Donnerstag, 12. April 2018

US-Christentum, Religion der Niedertracht.


Amerikanische Liberale wundern sich immer noch darüber, daß ausgerechnet die streng-gläubigen Evangelikalen, die sich seit Jahrzehnten als „moral majority“ inszenieren und für „family values“ kämpfen Donald Trump adorieren wie keinen anderen US-Präsidenten zuvor.



Insbesondere die streng gläubigen weißen Frauen bilden der Kern der Unterstützer des dutzendfach der sexuellen Belästigung Angeklagten.

[….] The women in suburban Dallas all conceded they have cringed sometimes at Mr. Trump, citing his pettiness, impulsiveness, profanity and name calling. Still, they defended him because he delivered on issues they cared most about, such as the appointment of Justice Neil M. Gorsuch to the Supreme Court.
 “Certainly we are all embarrassed, but for the most part he represents what we stand for,” said Ms. Leonhart, who is active in the women’s ministry at her church.
A clear majority of white evangelical women, even in the face of the #MeToo movement and renewed claims of marital infidelity against the president, continue, along with white evangelical men, to form Mr. Trump’s most cohesive block of support.
Mr. Trump’s ability to connect so strongly with evangelical voters was among the most notable surprises of the 2016 campaign. Since his election, he has courted evangelical leaders aggressively and, more important, has delivered on promises to appoint conservatives like Justice Gorsuch to federal courts. Men who see themselves as leaders of religious conservatives, such as Franklin Graham, Jerry Falwell Jr. and Tony Perkins, the president of the Family Research Council, have remained doggedly supportive.
And the majority of evangelical women remain in his corner. [….]

Ausgerechnet die Amerikaner, die ihre totale Verklemmtheit zum politischen Programm erheben und radikal gegen Masturbation, vorehelichen Sex, Verhütungsmittel, Homoehe, Frauenrechte, Gleichberechtigung, Transrechte, Sexualaufklärung kämpfen, stellen sich alle hinter einen Mann, der seit Jahrzehnten mit Pornosternchen verkehrt, grundsätzlich seine diversen Ehefrauen betrügt, abstoßend ordinär spricht und wie kein anderer lebender Mensch lügt, wenn er den Mund aufmacht.


Natürlich ist die Heuchelei offensichtlich. Die Evangelikalen würden einen Demokraten oder gar einen Schwarzen schon bereits für ein Hundertstel der Sex-Affären für immer und ewig in Grund und Boden verdammen.

Aber das zeigt ja gerade den Kern der Religiosität.
Diese Menschen messen immer mit zweierlei Maßstäben, weil sie einer exkludierenden Ideologie verfallen sind.
Sie sind zutiefst davon überzeugt besser als andere zu sein, sich mehr erlauben zu dürfen.
Das ist Religion: Wir sind besser als die.


Hypocracy entlarvt nicht Religiosität, sondern definiert sie geradezu.


Was man Obama nie durchgehen lassen würde – weil er ja zu den anderen gehört – ist kein Problem bei Trump, da er einer von uns ist.
Und Gott verzeiht einem selbst und den Seinen.
Nur bei den anderen müssen eheliche Fehltritte mit immerwährender Verdammnis bestraft werden. Da gilt der alttestamentarische Rachegott, Auge um Auge, Todesstrafe, Prügelstrafe.


Wenn aber der eigene homophobe Pfaff dabei ertappt wird Ted Haggard-artig koksend mit Callboys zu kopulieren, muss er anschließend nur kurz beten und erklären, Gott habe ihm verziehen.
Das gilt für die gesamte christlich durchwirkte Republikanische Partei, die Grand Old Perverts – jeder hat Sexaffären, grabscht Frauen und Minderjährige an.
Aber das wird verziehen, weil es ja „unsere“ Leute, also die Guten sind.


Das ist der Kern und auch die Attraktivität einer Ideologie wie des Christentums:
Man ist immer auf der richtigen Seite, wird mit Milde bewertet, während man seinen Sadismus frei gegen die Fremden, die Anderen ausleben darf.

Man sehe sich dazu nur den rasenden und perfiden Hass der evangelikalen Christen auf die Überlebenden des Parkland-Massakers an.
Dieses Ausmaß an Bösartigkeit gegen OPFER eines Amoklaufs könnten liberale aufgeklärte Menschen nie aufbringen.


