Sonntag, 25. März 2018

Was zu Deutschland gehört


Wie ich einige Internet-Memes hasse.


Blöde Frage.
Nach dem türkischen Verfassungsreferendum haben die dortigen demokratischen Regeln nichts mit dem GG in Deutschland zu tun.
Außerdem finde ich es völlig idiotisch unsere Auffassung von Freiheit ausgerechnet von autokratischen Regimen abhängig zu machen.
Wir sollten und dürfen unser Verständnis von Religionsfreiheit natürlich NICHT an Ländern mit kaum oder gar keiner Religionsfreiheit orientieren.
Was für ein kapitaler Unsinn, sich einerseits über vermeidlich unterentwickeltere, autoritäre und unfreiere Nationen zu empören und im selben Atemzug ihr Beispiel als Blaupause für unsere Regeln anzupreisen.
Natürlich gibt es keine Religionsfreiheit in Saudi Arabien oder im Jemen. Und gerade weil dort das Christentum unterdrückt wird, unterdrücken wir bei uns eben nicht muslimische Gläubige. Wir imitieren nicht das Scharia-Recht Riads, sondern setzen ein anderes Beispiel: Frei und pluralistisch.

So einen Mist sehe ich seit Tagen und dann wird gegen Merkel gehetzt, die den Islam in Deutschland etabliere.
Seit Jahrzehnten nörgele ich an Frau Merkel herum, halte sie für eine ganz schlechte und schädliche Kanzlerin.
Aber um sie in Grund und Boden zu kritisieren, muss man nicht frei erfundenen Dumfug verbreiten.
Merkel ist Christin und fördert das Christentum viel zu sehr, sie löst den Verfassungsauftrag zur Ablösung der Staatsleistungen an die Kirche nicht ein.
Seit nunmehr 99 Jahren verhalten sich deutsche Regierungen verfassungswidrig stark kirchenfreundlich.

[….] Trotz allerhöchster Staatsverschuldung verstößt die Politik gegen das seit 90 (!) Jahren bestehende Verfassungsgebot (Artikel 138 Weimarer Reichsverfassung in Verbindung mit Grundgesetz-Artikel 140), die Staatsleistungen etwa für die Besoldung von Bischöfen abzulösen, die den Kirchen für Enteignungen im Jahr 1803 (!) zugesprochen wurden. Die mangelnde weltanschaulich-religiöse Neutralität des Staats zeigt sich besonders deutlich darin, dass das Bundesverfassungsgericht zwar die ebenfalls 90 Jahre alte Verfassungsklausel über den Schutz des Sonntags zugunsten der Kirchen anwendet, während der Artikel zulasten der Kirchen von den Verfassungsorganen bewusst negiert wird. [….]

Merkel fördert also nicht etwa die muslimischen Gläubigen, sondern sie fördert das Christentum viel zu sehr.

Deutschland ist immer noch ein Verfassungsstaat, der Religionsfreiheit, also auch Freiheit von Religion garantiert.
Offensichtlich ist es nicht ideal, wenn ein Nicht-Jurist wie Horst Seehofer laienhaft das Amt des Verfassungsministers ausübt.
In allen Satiresendungen wird darüber gelacht wie sich Horst Seehofer bei der Vorstellungen seiner neuen Aufgabe versprach und sagte, er leite das „Heimatmuseum“ statt „Heimatministerium“.


Das ist durchaus lustig, weil Crazy Horst damit freudsch zugab was für einen populistischen Unsinn er anzettelt und wie erbärmlich er der AfD hinterher läuft.

Viel schlimmer ist aber, daß sich Opa Horst offensichtlich auch für einen Religionsminister hält, wenn er die Realität negierend Gauland und Höcke den Hintern küsst, indem er den Islam als nicht zu Deutschland zugehörig verdammt.

Es gibt in Deutschland aber keinen Religionsminister, die Verfassung verbietet das sogar.
Und insbesondere will niemand einen Religionsminister haben.

