlskirche treffen, um gemeinsam den Rosenkranz für Österreich zu beten: „Danach gehen wir gemeinsam zur Demonstration am Heldenplatz!“ [….].

 (Philosophie Phimosis, 09.12.2021)

Gegen den jenseitigen Todeskult helfen nur Aufklärung, Bildung und Säkularisierung. Ein Menschenleben zählt für Gläubige wenig bis nichts; das haben 2.000 Jahre Verbrechen des Christentums eindrucksvoll bewiesen. Wenig verwunderlich also, daß die Katholiban angesichts des Massensterbens kein Mitgefühl entwickeln.

Die zweite, insbesondere in Ostdeutschland relevante Gruppe der Aluhüte, speist sich vor allem aus dem rechtsradikalen, bildungsfernen Milieu.

Man findet sie ausgeprägt in Sachsen und Umgebung.

Bei diesen mit Forken und Fackeln bewaffneten Ost-Gnomen mangelt es an Allem: Bildung, Anstand, Moral und Hygiene.

Den dritten Zweig der Covidioten findet man hauptsächlich in Baden Württemberg, aber auch in weiten Teilen Bayerns. Hier zeigt sich besonders gut die sogenannte „Querfront“, weil aus einem einstmals oft links-alternativen Esoterik-Homöopathie-Anthroposophie-Rudolf Steiner-Heilpraktiker-Waldorfschule-Milieu heraus ein zunehmend völkisch-rechtes Impfgegner-Staatsverächter-Amalgam entstand.

[….] SZ: Die Corona-Proteste sind untrennbar mit Verschwörungsmythen verbunden. [….]

Pro. Zander: Verschwörungstheorien gehören salopp gesagt zur DNA der Schriften Steiners. Das liegt daran, dass er fest davon überzeugt war, dass es wirkmächtige Geheimgesellschaften gebe, im Guten wie im Schlechten, von den Mysterienkulten der Antike bis zu den Freimaurern, die er für eine sehr mächtige Geheimgesellschaft hielt, ein internationales Netzwerk, das sich vor dem Ersten Weltkrieg gegen Deutschland positioniert habe. Solche Thesen kommen jetzt mit Macht wieder hoch. Viele konservative Anthroposophen, die lange dachten, sie könnten mit solchen Positionen nicht mehr hausieren gehen, fühlen sich im AfD- und Pegida-Umfeld berechtigt, endlich wieder sagen zu dürfen, was Steiner immer schon gesagt habe.

SZ: Nachtwey und Frei schreiben, im Osten gebe es hauptsächlich Überschneidungen zwischen Corona-Leugnern und AfD, in Baden-Württemberg hingegen zwischen Querdenkern und ehemaligen Grünen-Wählern. Bei Ihnen klingt es eher nach einer grün-reaktionären Gemengelage.

Pro. Zander: In der Frühgeschichte der baden-württembergischen Grünen spielen der Achberger Kreis. [….] Ein eher konservativer Diskussionskreis mit der Idee eines dritten Weges zwischen Kapitalismus und Sozialismus, in dem sich Anthroposophen, Kommunisten, Grüne und ehemalige Nazis gefunden haben. Die Grünen haben sich gründlich gehäutet und sich von diesen konservativen, in einzelnen Personen NS-nahen Kreisen verabschiedet. Die anthroposophische Ökologie ist diesen konservativen Traditionen aber weiterhin teilweise verbunden, Naturschutz als Heimatschutz, in den auch ethnisch-völkische Ideen hineinspielen.

SZ: [….]  Gibt es unter Anthroposophen auch eine größere Skepsis gegenüber staatlichen Institutionen?

Pro. Zander: Ja, ganz deutlich. [….]  Es fällt im anthroposophischen Milieu wahnsinnig schwer, sich von problematischen Positionen Steiners grundsätzlich zu verabschieden. Insofern ist es für mich nicht wirklich überraschend, dass das Milieu für Impfkritiker, die sich auf Steiner berufen, immer wieder einen großen Echoraum bildet.  […..]

