Mittwoch, 2. September 2020

Am Ende der Verfassung.


Die Väter der US-Verfassung haben an alles gedacht. So dachte man 230 Jahre.

(….) Im Jahr 1787 trafen sich die „founding fathers“ der USA, um eine Verfassung zu diskutieren.
Auch im 21. Jahrhundert gibt es kaum eine große politische Rede in Amerika, die nicht voller Stolz auf die „constitution“ verweist, die nun fast 230 Jahre in Kraft ist. In der vergleichsweise jungen Nation USA gilt also eine der ältesten Verfassungen der Welt.
Auch wenn die US-Republikaner fast geschlossen das Gegenteil behaupten und sich als christliche Nation verstehen, ist die constitution ein bewußt säkulares Werk ohne Gottesbezug.
Die einige Jahre später hinzu gefügte „Bill of Rights“ mit ihren bis heute hochgradig kontrovers interpretierten Zusatzartikeln ist ein weiteres amerikanisches Heiligtum.

Noch älter ist die weltberühmte Unabhängigkeitserklärung vom 04.07.1776, die bis heute den amerikanischen Nationalfeiertag bestimmt.
In der Präambel steht der billionenfach zitierte Satz:

„We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.“

Die Rede ist also von Männern.
Weißen Männern.
Männliche „African Americans“ durften offiziell nach dem Bürgerkrieg ab 1870 auch wählen. Theoretisch. Viele Bundesstaaten erließen aber spezielle Gesetze, die Schwarze von der Wahl ausschlossen.
Es dauerte bis 1968 und bedurfte des Mutes von Menschen wie der legendären Rosa Parks, das allgemeine Wahlrecht für alle Rassen durchzusetzen.
Als Barack Obama 1961 geboren wurde, war es in den meisten Bundesstaaten, zB auch in Washington DC, noch illegal gemischtrassig zu heiraten.

Das volle Wahlrecht für alle Frauen ist in den USA noch nicht mal 100 Jahre alt und wurde erst 1920 eingeführt.

LGBTI-Rechte standen sogar erst im 21. Jahrhundert auf dem Plan und sind auch 2016 noch heftig umstritten.

Es dauerte also von 1776 aus betrachtet wirklich extrem lange bis die certain unalienable Rights tatsächlich in die Realität umgesetzt wurden, bzw noch werden.
Der Grund für diese Jahrhunderte währende Verzögerung liegt in den gewaltigen Beharrungskräften der religiösen Konservativen und Kirchen, die sich stets vehement gegen Menschenrechte für alle stemmen. (….)

Außer für Frauen, für Atheisten, LGBTIQs oder People Of Color haben sich die verfassungsrechtlichen Fundamente der USA als ausgesprochen wertvoll erwiesen.

Insbesondere das System der Checks and Balance schien eine Art Schutz vor katastrophalen Regierungen zu garantieren.

(….) Gegen Sklaverei hatten die hochverehrten Gründerväter nichts einzuwenden. Aus den Erfahrungen mit teilweise absolutistischen Monarchien in Europa versuchten sie aber eine Verfassung zu erschaffen, in der nie wieder eine Person über absolute Macht verfügen sollte.
 Sie versuchten die USA gegen Usurpatoren („mad king“) zu schützen, indem auch die Mächtigsten stets kontrolliert werden sollten und auf Zusammenarbeit mit anderen Verfassungsorganen angewiesen sein wollten.

Der Interpretationsspielraum ist groß. So behaupten auch Fachleute, Minister und Richter insbesondere in den Südstaaten der USA, die US-Verfassung beruhe auf der Bibel, die Gründerväter hätten eine christliche USA erschaffen.
Das ist zwar blanker Unsinn, Gott taucht in der ausgesprochen säkularen Verfassung gar nicht auf, aber Typen wie Trump lesen ja ohnehin nicht.

