Montag, 18. Mai 2015

Piepsis


Generell habe ich es nicht so mit Haustieren.
Insbesondere nicht mit Hunden, da diese (bedingt durch ihrer verblödeten Halter) andere Menschen belästigen, einschüchtern und auch immer wieder totbeißen.
Diese ganze „Herrchen-Attitüde“ missfällt mir. Ein Tier, das gehorcht, sich unterordnet und blind den Befehlen eines Menschen folgt, ist für mich pervers.
Präziser ausgedrückt ist es pervers, daß Menschen gerade die unbedingte Folgsamkeit so schätzen. Pervers ist auch diese aberwitzige Tiernahrungsindustrie, die mit Fressen das nicht artgerechte Halten all der fetten Hunde in zu kleinen Stadtwohnungen kaschiert.
Zoos gefallen mir auch nicht. Aus grundsätzlichen moralischen Erwägungen.
Tiere einsperren und anglotzen ist auch pervers.
Natürlich, es gibt rund 50 Tierarten, die nur noch in Zoos leben und sonst schon ausgestorben wären. Das ist ein Argument. Aber jeden Tag sterben Dutzende Tierarten aus. Darunter sehr viele Mollusken und Amphibien. Kümmert natürlich niemand, weil man im Zoo nun mal nur mit niedlichen oder spektakulären Säugetieren Publikum anlockt.
Da wird ein aberwitziger Aufwand getrieben, damit jeder Zoo seine Elefanten und Löwen hat. Oder ganz schlimm: Eisbären, die bei völlig ungeeigneten Klima so gut wie immer auf Kunstfelsen hocken müssen.
Das Geld sollte stattdessen unbedingt dafür verwendet werden Flächen des natürlichen Lebensraums der vom Aussterben bedrohten Arten aufzukaufen, um sie vor Rodung und Urbanisierung zu schützen.

Natürlich kann man sich oft nicht der Anziehungskraft der Viecher entziehen.
Ich bin bekanntlich ein Vogelliebhaber. Ich liebe die kleinen Piepser draußen!
ALLE Piepsis. Aber insbesondere Finkenvögel (mag ich lieber als die Sittich-artigen) und außerdem begeistern mich alle Watschel-Vögel. Die sind so süß.
Seit einigen Jahren beschäftige ich mich etwas genauer mit der unglaublichen Anpassungsfähigkeit der Vögel an menschliche Behausungen.
Zugvögel beispielsweise nutzen Städte wie Lufttankstellen, da sie zum Kräftesparen unbedingt Aufwinde brauchen, die über den betonierten Städten generiert werden.
Amseln oder Tauben sind typische Kulturfolger, die mit sagenhafter Lernfähigkeit an menschlichen Nahrungsquellen partizipieren.
Singvögel bevorzugen sogar inzwischen Städte, weil sie weniger natürliche Feinde als der Wald beherbergen. Zudem sind sie wärmer, so daß sie früher brüten können. Einige Populationen von Zugvögeln unterlassen sogar die anstrengende Reise gen Afrika vollkommen, weil sie in nordeuropäischen Städten bequemer überleben können.
Was mir als sehr nachteilig erscheint; der städtische Lärm, wird von Klein-Piepsis locker gehandelt, indem sie einfach selbst auch lauter singen.
Leider kommen nicht alle Vögel so gut mit Städten klar.
Spezialisten, wie zB Eisvögel oder haben es immer schwerer.
Spatzen brauchen Felder und Sandkuhlen, die sie nicht in der Stadt finden. Schwalben brauchen spezielle Nistplätze. Fichtenkreuzschnäbel sind auf Nadelholzzapfen angewiesen.