(Religionshistoriker Helmut Zander im SZ-Interview, 23.11.2021)

Auch der Eso-Abteilung ist kaum mit Fakten und Aufklärung beizukommen.

Es ist aber hohe Zeit, Homöopathie, Heilpraktiker und Esoteriker nicht mehr als freundliche, harmlose Naturfans zu verstehen, deren Milliardenindustrie aus Fake-Mittelchen auch noch die Krankenkassen, also die Allgemeinheit bezahlt.

Wer absurd teure Milchzucker-Kügelchen ohne Wirkstoff frisst, wer glaubt, daß ein Kakerlaken und Arsen-Sud durch aberwitzige Verdünnung immer wirksamer wird und schließlich Tropfen ohne ein einziges „Wirkstoff“-Molekül schlürft, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch doof genug, sich nicht gegen einen tödlichen Krankheitserreger impfen zu lassen und Gesichtsmasken zu verweigern.

Auch in dieser Hinsicht hoffe ich auf Gesundheitsminister Lauterbach. Möge er im Gegensatz zu seinem Vorgänger, die Homöopathie wenigstens aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen streichen lassen. In diesem Fall ziehen kurioserweise SPD und FDP an einem Strang, während die Grünen sich nicht gegen diese hochgefährlichen, antiwissenschaftlichen Eso-Schwurbler stellen wollen. Sie wissen, daß sie im schwäbisch-konservativen Impfgegnermilieu nach wie vor viele Wähler haben.

[….]  Homöopathie ist in Deutschland beliebt. Experten sehen darin einen Grund für niedrige Impfquoten. Trotzdem wollen die meisten Krankenkassen weiter für die Alternativmedizin zahlen.  Die Impfquote gegen das Coronavirus in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist niedriger als in vergleichbaren Industrieländern. Eine Gemeinsamkeit aller drei Staaten ist eine relativ große Verbreitung alternativer Heilmethoden, insbesondere der Homöopathie. [….] Experten sehen einen Zusammenhang zwischen Homöopathie-Glauben und Impfskepsis. In einer Studie des Regensburg Center of Health Science and Technology sprachen sich 62,4 Prozent der befragten Homöopathie-Anhänger gegen eine Covid-19-Schutzimpfung aus. Unter Befragten, die Homöopathie ablehnten, waren 64 Prozent für die Impfung. [….] Die Ärztin und Homöopathie-Gegnerin Natalie Grams-Nobmann kritisiert die Zusammenarbeit seit Jahren. "Nicht die finanzielle Unterstützung der Krankenkasse ist das Problem, sondern die Signalwirkung", sagt sie ZDF heute. Menschen könnten dem Trugschluss verfallen, dass, wenn die Kasse etwas bezahle, es auch wirken müsse, so Grams-Nobmann. "Es geht nicht um die Kosten, es geht um die Wissenschaftsleugnung oder -ablehnung."   Die Kassen haben der Homöopathie zu Glaubwürdigkeit verholfen. Zwar in einem gesetzlich legalen Rahmen, moralisch und auch wissenschaftlich gesehen jedoch äußerst fragwürdig. Insofern tragen die Kassen aus meiner Sicht eine Mitverantwortung an der aktuellen Situation. [….]

(ZDF, 09.12.2021)

Freitag, 10. Dezember 2021

Kompetenz-Konzept

Das kuriose Konzept, kompetente Kandidaten als Minister zu benennen, war Angela Merkel völlig fremd.

Immer wieder setzte sie auch völlig ahnungslose Laien, die plötzlich in einem Ministerium landeten, mit dessen Themen sie sich nie vorher beschäftigt hatten.

Das Paradebeispiel dafür ist Peter Altmaier, der sich überall mal versuchen durfte. Seine einzige Konstante blieb dabei seine Erfolglosigkeit. Geradezu dadaistisch absurd war die Benennung der damals 32-Jährigen erzkonservativen antifeministischen Kristina Köhler/Schröder zur Frauen- und Seniorenministerin (2009-2013).