200 Jahren glaubte man, das Checks and Balances-System würde so gut funktionieren, daß die Gewaltenteilung in den Vereinigten Staaten absolut garantiert wäre.
Das föderale Miteinander, das duale Parteiensystem und die verschiedenen Machtzentren führten trotz härter politischer Meinungsverschiedenheiten stets zu einem gewissen common sense, weil sich alle dem Geist der Verfassung bewußt waren. Der Geist der Gesetze, als l'esprit des lois 1748 von Montesquieu ersonnen, wurde bis ins 21. Jahrhundert gepflegt.
 Im Zweifel mussten parteipolitische Vorteile immer dem Wohl des gesamten Volkes und dem Schutz der Verfassung nachrangig sein.
Regierung, die beiden Parlamentskammern und die Judikative verfügen über eine Vielzahl Instrumente ihre jeweiligen Rechte zu behaupten und die anderen Machtzentren einzugrenzen. (….)
(Bye Bye Checks and Balance, 17.08.2018)

Für 44 Präsidenten reichte die US-verfassung.
Aber Nr. 45 schleift sie nicht nur aktiv, sondern beweist auch, daß die Verfassungsväter eben nicht alle Fälle einkalkulierten.

Es gab zwar die theoretische Vorstellung, daß ein Oberbefehlshabe rund Präsident verrückt und/oder bösartig, also amtsunfähig werden könnte, aber für den Fall sind Mechanismen wie „the 25th“ oder das „Impeachment“ vorgesehen.
Eines wahnsinnigen Soziopathen, der die Verfassung zerstören will kann sich die Regierung oder das Parlament entledigen.
Kurzum, ein präsidialer Maximalschaden wie Donald Trump kann seines Amtes enthoben und durch eine/n geeignetere/n Mann/Frau ersetzt werden.


Nicht bedacht hatten die Verfassungsväter aber die unselige Verquickung von zwei Übeln: Ein bösartiger mad king an der Spitze und eine Regierungspartei, die kollektiv einem grotesken Todeskult verfällt und daher wie im Zombi-Trance die aberwitzigsten Lügen und Attacken auf die US-Institutionen beklatscht.


Social Media und eine in weiten Teilen völlig zur faschistoiden Lügen-Propaganda verkommene TV- und Radiolandschaft machen es möglich, daß eine Hälfte der US-Bevölkerung begeistert einem hochkriminelles 20.000-fachen Lügner zujubelt, der alles dafür tut die Nation in einem Bürgerkrieg zu treiben. Einem Oberbefehlshalber, der in seinem grenzenlosen Hass auf Minderheiten, Liberale und Gebildete unbedingt die VEREINIGTEN Staaten auseinandertreiben will.

Trump ist wie Mephistopheles, nur in sehr sehr dumm.

[…..] Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.   [……]
Bescheidne Wahrheit sprech' ich dir.
Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt,
Gewöhnlich für ein Ganzes hält –
Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war,
Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar,
Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht
Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht,
Und doch gelingt's ihm nicht, da es, so viel es strebt,
Verhaftet an den Körpern klebt.
Von Körpern strömt's, die Körper macht es schön,
Ein Körper hemmt's auf seinem Gange,
So, hoff' ich, dauert es nicht lange,
Und mit den Körpern wird's zugrunde gehen [….]
(Faust I)

Trump ist dumm, sehr dumm, aber dabei doch so perfide, daß er instinktiv spürt wie sehr es ihm nützt immer mehr Hass zu schüren. Und so werkelt er unaufhörlich daran Gewalt anzuzetteln, Je mehr Chaos, je mehr Verletzte, je mehr Tote, desto zufriedener ist Trump.
Und so bricht der Sauron aus dem Weißen Haus mitten in die amerikanischen Glutnester auf, um mit Flammenwerfern und Benzin ein Inferno zu entfachen.

[….] Je mehr Gewalt in den Städten ausbreche, desto größer sei die Chance auf eine Wiederwahl von Trump, sagte seine abtretende Beraterin Kellyanne Conway kürzlich. Der Präsident wollte sich am Dienstag in Kenosha mit Vertretern der Polizei und der Nationalgarde treffen und ein Gebäude besichtigen, das bei den Unruhen zerstört wurde. [….]. Der Präsident verurteilt Gewalt vor allem dann, wenn sie von linken Gruppen kommt, so wie am Wochenende in Portland. Er schweigt dagegen, wenn die Gewalt aus dem rechten, rassistischen Spektrum kommt. Er gibt sich sogar Mühe, sie zu rechtfertigen. Trump erklärte am Montag Kyle Rittenhouse, den Schützen von Kenosha, mehr oder weniger zum Opfer: "Es sah so aus, als wäre er vor den Demonstranten davongerannt, und ich schätze, er fiel zu Boden, und sie haben ihn heftig angegriffen", sagte er. Hätte Rittenhouse nicht geschossen, "er wäre wohl gestorben". Mit anderen Worten: ein Fall von Notwehr.
Einige konservative Medien verbreiten seit Tagen diese Version. Der Fox-News-Moderator Tucker Carlson fragte: "Sollten wir wirklich schockiert darüber sein, dass 17-Jährige mit Gewehren für Ordnung sorgen wollten, wenn es sonst niemand tut?" Wenn alles außer Kontrolle ist, sind auch Milizen recht. Das war schon die Botschaft, die Trumps Republikaner an ihrem Parteitag vermittelten, als ein weißes Paar auftreten durfte, das einige Wochen zuvor in St. Louis mit geladenen Waffen auf "Black Lives Matter"-Demonstranten zielte. [….]