Vor ein paar Tagen ging ich von meiner Wohnung aus einige Schritte zur Post an einem Fleet entlang. Das war lustig.
Natürlich gibt es hier jede Menge Wasservögel rund um die Alster, aber ich wunderte mich eine ganze Delegation in so einem schmalen, nicht begrünten Fleet zu sehen. Kurioserweise war es genau ein Vogel pro Art, die feinsäuberlich der Größe nach schwammen.
Erst ein Schwan, dann eine Kanadagans, kurz danach eine Stockente und schließlich noch ein Blesshuhn.
Lustige Piepsis. Vielleicht waren es die Ausgestoßenen ihrer Art. Die Punks. Oder Homos.
An der Stelle ist der Fußweg einige Meter höher, so daß man das ganze Fleet nur einsehen kann, wenn man sich ganz an das Geländer stellt. Da die vier Watschler genau in der Mitte schwammen, wollte ich nachsehen, ob vielleicht noch ein paar Kumpel von ihnen am Rand ruderten und ging einen Schritt in Richtung Geländer.
Faszinierend auch das: Ein Schritt von mir in Richtung Wasser und sofort änderten die gefiederten Blitzbirnen ihren Kurs und schwammen direkt auf mich zu: Offenbar waren sie konditioniert, daß ein Mensch, der Interesse an ihnen zeigt auch etwas Fressbares dabei hat.
Die bettelten regelrecht, so daß es mir natürlich Leid tat zufälligerweise kein Gänsefutter in der Hand zu haben. Schnell wankte ich wieder weg von ihnen, woraufhin sie mir ebenfalls sofort desinteressiert ihren Hintern zudrehten.

Schwäne werden seit Jahrhunderten in Hamburg gehegt und gepflegt. Jeder Hamburger kennt Schwanenvater Olaf Nieß, der die Hamburger Dienststelle „Schwanenwesen leitet.

Seit Jahrhunderten sind die Alsterschwäne mit der Tradition unserer ehrwürdigen Stadt eng verbunden und prägen ihr Bild. Nicht nur das Stormaner Wappen, sondern auch verschiedene Bauwerke belegen, dass sich unsere Vorfahren intensiv mit diesen königlichen und stolzen Tieren befasst haben.

Als Hamburg als ehemalige Hauptstadt Stormans eine selbstständige Stadt wurde, übernahm es auch das Privileg eines eigenständigen Schwanenwesens. Zu damaliger Zeit war dies nur herrschenden Häusern, also Grafen, Herzögen, Königen usw. vorbehalten und allen anderen bei Strafe verboten.  Durch das Schwanenwesen dokumentierte Hamburg als deutlich sichtbares Zeichen seine Freiheit und Unabhängigkeit.

Wie ernst es dem Hamburger Senat mit der Wahrung seiner Rechte an den Schwänen auf der Alster war, vermittelt ein Mandat aus dem Jahre 1664 (Auszug in original Satz- und Schriftstellung):

,(….)Klagen vorkommen, daß ein oder anderer Schwan unlängst auf dem freyen Alster-Strom und Gebiete dieser Stadt geschossen, auch todtgeschlagen seyn soll; solches aber keinesweges zu dulden, vielmehr der Verbrecher mit geziemendem Ernst abzustrafen: Als thut E.E.Rath mäniglichen hiermit erinnern und vermahnen, daß keiner ihm unterstehen soll, vorgemeldete dieser auf der Alster gehende Schwäne in einiger Weise zu beleidigen, weniger dieselbigen zu schiessen oder todtzuschlagen, mit dem Anhange und Verwarnung, daß so jemand diesem Mandat zuwider handeln sollte, derselbe alles Ernstes willkürlich gestrafet werden soll.“


Die vielen Kanadagänse in der Stadt kannte ich viele Jahre nur von den Zwischenstopps ihrer Wanderungen.
Zweimal im Jahr überfliegen große Gänseschwärme Hamburg und lassen sich gerne mal zu ein paar Tagen Rast an der Außenalster nieder.
Dann sieht man plötzlich hunderte Gänse auf den Wiesen der Verkehrsinseln chillen.

Offenbar kommen aber mehr und mehr Gänse oder Halbgänse, wie die afrikanische Nilgans auf den Geschmack und breiten sich gen Nordwesteuropa aus. Nilgänse sieht man bisher noch kaum in Hamburg, aber deutschlandweit gelten sie als die erfolgreichsten Neozoen. Vermutlich leben schon Zehntausende dauerhaft hier und halten auch strengste Winter problemlos aus.
Wie es typisch für Neozoen ist, sind Nilgänse a) sehr flexibel und b) durchsetzungsstark.
Jeder Hamburger liebt Schwäne, weiß aber auch, daß die Viecher selbstbewußt sind und sich durchsetzen.
Als ich ein Kleinkind war und gerne auf Schwäne zuging, erklärten mir meine Eltern, daß die Vögel so stark wären, daß sie mir ganz leicht einen Arm brechen könnten. Außerdem heiß es, der große Hecht im Teich unten könnte Kindern eine ganze Hand abbeißen. Sollte mich sicher vom Baden im Teich abhalten.
Ich weiß nicht, ob es sich dabei um Ammenmärchen handelte, aber ich war einmal Zeuge wie ein Passant von einem genervten Schwan gebissen wurde. Das tut richtig weh.
1:0 für das Federvieh.