Kein Humanist, kein Atheist wäre zu so einer Amoralität fähig.
Christen aber schon, denn sie haben ja Gott auf ihrer Seite und dürfen ihre Gegner vernichten.


Mittwoch, 11. April 2018

Der alte Hut.



Das hat ja schon vor über 200 Jahren funktioniert.
Wenn eine Regierung innenpolitisch in echte Schwierigkeiten kommt, um Akzeptanz beim eigenen Volk ringen muss, zettelt sie eben einen Krieg mit einem äußeren Feind an. Dann steht das Land in einer nationalen Wallung zusammen und stellt sich wieder hinter die eigene Regierung.

Der Jakobiner Jacques-Pierre Brissot de Warville, genannt Brissot (1754 -1793), vertrat als großer Gegenspieler Maximilien de Robespierres die Ansicht ein großer Krieg wäre für die Französische Revolution äußerst hilfreich, da man zusammenstünde, von ökonomischer Not ablenke und natürlich auch andere Königshäuser stürzen könne.

1914 nutze der greise Österreichische Kaiser Franz-Joseph das Mittel Krieg, um wie Cousin Wilhelm in Berlin eine gewaltige nationale Aufwallung und Begeisterung zu entfesseln. Damit waren alle Aufmüpfigkeiten gegen das verknöcherte monarchistische System erst einmal beendet.

Margaret Thatcher hatte 1982 gegen Ende ihrer ersten Amtszeit jede Menge Probleme mit aufmüpfigen Gewerkschaften, in den britischen Industriestädten gab es Massenproteste.
Aber als sie sich in den Falklandkrieg stürzte und wegen einer völlig unbedeutenden Insel am anderen Ende der Welt die gesamte englische Navy in Gang setzte, um Argentinien zu Klump zu schießen, wurde sie endgültig zur „eisernen Lady“, die niemand mehr unterschätzen mochte.
Bei den folgenden Unterhauswahlen, wenige Monate nach dem gewonnenen Krieg holten ihre Torys mit 397 von insgesamt 650 und 58 hinzu gewonnenen Sitzen den deutlichsten Wahlsieg des Jahrhunderts.

Teresa May, die intellektuell und strategisch ihrer konservativen Vorgängerin deutlich unterlegen bereits eine Volksabstimmung und eine Unterhauswahl ohne Not ruinierte, kann so einen äußeren Feind auch nur zu gut gebrauchen, um ihre Umfragewerte zu pushen.
Sie hat keine Kontrolle über ihre debakulierenden Minister, immer noch nicht den geringsten Plan wie man den Brexit umsetzen soll und zudem mit ihrer frühen Positionierung als große Freundin Donald Trumps immer wieder konsequent alles falsch gemacht.
Aber Putin taugt perfekt als Bösewicht.


Sie benutzt Russland wieThe Iron Lady" 1982 Argentinien.
Sergej Skripal, ein einzelner Doppelagent reicht ihr als Grund, um eine weltweite diplomatische Megakrise herauf zu beschwören.
Nach Francis Fukuyamas 1992 postulierten „The End of History“ sind wir in einer erstaunlich engen Schleife wieder mitten in den kalten Krieg zurück gerutscht.
Nur daß es damals in Washington, London und Bonn durchaus intelligente Menschen in den Regierungen hatte, die bereit waren mit Moskau zu sprechen.
Im Kreml saßen damals Typen wie Leonid Breschnew, der am eigenen Leib „die ganze Scheiße“ (Helmut Schmidt über WK-II) erlebt hatte und sich mit den Westeuropäern einig war, WK-III unbedingt zu verhindern.

2018 gibt es neben Macron niemand auf der internationalen Bühne, dem man Tatkraft und Intelligenz attestieren würde.
Trudeau ist natürlich sehr sympathisch, aber Kanada ist weit weg und militärisch nicht sehr relevant.
Angela Merkel, die bereits 13 Jahre untätig angesichts aller Weltkrisen vor sich hin schläft gilt da bereits als große Hoffnung.
Zu Wladimir Putin kann man immerhin einige positive Konnotation finden: Er ist schlau, erfahren, historisch bewandert und weiß wie Außenpolitik funktioniert; er wird also mutmaßlich immerhin nicht aus Versehen einen Weltkrieg anzetteln.
Das sagt aber noch nichts über seine Absichten und seine tatsächliche Rolle aus.
Die meisten anderen politischen Führer sind offensichtlich einem Fieberalptraum entsprungen.

