Donnerstag, 24. August 2017

Ekelhafte Medienhure



Der große Oliver Kalkofe beschrieb den besessen twitternden Boris Becker einst so:

Trauriger Existenz-Exhibitionist mit der Zwangsneurose absolut allen Menschen jedes Detail aus dem eigenen pompös-sinnfreien Leben mit dem Megaphon ins Ohr zu brüllen.

Es ist zwar schwer solchen Medienhuren ganz zu entgehen, weil sie einen auch ständig aus Zeitungen, Zeitschriften und TV anspringen, aber man kann immerhin schnell umschalten, umblättern. Man braucht die Twitter-Kanäle nicht abonnieren und kann Facebook-Seiten sperren.

Schlimmer ist es, wenn sich Menschen mit einem gewissen Einfluss, wie zum Beispiel Margot Bischöfin Käßmann zu traurigen Existenz-Exhibitionisten entwickeln.
Die höchste Stufe der Ärgerlichkeit erreichen traurige Existenz-Exhibitionisten, wenn es sich um Politiker handelt, die nicht nur Hinterbänkler sind, sondern sogar der Regierung angehören.

Paradebeispiel ist der stramm rechte zutiefst selbstverliebte aufstrebende CDU-Star Staatssekretär Spahn.

Immerhin Wolfgang Schäuble mag ihn, hat ihn ins CDU-Präsidium bugsiert und anschließend auch unter seine Fittiche im Finanzministerium genommen, ihn zum Staatssekretär befördert.
Da haben sich offensichtlich zwei gefunden.
Unter seinen Mitarbeitern ist der Bundesfinanzminister legendär unbeliebt, der alte Mann liebt es seine Autorität auszuspielen und jüngere Politiker vor versammelter Mannschaft in den Boden zu rammen.
Seinen eigenen Sprecher Michael Offer demütigte der passionierte Lügner Schäuble auf offener Bühne so sehr, daß dieser frustriert zurücktrat.
Gleich und gleich gesellt sich gern; so genießt Jens Spahn mit dem mächtigen Minister und Ex-Bundesparteivorsitzenden im Rücken eine gewisse Narrenfreiheit. Er wagte es sogar auf dem Bundesparteitag Angela Merkel brutal von rechts aus anzugreifen.
Ungeniert kann sich der CDU-Rechtsaußen immer mehr in den Schnittmengen mit AfD und NDP breitmachen.

Aggressiv fordert der Staatssekretär ein so eindeutig grundgesetzwidriges und diskriminierendes Anti-Islam-Gesetz, daß selbst innerhalb der CDU fast alle entnervt abwinken.

[…..] Mehr als ein konservativer Provokateur
Jens Spahn irritiert mit seinem Vorschlag für ein Islam-Gesetz auch die eigene Partei. Der CDU-Politiker scheut keinen Konflikt - nicht einmal den mit Angela Merkel.
[…..] Die Opposition ist entsetzt; der Grünen-Politiker Omid Nouripour wirft ihm vor, er wolle sich auf Kosten von Minderheiten profilieren. Die SPD ist verärgert und spricht von einem unfairen Wahlkampf, der nur der AfD nutze. Und in der CDU setzen so gut wie alle, die in Berlin wichtige Ämter bekleiden, darauf, dass der Zinnober bald vorbei ist.
[…..] auf dem letzten CDU-Bundesparteitag. Spahn warb unter tosendem Applaus für eine Abschaffung des Doppelpasses; Merkels Getreue hielten dagegen. Und die Verliererin hieß Angela Merkel. […..]

Pim Spahn stört es nicht in der rechtsradikalen Ecke zu stehen.
Es stört ihn schließlich auch nicht Dinge zu fordern, die weit außerhalb unseres Grundgesetzes und des menschlichen Anstandes stinken.

