Montag, 25. September 2017

Dummerhafte Dümmlinge in Süd- und Ostdeutschland.



Wäre ich gewählter Politiker, könnte ich nicht die Wähler beschimpfen, müßte darum kämpfen, daß die AfD-Ankreuzer das nächste mal wieder eine demokratische Partei wählen.
Man müsste analysieren, welche Sorgen sechs Millionen Menschen dazu bringen eine programmlose Partei aus schauderhaften Rassisten zu wählen.
Zum Glück muss ich mich nicht an solche Regeln halten und den AfD-Fans nicht nach dem Mund reden.
In den letzten 24 Monaten habe ich unendlich viele Berichte über die Pegida-Marschierer und Nazi-Fans gesehen, die hauptsächlich in Ostdeutschland hausen, so daß ich eine genaue Vorstellung davon habe, wie die ticken.
Bezeichnenderweise habe ich unter diesen Gauland-Epigonen noch nicht einen einzigen sympathischen Menschen entdeckt. Und noch etwas ist immer gleich: Wann immer Reporter die Interviewten auf ihre krassen Fehlinformationen hinweisen, oder zu bedenken geben, daß es in ihrem Dorf gar keine (oder fast keine) Ausländer gäbe, verändert es nichts.
Diese Menschen hassen, weil sie hassen wollen.
Es ist ähnlich wie Antisemitismus, der auch in völliger Abwesenheit von Juden existiert.
Es tut mir Leid, aber ich will die Ansichten dieser desperaten Antihumanisten nicht ernst nehmen. Ich möchte gar nicht, daß „die Politik“ über deren Stöckchen springt.
Wenn ich diese hassverzerrten „Hau-ab!“-kreischenden Mäuler von enthemmten Ossis sehe, möchte ich Frau Merkel (deren Fan ich wahrlich auch nicht bin) raten, wirklich da „abzuhauen“ und dieses Pack in ihrem eigenen Sumpf schmoren zu lassen.
Natürlich hat Frau Merkel diese Option gar nicht; die Regierung muss sich um alle Menschen kümmern. So pathetisch es klingt, sie ist die Bundeskanzlerin aller Deutschen und hat sich auch um den miefigen Bodensatz der Gesellschaft zu sorgen.
Aber das hat durch viel Bildung, Betreuung, soziale Angeboten, pädagogische Hilfen zu geschehen. Auch damit wird man die im Hass erstarrten Geronten nicht erreichen, aber vielleicht kann man deren Kinder und Enkel aus diesen sehr primitiven Denkstrukturen lösen.
Nicht hilfreich ist hingegen, vor Wahlen auf einmal sein Herz für den rechten Rand zu entdecken und diesen zu umschmeicheln. 

Man müsse sich endlich in der Flüchtlingsfrage ehrlich machen. Es dürfe nicht mehr tabuisiert werden den Islam zu kritisieren.

„Aber wir müssen die Ängste und Sorgen der Bürger doch ernstnehmen…..
So ein Blödsinn!
Wir müssen den Bürgern die Ängste nehmen und ihre Sorgen zerstreuen.“
(Wilfried Schmickler 12.11.2015)


Wenig verwunderlich, daß von so einer Performance nur die Originale profitieren: AfD, Pegida und NPD.
Thomas Oppermann will nun auch Kontingente.
Gabriel ist ein Stimmungs-Politiker, der den Muffigen und Motzenden voller Verständnis entgegen eilt.