Rodrigo Duterte ist ein vom Morden begeisterter Mörder, Kronprinz Mohammed, die Hoffnung Saudi-Arabiens ein Kriegstreiber, der Myriaden Menschen im Jemen auf dem Gewissen hat und Hass gegen Intimfeind Iran schürt.
Bibi Netanjahu ist ein zutiefst korrupter Kriegstreiber, der sukzessive, aber stetig die Pressefreiheit in Israel abschafft und die Justiz drangsaliert, während er immer mehr mit ultraorthodoxen Fanatikern paktiert.
Vorgestern wählten 70% der Ungarn rechtsradikal und zum dritten Mal einen ausgesprochen menschenverachtenden Antisemiten zum Regierungschef, der zuvor Justiz und freie Presse zerschmettert hatte.
Das Bild ist in einigen anderen osteuropäischen Ländern nicht viel besser, insbesondere in Polen. Dort wird seit Jahren systematisch die Demokratie abgewickelt.
 Der Schokomilliardär Poroschenko erweist sich als Ukrainsicher Präsident als ebenso korrupt wie hasserfüllt und unfähig.
Auf den britischen Inseln trottelt Teresa May ihr Land ins Abseits und in Italien fanden die Wähler es sei mal wieder Zeit für Berlusconi.
Spanien, das Land, das als einziges in Europa keine relevante rechtsradikale EU-feindliche Partei wuchern lässt, bricht völlig ohne Not und zum Schaden aller eine absurden Separationskonflikt zwischen einem völlig überforderten MP Rajoy und dem destruktiven katalanischen Separatisten Carles Puigdemont los.
Neben echten Schätzchen wie Kim Jong Un und Baschar Hafiz al-Assad gibt es noch das extrem wichtige NATO-Land Türkei, dessen Präsident radikal wie Orban und autokratisch wie Putin ist, allerdings nicht über Intelligenz und Vernunft des Russen verfügt, sondern geistig auf dem Stand eines pöbelnden garstigen Kleinkindes angekommen ist.
Da ist er sich mit dem derzeit gefährlichsten und debilsten Deppen der Weltführer ähnlich: Donald Trump, der Präsident, der in jeder Hinsicht so schlimm ist, daß es keine Worte gibt seine perfide Bösartigkeit zu beschreiben.


Recep Tayyip Erdoğan, Assad, Putin, Trump und der in diesem Quintett geradezu liberale Iranische Präsident Hassan Ruhani sind nun am Drücker, um das Megadesaster des 21. Jahrhunderts, das Schlachtfeld Syrien mit bisher mindestens 600.000 Toten und 12 Millionen Vertriebenen zu „ordnen“.

Was sagt das eigentlich über die Menschheit aus, wenn wir ausgerechnet diese fünf an die entscheidenden Hebel der Macht setzen?
Viereinhalb von ihnen sind sogar durch Wahlen von ihren Völkern als bester Führer ausgesucht worden.

Der tobende Donald bebt so sehr vor Wut über die Enthüllungen seiner Penisabenteuer, daß er nun radikale Schritte unternimmt, um im „Land Of The Free“ die Pressefreiheit abzuschaffen.

Nachdem acht Jahre Dauerbombardement Syrien in eine Hölle verwandelt haben, kündigt Trump per Twitter an (you cannot make this shit up) nun noch mehr zu bombardieren.

[…..] Russisches Roulette
 Donald Trump kündigt einen Raketenangriff auf Syrien an - und äußert sich via Twitter dabei so, als wolle er direkt russische Ziele bombardieren. Das ist unverantwortlich, er riskiert einen Krieg der Großmächte. [….]

Wenn das größte europäische Nachrichtenmagazin den US-Präsidenten „unverantwortlich“ nennt, ist das eigentlich eine radikale Anschuldigung.
Aber nach einem Jahr Trump wirkt die Vokabel nur unangemessen euphemistisch.


