Dienstag, 13. Februar 2018

Holla, das brodelt ja ganz schön innerhalb der SPD.



Binnen einer Woche zeigt sich erneut wie erodiert das Vertrauen in die Parteispitze ist.
Vor sechs Tagen hatten Schulz, Nahles und die Stellvertreter so schön ausbaldovert, daß Schulz den Job als Partiechef gegen das Außenamt eintauscht und Gabriel abserviert wird.
Die fanatisch fromme Närrin Nahles war sich ihrer Sache so sicher, daß sie beruhigt nach Hause fuhr, beim Möhnenumzug in ihrem Heimatort Weiler in der Eifel zu feierte. Und sich zur Weiberfastnacht auch äußerlich zur Lächerlichkeit preisgab.


Wie so oft in ihren 23 Jahren in der Parteispitze unterlag sie aber einer katastrophalen parteipolitischen Fehleinschätzung.
Die Basis nahm nämlich gewaltig übel:

·        Daß das Amt als Parteichef offensichtlich als minderwertig und dem schönen Außenministerjob nachranging eingeordnet wurde.
·        Daß wieder in einem Hinterzimmerdeal entschieden wurde.
·        Daß der beliebteste deutsche Minister gefeuert werden sollte.
·        Daß Schulz das gerade erst erfolgte 82% Vertrauensvotum des Parteitages in die Tonne trat.
·        Daß Schulz sein ausdrückliches Versprechen (erneut) brach.

Binnen Stunden brach ein Shitstorm der Basis über die Abgeordneten herein. Schulz mußte die Notbremse ziehen, weil selbst er, der Mann mit der längsten Leitung, begriff wie es um das Groko-Votum stand.

Schulz weg? Na und, dachte sich die Parteispitze offensichtlich.
Wir kungeln eben weiter im Hinterzimmer.
Bevor sich jemand beschweren kann, übernimmt Nahles sofort kommissarisch den Job als Parteichefin, Gabriel lassen wir am ausgetreckten Arm verhungern und der doofen Basis sagen wir schon mal gar nichts über weitere Personalien. Wer Außenminister werden soll knobeln die Top-Apparatschicks hinter den Kulissen aus.

Angeblich haben wir einen extrem internetaffinen Generalsekretär, der mit dem Parteivolk kommunizieren soll, aber auch Klingbeil erweist sich als hoffnungslos überforderte Fehlbesetzung.
Auch ihm kam nicht in den Sinn, daß man so im Jahr 2018 nicht mehr mit der Basis umgehen kann.

In der Folge befindet sich die SPD in Umfragen im freien Fall.
Wir haben das alte Westerwelle-Ziel „Projekt 18“ locker unterschritten und befinden uns auf Augenhöhe mit der AfD.

Nach einem Vierteljahrhundert im Raumschiff Parteispitze hat Andrea Nahles offenbar völlig den Bezug zur Realität verloren. Die Bätschi-Kacke-auf-die-Fresse-Frau kann sich gar nicht vorstellen, daß es in der Partei Menschen gibt, die sie nicht an der Spitze sehen wollen, daß es unter den 470.000 Mitgliedern jemand wagen könnte gegen sie zu kandidieren.
Aber auch da unterliegt sie einem kapitalen Irrtum.

In Rekordzeit meldeten mehrere Landesverbände (Berlin, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein) Nahles nicht unterstützen zu wollen.
Sofort fand sich eine Gegenkandidatin, mit der – wie zu erwarten – im Parteivorstand niemand gerechnet hatte.
Das Parteipräsidium entwickelt sich unter Schulz und Nahles zum Dresden der SPD, dem Tal der Ahnungslosen.