[…..] Das Islamgesetz, das die CDU-Politiker Julia Klöckner und Jens Spahn da vorschlagen, ist eine populistische Schnapsidee - man kann das nicht besser sagen als mit den Worten des früheren CDU-Generalsekretärs Ruprecht Polenz. Ein solches Gesetz ist in Deutschland so überflüssig wie ein Christen-, Buddhisten- oder, man stockt, Judengesetz. Es würde nicht dem inneren Frieden dienen, sondern Misstrauen säen. Es würde die Religionsfreiheit einschränken und die Trennung von Staat und Kirche durchlöchern. Dass ausgerechnet Christdemokraten ein Problem mit diesen Verfassungsgrundsätzen haben, erstaunt schon.
Ja: Die Probleme sind offensichtlich, die es mit dem organisierten Islam in Deutschland gibt. […..] Nur ist es naiv zu glauben, man könnte dies alles per Gesetz abschaffen, einen friedlichen, toleranten Islam dekretieren und dann die verbleibenden Fundamentalisten in Luft auflösen - fast so wie einst Aladin, der nur an seiner Lampe reiben musste, und der hilfreiche Geist war da. Auch deshalb klingen die Vorschläge von Klöckner und Spahn so wenig durchdacht. Deutsche Gesetze sollen über den religiösen Vorschriften stehen - als ob das nicht jetzt schon gelten würde. Es soll auf Deutsch gepredigt werden - als ob man nicht in allen Sprachen Hass predigen könnte. Das Verbot der Auslandsfinanzierung wäre ein diskriminierendes Sondergesetz: Für jüdische Gruppen aus den USA würde es wohl nicht gelten. Und selbstverständlich finanzieren die Kirchen christliche Gemeinden in aller Welt - und protestieren zu Recht, wenn China dies verbietet. […..]

Mit seiner Verbal-Attacke gegen „arabische Muskelmachos“, deren Penisse er in seinem Gym nicht sehen könne, weil die Badehosen beim Duschen trügen, bietet Spahn eine gute Vorlage für Satiriker.

Man lese nur mal Leo Fischer in der aktuellen Titanic über die „Glamour-Queen Jens Spahn“. (…..)
(Pim Spahn, 05.04.2017)

Existenz-Exhibitionist Spahn ist unermüdlich, entdeckt ununterbrochen undeutsche Umtriebe, die er über alle Kanäle in die Welt posaunt.

Aktuell warnt er vor einer neuen riesengroßen Gefahr für die deutsche Kulturnation: Englischsprachige Hauptstädter! Schlimmer als die Türken vor Wien und der Mongolensturm zusammen.


Englisch-Hasser Jens Spahn verwendet in seinem Text für die Zeit urdeutsche Begriffe wie „cool, Start-ups, hip, Globetrotter, Expats“

(Vielen Dank auch an DIE ZEIT, die gerade erst dem Identitären Rechtsaußen David Berger eine halbe Seite Platz einräumte, um sein Gift auszugießen. Nun also Bergers Freund Spahn, der kostenlos seine Propaganda in der einstmals liberalen ZEIT ausbreiten darf. Helmut Schmidt und Marion Gräfin Dönhoff rotieren in ihren Gräbern.)

Spahn, Berger, Tauber
 [….] Jens Spahn wittert eine "neue Form der Parallelgesellschaft": Junge Menschen, die unter sich bleiben und sich auf Englisch verständigen. Für das CDU-Präsidiumsmitglied eine Zumutung.
 [….] "Elitäre Hipster" nennt er sie in einem Interview mit der Wochenzeitung " Die Zeit" und beklagt, sie schotteten sich gegenüber den Normalbürgern ab. "Das ist nicht weltoffen, sondern provinziell", sagte der CDU-Politiker.
Mit Englisch sprechenden Menschen scheint Spahn ohnehin ein Problem zu haben. Erst kürzlich beklagte er sich gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung", in manchen Berliner Restaurants spreche die Bedienung nur noch Englisch: "Auf so eine Schnapsidee käme in Paris sicher niemand". Spahn präsentiert sich gern als "echter" Konservativer und tritt für eine deutsche Leitkultur ein.
In der "Zeit" legt der Staatssekretär für Finanzen nun nach. Es gehe ihm um die Deutschen selbst, sagt er dort: "Es ist eine anbiedernde Bereitschaft, vorschnell und ohne Not die eigene Muttersprache hintanzustellen - selbst in Situationen, wo das gar nicht nötig wäre." Das bloße Verwenden einer anderen Sprache sei kein Ausweis von Internationalität, sondern zeuge von "provinzieller Selbstverzwergung". [….]