Es ist wie bei small penis cars – Donald braucht die ganz großen Kaliber.
Mit den Knallern kann sein Fötushirn seinem Ärger Luft machen.

Hemmungen kennt er nicht, schon kurz nach seinem Amtsantritt setzte er die „Mother of all bombs“ ein.

[….] The United States has dropped a massive GBU-43 bomb, the biggest non-nuclear bomb it has ever used in combat, in eastern Afghanistan targeting a network of caves and tunnels used by Islamic State militants.
Key points:

    GBU-43 bomb weighs just under 10,000kg
    Afghanistan says up to 36 suspected IS militants were killed
    Strike was designed to "maximise destruction" of IS fighters and facilities

President Donald Trump touted the bombing as evidence of a more muscular US foreign policy since he took office in January after eight years of President Barack Obama.
The 9,797-kilogram GBU-43 bomb was dropped from a MC-130 aircraft in the Achin district of Nangarhar province, close to the border with Pakistan, Pentagon spokesman Adam Stump said. [….]

Ein bißchen Weltkrieg ist vielleicht genau das wonach #45 der Sinn steht.
Dann wäre ihm der Platz in der Geschichte sicher. Als 45. und letzter US-Präsident.

[….] Es ist die erste Interventionserklärung per Twitter, geschrieben vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, adressiert an Russland. Der Text ist kurz und aggressiv. Moskau habe angekündigt, alle Raketen abzuschießen, die auf Syrien abgefeuert würden, twitterte Donald Trump – und ergänzte: „Mach‘ dich bereit, Russland, denn sie werden kommen, hübsch und neu und ,intelligent‘.“
Zwei atomar hochgerüstete Supermächte bedrohen einander. Keine will ihr Gesicht verlieren. [….] In Syrien bahnt sich erneut eine Katastrophe an. Russland und Amerika sind auf Konfrontationskurs. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mischt ebenso mit wie Großbritannien. Israel hat Stellungen der vom Iran unterstützen Hisbollah-Miliz ins Visier genommen, der Iran kündigt Vergeltung an, für den Fall droht Israel mit einem direkten Angriff auf Assad. [….]
(Malte Lehming, Tagesspiegel, 11.04.18)

Dienstag, 10. April 2018

Die verfolgte Schuld


Die typischsten Verhaltensweisen Trumps sind neben seinem Dauerdrang zu lügen und zu prahlen einerseits seine sadistische Freude daran andere zu diffamieren und andererseits seine enorme Weinerlichkeit.
Er erwartet von jedem totale Unterwürfigkeit und Begeisterung. Wenn sich jemand nicht vor ihm in den Staub wirft und zu Lobpreisungen ansetzt, empört ihn das über alle Maßen.
Kein Politiker hat sich je so intensiv beklagt und bedauert wie Trump es tut. Er fühlt sich permanent ungerecht behandelt und wittert unablässig unzulässige Härten. Er wähnt sich verfolgt, verunglimpft und verleumdet.
Mit dem goldenen Löffel im Mund geboren  zu anstrengungslosem Wohlstand gekommen, erlebte Trump sein Leben lang mit jeder Sauerei durchzukommen; immer bügelte jemand anders sein Versagen und seine Fehltritte aus.

Daher war es auch kein Ausrutscher sondern der blanke Ernst eines nicht zur Selbstironie Fähigen, als er im Wahlkampf prahlte, er können auf der 5th Ave jemand in den Kopf schießen ohne einen einzigen Supporter zu verlieren.

Nach über 14 Monaten im Amt flippt #45 immer noch aus, wenn er an Grenzen stößt oder gar auf Menschen trifft, die sich nicht seiner Meinung anschließen mögen. Seine für einen Präsidenten noch nie dagewesene Ignoranz macht es ihm unmöglich seine politische Rolle zu verstehen.




Er sieht sich als Alleinherrscher in einem absolutistischen System; er glaubt Amerika gehöre ihm und alle arbeiteten für ihn.
Daß es in Wahrheit genau umgekehrt sein sollte, daß er nämlich für Amerika arbeitet, daß die Insignien der Macht vom Volk geliehen sind, begreift er nicht.