Dank der AfD-Sprachrohre Spahn, Dobrindt, Lindner und Seehofer betreiben die Top-Bundespolitiker mal wieder Doping für die politisch ganz Rechten.

[……] Die 2172. Debatte über den Islam
[……] Die Debatte hilft in ihrer ewigen Wiederholung niemandem weiter – höchstens ein paar Politikern und Journalisten, die ihre eigenen Positionen praktischerweise recyceln und sich damit auf Twitter, Facebook und in anderen Schnatterforen wichtig machen können. Die Debatte ist sogar kontraproduktiv, weil sie so wunderbar missverstanden werden kann. Gehört der Islam zu Deutschland, sehen Verschwörungstheoretiker darin den Beweis für den heimlichen Umbau des Landes. Gehört er hingegen nicht mehr zu Deutschland, fühlen sich viele Muslime ausgegrenzt.
So hinterlässt die Debatte vor allem Verlierer. Ein Verlierer ist übrigens auch Christian Wulff. Der ehemalige Bundespräsident hatte sich einst klüger und pointierter geäußert: "Das Christentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland." Das kleine "auch" relativiert die Aussage. [……]
Das undifferenzierte Eingemeinden des Islams hilft nicht so recht weiter. Wer besonders laut "Der Islam gehört zu Deutschland" ruft, mag sich besonders liberal finden – vielleicht aber ist er nur besonders ahnungslos. Denn vorher sollte doch einmal geklärt werden, um welchen Islam es genau geht – und wie sich Lehre und Leben trennen lassen. [……]. Ein Islam, der zu Deutschland gehört, muss auch zu Deutschland gehören wollen. [….]

Hua, diese Konservativen möchten offensichtlich nach wie vor nicht mit der Realität konfrontiert werden und halten Deutschland für eine „Wünsch dir was“-veranstaltung, in der man sich die pseudo-heile Welt der 1950er Jahre zusammensuchen darf.
Gehorsame Ehefrauen, die das Haus sauber halten, keine Scheidungen, keine Schwulen, keine Atheisten, keine Ausländer.
Dafür lauter idyllische Einfamilienhäuschen bewohnt von frommen aktiven Kirchengängern. Alle Menschen sind blond, essen Sauerbraten und Saumagen. Man urlaubt im Harz oder den Alpen, fährt deutsche Autos und hört heimatverbundene Volksmusik, gern auch „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ von Heino, der anschließend noch ein paar SS-Liedchen intoniert – der Tradition halber. Abtreibungen waren verboten und wenn es doch eine versuchte, kam sie mit einiger Wahrscheinlichkeit auf irgendeinem schäbigen Küchentisch ums Leben dabei. Kein Weib wagte es unehelich zu gebären und wenn doch, nahm man ihnen die Bälger ab, gab sie zur Folter und sexuellen Ausbeutung in christliche Heime. Überhaupt hatten es die Frauen in dieser heilen Welt der Adenauer- und Erhardt-Jahre so viel einfacher. Sie mussten sich nicht mit Bankangelegenheiten plagen, weil sie ohnehin nicht allein ein Girokonto unterhalten durften und erst der Ehemann zustimmen mußte, wenn sie einen Job annahmen. Sie brauchen sich auch nicht um sexuelle Frustration zu sorgen, weil es keine Rolle spielte, ob sie wollten. Sie mussten und wenn sie nicht wollten, durften ihre Ehemänner sie schlagen und vergewaltigen – mit dem Segen des Staates und der C-Politiker wie Horst Seehofer, der noch bei der Bundestagsabstimmung 1997 für die straffreie Vergewaltigung in der Ehe votierte. Das waren noch schöne idyllische Zeiten. Da bestand die Jugend nicht aus Gammlern und Punks. Falls einer nicht gehorchen wollte, durfte und sollte er von den Lehrern windelweich geprügelt werden – so steht es ja schließlich in der Bibel.