Trumps Zerstörungswerk ist soweit fortgeschritten, daß seine Anhänger fest in ihren Info-Blasen verschanzt nicht mehr erreichbar für Fakten oder gar eine moralische Haltung sind.


Die über Jahrzehnte wahlentscheidenden Meilensteine wie die viertägigen mit Grandezza abgehaltenen Nominierungsparteitage; Leistungsshows der Parteien oder die großen TV-Debatten zwischen Präsident und Herausforderer, haben inzwischen keinen demoskopisch messbaren Einfluss mehr, weil alle seriös oder gar neutral informierten Amerikaner ohnehin niemals Trump wählen würden und die Trump-Wähler andererseits hartnäckig die Augen vor den Fakten verschließen. Die gesamte republikanische Partei, die sich über Jahrzehnte damit brüstete die „Moral Majority“ zu sein, steht nun kultisch wie ein Mann hinter dem Mann, der prahlt Frauen sexuell zu belästigen, ihnen an die „Pussy“ zu grabschen, der Behinderte nachäfft, dessen Mitarbeiter beinahe ausnahmslos kriminell sind und der eine große öffentliche Vorliebe für Kinderficker pflegt.
Die Partei des Lebensschutzes bejubelt denjenigen, der achselzuckend 185.000 tote Amerikaner verursacht, nichts dabei finden kann, wenn Kumpel Putin Kopfgeld auf US-Soldaten aussetzt und Mördern wie Kyle Rittershaus gratuliert.
Die GOP, selbsternannte Partei der Wirtschaftskompetenz, hat sich sklavisch demjenigen verschrieben, der für die böseste Rezession seit 100 Jahren, mehrere Trillionen Dollar neue Schulden und mehrere Dutzend Millionen Arbeitslose mehr steht.

Nein, das konnten sich die Founding Fathers nicht vorstellen, daß eine gesamte Partei so einen Präsidenten so fanatisch im Amt halten will, daß sie sogar mit allen Mitteln versuchen die gleichen, freien und geheimen Wahlen zu sabotieren, indem sie durch Gerrymandering demokratische Kandidaten behindern, massiv Voter Supression betreiben, hunderte Wahllokale in demokratischen Gegenden schließen und schließlich sogar die US Postal Service zerstören, um die Briefwahl zu behindern.

[…..] Denn derzeit liegt Streit in der Luft, es riecht fast nach Bürgerkrieg. Es flackern gewalttätige Scharmützel auf zwischen links und rechts, zwischen der Black-Lives-Matter-Bewegung und ihrem Counterpart von "All Lives Matter", zwischen Biden-Fans und Trump-Fanatikern, zwischen Millennials und Militias. Dieser Konflikt, so fürchte ich, wird spätestens in der Wahlnacht im November eskalieren.
Und Donald Trump tut alles, um den Streit anzuheizen - mit Lügen und um daraus Profit für den Wahlkampf zu schlagen. [….] Trump [….]  diffamiert Demonstranten als gewalttätigen Mob und spornt rechte Randalierer an. Er spielt tödliche Polizeigewalt herunter, indem er sie mit Patzern beim Golfspiel vergleicht. Er faselt von linken Sturmtruppen, die mit Linienmaschinen einflögen, und beschwört den Untergang von Metropolen wie Portland, behauptet, dass die Stadt angeblich "komplett in Flammen" stehe. [….]
Offenbar haben Trumps Getreue den Versuch, die Briefwahlen zu manipulieren, nicht aufgegeben. [….]
Die Datenfirma Hawkfish warnt, dass Trump in der Wahlnacht einen vermeintlichen Sieg erzielen könnte, weil viele Briefstimmen der Demokraten da noch nicht ausgezählt wären. Trump könnte sich dann einfach vorzeitig zum Präsidenten erklären. [….]
[….] Bei den landesweiten Wahlumfragen ist Bidens Vorsprung allerdings leicht geschrumpft, von 9,3 (am 24. August) auf 7,1 Prozentpunkte. In einigen Erhebungen führt er sogar nur noch um drei Prozentpunkte. [….]