Gestern rastete der Mann ohne Selbstkontrolle wieder einmal aus.
Während er im Kabinettssaal mit Generälen zusammen saß, um zu besprechen wie es nach den jüngsten Giftgasattacken in Syrien weitergehen könne, zeterte er über die FBI-Durchsuchungen bei seinem „Fixer“ Michael Cohen, der immer da ist, wenn es gilt die von Trump hinterlassenen großen Kothaufen wegzuschaufeln.


Der Mann, der mutmaßlich am besten über Trumps schmutzige Wäsche Bescheid weiß, mußte zusehen, wie Computer und alle schriftlichen Unterlagen von der Bundespolizei konfisziert wurden.

[….] US-Präsident Trump sprach von einer "erbärmlichen Aktion, einer totalen Hexenjagd". Die Durchsuchung sei eine Schande, "eine Attacke auf unser Land in gewisser Weise". Damit sei ein "ganz neues Niveau der Unfairness" erreicht. [….]
(Spon, 09.04.2018)

Anders als vom Großlügner Trump behauptet, handelte es sich nicht um einen "Einbruch", sondern um eine richterlich angeordnete Durchsuchung.
Cohen, der mutmaßlich insbesondere dafür da war alle früheren Sexgeschichten Trumps abzuräumen konnte immer frei mit dem von ihm adorierten Chef sprechen, da ihre Beziehung durch das Anwaltsgeheimnis geschützt war.
Ein Richter setzt sich nur dann darüber hinweg, wenn es sehr klare Hinweise auf ein schweres Verbrechen gibt.
Anders als vom Großlügner Trump behauptet, ordnete nicht Sonderermittler Mueller die Durchsuchung an.

[…..] [Michael Cohen ist] Donald Trumps persönlicher Anwalt. Doch Cohen ist auch mit bissigeren Begriffen beschrieben worden: Trumps Pitbull, Trumps Ausputzer, Trumps Wachhund. Man könnte es auch so sagen: Cohen weiß vermutlich Dinge über Trump, die für diesen durchaus unangenehm sein könnten; und er weiß es, weil es sein Job ist, diese unangenehmen Dinge für Trump zu erledigen.
In diese Kategorie fallen zum Beispiel die 130 000 Dollar, die Cohen im Herbst 2016, wenige Tage vor der US-Präsidentschaftswahl, über eine ausländische Briefkastenfirma an die Pornodarstellerin Stormy Daniels bezahlt hat. […..] Für Trump ist die Lage heikel. Einerseits ist er dem Vernehmen nach erleichtert, dass der Einschlag nicht ihn, sondern seinen Anwalt getroffen hat. Andererseits ist er außer sich vor Wut. Denn die New Yorker Staatsanwälte wurden von Sonderermittler Robert Mueller auf Cohens Spur gebracht. […..] Für Michael Cohen ist der Besuch des FBI vor allem eine bittere Lektion, die auch andere schon lernen mussten: Wer sich mit Trump einlässt, muss irgendwann dafür bezahlen. […..]
(Hubert Wetzel, 11.04.2018)

Trump ist derart in Rage vor Angst, daß er nun offener denn je damit droht Mueller zu feuern. In seiner grenzenlos-ignoranten Selbstüberschätzung glaubt er das Recht dazu zu haben.



[…..]  Bei der Durchsuchung beschlagnahmte das FBI Computer, Telefone und eine Reihe von Dokumenten, darunter auch Steuerunterlagen sowie Korrespondenz zwischen Cohen und seinen Mandanten, wie die Washington Post berichtete. Spekuliert wird nun, dass das in New York beschlagnahmte Material auch der Untersuchung von Mueller zugänglich gemacht werden könnte, wenn es sich für diese als relevant erweisen würde.  Cohen hat inzwischen selber einen Anwalt, und dieser bezeichnete das Vorgehen der Bundespolizei als "völlig unangemessen". Cohen habe sich in allen bisherigen Kontakten mit Regierungsstellen als kooperativ gezeigt, sagte Stephen Ryan. Die Razzia führe nun dazu, dass unnötigerweise sensibles und geschütztes Material beschlagnahmt worden sei, das dem besonderen Schutz zwischen Anwalt und Mandaten unterliege. […..]
(Alan Cassidy, SZ, 11.04.2018)


Vielleicht ist es doch eines Tages Trump selbst, der sich aus dem Amt schießt, weil er einfach nicht in der Lage ist sich zu kontrollieren.