3.900 Einwohner hat das Dorf Ottenstein beim münsterländischen Ahaus, in dem der 1980 geborene Spahn aufwuchs.
Daß es in einer 3,5-Millionen-Einwohnerstadt anders zugeht kann und will er nicht akzeptieren.
Araber, die ihre Penisse nicht zeigen wollen und nun auch noch freiwillig fremdländisch sprechende Bio-Deutsche!

Was kommt als Nächstes?
Italienisches Essen auf deutschen Tischen?
Lateinische Sprüche in deutschen Gottesdiensten?
Französische Autos auf deutschen Straßen?

Erst wenn ganz Deutschland so aussieht wie Ottenstein, wenn ganz Deutschland deutsch spricht und nur noch Eisbein mit Sauerkraut gegessen, sowie Volksmusik gehört wird, ist Pim Spahns Mission erfüllt.

[…..]  Aus Sicht von Jens Spahn läuft es zurzeit mal wieder richtig gut. "Selbst in San Francisco und London ist darüber berichtet worden", erzählte er kürzlich den Kollegen vom "Tagesspiegel". […..] Der CDU-Mann hat ein Näschen für Themen, die im Alltag an den meisten Menschen vorbeirauschen - aber zum Aufreger werden, wenn man sie rhetorisch geschickt verpackt und pointiert verkauft. Insbesondere, wenn man dazu noch ein "wir" und "die" definiert. In diesem Fall geht Spahn auf die "elitären Hipster" los - auf der anderen Seite stehen die sogenannten Normalbürger. Hier das Volk, dort die Elite.
Das ist natürlich komplett konstruiert: Wer ist im Jahr 2017 ein Normalbürger? Wie genau definiert sich ein elitärer Hipster? Man könnte sich also auch in diesem Fall anderen Dingen zuwenden.
Aber Spahn ist Wiederholungstäter mit hoher öffentlicher Wirksamkeit. Und er ist als parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und Mitglied des CDU-Präsidiums ein führendes Mitglied der Partei von Kanzlerin Angela Merkel. Manche zählen ihn schon zur Kanzlerreserve.
Deshalb ist es an der Zeit, die Methode Spahn als das zu brandmarken, was sie ist: Populismus. […..] Umso lieber stigmatisiert er "die anderen". Abgrenzung, um sich zu profilieren.
[…..]  Spahn schwingt hier die verbale Keule, als hätte er bei US-Präsident Donald Trump Nachhilfe genommen. […..] Trump stelle durchaus nachvollziehbare Fragen, hat Jens Spahn im Januar gesagt. Da hatte er - noch vor der Regierungsübernahme des neuen US-Präsidenten - Mitglieder des Trump-Teams in Washington getroffen. [….]


Mittwoch, 23. August 2017

Die P-Frage



Das war ja mal eine lange Nacht.
Fassungslos starrte ich auf den im Concvention Center von Phoenix hetzenden Trump, so daß der Osmose in den Salanova-Blättern Zeit blieb meinen frisch zubereiteten Salat in Vinaigrette zu Matsch zu verwandeln.
Matsch war auch mein Hirn nach der Psychonummer.