Hanebüchene Fehlbesetzungen blieben aber auch Merkels Bundespräsidenten, die Gesundheitsminister Gröhe und Spahn, die Verteidigungsministerinnen von der Leyen und Kramp-Karrenbauer oder Anja Karliczek, die bis heute nicht erklären kann, was sie als erzkatholische bildungsferne Kauffrau aus der tiefsten westfälischen Provinz im Forschungsministerium verloren hatte.  Horst Seehofer hat noch nicht mal Abitur, bezeichnet sich aber frech als „Erfahrungsjurist“ und wurde damit Verfassungsminister.

Der gewohnheitsmäßige Lügner Wolfgang Schäuble ruinierte nicht nur die deutschen Beziehungen zu den südlichen EU-Staaten, sondern sorgte mit seiner sagenhaften finanzökonomischen Unkenntnis auch für einen nachhaltigen Absturz der Wirtschaft in der gesamten EU. Es waren groteske Verhältnisse, als der Finanz-Laie Schäuble und insbesondere ahnungslose akademische Betrüger wie CSU-Scheuer Yannis Varoufakis die Kompetenz absprachen.

(….) Während gestern beispielsweise die Hamburger Morgenpost in ihrem Leitartikel Yannis Varoufakis nur noch als „Wirroufakis“ beschimpfte (offensichtlich meint ein gänzlich fachfremder Redakteur einer Boulevardzeitung es besser zu wissen als der weltweit anerkannte Ökonomieprofessor Varoufakis, der auf drei Kontinenten Lehrstühle innehatte) liest man an anderer Stelle kleinlaut, daß Varoufakis RECHT HAT. Und das obwohl er auf einem Motorrad fährt und manchmal keine Krawatte trägt.

Varoufakis' These lautet, dass die Troika-Hilfen kein Akt der Solidarität europäischer Bürger und Steuerzahler mit dem griechischen Volk waren, sondern ein Akt der Selbsthilfe des europäischen Finanzsektors zu Lasten der EU-Bürger. Diese These lässt sich nicht einfach von der Hand weisen. Grund genug, um die Selbstgerechtigkeit deutscher Wutbürger in Frage zu stellen.

(SPON Faktencheck 17.02.2015)

Das hindert aber verkommene Ideologenperiodika wie „Welt“ oder „Handelsblatt“ nicht daran Varoufakis Lüge und Feigheit vorzuwerfen.

„Der Vizekanzler ist in dieser Frage ein kompletter Ausfall; er bedient im Zweifel lieber die nationalistischen Untertöne des Medienboulevards, statt auch nur eine Initiative zu starten, die der griechischen Wirtschaft wieder auf die Beine geholfen hätte.“
(Gregor Gysi 30.06.2015)

Auf dem gleichen erbärmlichen Niveau präsentieren sich heute auch Schäuble, Merkel und Gabriel im Bundestag.

Faktencheck Griechenland: Rotzfrech gelogen  […]  Behauptung Nr. 1[…] Behauptung Nr. 2: […][…] Behauptung Nr. 3: […]  

 (Eric Bonse taz 30.06.2015)

Merkel windet sich in direkter Verletzung ihres Amtseides aus der Verantwortung.

Sie badet sogar in Selbstzufriedenheit ob ihres Coups als Hauptverantwortliche für nichts verantwortlich gemacht zu werden. (….)

(Impudenz des Monats Juni 2015)

Kontinuierlich auf fachfremde Laien zu setzen, blieb, wenig verwunderlich, nicht folgenlos.