Nilgänse sind offensichtlich noch wehrhafter. Sie schützen in Brutzeit ihre Nester mit allen Mitteln und verjagen jeden, der in die Nähe kommt.
Ich finde das SUPER. Piepsis, die nicht vor Menschen kuschen, sondern die blöden Zweibeiner verjagen.
Sieht aber nicht jeder so.

[…]  Aggressive Nilgänse haben in Oberursel Fußgänger angegriffen. "Wenn sie einem in den Finger hacken, ist das richtig schmerzhaft", berichtet eine Joggerin, die bereits vor einigen Jahren von einer Nilgans angegriffen wurde – und das, obwohl sie einen Riesenbogen um die Tiere gemacht habe. Dass die Tiere so aggressiv sind, liege vermutlich am Schutz des Nachwuchses, teilt die Stadt Oberursel mit. […] Anders als Kaninchen, die mit Frettchen gejagt werden könnten, lasse sich gegen Nilgänse in der Stadt nichts unternehmen, sagt Rainer Vollweiter vom Umweltdezernat Frankfurt. "Sie vermehren sich fröhlich weiter, verdrängen andere Gänse aber nicht." Die Vögel machen auch vor den Freibädern und dem Zoo in Frankfurt nicht Halt. […]

Go, Nilgänse, go!
Die Kommunen sollen das gefälligst aushalten und sich ihren Wutbürgern zu Gunsten der Federafrikaner entgegenstellen.

Menschen, die so eifrig dabei sind Habitate zu zerstören und jeden Tag Dutzende Tierarten ausrotten, sollen gefälligst auch mal aushalten, daß eine andere Spezies nicht alles mit sich machen lässt.

Es ist lächerlich zu sehen, wie in nordeuropäischen Breiten, in denen es de facto gar keine gefährlichen Tiere gibt, sofort alle durchzudrehen scheinen, wenn auch mal Tiere in den Lebensraum der Menschen eindringen, statt immer nur umgekehrt.

Es kommt immer häufiger vor, daß mit maximaler Dramatik über Wölfe in Vorstädten, Wildschweine, die sich nicht an die Kleingartenvereinsordnung halten, kackende Starenschwärme, lärmende Saatkrähen, Goldfischteich-leerende Reiher oder eben bissige Gänse berichtet wird.
Als vor einigen Jahren ein einziger Braunbär in Bayern auftauchte, ließ Edmund Stoiber den „Problembären“ gleich erschießen.
Homo homini lupus.
Ich wünsche mir noch viel mehr Tiere in deutschen Wohngebieten, die sich nicht menschgerecht verhalten.
Menschen, die Tiere nach menschlichen Maßstäben beurteilen, ihre eingesperrten Lieblinge wie einen Menschen behandeln, sich dafür begeistern wie menschlich Wellensittich Willi oder Dackel Dieter wirken, sind Idioten, denen man verbieten müßte Haustiere zu halten.
Die Unterscheidung in Nutz- und Schadtiere, die weitgehend willkürlich ist, sollte endlich vergessen werden.
Vor 30 Jahren wurde jeder „Nizzasalat“ mit Thunfisch boykottiert, weil man durch Greenpeace-Kampagnen wußte wie viele niedliche Delphine bei der Thun-Jagd verenden.
Die Thunfischfangflotten bekamen den PR-Gau in den Griff, indem sie angeblich Dephin-schonende Fangnetze entwickelten.
Was für ein moralischer Bullshit.
Haie oder Thunfische sind genauso schützenswert wie Delphine. Ob das menschliche Gehirn mehr oder weniger stark mit Empathie reagiert, ist irrelevant.
Wie lächerlich ist das Geschrei der Tierschützer über Schweizer Bauern, die angeblich noch Hunde essen.
Na und? Wo ist der moralische Unterschied zum Verzehr eines Schweins oder einer Kuh oder einer Katze?

