Sonntag, 21. Februar 2021

Die Föten

 Die Bibel mag zu ihrer Zeit als Richtschnur eines primitiven Hirtenvolks getaugt haben.

Die Gesamtweltbevölkerung lag bei 50 bis 100 Millionen Menschen, im Nahen Osten war es heiß und es gab kein fließendes Wasser.

Die frommen Siffbirnen haben sich nie im Schritt gewaschen, weswegen es womöglich sinnvoll war Vorhäute zu amputieren. Muscheln und krebse zu essen bedeutete ein Gesundheitsrisiko, weil die Viecher in der Sonnenwärme schnell giftig werden.

Schutz fand man aber in der Gemeinschaft, also trachtete Mensch danach nicht unnötig früh zu sterben und sich möglichst zu vermehren.

Im 21. Jahrhundert haben sich die Lebensumstände fundamental verändert.

Wer Zugang zu sauberen Wasser und Seife hat, kann seinen Penis waschen, wer eine leichter verderbliche Ware essen möchte, lagert sie im Kühl- oder Tiefkühlschrank. Schalentier-Verbote oder Beschneidungs-Gebote sind inzwischen unsinnig.

Insbesondere ist die Gattung Mensch nun nicht mehr dünn und fragil über den Planeten verteilt. Im Gegenteil; das größte Problem überhaupt besteht in der massiven Überbevölkerung.

Im Jahr 2050 werden mutmaßlich 10 Milliarden Menschen auf der Erde leben.

[……]  Heute ist „Erdüberlastungstag“.

Die Menschen dieses Planeten haben am 22.08. sämtliche erneuerbaren Ressourcen, die in einem Jahr zur Verfügung stehen, aufgebraucht.    Der „Earth Overshoot Day“ wäre sogar schon am 22. Juli gewesen, wenn nicht Corona weltweit die Reisetätigkeit und Industrieproduktion heruntergefahren hätte.Wir verbrauchen also doppelt so viel wie wir haben. Die größten Sünder sind dabei Nordamerika, Europa und die Golfstaaten. Die Zeche zahlen zunächst Afrika und Südasien. Dort schlägt die Erderwärmung erbarmungslos zu.   Die globalen Verursacher von Überschwemmungen, Versteppungen, Überfischungen und Landraub können durch ihr Geld die Konsequenzen der Ressourcenverprassung kompensieren. Wir bauen Deiche, Klimaanlagen, importieren Lebensmittel. […..]

(Ressourcen alle und noch so viel Jahr übrig, 22.08.2020)

Hunger, Klimakatastrophe, Kampf um Ressourcen, Waldsterben, Überfischung – all das würde sich in Wohlgefallen auflösen, wenn wir nicht so verdammt viele wären.

(….) Siebeneinhalb Milliarden Individuen sind einfach zu viel, wenn man so einen gewaltigen Ressourcen-Verschleiß aufzuweisen hat.   Wir roden die letzten Wälder, treiben den Meeresspiegel hoch, lassen die Gletscher schmelzen, verseuchen die Böden, trocknen Seen aus, verdrängen so effektiv andere Tierarten, daß täglich mehrere aussterben.  Wir erodieren, planieren und asphaltieren Gebirge, buddeln Kohle aus, pumpen Gas und Öl aus der Tiefe, generieren Ozonloch und CO2-Hüllen.

Homo Sapiens lebt auf Kosten der anderen Spezies.

Homo Sapiens vermehrt sich inzwischen nahezu ungehindert.

Pro Jahr werden es 83.686.000 Menschen mehr, das sind 229.277 Menschen pro Tag; 159 Menschen pro Minute und 2,7 Menschen pro Sekunde.

Ein paar von denen kann man aushalten, aber ein Zehntel würde locker ausreichen. 750 - 800 Millionen betrug die Gesamtweltbevölkerung Ende des 18. Jahrhunderts. Die Eine Milliarde-Menschen-Marke wurde 1804 geknackt. Reicht das nicht?

Schon damals konnten wir Ebenbilder Gottes bekanntlich Kriege, Genozide und Ausbeutung ganzer Kontinente vollbringen, weil es genug Soldatennachschub gab, weil die Frauen im Durchschnitt so viele Söhne hatten, daß sie es hinnahmen, daß ab und zu einer davon „auf dem Feld der Ehre“ zerhackt oder zerfetzt wurde.

Der enorme Bevölkerungsdruck, die Verzehnfachung der Menschen in 200 Jahren führte aber zu noch viel mehr Konflikten, Kampf um Ressourcen, Massenmigrationen, Fluchtwellen.

In den Teilen der Welt, die ein sehr geringes Bevölkerungswachstum ausweisen, oder gar wie Deutschland, Japan, Südkorea und die baltischen Länder (Fertilitätsrate bis 1,3) schrumpfen, ist die Kriegsmüdigkeit hingegen recht ausgeprägt.

Verständlich, denn wenn man/frau bloß ein Kind hat, geht es ihm einerseits ökonomisch besser, so daß es weniger wahrscheinlich auf die Idee kommt Soldat zu werden und andererseits sind die Eltern auch protektiver, lassen ihre Kindern weniger gern in den Krieg ziehen.

Länder mit den höchsten Fertilitätsraten – Gaza 4,9 Jemen 5,0 Ruanda 5,3 Kongo 5,8 Uganda 6,1 Somalia 6,3 Ost-Timor 6,3 Afghanistan 6,4 – sind offenbar auch besonders unfriedlich, weil die enorme Kinderzahl die Ressourcen erschöpft, Konkurrenz entsteht und Eltern auch eher mal den Tod eines ihrer Blagen verkraften.

Wir brauchen also weniger Menschen und daher weniger Nachwuchs.

Es ist wohl auch kein Zufall, daß die Länder mit der höchsten Bevölkerungsdichte auch die mit den geringsten Geburtenraten sind. (…..)

(Menschenmassen, 14.10.16)

Ein Zehntel der Menschen von heute würde also ausreichen, um die Homo-Sapiens-Kulturvielfalt aufrecht zu erhalten.

Um Homo Sapiens einfach nur überleben zu lassen, sind aber offensichtlich nur extrem wenige Individuen notwendig.

Die Religionen mit ihrem Vermehrungswahn, der Verklärung der Mutterrolle, der Fruchtbarkeitsideologie sind heute der Haupttreiber des Menschentods durch Masse.

Wer sich um das Überleben der existierenden Menschen und der Menschheit als Gattung sorgt, sollte dringend dafür sorgen nicht noch mehr Menschen zu produzieren.

Rund 20.000 Kinder sterben täglich an Hunger, weil dort wo sie leben einfach nicht mehr genügend Ressourcen übrig sind. Statt also fortwährend weiter Säuglinge auszubrüten, wäre es ökonomischer sich erst mal um die schon existierenden zu kümmern.

Ökonomischer und moralischer.

Die christliche Religion mit ihrer extremen Überbetonung der Sexualmoral, sollte ihre Positionen ins Gegenteil verkehren.

Sinnvollerweise lautet der humane Sexualansatz:

 „Geschlechtsverkehr um des reinen Vergnügens willen JA BITTE, aber keine Kinder dabei machen!“

Das hieße, im Zweifelsfall homosexuelle Praktiken und Masturbation zu bevorzugen. Heterosexueller Vaginal-Verkehr möglichst erst nach dem Klimakterium oder mit ausreichend sicheren Verhütungsmethoden.

Konservative und christliche Ideologen sind diesbezüglich leider noch auf dem Holzweg, propagieren genau die falschen Sexualvarianten.

Aber sie sind ohnehin merkwürdig auf zukünftiges mögliches Leben fixiert.

Um geborene Kinder schweren sie sich einen Dreck.

Kindersoldaten in Afrika werden von christlichen Regierungen mit Waffen versorgt, christliche Länder zwingen Hungerländer durch ihre subventionierte Agrarpolitik möglichst viele Kinder früh sterben zu lassen und wenn Kinder auf Schlauchbooten versuchen Tod, Elend und Krieg zu entkommen, sind es wieder die besonders christlichen Europäer wie von der Leyen, Salvini, Kaczyński, Orbàn und Seehofer, die mit perfidem Aufwand dafür sorgen, daß möglichst kein einziges Kind überlebt und im Mittelmeer ersäuft.

Bei Abtreibungen werden sie hingegen hysterisch.

[…..] Im Streit um das Abtreibungsverbot in Polen hat die Frauenbewegung des Landes zum Streik aufgerufen. Weil auch die Kirche von Aktivisten attackiert wird, fordert die Regierungspartei PiS den Schutz von Gotteshäusern.