Verständnis? Wofür?
Verständnis aufbringen für die Ängste und Sorgen der Bürger in Deutschland. Keine Talkshow mehr ohne diesen Satz, keine Diskussion am Stammtisch und keine Debatte im Bundestag. Verständnis VON oder Verständnis FÜR? Es ist der kleine semantische Unterschied, der den Analysten vom Aktivisten unterscheidet. Den, der Stimmungen deutet von dem, der Stimmung macht. Ja, auch ich verstehe, dass es Ängste vor Flüchtlingen gibt und woher diese Ängste kommen. Nur, mit Verlaub, ich habe kein Verständnis dafür.
Ich habe kein Verständnis dafür, dass Menschen Angst haben vor einer "Islamisierung des Abendlandes", wo der Anteil der Muslime im europäischen „Abendland“ gerade mal 4 % ausmacht, und auch dann nur auf 5 % anwachsen würde, wenn sämtliche syrischen Flüchtlinge auf einmal nach Europa kämen.
Ich habe kein Verständnis dafür, dass Menschen in diesem Land davor Angst haben, dass 2, 3 oder 5 Millionen Flüchtlinge uns unserer Lebensgrundlage berauben. In einem Land, das gerade Milliarden Überschüsse erwirtschaftet und dabei von der Armut der Länder profitiert, aus denen viele Flüchtlinge zu uns kommen.
Ich habe kein Verständnis dafür, dass besorgte Bürger Angst davor haben, dass unsere Verfassungswerte in Gefahr geraten, wo doch die Gleichen, die das befürchten, sofort dazu bereit sind, Artikel 1 des Grundgesetzes zu opfern, wenn es um eine menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen in diesem Land geht.
Nein, ich habe keinerlei Verständnis für diese Ängste – und schon gar nicht dafür, dass Politiker Verständnis für solche Ängste heucheln und dabei nichts anderes tun, als diese Ängste jeden Tag aufs Neue anzufachen.
(Georg Restle, Monitor, 06.10.2015)


Maßnahmen wie die populistischen Anti-Asylgesetze der Bundesregierung sind Wasser auf die Mühlen der AfD.

Da die AfD-Epigonen ohnehin der Realität entkoppelt sind, hat es auch wenig Sinn sich nach ihnen zu richten.

Impressionen aus dem sächsischen Wilsdruff: 13.900 Einwohner, 10 Asylbewerber - 36 Prozent AfD, das in Frauke Petry Wahlkreis liegt.
Warum wurde die AfD dort stärkste Partei?

[….] Ein Foto habe sie überzeugt, sagt Ramona B. Kurz vor der Bundestagswahl sah sie es im Fernsehen. Es zeigte eine blonde Frau, die an Silvester von Männern mit dunkler Haut bedrängt wurde. Der Sender entlarvte das Bild als Montage. "Trotzdem: Da ist doch was passiert in Köln!", sagt Ramona B. Sie habe gar nichts gegen Ausländer. "Aber wenn das überhand nimmt, ist das nicht gut fürs Land." […..]

Deutschland goes Trump.
Der Kandidat lügt, seine Anhänger wissen sogar oft, daß er lügt, aber es macht ihnen nichts aus, weil ihnen die Lügen besser gefallen als die schnöde Realität.

So auch Ramona B.; es ist zwar eine Fake-Info, das weiß ich, aber ich glaube es trotzdem, weil es halt so schön in mein krudes-Hass-Weltbild passt.

Von 16 Bundesländern gibt es zwei, deren Regierungen deutlich ungenierter als andere braune AfD-Parolen übernahmen.
Einerseits die sächsische CDU-Regierung, die stramm rechts agiert, völkisch redet und enge Kontakte zu Nazis pflegt.
Andererseits natürlich die CSU-Regierung in München. Außer den Sachsen-CDUler hat niemand so dezidiert fremdenfeindliche Politik betrieben wie die CSU-Spitzen.

Es ist ein tiefsitzender Reflex des rechten Randes der CDU/CSU beim Auftauchen Rechtsextremer selbst auch rechtsextremer werden zu wollen.
Wie Pawlowsche Hunde schworen heute Herrmann, Dobrindt, Seehofer und Scheuer nun aber die „offene rechte Flanke“ zu schließen und noch mehr Härte gegen Einwanderer zu praktizieren.

Was dieses Heranwanzen an die AfD wahlpolitisch bringt, konnten wir gestern sehen.