Ich wünsche mir, daß Kinder in Zukunft wieder lernen, daß es zur Natur gehört andere Lebewesen zu respektieren, indem man ihnen aus dem Weg geht.
Das kann nur hilfreich sein, wenn man lernt sich zu arrangieren und nicht aus der bloßen Tatsache ein homo sapiens zu sein das Recht ableitet andere Tiere abzumurxen, wenn sie einem den Weg kreuzen.



Sonntag, 17. Mai 2015

Später irgendwann



Prognosen sind schwierig; insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen.

Da sitzen Meteorologen und Ökonomen in einem Boot. Zuverlässige Vorhersagen gelingen maximal für einige Tage, weil die Systeme einfach zu komplex sind, um über längere Zeiträume zuverlässige Berechnungen anzustellen.

Im Gegensatz zu Pseudowissenschaften wie Theologie und Psychologie verzichten Naturwissenschaftler auf vages Blabla und legen genaue überprüfbare und reproduzierbare Kriterien fest, wenn sie wissenschaftliche Aussagen treffen.

Naturwissenschaftler drücken sich präzise aus und verwenden keine sinnfreien Floskeln, um den Zuhörer einzulullen.
Ich weiß nicht genau was Angela Merkel beruflich tat, bevor sie in die Politik wechselte, aber es kann unmöglich etwas mit Naturwissenschaften zu tun haben.
Merkel wurde vor 21 Jahren deutsche Umweltministerin nachdem sie vier Jahre als Mitglied der Bundesregierung bewiesen hatte statt richtiger und vernünftiger Lösungen die politisch-ökonomisch Genehmen zu fällen.
Das gefiel. Und sie lieferte. Sie machte Schluß mit Wissenschaftlichkeit und….

…..richtete das Ministerium zu 100% auf Atom-Unterstützungskurs aus.

Als erstes feuerte sie Staatssekretär Clemens Stroethmann, der sich bestens in der Materie auskannte.
Das ging natürlich nicht - Sachkundige behindern nur das Buckeln und Ja-sagen vor den Industrieinteressen.

Bis 1998 wurde nach Merkels Amtsantritt kein atomkritisches Wort mehr im Umweltministerium gesprochen.
Das Atomgesetz wurde industriefreundlich umgeschrieben, sie gab die Sumpfgrube Gorleben als endlagertauglich für Millionen Jahre aus und erfreute die AKW-Betreiber mit der großzügigen Erlaubnis ihren supertoxischen, krebserregenden und zigtausende Generationen strahlenden Sabsch in Morsleben abzuwerfen.

Eins muß man Merkel lassen:
In dieser causa ist sie konsequent.
Obwohl sich ihr Kurs für jedermann offensichtlich als katastrophale Fehlentscheidung heraus gestellt hat, die wider jeglicher ökonomischer und ökologischer Vernunft läuft, kriecht sie auch heute noch, 15 Jahre später, bei jeder Gelegenheit in die Hintern der Milliarden-schweren Konzerne, um ihnen ihre lebensgefährliche Uralttechnik aus den 1950er Jahren zu erhalten.

[…..] In dem Zusammenhang sei von mir noch ein müdes Lächeln an Greenpeace übermittelt:

Da wird bemängelt, daß Merkel schon 1996 über die Asse-Untauglichkeit informiert worden ist und diesbezügliche massive Warnungen zum Wohl der Atomindustrie vertuschte…..


29. Februar 1996. Professor Alexander Kaul, Präsident des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS), berichtet Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) in einem Brief über neue Erkenntnisse bezüglich der Laugenzuflüsse im der Schachtanlage Asse II. Eine Untersuchung der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) sei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Laugenzuflüsse eine ernste Gefahr für Atommüll-Endlager in Salzgestein darstellen. Nicht nur der Standort Asse selbst, sondern auch der Weiterbetrieb des ehemaligen DDR-Endlagers Morsleben (ERAM) und das geplante Endlager für hochradioaktive Abfälle im Salzstock Gorleben seien von den Vorgängen in der Asse betroffen.

Die klaren Warnungen von vor 13 Jahren, daß die Lagerung von Atommüll in  Salzstöcken mit erheblichen Sicherheitsrisiken verbunden wäre, wischte Merkel vom Tisch. So würde ein Voll-Laufen der Asse mit Wasser zu einer 100-fach über den zulässigen Grenzwerten liegenden Strahlenbelastung der Bevölkerung führen.
Macht nichts fand Merkel, die noch nicht mal ihr Ministerium selbst auf diesen Brandbrief antworten ließ, sondern gleich duckmäuserisch die Asse-Betreiber die Replik formulieren ließ.
Wozu selbst denken, wenn man auch vorformulierte Sätze der Lobby benutzen kann?