[…..] PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski […..]  forderte […..]  seine Anhänger auf, sich schützend vor Kirchen im Land zu stellen:

    „Ich rufe PiS-Mitglieder und alle unsere Unterstützer auf, an der Verteidigung der Kirche, die angegriffen wird, teilzunehmen. Sie wird nicht zufällig attackiert. Es gibt Elemente der Vorbereitung, der Schulung. Dieser Angriff soll Polen vernichten.“ […..]

Oppositionsführer Boris Budka von der Partei "Bürgerplattform" nannte das einen "Aufruf zum Bürgerkrieg". […..]

(Tagesschau, 28.10.2021)

Schwangere bedrohen und drangsalieren, mehr Babys produzieren, aber geborene Babys zu Myriaden täglich abkratzen lassen – das ist die Ideologie der Kirchen.

Vermutlich wäre es angesichts der weltweite Pädosexskandale der Katholischen Kirche zu heikel sich für lebende Kinder einzusetzen?

Die Begriffe „Priester und Kleinkind“ in einem Zusammenhang werden recht unvorteilhaft für die RKK konnotiert.

Konzentrieren sie sich deswegen auf Föten?

Oder steht diese Fixierung auf das Embryonale eher im Zusammenhang mit der allgemeinen Misogynie konservativer Männer? Eine schwangere Frau ist schließlich beschäftigt und nimmt dadurch automatisch eine dienende Rolle ein, statt frech auf Gleichberechtigung zu pochen?

Der Fötenwahn nimmt weltweit unter Christen bizarre Formen an. Gern basteln sie sich kleinen Fötenfetische aus Plastik, die sie hysterisch umherzeigen.

Der Beruf des Gynäkologen ist ihnen suspekt, weil die zölibatären Männer im Kleid eine eigenartige Hassliebe zum Uterus an sich pflegen.

Sie selbst wollen so einer Gebärmutter niemals körperlich nahe kommen, erklären sich aber groteskerweise für juristisch und moralisch zuständig. Keinesfalls soll die Person, in der sich der Uterus befindet über ihren eigenen Körper bestimmen.

Und die Ärzte, die auch noch hineinsehen, begehen ein Sakrileg, der die Christen derartig in Rage geraten lässt, daß sie losstürmen, um Gynäkologen zu töten.

Auch in Deutschland werden sie verfolgt und dürfen nicht über ihre Arbeit sprechen. Sonst rastet die CDUCSU-Fraktion völlig aus.

[…..] Kristina Hänel zieht im Fall des umstrittenen Abtreibungsparagrafen vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. »Ich habe heute Verfassungsbeschwerde gegen meine Verurteilung und den #219a eingereicht«, teilte die Ärztin bei Twitter mit. [….]

(Spon, 19.02.2021)

Hysteria, altgriechisch στέρα hystéra, deutsch Gebärmutter', als Namenspatin für weiblichen Wahnsinn zu nehmen, ist schon bizarr.

Offenkundig sind es die die Männer, die unter Hysteria-Hysterie leiden.

Je männlicher, desto schlimmer.  Im Männerstaat Vatikan sind Föten ganz besonders heikel.

Sie sollen nur ausgebrütet werden und keinesfalls darf eine Frau in den Entscheidungsprozess miteingebunden sein.    Alles, das mit Föten zusammenhängt, das über das Gebären hinausgeht, wird extrem hysterisch von der Kirche abgelehnt.

Präimplantationsdiagnostik (PID), fötale Stammzellenforschung, Verhütung, Sterilisation alles bähbäh.

Davon muss man die Finger lassen. Fötal = heilig.

Natürlich nur bis zu dem Punkt, an dem fötale Forschung den alten Vatikanischen Männern im Kleid selbst hilft.   Dann wird sofort eine Ausnahme gemacht.

[….] „Moralische Pflicht“ – Vatikan droht Impf-Verweigerern mit Entlassung

[…..] Der aktive und der emeritierte Papst sind schon geimpft. Auch ihre 5000 Bediensteten sollen sich so schnell wie möglich gegen Corona immunisieren lassen – sonst droht der Jobverlust. Für Katholiken ist das ein Glaubensdilemma. […..] Viele Gläubige dürfte der Beschluss allerdings in ein Dilemma stürzen: Einige Katholiken lehnen bestimmte Corona-Impfstoffe ab, weil sie aus der Forschung mit Zellen aus abgetriebenen Föten stammen können. Der Vatikan hat diesen Einwand aber abgewiesen und erklärt, es sei moralisch akzeptabel für Katholiken, Covid-19-Impfungen zu bekommen. [….]

(Die Welt, 19.02.2021)

ANDERE Menschen, also insbesondere Frauen und Kinder können und sollen gern krank werden. Also keine PID und Stammzellenforschung.

Aber wenn es die alten Kardinäle und Päpste selbst betrifft, gilt das Gegenteil. Die sollen gesund bleiben, sich nicht auf’s Beten verlassen und müssen sogar aus fötaler Forschung gewonnene Impfungen machen lassen.

Samstag, 20. Februar 2021

Der Amoralist

Vom europäischen Corona-Musterknaben mit relativ wenig Infizierten und besonders wenig Toten in der ersten Pandemie-Welle, wurde Deutschland schnell an das ganz untere Ende des Covid19-Handling-Rankings durchgereicht.

Während der zweiten Welle steht kaum ein Industrieland so mies da wie Deutschland. Es gibt mehr Tote als im EU-Durchschnitt, das Impfen hängt hoffnungslos hinterher, die Inzidenzen sinken trotz Lockdowns kaum noch und in der Schulpolitik herrscht blankes Chaos.

Für das Desaster gibt es vier Hauptgründe.

1.)

Jens Spahn, der als Gesundheitsminister hoffnungslos überfordert ist.

2.)

Peter Altmaier, der als Bundeswirtschaftsminister hoffnungslos damit überfordert ist die Corona-Hilfen zu koordinieren.

3.)

Anja Karliczek – „Man braucht kein 5G an jeder Milchkanne“ - die als Bundesbildungsministerin seit zwei Jahren vollständig untergetaucht ist und desinteressiert zusieht, wie Universitäten und Schulen planlos ihre Betriebe aufgeben.

4.)

Horst Seehofer, der Super-Innen und Heimatminister, der als Inkarnation der Arbeitsverweigerung noch keinen Finger dafür rührte die Lockdown-Maßnahmen zu koordinieren.

(…..) Lockdown, Grenzschließungen, rechtsradikaler Terror, Flüchtlingskatastrophen an Europas Süd- und Ost-Grenzen, Koordination Bundesländer-Coronamaßnahmen, Logistik für die Verteilung von Hygienematerialien, Information der Bevölkerung über Ausgangssperren.    All das ist das ureigentliche Spielfeld eines Superministers für Heimat, Bau, Integration, Inneres, Verfassung etc.

[….] Unglücklicherweise heißt der Bundesminister Horst Seehofer, der seit 2018 allenfalls durch strikte Arbeitsverweigerung auffällt. (…..)

(Die Schande Bayerns und Deutschlands, 29.12.2020)

Während Spahns und Altmaiers Fehlleistungen so offensichtlich sind, daß man ihr Treiben kaum ertragen kann, sollten wir Karliczeks und Seehofers Absenzen genau wie Donald Trumps Golferei begrüßen.

Im Falle der Bildungsministerin kann man seriös kaum vorhersagen wie sie arbeiten würde, wenn sie dies denn täte, da sie noch nie ein exekutives Amt hatte, bevor sie zur Bundesministerin aufstieg und seither in Stupor verfallen ist.

Bei Seehofer hingegen blicken wir auf eine lange politische „Karriere“ zurück und wissen wie zutiefst inhuman, amoralisch und bösartig der Ingolstädter Soziopath agiert, wenn er nicht zu Hause in seinem Modeleisenbahnkeller chillt.

Gruselnd erinnert man sich zurück, wie der Sadist sich kehlig lachend darüber freute ausgerechnet an seinem 69. Geburtstag 69 Afghanen in ein Bürgerkriegsgebiet abzuschieben. Einer von ihnen starb kurz danach in Kabul.

[…..] Nach Abschiebungen "Seehofers Afghanen" sind zurück

Im Juli 2018 wurden 69 Menschen nach Afghanistan abgeschoben. Einige sind nun wieder zurück in Deutschland, ganz legal. Die Fälle zeigen die Widersprüchlichkeit der deutschen Asyl- und Einwanderungspolitik.  […..] Nach der Abschiebung der 69 Afghanen hieß es zunächst auch aus Regierungskreisen, es seien nur Straftäter abgeschoben worden. Nach Panorama-Recherchen waren jedoch mindestens 50 von ihnen unbescholten. Heute ist klar - viele waren bestens integriert und erfüllen sogar die hohen Hürden für ein Visum in den deutschen Arbeitsmarkt: Sie sprechen gut Deutsch, haben einen Ausbildungsvertrag zur Fachkraft und brauchen keine staatliche Unterstützung. Sie arbeiten jetzt als Elektroniker, Hotelfachmänner und Maler. […..]