Von allen ostdeutschen Bundesländern hat Sachsen das höchste AfD-Ergebnis.
In Sachsen konnte die AfD auch am stärksten zulegen, nämlich um ungeheuerliche 20,2 Prozentpunkte, von 6,8% auf 27%.
Mit 27% ist Gaulands faschistoide Gang sogar stärkste Kraft in Sachsen.
Die CDU verlor sagenhafte 15,7 Prozentpunkte, stürzte von 42,6% auf 26,9%.

[….] Die AfD ist die strahlende Siegerin der Bundestagswahl in Sachsen. Für die seit der Wende dominierende CDU setzte es dagegen eine schallende Ohrfeige der Wähler. Denn sowohl bei den Erststimmen als auch bei den Zweitstimmen feierte die AfD Erfolge. [….] Sowohl im Wahlkreis Sächsischen Schweiz-Osterzgebirge (SSOE), als auch in Görlitz und Bautzen holten sich AfD-Kandidaten Direktmandate.  Am deutlichsten setzte sich AfD-Chefin Frauke Petry durch. Sie erzielte im Wahlkreis (SSOE) 37,4 Prozent der Stimmen und deklassierte damit ihren Konkurrenten, den bisherigen CDU-Bundestagsabgeordneten Klaus Brähmig. [….] Auch aus den Wahlkreisen Bautzen I und Görlitz schicken die Wähler AfD-Kandidaten direkt in den Bundestag.[….]

In Westdeutschland erzielte die AfD ihren größten Zugewinn in Bayern.
Die AfD gewann in Bayern seit 2014 ungeheuerliche 632.594 Wählerstimmen hinzu und holte mit 12,4% ihr bestes Ergebnis aller westdeutschen Bundesländer. Den größten Absturz gab es im Wahlkreis Ingolstadt, der Heimat Seehofers, mit Einbußen von 13,9 Prozentpunkten.
Wenn das in dem Bundesland passiert, dessen Regierungschef sich so brutal und unversöhnlich wie niemand anders gegen Merkels Flüchtlingspolitik stellte, bestätigt das die simple Regel „man wählt lieber das Original“.

Die AfD nachzuäffen hat Tillich und Seehofer die höchsten Verluste an die AfD beschert.

[….] Dann muss sich Joachim Herrmann aber auch die Frage nach seiner eigenen Rolle und der Ausrichtung der CSU in den vergangenen Monaten gefallen lassen. Nur wenige Tage vor der Bundestagswahl hat sich der bayerische Innenminister mit falsch interpretierten Zahlen zu Sexualdelikten und Flüchtlingen heftige Kritik eingehandelt, weil es ein misslungener Annäherungsversuch an AfD-Sympathisanten war. [….]

Es bleibt das Geheimnis der CSU wieso sie nach diesem wuchtigen Aufprall von Kopf auf Wand diese gescheiterte Strategie weiter ausbauen zu wollen.

Auf die Frage, wie er sich eigentlich eine Koalition mit der CSU vorstelle, die unisono ankündigte weiter nach rechts zu rücken, sagte Jürgen Trittin gestern in der ARD, diese Strategie sei eben „genau falsch“.
Recht hat er, der Trittin. Ganz offensichtlich.
Ob ihm Seehofer da inhaltlich folgt ist allerdings fraglich.

Sonntag, 24. September 2017

Die Würfel sind noch nicht gefallen



Ganz so abwegig war meine pessimistische Prognose von gestern also nicht.

Die Grünen sind stärker als ich dachte. Vermutlich gab es einige taktische Denkende, die annahmen, daß Frau Merkel als Kanzlerin ohnehin nicht zu verhindern ist, denen Lindner höchst unsympathisch ist. Unter den Prämissen kann man als linksliberal Denkender der CDU das Leben am schwersten mit machen, wenn Grüne in den Jamaika-Verhandlungen möglichst stark sind.
Daher haben 400.000 SPD-Wähler von 2013 diesmal für grün gestimmt.