Merkel setzte während ihrer 16 Jahre währenden Kanzlerschaft beim Ausbau des digitalen „Neulands“ aus Oettinger, Ramsauer, Dobrindt, Scheuer und Vorzimmerdame Bär. 2021 ist Deutschland damit digitales Schlusslicht Europas geworden, in dessen Schulen W-Lan eine Seltenheit ist, die Hälfte der Schüler keinen Laptop hat, man in weiten Teilen des Landes keinen Mobiltelefon-Empfang bekommt und eine Kupferschnur aus dem alten Analogtelefon für viele Menschen der heißeste Scheiß beim Internetzugang ist.

Nicht, daß es keine Fachleute in Deutschland gäbe, aber selbst die bekanntesten Virologen von PEI und RKI, verzweifelten, weil sie im Bundesgesundheitsministerium entweder kein Gehör fanden, oder Amtschef Spahn intellektuell nicht in der Lage war, sie zu verstehen.

Was für ein elender Frust für Christian Drosten und Co! Seit nahezu zwei Jahren erklären sie Woche für Woche die pandemische Lage, geben hochpräzise Voraussagen, die sich alle als richtig herausstellten und in Welle Nr. Vier machen Spahn und Co ganz große Augen, weil sie wieder einmal völlig überrascht sind.

Wenn Deutschland im Dezember 2021 nur noch 9.000 funktionierende Intensivbetten, statt 12.000 vor anderthalb Jahren hat, während die Merkel-Regierung und insbesondere die Unions-geführten Bundesländer die erfolgsversprechenden Maßnahmen wie Impfpflicht, 2G, Maskenpflicht endlos blockieren und verzögern, muss man sich nicht über vierstellige Inzidenzen wundern.

Olaf Scholz kann nicht bestimmen wie die Koalitionspartner ihre Ministerien besetzen, daher wird erneut ein ausgesprochener Laie ohne irgendeine Regierungserfahrung Bundesfinanzminister.

Aber bei der SPD kann er mitreden und daher gibt es jetzt eine Menge Fachkompetenz unter den Ministern und Staatssekretären.

Ein besonderes Glück für Deutschland ist dabei, daß zufälligerweise unter den SPD-Abgeordneten einer der profundesten und bekanntesten Corona-Experten sitzt; der Epidemiologe und Harvard-Professor Karl Lauterbach; der neue Gesundheitsminister.

derAus Prof. Dr. Christian Karagiannidis, dem Chef des „Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin“ (DIVI) spricht daher auch die pure Erleichterung.

[….] SPIEGEL: Herr Karagiannidis, Karl Lauterbach wurde zum neuen Gesundheitsminister ernannt. Sie haben als Intensivmediziner seit Anfang 2020 täglich mit den Folgen der Pandemie zu tun. Freuen Sie sich über die Wahl?

Karagiannidis: Ja, auf jeden Fall. Endlich ist ein Arzt im Amt, der langjährige Erfahrung im Gesundheitssystem und die angemessenen Kompetenzen mitbringt. Wir brauchen in den nächsten Jahrzehnten echte Fachleute im Gesundheitsministerium – da kann man meiner Meinung nach nicht einfach parteipolitisch irgendjemanden nehmen. Und gerade in dieser schwierigen Phase ist es essenziell, dass jemand das Gesundheitssystem versteht und von innen kennt. [….]

(Spon-Interview, 09.12.2021)

Parteien sind wichtig, aber im Bundeskabinett kommt es insbesondere auf die persönliche Kompetenz der Amtsinhaber an.

Das kann nur besser werden unter Olaf Scholz.

Donnerstag, 9. Dezember 2021

Weniger, aber irrer.

Priester, die kleine Jungs sexuell missbrauchen, gab und gibt es immer.

In den 1950er Jahren war das Thema aber stark tabuisiert, man sprach nicht darüber, die Opfer schwiegen aus Scham und wenn doch einmal die Familie eines vergewaltigten Kindes sprach, sorgten Kirchenfürsten, wie die früheren Paderborner Erzbischöfe Lorenz Jaeger und Johannes Joachim Degenhardt dafür, die Opfer mit massiven Drohungen einzuschüchtern. Seit 2010 wird aber zunehmend über sexuellen Kindesmissbrauch durch Geistliche berichtet und so wünscht sich manch Frommer „die guten alten Zeiten“ zurück, in denen es keinen Missbrauch gab. In Wahrheit war es früher sogar schlimmer, weil die Täter gar nicht gebremst wurden. Man wusste nur nichts davon.