Anders als die Asse war der Salzstock Gorleben auch noch als Endlager für ungleich gefährlichere hochradioaktive Abfälle vorgesehen.   Das „Versuchsendlager Asse“ galt lange Jahre als Prototyp für Gorleben. Doch Merkel hat in dieser entscheidenden Phase an Salz als Endlagerwirtsgestein festgehalten. Sie hat den Einlagerungsbereich in Morsleben 1997 um das Ostfeld erweitert und per Atomgesetzänderung die Betriebserlaubnis für Morsleben noch 1998 um weitere fünf Jahre verlängert.
Sie hat 1998 per Atomgesetzänderung die Enteignung von widerspenstigen Grundstücksbesitzern, die in Gorleben Salzrechte besitzen, ermöglicht und damit den Ausbau des geplanten Endlagers Gorleben weiter vorangetrieben.

Greenpeace ist ernsthaft empört über Deutschlands beliebteste Politikerin:

Merkel ist eine Schlüsselfigur in der Endlagerpolitik und muss vor einen Bundestags-Ausschuss zitiert werden, sagt Greenpeace-Atomexperte Mathias Edler. Sie hat gewusst, dass die Lagerung von Atommüll in Salz nicht sicher ist. Asse und Morsleben hätten sofort dicht gemacht, der Ausbau des Salzstocks in Gorleben gestoppt werden müssen.

Herr Edler hat selbstverständlich RECHT - Merkel hat versagt, bewußt die Öffentlichkeit belogen, der Bevölkerung und unkalkulierbares Krebsrisiko verschafft und last but not least auch noch Milliardenkosten für den Steuerzahler verursacht - aber daß es für so ein Verhalten irgendwelche Konsequenzen außer einer triumphalen Wiederwahl gäbe, ist nun mehr als naiv!


Merkels Zeiten als Umweltministerin sind lange vorbei.
Als Kanzlerin setzte sie 2009 bei erster Gelegenheit die Laufzeitverlängerung für die deutschen Atomkraftwerke durch. Gorleben sollte durchgesetzt werden. Gegen alle Bedenken und wissenschaftliche Analysen. Merkel wollte Gorleben, wollte die Asse, wollte Morsleben.




Bis zu Fukushima, als das ur-grüne Thema drohte Merkels Macht zu gefährden.
Nun prognostiziert man längerfristiger.

Irgendwo muß der Atommüll ja mal hin; das sieht nur 60 Jahre nach Beginn der Atomnutzung nun auch die gegenwärtige Bundesregierung ein.
Auf einmal beginnt man sich über einige Kriterien klarzuwerden.
So ein Endlager muß natürlich sicher sein, aber es darf auch nicht so endgültig sein, daß man überhaupt nicht mehr an die Fässer herankommt, falls in 100 oder 200 Jahren eine bessere Methode für strahlendes Material entdeckt wird.
Andererseits dürfe das radioaktive Megagift auch nicht zu leicht wieder auszugraben sein, um kriminellen Missbrauch damit zu verhindern.
Der Mecklenburg-vorpommersche Energieminister Christian Pegel (SPD) hält es allerdings für nicht mehr vertretbar, die Reversibilität der Endlagerung ob der Möglichkeit einer deutschen Schurkenregierung im 22. 0der 23. Jahrhundert aufzugeben.
Willkommen in Schilda.
Wir wissen nicht wie das Wetter nächsten Monat sein wird, wir haben keine Ahnung von den wirtschaftlichen Entwicklungen im Jahr 2017 und niemand kann sagen, ob 2030 in Europa Atomkrieg oder tiefer Friede herrschen wird.
Für 100.000 Jahre tödlich radioaktiv strahlenden Müll maßen sich aber Bundestagsabgeordnete an, Prognosen zu stellen.

Michael Sailer, 61, Diplom-Ingenieur für Technische Chemie, Vizevorsitzender der Bundestags-Arbeitsgruppe 3 der Endlager-Kommission, einst beim Öko-Institut und heute der Kollaboration mit der Atomlobby verdächtigt, erklärt wie es mit der Endlagersuche in Deutschland weitergeht.