Außerdem scheinen die Sozis mit knapp 21% nicht ganz so dramatisch abgestürzt wie ich befürchtete. Dennoch ist es das schlechteste Ergebnis überhaupt seit 1949 und es erstaunt mich schon, wie sehr Herr Schulz in seiner Zustimmungsblase hockt und ihm gar nicht in den Sinn kommt zurückzutreten.
Seit er im Amt ist, gab es krachende Niederlagen in drei Landtags- und der Bundestagswahl.

[….] Mehr als 40 Millionen Bürger wurden Anfang 2016 von Rot-Grün regiert. Nach einem Verlust Niedersachsens wären es nicht einmal mehr 2,5 Millionen. [….] Noch Anfang des vergangenen Jahres wurden sechs Länder von Koalitionen aus SPD und Grünen regiert. Kein anderes Bündnis kam häufiger vor, selbst große Koalitionen gab es damals lediglich in fünf Ländern. Ein Jahrzehnt nach dem Ende der Bundesregierung Schröder/Fischer hatte Rot-Grün wieder Konjunktur. In Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hamburg und Bremen zeigte sich eine erstaunliche Renaissance des lange als "Projekt" idealisierten Bündnisses von SPD und Grünen. Wenn man Schleswig-Holstein dazuzählt, dort konnten SPD und Grüne mithilfe des kleinen SSW regieren, kommt man sogar auf sieben Bundesländer, in denen Rot-Grün damals reüssierte. [….] Doch seitdem gab es einen beispiellosen Niedergang. [….]
Aus mehr als 40 Millionen Bürgern, die in einem Bundesland mit rot-grüner Regierungsmehrheit leben, wurden innerhalb eines guten Jahres weniger als 2,5 Millionen. Nur in den Stadtstaaten Hamburg und Bremen hat das Bündnis überlebt. Der Absturz ist auch ein Fanal für SPD und Grüne im Bund. [….]

Nach gut 20% für die SPD bei der Bundestagswahl 2017; Schröder holte 1998 noch 41%; sollte man sich als Chef fragen, ob man der Richtige ist.
Martin Schulz betonte heute, er habe die volle Rückendeckung der Parteiführung.
Als ob sich jetzt irgendjemand vordrängen würde.
53% der SPD-Wähler fanden nach ARD-Zahlen Schulz im Wahlkampf "hilfreich."
Bei der CDU sind es umgekehrt 91%, die Merkel für hilfreich halten.

Selbst die eigenen SPD-Anhänger trauen ihm nicht zu der Partei zu nützen.
Zudem wird heute immer wieder gemeldet, Herr Schulz werde am Mittwoch Andrea Nahles als neue SPD-Fraktionsvorsitzende vorschlagen.
Einen Hinweis darauf bekamen wir schon, als Schulz im Willy-Brandt-Haus vor die Presse ging und Nahles, obwohl sie kein Parteiamt hat, direkt neben ihm stand und im Gegensatz zu den anderen SPD-Größen auf der Bühne ununterbrochen breit grinste.

Glückwunsch; mit sicherem Griff pickt sich Herr Schulz unter 150 Abgeordneten die Ungeeignetste und Unbeliebteste heraus. Eine extrem schlechte Rednerin, die selbst in der eigenen Partei nicht gemocht wird,
Ausgerechnet also die Frau, die politisch für das Thema, welches der SPD nicht mehr zugetraut wird, nämlich die Sozialpolitik zuständig ist.


Und nun? Bleibt nur Jamaika?
Manuela Schwesig gab schon um 18.01 Uhr die Wortwahl vor, an die sich auch alle anderen Sozis hielten: Ein Wahlergebnis gegen die GroKo, wir nehmen die Oppositionsrolle an.
Aber keiner schließt die GroKo definitiv aus.
Schulz tat es auch in der Berliner Runde nicht!
Gut möglich, daß ein, zwei Monaten alles anders aussieht.