[….] In der SPD regt sich Widerstand gegen einen schnellen Wechsel an der Parteispitze - ohne Beteiligung der Basis. Die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange hat in einem Brief ihre Kandidatur für den Bundesvorsitz der Sozialdemokraten angekündigt. [….]
Die schleswig-holsteinischen Sozialdemokraten hatten vor dem Treffen den Verzicht auf die zuvor angekündigte Benennung von Nahles zur kommissarischen Parteichefin gefordert. Es gehe nicht gegen die Person Nahles, sondern es gehe darum, ein geordnetes Verfahren zu finden, damit nicht der Verdacht aufkomme, da werde etwas ausgeklüngelt, sagte der Bundestagsabgeordnete Sönke Rix aus Kiel. Er gehört dem Gremium an, das zwischen den Landesparteitagen über grundlegende Fragen von außen- und innenpolitischer Bedeutung entscheidet. [….]
Lange will mit ihrer Kandidatur aus der SPD "wieder eine stolze Partei der sozialen Gerechtigkeit" machen, wie sie in einem Brief an den Bundesvorstand schrieb. [….] Die geplante Kandidatur von Lange stößt beim ehemaligen schleswig-holsteinischen Innenminister Andreas Breitner auf Zustimmung. "Ich finde es total klasse, dass sie das macht und kann ihr nur viel Glück wünschen", sagt er dem Schleswig-Holstein Magazin. Die SPD brauche neue Gesichter auf Bundesebene. Auch Björn Uhde aus dem SPD-Kreisverband Segeberg freut sich über die Kandidatur. Sie sei eine Sozialdemokratin wie sie im Buche stehe. Uhde beschreibt Flensburgs Oberbürgermeisterin als warmherzig und bei Ungerechtigkeiten als sehr kämpferisch. [….] Jan Lindenau, designierter SPD-Oberbürgermeister in Lübeck, zollt Lange Respekt. Die Kandidatur sei genau das richtige Signal und zeige, dass es innerhalb der SPD auch Alternativen von der Basis gebe. Der Pinneberger SPD-Ortsvorsitzende Kai Vogel findet, dass die Bewerbung mutig sei und die Stimmung in der Partei wiedergebe. Karin Fedrowitz, Ortsvorsitzende in Norderstedt, ergänzt: Simone Lange könne Mitglieder und Bürger begeistern. Mit ihr an der Spitze könne die SPD Parteivorsitz und Fraktionsvorsitz trennen. [….]

Was für ein kapitaler Fehlstart der Partei nach dem Schulz-Aus.
Ein erneuter Hinterzimmerdeal, den die Vorständler gestern noch ganz selbstverständlich planten, ist erst mal vom Tisch.
Scholz muss einspringen.



Das muss man sich einmal vorstellen:
Bei einem Wahlergebnis von gerade mal 20% holt sie Partei bei den Koalitionsverhandlungen sensationell 40% der Ministerposten und bestimmt zu 70% die künftige Regierungspolitik.

Familien und Ärmeren wird es deutlich besser gehen.

[….]  Von einer neuen großen Koalition profitieren finanziell Familien mit Kindern, besonders aber Rentner. Haushalte mit über 65-Jährigen können mit netto 622 Euro mehr im Jahr rechnen, dem höchsten Vorteil unter allen vier untersuchten Altersgruppen in Deutschland. Das geht aus Berechnungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) zum Koalitionsvertrag hervor, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen.
Das Forscherteam ermittelte, wie sich Pläne von CDU, CSU und SPD wie etwa der Abbau des Soli-Zuschlags, mehr Kindergeld, etwas geringere Sozialbeiträge und stabile Renten in den verschiedenen Altersgruppen auswirken würden. Danach profitieren Seniorenhaushalte vor allem von höheren Mütterrenten und der Sicherung des Rentenniveaus bei 48 Prozent des Durchschnittslohns. [….] Zweiter großer Gewinner der Koalitionspläne neben den Rentnern sind Familien mit Kindern. So profitieren die 26- bis 39-Jährigen unter allen Altersgruppen am stärksten von der geplanten Erhöhung des Kindergelds. Union und SPD kündigen außerdem an, die Kita-Gebühren zu reduzieren. Würden diese komplett abgeschafft, wie es die Koalition vage verspricht, würden Haushalte mit 26- bis 39-Jährigen sogar um 740 Euro im Jahr entlastet. In diesem Durchschnittswert sind Haushalte mit und ohne Kinder eingerechnet. [….]
(Cerstin Gammelin und Alexander Hagelüken, SZ, 12.02.2018)

Typisch SPD.
Inhaltlich gute Arbeit geleistet, aber mit einer so katastrophalen Kommunikation geschlagen, daß sie sich selbst zerlegt.
Dabei hat Angela Merkel eigentlich ein viel größeres Problem. Sie verlor bei der Bundestagswahl noch mehr, sie ist diejenige, die nach 18 Jahren als Parteivorsitzende die dringende Erneuerung blockiert. Sie ist diejenige, auf deren Kosten die neue rechte Partei AfD am meisten profitiert. Sie hat keinen Nachfolger aufgebaut und sie scheiterte blamabel bei der Bildung einer Jamaika-Koalition.
Eine zusammenstehende SPD mit frischer Führung könnte mit allen Fingern auf die CDU zeigen.
Aber die Sozis schaffen es mal wieder alle journalistischen Shitstorms ganz allein auf sich zu ziehen.