Trump zerstört nicht nur das Land USA, sondern auch das Werk der Founding Fathers und eine gesamte Partei.
Er wird niemals freiwillig sein Amt verlassen.
Und selbst wenn es gelingen sollte ihn aus dem Weißen Haus zu treiben, weil Biden einen nicht weg zu manipulierenden Erdrutschsieg einfährt (und danach sieht es derzeit nicht aus), ist Trumps toxische Saat ausgebracht. Gut 60 Millionen Amerikaner sind verloren. Moralisch verkommen. Offen rassistisch und antidemokratisch.
Das waffenstarrende, gnadenlose, gewalttätige, rassistische und asoziale Amerika existiert und wird in Gestalt von Abermillionen Hillbillies, Gaetzs, Conways, Jordans, Pences, Nunes‘, Falwells, Whites in all seiner Abscheulichkeit auch bestehen bleiben, wenn Joe Biden Präsident sein sollte und die Demokraten Mehrheiten in beiden Kongresskammern haben.

Dienstag, 1. September 2020

Impudenz des Monats August 2020


Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Merz, Laschet und Söder stümpern so vor sich hin, daß die ersten schon lautstark Jens Spahns Aus im Kampf um den CDU-Vorsitz und die Kanzlerkandidatur bedauern.
Really? Erst einmal gewinnt der Bundesgesundheitsminister für seine kontinuierliche Pannenshow den Titel als Blödmann des Monats.

Wir erinnern und was Spahn tat, als er Ende 2019 vor einer Corona-Pandemie gewarnt wurde: Nichts. Monate ließ er desinteressiert verstreichen, weil er gar nicht begriff was da anrollt.

Spahn hatte als Gesundheitsminister über Monate die Pandemiewarnungen aus China ignoriert, war unfähig Hygienematerialien aufzutreiben, scheiterte an seinen Plänen zur frühen Tracking-App und einem Immunitätsausweis.

(…..) Das Bundesgesundheitsministerium wurde am 31. Dezember 2019 durch das internationale Frühwarnsystem ProMED vor dem neuen Virus gewarnt.
Der Pharma-Lobbyist und Yellowpress-Aktivist Spahn begriff überhaupt nicht was das bedeutet und blieb wochenlang inaktiv. Es wurden keine Pläne ausgearbeitet, keine Behörden koordiniert und schon gar nicht dachte der junge Jeck Jens daran das zu besorgen, das man bei allen Seuchen braucht: Schutzkleidung.

[….] Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagt am 23. Januar in den Tagesthemen: "Der Verlauf hier, das Infektionsgeschehen, ist deutlich milder, als wir es bei der Grippe sehen." Ende Januar treten die ersten Fälle in Deutschland auf - die meisten mit einem milden Krankheitsverlauf. Der behandelnde Arzt, Professor Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing, sagt heute im BR-Interview: "Hätten wir ganz schwer symptomatische Patienten gehabt, hätte man die Gefährlichkeit vielleicht anders eingestuft."
 Auch Berliner Regierungsbeamte kommen später zu dieser Einschätzung: Die ersten Infektionen in Deutschland hätten zu einem Trugschluss geführt: Seht, wir können es eindämmen. [….] Knapp zwei Wochen später, am 12. Februar, sagt Jens Spahn im Gesundheitsausschuss, die Gefahr einer Pandemie sei "eine zurzeit irreale Vorstellung". […..] 78 lange Tage
Am 2. März kommt der Gesundheitsausschuss zu einer Sondersitzung zusammen. Es wird auch über die Absage von Großveranstaltungen diskutiert. Gesundheitsminister Spahn macht klar, die Behörden vor Ort sollten entscheiden - "ohne dass man belehrend aus Berlin kommt", heißt es im Protokoll. Bis zu einer Empfehlung des Ministers, Großveranstaltungen abzusagen, vergeht fast eine Woche.