In drei Wochen ist Landtagswahl in Niedersachsen. Bis dahin wird kein Sozi das Wort „Groko“ in den Mund nehmen.
Aber die SPD muss nur abwarten, da die Koalitionsverhandlungen mit CSU und FDP extrem schwer werden. Schon früher waren es Seehofer und Lindner in den jeweiligen Parteien, die sich 2009-2013 wie die Pest hassten (Gurkentruppe, Wildsäue).
Dazu noch die Grünen, die es ausgerechnet mit einer frustrierten CSU zu tun haben, die mit ihrer AfD-Imitationspolitik auf 38% in Bayern abgestürzt ist („man wählt immer das Original“) und nun noch rechtslastiger auftreten will.

[….] Laut Prognose des Bayerischen Rundfunks landet die Partei von Horst Seehofer bei 38,5 Prozent - ein Verlust von 10,8 Prozentpunkten gegenüber 2013. Das wäre das schlechteste Bundestagswahlergebnis der CSU seit 1949. [….] "Wir hatten eine offene rechte Flanke auf der rechten Seite", sagt Seehofer. "Es kommt darauf an, dass wir diese Flanke schließen. Mit klarer Kante und klaren Positionen." Verkehrsminister Alexander Dobrindt sprach von einem bitteren Wahlabend. Für die CSU bedeute dies, dass sie ihre Themen - vor allem die Migrations- und Flüchtlingspolitik - in anstehenden Koalitionsverhandlungen noch stärker deutlich machen müsse. […]

Mit den Orban-umarmenden Obergrenze-Bayern wollen nun Özedemir und Göring-Kirchentag ins Bettchen?

[….] Der schleswig-holsteinische Grünen-Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz ist ebenfalls skeptisch: "Der Weg nach Jamaika ist viel weiter noch als in Schleswig-Holstein, weil er über München geht", sagte Notz, der zuletzt Vizefraktionschef der Grünen im Bundestag war. [….]
(dpa, 24.09.17)

Das wird lange dauern und sehr unerfreulich sein. Währenddessen bleibt die GroKo im Amt, möglicherweise viele Monate, in denen die Kanzlerin täglich mit SPD-Ministern im Kabinett zusammentrifft.
Ich halte es für möglich, daß Merkel die sozialdemokratischen Minister dabei doch noch weichkocht, möglicherweise aufgrund des miesen CDU-Ergebnisses einen zusätzlichen Ministerposten oder sogar den Finanzministerjob anbietet.
In der Berliner Runde sprach die Kanzlerin ausdrücklich von „meiner Staatsministerin“ Aydan Özoğuz, nahm also die SPD-Vizechefin gegen die AfD in Schutz. Zudem verwies sie auf die ganz großen Krisenherde der Welt, nannte die Türkei, Russland und Nordkorea. Wäre es da nicht besser einen SPD-Außenminister im Amt zu haben, statt eines FDP-Windeis?
Insbesondere Armin Laschet wirbt heute schon intensiv um die SPD.

Während die alte Groko noch im Amt ist,  erlebt aber die SPD schon wie es sich mit den Opposition-Partnern Linke und AfD lebt, die insbesondere mit einer derart schlechten Rednerin wie Nahles leichtes Spiel haben werden jede SPD-Forderung populistisch von links und rechts zu übertrumpfen.

Merkel wird in der Zeit jeden Tag Außenminister Gabriel und Co ausmalen wie gefährdet die EU mit Lindner und seinen Greenhorns ist – wer soll eigentlich Ministersessel in der FDP übernehmen?

Die Europapolitik wird extrem kompliziert bei Jamaika, weil Lindner den ESM ablehnt, Griechenland aus dem Euro schubsen will und auf extremen Gegenkurs zu Macrons Ideen über eine gemeinsame EU-Finanzpolitik geht.

Das ist eigentlich komplett inkompatibel zu Merkel und erst recht zu den Grünen.

Ich befürchte, Martin Schulz ist intellektuell überfordert mit Parteipolitik und strategischer Planung.