Pattex-Nahles hat immerhin eindeutig beweisen welche grandiose Fehlbesetzung sie als Chefin wäre.
Was soll man noch zu einem Parteivorstand halten, der sie einstimmig nominiert?

Montag, 12. Februar 2018

Wirklich fromme Länder.



Wenn man nach dem katholischsten Land der Welt fragt, fallen uns neben dem Vatikanstaat zuerst Italien, Polen und Irland ein.

Bei den drei Staaten gehört das Katholisch-Sein zum internationalen Narrativ; jeder assoziiert eine tiefe papst-treue Frömmigkeit mit diesen Nationen.
Deswegen gibt die Kabale rund um die IRA, die absurden Irischen Abtreibungsgesetze, Radio Maryja, die papsttreue Solidarność und deswegen gehören gefühlte 100% der Italienischen Immobilien dem Vatikan.

Die absoluten Zahlen zeigen schon ein ganz anderes Bild.

1.   Brasilien 134.144.000 Katholiken
2.   Mexiko 105.476.000 Katholiken
3.   Philippinen 85.652.000 Katholiken
4.   Vereinigte Staaten von Amerika 77.227.000 Katholiken

Als erstes Europäisches Land folgt mit Italien (53 Mio) erst auf Platz 5.

Betrachtet man die Verbreitung der Katholiken prozentual pro Nation, liegen Italien und Polen tatsächlich weit vorn; aber Irland folgt erst auf Rang 33!

1        100.00%      Saint Pierre and Miquelon
2        96.55%        Italy  
3        95.34%        Malta 
4        94.34%        Poland         
5        93.52%        Equatorial Guinea
6        93.20%        East Timor
7        92.90%        Cape Verde 
8        92.25%        Réunion
9        91.56%        Paraguay
10      90.63%        Monaco
11      90.41%        Portugal      
12      89.60%        Ecuador       
13      89.25%        Argentina    
14      87.82%        Venezuela
15      87.79%        Spain 
16      87.78%        Peru  
17      87.68%        São Tomé and Príncipe    
18      86.67%        México        
19      86.61%        Luxembourg
20      86.29%        Colombia     
21      86.03%        Dominican Republic
22      85.38%        Panama       
23      85.37%        Seychelles   
24      84.76%        Bolivia         
25      83.38%        Costa Rica   
26      81.63%        Nicaragua
27      81.27%        Slovenia
28      81.03%        Philippines   
29      80.01%        Lithuania     
30      79.45%        Honduras    
31      78.95%        Brazil 
32      76.59%        Guatemala  
33      76.11%        Ireland        
34      76.09%        El Salvador  
35      75.76%        Liechtenstein         
36      75.54%        Belgium       
37      75.54%        France
38      75.00%        Gibraltar     
39      73.53%        Croatia        
40      73.21%        Puerto Rico  
41      73.07%        Slovakia
42      72.89%        Uruguay
43      72.10%        Austria        
44      71.16%        Chile      
45      65.36%        Haïti  
46      65.25%        Burundi
47      58.22%        Hungary      
48      53.62%        Lesotho
49      50.49%        Congo
50      50.46%        Cuba 
51      50.04%        Angola
52      49.75%        Congo (Dem. Rep.)
53      47.92%        Rwanda       
54      46.42%        Gabon         
55      46.08%        Switzerland 
56      44.30%        Canada       
57      42.50%        Syria 
58      42.28%        Uganda       
59      34.22%        Czech Republic
60      33.98%        Papua New Guinea
61      31.79%        Germany

(Die amerikanische Website für Katholenstatistik Catholic-Hierarchy ist dabei recht großzügig mit den Prozentzahlen. Ich hatte bisher immer von etwa 10% Christen insgesamt in Syrien gehört. 42,5% sind offensichtlich absurd. In Deutschland gibt es gegenwärtig etwa 28% Katholiken und nicht knapp 32%.)