Kein Wunder, daß Richard Grenell und Jens Spahn privat so eng befreundet sind.
Vermutlich erinnert Spahns Leugnen und Debakulieren den amerikanischen Botschafter ein sein ganz großes Idol im Weißen Haus. (…..)

In den nächsten Monaten beschränke er sich auf Warnungen, Appelle und das öffentliche Besorgt-Sein, statt für einheitliche Test-Modalitäten und Abstandsregeln im Bund zu sorgen.

(…..) Nach den Bildern der volltrunkenen deutschen Feierbiester an Mallorcas Proll-Schänken ist Jens Spahn besorgt.

[….] "Die Pandemie ist nicht vorbei, wir sind noch mitten in der Pandemie", warnte Spahn. Weltweit seien die Zahlen so hoch wie nie zuvor. "Die Gefahr einer zweiten Welle ist real. Wir sollten wachsam bleiben und sollten nicht übermütig werden." [….]

Das ist eben Spahn – schon vor vier Monaten begnügte er sich mit einem Appell an die Vernunft.

[…..] Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (39, CDU) hat angesichts der Einschränkungen im öffentlichen Leben in Deutschland die Menschen zum Mitmachen und zur Vernunft aufgerufen. […..]

Weitere drei Monate später klang der Minister nicht anders.

[….] Auch zu den angekündigten Großdemonstration am Wochenende äußerte sich Spahn. Zu demonstrieren und seine Meinung zu äußern, sei ein wichtiges Grundrecht. Die Bilder von dicht gedrängten Menschen bereiten ihm jedoch Sorge. "Deshalb kann ich nur an die Vernunft appellieren und an die Rücksichtnahme aufeinander." [….]

Spahn appelliert statt Regeln aufzustellen, weil Wähler es nicht mögen bevormundet zu werden. Sie wollen als intelligente, vernünftige Wesen angesprochen werden. (…..)

Mit dieser speziellen Spahn-Methode; stets die Öffentlichkeit suchen, alles ansprechen, aber nie etwas konkret umsetzen – hat er es weit gebracht.
Er wird für fähig gehalten. „Er schafft was weg“ – Merkel.
Dabei thematisiert er nur und lässt dann liegen. Seinen Job als Minister simuliert er eher.

(….) Sich auf Jens Spahn zu verlassen hat wenig Sinn. Der Mann ist ein umtriebiger PR-Minister in eigener Sache, der viel ankündigt und damit seine konservativen Fans begeistert.
Er ignorierte die Coronawarnungen drei Monate lang, kümmerte sich nicht um Masken und Beatmungsmaschinen, bezahlte die Hersteller, bei denen er schließlich doch orderte, nicht. Die Warnapp kam Monate zu spät und seine Idee vom Immunitätspass ist ohnehin unsinnig und nicht umsetzbar. Aber es ist auch egal, ob jemals etwas aus seinen Vorschlägen wird, weil ihn sein Ehemann in der Chefetage der BUNTEN immer ins Rampenlicht setzt.

(…….)   Sachpolitik simuliert er aber nur; die meisten seiner Ideen und Vorhaben werden ohnehin nie umgesetzt. Die betroffenen Bürger haben also rein gar nichts davon. Aber das ist auch unnötig, da Spahns Ministeramt ohnehin nur der Befriedigung seiner Eitelkeit dient, ihm Bekanntheit verschaffen und so für höhere Aufgaben empfehlen soll.

Seine in der rechten Presse gefeierten Bemühungen für die 3,4 Millionen Pflegebedürftigen nutzt den Betroffenen also rein gar nichts.

Kranke Menschen sind dem Gesundheitsminister, der erfrischend ehrlich sagt, er habe auch keine Lust seine eigenen Eltern zu pflegen, vollkommen egal.

(….) Und eins muss man sagen, Spahn schafft was weg (Merkel): Ein gutes Jahr nach seiner Ankündigung bundesweit 13.000 zusätzliche Pfleger einzustellen (gebraucht werden mindestens 50.000 Zusätzliche), hat er bundesweit schon fast 300 Neueinstellungen geschafft! Yippie, wenn das in dem Tempo weitergeht, sind die 13.000 Stellen in etwa 43 Jahren, also 2062 besetzt. Die 50.000 benötigten Kräfte wären dann im Jahr 2186 einsatzbereit. (….)