[….] Wenn man es genau nimmt, hätte Angela Merkel einen Grund, Horst Seehofer zu entlassen. Kaum eine Woche im Amt, stellt der Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat in der Islam-Debatte die Richtlinienkompetenz der Kanzlerin offen infrage. Und er kündigt gleich noch an, dass auch in Zukunft so tun zu wollen.
Eigentlich kann eine Regierungschefin es nicht zulassen, dass ein Kabinettsmitglied ihre Autorität derart untergräbt. Aber natürlich wird Merkel den CSU-Chef nicht mal eben so rauswerfen. Die Koalition wäre am Ende, bevor sie überhaupt zu arbeiten begonnen hat.
Allerdings: Einfach drüber hinwegsehen über Seehofers Renitenz und öffentliche Gehorsamsverweigerung, das ist für die Kanzlerin auch keine Option. Denn es geht hier nicht nur um ihre Führungskraft. Es geht um die Glaubwürdigkeit der Union und der ganzen Koalition. [….]

Zu blöd für die Funke-Redakteure und C-Politiker, daß es dieses Deutschland gar nicht mehr gibt.
Und was für ein Glück für alle massiv Unterdrückten in den 50er Jahren, daß diese Zeiten vorbei sind.

Heute gehören zu Deutschland glücklicherweise nicht nur Multikulturismus und feie Religionswahl, nicht nur Pizza und Döner, nicht nur traditionelle Chinesische Medizin und indische Meditation.

Es gehören auch allerlei Dinge zu Deutschland, die mir nicht gefallen.
Zu Deutschland gehören auch 20 Tonnen Hundescheiße, die allein in Hamburg täglich ausgekackt werden.
Dazu gräßliche Schlagermusik, überbordende Bürokratie, Unhöflichkeit, mieses Wetter, geschmacklose Mode und fanatischer Autolobbyismus.
Zu Deutschland gehören Mord, Kriminalität, Fremdgehen, Krebserkrankungen, Demenz, nach beißendem Uringeruch stinkende Pflegeheime.
40.000 MRSA-Tote durch mangelnde Krankenhaushygiene, Zweiklassenmedizin, das schwächste Internet Europas. Spahn, Jens Berger, Dobrindt und Seehofer.
Auch Sachsen gehört zu Deutschland, die tausenden Anschläge auf Schwächere und Arme.
Zu Deutschland gehören Waffenexporte, Socken in Sandalen, Wohnungsnot, eine rapide immer reicher werdende Klasse der Hyperwohlhabenden, steuerliche Umverteilung von unten nach oben, ein international nicht konkurrenzfähiges Hochschulwesen, 8 Millionen funktionale Analphabeten, Obdachlosigkeit, Alkoholismus, Drogensucht und Besserwisserei. Zu Deutschland gehören Kittelschürzen, Andrea Berg und Mario Barth genau wie fünftklassige TV-Unterhaltung und unterirdische Comedy.
Zu Deutschland gehören Christentum, Judaismus, Hinduismus, der Islam und insbesondere auch der Atheismus.

Samstag, 24. März 2018

Batshit Crazy


Man sieht es live im TV und glaubt es dennoch nicht.
Da sitzt eine prallbusige Blondine wie in einem drittklassigen Bondage-Video eingeschnürt und klärt über Sex-Praktiken mit dem US-Präsidenten auf.

[….] According to the polygraph examination, Ms Clifford responded "yes" to the following questions:

    Around July 2006, did you have vaginal intercourse with Donald Trump?
    Around July 2006 did you have unprotected sex with Donald Trump?
    Did Trump say you would get on The Apprentice?

The test concluded that Ms Clifford "is truthful about having unprotected vaginal intercourse with Donald Trump in July 2006". [….]

Man muss sich immer wieder kneifen, um sich zu vergewissern nicht zu träumen.
Ja, das ist die Realität.
Das kommt dabei heraus, wenn die ultrafrommen evangelikalen Christen, die „family-values-Voter“ endlich einen Präsidenten ganz nach ihrem Geschmack bekommen.