Die exakten Zahlen sind schwer zu ermitteln, weil beispielsweise in Deutschland viele Menschen zwangsweise in der RKK sind, weil sie anderenfalls ihren Job verlieren würden.
In Spanien kann man nicht austreten, weil die Kirchen Menschen nie aus ihren Büchern streichen und in den USA gibt es gar keine förmliche steuerrechtliche Kirchenzugehörigkeit.

Eins kann man aber mit Sicherheit sagen: Die Länder mit extrem hohen Katholikenanteil sind keineswegs, wie von den Bischöfen so gern behauptet, moralisch überlegen.
Im Gegenteil; offensichtlich sind die säkularen und religionsfreisten Länder auch die Friedlichsten.
Katholische Ländern hingegen haben oder hatten auffällig oft faschistische oder faschistoide Diktaturen, neigen auch 2018 wie Polen, Ungarn oder Österreich zu besonders menschenfeindlichen rechtslastigen Regierungsformen.
Einige der katholischsten Länder wie Uganda, Ruanda, Angola, der Kongo, Ost-Timor befinden, oder befanden sich bis vor kurzem in veritablen Genoziden.
Mexiko, Kolumbien, Brasilien, Guatemala, El Salvador gehören zu den kriminellsten Nationen überhaupt. Dort gibt es Mordraten, die sogar noch über der Amerikanischen liegen.
In Venezuela errichtet sich gerade eine Diktatur, in Guatemala (85% Christen) herrscht immer noch teilweise Bürgerkrieg.

Und das womöglich religiöseste Land der Welt, die Philippinen, haben sich wie die Religioten in den USA mit ihrem Idol Donald Trump, ein besonderes Schätzchen als Präsidenten gewählt.

[….] Präsident Duterte ermutigt Soldaten zu sexueller Gewalt
Rodrigo Duterte hat zu sexueller Gewalt gegen Rebellinnen aufgerufen. Der Staatschef der Philippinen empfiehlt, Soldaten sollten Frauen in die Geschlechtsteile schießen.
[….] Der Präsident sagte vor Soldaten laut einem von der Regierung veröffentlichten Transkript, man solle kommunistischen Rebellinnen in die Geschlechtsteile schießen. "Wir werden einfach in eure Genitalien schießen, damit da keine Genitalien mehr sind, denn dann wärt ihr nutzlos". Für Genitalien wählte Duterte ein Wort in seiner Heimatsprache Visaja, die in den Zentral- und Südphilippinen gesprochen wird, berichtet dazu Al-Jazeera. [….]
Am vergangenen Montag sorgte Duterte für Aufsehen, als er sagte, er würde 42 Jungfrauen opfern, um Touristen anzuziehen. Vergangenes Jahr versicherte er Soldaten, er würde sie vor Strafverfolgung schützen, auch wenn sie bei der Umsetzung des Kriegsrechts in der Region Mindanao Frauen vergewaltigten. [….]

Ganz reizend.
So ein frommer Mann.
Gewählt von frommen Philippinern.

Sonntag, 11. Februar 2018

Wer stoppt die fromme Andrea?



Nachdem Martin Schulz sich mit Schimpf und Schande selbst in die Tonne getreten hat und die SPD damit auch einen Sündenbock hat, dem sie die ganze Schuld für den demoskopischen Absturz in die Schuhe schieben kann, ist die Zustimmung zur Groko sehr wahrscheinlich geworden.

[….] Eine Mehrheit der Deutschen wünscht sich einer Umfrage zufolge eine Zustimmung der SPD-Mitglieder zur großen Koalition. 57 Prozent der Befragten sagten, dass die SPD-Mitglieder für die Groko stimmen sollten, wie eine Emnid-Umfrage für „Bild am Sonntag“ ergab.
Unter den Anhängern der SPD waren es sogar 84 Prozent. Auch 87 Prozent der Unionsanhänger sprachen sich für eine Zustimmung aus. Eine Ablehnung wünschten sich insgesamt 38 Prozent. [….]