Nun ist ein weiteres Jahr vergangen. Spahn spricht nicht mehr über seine Initiative von vor zwei Jahren, sondern ist in höchste demoskopische Weihen entschwebt.
Geliefert hat er nie.

[…..] Kaum neues Personal in der Pflege
Vor anderthalb Jahren trat ein Gesetz in Kraft, um die Pflege zu stärken. Für die Altenpflege sollten 13.000 neue Jobs geschaffen werden. Doch nach ARD-Informationen konnte bisher nur ein Teil davon besetzt werden.
13.000 neue Stellen in der Altenpflege - das sollte als Sofortprogramm weiterhelfen. Doch anderthalb Jahre später ist nur jede fünfte davon besetzt. Rund 2600 neue Stellen also, so die jüngsten Zahlen von Mitte Mai. Das erfuhr das ARD-Hauptstadtstudio vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). "Mehr sind es leider nicht geworden", bedauert Sprecher Florian Lanz. […..]

Ein typisches Beispiel für Merkels Politik-Simulationsminister, die Von Foto-Op zu Foto-Op springen und immer wieder knackige Ankündigungen unters Volk bringen, ohne sich jemals drum zu kümmern was daraus wird. (….)


Ein weiteres Beispiel ist Spahns großzügiges Versprechen vom Anfang der Corona-Krise, als sich tout Deutschland um 21.00 Uhr auf den Balkonen versammelte, um für das schwer schuftende Pflegepersonal zu applaudieren.
Statt nur warmer Worte sollten sie einen Gehaltsbonus von 2.500 Euro bekommen. Das kam gut an. Der Minister belohnt die derzeit beliebteste Berufsgruppe Deutschlands. So kletterte Spahn im Politranking ganz nach oben.

Unnötig zu erwähnen, daß auch der 2.500-Euro-Bonus sich ein halbes Jahr später als heiße Luft erwies. Spahn hatte sich nie um die Finanzierung der Maßnahme gekümmert. Bis heute ist kein Geld geflossen.

[…..] Das Klatschen ist längst verhallt, mehr als eine Erinnerung an den Fenster-Beifall tausender Menschen ist den Corona-Helden in den Krankenhäusern nicht geblieben. Im Gegensatz zu Altenpflegern haben Krankenpfleger nämlich noch immer keine Bonus-Zahlung erhalten.
Das ist auch in Hamburg der Fall. Rund 25.000 Krankenpfleger haben in unserer Stadt bislang keinen Cent für ihren Corona-Einsatz gesehen, schätzt die Gewerkschaft „verdi“. Ein Trauerspiel, heißt es dazu. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte den Beschäftigten in den Kliniken eine Sonderzahlung in Aussicht gestellt – gehandelt wurde bislang nicht. […..] „Wir haben alle Arbeitgeber dazu aufgefordert, die Zahlungen zu leisten“, sagt Hilke Stein, Landes-Fachbereichsleiterin Gesundheit von „verdi“. […..] Doch anstatt dass die Vergütung erfolgt, würden Arbeitgeber argumentieren, dass die Beschäftigten froh sein sollen, dass sie in diesen schwierigen Zeiten noch einen Job hätten, sagt sie. […..]

Andere Gesundheitsminister sind nicht solche Versager.
Die damals noch amtierende SPD-Gesundheitssenatorin Prüfer-Storks hatte im Mai 2020 den ebenfalls rund 25.000 Beschäftigten in der ambulanten und stationären Altenpflege eine 1.500 Euro-Sonderzahlung versprochen.
Anders als Spahn kümmerte sie sich aber gleich auch um die Finanzierung (8,2 Millionen Euro aus dem Hamburger Etat, den Rest übernahmen die Pflegekassen) gekümmert.
Die Boni in der Altenpflege sind inzwischen ausgezahlt.

Um die Krankenpfleger nicht Spahns Unfähigkeit ausbaden zu lassen, kündigte inzwischen die neue Gesundheitssenatorin und Hamburger SPD-Landeschefin Leonhard an, sich um die Zahlungen zu kümmern.