Nun bin ich dezidiert der Meinung, daß uns sexuelle Beziehungen der Regierenden nichts angehen.
Es ist mir völlig egal mit wie vielen Männern Angela Merkel schläft und welche Stellungen sie dabei bevorzugt.
Das ist für ihre Politik irrelevant und schließlich ist sie als Kanzlerin und nicht als moralisches Vorbild gewählt worden.

Bei US-Präsidenten ist das etwas anders, auch wenn ich da anderer Meinung bin.
Präsidenten sind so etwas wie die Apotheose des Landes. Sie sind auch in stilistischer und moralischer Hinsicht maßgeblich. Ihre Ehen, Kinder, Frauen sind bedeutungsschwanger aufgeladen.
Sie fliegen nicht eine Regierungsmaschine, sondern die „Air Force One“, bei deren Anblick Frauen einen Eisprung bekommen, fahren nicht irgendeine Panzerlimousine, sondern „The Beast“, bei dem 80% der amerikanischen Männer Erektionen bekommen.

Da nun einmal Trump derjenige ist, auf den sich alle Blicke konzentrieren, bleibt unsere einzige Hoffnung seine ostentative Faulheit.

(…..) Der Typ, der Obama bezichtigte zu viel Zeit auf dem Golfplatz zu verbringen, statt als Präsident im Oval Office zu arbeiten, stellt sich als Obamas Nachfolger als faulster US-Präsident aller Zeiten dar.

[….] Donald Trump hat am Freitag zum 80. Mal einen seiner eigenen Golfclubs besucht, seit er am 20. Januar seinen Amtseid ablegte.
Das hat der Sender CNN errechnet - und strahlte zugleich Clips aus dem Wahlkampf im vergangenen Jahr aus: Da hatte der Republikaner wiederholt mit Seitenhieb gegen Vorgänger und Golfliebhaber Barack Obama betont, dass er sich als Präsident keine Zeit nehmen würde, den Schläger zu schwingen: Er würde nur arbeiten, arbeiten - zum Wohle des amerikanischen Volkes. [….]

Ich bin aber weit davon entfernt mich über Trumps obsessive Golferei zu ärgern.
Im Gegenteil, so lange er kleinen weißen Bällchen in seinem Golfcart hinterher juckelt, stellt er wenigstens nichts Schlimmeres an.

Trump und seine Partei, die GOP, die „Grand Old Perverts“ sind eben nicht länger nur eine lächerliche Lobbyistenvereinigung, um gewaltig von unten nach oben umzuverteilen, sondern sie bemühen sich als neroeske Terrortruppe intensiv darum die Welt zu entflammen. (…..)

 Unglücklicherweise ist Trump nach 14 Monaten im Amt aber in so einem eigenartig ruppigen Modus, der ihn immer wieder ins Büro treibt.
Vielleicht ist sein Golf-Handicap rapide schlechter geworden oder das Viagra wirkt nicht mehr.
Für den Rest der Welt ist das sehr beunruhigend, weil er nun die letzten dreieinhalb Staffer mit Restverstand aus dem White House mobbt und durch fanatische FOX-Moderatoren ersetzt.
In der Trumpschen Parallelwelt ist das konsequent. Fakten interessieren ihn genauso wenig wie die Realität. Für ihn existiert nur die batshit-crazy FOX-Welt aus Verschwörungstheoretikern und Fanatikern, die Klimawandel leugnen und Barack Obama für einen schwulen Muslim aus Kenia halten.
Eine Welt, in der Zimmertemperatur-Figuren wie Sarah Palin und Sean Hannity als Experten gelten und eigene Sendungen bekommen.


 Hier sucht er sich sein Politpersonal zusammen.