Vorsichthalber sprechen viele Journalisten zwar noch von einem „steilen Weg“, den die SPD-Spitze vor sich habe, um die Basis von den Verhandlungsergebnissen zu überzeugen.
Ich denke allerdings, daß die Nein-Sager weniger von inhaltlichen Argumenten zu überzeugen sind. Sie dürften sich eher angesichts der noch mieseren Alternative doch noch zu einem „Ja“ entscheiden.
Neuwahlen, bei denen es mit der SPD mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter dramatisch bergab geht und eine noch stärkere AfD hervorbringen, sind ebenso gräßlich wie die Vorstellung statt sechs SPD-Ministern weitere Unions-Hardliner in der Regierung zu wissen, die sich in einer Minderheitsregierung auf braun-schwarze Mehrheiten aus dem gemeinsam-xenophoben AFDFDPCDUCSU-Lager stützen könnte.
Daß „Erneuerung in der Opposition“ nicht funktioniert und insbesondere nicht mit Andrea Nahles an der Spitze klappt, hat die Oppositionszeit 2009-2013 mit einer SPD-Generalsekretärin Nahles eindrucksvoll gezeigt.

[…..] Er ist steil, weil einen Teil der Sozialdemokraten kaum interessiert, was die SPD in den Verhandlungen durchgesetzt hat. Sie stützen ihr Nein auf die ebenso feste wie falsche Annahme, die Partei könne sich nur in der Opposition erneuern - ganz so, als hätten sie aus der Geschichte der SPD nichts gelernt. Diese Geschichte gibt nämlich keinen Beleg dafür her, dass man sich nur dann erfolgreich regenerieren und profilieren kann, wenn man anderen beim Regieren zuguckt. [….]

Die SPD-Basis braucht eher ein Ventil, um ihre allgemeine Unzufriedenheit abzulassen. Dafür gibt es jetzt aber Martin Schulz, der nun als Groß-Loser in die Geschichte eingehen wird.
Ganz ohne Möglichkeit sich zu rehabilitieren.

Ein honoriger Abschied bleibt dem Noch-Parteichef Schulz verwehrt.
In bewährter Weise gräbt er das Loch, in dem er sitzt, noch tiefer, indem gestern seine Schwester vorgeschickt wurde, die den armen kleinen Martin gegen die böse, böse SPD-Parteispitze verteidigen mußte.
Der Würselener Bubi sei einfach zu gut und zu arglos für die miesen Methoden der Berliner Sozen.
Kann man sich nicht ausdenken. Nachdem der alte Parteichef seine sechs-jährige Tochter benutzte, um den Neuen zu treffen, holt der neue Parteichef seine jüngere Schwester, Doris Harst aus Würselen, um den Alten zu hauen.

[….] Nach den jüngsten Querelen der Sozialdemokraten macht Doris Harst, die Schwester des scheidenden SPD-Vorsitzenden, der Parteispitze schwere Vorwürfe.
„Andrea Nahles, Olaf Scholz und andere machen ihn zum Sündenbock für alles“, sagte Harst WELT AM SONNTAG. „Dabei könnten sie Martin dankbar sein, nicht nur, weil er in ihrem Sinne Sigmar Gabriel abserviert hat.“
Die SPD habe sich im Umgang mit ihrem Bruder als eine „echte Schlangengrube“ erwiesen. Jetzt sagten „Politiker mit Führungsverantwortung: ,Martin ist an allem schuld‘“, kritisierte die Sozialdemokratin.
 „Mir wird übel, wenn ich höre, wie Herr Stegner sich äußert und wenn Juso-Chef Kühnert sagt, ,nachdem die Personalie Schulz vom Tisch ist ...‘“, sagte Harst weiter. Damit werde deutlich, dass ihr Bruder „nur belogen und betrogen“ worden sei. Ihr Bruder habe die Schlangengrube in Berlin völlig unterschätzt. Nach seiner Zeit als Spitzenpolitiker in Brüssel und Straßburg sei das nichts für ihn. [….]

Ach ja, der arme Martin. Er ist ja erst jugendliche 62 Jahre alt, und erst seit 19 Jahren Mitglied des SPD-Präsidiums und des SPD-Vorstands. Woher sollte er also wissen wie es unter den Präsiden zugeht?
Dieses undankbare Pack, das ihn mit 100% der Stimmen zum Chef wählte. Etwas mehr Unterstützung, mindestens 200%, hätte es ja wohl sein können!
Die Würselener Familie Harst-Schulz ist ein gutes Beispiel dafür was der vorherige Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit „Heulsusen in der SPD“ meinte.

If you can’t stand the heat, don’t run for president.
(Hillary Clinton 2008)

Wer sich ein ruhiges Leben und fairen Umgang wünscht, kann sich so einige Berufe aussuchen. Kanzlerkandidat gehört nicht dazu.