[….] dann lässt der US-Präsident das Manuskript sausen und legt einen so haltlosen Auftritt hin, wie man ihn selbst in den wildesten Wahlkampftagen nicht erlebt hat. Er lügt, pöbelt, schimpft, droht: gegen die Medien, seine Kritiker, den Kongress, die Justiz, die Antifaschisten vor der Tür - und selbst gegen die eigene Partei, die ihm sowieso immer mehr den Rücken kehrt.
[….] Und draußen, wo Tausende Demonstranten seit Stunden ausgeharrt haben, explodiert die bisher friedliche Stimmung in der Nacht ebenfalls - in Rauchbomben, Pfefferspray und Tränengas.
Trump ist nicht nach Phoenix gekommen, um zu einen. Obwohl Amerika das nötig hätte, zehn Tage nach Charlottesville. Nein: Er kam, um seine Basis anzustacheln, seine letzte, schwindende Stammwählerschaft, um sich in ihrem Zuspruch zu sonnen - und um Zwietracht zu säen zwischen dieser Basis und allen anderen.
Trump bleibt Trump. Das merkt man nicht nur dieser Rede an, einer Mischung aus Selbstlob und Verleumdung, rassistischen Codewörtern und frei erfundenen Behauptungen. Man merkt es allein daran, dass er überhaupt hierherkam. Trump sei nicht willkommen in Phoenix, der Hauptstadt des südlichen US-Grenzstaates Arizona, hatte ihn Bürgermeister Greg Stanton gewarnt. "Er hat Öl auf die Rassenspannungen gegossen. Mit seinem Besuch, so fürchte ich, will er jetzt ein Streichholz zünden."
Trump kam natürlich trotzdem, und Stantons Befürchtung wurde wahr.
[….] Trump ist im Wahlkampfmodus, es ist die Rolle, in der er sich am wohlsten fühlt. "Ihr wart von Anfang an für mich da", ruft er seinen Anhängern zu. "Ich werde das nie vergessen." Dem folgt eine halbstündige Beschimpfung der Medien: Die würden ohne Unterlass lügen, "Geschichten erfinden", seine "perfekten Worte" verzerren und, ausgerechnet, "Hassgruppen propagieren". Sie seien "wahrhaft schlechte Menschen", "kranke Menschen" - und, ja, Volksfeinde.
Um das zu illustrieren, lügt Trump selbst. Er behauptet etwa, dass CNN die Kameras abgeschaltet habe. Oder dass draußen Horden gewalttätiger Protestler "mit schwarzen Masken und Schlagstöcken" lauerten, was die Medien verheimlichten. [….]

Natürlich log Trump wie gedruckt; man kennt das ja. Aber es hatte schon eine besonderen Twist die Übertragung seiner „Rede“ live auf CNN zu sehen, während er immer wieder pöbelnd über diesen Sender herzog und 40 Minuten lang beklagte, CNN zeige seine Reden nicht. Mehrfach grölte er, die verlogenen Fernsehkameras wären alle abgeschaltet, weil sie ihn nicht covern wollten und die Wahrheit unterdrückten, weil sie das Land so hassten.
Der mächtigste Mann zetert, CNN übertrage ihn nicht, während man eben das Gezeter live auf CNN sieht.

Zum „Beweis“, daß man ihn nicht „covere“ zitierte sich Trump über 20 Minuten triumphierend selbst, las unter dem Jubel seiner im Massenwahn befindlichen Hass-Crowd seine Statements der letzten Woche vor – die allesamt ebenfalls live gesendet wurden.
Natürlich fälschte er dabei sogar sich selbst, indem er die heftig kritisierten Passagen – blame on many sides, very fine people bei den Altright – wegließ.

Nach der Rede meldete sich ein staunender Don Lemon mit einem riesigen und wechselnden Panel, welches bis 8.00 morgens deutscher Zeit, 2.00 am in New York, live auf Sendung blieb. Die CNN-Kollegen in L.A. übernahmen. Um 10.00 Uhr deutscher Zeit passte ich out.

Lemon, der spontan und schnell reagieren mußte, fand passende Worte.


Trumps Rede war aus politisch-strategischer Sicht vor allem wegen der verpassten Gelegenheiten erstaunlich.
Sein Obamacare-Abstimmungsdesaster im Senat hatte gezeigt wie dringend Trump die mächtigen US-Senatoren braucht. Statt sie ein bißchen einzuwickeln, indem er beispielsweise dem mit einem Hirntumor kämpfenden John McCain wenigstens öffentlich Genesungswünsch zukommen lässt, fährt er in dessen Homestate Arizona und zieht dort öffentlich über beide republikanischen Senatoren her – Flake und McCain. Das wird nicht bei den nächsten Abstimmungen helfen.
Zudem sind bei einer Schiffskollision in der Straße von Malakka ausgerechnet auf einem Kriegsschiff namens USS John S. McCain zehn US-Seeleute ums Leben gekommen. Jeder andere US-Präsident würde lobende Worte finden, sich an die Goldstar-families richten. Das muss schon deswegen sein, weil der Präsident als Oberbefehlshaber dafür die Verantwortung trägt. Aber außerdem ist es eine gute Gelegenheit sich als Freund des Militärs zu zeigen.
Trump aber erwähnte den Vorfall gar nicht, ignorierte die zehn Toten.
Er erwähnte auch nicht den Begriff „Altright“, was ihm prompt wieder ein dickes Twitter-Lob des Altright-Obernazis Richard Spencer einbrachte.