(Tagesschau, 11.02.2021)

Seehofer, der Nächstenliebe-Christ ist zutiefst xenophob und gar nicht in der Lage sich für das Schicksal von Menschen zu interessieren.

Zum Jahrestag des rechtsradikalen Terroraktes von Hanau, als ein 43-Jähriger Deutscher zehn Menschen erschoss, gibt es bundesweit Gedenkveranstaltungen, sowieso Demonstrationen, die das fehlende Engagement Seehofers gegen den tödlichen Rechtsextremismus anprangern.

Seehofer selbst ist nicht in der Lage auch nur rudimentäre Empathie für die Toten und ihre Hinterbliebenen aufzubringen.

Noch nicht einmal die mindestens Anstandsformen wahrt sein Ministerium; das Ministerium, das zuständig ist.

Dem Polizei- und Geheimdienstminister ist es schlicht scheißegal, wenn in seiner Verantwortung wieder zehn Menschen sterben. Noch nicht mal ein simples Statement ringt er sich zum Jahrestag ab.

[…..] Ein Jahr nach dem Anschlag von Hanau hat Deutschland der neun jungen Menschen gedacht, die ermordet wurden - stellvertretend für Millionen Eingewanderte und ihre Familien, die Rassisten aus dem Land vertreiben wollen. Hanau 2020, das war der dritte rechtsextreme Terrorakt innerhalb von neun Monaten. Den Bundesinnenminister schert das wohl nicht mehr.   Anders lässt sich nicht erklären, warum Horst Seehofer in diesen Tagen keine Neigung verspürte, sich zu diesem Jahrestag zu äußern, aus eigenen Stücken. Der Innenminister schwieg. […..] Ein Innenminister, der nachträglich Anteilnahme behaupten lässt, wo ihm Hanau doch offensichtlich piepegal geworden ist, versteht seinen Job nicht: alle Menschen zu schützen in Deutschland. Wer das nicht als Kernaufgabe der Sicherheit begreift, ist den Anforderungen der Einwanderungsgesellschaft nicht gewachsen. […..]

(SZ, 19.02.2021)

Die „Gleichgültigkeit sitzt in der Bundesregierung“ urteilt Constanze von Bullion.

Ich fürchte, es ist noch schlimmer. Seehofer ist das Schicksal nicht-weißer und nicht heterosexueller Menschen nicht nur egal, nein er empfindet Freude daran sie zu drangsalieren.

Wir sollten froh sein über seine grundsätzliche Faulheit.

Möge er möglichst viel in seinem Keller Eisenbahn spielen und sich nicht im Amt blicken lassen.

Freitag, 19. Februar 2021

Thematischer Aufbruch in der AfD

Wenn man wie die AfD zu borniert und zu ungebildet ist, um sich wie die anderen Parteien Konzepte zu überlegen und durchzurechnen, kann man dennoch sehr erfolgreich an der Wahlurne abschneiden.

Es reicht vollkommen aus, sich auf den destruktiven Sadismus der gleichgesinnten Wähler zu verlassen.

Sofern der Rechtspopulist vollständig skrupellos ist, von jedem Schamgefühl befreit und keinerlei Hemmungen hat sich nach Herzenslust selbst zu widersprechen, kann er es in jedes europäische Parlament und sogar ins Weiße Haus bringen.

Natürlich erfordert es auch eine gewisse Flexibilität, um immer wieder neue vulnerable Minderheiten zu finden, gegen die man hetzt.

Donald Trump ist in dieser Disziplin der Großmeister und versteht sich prächtig auf das Schüren von Hass in allen Abstufungen -  von „dog whistle“, also mit Codeworten, die nur Teilen seiner Anhängerschaft als Rassismus oder Antisemitismus dechiffrieren können, bis hin zu plumper Agitation mit wüsten Schimpfworten.

Aber auch die AfD zeigte bisher echtes Geschick darin Hass erst ordentlich anzufachen, dann auf der Welle zu reiten und schließlich das Pferd zu wechseln, wenn die Wählerschaft nicht mehr genügend Missfallen und Sadismus wider des zu demütigenden Subjekts empfindet.

Zunächst wetterten die AfD-Größen Lucke, Henkel und Co gegen den Euro, die EU-Mitgliedschaft, die angeblich arbeitsscheuen Südeuropäer.

Als aber irgendwann selbst den blödesten Nationalisten dämmerte, daß eine Rückkehr zur D-Mark zu viele Nachteile hätte und Deutschland ohne seine EU-Mitgliedschaft auch seinen dominierenden Einfluss auf Europa verlöre, sattelten die AfD-Führer geschwind um.

Alle ökonomischen Ansätze wurden flugs unter den Teppich gekehrt und stattdessen zog nationalistisches Gedankengut ein.

Völkisch statt Volkswirtschaft.

Es ging nun gegen Flüchtlinge, gegen den Islam und schließlich immer deutlicher um puren Rassismus.

Jede News-Meldung, in der auch nur im entferntesten Sinne Dunkelhäutige vorkamen – und wenn auch nur als mögliche Involvierte – wurde begeistert hochgepuscht.

Am liebsten sind der AfD Geschichten mit vielen Toten und dabei wiederum am liebsten Kinder oder „deutsche blonde“ Frauen. Darauf lässt sich vortrefflich Honig saugen, indem das Bild des bösen schwarzen Mannes gemalt wird.

Mit diesem zweiten, ab 2015 dominierenden AfD-Themenpark, waren Bernd Höcke und Gauland sogar noch erfolgreicher.

Völkische Sprachbilder, arische Ideologie ließen sich vortrefflich insbesondere in Ostdeutschland inszenieren. AfDler griffen immer ungenierter zu Hitler-Symbolik mit Fackelzügen und Brandanschlägen.

Aber auch die schönste Themenzeit der politisch Braunen ging langsam zu Ende, als einerseits immer weniger Flüchtlinge kamen und andererseits all die düsteren Prognosen nicht nur nicht eingetroffen waren, sondern Deutschland gerade weil es so viele Flüchtlinge aufgenommen hatte, ökonomisch besser dastand als die Nachbarn. Die Integrationsmaßnahmen waren echte Konjunkturpakete und die Wirtschaftsunternehmen lechzen geradezu nach Nachwuchs.

Ganze Branchen – Handwerksbetriebe, Serviceberufe, der medizinische Bereich – wären ohne Migranten sofort pleite.

Das Thema ebbte ab, die AfD sank in den Umfragen.

Aber da kam Corona und wieder einmal sprang die Alternative für Doofe in alter Skrupellosigkeit auf das neue Thema.

Zu Beginn der Pandemie malten die AfD-Parlamentarier das Thema dunkelschwarz, hielten der Regierung empört Untätigkeit vor, forderten drastische Maßnahmen gegen die Seuche aus Asien. Es passte auch zu schön in die vorherigen Forderungskataloge der Kalbitz-Weidel-Bande: Ausländer raus, Grenzschließungen, Abschottung Deutschlands.

Der Lockdown kam, Corona dominierte die Politik der Welt, fast jeder musste sein Alltagsleben ändern.

Amoralisch hochflexibel focht die AfD nun für das diametrale Gegenteil ihrer ersten Forderungen. Nun bestritt sie die Gefährlichkeit des Sars-CoV2, lehnte social distancing, Maskenpflicht und Ladenschließungen ab.

Es entwickelte sich die nun so bekannte Covidioten-Szene, die sofort heftig von der AfD umgarnt wurde.

Nun stehen die Rechtsaußen für den Alu-Hut. Ihnen ist keine noch so abstruse Verschwörungstheorie zu dämlich.

Querdenker, Impfgegner, Anti-Maskers, Attila Hildmann, AfD, Xavier Naidoo sind zu einem einzigen hirnfreien Alu-Amalgam geworden.

Inzwischen haben allerdings ein halbes Dutzend Vakzine Zulassungen der Gesundheitsämter. Naidoos legendäre Prophezeiung aus dem Comedy-Gold-Herman-Interview vom Mai 2020 lautete „Niemand wird sich impfen lassen!“

Wie immer, ist das Gegenteil der Fall: Es herrscht ein ungebrochener Run auf die Vakzine; jeder will sich impfen lassen.

Und so sattelt auch die AfD bald wieder um; Impfgegnerei zieht nicht mehr.

Thomas Richard Deutscher, Neofaschist und Jugendführer der Bayern-AfD. Kennt schon ein gutes neues identitätsstiftendes Thema.