Ähnlich verhält es sich mit der allgemeinen Kriminalitätsrate.

In den Zeiten ohne Internet, mit lediglich drei Fernsehsendern und einigen Tageszeitungen, die so gar nicht bunt waren, erfuhr man entweder gar nicht von Verbrechensopfern, oder sie blieben zumindest etwas anonymer.

Heute gibt es Dutzende Boulevardmagazine und unendliche viele Social-Media-Einträge, die jede einzelne Straftat grell ausleuchten, so daß sie dem Medienkonsumenten viel präsenter werden. Aus diesem Grunde fühlen sich die Menschen immer mehr von Kriminalität bedroht, sind fest davon überzeugt, in viel gefährlicheren Zeiten „als früher“ zu leben.

Dabei zeigt die Kriminalitätsstatistik das diametrale Gegenteil. Wir haben die niedrigste Kriminalitätsrate seit über 30 Jahren. In den letzten drei Jahrzehnten gab es in Deutschland einen Kriminalitätsrückgang bezogen auf Straftaten insgesamt von mehr als 20 %.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Verkehrstoten.

Jeder Radfahrer, der im Hamburger Verkehr getötet wird, bekommt eine gewaltige mediale Aufmerksamkeit. Am Straßenrand werden Holzkreuze aufgestellt, Fahrradclubs machen Demonstrationen. Es wirkt, als spiele sich täglich ein Verkehrsmassaker ab.

Wie viel angenehmer war es doch in meiner Jugend, als es noch keine Fahrradwege oder Helme gab; wir Kinder alle bei Wind und Wetter zur Schule radelten und das Miteinander von Autos, Fußgängern und Radfahrern so friedlich war.

Aber auch das ist bloß eine völlig verkehrte, rein subjektive Wahrnehmung. In Wahrheit gab es noch in den 1970ern, als ich mit dem Rad zur Schule fuhr, jedes Jahr über 20.000 Verkehrstote in Deutschland. Die Zahlen wurden seither drastisch reduziert. 2020 starben 2.700 Verkehrsteilnehmer auf deutschen Straßen. Ein Rückgang um 90%.

Etwas Ähnliches trifft mutmaßlich auch auf die „Querdenker“ und Coronaleugner zu. Der Rechtsextremismus-Forscher Olaf Sundermeyer diagnostiziert, daß die fanatische Impfgegner keineswegs mehr werden, sich allerdings immer mehr radikalisieren, zu drastischeren Methoden greifen.

Es drängt sich der Eindruck auf, wir würden von den Covidioten überrannt.

Im September 2021 erschoss ein Masken-Verweigerer einen Tankstellen-Kassierer in Idar-Oberstein, als dieser ihn bat, die Maske aufzusetzen.

[….] Maskenverweigerer soll Mann zusammengeschlagen haben!

Ein 50-Jähriger machte in einer Berliner Straßenbahn offenbar mehrere Menschen auf die Maskenpflicht aufmerksam – und wurde danach verprügelt. Der Täter flüchtete.  [….]

(Spon, 09.12.2021)

Solche Fälle wirken psychologisch. Heute wollte ich eine penetrant Masken-lose Frau, die mir im Blumenladen ständig zu nah kam, bitten mehr Abstand zu halten und sich eine FFP2 aufzusetzen. Ich wurde aber von ungewohnter Feigheit übermannt und hatte keine Lust mich mit ihr anzulegen. Zumal sie einen Schäferhund dabei hatte. Man weiß ja nie.

Aber die Corona-Spinner werden nicht mehr, sondern nur lauter.