So erklärte er vorhin in der Berliner Runde, die SPD werde ihrer staatsbürgerlichen Verantwortung für das Land in der Opposition nachkommen und behauptete gleichzeitig, Jamaika werde vier Jahre eine Politik der Lähmung bedeuten.
Was für eine Steilvorlage für Christian Lindner, der sich sofort als seriöser Staatsmann inszenierte und Schulz – leider ZU RECHT – vorhielt, wie er aus „staatspolitischer Verantwortung“ eine „Regierung der Lähmung“ befürworten könne.

Es gefällt mir gar nicht, wenn ausgerechnet Lindner in so einer wichtigen Sendung auf Kosten der SPD punktet.

Zu allem Übel legte dann Joachim Herrmann, CSU, („Roberto Blanco war immer so ein netter Neger“) nach und fuhr eine wüste Attacke gegen ARD und ZDF, die mit ihrer Themenwahl die AfD erst stark gemacht hätten.
Das schreibe ich seit zwei Jahren!
Muß es ausgerechnet ein rechter CSU’ler sein, der das den Hauptverantwortlichen der öffentlich Rechtlichen ins Gesicht schleudert?
Wieso fiel das Schulz nicht während des Duells mit Merkel ein?

Für die SPD und die CSU war die Bundestagswahl ein Debakel  - sagt Heribert Prantl.


Recht hat er, der Prantl, aber Jamaika ist auch so übel, daß ich mich frage, ob Harakiri nicht besser für das Land wäre.

Samstag, 23. September 2017

Letzte Spekulation.



Den ganzen Tag heute diskutierte ich darüber wieso der Wahlkampf so gelaufen ist, wie er lief.
Und da es so schön einfach ist am Rand zu stehen, sich nicht selbst zur Wahl zu stellen und dafür schlaue Bemerkungen zu machen, fielen mir auch alle möglichen Dinge ein, die man hätte machen können, damit die SPD heute viel besser da stünde.
Hätte, hätte, Fahrradkette.

Was für ein Elend der Sozis. 12 Jahre, ZWÖLF Jahre, drei volle Legislaturperioden ist Gerd Schröder schon aus der Politik raus.
Viele Jungwähler können sich gar nicht mehr an ihn erinnern und dennoch scheint alles immer noch seine Schuld zu sein.
Dabei regierte die SPD nach Schröder „Aus“ insgesamt länger mit, nämlich volle acht Jahre, als die gesamte Schröderkanzlerschaft (sieben Jahre).
Müßten also nicht viel eher Oppermann, Nahles, Gabriel und Steinmeier die Buhmänner der SPD sein? Immerhin waren sie die letzten 12 Jahre verantwortlich.
Tatsächlich sind aber Gabriel und Steinmeier die beliebtesten Politiker Deutschlands.
Sehr beliebt ist außerdem Angela Merkel, die eindeutig die wirklich Verantwortliche für die Sozialpolitik der letzten 12 Jahre ist.
Frau Merkel ist für die Zustände in der Pflege, für marode Schulen, verfallende Unis und ein deutsches Internet, das schlechter als in Tansania und Rumänien funktioniert, verantwortlich.
Ich habe dargelegt, wieso ich Schröder für einen guten Kanzler halte, wieso wir ihn nicht nur beschimpfen sollten.
Ich habe dargelegt, wieso man auf keinen Fall die CDU wählen soll und insbesondere habe ich meine Abscheu vor der Lindner-FDP verbalisiert.

Aber was soll das Heulen um 23.40 Uhr, 20 Minuten vorm Wahltag?
Für die Bundestagswahl von 2017 ist es jetzt zu spät.

Vor genau einer Woche hatte ich an dieser Stelle meine Bundestagswahlwunschergebnisse dargelegt.