Endlager frühestens in 150 Jahren
Die Arbeitsgruppe 3 der Endlager-Kommission rechnet damit, dass sich die bundesweite Suche nach einem Endlager für radioaktiven Atommüll und dessen Verschluss und Inbetriebnahme um Jahrzehnte verzögern wird. Laut einem Bericht, den der Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Michael Sailer, dem Gremium am Montagnachmittag vorstellte, könnte die Endlagerung sogar erst in 150 Jahren oder später abgeschlossen sein. Sailer skizzierte den Kommissionsmitgliedern, dass eine Inbetriebnahme des Endlagers mit dem Einbringen des ersten beladenen Endlagergebindes frühestens 2045/2050 vorstellbar sei, ein Ende der Einlagerung zwischen 2075 und 2130. Das Ziel, die hoch radioaktiven Abfälle sicher und wartungsfrei im Bergwerk einzuschließen, sei erst zwischen 2095 und 2170 oder sogar später erreichbar. […]

Samstag, 16. Mai 2015

Europas Moral



Aus der Perspektive eines Unfallkrankenhauses sind Krankenwagen (RTW) ganz großer Mist. Ständig bringen sie hilflose, nervige und teure Menschen rein, um die man sich kümmern muß. RTWs sind die Schlepperbanden der StVO.
Im Jahr 2014 gab es allein schon bei Verkehrsunfällen 389.000 Verletzte.
Sie überfluten die Krankenhäuser, nur weil sie nicht zu Hause bleiben konnten und sich in den potentiell sehr gefährlichen Straßenverkehr wagten.
Ein modernes deutsches Krankenhaus würde auch lieber seine extrem teuren Ressourcen für sich behalten und nicht all die kostbaren Instrumente, Medikamente, Blutplasmabeutel an all die Doofen verschwenden, die bloß kosten und besser zu Hause geblieben wären.
Ökonomisch steht die Zahl der Hunderttausenden Verletzten im krassen Missverhältnis zu den bloß 3368  Verkehrstoten (2014, laut Destatis).
Tote sind viel kostengünstiger.
Gut, die Beerdigung muß man berappen, aber da jeder Mensch ohnehin stirbt, ist ein Verkehrstoter volkswirtschaftlich kaum eine Mehrbelastung.
Das deutsche Gesundheitswesen hätte es doch viel einfacher, wenn es 368.000 Verkehrstoten und nur 3368 Straßenverkehrsverletzte gäbe, statt umgekehrt.
Es wäre also wünschenswert, wenn die Minister Gröhe, de Maizière und Schäuble RTWs verbieten würden.
Natürlich wäre damit zu rechnen, daß so ein Verbot nicht immer eingehalten wird.
Menschen tun auch Dinge, obwohl sie illegal sind. Insbesondere wenn es um ihr eigenes klägliches und ohnehin endliches Leben geht, stellen sie sich ganz furchtbar an.
Sie unternehmen alles, um zu überleben – auch wenn es nicht erlaubt ist.
Minister, die dem Idealbild der „schwäbischen Hausfrau“ verpflichtet sind, hätten also vermutlich mit schwarzen Schafen zu tun, die trotz der Mehrkosten für den Steuerzahler Straßenverletzte auch ohne legalen RTW in Krankenhäuser brächten, statt sie einfach am Unfallort krepieren zu lassen.
Das dürfte sich der Rechtsstaat aber nicht bieten lassen.
Illegales darf nicht toleriert werden. Es müßte engmaschige Polizeikontrollen rund um die Krankenhäuser geben, die jeden Smart und jeden Twingo aufmachen, um zu überprüfen, ob nicht ein blutender Schwerverbrecher drin liegt. Allerdings wäre das auch wieder suboptimal, da es womöglich zu schlechter PR kommen könnte, wenn Polizisten Verletzte nicht in Krankenhäuser durchließen und diese notgedrungen vor den Augen der Ordnungshüter die Löffel abgäben.
Da kann es eigentlich nur eine saubere Lösung geben. Statt nur eng vor den Krankenhäusern zu kontrollieren, sollten von der Leyens Jungs ausschwärmen und alle Verletzten-Schleuser, also jedes Auto sprengen, das in der Lage wäre einen Verletzten zu transportieren. So sähe christliche Politik aus. Verletzte kämen gar nicht erst auf dumme Ideen; sie würden gleich an Ort und Stelle sterben. Und die Krankenhäuser bräuchten nicht mehr gewaltige Risiken kalkulieren und könnten ihre schönen Vorräte für sich selbst behalten.