[…..] Thomas Richard Deutscher aus Schwandorf wurde bereits 2016 als Beisitzer in die damals neu gegründete „Jungen Alternative für Deutschland in Ostbayern“ gewählt. Nachdem er dort 2018 erster stellvertretender Vorsitzender wurde, ist er seit 9. März 2019 gemeinsam mit Luis Hill Vorsitzender der JA Ostbayern. […..] Schon seine offiziellen Auftritte im Rahmen von AfD-Veranstaltungen lassen keinen Zweifel an der politischen Einstellung Deutschers. Er ist dem „Flügel“, der extrem rechten Strömung um Björn Höcke innerhalb der AfD, zuzuordnen und hielt das Grußwort, als Höcke im Jahr 2018 in Lappersdorf einen Wahlkampfauftritt hatte.

Dass Deutscher ebenso keinerlei Bestreben hat, sich von extrem rechten Akteuren außerhalb der AfD abzugrenzen, zeigt sich an Fotos, die er nach einem Dultbesuch der Jungen Alternative auf Facebook veröffentlichte. Hier posiert er beispielsweise zusammen mit Kevin Sch. (damals noch Identitäre Bewegung Regensburg). […..] Wie ernst die Begeisterung der jungen Rechten für Waffen werden kann, zeigte sich im Oktober 2018 in Regensburg: Im Nachgang einer gescheiterten AfD-Kundgebung schoss Tim Ballschuh (AfD Sachsen-Anhalt) aus dem Auto mit einer Schreckschusspistole auf Gegendemonstrantinnen. Mit ihm im Auto saß Deutscher, der nach eigener Aussage das Fenster für den Schuss heruntergelassen hatte. Auch außerhalb seiner Aktivitäten in der AfD betätigt sich Deutscher im extrem rechten Umfeld. Als Gitarrist war er Teil der Regensburger Death Metal Band „Slaughterer“, die in ihrem Online-Auftritt keinen Hehl um ihre politische Ideologie macht. Dort beschreibt sie sich selbst als „emerging force to join the fight against islam“ und als „brutally honest – militant – politically incorrect“. Das Cover des angekündigten Albums „Lanius vult“ (dt. „Der Schlächter will“) zeigt offen den Bezug zur Wehrmacht.  […..] Dass die Symbolik und das Auftreten der Band Spiegel der Einstellungen ihrer Mitglieder ist, zeigt unter anderem der Sänger und langjährige Bekannte von Deutscher, Stefan M.. Auf Facebook kommentierte dieser ein Foto des KZ Auschwitz mit dem „Refugee Welcome“-Symbol. […..]

(Regensburg Digital, 05.05.2019)

Der laut Eigenbeschreibung „SolPat“ (solidarische Patriot) und Traditionalist, sowie AfD-Stadtrat Schwandorf wittert womöglich das neue große AfD-Thema:
Masturbation!

Ihm wird nämlich viel zu viel gewichst.

Davon wird aber neben den bekannten Nebenwirkungen Verlust des Augenlichts und Rückgratschwächung auch die Männlichkeit ausgetrieben.

[….] Diese [Onanie]  solle deswegen "generell eingestellt werden, da sie einen der schöpferischen Energie, vieler Nährstoffe und männlichen Kraft beraubt." Die These reiht sich nahtlos in die Ideologie der nur teilweise ernst gemeinten "no fap"-Bewegung ein. […..]

(Heute.at, 19.02.2021)

Für die Männerpartei AfD sind weichgewichste Nudeln schlimmer als Gendersternchen.

 […..] was könnte [Junge Alternative, JA] tun, um die Herzen der jungen Leute zu erwärmen und so richtig toll anzukommen in ihrer Generation? Richtig, sie könnte vor den gesundheitlichen Gefahren des Onanierens warnen und die Devise ausgeben: Hände bitte stets über der Bettdecke! Das tat zumindest kürzlich Thomas Deutscher, stellvertretender JA-Vorsitzender in Bayern und AfD-Stadtrat im oberpfälzischen Schwandorf. Auf seinem Facebookprofil zeigte er eine Karikatur von Männern verschiedenen Alters, Masturbierende wie Enthaltsame. Erstere ausgezehrt, buckelig und dümmlich dreinblickend, Letztere stolz, stattlich und gesund. "Es" (also die Selbstbefriedigung), berichtet Deutscher, habe heutzutage "Ausmaße angenommen, die weit über die ,natürlichen Bedürfnisse' hinausgehen". […..] Privatmeinung oder Programm beim AfD-Nachwuchs? Deutscher lässt eine Anfrage der SZ dazu unbeantwortet. Jüngst bei einer Tagung hat sich die JA Bayern zumindest nicht mit innerlichem Druck beschäftigt. Sondern laut Mitteilung mit "Druck von außen", wie dem Verfassungsschutz oder einer "Zensur" im Netz. Dem wolle man auf gar keinen Fall nachgeben. […..]

(Johann Osel, SZ, 18.02.2021)

 



Donnerstag, 18. Februar 2021

Vorbild Trump

Wenn ein US-Bundesstaat wie Texas so lange so konservativ regiert wird, verschwindet jede Rationalität aus den Regierungsentscheidungen. Gouverneur Greg Abbot ist Hardcore-Trumpist und richtet sein Handeln streng ideologische wider die Wissenschaft aus.

Als reicher Ölstaat, der immer wieder mit Abspaltung von der USA droht, unterhält Texas als einziger US-Staat sein eigenes Stromnetz.

Seit einigen Tagen gibt es einen heftigen Wintereinbruch mit Temperaturen bis zu -18°C In Texas. Die meisten Häuser sind aber schlecht bis gar nicht isoliert und verfügen über keine guten Heizungen.

So erzeugen die GOP-Wähler ihre Wärme hauptsächlich elektrisch über Heizlüfter, Ölradiatoren oder auch Herd und Backofen.

So brach das Stromnetz erwartungsgemäß zusammen und nun hocken Millionen Texaner bei eisigen Temperaturen ohne Elektrizität frierend in ihren dunklen Buden. Millionen Menschen sind außerdem von der Wasserversorgung abgeschnitten; es gibt bisher drei Dutzend Kälte-Tote.

 

Der irre Abbot, der das Stromdebakel zu verantworten hat, geht in Full-Trump-Mode und beschuldigt Bidens Green-Deal. Ein Plan zur Abkehr von fossilen Energieträgern, der noch gar nicht in Kraft ist.

Die Windmühlen sind schuld; Abbots Guru IQ45 hatte bekanntlich Windenergie-Anlagen als krebsverursachend gebrandmarkt.

Der Gouverneur macht sie nun für die Stromausfälle verantwortlich, obwohl in seinem Bundesstaat weniger als 10% des Stroms erneuerbar erzeugt werden.

Trotz der vier Trump-Jahre staune ich immer noch über die tolldreiste und schamlose Verlogenheit der GOPer.

[…..] Das Desaster rührt an das Selbstverständnis des Energiestaats Texas, des größten Öl- und Gasproduzenten der USA, und es hat einen Streit über die Ursachen ausgelöst. […..]  Bei einem Auftritt beim rechten Sender Fox News legte sich der Gouverneur auf eine einzige Fehlerquelle fest: Es seien die erneuerbaren Energien, die versagt hätten. "Das beweist, dass fossile Brennstoffe nötig sind, damit wir unsere Häuser im Winter heizen und im Sommer kühlen können." Und es beweise auch, dass der von den Demokraten geforderte Green New Deal, der einen Ausbau der erneuerbaren Energien vorsieht, "ein tödlicher Deal" sei - ganz so, als regierten in Texas nicht seit Jahrzehnten die Republikaner.     Andere konservative Politiker und Kommentatoren geben die Schuld direkt den Windrädern, die mancherorts eingefroren waren. "Diese hässlichen Windräder sind der Hauptgrund, warum wir Blackouts haben", sagte der Landwirtschaftsminister von Texas, Sid Miller.    Für diese Darstellung gab es seither viel Kritik. Nach Angaben des Netzbetreibers Electric Reliability Council of Texas (Ercot) macht die Windkraft im Winter nur sieben Prozent der Stromkapazität des Bundesstaates aus. 80 Prozent stammen dagegen aus Gas-, Kohle- und Atomkraftwerken. Auf diese Energieträger entfielen laut Ercot fast zwei Drittel der Ausfälle, weil auch diese von der arktischen Kälte direkt betroffen sind: Pipelines, Pumpen und Bohrtürme sind eingefroren, ein Atomkraftwerk musste den Betrieb kältebedingt herunterfahren.   […..] Viele Experten sehen die Ursache für die Krise nicht bei einzelnen Energieträgern, sondern bei den fehlenden Investitionen in das texanische Stromnetz. Dieses ist nicht an die Verbindungsnetze der anderen Bundesstaaten östlich und westlich der Rocky Mountains angeschlossen. […..]