Wer angesichts von über 100.000 Covid-Toten in Deutschland und milliardenfach erprobten wirksamen Impfstoffen, weiterhin hartnäckig die Gefährlichkeit dieser Pandemie leugnet, ist so weit in seine Aldebaran-Echsenmenschen-Wahnwelt abgedriftet, daß man ihn mit Argumenten nicht mehr erreichen kann.

Es sieht so aus, als ob die erste MPK unter Leitung von Bundeskanzler Scholz, das Problem zumindest erkannt hat und nicht mehr Jens-Spahnig vor den Aluhüten kuschen will.

[….] Im Beschluss heißt es, über Maßnahmen zur Bekämpfung von Corona »kann und muss in demokratischen Gesellschaften diskutiert und gestritten werden«. Allerdings seien Morddrohungen und Fackelaufzüge vor Privathäusern inakzeptabel. »Solche radikalen Taten sind ein Angriff auf unsere Gesellschaft und unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung.« Die Länderrunde spielt damit unter anderem auf einen Fackelaufmarsch vor dem Haus der sächsischen Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) von vergangener Woche und einem versuchten Aufmarsch von Protestlern vor dem Haus der mecklenburg-vorpommerschen Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) von diesem Montag an. Zudem wurden in der jüngsten Vergangenheit Privatpersonen von »Querdenkern« und anderen Gegnern der Coronaregeln attackiert. Erst am Mittwoch wollte in Regensburg ein Autofahrer im Streit um die Maskenpflicht einen Tankwart überfahren. Im September hatte ein Maskengegner zudem einen 20-jährigen Tankstellenmitarbeiter erschossen. Um Radikalisierungen zu unterbinden, wollen die Länder nun vor allem in Prävention investieren. Dazu sollen laut Beschluss Angebote zur Entwicklung allgemeiner Medienkompetenz und zum couragierten Verhalten im Internet gefördert werden.  […]

(SPON, 09.12.2021)

Verbesserte „allgemeine Medienkompetenz“ ist gut. Ich bin dafür.

Wie man den Gnom-artigen „HAUT AB! HAUT AB!“-grölenden Fackel-tragenden Freibergern, Medienkompetenz nahebringen will, bleibt allerdings ein Rätsel.

Dieser menschliche Abschaum ist für den gesellschaftlichen Diskurs ebenso verloren, wie QAnon-gläubige Trumpisten, die ihr Idol für den einzig ehrlichen Politiker halten und genau wissen, daß Demokraten in ihren Kellern Kinder züchten, um sie zu essen.

Devid R., 40, aus dem brandenburgischen Königs Wusterhausen (Dahme Spreewald südlich von Berlin), war so einer. In Telegram-Gruppen organisierten sich die „sogenannten Freiheitsboten Königs Wusterhausen“, radikale Impfgegner, für die  Devid R. sich engagierte. Familie R. fälschte zudem offenbar Impfpässe.

Als der Großschwurbler dabei ertappt wurde, fürchtete er so sehr vom „Merkel-Soros-Staat“ drangsaliert zu werden, daß er lieber seine gesamte Familie ermordete.

[….]  Am vergangenen Samstag hatte die Polizei die fünfköpfige Familie tot in ihrem Haus im Ortsteil Senzig aufgefunden. Gegen Mittag hatte ein Nachbar bei der Polizei angerufen und gemeldet, er habe leblose Personen in dem Einfamilienhaus gesehen. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft waren die drei Töchter im Alter von vier, acht und zehn Jahren in jeweils unterschiedlichen Zimmern aufgefunden worden - wie auch die Eltern sollen sie durch Schussverletzungen gestorben sein. [….] Bei den Toten fanden die Ermittler auch einen Abschiedsbrief. Er besteht aus mehreren Seiten und ist offenbar von Devid R. verfasst worden. Darin nennt er als Motiv für den Tod der Familie die Angst vor Strafverfolgung und Haft, aber auch die Sorge, Eltern und Kinder könnten deshalb getrennt werden. Devid R. hatte, so schrieb er es im Abschiedsbrief, für seine Frau ein Impfzertifikat fälschen lassen. Ihr Arbeitgeber, die Technische Hochschule Wildau, soll dies erfahren haben und wolle nun der Fälschung "mit aller Strenge nachgehen", schrieb R. nach Angaben der Staatsanwaltschaft. Der Mann soll erst die Kinder, seine Frau und dann sich selbst getötet haben. [….] Rechtsexperten weisen darauf hin, dass die von R. befürchteten Konsequenzen kaum eingetreten wären. Zwar sind die Strafen für die Fälschung und die Verwendung solcher Impfpässe vor wenigen Tagen verschärft worden. Da R. dies aber offenbar nicht gewerblich betrieben hat, wären weder er noch seine Frau in Haft gekommen und die Familie sicherlich nicht getrennt worden. [….]