Was hier vielleicht ein bißchen radikal klingt, wird im Mittelmeer praktiziert, indem die EU „Schlepperboote“ zerstören läßt.
Die Analogie hinkt natürlich ein bißchen: Deutsche Krankenhäuser arbeiten immerhin NICHT aktiv daran mehr Verkehrsverletzte zu generieren.
Die EU-Politik hingegen ist im hohen Maße mitverantwortlich dafür, daß Länder wie Libyen unbewohnbar geworden sind. Sie generiert Fluchtursachen und zerstört dann die Flüchtlingsboote.
Merkels Verfassungsminister Thomas de Maizière hatte sich genau mit dem Argument gegen Rettungseinsätze im Mittelmeer eingesetzt: Würden zu viele Notleidende auf dem Weg nach Europa überleben, wäre das erst recht ein Anreiz für Schlepper aktiv zu werden.
Der Mann ist übrigens tiefgläubiger und überzeugter Christ, der von seiner christlichen Kanzlerin, die erst diese Woche wieder die „Bibel eine wichtige Quelle der Inspiration“ nannte ausdrücklich gelobt und unterstützt wird.

"Die Abschottungspolitik der Festung Europa zwingt Flüchtlinge dazu, den lebensgefährlichen Seeweg über das Mittelmeer zu nehmen. Um das Massensterben im Mittelmeer zu stoppen, müssen endlich legale und sichere Wege für Asylsuchende in die EU geöffnet werden. Dazu gehört auch die Aufhebung der Visumspflicht für Schutzsuchende und die Abschaffung der Dublin-III-Verordnung, damit Schutzsuchende sich das Land ihres Asylverfahrens selbst auswählen können", fordert die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke. Die Abgeordnete weiter:
"Das von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller geforderte Milliardenprogramm der EU zur Stabilisierung in den Fluchtländern wird nur dann wirkungsvoll sein, wenn es nicht der Aufrüstung des dortigen Grenzschutzes dient, sondern der wirtschaftlichen Entwicklung.
Geradezu zynisch erscheint in diesem Zusammenhang Müllers Forderung nach einer diplomatischen Offensive der EU zur Befriedung Libyens und dem Aufbau staatlicher Strukturen – schließlich haben EU-Staaten zuvor mitgeholfen, den libyschen Staat zu zerbomben und zum Tummelplatz von Al Qaida zu machen. Zu einer grundlegenden Wende der europäischen Flüchtlingspolitik muss die Bekämpfung von Fluchtursachen gehören – nicht die Schaffung neuer Fluchtgründe."

Statt diese unfassbar perverse und amoralische Politik zu verdammen, kaprizieren sich weite Teile von Presse und Politik auf das Verdammen von Schlepperbanden – also ob sie die Ursache und nicht Symptom eines Problems wären.

Schlepper/Schleuser bieten vielen Menschen überhaupt erst eine Chance zum Überleben, die sie allein nicht hätten.
Erhellend dazu war – wieder einmal – ein PANORAMA-Bericht aus dem Februar 2015. Die Realität ist oft ziemlich anders, als das was uns de Maizière und Frontex weismachen wollen

Was ist es schön, wenn sich ausnahmsweise mal alle einig sind. Zum Beispiel beim Thema Schlepper. Widerlich. Menschenverachtend. Wie sie aus der Not der Flüchtlinge auch noch Kapital schlagen. Da regen sich alle mal so richtig schön auf. Man hat also Schuldige gefunden, die für das Elend im Mittelmeer verantwortlich sind. Ist ja auch viel bequemer auf andere zu zeigen, um von der eigenen Verantwortung abzulenken.
Warum fliehen denn Menschen übers Meer? Ertrinken und erfrieren? Weil sie nicht mehr in ihren Folterregimen leben wollen und weil wir in Europa ja alle Grenzen dicht gemacht haben. Aber wer will das schon hören?
Dann lieber Entsetzen über die schlimmen Schleuser.