(Alan Cassidy, 18.02.2021)

Der bekannteste und berüchtigtste texanische Politiker, Trumps extremster Speichellecker und Klimawandel-Leugner US-Senator Ted Cruz, weiß was zu tun ist, während sein Staat im Chaos versinkt, Millionen verzweifelt frieren, hungern und sterben:

Er setzt sich ins sonnig-tropische Cancún in Mexico ab. Hauptsache, er selbst hat es schön warm.

[…..] Mindestens 37 Menschen sind im US-Bundesstaat Texas wegen eines heftigen Wintereinbruchs ums Leben gekommen, nach schweren Stürmen sind Hunderttausende Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten. In solch einer Lage könnten sich die örtlichen Politiker als Krisenmanager bewähren. Der republikanische Senator Ted Cruz hatte offenbar andere Pläne – und steht deshalb nun massiv in der Kritik.   Der Spitzenpolitiker reiste laut übereinstimmenden Berichten – etwa von CNN, der Nachrichtenagentur AP, der »New York Times« und Fox News – für einen Urlaub ins mexikanische Cancún. […..] Pikant ist, dass Cruz sich der angespannten Lage in Texas absolut bewusst war. Er warnte noch am Montag in einem Radiointerview eindringlich vor den Gefahren des Wintereinbruchs. »Riskieren Sie es nicht. Bringen Sie ihre Familie in Sicherheit, bleiben sie zu Hause und umarmen Sie ihre Kinder«, wird Cruz zitiert.  

Pikant ist auch ein Vorfall aus dem Dezember. Damals hatte Cruz den demokratischen Bürgermeister der Stadt Austin, Stephen Adler, attackiert. Adler war ins mexikanische Cabo San Lucas gereist, nachdem er die Bevölkerung aufgerufen hatte, wegen der Corona-Pandemie zu Hause zu bleiben. »Heuchler«, schrieb Cruz damals, »völlige Heuchler«.[…..]

(SPON, 18.02.2021)

 

Mittwoch, 17. Februar 2021

Spahn, Du nervst.

In großen Krisen guckt man natürlich auf die Regierungsspitzen, hört den Ministern zu, wartet auch offizielle Verlautbarungen und die Darlegung von Plänen.

Man möchte schließlich wissen, wie es weitergeht.

Während einer weltweiten Pandemie mit Millionen Toten und Lockdown des wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Lebens blickt man insbesondere auf den Gesundheitsminister. Dieser verbreitet nun Zuversicht und verspricht etwas, das man gern hört: Schnelltest für Zu Hause und für jeden.

[……] Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will von März an allen Bürgern kostenlose Corona-Schnelltests anbieten. So soll verhindert werden, dass sich das Virus in der Bevölkerung wieder rasch ausbreitet, wenn die Beschränkungen des öffentlichen Lebens gelockert werden. Die Tests seien mittlerweile "ausreichend am Markt verfügbar", teilte Spahn auf Twitter mit. [……]

(SZ, 17.02.2021)

Wow, das würde in der Tat das Leben erheblich vereinfachen, wenn man immer genau wüßte, wer infiziert ist.

Das Problem ist nur, daß wir nach drei Jahren Minister Spahn wissen, was von seinen Versprechen und Ankündigungen zu halten ist. Nämlich gar nichts.

2018 hatte Spahn angesichts des dramatischen Pflegepersonal-Mangels 13.000 neue Altenpfleger als Soforthilfe versprochen.

Es blieb aber bei dem Versprechen. Spahn kümmerte sich nie darum und bis heute gibt es diese Pfleger nicht.

(…..) Bei seinen Kernaufgaben, als beispielsweise den dramatischen Medikamenten-Engpässen oder den 150.000 fehlenden Pflegekräften geht schon gar nichts voran.

Die Marke von 150.000 zusätzlichen Pflegern aus dem Ausland (daß man deutsche Fachkräfte angemessen bezahlen könnte, so daß das ein für mehr Menschen attraktiver Beruf wird, kommt Spahn gar nicht in den Sinn) hat er ganz knapp verfehlt. Etwas unter 5.800 sind es innerhalb der letzten SIEBEN JAHRE geworden.

[…..] So sind in den vergangenen Jahren 5797 Pflegekräfte über ein spezielles Programm aus Bosnien und Herzegowina, Serbien, den Philippinen und Tunesien nach Deutschland gekommen.   Davon wurden seit 2013 3577 Menschen direkt an Arbeitgeber vermittelt, 2220 sind ohne Vermittlung eingereist und haben eine Arbeit als Pflegekraft aufgenommen. Zudem besuchen derzeit in Vietnam 107 Personen einen Deutschsprachkurs, sie sollen ab Mitte 2020 nach Deutschland kommen. Mehr als die Hälfte der eingereisten Pflegekräfte kommt aus den Philippinen. […..]

(SZ, 29.01.2020)

Offenbar nutzt Spahn seine Zeit lieber, um mit Grenell und Kurz anzubändeln, sich mit Rechtsextremen zu treffen und ultrakonservative Seilschaften zu knüpfen. (…..)

(Sehr viel heiße Luft, 31.02.2020)

Spahns Glaubwürdigkeit bewegt sich irgendwo zwischen Pinocchio und Trump.

(…..) Sachpolitik simuliert er aber nur; die meisten seiner Ideen und Vorhaben werden ohnehin nie umgesetzt. Die betroffenen Bürger haben also rein gar nichts davon. Aber das ist auch unnötig, da Spahns Ministeramt ohnehin nur der Befriedigung seiner Eitelkeit dient, ihm Bekanntheit verschaffen und so für höhere Aufgaben empfehlen soll.    Seine in der rechten Presse gefeierten Bemühungen für die 3,4 Millionen Pflegebedürftigen nutzt den Betroffenen also rein gar nichts

Kranke Menschen sind dem Gesundheitsminister, der erfrischend ehrlich sagt, er habe auch keine Lust seine eigenen Eltern zu pflegen, vollkommen egal.

(….) Und eins muss man sagen, Spahn schafft was weg (Merkel): Ein gutes Jahr nach seiner Ankündigung bundesweit 13.000 zusätzliche Pfleger einzustellen (gebraucht werden mindestens 50.000 Zusätzliche), hat er bundesweit schon fast 300 Neueinstellungen geschafft! Yippie, wenn das in dem Tempo weitergeht, sind die 13.000 Stellen in etwa 43 Jahren, also 2062 besetzt. Die 50.000 benötigten Kräfte wären dann im Jahr 2186 einsatzbereit. (….)

(Geld oder berufliches Ansehen, 31.08.2019)

(Realistische Kosten, 22.11.2019)

Seine Corona-bezogenen Ankündigungen sind genauso haltlos und verlogen, wie seine sonstigen Ministerversprechen.

(…..) Im September und Oktober behauptete Spahn, es werde keinen weiteren Lockdown, keine gesperrten Seniorenheime geben. Er richtete sich seine Multimillionen-Oligarchenvilla ein und so gibt es 10 Monate nach Beginn der Pandemie immer noch nicht genügend FFP-Masken.

Auch das nächste Mega-Problem, das sich seit Monaten ankündigt, verschläft Spahn: Wie soll man 80% der Deutschen impfen, wenn Covidioten und Impfgegner erfolgreich dagegen agitieren?

[…..]  Wo ist die Impfkampagne der Bundesregierung?  […..]  Albrecht Broemme, der Ex-Chef des Technischen Hilfswerks und jetzige Koordinator für den Aufbau der Impfzentren in Berlin, hat kürzlich ein Worst-Case-Szenario beschrieben: Der Corona-Impfstoff sei da, er könne aufgrund logistischer Probleme aber nicht verimpft werden. Dann sei, so Broemme in seiner direkten Berliner Art, „die Kacke am Dampfen“.  […..]   Es fehlt: die von der Bundesregierung angekündigte Impfkampagne. Offenbar glaubt sie, die älteren Menschen würden bei der Impfung schon brav mitmachen. Das ist eine Form der Bevormundung – und dazu auch noch ein fahrlässiges Versäumnis.   Sicher, wer Krankheiten wie Tuberkulose noch selbst erlebt hat, hat eine eher positive Einstellung zum Impfen. Aber die Skepsis gegenüber den in Rekordzeit entwickelten Vakzinen ist überall weitverbreitet. [….]

(Tim Szent-Ivanyi, RND, 23.12.2020)

Spahns sagenhafte Unfähigkeit kostet Menschenleben. (…..)

(Totalversager im Schatten, 22.12.2021)

Und nun also mal wieder ein Spahn-Versprechen; Schnelltests für alle.

Wenn Spahn das sagt, ist schon mal eins klar: Das wird nie etwas.