Vor einer Woche ersetzte er schon seinen Wirtschaftsberater durch einen TV-Clown. Larry Kudlow, der mit Crazy Outfits und schwachsinnigen Sprüchen, aber auch vom Alter her zu Trump passt.

[….] Vom koksenden Banker zum Trump-Berater […..] Mehr noch als seine Outfits haben Kudlows Einschätzungen als Wirtschaftsexperte für Diskussionen gesorgt. Die Finanzkrise 2008 sah er nur Monate davor nicht kommen. "All die Spinner, die erwarten, dass in Las Vegas oder Florida die Häuserpreise crashen, liegen völlig falsch", orakelte er schon 2005. Im März 2007, kurz bevor der Schrotthypothekenanbieter New Century pleite ging und die Ratingagenturen hunderte Subprime-Papiere herabstuften, nannte er die USA eine "solide Wirtschaft". Im Dezember sagte er voraus: "Eine Rezession kann man das nicht nennen." Und noch im April 2008, nach dem Notverkauf der Investmentbank Bear Stearns an JPMorgan, erklärte er: "Eine echte Kreditkrise gibt es nicht." [….]


Noch schlimmer sein neuer Sicherheitsberater, Europas alter Bekannter John Bolton, der als einer der Hauptantreiber der GWB-Kriege noch heute begeistert für all die batshit-crazy Lügen über Saddams Massenvernichtungswaffen steht.
Bolton ist auch durch FOX in Weiße Haus gekommen.
Dort mischte er die Realität durch radikal-abstruse Angriffspläne auf, zeigte sich von seiner rabiat-ungehobelten Seite, die wir aus seiner UN-Zeit kennen und umschmeichelte bis zur absoluten Selbstverleugnung Donald Trump.
Ein höchst gefährlicher Fanatiker, der radikal für mehr US-Angriffskriege einsetzt und gegen internationale Gepflogenheiten und Diplomatie agitiert.
Wir werden uns Trump noch sehr auf den Golfplatz zurückwünschen.

[….] Trump ersetzt seinen Sicherheitsberater H.R. McMaster durch den Hardliner John Bolton. Der gilt als rüde im Umgang und als Kriegstreiber. [….] Ausgerechnet Bolton. Wie kaum ein Zweiter steht der 69-Jährige für eine aggressive, unilaterale Außen- und Sicherheitspolitik, die knallhart amerikanische Interessen verfolgt und diese im Zweifel auch mit militärischen Mitteln vorantreibt. Selbst Republikaner bezeichnen den Mann mit dem buschigen Bart als "Neokonservativen auf Steroiden". Senator Rand Paul, selbst ein Konservativer, warnt, Bolton sei geradezu versessen darauf, alle außenpolitischen Fehler Amerikas der vergangenen 15 Jahre zu wiederholen. [….] Dass Bolton einen äußerst aggressiven Stil pflegt, hat er bei den Vorbereitungen des Irakkriegs 2002 unter Beweis gestellt. Da war er neben seinem Förderer, dem damaligen Vizepräsidenten Dick Cheney, einer der Hauptantreiber des Krieges. [….] Mitarbeiter im Außenministerium, aber auch Diplomaten anderer Länder beschwerten sich immer wieder auch über Boltons rüde Umgangsformen. Sie klagten über Beschimpfungen und Drohungen. Als George W. Bush ihn 2005 zum Uno-Botschafter machen wollte, versagte der Senat seine Unterstützung. 100 Mitarbeiter des Ministeriums warnten vor seiner Nominierung. [….] Der gelernte Jurist, der wegen seiner extremen Ansichten eigentlich seit Jahren als Außenseiter in der Szene der Sicherheitspolitiker gilt, hat in den vergangenen Monaten alles dafür getan, um Trumps Gunst zu erringen.
Vor allem trat er immer wieder bei Trumps Lieblingssender Fox News auf, wo er den Präsidenten über den grünen Klee lobte. Er unterstütze Trumps umstrittene Entscheidung, die US-Botschaft nach Jerusalem zu verlegen. Und er setzt wie Trump auf eine baldige Beendigung des Atomabkommens mit Iran. Er forderte im Fernsehen sogar, dass die USA auf einen "Wechsel des Regimes" in Teheran hinarbeiten sollten. In Sachen Nordkorea zählte Bolton zu den wenigen Außenpolitikern, die öffentlich für einen militärischen Erstschlag der USA gegen die Führung Nordkoreas argumentierten. [….]