Es fehlt nur noch meine persönliche Prognose des Ergebnisses, das ich für realistisch halte, das Ergebnis, das ich befürchte.
Hoffentlich täusche ich mich; aber ich denke, SPD und CDU werden beide schlechter als prognostiziert abschneiden. Das gleiche Schicksal wird die Grünen treffen.
Die Linke kommt mit einem blauen Auge davon, die Christian-Lindner-Partei wird sehr gut abschneiden und die AfD sogar überragend.


Sonntagsfrage Bundestagswahl Tammox, 23.09.17:

CDU: 31%
SPD: 19%
Grüne: 6%
FDP: 13%
Linke: 10%
AfD: 16%

Es wird Jammern und Zähneklappern herrschen.
Schulz tritt zurück, Merkel tut, als wäre nichts gewesen, bemüht sich um eine Fortsetzung der GroKo. Das wird aber schwer, weil die SPD in heller Aufregung ist.
Es bleibt nur Jamaika.
Dabei wird aber die Stimmung vergiftet, weil Lindner kaum noch gehen kann vorlauter Kraft und die Grünen immer wieder darauf hinweist nur halb so stark zu sein wie die FDP.
Am Ende wackelt sogar Merkel, bringt Neuwahlen ins Spiel.
Prognosen sehen die SPD dann noch weiter abstürzen, so daß es möglich erscheint die Sozi-Basis doch noch zu einem Ja zur Groko 3.0 zu überreden.

Ich hoffe wirklich damit falsch zu liegen.


Freitag, 22. September 2017

Nicht lustig.



Jetzt mal ehrlich; unter uns Pastorentöchtern; wer konnte sich gestern das Lachen verkneifen, als Kim Jong Un direkt an Trump gerichtet sagte:

„Ich werde den geistig umnachteten senilen Amerikaner sicher und endgültig mit Feuer bändigen.“

Ich wünschte, ich könnte koreanisch, um die Beschimpfung im Original zu verstehen.  Hat er Trump wirklich „geistesgestörter Greis“ genannt?
In Englisch übersetzt heißt es ‘Mentally Deranged US Dotard’.

[…..] “The speech made by the US president in his maiden address on the UN arena in the prevailing serious circumstances, in which the situation on the Korean peninsula has been rendered tense as never before and is inching closer to a touch-and-go state, is arousing worldwide concern.
[…..] But, far from making any remarks of any persuasive power that can be viewed to be helpful in diffusion tension, he made unprecedented rude nonsense no one has ever heard from any of his predecessors.
[…..] I’d like to advise Trump to exercise prudence in selecting words and be considerate of whom he speaks to when making a speech in front of the world.
The mentally deranged behaviour of the US president openly expressing on the UN arena the unethical will to “totally destroy” a sovereign state, beyond the boundary of threats and regime change or overturn of social system, makes even those with normal thinking faculty think about discretion and composure. […..] After taking office Trump has rendered the world restless through threats and blackmail against all countries in the world. He is unfit to hold the prerogative of supreme command of a country, and he is surely a rogue and a gangster fond of playing with fire, rather than a politician.
[…..] As a man representing the DPRK and on behalf of the dignity and honor of my state and people and on my own, I will make the man holding the prerogative of the supreme command in the US pay dearly for his speech calling for totally destroying the DPRK.
This is not a rhetorical expression loved by Trump.
I am now thinking hard about what response he could have expected when he allowed such eccentric words to trip off his tongue.
Whatever Trump might have expected, he will face results beyond his expectation.
I will surely and definitely tame the mentally deranged US dotard with fire.” [….]

Die feine englische Art ist es nicht, was Kim auch in Englisch veröffentlichen ließ, aber rein inhaltlich kann man ihm nicht wiedersprechen.
Trump ist mentally deranged und redet “unprecedented rude nonsense”
In der hohen Diplomatie verwendet man solche Ausdrücke nicht, auch wenn Trump immer so vor sich hin plappert.