[….] Ein ziemlich leeres Spahn-Versprechen

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mag Versprechen – und im Brechen ist er auch gut. Nicht gerade hilfreich, angesichts der ohnehin großen Verunsicherung in der Bevölkerung. So versprach er dem Einzelhandel im September, „mit dem Wissen heute“ keine Läden und Friseure mehr dichtzumachen. Seit Wochen sind die Geschäfte nun wieder geschlossen. Spahn versprach, alle Bewohner von Pflegeheimen bis Mitte Februar durchzuimpfen – noch immer warten Senioren auf ihre Dosis. [….] 

(Mopo, 17.02.2021)

Dienstag, 16. Februar 2021

Nervöse Grüne und Schwarze

Ist das immer noch demoskopische Stagnation oder doch schon eine ganz leichte Aufwärtsbewegung?

Emnid, GMS und INSA messen derzeit 17% für die Scholz-SPD in der Bundestagswahl-Sonntagsfrage.

Als Sozialdemokrat ist man Kummer gewöhnt, aber es frustriert natürlich, daß die Sozis im Wahljahr mal wieder drastisch hinten liegen, obwohl sie diesmal doch alles richtig gemacht haben. Frühzeitige Festlegung auf einen Kanzlerkandidaten. Ohne Chaos. Der Kandidat ist Partei-intern unumstritten, hat die besten demoskopischen Werte aller Sozis in der Gesamtbevölkerung, seine Kompetenz ist unumstritten. Die S-Bundesminister leisten fast durchweg ausgezeichnete Arbeit, die C-Minister versagen fast ausschließlich.

Aber 17%, da gibt es keine zwei Meinungen, sind noch ein Stückchen von Gerhard Schröder 1998er 41%-Regierungsauftrag entfernt.

Dabei lassen sich 1998 und 2021 durchaus vergleichen; denn in beiden Fällen neigt(e) sich eine 16-Jährige lähmend-bräsige CDU-Kanzlerschaft ihrem Ende zu.

Glücklicherweise lassen sich Umfragedaten immer auch mit einem anderen Spin versehen. Mit einigen virtuosen Relationen erscheinen 17% durchaus positiv.

Immerhin ist der Abwärtstrend gestoppt.

Im gesamten zweiten Halbjahr 2019 lagen die Grünen stabil über 25%, kroch die SPD bei 13%. Die Grünen waren doppelt so stark wie die Sozis, träumten davon in einer grünschwarzen Habeck-Söder-Koalition als Seniorpartner den Kanzler zu stellen.

Der grüne Vorsprung ist im Februar 21 fast vollständig dahin. Rote und Grüne liegen gleichauf; er von beiden stärker durchs Ziel gehen wird, läßt sich noch nicht abschätzen.

Zwei Jahre vor den Bundestagswahlen schwebten die Grünen im inhaltslosen Raum, während sich die SPD mit praktischer Politik für die Bürger mühte.

Im  Wahljahr dämmert Teilen des Urnenpöbels aber offensichtlich die Notwendigkeit von konkreten Ideen und Plänen.

Schon haben die Sozis sich Umwelt- und Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben; weil die Grünen ihre ursprüngliche Kernthematik a priori ihren geliebten CDU/CSU-Koalitionen opfern.

Hinzu kommen schwere parteitaktische Fehler aus der 2020 großzügig erweiterten Grünen-Zentrale.

Annalena Baerbock wetterte in der jüngsten Anne-Will-Sendung populistisch für Schulöffnungen – „wir verlieren unsere Kinder“ – an die Adresse des anwesenden Olaf Scholz.

Ein klassisches Eigentor der Obergrünen. Der Bund hat keine Zuständigkeit für Schulen. Bildungspolitik ist Ländersache. In zehn von 16 Bundesländern regieren aber die Grünen.

Noch schädlicher dürfte die von den Hamburger Grünen angefachte Debatte um Baugenehmigungen für Eigenheime sein. Die Grünen wollen keine Baugenehmigungen mehr für Einfamilienhäuser erteilen. Der Bundestagsfraktionsvorsitzende Hofreiter unterstrich diese Ansicht im SPIEGEL-Gespräch – unterstützt vom Linkenchef Riexinger.

Es ist die klassische „5 DM für den Liter Sprit“-Falle. Es ist sachlich und ökologisch richtig auf Mehrfamilienhäuser zu setzen.

Aber es ist politisch unklug so etwas ausgerechnet im Wahljahr heraus zu posaunen. Der Traum vom Eigenheim ist der klassische deutsche Fetisch; womöglich sogar noch wichtiger als das Recht auf sinnloses Autobahn-Rasen. Zudem sind die Grünen-Wähler inzwischen so wohlhabend, daß sich unter ihnen der höchste Prozentsatz von Immobilienbesitzern befindet.

Außerdem haben die Grünen einen weiteren Effekt nicht bedacht – wenn ihrem Wunsch gemäß keine Baugenehmigungen mehr für Einfamilienhäusern erteilt werden, bedeutet das automatisch einen gewaltigen Wertzuwachs für die bestehenden Einzelhäuser. So werden Reiche schlagartig noch reicher und der Immobilienmarkt wird sich noch dramatischer von den finanziellen Möglichkeiten der Wohnungssuchenden entfernen.

Begeistert stürzen sich die Schwarzen auf die Grüne Eselei und haben nach dem Veggie-Day wieder ein populistisches Wahlkampfelement gefunden.

[…..] Da nütze es den Grünen auch nichts, dass Hofreiter im Interview klar macht, dass er nicht für ein Verbot von Einfamilienhäusern ist. Der Streit darum reicht bereits. „Es ist ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt diese Debatte anzufangen“, so Wiesendahl.  „Wir haben Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Das sind Häusle-Bauer-Länder. Das heißt, Hofreiter trifft dort einen bürgerlichen Kern von Wählern, die sicherlich durch diese Debatte abgeschreckt werden.“    […..] So twitterte der Generalsekretär der CDU, Paul Ziemiak, mit Blick auf das Hofreiter-Interview: „Dieser familienfeindliche Vorschlag ist nun auch im Herzen der Bundes-Grünen angekommen. Muss man wissen.“ Hofreiter zeige „exemplarisch für die Grünen deren gestörtes Verhältnis zum Eigentum und der Lebensrealität im ländlichen Raum“, ätzte der thüringische Landesvorsitzende Christian Hirte (CDU). […..]

(MoPo, 16.02.2021)

Und so liegen die Grünen nicht mehr auf Augenhöhe mit der CDUCSU, sondern mit der SPD.

Die Union ist demoskopisch enteilt. Das liegt weitgehend an Angela Merkel, die von vielen SPD-Wählern geliebt wird, die aber nicht mehr antritt.

Ihr Pandemie-Handling wird immer kritischer gesehen; insbesondere weil die anderen C-Größen Seehofer, Spahn, Altmaier und von der Leyen so extrem versagen.

Was ist eigentlich, wenn den Wählern bewußt wird, in der Bundestagswahl nicht zwischen Merkel und Scholz, sondern zwischen Habeck, Scholz und mutmaßlich Laschet auswählen zu müssen.

Bundeskanzler Laschet?    Der NRW-Ministerpräsident wird vom ultrakonservativen homophoben Dunkelkatholiken und Opus-Dei-Schüler Nathanael Liminski geleitet; eine schockierende Tatsache, die den meisten Wählern noch gar nicht bewußt ist.

(….) Hat man [Hendryk Broder] allerdings zufällig auf seiner Seite, sind seine Formulierungen ein absoluter Genuß.
Wenn er in seiner ruhigen Art in einer Talkshow sitzt und anwesenden Bischöfe zur Weißglut bringt, gefällt mir das natürlich.

Unvergessen, als er im Februar 2009 in Illners Schwatzrunde die „affirmative Schleimerei“ des Papst-Bewunderers Nathanael Liminski (23) von der "Generation Benedikt" beklagte.

Der anwesende Bischof (ich glaube es war Jaschke) warf ihm vor den „interreligiösen Dialog“ zu sabotieren, worauf Broder entgegnete er müsse sich diesbezüglich keine Vorhaltungen machen lassen, er führe den „interreligiösen Dialog“ jeden Tag, da er mit einer Katholikin verheiratet sei - das solle der Bischof ihm erst einmal nachmachen. (…..)

(Tammox I, 14.08.2010)

Will man einen von Liminski gesteuerten Laschet wirklich als Kanzler?

Armin Laschet ist ganz offensichtlich intellektuell dabei überfordert sein Bundesland durch eine Pandemie zu steuern.