(SZ, 08.12.2021)

Mittwoch, 8. Dezember 2021

Auf Nimmerwiedersehen, CDU und CSU!

An dieser Stelle habe ich schon jede deutsche Parlamentspartei in Grund und Boden kritisiert. Jederzeit finde ich ein Haar in der Suppe und natürlich erbrachte die Bundestagswahl am 26.09.2021 nicht mein Traumergebnis. Daraus folgte auch nicht meine Wunschkoalition und die Ressortverteilung könnte man ebenso wie die Ministerriege verbessern.

Zumindest wenn man das allein zu entscheiden hätte oder allmächtig wäre.

Kurioserweise scheinen einige Leute sich tatsächlich für allmächtig zu halten und so beklagen LGBTIs, Kirchen und Ossis, sich nicht genügend repräsentiert zu fühlen.

[…..]  Jetzt steht das Ampel-Kabinett, doch die Personalie Lauterbach und das gebrochene Versprechen von der Geschlechterparität stoßen manchen sauer auf. […..]   Zudem übernimmt die von der queeren Community – sogar von SPDqueer – viel kritisierte Ex-Justizministerin Christina Lambrecht die Hardthöhe. […..]   Damit ist klar, dass kein einziger offen queerer Minister und keine offen queere Ministerin am Kabinettstisch sitzen wird. […..]  An der Besetzung gibt es einige Kritik. So erklärte Ulle Schauws, die queerpolitische Sprecherin des SPD-Koalitionspartners Grüne, in einem an Olaf Scholz gerichteten Tweet: "Versprechen gegeben + nicht gehalten". Es seien weniger als die Hälfte der Kabinettsmitglieder Frauen, da er sich nicht als Kanzler mitzähle. "Da werden #Gleichstellung und #Frauen für blöd verkauft !" […..]  Tatsächlich gibt es im Kabinett einen Kanzler, acht Minister und acht Ministerinnen – der Frauenanteil beträgt also nur 47 Prozent. Freilich trägt daran die FDP die Hauptschuld, die drei ihrer vier Ministerien mit Männern besetzte. […..]  Frank Laubenburg, der Bundeschef von Die Linke.queer, erklärte deshalb nach der Nominierung Lauterbachs: "Für Sexarbeitende und für alle Menschen, die eine fortschrittliche Gesundheitspolitik erhofft haben, ist Lauterbach eine Katastrophe." […..] 

(Queer.de, 06.12.2021)

[…..] Die neue Regierung hat ein Repräsentanzproblem!

Ostdeutschland leidet unter einer Vertrauenskrise in demokratische Institutionen. Die Kabinettsbesetzung wird wenig daran ändern. Olaf Scholz hat eine große Chance verpasst.   […..]

(Timo Lehmann, SPON, 08.12.2021)

Natürlich waren die Kirchen unzufrieden, ob des hohen Anteils der Gottlosen.