Und just eine Woche nachdem der braune gewalttätige Rassistenmob eine friedliche Demonstrantin getötet hatte, gab er de facto bekannt den berüchtigten rassistischen Ex-Sheriff Joe Arpaio zu begnadigen, der sich weit über die Grenzen Arizonas hinaus damit einen Namen gemacht hatte Immigranten zu quälen und zu demütigen. Wegen „racial profiling“ droht „Sheriff Joe“ nämlich eine sechsmonatige Haftstrafe.
Trump bespielte also die gesamte denkbare Klaviatur, um Verschwörungstheoretikern und White Supremacists Nahrung zu geben.

CNN und die anderen Fernsehsender hatten sichtlich Mühe überhaupt noch Kommentatoren zu finden, die sich hinter Trump stellten.
Viele Republikaner gingen in Deckung oder stellten sich scharf gegen ihren Präsidenten.

Mit Ben Ferguson fand sich endlich ein vehementer und lauter Trump-Fan, der noch vor die Kamera wollte.

Die „ leftist media“ mögen Trumps Politik nicht, deswegen erdreisten sie sich den Gesundheitszustand Trumps ins Gespräch zu bringen, so Fergusons Hauptargument.

Eine Strategie, die bei der braunen Basis verfangen dürfte, denn in der Tat tauchten die Begriffe „mentally unfit“, „fitness for office“, „unhinged“, oder „early-on-set-dementia“ auf.


Sie lassen sich nur schwerlich den „leftists“ in die Schuhe schieben, weil auch republikanische Senatoren (McConnell, Corker) und GOP-Analysten in die Richtung denken.
Sie sehen die „Trump-Vampire-theory“ bestätigt und beobachten einen Mann, der völlig unfähig ist einzusehen, was die Aufgaben eines Präsidenten sind, sondern schwer manisch damit beschäftigt ist sich selbst zu loben.

“@realDonaldTrump proving again my ‘vampire’ theory. He needs to leave the bat cave (WH) for sustenance (rally cries) every few weeks.”

In Charlottesville sind drei Menschen ums Leben gekommen und Dutzende sind schwer verletzt worden; die Namen der beiden Statetrooper sind Trump aber bis heute nicht über die Lippen gekommen.
Stattdessen betrachtet er auch zehn Tage später ausschließlich sich selbst als Opfer, heischt anderthalb Stunden um Mitleid für sich; den armen, armen Trump, der so unfair behandelt werde.

Das kommt auch James Clapper sehr bizarr vor.
Clapper, 76, General der United States Air Force, war unter vier US-Präsidenten in führenden Geheimdienstpositionen, zuletzt ab 2010 Nationaler Geheimdienstdirektor (DNI).
Man kann ihn sicher nicht als links oder parteiisch ansehen. Clapper hält Trump für irre und macht sich allergrößte Sicherheit wegen der nuclear codes.


[….] Nach Donald Trumps Auftritt in Phoenix zeichnet James Clapper das Bild eines Wahnsinnigen.
Härter kann ein ehemaliger Geheimdienstler einen amtierenden Staats- und Regierungschef kaum kritisieren: Er zweifele an Trumps Fähigkeit zur Amtsausübung und frage sich langsam, was den Präsidenten antreibe, sagte der frühere US-Geheimdienstdirektor James Clapper dem Sender CNN. Trumps Auftritt in Arizona sei "beängstigend und verstörend" gewesen. "Wie lange noch (...) muss das Land diesen Alptraum ertragen?" [….]