[….] Wenn Angela Merkel auf Kritik angesprochen wird, antwortet sie mit einem langen Satz, an dessen Ende man nicht mehr weiß, was die Kritik war. Wenn Gerhard Schröder, ihr Vorgänger als Kanzler, auf Kritik angesprochen wurde, tat er gern so, als kenne er den Namen des Kritikers gar nicht: Bitte wer? Wenn Armin Laschet sich mit Kritik konfrontiert sieht, wirkt er, als hätte man ihn persönlich beleidigt.    Kürzlich platzte ihm in einer Videokonferenz mit Merkel und den anderen Ministerpräsidenten der Kragen. Sein Parteifreund, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, hatte angeregt, die Geschäfte noch länger geschlossen zu lassen, Laschet wollte sich gar nicht mehr einkriegen, bis die Kanzlerin ihn beruhigte: "Armin, alle können sehen, wie du dich aufregst."   Doch auch auf Merkel reagierte Laschet in dieser Schalte gereizt. Als sie, wieder einmal, die wissenschaftlichen Kriterien referierte, an denen man die Entscheidung über Lockerungen festmache, unter anderem die sogenannte R-Zahl, fragte Laschet: "Was ist jetzt wieder dieses R?", so wird er von Teilnehmern zitiert. [….]

(DER SPIEGEL, 02.05.2020)

Neun Monate und viele Zehntausende Tote später scheint Ministerpräsident Laschet immer noch nicht mit den simpelsten Pandemie-Kernbegriffen vertraut zu sein und plappert sich populistisch um Kopf und Kragen.

Der Mann, der schon während eines Telefoninterviews in einen Hotel-Pool plumpste und vertuschte, daß er die Hausarbeiten seiner Studenten verloren hatte, indem er sich einfach Zensuren ausdachte und dabei auch Diejenigen bewertete, die gar nicht bei der Klausur anwesend waren, ist privat ein bißchen schusselig.

So ein Tapsigkeit mag bei einem netten alleinstehenden Nachbarn ganz sympathisch sein. Wenn er allerdings auch erzkatholischer Religiot ist und das größte Bundesland mit ähnlichen Fehlleistungen regiert, wird es brenzlig.

Der soll Bundeskanzler werden?

Der Mann mäandert sinnfrei durch eine myriadenfach tödliche Pandemie.

[….] Heute so, morgen so  […..] Vor Kurzem rief Armin Laschet noch zur Vorsicht im Umgang mit Corona auf – jetzt klagt er über vermeintlich erfundene Grenzwerte und warnt davor, Bürger wie »unmündige Kinder« zu behandeln. […..] Im Parlament in Düsseldorf verteidigt der NRW-Ministerpräsident den jüngsten Deal. Immer mal hatte Laschet – vor allem während der ersten Corona-Welle – so agiert, als sei er der liberalste Pandemiebekämpfer Deutschlands. Damals rieb er sich an der Kanzlerin, am bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und an all jenen, die auf eine besonders strenge Linie drängten.   An jenem Donnerstag aber ist Laschet der Mahner.   Man wisse nicht, wie die Virusmutationen am Ende wirkten, sagt der neugewählte CDU-Chef. »Deshalb ist die Vorsicht weiterhin das Richtige, was wir in diesen Tagen tun.« Und was ist mit den Rufen nach langfristigen Öffnungsstrategien? Es sei »eine Illusion«, sagt Laschet, »zu glauben, man könnte das Schritt für Schritt so planen«.  […..] Vier Tage später, Montag, wieder ein Laschet-Auftritt.  […..] Laschet ist jetzt der Lockerer.   […..] »Populär ist, glaube ich, immer noch die Haltung, alles verbieten, streng sein, die Bürger behandeln wie unmündige Kinder«, beklagt Laschet.   Aber: »Wir können unser ganzes Leben nicht nur an Inzidenzwerten abmessen.«   Auch hier mahnt er abermals Vorsicht an – sagt allerdings dann: Genauso müsse man »all die anderen Schäden« im Blick haben – für die Gesellschaft, die Wirtschaft, für Selbstständige oder die Kultur.

Laschet klingt nun wieder wie früher. Nur: Was gilt denn nun?   […..] SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil wirft Laschet einen »Schlingerkurs« vor. »Armin Laschet legt die gefühlt 50. Wendung in seiner Corona-Politik hin und gibt jetzt den großen Kritiker der Politik, die er doch eigentlich selbst mitträgt«, sagt er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. […..]

(SPON, 16.02.2021)

Die mächtige rechts-neoliberale Lobbyorganisation Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) wird angesichts des debakulierenden Vorstellung ihrer CDU-Freunde so nervös, daß sie viel Geld in die Hand nimmt, um heute in extrem teuren ganzseitigen Anzeigen vor Olaf Scholz zu warnen.

Wenn die INSM vor dem SPD-Kandidaten zittert, bin ich als Sozialdemokrat zufrieden. Es ist ein Ritterschlag und bedeutet „alles richtig gemacht“.

Noch ist die Bundestagswahl 2021 nicht verloren für die SPD.

Montag, 15. Februar 2021

Republikanische Huhn-Ei-Problematik

Nach dem „Freispruch Zweiter Klasse“ für Donald Trump gehen weltweit die Kommentatoren hart mit den Republikanern ins Gericht.

Selbst die konservativsten Analysten sind entsetzt über den Abgrund von Amoral und Feigheit der GOP-Senatoren.

Der liberale Amerika-Korrespondent der SZ kann keinen Funken Hoffnung mehr für die GOP aufbringen.

[……] Die Republikaner sind nicht mehr zu retten. [……]

  Das schändlichste Verhalten eines Präsidenten und die besten Beweise dafür reichen nicht für einen Schuldspruch, wenn es genügend Abgeordnete und Senatoren gibt, die, aus welchen Gründen auch immer, kein politisches Interesse an einer Verurteilung haben.  Genau das ist in dieser Woche in Washington passiert. Hat Donald Trump den Mob aufgehetzt, der am 6. Januar das Kapitol gestürmt hat? Natürlich. Haben die Demokraten das bewiesen? Absolut. Hätte Trump daher wegen "Anstiftung zum Aufstand" verurteilt werden können und müssen? Auf jeden Fall. [……] Aber er wurde eben nicht verurteilt. Nur sieben der 50 republikanischen Senatorinnen und Senatoren schlossen sich den Demokraten an und stimmten für ein Schuldurteil. [……]  Was soll man machen, wenn die Republikaner Trump partout nicht zur Rechenschaft ziehen wollen? Eine der absurdesten Vorstellungen des Prozesses lieferte der republikanische Fraktionschef im Senat, Mitch McConnell ab. "Nicht schuldig", tönte er in den Saal, als über das Urteil abgestimmt wurde. Ein paar Minuten später legte er dann in einer eloquenten Rede dar, dass Trump den Mob am 6. Januar natürlich zu Gewalt angestachelt habe. Zynischer und opportunistischer kann man Politik eigentlich kaum betreiben. [……] Gegen böse politische Geister wie Donald Trump gibt es in einer Demokratie nur eine Abhilfe - Wahlen. Es ist Aufgabe der republikanischen Wähler zu verhindern, dass Trump je wieder ihr Präsidentschaftskandidat wird. Und es ist, wenn die Republikaner dabei wieder versagen, Aufgabe der amerikanischen Wähler zu verhindern, dass Trump noch einmal Präsident wird. [….]

(Hubert Wetzel, 14.02.2021)

Nun könnten nur noch die amerikanischen Wähler die Nation retten.

Für die rechten Funke-Zeitungen schreibt Leitartikler Dirk Hautkapp aus der Zentralredaktion eine Abrechnung.

[….] Donald Trump wollte einen durch seine ureigene Agitation groß und rasend gewordenen Mob als Brechstange gegen das Staatsgefüge einsetzen. [….]   Daß der alleinige Urheber dieses nur durch glückliche Umstände gescheiterten Coup-Versuchs  dafür nicht die ganze Härte des parlamentarischen Sanktionskastens zu spüren bekommt, ist Ausdruck eines Systems, in dem die Republikaner von Wächtern zu Totengräbern der Demokratie mutiert sind. [….]

Dass nur sieben von 50 Konservativen mit den Demokraten stimmten, die im Gegensatz zu Trumps fürchterlichen Winkeladvokaten eine lückenlose Beweiskette aufboten, zeigt die Dimension des moralischen Bankrotts einer Partei, die sich heute zu wesentlichen Teilen rechtsradikalen „Proud Boys“ und Verschwörungstheoretikern wie QAnon mehr verpflichtet fühlt als Abraham Lincoln. [….]   Aber ohne die rückstandslose Ausbootung Trumps und die unmissverständliche Abgrenzung von sämtlichen Extremisten, man kann auch von Inlandsterroristen sprechen, kann die „Grand Old Party“ nicht gesunden. [….]

(WAZ/Abla/Morgenpost, etc, 15.02.2021)

Die Hoffnung auf Mut, Einsicht und Anstand bei der GOP gibt Hautkapp auf.

Stattdessen setzt er auf die Überzeugungskraft Joe Bidens. Durch erfolgreiches Regieren könne er große Teile der 74 Millionen Trump-Wähler eines Besseren belehren. Die würden dem Trumpismus abschwören und die feigen Republikaner bei den nächsten Wahlen abstrafen.