Montag, 9. April 2018

Schwarzbraune Zwergchen, winzige.


Ja, dieses eine einzige mal hatte Angela Merkel etwas gewagt.
Im November 1998 zur CDU-Generalsekretärin gewählt, schrieb sie am 22. Dezember 1999 in der FAZ jene beiden ungeheuerlichen Sätze, die sie später zur CDU-Vorsitzende, zur Fraktionsvorsitzenden, Oppositionsführerin und schließlich zur ewigen Bundeskanzlerin machten:

    „Die Partei muss also laufen lernen, muss sich zutrauen, in Zukunft auch ohne ihr altes Schlachtross, wie Helmut Kohl sich oft selbst gerne genannt hat, den Kampf mit dem politischen Gegner aufzunehmen. Sie muss sich wie jemand in der Pubertät von zu Hause lösen, eigene Wege gehen.“
(A.M.)

So etwas war bis dahin noch nicht einmal vorstellbar.
Keiner in dem großen Kanzlerwahlverein hätte so etwas gewagt.
Merkel wirkte wie die mutige Jeanne d'Arc des Ostens, die mit ihrer Chuzpe die Parteienlandschaft aufrollen könnte.

Deutschland absurd.
In Wahrheit sprach sie eine Petitesse aus: Kohl, der schwer kriminelle Serienlügner, der die CDU in die schwerste Wahlniederlage seit Jahrzehnten geführt hatte, konnte nicht mehr länger der Fixstern des Unionsuniversums sein.
Glück für Merkel, daß Kohls natürlicher Nachfolger, an dem sie normalerweise nie vorbei gekommen wäre, wie sein Jahrzehnte angehimmelter Herr ebenfalls Parlament und Volk so dreist belogen hatte, daß er gegangen werden musste.

Der Rest der Geschichte ist bekannt; die CDU versank in so einem ungeheuerlichen Lügensumpf aus schwarzen Konten und dunklen Koffern voller Geld, die ihr für gefällige Politik zugesteckt wurden, daß niemand der Sumpfpartei vorsitzen wollte.
Nur mangels Alternative gab man „Kohls Mädel“ mit den schlechten Tischmanieren und den unmöglichen Klamotten eine Chance.
Die CDU-Parteispitze galt als toxisch: keiner der damaligen wichtigen Andenpaktler wollte sich die Hände schmutzig machen.
Koch, Wulff, Merz und Müller wollten Merkel die Drecksarbeit machen lassen und/oder sie dabei scheitern sehen, damit dann nach einer Anstandspause einer der ihren CDU-Chef und nächster Bundeskanzler werden könnte.

Das dürfte ja wohl ein Leichtes sein die Ossi-Protestantin ohne eigene Hausmacht und ohne JU-Sozialisation wieder aus dem Amt zu mobben.
Hatte sie nicht schon als Umweltministerin im Kabinett Kohl geheult, weil sie nicht durchsetzungsfähig war?
1995 war das, als sie strengere Fahrverbote bei Ozonalarm durchsetzen wollte und dann von Verkehrsminister Wissmann und Wirtschaftsminister Rexrodt zusammengefaltet wurde. Als Kohl sie auch noch anblaffte und sie ganz allein gegen die Westmänner stand, flennte sie.

[…..] Teilnehmer der Sitzung berichteten, Frau Merkel habe sich "in ihren Standpunkt nach und nach hineingesteigert". Die Ministerin argumentierte: Das Verbot beziehe sich auf Personenkraftwagen, Motorräder und Lastkraftwagen, die nicht unbedingt zur Versorgung der Bevölkerung notwendig seien. Kohl sagte, er erkenne durchaus die ökologische Dimension der Frage und die Ängste in der Bevölkerung. Die Frage sei aber, ob die Koalitionsfraktionen jetzt einer eilig verkündeten Maßnahme zustimmen würden. Frau Merkel insistierte weiter: Die Beschlüsse müßten jetzt fallen, damit im Sommer Maßnahmen getroffen werden könnten. Da reichte es Kohl.
Ihre Parteifreunde haben Frau Merkel in der Kabinettsitzung nicht verteidigt. Ein Minister sagte über die Tränen der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden: "Sie ist eben ziemlich sensibel." Angela Merkel gibt aber nicht auf. Jetzt will sie über die Fahrverbote mit den Koalitionsfraktionen sprechen. [….]
(Die Welt, 19.05.1995)