Die Frage ob Trump intellektuell und moralisch in der Lage ist, US-Präsident zu sein, stellt sich nicht mehr. Man kann das nur mit einem klaren „Nein“ beantworten.
Angesichts seiner doubling-down-Manie, seines offensichtlich alles dominierenden Narzissmus‘, seiner völligen Entkopplung von der Realität, muss man aber mehr und mehr die Psyche Trumps in den Focus nehmen.
Ist der Mann so irre, daß man ihn absetzten muß nach dem  Twenty-fifth Amendment? Oder hat Trump selbst längst keine Lust mehr und sehnt sich nach einem Ausweg, um wieder Golfspielen zu können.
Eine Absetzung käme ihm da gerade recht, denn es würde eine Dolchstoßlegende kreieren und ihm für immer als Held der braunen Massen erscheinen lassen.

Dienstag, 22. August 2017

Schöne Menschen, wo man auch immer hinsieht.



Na, das gab vielleicht einen Shitstorm, als der BW-Kommunalpolitiker Jörg Rupp Anfang 2015 unflätig über die Hamburger FDP-Chefin Katja Suding twitterte.

[….] Jörg Rupp hatte das Sonntagabendessen gekocht und schaute Hamburg-Wahl, als sein Landesvorsitzender anrief. Tittengate! Wegen eines Tweets von ihm. „Mit Titten und Beinen anstatt Inhalten“, so hatte der grüne Gemeinderat von Malsch bei Karlsruhe den Wahlerfolg von Katja Suding (FDP) bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg analysiert. [….]Titten‘ darf man als Grüner nicht sagen“, sagt Rupp am Telefon. Ein Kurzschluss. Er möge den Ausdruck Titten selbst nicht. Weshalb er Suding umgehend um Entschuldigung bat, was sie akzeptierte. Allerdings: „Von meiner Kritik an der FDP-Kampagne lasse ich nicht ab.“
Rupp war im Grunde der Allerletzte, der der FDP und ihrer Spitzenkandidatin vorwarf, mit „gutem“ Aussehen Wahlkampf zu machen. „Der Verdacht, dem Äußeren mehr als den Inhalten verpflichtet zu sein“ – mit solchem Blabla wurden die Seiten drei gefüllt, also das Heiligtum des Qualitätsjournalismus. Die Welt fragte: „Mehr als Bein und Busen?“ Bildunterschrift: „Voller Körpereinsatz“. [….]

Suding ist ein political correctness-Alptraum.
Sie wirkt sehr weiblich und betont ihre feminine Reize offensiv mit recht freizügigen Bildern.
Das ist verpönt, aber wirksam.
Suding nimmt man es besonders übel, weil sie sich, so gar nicht dem Klischee von der weiblichen Einfühlsamkeit entsprechend mit rüden Methoden an die Spitze der Hamburger FDP gepoltert hatte. Dabei entstand viel böses Blut; einige Vorgänger und Elbliberale Granden waren so empört, daß sie aus der Partei austraten.
Zudem tat Suding im Jahr 2012 etwas, das Konservative immer noch gar nicht gerne bei Frauen sehen: Ihrer Karriere opferte sie ihre Ehe. Sie verließ nicht nur ihren Mann, sondern übergab auch ihre beiden kleinen Söhne dem Ex-Mann, weil sie keine Zeit mehr habe Mutter zu sein und sich um die Politik kümmern wolle.
Nun ja, zeitlich passte schon noch ein Mann in ihr Leben, aber eben keine zwei Kinder. Das posaunte Suding in dem ihr eigenen exhibitionistischen Stil über die yellow press aus.

[…..] Katja Suding schwer verliebt „Udo hat so schöne breite Schultern“
Die meisten Politiker schweigen sich lieber über ihr Liebesleben aus – nicht so Katja Suding (40). Die FDP-Lady schwebt seit einigen Wochen mit Ex-Tennisprofi Udo Riglewski (49) auf rosaroten Wölkchen und lässt alle an ihrem Glück teilhaben. „Er hat so schön breite Schultern“, antwortet sie lachend im „Gala“-Interview auf die Frage, warum er der Richtige ist. [….]

Man kann Sudings Verhalten natürlich nicht kritisieren, ohne als Heuchler dazustehen, da männliche Politiker sich alle Augenblick scheiden lassen, die lästigen Blagen bei der Ex parken und sich dann eine jüngere und schönere Neu-Frau suchen.

Warum soll sich eine Frau in der Politik nicht das Recht nehmen so zu handeln wie ihre männlichen Kollegen?