Freitag, 23. März 2018

Der Psycho

Donald Trump und die Begriffe “shy away” oder neuenglisch “chicken out“ passen nicht in einen Satz.
Insbesondere dann nicht, wenn es um social media, oder gar Twitter geht.
Das ist schließlich sein ureigenes Terrain, auf dem er zur Freude seiner 49 Millionen Follower jedem „auf die Fresse“ (Nahles) gibt.



Das ist schon was einem 75-Jährigen, der seine Ehefrau und seine Tochter durch einen Verkehrsunfall und später auch noch seinen Sohn durch einen Hirntumor verlor „physische Schwäche“ vorzuwerfen.
Verkommen, verkommener, Trump.

Ein Einschub an dieser Stelle: Trump wird wegen seiner bösartig-erratischen Lügen-Tweets oft „der Twitter-Präsident“ genannt. Er sei der König der sozialen Medien, beherrsche und dominiere das Medium Twitter seit Jahren.
Pesten, hetzen und spalten ist aber eben nicht die einzige Möglichkeit Erfolg bei Twitter zu haben. Barack Obama verfügt trotz seiner Eigenart Rechtschreibung zu beherrschen und stets Vernünftiges zu schreiben über 101 Millionen Twitter-Follower. Also mehr als doppelt so viel wie „Twitter-König Trump“.

Seit Wochen führen Stormy Daniels und insbesondere ihr kluger Attorney Michael Avenatti den sitting US-president vor, ohne daß dieser je den bait ergreift.

Warum schlägt dieser nicht zurück?
Sonst pöbelt er doch via Twitter alles in Grund und Boden.


Trumps Fans argumentieren, er halte sich in diesem Fall eben an die Ratschläge seiner Anwälte, die befürchten Trump könne der Pornofrau durch ungerechtfertigte Beleidigungen ein juristisches Türchen öffnen, um aus ihrer Schweigeverpflichtung heraus zu kommen.

Mich überzeugt diese Darlegung wenig, denn wir wissen zwei Dinge sicher:

1.)
Daß Trump seine Ehefrauen nach Strich und Faden betrog und betrügt, daß er mit allen möglichen Halbwelt-Busengirls ins Bett steigt, stört seine Hardcore-Fans von der christlich-evangelikalen Base kein bißchen. Daß der Mann moralisch völlig untragbar ist und Frauen wie Dreck behandelt war hinreichend vor der Präsidentenwahl bewiesen und sie haben ihm dennoch (oder sogar gerade deswegen) ihre Stimme gegeben. Sie teilen seinen tiefsitzenden Rassismus und seine Destruktivität. Ob er noch eine Frau mehr in mancherlei Hinsicht penetrierte kann keinen Unterschied machen.

2.)
Trump ist nicht nur beratungsresistent, sondern es ist ein fester Bestandteil seiner perfiden und negativen Persönlichkeit sogar das genaue Gegenteil dessen zu tun, was ihm geraten wird.
Es ist eine dramatisch weiter psychotisierte Form des Merkelschen Gesetzes, nachdem Merkel stets das tut, was sie eben noch ausschloss und diejenigen wegbeißt, denen sie eben noch ihr Vertrauen aussprach.
Bei Merkel ist dieses Verhalten aber ein Zeichen ihrer ideologischen Willkür und ihrer totalen Anpassung um des Machterhalts Willen.
Bei Trump gibt es keinen strategischen Aspekt dieses Verhaltensmusters. Es ist pure Bosheit.