Immerhin weiß Kim Jong Un sich überhaupt präzise auszudrücken und kennt den Namen seines Widersachers.
#Nambia und #covfefe-Trump scheitert ja schon daran sich den Namen „Kim Jong Un“ zu erinnern und nennt ihn daher bei der UN-Vollversammlung auf debil-naive Art „Rocketman“, bevor er wieder manisch das Twittern beginnt und mit

Die hohe Kunst des doubling down; Trump macht sich selbst noch lächerlicher.

[…..] Ein 71-jähriger US-Amerikaner, der die letzte Befehlsgewalt über 6800 Atomraketen besitzt, hat am Dienstag bei einer Rede vor den Vereinten Nationen einen 33-jährigen Nordkoreaner mit 15 Atomraketen "Rocket Man" genannt. Gleichzeitig warnte er den asiatischen Raketenfanatiker, es mit der atomaren Aufrüstung nicht zu übertreiben.
"Was hat dieser Typ nur mit Atomraketen, ist das irgendein Fetisch oder so?", so der Amerikaner, dessen Streitkräfte bei Bedarf jeden Winkel der Erde innerhalb kürzester Zeit mit ihren weltweit stationierten Nuklearwaffen treffen können. "Ich meine, wie viele Atomraketen braucht der Mensch! Er ist einfach völlig besessen."
Falls sein Gegenspieler weiter Testraketen über Japan schieße, werde es harte Konsequenzen geben, fuhr der 71-Jährige fort, dessen Land im Jahr 1945 zwei Atombomben gegen japanische Zivilisten einsetzte. Schließlich müsse man um jeden Preis verhindern, dass irgendein Verrückter Atombomben gegen Zivilisten einsetze – selbst wenn man gezwungen sein sollte, Nordkorea "völlig zu zerstören", so der US-Amerikaner. [….]

Möglich, daß es bald knallt. Wenn zu dem Knall auch Wasserstoffbomben gehören, brauchen wir uns alle nicht mehr zu sorgen, denn dann ist es aus mit Homo Sapiens.
Wasserstoffbomben sind das richtig gute Zeug.

(…..) Die ersten Atombomben waren Fissionssprengsätze, bei denen sehr dicke schwere Atome wie hoch angereichertes Uran oder reines 239Plutonium gespalten werden. Die Sprengkraft misst man in „Kilotonnen“. Eine Kilotonne entspricht der Sprengkraft von 1000 Tonnen Trinitrotoluol, TNT.
Die Atombombe „Little Boy“ (Sprengstoff: 235Uran), die über Hiroshima abgeworfen wurde und 150.000 Menschen innerhalb weniger Tage tötete, entsprach 13 Kilotonnen TNT.
Die Atombombe „Fat Man“ (Sprengstoff: 239Plutonium), die drei Tage später über Nagasaki gezündet wurde, war mit 21 Kilotonnen TNT viel stärker, verfehlte aber den Stadtkern um mehrere Kilometer, so daß innerhalb einer Woche „nur“ 80.000 Menschen krepierten.

Die später entwickelten Kernfusionswaffen sind deutlich stärker. Bei ihnen werden die kleinen Atömchen Deuterium und Tritium zu 3Helium und schließlich zu 4He verschmolzen. Beides sind Wasserstoffisotope; daher der Name Wasserstoff- oder H-Bombe.
Das erfordert so viel Anfangsenergie, daß man erst mal eine herkömmliche Fissionsbombe zünden muß, um die H-Bombe in Gang zu setzen.
„Vanja“, aka AN602 war die dickste bisher gezündete Wasserstoffbombe.
Sie wurde 1961 auf der russischen Doppelinsel Nowaja Semlja abgeworfen und künstlich von den erreichbaren über 100.000 Kilotonnen TNT = 100 Megatonnen um die Hälfte reduziert, um die Radioaktivität einzugrenzen.
„Vanja“ explodierte mit 50 – 60 Megatonnen, also mindestens 4.000 mal so stark wie „Little Boy“ über Hiroshima. (…..)

4.000 mal 150.000 Tote sind 600.000.000 Leichen, 600 Millionen auf einen Schlag.