Als Feminist kann man Suding nicht kritisieren, aber es ärgert eben doch, daß sie mit völliger Inhaltslosigkeit und hübschen Model-Bildern so erfolgreich ist.
Selbst in den üblen Bergab-Jahren 2010-2014, als die FDP im freien Fall aus fast allen Landtagen flog, stach Suding mit guten Ergebnissen in Hamburg hervor.
Eine Null-Themen-Partei ohne politische Agenda ist eben immer noch sympathischer als die Lobby-Partei FDP auf Bundesebene, die maßgeschneidert nach Parteispenden für Pharmaindustrie, Hoteliers oder Automatenkönige Gesetze machte.

Suding macht, was funktioniert. Kann man ihr das vorwerfen?
Ist es nicht tatsächlich eher dumm stoisch und seriös Programme zu erarbeiten, in einer Koalition (2013-2017) abzuarbeiten oder dem Wähler wie Lafontaine 1990 oder Steinbrück 2013 offen und ehrlich Fakten zu nennen, wenn man dafür brutal abgestraft wird und wolkige Wischiwschi-Mauschelpartei CDU mit Rekordergebnissen bedacht wird?

 Christian Lindner, neuer Posterboy der FDP erkennt ebenfalls an wie die Deutschen ticken. Mit seinen Ausflügen in den braunen Sumpf, rechten Sprüchen, die Alexander Gauland liberal wirken ließen, erbettelte sich Lindner erfolgreich Aufmerksamkeit und startete flugs eine persönliche Mr-Germany-Kampagne, die ihn in alle erdenklichen Posten geworfen in edlen Schwarzweiß-Bildern zeigt. Der hübsche Lindi ist nun omnipräsent. Ich staune immer noch, wie massiv mir in den sozialen Netzwerken Lindnerbilder entgegenspringen.
Natürlich gibt es dabei viel Satire, aber auch das multipliziert Lindners Kampagne.
Der Mann ist ohne Programm und ohne es verdient zu haben schon so gut wie der nächste deutsche Vizekanzler mit einer FDP, die um die 10% liegt. Warum bloß?





Aussehen ist alles.
Insbesondere, wenn die an ihren Smartphones klebenden Jungwähler nur noch mit Mühe länger als 30 Sekunden konzentrieren können, keine Hintergrundartikel mehr lesen und immer schneller bunte Bilder wegwischen.

 [….] Bei vielen Jungwählern ist laut Forschern die körperliche Attraktivität von Politikern ein entscheidendes Kriterium.
"Jungwähler bewerten Politik anhand ästhetischer Kategorien. Sie sind sehr stark Augenmenschen und wollen Erkenntnisse durch bildliche Wahrnehmung gewinnen", sagte der österreichische Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier der Deutschen Presse-Agentur. Bei einer repräsentativen Umfrage seines Meinungsforschungsinstituts "tfactory" im Vorfeld der Wahlen in Österreich habe sich die Macht der Optik bestätigt. "Die starke Verkörperlichung des Politischen hat einen neuen Idealtypus hervorgebracht: den Slim-Fit-Warrior."
In Österreich verkörperten die sichtbar fitten Spitzenkandidaten Christian Kern (SPÖ) und Sebastian Kurz (ÖVP) diesen Typus. "Kurz und Kern symbolisieren den schlanken, neuen, liberalen, beweglichen, hochgradig individualisierten Kapitalismus", meinte Heinzlmaier. Bei politischen Inhalten müssten die meisten Befragten passen, aber ob jemand modern und modisch sei, wüssten sie ganz genau, so der Forscher. "Sie beurteilen immer das, was oberflächlich wahrnehmbar ist."
Der 30-jährige Kurz hat laut Umfrage die Nase bei den Jungwählern vorn. [….]

Die politbefreiten Schlanken mit den Gardemaßen, hippen Klamotten und hohlen Sprüchen sind wiedererkennbar.


Keiner interessiert sich für zahlenfixierte Mittsechziger mit 1970er-Brille aus Würselen, wenn Lindi wie in der heißen Davidoff-Werbung aus den 1980ern wirbt.


Schön muss man sein!
Aussehen ist dem jungen Wähler von heute wichtiger als Inhalt.