30 Cent pro EU-Bürger würde es kosten die Hilfe so aufzustocken, daß niemand mehr im Mittelmeer krepieren muß.

Offensichtlich verschließen die EU-Innenminister und Regierungschefs alle Augen, inkl. Hühneraugen, vor den Verhältnissen beispielsweise in Libyen.
Das Land ist die IS- und Al Kaida-Hochburg Nordafrikas geworden, seit England und Frankreich die staatlichen Strukturen weggebombt haben.
Es herrscht brutalster Bürgerkrieg  dank des Engagements der EU, die sich nach dem Desaster, das sie anrichtete, schnell vom Acker machte und die Grenzen schloss, als Einheimische auch versuchten zu entkommen.

„Damit wird das Leben Tausender von Flüchtlingen aufs Spiel gesetzt“, kritisiert die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke, die Absicht der EU, ein Mandat des UN-Sicherheitsrates zu einem militärischen Vorgehen gegen Schleuserboote zu erhalten. Jelpke weiter:
„Wer die Abschottungspolitik der EU sogar mit Kriegsschiffen sicherstellen will, betreibt das Gegenteil einer humanen Flüchtlingspolitik. Es ist ein Armutszeugnis für die Europäische Union, wenn sie auf marode Flüchtlingsboote mit Kanonenbooten reagiert.
Niemand hat der EU den Krieg erklärt – schon deswegen ist es völlig illegitim, zu militärischen Mitteln zu greifen. Die Flüchtlinge brauchen Hilfe. Wenn die EU stattdessen die Boote zerstört, mit denen sie nach Europa gelangen wollen, wird ihr Elend in Afrika nur noch weiter andauern. Letztlich werden sie versuchen, auf noch riskanteren Wegen mit noch unsichereren Booten zu fliehen.
Deswegen warne ich: Der vermeintliche Krieg gegen die Schleuser wird zu einem Krieg gegen Flüchtlinge. Er wird, wie jeder Krieg, das Leben von Unschuldigen kosten. Ich fordere die Bundesregierung auf, sich innerhalb der EU klar gegen diese Militarisierung der Flüchtlingsabwehr zu stellen. Der Krieg, der hier geplant wird, ist ein deutlicher Verstoß gegen den Gedanken der Mitmenschlichkeit und Solidarität, wie er auch im Grundgesetz verankert ist. Es gilt, nicht zu schießen, sondern zu helfen. Das bedeutet, Flüchtlingen legale Einreisemöglichkeiten nach und faire Asylverfahren in Europa zu gewähren. Dann werden auch die Schleuser überflüssig.“

Daß die moralisch völlig verkommenen antihumanen Parteien CDU, FDP und CSU den Kampf gegen Schleuser forcieren, wundert mich nicht.
Glücklicherweise sprechen sich Linke und Grüne klar dagegen aus.

Aber was ist eigentlich mit meiner Partei; der SPD?
Seit sie wieder in der Regierung sind, haben fromme Christen wie Nahles, Thierse oder Gabriel offensichtlich ihr Gewissen ins Klo fallen lassen.
Nächstenliebe und Gastfreundschaft scheint vergessen.

[….] Die Pläne der EU, mit Militäroperationen gegen Schleuser auf dem Mittelmeer vorzugehen, werden von Linken und Grünen scharf kritisiert - während in der SPD für ein »robustes Mandat« plädiert wird. Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin nannte dies einen »wahnwitzigen Plan« und warnte die Bundesregierung davor, bei einer Abschottungspolitik mitzumachen, »die nichts mehr mit europäischen Werten zu tun hat«. Die Außenpolitik Deutschlands hat nach den Worten von Trittin »ihren Kompass verloren«.
[….]  Der Grüne warnte auch davor, mit einem UN-Mandat auch in Libyen zu intervenieren, um den Tod tausender Flüchtling auf dem Mittelmeer zu verhindern. »Schiffe versenken statt Menschen retten. Damit wird Libyen weiter zerfallen - auf Kosten der Menschenrechte«, sagte Trittin der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. Offensichtlich habe die Weltgemeinschaft nichts aus dem Desaster der Libyen-Intervention von 2011 gelernt, die ganz Nordafrika destabilisiert habe.
[….] Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow äußerte sich ähnlich. Der »Rheinischen Post« sagte der Linkenpolitiker, er halte »einen Militäreinsatz gegen Flüchtlingsboote für unvereinbar mit den Wertegrundlagen der Europäischen Union«. [….]