Ähnlich verantwortungslos handelte Spahn bei der Beschaffung von Schutzausrüstung. Nachdem er Monate verstreichen ließ, vergab er plötzlich massenhaft Aufträge zur Maskenproduktion.
Viele Firmen verließen sich auf den Wunsch des Ministers ein und ersannen in Windeseile Produktionsmethoden. Vorher gab es keine in Deutschland hergestellte medizinische Hygiene-Ausrüstung.
 Auch das ein Versagen des Markt-Irrgläubigen Spahn, der es schon als Pharmalobbyist und gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion versäumte dafür zu sorgen, daß in Deutschland Produktions-Kapazitäten für die wesentlichen Medikamente und Hygienemittel geschaffen werden, statt sich von dem chinesischen Monopol abhängig zu machen. Obwohl es seit vielen Jahren immer wieder Lieferengpässe bei den häufigsten Medikamenten gibt.

Die Firmen, die auf Spahns Maskenpanik reagierten und sich ganz der Produktion verschrieben, bereuen inzwischen ihr Engagement, weil der Gesundheitsminister sie nicht bezahlt.
Wieder einmal hatte sich die Impudenz des Monats August nicht um die Konsequenzen seines Handelns geschert.

[…..]Wegen ausstehender Zahlungen für den Kauf von Schutzmasken in der Corona-Krise kommt auf das Bundesgesundheitsministerium offenbar eine Klagewelle zu. 48 Lieferanten, die von der Behörde nicht oder nur teilweise für gelieferte Ware bezahlt worden seien, hätten Klagen eingereicht, berichtete die Welt am Sonntag unter Berufung auf das zuständige Bonner Landgericht. Pro Woche kämen etwa zehn weitere Klagen hinzu.
Rund hundert weitere Lieferanten bereiten laut dem Bericht mit Hilfe von Anwälten ein abgestimmtes juristisches Vorgehen vor. Insgesamt forderten die betroffenen Unternehmen laut Schätzungen mehrerer Kanzleien ausstehende Zahlungen von etwa 400 Millionen Euro ein.
Auch der Spiegel hatte im Juni bereits von ausstehenden Zahlungen an mehrere der 738 Lieferanten berichtet, mit denen das Bundesgesundheitsministerium Verträge geschlossen hatte. Damals sei vereinbart worden, dass der Kaufpreis binnen einer Woche gezahlt werde. […..]

Spahn ist als Minister so unfähig, daß er noch nicht einmal daran dachte Mindestqualitätsvorgaben für die bestellten Masken zu formulieren.
In der Folge wird nun so viel Schrott an die Bundesregierung geleifert, daß Spahn 40 Prozent der Masken schreddern lassen muss.

[….] Vier von zehn Schutzmasken, die die Bundesregierung eingekauft und überprüft hat, sind mangelhaft. Das teilte das Gesundheitsministerium von Jens Spahn auf eine Anfrage der FDP-Fraktion mit. Wie viele deshalb als unbrauchbar eingestuft wurden und was mit ihnen passierte, geht aus der Antwort, die dem SPIEGEL vorliegt, nicht hervor. […..]

Spahn, der auch Covidioten für ihre Unvernunft belohnen will, indem er ihre Quarantäne- und Test-Kosten der Allgemeinheit aufbrummt, ist inzwischen zu einem zweiten Scheuer des Bundeskabinetts geworden. Was er anfasst, misslingt.

Selbst die Pharmalobby-Brüder im Geiste von der FDP senken den Daumen bei so einer kumulierten Minister-Unfähigkeit.

[…..] Der FDP-Abgeordnete Wieland Schinnenburg sagt: "Bei zukünftigen Notlagen darf es ein solches Chaos nicht ein zweites Mal geben." Er setze sich für eine parlamentarische Aufarbeitung der Bestellungen ein. [….]
(SPON, 28.08.2020)

Systematische Unfähigkeit, Chaos, Gefährdung der öffentlichen Gesundheit, nicht vorhandenes Handwerkszeug als Minister – oder wie es die deutschen Wähler empfinden: Kanzlertauglich!


Spahn kletterte mit dieser Anti-Performance auf den Platz des zweitbeliebtesten Politikers in Deutschland.
Erinnerungen an die astronomischen Beliebtheitswerte des Schummel-Barons von und zu Guttenbergs werden wach.
Deswegen funktioniert Demokratie nicht. Die Wähler sind zu doof dazu.