[…..] "So wahr mir Gott helfe" – die meisten der neuen Ministerinnen und Minister legten ihren Amtseid mit dieser Gottesformel ab. Neun Mitglieder des Kabinetts von Kanzler Scholz ergänzten diese Formulierung bei ihrem Schwur im Bundestag, sieben Ministerinnen und Minister ließen sie weg. Auch Scholz hatte bei seiner Vereidigung zuvor darauf verzichtet. Genauso machten es alle fünf Kabinettsmitglieder der Grünen, während alle vier Kabinettsmitglieder der FDP die Formel mitsprachen.    Ohne Gottesbezug:

    Robert Habeck (Grüne), Superminister für Wirtschaft und Klima

    Annalena Baerbock (Grüne), Außenministerin

    Cem Özdemir (Grüne), Landwirtschaftsminister

    Steffi Lemke (Grüne), Umweltministerin

    Anne Spiegel (Grüne), Familienministerin

    Svenja Schulze (SPD), Entwicklungsministerin

    Wolfgang Schmidt (SPD), Kanzleramtsminister […..]

(ZEIT, 08.12.2021)

Hilfe, die Gottlosen kommen!

[….] Scholz gehört mit seiner Absage an die religiöse Beteuerung zur absoluten Minderheit unter den bisherigen Amtsinhabern. Vor ihm verzichtete nämlich nur ein Regierungschef auf den Bekenntniszusatz: Gerhard Schröder (SPD). 1998, bei Schröders erster Vereidigung, löste dies eine breite gesellschaftliche Diskussion aus. Die Gottlosen hätten nun das Ruder übernommen, hieß es, Religion werde aus dem öffentlichen Raum gedrängt. Der damalige Erfurter Bischof Joachim Wanke gab zu bedenken, dass mit der fehlenden Rückbindung an eine transzendente Instanz auch andere "letzte Überzeugungen" verloren gingen. [….]

(Katholisch, 08.12.2021)

Man könnte die Nörgelliste fortsetzen.

Ich zum Beispiel, hätte gerne nur Gottlose und außerdem viel mehr Migranten im Bundeskabinett.

Allerdings ist mir, im offensichtlichen Gegensatz zu vielen anderen, durchaus klar, daß die Bundesregierung sich nicht ausschließlich nach meinen persönlichen Befindlichkeiten zusammensetzt, sondern in einem komplizierten politischen und demoskopischen Prozess aus den Meinungen von 83 Millionen Menschen herausdestilliert wird.

Dies führte 16 Jahre lang dazu, daß nicht nur eifrig Lobbyinteressen befriedigt, kräftig von unten nach oben umverteilt, Kirchen gepampert und Waffen exportiert wurden, sondern dieser Unsinn auch noch von Dutzenden hoffnungslos überforderten,  unwilligen und teilweise höchst unseriösen C-Menschen fabriziert wurde.

Nach 16 Jahren ist es endlich wieder so weit, daß kein einziger CDU- und kein einziger CSU-Minister der Bundesregierung angehört. Die ewig gestrigen konservativen Verschlepper sind mit dem heutigen Tag vollständig auf die Oppositionsbänke verdammt.

Endlich keine Comedy-Auftritte mehr von Spahn und Scheuer, bei denen man sich vor Verzweiflung an den Kopf schlagen musste.

Liebe Schwule, liebe Ossis, liebe Kirchen, heute könnt Ihr mir die Laune nicht verderben.

Heute überstrahlt die Freude über den Abgang der korrupten Versagerminister Spahn, Scheuer, Seehofer, Karliczek, AKK, Braun, Müller, Klöckner und Altmaier alles.

Endlich!

Nun erlebt man einen Gesundheitsminister Lauterbach oder eine Innenministerin Faeser, die Fachkompetenz ausstrahlen. Minister, die ihren Ressorts gewachsen sind und wissen wovon sie reden.

Ein ganz neues Konzept, an das man sich nach all den irrlichternden Pfeifen (Kristina Schröder, Michel Glos, Ales Dobrindt, Gröhe, Pofalla) aus der Merkel-Zeit erst noch gewöhnen muss.