[…..]  Donald Trumps Präsidentschaft ist in eine neue Phase getreten. Für ihn zählt nur noch, was sein Instinkt ihm rät. Und das bedeutet Chaos. […..] In Washington gibt es eine interessante Theorie über den Präsidenten. Sie geht so: Die einfachste Methode, Donald Trump dazu zu bringen, etwas zu tun, ist, ihm zu sagen, dass er es nicht tun sollte. Das erklärt nicht alles, was der Präsident macht. Aber es erklärt genug, um als halbwegs bewiesene Annahme zu gelten. Man könnte es das "Trump'sche Trotz-Theorem" nennen.
Wie das funktioniert, ließ sich vor einigen Tagen miterleben: Da telefonierte Trump mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin - einem Autokraten, der sich gerade durch eine gefälschte Wahl im Amt hat bestätigen lassen. In Trumps Unterlagen für das Gespräch stand in Großbuchstaben die Warnung, der Präsident der USA solle das nicht auch noch durch formelle Glückwünsche würdigen. "Nicht gratulieren", schrieben Trumps Berater. Aber natürlich gratulierte Trump Putin zum "Wahlsieg". Und dann erzählte er es trotzig und stolz der ganzen Welt.
Der US-Präsident glaubt, seinen Job jetzt allein zu können - ein fataler Irrtum. […..] Aber so kommen dann eben Entscheidungen zustande wie Trumps Zusage, den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un zu treffen. Nach allem, was bekannt ist, steckt dahinter keine Strategie. Niemand im Weißen Haus kann sagen, was der Präsident, der Kim bisher mit Krieg gedroht hat, nun plötzlich mit dem Gewaltherrscher bereden will. Doch die Mahnung, keinem Gipfeltreffen zuzustimmen, reichte gemäß des Trump'schen Trotz-Theorems für den Präsidenten, um genau das zu tun.
[…..] Wenn das Trotz-Theorem stimmt, dann muss man das, was Trump tut, weniger mit politischen, sondern eher mit psychologischen Maßstäben bewerten. Dann sieht man, dass für Trump Politik im Sinne von bestimmten Zielen, die man mit bestimmten Mitteln erreicht - wobei Ziele wie Mittel an die Realität gekoppelt sein sollten -, bedeutungslos ist. Trump lebt in seiner Parallelwelt aus Fox News und Twitter, und für ihn zählt, was sein Instinkt ihm rät, den er für unfehlbar hält. Wenn das dem Ratschlag der Fachleute widerspricht, umso besser. [….]

Trump ist ein Vollpsycho, der den bisherigen Maßstab des maximalen Korrumpierens längst verlassen hat.
Bis heute bekommen im allgemeinen Sprachgebrauch alle Mega-Affären den Suffix „gate“, weil „Watergate“ der größte je dagewesenen Politskandal in Amerika war.
Trump aber ist bereits in eine andere Dimension hervorgestoßen.


Trump lässt Stephanie Clifford nicht plötzlich deswegen in Ruhe, weil ihm das jemand rät.

Gerade gestern warf Trumps Chef-Anwalt John Dowd hin, weil Trump grundsätzlich nicht auf ihn hörte.
Angeblich soll Kellyanne Conway sich die Finger wund telefonieren, um neue Anwälte anzuheuern, holt sich aber nur Absagen, weil keine renommierte Kanzlei etwas mit dem toxischen Tölpel zu tun haben will.

Nein, Trump hat ganz offensichtlich ernsthaft Angst vor seiner Porno-Ex.
Und sie scheint im Gegensatz zu vielen anderen Frauen, die er in den letzten Jahren einschüchterte gerade keine Angst vor ihm zu haben.
Ich vermute sehr stark, daß sie drastisches Material über ihn in Ton und oder Bild hat.

Insofern könnte es noch lustig werden in dem Fall, daß Trump irgendwann doch nicht mehr an sich halten kann und die Stormy-Schleusen öffnet.