 

Wetzel und Hautkapp hoffen auf den Einfluss der vernünftigeren konservativen Wähler auf die radikalen GOP-Abgeordneten.

Sie sehen offenbar die Parlamentarier als Antreiber des faschistoiden Extremismus und der Irrationalität.

Tatsächlich gibt es unter ihnen absolute Fanatiker – Cruz, Hawley, Jordan, Greene, Gaetz, Brooks, McCarthy – die wie einst Goebbels die Wähler aufhetzen, sie regelrecht zu Gewalt, Unfrieden und antidemokratischen Verhalten jagen.

Stimmte dieser Einfluss-Vektor, der von Parlamentariern auf die Wähler zeigt, könnten sich die amerikanischen Bürger dieser Kraft des Bösen widersetzen, indem sie einfach nicht mehr die rechten Fanatiker der GOP in ihre Ämter wählen.

In Wahrheit ist es aber mindestens eins wechselseitiger Einfluss. Trump, FOX, Cruz, Hawley, Jordan, Greene, Gaetz, Brooks, McCarthy treiben die Wähler nach rechts.

Aber meiner Ansicht nach treiben die ihrerseits von social media und ultrarechten Verschwörungssendern Breitbart, FOX, Newsmax und OAN aufgehetzten Wähler die republikanischen Politiker nach rechts.


Die GOP-Basis ist so radikal ungebildet, rassistisch und rechtsextrem, daß GOP-Politiker, die einen Hauch von Anstand zeigen, in ihren Wahlkreisen sofort einen Aufstand fürchten müssen.

Zuletzt erlebte das die ultrakonservative Liz Cheney, Tochter des GOP-Rechtsaußens Dick Cheney, der als Vizepräsident Hauptkriegstreiber war.

Cheney steht in jeder politischen Frage am äußersten rechten Rand des Parteispektrums.

Als sie aber für das zweite Trump-Impeachment stimmte, machte die fanatische Trump-Basis Jagd auf sie. Don Junior und Matt Gaetz fielen in ihrem  ultrakonservativen Bundestaats Wyoming ein und mischten die Basis so auf, daß Cheney womöglich auch bald durch einen QAnon-Fanatiker ersetzt wird, der an von Juden gesteuerte Space-Laser als Ursache für Waldbrände glaubt und voller Überzeugung berichtet, wie demokratische Parteigrößen in geheimen Kellern Kinder gefangen halten und aussaugen.

Marjorie Taylor Greene, die neue Ikone das absoluten GOP-Wahnsinns läßt frühere Schock-Gestalten wie Michele Bachmann und Sarah Palin wie hochgebildete Liberale wirken.

Ihre Ansichten sind aber lange bekannt und dennoch wurde sie mit 75% in ihrem Wahlkreis Rome, GA in den US-Kongress gewählt.

Bei so einer endgültig und unrettbar debilen Bevölkerung sind Hauptkapps und Wetzels Hoffnungen auf die amerikanischen Wähler, die die GOP zur Vernunft zwingen könnten, a priori zum Scheitern verurteilt.

Diese Menschen sind nicht heilbar und schon gar nicht belehrbar. Sie sind tatsächlich böse und borniert.

Da hilft nur selbstverschuldetes evolutionäres Ausmendeln, weil sie keine Masken tragen und Masken verweigern. Weil sie sich Opioide in die Venen jagen, ihre Geschwister heiraten, betrunken schon jedem Dreijährigen automatische Waffen in die Hand drücken, weil sie Junkfood fressen, oder durch ihre radikale Ablehnung einer Krankenversicherung in einen frühen Tod gehen.

Oder ein Meteorit.

René Pfister vom SPIEGEL besuchte wie so viele andere staunende Journalisten aus aller Welt Greenes Wahlkreis in Georgia. So viel kann ich verraten: Weite Teile der Bevölkerung sind so radikal verblödet, daß sie sich niemals von Greene und Trump distanzieren werden.

 

[…..]  Im No­vem­ber wähl­te der 14. Be­zirk Geor­gi­as Mar­jo­rie Tay­lor Gree­ne als neue Ab­ge­ord­ne­te für den Kon­gress, und seit­her fal­len Re­por­ter in die Stadt mit ih­ren 36 000 Ein­woh­nern ein, als wäre dort ein Ufo ge­lan­det. Sie be­stel­len ei­nen Lat­te an der Broad Street und fra­gen die Pas­san­ten, wie sie auf die Idee kom­men konn­ten, eine Frau zu wäh­len, die Nan­cy Pe­lo­si, der Che­fin der De­mo­kra­ten im Re­prä­sen­tan­ten­haus, eine Ku­gel in den Kopf wünsch­te. Und die der Mei­nung war, in Wa­shing­ton re­gie­re eine sa­ta­ni­sche Sek­te, die Kin­dern das Blut ab­zapft.
Seit sich Do­nald Trump in sein Gol­f­re­sort in Flo­ri­da ver­zo­gen hat, ist Mar­jo­rie Tay­lor Gree­ne der neue Star der Rech­ten in Ame­ri­ka. Gree­ne hat sich ein Haus in Rome ge­kauft, ei­ner Stadt, in der die Re­stau­rants trotz Pan­de­mie schon zum Früh­stück rap­pel­voll sind. Es hat hier in der Ge­gend kaum je­man­den ge­stört, als mit­ten in Gree­nes Wahl­kampf ein Vi­deo auf­tauch­te, in dem sie Black-Li­ves-Mat­ter-Ak­ti­vis­ten mit Neo­na­zis ver­glich und sag­te, wer den Is­lam und die Scha­ria möge, soll­te am bes­ten gar nicht in die USA kom­men, son­dern da blei­ben, wo »ihr eine Men­ge Frau­en, Zie­gen und Scha­fe ha­ben könnt«. Bei der Wahl am 3. No­vem­ber schlug Gree­ne ih­ren de­mo­kra­ti­schen Ge­gen­kan­di­da­ten mit 74,7 Pro­zent der Stim­men.
[…..]  Kath­le­en Thor­man blin­zelt ei­nen Tag da­nach in die mil­de Win­ter­son­ne Geor­gi­as und sagt, Sor­gen be­rei­te­ten ihr die Wor­te des neu­en Prä­si­den­ten, nicht die von Mar­jo­rie Tay­lor Gree­ne. »Wir brau­chen je­man­den, der Ame­ri­ka schützt und uns vor dem So­zia­lis­mus be­wahrt.« Thor­man ist eine freund­li­che Frau von 64 Jah­ren, um de­ren Hals ein Kreuz bau­melt und die neun Kin­der groß­ge­zo­gen hat. […..]  . Wie die meis­ten Re­pu­bli­ka­ner hier traut sie den Me­di­en nicht über den Weg.
Thor­man ist Vor­sit­zen­de der Re­pu­bli­ka­ni­schen Par­tei in Gor­don Coun­ty, das zu Gree­nes Wahl­kreis ge­hört. Als sich Gree­ne für den frei wer­den­den Sitz im Kon­gress be­warb, war Thor­man erst ein­mal skep­tisch. Aber dann hör­te sie Gree­ne re­den: von der Ge­fahr, die dro­he, wenn die De­mo­kra­ten erst ein­mal das Sa­gen hät­ten in Wa­shing­ton. Von den Flücht­lin­gen, die dann das Land stür­men wür­den, und der staat­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung, von der doch nur jene pro­fi­tier­ten, die auf der fau­len Haut lä­gen.
[…..]  Die »Idea­le«, für die der Sü­den kämpf­te, wa­ren die Skla­ve­rei und die Un­ter­drü­ckung der Schwar­zen. […..]  Rund ein Vier­tel der re­pu­bli­ka­ni­schen An­hän­ger glaubt, dass an den QA­non-Theo­ri­en et­was dran sei, wo­nach etwa die De­mo­kra­ten in Wahr­heit eine sa­ta­ni­sche Sek­te sei­en. Und mehr als drei Vier­tel der re­pu­bli­ka­ni­schen An­hän­ger sind der Mei­nung, Trump sei am 3. No­vem­ber der Sieg ge­stoh­len wor­den. »Trump won«, stand auf der Mas­ke Gree­nes, als sie am 3. Ja­nu­ar den Kon­gress be­trat, um ih­ren Eid als Ab­ge­ord­ne­te ab­zu­le­gen. Drei Tage spä­ter stürm­te ein wü­ten­der Trump-Mob in das Herz der ame­ri­ka­ni­schen De­mo­kra­tie. […..] 

 (DER SPIEGEL, 13.02.2021)

 

Es wird Zeit, daß ich die deutsche Staatsbürgerschaft bekomme.