So ein Sensibelchen würde man jederzeit wieder wegräumen können, dachten sich Merz und Koch.
Sobald die bundespolitische Großwetterlage für die CDU wieder besser aussähe und sich den Andenpaktler untereinander geeinigt hätten, wer von ihnen es machen soll, könnte man diese ostzonale Interimschefin wieder zurück ins Glied treten.

Der Rest ist Geschichte. Die gesamte starke Männerriege der West-CDU fiel auf die Nase und während man sich kaum noch an die Namen der maskulinen CDU-Phalanx aus der frühen Nach-Kohl-Ära erinnert, ist Merkel immer noch Kanzlerin und Parteivorsitzende.

Wie hat sie das geschafft?
Wie konnten sich Merz und Co so dramatisch verkalkulieren?

Ganz einfach, aus der öffentlichen Heulerei von 1995 zog Merkel die Konsequenz „nie wieder weinen.“ Nie wieder ließ sie sich öffentlich etwas anmerken.
In dieser Disziplin brachte sie es zur wahren Meisterschaft. Merkel ist heute nahezu unbeleidigbar.
Seehofer kann sie geschlagene zehn Minuten auf der offenen Bühne eins CSU-Parteitags zur Schnecke machen und dem höhnischen Gejohle seiner Basis aussetzen, der Iran kann die Kanzlermaschine einen halben Tag entgegen aller diplomatischen Spielregeln im Luftraum kreisen lassen, Berlusconi kann sich öffentlich über Merkels Hintern auslassen, sie beim EU-Empfang wie bestellt und nicht abgeholt stehen auf offener Bühne stehen lassen, während er in aller Ruhe noch telefoniert – an ich perlt alles ab.
Es ist unbekannt, ob sie sich wirklich nie beleidigt fühlt, oder ob sie lediglich meisterhaft so tut, als ob ihr alles egal wäre.

Bisher hat sie aber noch jeden so lange stoisch auf ihrer Nase rumtanzen lassen, bis derjenige entweder das Interesse verlor, oder aber sich bei seinen Tanzschritten selbst ein Bein stellte.
Daher glaube ich auch nicht daran, daß sie Jens Spahn entlassen wird.
Im Gegenteil, je mehr er mit braun-xenophoben  Gepolter die Medien elektrisiert, desto weniger werden ihr Fragen gestellt, desto ungehinderter kann sie das tun was sie eigentlich will.
Spahn wird entweder eines Tages an ihr verzweifeln und wie die ultrakonservativen Vorgänger Koch und Merz entnervt den Bettel hinwerfen, oder aber er wird sich selbst ein Bein stellen und über eine seiner Affären stolpern, auf daß er fürderhin als U40-Politrentner wie Fipsi Rösler, Ecki von Klaeden oder Daniel Bahr Millionen in der Lobbyindustrie verdienen wird.

Wie albern ist es von der Journaille im Jahr 2018 immer noch über die gelegentlich aufpoppenden konservativen Mitesser in der CDU zu berichten.
Davon kriecht fast jedes Jahr irgendeine Gruppierung an die Medien.
Die heißen mal Lummer, mal Kanther, mal Hohmann. Immer wieder versuchten es angebräunte Hessen-CDUler: Kristina Schröder, Erika Steinbach und natürlich der langjährige Wiesbadener Fraktionsvorsitzende Christean Wagner als Mit-Initiator des Berliner Kreises in der Union.
Es gab den ehemaligen Bundesverteidigungsminister Rupert Scholz, den Brandenburger Innenminister Jörn Schönborn, den Thüringer Landesvorsitzenden Mike Mohring, fast die gesamte AfDNPD-affine Sachse-CDU und natürlich immer wieder der kameraverliebten Lügner Wolfgang Bosbach.
Im Berliner Kreis sind heute insbesondere noch Philipp Lengsfeld, der Sohn der nach Rechtsaußen abgedrifteten Verschwörungstheoretikerin Vera Lengsfeld, die Düsseldorferin Sylvia Pantel, sowie diverse Sachsen (Veronika Bellmann, Arnold Vaatz, Steffen Flath) aktiv.
Und nun haben sie den radikal islamophoben deutschen Leitkulturler Jens Spahn an der Spitze.
Immer wieder kündigen sie einen konservativen Aufbruch an, schaffen es aber meist nicht Manifeste und Programme zu Papier zu bringen.
Ihre Forderungen sind schließlich auch weniger programmatisch, denn tumbes „dagegen sein“.
Gegen Schwule, gegen Ausländer, gegen Atheisten, gegen den Islam, gegen Sozialleistungen.
In schöner Regelmäßigkeit erheben diese traurigen dunklen Gestalten ihr verwesendes Haupt und werden zur echten Gefahr für die Kanzlerin hochstilisiert.