Also, immerhin ein Lichtblick, Schulz ist weg.

Verrückterweise soll nun diejenige an seine Stelle treten, die ebenfalls seit 20 Jahren ununterbrochen im SPD-Vorstand sitzt, die sowohl als Generalsekretärin, wie auch als Ministerin erwiesenermaßen die SPD demoskopisch weiter in den Keller führte.
 Mehr Apparatschick als Nahles geht nicht.
Zwar startete die notorische Schröder-, Gabriel- und Müntefering-Hasserin als Parteilinke – sie war Gründerin und acht Jahre Vorsitzende des Forums Demokratische Linke 21 (DL 21) und damit Hauptwidersacherin des Seeheimer Kreises – aber inzwischen gilt Nahles als Meisterstrippenzieherin.
Niemand hat ein so enges Netzwerk aus persönlichen Zuträgern und Funktionsträgern geknüpft wie sie.
Ungeniert nutzte sie ihre vier Jahre im Arbeitsministerium, um alle zukünftig wichtigen Multiplikatoren der SPD um sich zu versammeln.
Sie versorgte so viele Menschen mit Pöstchen, daß sie nun alle Gefallen einfordernd zur Parteichefin aufsteigen kann.

Viele echte Linke und Jusos haben dabei noch gar nicht bemerkt, daß Nahles inzwischen für genau das steht, was sie eigentlich nicht mehr wollen: Eine der Basis und dem Bürger vollkommen entkoppelte Multifunktionärin, die wie eine Spinne im Zentrum eines großen Netzes aus Beziehungen und Abhängigkeiten sitzt.

Was ist eigentlich „links“?
Ich verstehe darunter kompromissloses Eintreten für die Schwachen.
Als in Deutschland wöchentlich Asylunterkünfte brannten und tausende Flüchtlingseinrichtungen angegriffen wurden, stand Nahles aber weit abseits. Sie warf sich nicht für die Schwächsten in unserer Gesellschaft in die Bresche. Sie hockte in ihrem Ministerium und knüpfte ihre Verbindungen.
Nach vorn ging Heiko Maas. Nur er stellte sich kompromisslos all den rechten Hetzern von AfD über CSU bis Bosbach entgegen.

Gedankt wird es nicht. Maas spielt offenbar in der Parteispitze weiterhin keine Rolle. Die Hinterzimmer-Queen Nahles will jetzt schnell den Sack zumachen, bevor die dummerhafte Basis bemerkt, daß sie in einer demokratischen Partei eigentlich auch eine Meinung zum Vorstand abgeben sollte.
Nahles möchte das nicht riskieren und den künftigen Vorsitz in bewährter Manier in geheimen Hintergrundrunden auskungeln.
Aber die fromme Katholikin muss sich beeilen.

 [….]  Vieles deutet daraufhin, dass Fraktionschefin Andrea Nahles den Parteivorsitz von Martin Schulz nicht erst im März übernehmen soll - sondern bereits kommende Woche. "Es wird am Dienstag eine Präsidiumssitzung geben, auf der wir über den weiteren Weg beraten", sagte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil der Deutschen Presse-Agentur (dpa). [….]  Nachdem bereits die Nachfolge von Schulz ab März im kleinen Kreis ausgehandelt worden war, könnte Nahles nun sofort kommissarisch die Führung der Partei übernehmen, bis sie von einem Sonderparteitag binnen drei Monaten offiziell bestätigt werden müsste. Das Prozedere bei der Nachfolgeregelung stößt allerdings auf Kritik. "Der Urwahl-Idee kann ich grundsätzlich etwas abgewinnen und bin dafür offen, denn die direkte Beteiligung der Mitglieder schafft Vertrauen", sagte die amtierende Familien- und Arbeitsministerin Barley der Rheinischen Post. "Es kann nicht sein, dass der SPD-Vorsitz quasi unter der Hand vergeben und die Partei vor vollendete Tatsachen gestellt wird", sagte die SPD-Parteilinke Hilde Mattheis dem Tagesspiegel am Sonntag. Dazu müsste ein Parteitag die Satzung ändern. Bisher ist nur eine Mitgliederbefragung möglich, die einen Parteitag nicht bindet. [….]

Schnell schnell, sonst könnten die SPD-Mitglieder noch bemerken was für ein stramm katholisches Pfälzer Ei sie jetzt ins Nest gelegt bekommen.