[….]  Ein Manifest gegen Angela Merkel
Ist die CDU noch eine Partei, in der sich Konservative aufgehoben fühlen? Diese Frage ist so alt, wie die Amtszeit von Kanzlerin Merkel lang ist. Am Wochenende versuchten Merkel-kritische Abgeordnete eine Antwort auf diese Frage zu finden. Wer in ihrem "Konservativen Manifest" einen gewagten Aufschlag von Partei-Rebellen erwartet hat, wird enttäuscht. Die Autoren wollen die Rückkehr zur Wehrpflicht, erinnern an den Stellenwert der Ehe und fordern einen entschlossenen Kampf gegen Extremisten. Verwegen konservativ ist das nicht.
Auch wenn es sich mancher Merkel-Kritiker wünscht – dieses Manifest wird Merkel nicht aus dem Tritt bringen. […..]

Da kann ich dem FUNKE-Blatt ausnahmsweise nur Recht geben.
Natürlich ist es Merkel völlig egal, was die drei konservativen Hanseln formulieren.
Leider muss sie das nicht kümmern; denn diese ewiggestrige homophobe Trachtentruppe ist für immer abgemeldet.
So sehr ich mir als Sozialdemokrat wünschen würde, daß die CDU stark nach rechts rutscht (umso leichter kann man sich gegen sie profilieren), so wenig wird das passieren.

Das sind kleine Aufregerchen, um die Braunen an der Basis zu begöschen.
Ebenfalls gut geeignet, um leicht zu hysterisierende „Linksgrünversiffte“ in Wallung zu bringen. Sie springen sofort artig über das Stöcken, das der olle C-Bodensatz ihnen hinhält.

[….] Konservative Gruppen und Mitglieder von CDU und CSU, die sich in den letzten Monaten in der "Werte-Union" bzw. dem "Freiheitlich-Konservativen Aufbruch" zusammengeschlossen haben, wollen mit einem am Samstag beschlossenen Manifest ihrer Partei einen konservativeren Stempel aufdrücken.
[….] Wenige Monate nach Einführung der Ehe für alle betont das Manifest daher u.a., "Ehe und Familie" seien "für uns die wichtigsten Grundlagen unserer Gesellschaft" und "das Leitbild 'Vater, Mutter, Kinder'" ein "elementarer Grundpfeiler". Auch spricht sich die "Werte-Union" gegen eine "staatliche Förderung der ideologisch motivierten sogenannten Genderforschung" aus.
[….] Auch ansonsten sucht das Papier eine Nähe zur AfD, will die doppelte Staatsbürgerschaft abschaffen oder die Wiedereinführung der Wehrpflicht prüfen. Die konservativen Unions-Mitglieder bezeichnen die "Masseneinwanderung seit 2015" als "rechtswidrig"; diese sei "rückgängig" zu machen. Die "Aufnahme von Asylbewerbern und Flüchtlingen" über eine Obergrenze hinaus sei "unvertretbar". […..]

Merkel läßt ihre garstigen Exkrement-farbigen Kinderchen unbehelligt spielen; wir sollten das auch tun.
Sie sind wenige, machtlos und irrelevant.

Die wirklich Gefährlichen sind längst ein paar Stationen weiter zur AfD, den „alternativen Medien“, zu bösartigen Hetzern wie Berger gezogen und träumen von ihren Gewalttaten wider alle nichtblonden Minderheiten.